Marotkoüebatte in Paris . Nenaudels Anklage. Part», 28. Mai. (Eigener Drahtbericht.) Am Mittwoch nachmittag begann die Kammer die am Montag vertagte Aussprache über die sozialistische Interpellation wegen Marokko . Die Interpellation wurde von dem Genossen R e n a u d e l begründet. Die sozialistische Fraktion, so führte er aus, sei sich In vollem Umfange des Ernstes der Lage bewußt, um so mehr als die Ereignisse in Marokko geeignet seien, schwere internationale Ver- Wicklungen nach sich zu ziehen. Die sozialistische Partei Hab« seit Beginn der Besetzung Marokkos durch Frankreich unaufhörlich auf die schweren Gefahren dieses Unternehmens hingewiesen. Für ihn, Renaudel, stehe es außer Zweifel, daß hinter Abd el Krim die kapi- talistischen Interessen gewisser Unternehmungen und vor allem ge- wisser ausländischer Bergwerksgesellschaften stünden. Auch der Bolschewismus habe das Seine dazu beigetrogen, den Nationalis- mus der Eingeborenen in den Kolonien zu schüren. Den unmittel- baren Anlaß zu dem Aufstand Abd el Krim? scheine jedoch die unter dem Ministerium Poincare erfolgte Aenderung der fran- zösischen Politik in Marokko gegeben zu haben. Bis zum Jahre 1S24 Hab« Frankreich sich darauf beschränkt, seinen Einfluß in der Zone nördlich des Uergha auszuüben. Erst im Jahre 1924 sei auf Wunsch des Marschalls Lyautey deren militärische Besetzung erfolgt. Im Namen des französischen Volkes verlangt« Renaudel völlige Klarheit über die Vorgänge in Marokko , insbesondere darüber, wie das französische Oberkommando durch die Offensive Abd el Krims sich überraschen lasten konnte. Unter den stürmischen Protesten der Rechten, die den Redner fast bei jedem Satz durch lärmende Zuruf« unterbricht, verlangt Renaudel Aus- kunft, wie groß die Zahl der nach Marokko entsandten Verstärkungen und insbesondere die französischen Berlust« seien. Die Lazarette von Casablanca seien bereits mit Verwundeten überfüllt. Im Namen der sozialistischen Fraktion verlangte Renaudel Verhandlungen m i t A b d e l K r i m. um zu einem billigen Friedensschluß zu kommen. War es schon bei der Rede Renaudels zu starken LSrmszenen und stürmischen Unterbrechungen durch die Rechte gekommen, so flog die Sitzung während der Ausführungen de» Kommunisten D o r i o t auf. Als er die Franzosen als.Unterdrücker von 20 Mil- lionen Marokkanern' bezeichnete, zog er sich bereit»«inen Ordnung»- ruf durch Herriot zu. Ungeheurer Lärm entstand dann, als er er- klärte, daß sich die Soldaten in Marokko Ihrer Kameraden im Ruhr- gebiet«rinnern werden, die mit den Deutschen fraternisierten. Als sich der ungeheure Tumult, den diese Worte auslösten, etwas gelegt hatte, bezeichnete der Kammerpräsident die Bemerkung Doriots als Aufruf zur Gehorsamsverweigerung und beantragte geegn den kommunistischen Redner die Zensur. Diese wurde mit allen Stim- nien gegen die der Kommunisten und eine» Teils der Sozialisten beschlossen. Daraufhin erhoben sich die Kommunisten und sangen die Internationale, cherriot verließ sofort den Prästdentenplotz und hob damit die Sitzung auf. Bedingtes Vertrauensvotum deS Linksblocks. pari». 28. Mai.(Eigener Drahtbericht.) Die soziallstisch« Fraktion hat am Mittwoch vormittag in einer neuen Sitzung nach einer eingehenden Aussprache beschlosten, für die Entschließung zu stimmen, die am Dienstag von einer Abordnung des Kartell» der Linken als Abschluß der Kammerdebatte über die Marokko - Politik vorgeschlagen wurde. Voraussetzung ist allerdings, daß die Erklärungen, die Poinleoi in der Kammer über die Ansicht der Regierung machen wird, mit denen übereinstimmen, die er den Dele- gierten der Linksparteien gegeben hat. Die Entschließung, mit der sich Painlev« und Briand einver- standen erklärt haben, enthält ein Vertrauensvotum und st-llt ausdrücklich fest, daß die militärische Aktion in Marokko lediglich defensiver Natur sei und aus- jchliehlich der Aufrechterhaltung und dem Schutze der Rechte zu dienen habe, die der Vertrag von Algeciras Frankreich gegeben hat. Die Entschließung nimmt weiterhin Kenntnis von der Bereitschaft der Regierung, sobald die Umstände es gestatten, in Verhandlungen über die Wiederherstellung de» Frieden»«inzutreten. Tie Gewerkschaften forder» Verhandlunge«. Paris , 28. Mai. (WTB.) Der Verwaltungsausschuh de» All- gemeinen Arbeiterverbandes(E. S. T.) erläßt einen A u f r u s. in dem er erklärt, er fordere von der Regierung, die Initiative zu einer Lösung derMarokkofragezu ergreifen, die zur Eni- spannung und zum Frieden führen könne. Die einzige Mission, so heißt es weiter, die eine Nation ehren könne, sei. ein anderes Volk für den Fortschritt zu begeistern und dafür zu sorgen, daß es in Gerechtigkeit, Freiheit und Wohlfahrt wachse. Der Verwaltungs- rot fordert die unverzügliche Einleitung von Ver- Handlungen mit den Rifleuten.
