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feines Berichtes in einer gemeinsamen Sihung des wirtschafts­politischen Ausschusses angenommenen Entschließung:

Ja, es wird Kaviar gegessen!" Aber nur mit Bürgerlichen zusammen

In der Roten Fahne" beschäftigt sich Ruth Fischer spaltenlang mit einer gelegentlichen Aeußerung des Genossen Hermann Müller über die prunkvollen Feste der Berliner Sowjet- Botschaft und den gewaltigen Kaviarverbrauch bei ihnen.

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In Uebereinstimmung mit der früheren Entschließung des wirtschaftspolitischen Ausschusses" heißt es darin, betonen fie( die Ausschüsse) erneut, daß das Ziel der deutschen Handelspolitik die Wiederherbeiführung eines möglichst ungehinderten internationalen Warenaustaufches durch internationalen Abbau der Zollmauern auf dem Wege der Handelsverträge sein muß. Die Erreichung Ruth Fischer gibt's dem Genoffen Hermann Müller nicht zu dieses Bieles darf nicht durch die Befriedigung ho chi chu 3- tnapp. Hermann Müller hat nämlich es ist wirklich eine Schande! zöllnerischer Wünsche einzelner Wirtschaftsgruppen in den-noch gar nicht begriffen, daß es darauf ankommt, wer den Raviar verhandelnden Ländern verhindert werden... Die Grenzen ist. Wenn er von Vertretern eines proletarischen Klaffen eines mäßigen 8olfschutzes müssen immer dann als überschritten staats gegeffen wird, fann es für den Kaviar doch nur eine Ehre gelten, wenn fei es durch Verteuerung der inländischen Bezugs- fein! Ruth Fischers dialektische Schärfe triumphiert daher in der preise für Rohstoffe und Halbfabritate, sei es durch Belieferung Feststellung: der ausländischen Konkurrenz die Konturrenzfähigkeit der deutschen weiterverarbeitenden Industrie auf den ausländischen Märkten behindert wird."

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Die Betrachtung Hermann Müllers sollte jedem Arbeiter, der noch eine Spur von Klaffenbewußtsein befigt, zeigen, daß die SPD . eine rein bürgerliche Partei ift und daß ihre Führer rein bürgerlich denken und handeln.

Aber Ruth, die Unerbittliche, läßt damit ihren Gegner noch lange nicht los. Absatz für Absatz geht es weiter, bis sie schließlich dem Unglücklichen mit folgenden Sägen ins Gesicht springt:

.. Denn, so sagt Hermann Müller , in der sowjetrussischen Botschaft wird Kaviar gegessen.

Ja, es wird Kaviar gegeffen. Die bürgerlichen Diplomaten ( unfere" Diplomaten), mit denen es die sowjetrussischen noch zu tun haben, weil unfere" Sozialdemokraten unseren" Rapi­talismus für unseren Stinnes und unseren Hindenburg ge­schüzt haben, lieben so etwas, und man muß, so lange man mit ihnen noch nicht in anderer Sprache reden fann was Sache des deutschen Proletariats ist sie mit Kaviar füttern.

Aber welche Logit zwingt zu dem Schluß, daß des halb eine angebliche Arbeiterpartei dem Hindenburg , unferem" Hindenburg , Mittel bewilligen muß? Eine tapita listische Logit.

