werden." Diese mit Ueberlegung ausgesprochene These ist natür lich ernster zu werten, als die im Anschluß an die Abfägung Dr. Heims in der Landesbauernfammer von gewissen Führern der Partei laut gewordenen Ansichten über die Möglichkeit einer Aende. rung der Regierungstoalition in Bayern .
Immerhin haben all diese Aeußerungen im wesentlichen nur den Charakter der Drohung gegen die Deutschnatio nalen, die bisher in Bayern im Verhältnis zu ihrer zahlenmäßigen Schwäche im Parlament eine vielfach ausschlaggebende Rolle in der Politik gespielt haben. Diese Drohungen sollen nur dazu dienen, die Deutschnationalen, die in der letzten Seit ihre Haupt agitation auf die bäuerliche Landbevölkerung gelegt haben und so naturgemäß in die Hürden der Bayerischen Bollspartei eingedrungen sind, bescheidener zu machen. Das öffentliche Schielen nach lints, also der Hinweis auf die Möglichkeit einer Regierungskoalition der Bayerischen Volfspartei mit der Sozialdemokratie entspringt bei der Bayerischen Volkspartei ganz bestimmt heute noch feiner inneren Ueberzeugung. Diese Tatsache ist deshalb bei der Beurteilung der politischen Situation in Bayern in erster Linie zu berücksichtigen. Die Sozialdemokratie felbft hat auch gar feine Luft und gar feine Veranlassung, der Bayerischen Volkspartei irgendwie aus den Schwierigkeiten herauszuhelfen, die sie durch ihre machtlüfterne und hemmungslose Rechtspolitik der letzten Jahre nunmehr zu ernten beginnt. Die ganze Borbereitung auf den Parteitag hatte sich die eine Aufgabe gestellt, die drohende Möglichkeit eines Richtungsstreits innerhalb der Partei abzuwenden und die Erörterung über eine eventuelle Neuorientierung der Partei auf ein Minimum zu be fchränten. Das scheint den Parteiinstanzen unter Zuhilfenahme der immer noch uneingeschränkten Autorität des Barteiführers, des Ministerpräsidenten Dr. Held gelungen zu sein. Das zeigte sich auch in der vollzähligen Wiederwahl des bisherigen Landesvorstandes und des banerischen Parteivor standes. Im Landesvorstand befindet sich auch der Agitator eines monarchistischen Butsches, der Königliche Minister a. D. v. Seid
lein.
Das Ergebnis der Aussprache über den ersten Punkt fann nach der Bayerischen Volksparteilorrespondenz dahin zusammengefaßt werden, daß der Landesausschuß im einmütigen Urteil und ohne jede Gegenfäßlichkeit in dieser Frage auseinandergehe, daß die Ge fchloffenheit und Einmütigkeit der Partei trog unterschiedlicher Auffassung über die Zweckmäßigkeit der Wahlparole Hindenburg unangetastet bleibe und daß der Ausgang der Reichspräsidentenwahl all gemein als ein politisch begrüßenswertes Ereignis anerkannt wird. In der Bayerischen Boltspartei sei der ernste Wille vorhanden, den Weg einer Wiederannäherung an das Zentrum
freizuhalten und die Hoffnung nicht aufzugeben, daß die innere Entwidlung der Zentrumspartei die Ueberbrückung der Kluft zwischen den beiden Parteien schaffen möge.
Preußen und die Entwaffnung. ,, Kölnische Zeitung " gegen Umbildung des Kabinetts. Köln , 8. Juni. ( Eigener Drahtbericht.) Das Kölner StresemannOrgan, die Rölnische Zeitung", die bisher die Ruferin nach einer Umbildung der preußischen Regierung war, ist unter dem frischen Eindruck der neuesten außenpolitischen Ereignisse( Entwaffmungsnote) jeẞt plötzlich zu der Ueberzeugung gekommen, daß es das Beste sei, die gegenwärtige preußische Regierung vor läufig im Amte zu lassen. Zur Begründung schreibt das Blatt: „ Die preußische Regierung und namentlich das Ministerium des Innern hat zurzeit mit der Stellungnahme zu den Forderungen der Entwaffnungsnote über die Schuhpolizei derartig angeftrengte und verantwortungsvolle Arbeit, daß man nicht ohne dringende Not gerade in einem außenpolitisch entscheidenden Moment neue Kräfte in die Aemter setzt, die sich zunächst dort einarbeiten müssen. Da sich der Preußische Landtag weder zu einer gefunden praktischen Lösung der Krise oder zu einer Auflösung entschließen fann, ist es das Beste, der mit Schwächen und Verfehlungen gegen den heiligen Geist des Parlamentarismus behafteten Regierung noch eine furze Gnadenfrist zu geben, damit zunächst einmal in Ber
bindung mit dem Reich die dringendsten außenpolitischen Fragen erledigt werden."