Ein politischer Prozeß. Verleumdung des Ullsteiu-VerlageS— 500 M. Geldstrafe Ein deutschnationaler Journalist, namens Ullmann, der eine Zeitschrift.Deutsche Arbeit' herausgibt, hatte In dieser den vom Verlage Ullstein herausgegebenen.Weltatlas' kritisiert. Besonders hat es ihm die Tatsache angetan, daß in der Kart- der Tschechoslowo- kei die Nomen der Städte in tschechischer Bezeichnung ausgeführt wurden. Au» dieser Tatsache leitet- Ullmann das Recht ab, den Verlag Ullstein als ein„nur noch in juristischem Sinne deutsches Unternehmen' zu bezeichnen und der.Dost. Ztg.' nach völkisch-deutsch - nationalem Beispiel den Schimpfnamen„Gazette de Foch anzu- hängen. Der Verlag Ullstein hat gegen Ullmann Privotklage erhoben, mit dem Resultat, daß der Beklagte heute zu Stil) Mark Geldstrafe und zur Tragung der Kosten verurteilt wurde.
ßastbiftiftbe Rache. Hamburg . 28. Mai.(Eigener Drahrbericht.) vor einigen Tagen meldeten wir die Absetzung des italienischen Dizekonsuls und die Verhaftung von fünf Italienern wegen eines schwunghaften Paßhandels. Hier verlautet nun, daß der zum Zwecke der Auf- klärung dieser Angelegenheit aus Rom nach Deutschland entsandte hohe Beamte des italienischen Sicherheitsdienste» Dr. Dosi plötzlich abberufen wurde und seiner Maßregelung durch die faschistische Regierung entgegensieht. Die faschistischen Kreis- in Rom und Berlin waren über die R ü ck s i ch t« l o s i g k e i t. mit der dieser unpolitische Beamte gegen ihre kompromittierten Parteifreunde im italienischen Konsulardienst vorgegangen ist, sehr empört und haben bei der vorgesetzten Zentralbehörde Dosis besten Kaltstellung beantrag'
Das Dlvlomakische Zahrbuch(Jahrgang 1025), das im Verlag Justus Perthes in Gotha herausgegeben wird, ist in neuer Auflage erschienen. Es enthält ausführliche Angaben aus Politik, Wirtschaft und Berkehr.