Die Vertreter der freien Gewerkschaften im Arbeitsans­fchuß gingen bei ihrer Stellungnahme zu den von der Regie­rung in Aussicht genommenen Zollerhöhungen in erster Linie von dem Grundsay aus, daß eine Belastung der weiterver­arbeitenden Industrie durch Schutzölle auf Rohstoffe und Halbfabrikate sowie eine Verteuerung des Maffenbedarfs durch Hochfuzzölle mit Fertigwaren verhindert werden müsse. Sie ließen sich also nicht von dem berufsegoistischen Gesichts­puntt beeinfluffen, daß die Verweigerung des von dieser oder jener Industrie geforderten Zollschutzes zu einer Bemehrung der Arbeitslosigkeit in dem betrefenden Gewerbezweig führen tönnte. Es ist ihnen natürlich in vielen Fällen nicht gelungen, fich gegenüber den hochschutzöllnerischen Wünschen weiter Unter­nehmerkreise durchzusehen. So sind z. B. die viel erörterten hohen Automobilzölle in dem Arbeitsausschuß gegen Die Stimmen der freigemertschaftlichen Ar­beitnehmervertreter, die wesentlich niedrigere Sätze vorgeschlagen hatten, beschlossen worden. Anderseits fonnten sich die Gewerkschaftsvertreter im Hinblick darauf, daß der Arbeitsausschuß vor allem den Auftrag hatte, Vorarbeit für die unmittelbar bevorstehenden Handelsvertragsper handlungen zu leisten, der Notwendigkeit, den deutschen Verhandlungsführern ein für die Verhandlungen brauch bares Instrument in die Hand zu geben, nicht ver­Siehft du, Hermann Müller , mun bist du aber gründlich ent­ſchließen. Es ist ja bekannt, daß auch die Wirtschaftswissen farot! Und verstede dich ja nicht hinter die Ausrede, Ruth Fischer schaftler, die sich gelegentlich der Stuttgarter Tagung des Ver- gehen von falschen Voraussetzungen aus, denn die verruchte SPD. eins für Sozialpolitik entschieden für den Freihandel ein- habe ausweislich der Reichstagsaften dem Hindenburg seinen bürger­gesetzt haben, die Fegfezung von Kampfzöllen zur Fühlichen Kaviar", die erhöhten Repräsentationszulagen, gar nicht rung von Handelsvertragsverhandlungen als notwendig bewilligt. Sonst würde die Ruth noch viel fürchterlicher anerkannt haben. Es ist auch von den Gewerkschaftsvertretern in den Beratungen des Zolltarifausschusses immer wieder mit genügender Deutlichkeit betont worden, daß sie gewissen Zoll­erhöhungen nur unter dem Gesichtswintel zu­stimmen fönnten, daß die höheren Zollsäge im Wege der Rompensation gegen entsprechende Zugeständnisse der Vertragsgegner wieder start herabgefeßt oder ganz auf­gehoben werden sollten.

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Schließlich muß festgestellt werden, daß die 3ollpor lage der Regierung bei wichtigen 3olltarif­pofitionen, so namentlich bei Textilien, auch erheblich über die Gäße hinausgeht, die vom Arbeits­ausschuß des Reichswirtschaftsrates im Herbst Des vergangenen Jahres vorgeschlagen worden sind. Alles in allem braucht besonders auch angesichts der bisherigen Außerungen der freigewerkschaftlichen Spizenorga­nisationen zur Zollvorlage faum noch betont zu werden, daß es vollkommener Unsinn ist, einen Gegensatz zwischen der Stellungnahme der Sozialdemokratischen Bartei und der der freien Gewerkschaften zu den Zollplänen der Rechtsregierung tonstruieren zu wollen. Die freien Gemert­schaften stehen, das geht aus ihren Rundgebungen und ihren zahlreichen Schritten gegen die Einführung von Schutzöllen deutlich genug hervor, in dem Abwehrkampf gegen den beabsichtigten Brotwucher felbstverständlich Schulter an Schulter mit der politischen Vertretung ber Arbeiterschaft.

Mensch und Wald.

Von S. Meisels.

Es gibt nichts Schöneres, als im Waldesschatten zu wandeln wohlverstanden, an einem blendend schönen Sonnentag. Da tut einem die Einsamkeit wohl, die Einsamkeit, nicht das Alleinsein. Der Einsame ist nie allein. Der Einfame ist immer mit sich selbst Deshalb vertragen fo viele Menschen die Einsamkeit nicht; fie fühlen, daß sie in der Einsamkeit mit niemand allein sind.

Der Dichter liebt den Wald und liebt die Einsamfelt. Aus Liebe zum Walde wird er Naturmaler, Naturschilderer. Er beschreibt den Wald und die Bäume des Waldes und die Wipfel der Bäume und das Rauschen in den Wipfeln. Und so geht es lange, lange Streden durch stille Landschaften, durch dunkle Wälder, an einfamen Gebirgs. feen entlang. Und es herrscht Menschenleere. Der Mensch wird mur der Zusatz zur schönen Natur.