Diese Auffassung der über die Stimmung der Volkspartei außer gewöhnlich gut orientierten Zeitung bestätigt die unferem Kölner Bertreter aus volksparteilichen Kreisen gemachten Mitteilungen, wonach sich bei ihnen immer mehr die Meinung festsetzt, daß die Rüdfehr zur alten großen Koalition gegenwärtig die einzige Möglichkeit darstelle, in Preußen wieder zu stabilen Regierungsverhältnissen zu kommen.
Aufftand auf Samos . Nach Meldungen aus Athen bestätigt es sich, daß auf der Insel Samos die Aufständischen Herren der Lage sind. Sie fordern sofortige Neuwahlen. Es geht das Gerücht, daß die Aufstandsbewegung auch auf die Insel Kinos und den italienischen Dodekanes übergreifen werde.
Schützengilde und Kommunisten.
Blutige Zusammenstöße in Teltow. - Zwei Tote, mehrere Schwerverletzte.
Halbamtlich wird mitgeteilt:
Zwischen roten Frontkämpfern und der Schüßengilde tam es geffern nachmittag in Teltow zu einem schweren Zusammenstoß, dem 1 Toter, 9 Schwerverletzte( einer der Verletzten tit später geflorben. D. Red.) zum Opfer fielen. Alljährlich feiert die Schüßen gilde in Teltow am ersten Sonntag nach Pfingsten ihr Schützenfest, zu dem auch zahlreiche Schühen aus Berlin und den umliegenden Ortschaften Tellows geladen und erschienen waren. Gleichzeitig hatten aber auch die roten Fronttämpfer dort eine Zusammenkunft veranstaltet. Die Schüßen, die zusammengetreten waren, um einen Festzug durch die Stadt zu veranstalten, wurden, in der Nähe der roten Fronttämpfer angekommen, mit wüstem Geschimpfe und Gejohle empfangen und mit Flaschen, Steinen usw. beworfen. Es entfland eine Keilerei, bei der auch Schüffe fielen, so daß aufgebotene Landjäger, von denen einige Beamte verlegt wurden, mit dem Gummifnüppel nichts mehr ausrichten fonnten, um die Streifenden zu trennen, und von der Schußwaffe Gebrauch machen mußten. Ein Toter wurde nach dem Schauhaufe in Teltow gebracht, während die Schwerverletzten zum Teil nach dem Kreisfrankenhause, zum Teil in das Bincenzfrankenhaus in Lichterfelde gebracht wurden. Soweit festgestellt, find die Namen der Schwer. verletzten: Alfred Böhning, Charlottenburg , N. Mohrenberg aus Tellow, Samuel Partazit, Friedenau , Offenbachstraße, die fich im Kreiskrankenhaus befinden, während der Kaufmann Sally Lohmann, Steinmetzfir. 6, Willy Hermann, Steglib, Peichteftraße, Alexander Schupinsty, Tellow, Alfred Bünger, Char lottenburg , Frih Steidel und ein gewiffer Morih im Vincenz frankenhause Aufnahme fanden. Von den Schwerverlehten mußten einige im Spital verbleiben, während die leichter Berletzten nach 3nanspruchnahme ärztlicher Hilfe fich nach Hause begeben fonnten.