Die dörfliche Müttkute. In allen Tonarten schimpfen die Bewohner der am Wald gc- lrgenen beliebtesten Groß-Berliner Ausslugsorte, daß.ihr' Wald in jedem Sommer von Ausflüglern durch Zurücklassen der Ueber- bleibsel des„Freßkobers' so arg verschandest wird. Diese Klage ist alt und die ihr zugrunde liegende Unsitte trotz aller Ermahnungen der Presse und der Forstbehörden scheinbar nicht auszurotten. Nur einmal in den letzten Jahren war es anders. Das war in der In- flationszeit, als Tausende sich auf die Socken machten, um in den Wäldern altes Papier, Flaschen, Büchsen und andere weggeworfene Dinge, die plötzlich erheblichen Wert erlangt hatten, aufzusammeln. In wenigen Wochen sahen selbst die durch ihre bisherige Unsauberkeit verrufensten Waldgebiete blitzsauber au». Heute ist die alte Der- schmutzung wieder zur Gewohnheit geworden. Sind aber daran nur die Berliner Einwohner schuld? Die schleppen sich doch ganz sicher nicht mit durchlöcherten Eimern und Kannen, mit zerbrochenem Porzellan und rostzerfrestenen ehemaligen Drahtzäunen herum. Ein großer Teil der Bewohner der Vororte und der nächsten märkischen Dörfer sollte sich in dieser Frage auch einmal an die eigene Nase fassen. Da wird alles, was man im eigenen Haushall nicht mehr verwenden kann, in den nahen Wald oder auf Feldwege geworfen. Man sieht hier ganze Haufen von verwittertem Gerümpel, das schon viele Jahre lang liegen muß. So leicht wäre es, mit einigen Spaten- stichen das Unbrauchbare zu oergraben, aber auch im Borortdorf ist man gegen da» Trägheitsgesetz nicht gefeit. Viele hundert solcher nur von den Dörflern herrührenden Schmutzherde sind nicht zu über- sehen. Einer der übelsten und größten ist beispielsweise kurz vor dem Eintritt nach Rüdersdorf , wenn man von Alt-Buchhorft kommt. Das in einer Mulde aufgespeichert liegt, kann zehn Produktenteller füllen. Dem reinlichkeitsliebenden Wanderer wird von Dutzenden dieser Schmutzstätten, die er passiert, noch mehr die Stimmung verdorben als von Stullenpapier und Eierschalen. Also, lieber Dörfler, was du nicht willst, das man dir tu. da» füg' auch keinem anderen zul Dann kannst du mit etwas mehr Recht als fetzt dich über Ausflüglerunsitten entrüsten.
der haß gegen Sie Grunößhule. proleswerfammlung von Eltern. Die im Reichstag nach erbitterten Kämpfen zustandegebrachte Abänderung des Grundschulgefetze» hat infolge der für Preußen erlassenen Aus-führungsbestimmungen bei einem Teil der Elternschaft eine Protestbewegung hervorgerufen. Diejenigen Estern, die für ihre Kinder beim Uebergang auf höhere Schulen eine weitgehende Bevorzugung erwarteten, sind durch die Ausführungsbestimmungen nicht befriedigt worden. Enttäuscht sind besonders Eltern, deren Kinder nach nur dreijährigem Besuch anderer Borbereitungsschulen bereit» von höheren Schulen zur Osterauf- nähme geprüft waren und nun wegen Ungülligkeit dieser Prüfungen nicht zugelasten werden. In Berlin ist au- der Elternschaft«in Arbeitsausschuß zusammengetreten, der vom Minister für Kunst. Wistenschast und Volksbildung eine Milderung der Bestimmungen erreichen will. In einer am Mittwoch abgehaltenen Protestoerfamm- l u n g, die von Eltern aus den in Betracht kommenden Bevölke- rungsfchichten stark besucht war, wurde über die Tätigkeit dieses Ausschusses berichtet. Daß sie bisher erfolglos geblieben ist und daß der Minister sogar in einem Zeitungsartikel erklärt Hot, er werde sich nicht durch eine kleine Minderheit«ine Um- gehung des Gesetzes abtrotzen lassen, trug nicht dazu bei, die Erregung der Versammelten zu dämpfen. Nach der Bericht- erstattung durch zwei Ausschußmitglieder wurde eine Protest. resolution vorgelegt, aber keine Aussprache darüber zugelasten. Anscheinend fürchtete man die Freunde der Grund- schule, die in der Versammlung gleichfall« vertreten waren und gegen die sich offenbor der vom Vorsitzenden bei �Versaminlungs- beginn im voraus angedrohte„Hausrechtsgebrauch' richten sollte. Man wollte, obwohl zu der