Der Mensch aber strebt zum Menschen und gesellt sich gern zu ihm. Die Natur ist immer nur der Rahmen für den Menschen. Waldeinsamkeit in Permanenz ist schwer zu vertragen. So mit allen Schönheiten gesättigt manche Landschaft auch ist, so genußreich es auch ist, durch Waldesdunkel zu wandern, zu guter Letzt erwacht im Menschen doch die Sehnsucht nach dem Menschen. Alle Natur­schwärmerei wird die Wahrheit nicht aus der Welt schaffen, daß der Mensch dem Menschen nicht allein das Nächste, sondern auch das Interessanteste in der Natur ist. Berbanne aus der reizendften Gegend den Menschen und du nimmst ihr den Odem, der sie belebt. Die Menschen erst verleihen dem Eintönigen Mannigfaltigkeit, Bielgeftaltigkeit dem Einförmigen und dem Ruhenden Bewegung.

Cadinen im Belagerungszustand.

Es war ein prachtvoller Maienmorgen, als zwei luftige Berliner , auf einer Ostpreußenreise begriffen, in Elbing die Haff- Uferbahn beftiegen, um das unweite Höhengelände bei Cabinen zu erreichen. Das Bügle war mäßig befeßt, fleinbürgerliche Frauen und Männer, mehrere Knabenschultlaffen unter Führung von zwei Lehrerinnen und einem Lehrer stellten das Publikum, das die Frühlingssonne hinausgelodt hatte. Borbei an der Schichauwerft und an zahlreichen Ziegeleien, die mit ihren Schloten und primitiven Häfen das Haff malerisch umrahmen. Weidende Viehherden. Frieden.

Obwohl es fich also um rein profetarischen, revolutionären, tlaffenbewußten Sowjettaviar handelt, effen die Sowjetleute ihn nur mit Bürgerlichen zusammen. Wenn Bolschewifi unter sich find, effen sie niemals Kaviar. Sie essen ihn nur mit Bürgerlichen zu fammen, müssen ihn essen, die Aermsten, weil die Bürgerlichen jo etwas lieben". Und warum müssen sie ihn essen? Weil die verruchte SPD . sie dazu zwingt!

tommen..

Also, lieber nicht!

Moskauer Ketzergericht.

Warum Brandler, Radek und Thalheimer gemaßregelt

wurden.

gewefen ist. Wer weiß, was bann paffieri mare. Furchtbar muß der Inhalt gewesen sein, denn:

Der Artikel charakterisiert die Resolutionen des Kongresses über den Kampf gegen die opportunistischen Strömungen innerhalb der KJ. als Ausdruck einer Gespensterfurcht und erklärt, daß der Kongreß an der Frage der weiteren Perspektiven Dor. beigegangen ist" und auf diese konkrete Frage teine tona trete Antwort gegeben habe.

Das ist allerdings ungeheuerlich. Hinzu fam noch, daß diese Rezer nicht nur im Geist der Lehren des Troglischen Buches über den Oktober" Ausfälle gegen das dreimal heilige Präsidium der RJ. unternahmen. Sie haben auch Frattionsversamm­Iungen abgehalten" und" anonyme" Rundschreiben losgelassen. In ihrer Mostauer Behausung haben sie aus Deutschland ein­treffende Genossen über die Lage in Deutschland verhört" und gegen die offenbar eine defaitistische Stimmung Strategen des Linksturses zu verbreiten gesucht. Ins besondere hat die Untersuchung, wie der KJ.- Oberstaatsanwalt er­tiärt, folgendes ergeben:

Die Mitglieder der Gruppe Brandler- Radet- Thalheimer haben insbesondere zugegeben, daß in den Wohnungen Brandlers und Radets zwei Beratungen oder Aussprachen" über Fragen der deutschen Parteiarbeit abgehalten worden sind, wenn fie auch den frattionellen Charakter dieser Beratungen leugneten. Genosse Brandler erklärte, daß er aus den in Moskau ein­treffenden Genossen Nachrichten über den inneren Zustand der deutschen Partei auspreßte".

Genosse Möller erstattete in einer der erwähnten Beratun gen Bericht über die deutschen Angelegenheiten. Derselbe Ge­noffe Möller, der in einer der Sowjetvertretungen in Deutschland arbeitete, versendete durch den Apparat feiner Institution( 1) Berichte, die nach der Aussage des Leiters dieser Institution peffimistischen" Charatter trugen, das heißt eine vom Standpunkt der Rechten, Brandlerschen Orientierung peffi­mistische Beurteilung der innerparteilichen Lage. Diese Berichte dienten der Brandler- Gruppe als Material. Genoffe Radet hat Möller hundert englische Pfund übergeben, um der Gruppe der aus der Kommunistischen Partei Deutschlands ausge schlossenen Partei- Rechten materielle Hilfe zu erweisen( ob­wohl er leugnete, daß diese Gelder zur Fraktionsarbeit bestimmt waren).