Nach unseren Informationen haben sich die Vorgänge folgendermaßen abgespielt: Die Roten Fronttämpfer hatten sich auf dem östlich von Teltow gelegenen Sportplatz gelagert, der ihnen von der Stadt verwaltung zugewiesen worden war. Die Schüßen lagerten auf der Schüßenwiese, die sich am entgegengesezten Ende der Stadt befindet. Gegen 1 Uhr mittags zogen die Schüßen am Sportplatz vor. bei, um ihren Schüßenfönig aus der Potsdamer Straße abzuholen. Die Tatsache, daß die Schüßen es nicht nötig hatten durch die noch unbebaute Straße zu ziehen, läßt darauf schließen, daß von vorn herein die Absicht bestand, die Roten Frontfämpfer" zu provo zieren. Warum ließ das die hier den Zug begleitende Polizei zu? Hätte sie gleich den Zug der Schüßen umgeleitet, so wäre ein 3u fammenstoß, der, wie bereits oben erwähnt, bis jetzt zwei Todes opfer gefordert hat, unmöglich gewesen. Wie Augenzeugen berichten, haben die Schüßen die Tattlosigkeit be jeffen, hier im Borbeimarsch die Gewehre anzulegen, um sie aber auch gleich darauf wieder zu schultern. Das machte böses Blut unter den Roten Fronttämpfern".
Weiter gefielen sich die Schüßen darin, die vor dem Sportplak stehenden Frontkämpfer mit Rote Hunde" zu bezeichnen. Als der Bug an der Teltower Schule vorbeimarschierte, gab es den
Mord oder Selbstmord? Dunkle Liebestragödie auf einem Laubengelände. In den Vormittagsstunden des geftrigen Sonntags wurde auf dem Laubengelände in Niederschönhausen ein Verbrechen entdeckt. Auf diesem Gelände haben die Kleingartenpächter der Stadt Berlin , Abteilung Nordend, ihre Lauben und Bärtchen. Die Gärten erstrecken sich zu beiden Seiten der Chaussee, die von Niederschönhausen nach Blankenfelde führt, und liegen etwa einen Kilometer von dem Begräbnisplatz der Bionsfirchgemeinde entfernt. Am Sonntag vormittag gegen 9½ Uhr fam der Besizer der Laube Nr. 848, ein Herr Bredlow, hinaus, um nach seinem Garten zu fehen. Als er die Tür geöffnet hatte und den Raum betrat, war dieser völlig dunkel. Das Fenster war mit einem dunklen Tuche verhängt. Auf dem Liegestuhl lag die Leiche einer etwa 25 Jahre alten Frau. Die Hände der Toten lagen in ihrem Schoße, dabei eine Mauser- Schnelladepistole Kaliber 6,35 millimeter. leberraschend schnell hat dann das Verbrechen seine Aufklärung
gefunden.
Alles deutete darauf hin, daß hier ein Selbstmord vor getäuscht worden war. Die verschiedensten Umstände, z. B. daß bie Gartentür bei der Ankunft des Laubenbejizers verschlossen und an den Blumen und Sträuchern feine Beschädigung zu entdecken mar, gaben der Mordkommission Anhaltspunkte, daß der Täter mit der Dertlichkeit genau vertraut gemejen fein mußte. So war der
Fabrik- Großfeuer in Hohenschönhausen.
Ein Großfeuer beschäftigte die Berliner Feuerwehr am Sonntag Don Mitternacht an bis früh um 8 Uhr in Hohenschönhausen. Dort standen in der neu erbauten und modern eingerichteten massiven Maschinenfabrit von Seite in der Freienwalder Str. 17/19 gegen 12 Uhr nachts das Magazin mit fertigen Maschinen für Fleischereien sowie die Schlofferei in Flammen. Als der Bächter die Gefahr bemerkte, rief er durch den Fernsprecher die Lichtenberger Feuerwache an, statt das Feuer der gegenüberliegenden Feuerwache verloren. Als dann die auf dem Umwege über Lichtenberg alarmierte von Hohenschönhausen sofort zu melden. Kostbare Zeit ging dadurch Hohenschönhauser Bache an der Brandstelle, gefolgt von der Lichtenberger, eintraf, hatten die Flammen schon eine solche Ausdehnung erreicht, daß noch ein Zug aus Lichtenberg und die Weißenfeer Feuerwa che benachrichtigt werden mußten. Es brannien bereits Teile der Dreherei, Malerei und des Kesselhauses. Das Feuer hatte so reiche Nahrung gefunden, daß auch das Verwaltungsgebäude und das Wohnhaus in Gefahr schwebten. Branddirektor Podczilek die Löschungsleitung. Unverzüglich wurden noch die Löschzüge 4, und Baurat Hammer, die zur Brandstelle geeilt