Versammlung durch Zeitungen ein- geladen worden war ssogar vom„Vorwärts' hatte der„Arbeits- ausschuß für die Belange der Elternschaft' einen Hinweis erwartet). die Opposition al,„hier nicht hineingehörend' abtun. In dem Ge- tümmel kam ein Redner zu Wort, der unserem verstorbenen Genossen Konrad Haenisch . dem der Schulreaktion verhaßten früheren Bolksbildungsmlnister, eins auszuwischen versuchte. Er stellte sich vor als Sohn desjenigen Lehrers, der dem Gymnasiasten 5)aenisch, als er„aus Prima abging oder abgegangen wurde', das Abgangszeugnis schrieb, und wollte jenes Zeugnis. besten Wortlaut er sich verschafft habe, vorlesen. Leider wurde er durch stürmische Pfuirufe der Opposition gehindert, sein Vorhaben auszuführen. Solche Zeugniste kennzeichnen manchmal mehr den Lehrer als den Schüler. Au» Hoenstchs Zeugnis hätte man vielleicht ersehen können, wie weit dem Lehrer, der den wegen„sozio- l ist! scher Umtriebe' von der Schule verwiesenen Primaner Haenisch zu beurteilen hatte, der Sohn gleicht, der nach drei Jahrzehnten durch Vorlesung jenes Zeugnisses den toten Minister Haenisch bloß stellen zu können glaubte. Die Protestresolutton wurde unter tobendem Beifall der Grund- schulseinde angenommen. In großer Erregung ging die Bersamm- lung auseinander.__ Schwarzweihroter �laggenspektakel. Etliche gutbezahlte reaktionäre Gernegroße veranstalleten gestern im Kriegervereinshaus eine Spektakclkundgebung: ,�)er mit der Flagge Schwarz-Weiß-Rot.' Eines fiel auf: ein Minimum an Ge- Hirn und ein Maximum an Lungenkraft, das die Trommelfelle zu sprengen drohte. Schweißbettopfte Männer, z. T. in enthaartem Znlinder und zum anderen Teil in Wilhelms seliger Paradeuniform bildeten das Kirchweihtomitee! Zur Hebung der Stimmung ßab es in den Pausen Einlagen: Ohrfeigengesechte, Ringkämpfe zu zweien. aber auch in Massen. Aeltere Stistsdamen schwenkten schwarzweih- rote Papiersähnchen. Riesige Arbeit hatten von wegen des Teu- tonendurstes die Oberkellner zu leisten. Nach Abmarsch der Haken- kreuzgarde kam es auf der Straße zu Zusammenstößen. Gummiknüppel belebten die Szenerie. Die Polizei nahm mehrere Verhaftungen vor. Alles in allem: Eine muntere nationale Sache von durchaus urwüchsigem Humor. Erwähnt sei, daß«ine Resolution angenommen wurde, die die Wiedereinführung der monarchistischen Parteifarben als Landesflagge verlangt. Es war bezeichnend, daß selbst in diesem Kreise diese Entschließung auf nicht unerheblichen Widerspruch stieß.
Sportärzte. Die Stadt Berlin , die schon bisher für die Förderung des Sports in außerordentlichem Maße eingetreten ist, wird nunmehr, nach einer Mitteilung des Hauptgesundheitsamts, auch bei der Versorgung der Sportvereine mit den erforderlichen Sportärzten sich maß- gebend beteiligen.— Als erster Schritt hierzu ist es anzusehen, daß der Stadtmedizinalrat Professor Dr. von Drigalski den Vor- sitz der neu gegründeten Ortsgruppe des Deutschen Aerztebundes Mir Förderuna der Leibesübungen übernommen Hot. Dem Vor- stände dieser Ortsgruppe gehören weiter an: die Herren Sanitäts- rat Dr. Scheper, Vorsitzender des Groß-Berliner Aerztebundes. Abt. -Direktor Dr. Schwöers sowie die praktisch als Sportärzte bereits wiederholt hervorgetretenen Herren: Dr. Willner, Dr. Ruhemann und Dr. H e r x h e i m e r. Der letztere ist gegen- wärtig Leiter der ersten sportärztlichen Untersuchungsstelle der Stadt Berlin in der Charttö.— Nachdem die Sportverein« sich fast all-