Es ist etwas unvorsichtig, daß der KJ.- Oberstaatsanwalt zu­gibt, daß ein Rechtskommunist den Apparat der Sowjet. innerhalb der KPD. benutzt hat. Böswillige fönnten auf die Idee vertretung in Deutschland für seine besonderen Fraktionszwecke kommen, daß auch linke" Kommunisten den Apparat der Sowjet­vertretung zu ähnlichen Zweden ausgenugt haben und noch ausnuten. Offenbar hat das Auswärtige Amt Ttitscherins diesen Teil der Anklageschrift vor der Publikation nicht zu Gesicht bekommen.

Brandler, Thalheimer und Radet aber haben sich höchst subversiver Pläne verdächtig gemacht. Der Geist des verderblichen Trogli scheint in ihnen lebendig zu sein und außerdem neigen sie zu einer ungewöhnlich frechen Behandlung der geheiligten Mitglieder des hohen Präsidiums. Der deutschen KPD.- Zentrale vielleicht meinte Brandler werfen sie vor, daß einige von ihnen feinen Spezialfreund Maslom- demnächst im Lager der Ronterrevolution stehen würden. Andere finden, daß das heute schon der Fall ist. In der Antlageschrift heißt es:

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Aus der KPD. überraschte fürzlich die Nachricht, daß die deutsche 3entrale fich genötigt gesehen hat, einen besonderen Ausschuß ein­zusetzen, der die im letzten Jahre vorgenommenen Ausschlüsse aus der Partei rückgängig machen soll. Die KPD. tann eben leider cuf fein Mitglied mehr verzichten. Wie die Reinigung in der Diese Versuche verfolgen den 3wed, den Bolschemismus Rommunistischen Partei vor sich geht, zeigt das Berfahren gegen die drei Oberkezer Brandler, Radet und Thalheimer. durch den Brandlerismus zu ersehen, und bei einer tat­Branbler, der frühere Ehrenvorsitzende des Dritten Kommu fächlichen Entstellung der Linie des fünften Kongresses, niftischen Weltkongresses und mutige Anhänger der Weimarer Ber - unter der Flagge der Solidarisierung mit seinen Beschlüssen faffung vor Gericht, Radet, der beste Journalist Romintern gegen die deutsche Zentrale auszuspielen, eine Ab­vor Gericht, Rabet, der befte Journalist ein Liquidatorentum durchzuführen und auf diese Weise die Europas , und Thalheimer, der beste Margift Besteuropasse tung der Bentrale und eine Ersehung ihrer Politik durch die Alle drei find fie in Moskau vom hohen Tribunal der Retzerei für brandlerianische herbeizuführen. Ganz die gleiche Methode fchuldig befunden worden. der Unterschiebung wird in den einzelnen Fällen auch in den oben erwähnten fraktionellen Rundschreiben anempfohlen.

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Eines ihrer Hauptverbrechen war ein Artikel, den Thal­heimer geschrieben, dann aber zurüdgenommen hat. Dieser Und doch geschehen noch Zeichen und Wunder. Man hat die furchtbare Artikel, der erfreulicherweise das Licht der Welt nicht Reger ausnahmsweise und gnadenhalber nicht verbrannt, fon= erblickt hat, enthielt eine Stritif, und zwar eine fraktionelle, anti- dern nur verwarnt. Der Groß- Inquisitor wird aber noch bolichewifische, halb- Troßfistische Kritit". Ein Glüd, daß es mur manche Arbeit bekommen. Derweil wird es nur mit dem ganzen eine halb Troßfistische und nicht eine ganz Troßfiflische Kritit Sput der KPD. bergab gehen.

unser Ziel zu errreichen. Nun durchschreiten wir den Wald. Nichts| und fleinen Einzelbuchstaben außer Q, I und Y. An den Fehlern, stört unsere Andacht. In bunter Bracht ziehen herrliche Buchen haine und gigantische Fichtenbäume an unseren Augen vorüber. Große Flächen blühender Maiblumen. Balsamischer Duft. Wald­fühle. Die letzte Schlucht wird überwunden. Wir sind auf der Höhe von Bantlau angelangt. Da liegt Cadinen vor uns im Tale. Friedlich und idyllisch. Seine hohenzollernschen Befizer aber haben nichts übrig für ihre Mitmenschen. Bahlreiche Schilder Berbotener Beg" tünden dem Wanderer die unfreundliche Gesinnung.