waren, übernahmen 7, 17 und 29 aus Alt- Berlin nachbeordert. Sie trafen um 1 Uhr an der entfernt gelegenen Brandstelle ein. Mit 13 Schlauch= Leitungen von 8 Motorsprigen wurde unausgesetzt gelöscht. Dadurch gelang es, eine größere Ausdehnung des Feuers zu ver hüten und das Wohnhaus mit dem Verwaltungsgebäude wirksam zu schützen. Auch zwei Drittel der Schlosserei, der Dreherei, Malerei usw. fonnten gesichert werden, so daß der Betrieb fortgefeßt werden kann. Die Löschung und Aufräumung nahm noch viel Zeit in Anspruch und verursachte auch viel Arbeit. Der Schaden ist recht erheblich und soll 1 Million Mart übersteigen. Entstanden ist das Feuer vermutlich schon am Sonnabendabend nach Feierabend durch unvorsichtigkeit, d. h. durch Uebertreten des Rauchverbots. Es hat dann geschwelt und ist erst um Mitternacht, als die Flammen schon, nachdem Fenster geplaẞt waren, hell emporloderten, bemerkt worden. Der Feuerhein veranlaßte das Ausrücken der Wehren von Faltenberg. Friedrichsfelde usw. Vereint wurde die ausgedehnte Brandstelle vollständig eingefreist. Dadurch wurde ein Ueberspringen auf die angrenzenden Gebäude verhütet.
Bolfssonntag. Beginn der letzten Schleife.
Am Sonntagvormittag herrschte im Flughafen völlige Ruhe; erft am frühen Nachmittag sette der Andrang der schaulustigen Masse ein. Die Hauptattraktion sollte wohl der Start von sieben Freiballons sein, deren Füllung schwierig war, da nur vier Anlagen dazu vorhanden sind. Als erster startete Eule" mit dem Führer Heuer und zwei Passagieren. Mehr Interesse ermeckten entschieden die magehalfigen Kunstflüge des Herrn det, der mit abgestelltem Motor durch die Lüfte segelte". Antonius Raab flog Konkurrenz und führte später noch einen Luftkampf mit Kagenstein vor. Der 195. Fallschirmabsprung des Herrn Triebner gestaltete das Programm noch abwechslungsreicher und wurde lebhaft applaubiert. Leider ereignete sich diesmal ein Unfall durch Abrutsch, wobei D 380 fast zertrümmert, der Pilot v. Floten glücklicherweise nur leichter verlegt wurde. Ein großes Feuerwert bildete den allabendfünften und legten Schleife, an der bis 5 Uhr 30 vier. lichen Abschluß. Heute früh um 4 Uhr begann der Start zur unddreißig Flugzeuge teilgenommen hatten. Das herrlichste Wetter begünstigte diesen Start, der zahlreiche Neugierige hinausgelodt hatte. Die Flugzeuge standen in einer Reihe auf dem von Lerchenjubel erfüllten Tempelhofer Feld, siegesfroh in der Morgensonne glänzend. Die Maschinen wurden noch einmal sorgsam geprüft, die Piloten stiegen ein, nachdem sie lachend Abschied genommen hatten, der Flugleiter zählte bis drei, schwenkte eine Fahne, und der Flug begann.
ersten Busammenstoß. 3m nächsteni Augenblick entstand ein anb gemenge. Rote Fronttämpfer und Polizei gerieten in einen heftigen Wortwechsel. Die Landjäger zogen die Säbel und drängten" so die Fronttämpfer ab. Mehrere Mitglieder des Roten hatten fich die Roten Frontkämpfer um ihre Kameraden bemüht, Fronttämpferbundes erlitten hierbei Kopfverlegungen. Inzwischen was den fehr übereifrigen Oberlandjäger veranlaßte, den Befehl zu geben, die Pistolen fertig zu machen. Bald fiel der erste scharfe Sch u B. Dann folgten mehrere Salven, die die Gendarmen auf die Frontkämpfer abgaben, wovon acht Kommunisten getroffen wurden. Auch ein Arbeiter Samariter, der hier seine Pflicht ausüben wollte, erhielt einen Brustschuß. Die Schwerver leßten wurden in ein Restaurant gebracht und dort sofort in Behandlung genommen. Außerdem erhielten elf Kommunisten, die teils durch Schüsse, teils durch Säbelhiebe Verwundungen erlitten hatten, Notverbände angelegt. Später wurden dann die Schwerverlegten mit einem Wagen des Rettungsamtes in das Kreis. Krantenhaus Lichterfelde und in das Vincenz Krantenhaus gebracht. Die im Bincenz- Krantenhaus Untersuchen, die 4. Schleife noch zu erledigen. gebrachten, worunter sich auch ein Mädchen befindet, sind leichter verlegt.