gemein auf den Sdmdptmki gestellt habe», daß«ine geregelle fport- ärztliche Versorgung eine wichtig« Voraussetzung für eine zweck- mäßige weitere Entwicklung des Sports ist, wrrd nunmehr die neue Ortsgruppe die Versorgung der Vereine mit fachlich entsprechend qualifizierten Sportärzten als erste Ausgabe durchzuführen haben. Das Interesse der Aerzteschaft an den Fragen des Sports kenn- zeichnet sich durch zahlreiche Beitrittserklärungen zur Ortsgruppe. Schnellbahnbau Gefunübrunnen- Neukölln. Die Stadt Berlin hatte mtt der AEG.- Schnellbahn Aktiengesellschaft i. Liqu. im Oktober 1923 einen Ver» trag geschlosten, wonach die durch den begonnenen, aber nicht be- endigten Bau der Schnellbahn Gesundbrunnen— Neukölln berührten Straßen für den Verkehr wiederhergestellt werden sollen. Die ver- tragsmäßige Wiederherstellung der'Straßen ist bis jetzt ungefähr zu rund zwei Dritteln von der Gesellschaft vorgenommen, während das letzte Drittel der Erfüllung noch aussteht. Die Aktiengesellschaft hat nun die Stadt gebeten, den Rest der Wiederher- stellungsarbeiten gegen Vergütung zu übernehmen und gleichzeitig eine endgültige Auseinandersetzung zwischen Stadt und Gesellschaft zu vereinbaren. Der Magistrat ist dieser Anregung der Gesellschaft nähergetreten, weil durch die inzwischen erfolgte Ver. änderung der Verhällnisse, insbesondere durch die Absicht der Stadt, selbst den Bahnbau in nächster Zeit fortzuführen, eine gewisse Vereinfachung der Arbeiten ebenso wünschenswert ist wie die Ausführung durch die Stadt. Mit der Gesellschaft ist daher ein Vertrag vereinbart worden, wonach die noch unausgeführten Arbeiten mit gewissen Ausnahmen durch die Stadt gegen eine bare Entschädigung vovn 150 0Y0 M. übernommen werden und die lieber- lassung von Materialien in Aussicht genommen ist. Ferner soll durch grundbuchliche Eintragungen gesichert werden, daß der Stadt bei der Unterfahrung der der Gesellschaft gehörigen Grundstücke Schwierig- ketten nicht entstehen. Sodann ist nochmals ßer Erwerb des Eigen- tums sämtlicher vorhandener Tunnelbauwerke, einschließlich des Tunnels unter der Spree , durch die Stadt festgelegt.— Die Tiefbau- deputation hat dem Vertragsentwurfe zugestimmt, auch hat das Grundbuchamt des Amtsgerichts Berlin-Mitte schriftlich bestätigt, daß gegen die im Vertragsentwurfe formulierten Eintragungen keine Bedenken bestehen. Der Magistrat hat die Stadtoerordnetenversamm- lung ersucht, ihr Einverständnis zu dem Abschlüsse des dahingehenden Dertragss mit der ACG.-Schnellbahn Aktiengesellschaft i. Liau. zu geben und die Beschlußfassung möglichst zu beschleunigen, weil sich die Gesellschaft nur bis Ende Juni gebunden hat.
Gattenmord in Weiftensee. Bei der Kriminalpolizei in W ei ß en s e e fand sich in der ver- gangenen Nacht der Eisenbahnarbeiter Konz ein und bezichtigte sich selbst, seine Sosährige Frau auf ihren ausdrücklichen Wunsch getötet zu haben. Die Polizen fand in der Wohnung in der Kronprinzen- straße 10a die Frau erhängt auf. Die Untersuchung ergab jedoch, daß die Tote Würgemale am Halse aufwies. Dadurch Ist der Ver- dacht entstanden, daß Konz erst seine Frau erwürgt und erst später als Leiche aufgehängt hatte. Die Untersuchung des mysteriösen Falles wird vermutlich binnen kurzem Klarheit bringen. Aufllärung eiueS falschen Mordgerüchrö. Sett Anfang d. I. war in der Gegend von Oranien» bürg, besonders in P i n o w, ein Mordgerücht verbreitet. E i n Werkmeister D- aus Berlin hatte sich mit seiner Geliebten, die schwanger sein sollte, gezankt. Das Paar hatte sich darauf getrennt und weder V. noch sonst jemand wußte, wo das Mädchen geblieben war. Da kam zuerst in Pinow, wo B. bei einem Straßenbau eine Zeitlang beschäftigt gewesen war, das Gerücht auf, daß er leine Geliebte ins Wasser gestoßen und ertränkt habe. Das Gerücht verbreitete sich immer weiter, besonders, nachdem zu Anfang Februar in jener Gegend d i e L e i ch e einer unbekannten schwangeren Frau aus dem Wasser gelandet worden war. Diese Tote, die unbekannt beerdigt werden mußte, sollte, daran hielt dos Gerücht hartnäckig fest, die ermordet« Geliebte des Wertmeister» sein. Dieser selbst suchte vergeblich nach dem Verbleib seiner ehe- moligen Geliebten. Auch alle Nachforschungen der Behörden blieben erfolglos, bis es jetzt endlich der Kriminalpolizei gelang, das Mädchen in Neukölln, wo es im Dienst steht, zu ermitteln. Do» Gerücht von seiner Schwangerschaft und seiner Ermordung erwies sich als leeres Gerede. Wer die Ertrunkene ist, weiß man immer noch nicht.