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gleich bis ins

Lagernd überblicken wir das Haff in seiner majestätischen Ruhe. Dort ist der Leuchtturm, dort die Mole am Ausgang des Elbing flusses. Drüben liegt Kahlberg auf der Nehrung, dahinter einem riesigen Borgebirge die Ostsee . Unendlich weit Besenlose. Ein weißer Dampfer, der wie ein Schwan bei Kahlberg die Nehrung verläßt, strebt übers Haff Tolfemit zu. Bom Kirch turm zu Cadinen tönt Glodengeläute herauf. Wahrscheinlich wird ber hohe Besuch jezt seinen Einzug halten.

Im nahen Forsthaus zu Plantau, das der Gutsverwaltung von Cadinen nicht gehört, ist man sichtlich erstaunt, wie wir den Beg über Cadinen einzuschlagen vermochten. Des Försters Töchter fein bringt uns den erbetenen Raffee und die Zeitung, die den uns vorher unbekannten Utas der hohenzollernschen Gutsverwaltung ver­öffentlicht. Hier ist er: Bekanntmachung.

Die Hoflage, Felder und Wiesen sowie die Baldungen der Herrschaft Cadinen sind für Autos, Motorräder, Fuhrmerte, Rad­fahrer, auch für Fußgänger gesperrt. Alle Wege mit Ausnahme der Chauffee von Elbing nach Tolfemit, die sogenannte Lindenallee in Cadinen und die Straße von Lenzen nach Baumgart, find nicht öffentlich.

Genehmigung zur Durchwanderung des Waldes erteilt in Ausnahmefällen auf vorherige rechtzeitige Anfrage die Gutsver­waltung in Cadinen.

die er dabei macht, läßt sich erkennen, daß er in den Worten die durch Punkt und Bogen afustisch gut gefennzeichneten Buchstaben i und u fast fehlerlos, in zweiter Linie die langen Buchstaben am Schreibgeräusch erkennt. Die übrigen Buchstaben werden teils er­fannt, teils ergänzt oder erraten. Diese besondere Fähigkeit ist von Intereffe, weil sie leicht als Gedankenlesen aufgefaßt wird und dann großen Eindrud macht. Man tönnte jo leicht einen vollsinnigen Menschen, der im Besitz solcher Fähigkeit ist, als echten Telepathen auffaffen. Bei der Prüfung offulter Erscheinungen wird man auch auf diese Fehlerquelle achten müssen.

Der Kleine Brodhaus. Gleich nach dem Krieg erschien der Neue Brockhaus", ein Handbuch des Wissens in vier Bänden, und erwies sich rasch als eine brauchbare Wissensquelle. Aber die Gegen­wart mit ihren Forderungen zwingt jeden, Zeit und Geld auf das Wirtschaftlichste auszunuzen. Für alle, die die Ausgabe für ein Dierbändiges Wert scheuen, ist jetzt ein Einbänder entstanden, der Kleine Brodhaus". Die uns vorliegende erste Lieferung umfaßt mit den Stichwörtern A Bolschewismus eine Fülle von Artikeln aller Art und ist geschmückt mit vielen Tafeln und Karten in und außer dem Tert, auch farbige Bilder find dabei. Außerdem enthalten die 80 Seiten der ersten Lieferung nicht weniger als 443 flar ausgeführte Tertabbildungen. Die Lieferung foftet 1,90 m. und ungefähr alle 14 Tage soll eine neue erscheinen, bis zur zehnten, mit der das Werk abschließt.

Die Düffeldorfer Jagd- und Fischerei- Austellung leitete die aus Anlaß der Jahrtausendfeier vorgesehenen Beranstaltungen ein. Die Ausstellung ist nach Umfang und Inhalt die bisher größte in Deutschland . Sie foll ein praktisches Bild und Anregungsmittel sein, um Jagd und Fischerei, eine eingehende Würdigung zu verschaffen.

Der 21. Deutsche Geographentag wurde Sonntag in Breslau eröffnet. Aus dem Ausland find etwa 40 Teilnehmer angefommen, darunter aus

Zuwiderhandlungen gegen vorstehende Betanntmachung wer- Holland , Bolen, Desterreich und Lettland . den unnachfichtlich zur Anzeige gebracht. Cadinen, den 18. Mai 1925.

Der Generalbevollmächtigte. von Ezzdorf.

g. st.

Ein merkwürdiger Fall von Schwachsinn. In der wissenschaft lichen Gesellschaft Köln wurde, wie die Klinische Wochenschrift" berichtet, ein zwölfjähriger, durch schwere Geburt schwachsinniger Junge vorgeführt, der im allgemeinen auf der Intelligenzstufe eines fünffährigen Kindes steht, daneben aber merkwürdige Einzelfähig feiten hat. Mit sieben Jahren sprach er das erste Wort, dann hatte er mit gutem Erfolge Privatunterricht, und er spricht jegt über haftet und undeutlich, aber verständlich, er tann auch deutsche Schrift lesen und schreiben. Seine Zahlvorstellung reicht nur bis brei. Da gegen ist er ausgesprochen musikalisch, weit über den Normaldurch schnitt des Alters, und er hat eine ganz einzigartige Fähigkeit: er fann aufgeschrieben Worte angeben, ohne fie gesehen zu haben. Er ist imftande, mit Kreide, Griffel oder hartem hörbaren Bleistift Geschriebenes nur nach dem Gehör zu ertennen. In dieser Weise Schon laffen wir die unfreundliche Stätte rechts liegen und fuchen fann er alle zu seinem Sprachschah zählenden Worte angeben, die burch einen angehungsmarich- wie einft im Tiergarten zu Berlin - langfam in deutscher Schrift geschrieben werden, auch alle großen

" Cadinen "! Ein modern angepugtes Dorf. Keine oftelbische Katen, sondern neuzeitliche Siedlungshäuser in freundlicher Bauart. Auffälligerweise machen die Schulklassen an der großen Lindenallee Halt. Ein Unwohner unterrichtet uns im Vorbeigehen über den Aufstieg zur Höhe, wobei wir erfahren, daß die direkte Verbindung durchs Gut und feine Baldungen gesperrt ist, da hoher Besuch erwartet werde. Wir beobachten, wie ein Lehrer und eine Lehre rin in Begleitung eines drei Schritt hinterher stumpf folgenden Schülers im Gutsgehöft verschwinden. Sie scheinen als Parla­mentäre zu verhandeln.

Die Bereine für naturgemäße Lebens- und Heilweise hielten vom 30. Mai bis 2. Juni in Würzburg die 15. Bundesversammlung ab, seit dem Krieg die erste Bollversammlung der 600 über ganz Deutschland ver­breiteten Bereine. In den 37 Jahren seiner Tätigkeit hat der Bund Light. Luft- Bäder mehr als 300 gebaut, und er war es, ber die ersten in Deutsch land aus Spargroschen des Bolles errichtete. Die Tagung foll u. a. be raten über ein naturgemäßes Strantenbaus und Erholungsheim, die auch dem Einfachsten die Möglichkeit geben, seine Strankheit zu heilen, feine Kräfte au erfrischen, seine Leistungsfähigkeit wiederherzustellen.

Der franzöfifche Schauspieler Cucien Guitry, einer der hervorragendften Darsteller, ein bekannter Molièrefpieler, Bater des Schauspielers und Dramatikers Sascha Guitry, ist im Alter von 65 Jahren in Paris gestorben.

Das thermotechnische Inffituf in Mostau wurde von Tropki im Auf­trage des Boltswirtschaftsrates eröffnet. In der Festrede wies Trogli auf die Bedeutung des Instituts für die Nationalisierung der Industrie und Landwirtschaft hin. Die im Institut zur Ausführung von Bersuchen auf­geftellte mächtige Dampfturbiue ftammt aus Deutschland und macht das Institut zur größten Bersuchsanstatt für Brennstoffe in der ganzen Welt. Neue Funde in der Wüste Gobi . Reuter meldet, daß der amerikanische baß er während seiner legten Expedition nach der Büfte Gobi wertvolle Forscher Andrews in Urga( Mongolet) angekommen sei und erklärt habe, Entdedungen von menschlichen Knochen und Steletteilen gemacht habe, die er dem Steinzeitalter zufchreibt. Andrews babe ebenfalls wiederum eine Anzahl bersteinerter Dinosaurus- Eier gefunden.