Hnndcfperre noch bis Ende Juni. Verschiedene irreführende Nachrichten über eine Aushebung bzw. Milderung der Hundesperre in ganz Groß-Berlin veranlassen den Polizeipräsidenten, darauf hinzuweisen, daß eine Aufhebung der Hundesverre er st drei Monate nach dem letze nfe st- gestellten Tollwutfall erfolgen kann.— Eine Milde- rung der Hundesperre bzw. Kürzung der Sperrzeit ist nach den gesetz- lichen Bestimmungen leider nicht mögllch. Dagegen wird eine Ver- kleinerung des Sperrbezirks sobald irgend möglich angängig vor- genommen werden.— Falls kein neuer Tollwutiall festgestellt wird, ist mit einer völligen Aufhebung der Hund«"sperre In Groß-Berlin EndeJuni zu rechnen.— Hierbei wird noch besonders darauf aufmerksam gemacht, daß Hunde, die aus dem Sperrgebiet in einen sperrfreien Teil Berlins oder bei Ausflügen im Vorort- verkehr mitgenommen werden, dem Maulkorb- und Leinenzwana unterliegen. Die Herkunft der Tiere wird in Verdachtsfällen dura, Feststellung der Persönlichkett der Besitzer festgestellt werden.
vom Autobus der Linie 11 zermalmt. Heute vormittag um 11 Uhr wurde an der Jerusalemer , Ecke Leipziger Straße ein älterer Herr von einem Autobus der Linie 11 Übersahren und ihm beide Füße zermalmt. Mit einer Kraftdroschke wurde der Verun- glückte nach der nächsten Unfallstelle gebracht und von dort in ein Krankenhaus übergeführt. Flucht eines Desraudanken. Der Kaufmann Richard Jtal, der zwei Jahre lang im Berliner Ratskeller den Ein- und Vertauf m der Weinabteilung leitete, ist nach Unterschlagung von 20 000 M. geflüchtet. Wie jetzt feststeht, hatte Jtal, ein verheirateter Mann, ein Verhältnis mit einer Lilly Zillmann, mit der er auf großem Fuße lebte. Mit ihr ist er jetzt auch in seinem eigenen Auto mit der Nummer I. A. 4306 entflohen. Man vermutet, daß der Flüchtige mit einem Londoner Freund verabredet hat, mit seiner Ge- nebten ebenfalls nach London zu kommen. Die Allraktionen de» Lunaparks sind um einige vermehrt worden. Einen sehr schönen Landschaftsfilm von der bayerischen Wendel st einbahn benutzt man zu einer recht hübschen Illusion. Ein Bärentheater führt russische und ttbetanische dressiert« Bären nebst einem drolligen, tapsigen Bärenbaby, einem echten, lebendigen Teddybärchen, vor. In einer trotz ihrer Größe fast imim wirkenden Halle mit einem famosen Rollschuhparkett tritt der E i s e n- tönig Breitbart aus, der mit lächelndem Antlitz Etsenstangen wie Vlumendraht biegt. Aus einer Freibühne sieht man in wirkungs- voll gemischten Lichtern die Körperschönheit gut gebauter Athleten, Tänzer und Tänzerinnen. Zugendweihe Neukölln. Anmeldungen hierzu in den Vorwärts- spedittonen, Neckarstraße 2 und Siegfriedstraße. Einschreibegebühr 50 Ps. Der Unterricht beginnt Freitag, den 12. Juni.
Groß-Serliner parteinachrichten. Zuagsozialisten, Druvpe Norbeil, Schönstedts?. I Freitag abend 7>/, Uhr:.Literarif»« Abend Leiter: Denoffe Sinz.— Tr-fipunkl zur Pfingftsahrt nach dem U,d»rs»e, Soewadend abend d>/, Uhr, Bahnhof ebetundbrunnru.