Der eine der Berwundeten, Kurt Spartazit aus Friedenau , Offenbachstr. 1, ist heute früh im Lichterfelder Krankenhaus seinen fchweren Schußverlegungen erlegen. Das Befinden der anderen lieferten ist vorläufig zufriedenstellend. Um die Schuldfrage in dasselbe Krankenhaus sowie in das Vincenz- Krankenhaus Einge Um die Schuldfrage zu flären, wurden die Beamten, die bei dem Zusammenstoß zugegen waren, heute früh bereits eingehend. vernommen. Die Ermittlungen find jedoch noch nicht abgeschlossen.
*
Bezeichnend für den Geist der Schüßen ist es, daß ihre Festfreude trog der blutigen Vorgänge nicht nachließ. Während die Schwerverlegten sich im Rettungswagen unter Schmerzen wanden, nachzugehen. Fröhlich freifte das Karuffell, fröhlich nahm auch das ließen es sich die Herren Schüßen nicht nehmen, ihren Bergnügungen Königschießen seinen Fortgang und am Bierzelt drängten sich die Helden" des Tages, ihren„ Sieg" gebührend feiernd.
Zusammenstöße in Hohenneuendorf.
Auch Hohenneuendorf an der Nordbahn war in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag der Schauplah einer blutigen Prügelei zwischen Angehörigen des Reichsbanners und Dorfbewohnern. Eine Reichsbannerabteilung in Stärke von etwa 75 Mann hatte einen Nachtmarsch in die Gegend von Birkenwerder und Oranienburg unternommen und war in den späten Abendstunden in Hohenneuendorf in dem Gasthof von Butter eingefehrt, wohin nach einiger Zeit auch mehrere junge Burschen aus Hohenneuendorf famen. Zwischen diesen, und den Reichsbannerleuten tam es bals zu Auseinandersegungen, die anfangs jedoch feine ernſteren Formen annahmen. Als die Abteilung dann weiter. marschieren wollte. machten einige Mitglieder des Reichsbanners die Entdeckung, daß ihnen eine Fahne gestohlen worden war. Darauf ergriffen die Hohenneuendorfer die Flucht, die Reichsbannerleute setzten ihnen nach, und es tam nun zu einer schweren Brügelei, in deren Verlauf mit Messern und Gummifnüppeln gefämpft wurde. Drei Personen wurden nicht unerheblich verlegt.
Rreis, in dem man ihn zu suchen hatte, ein nicht allzu großer. Noch in der Nacht wurden die Beamten ausgesandt, um nach allen Perfonen, die möglicherweise in Frage fommen fonnten, zu fahnden. So wurde dann auch der 18 Jahre alte Sohn Paul des Laubenbefizers Bred low festgenommen und fofort einem Verhör unterzogen. Er legte ein Geständnis ab, in dem er die Borgänge folgendermaßen darstellte: Die Tote jei bie 17 Jahre alte Tochter Charlotte des Schreinermeisters Raiser aus Pantow. Er habe schon längere Zeit eine Zuneigung zu ihr gefaßt, tie auch ihrerseits erwidert wurde. Am vergangenen Sonnabend abend hatten sich die beiden jungen Leute wieder getroffen. Als es dunkel wurde, gingen sie in die Laube des alten Bredlow. Das Mädchen hatte schon des öfteren Gelbstmordabsichten geäußert. Auch in ber Laube habe sie wieder davon gesprochen, sich das Leben der junge Bredlow einen Augenblid aus der Laube herausgegangen war, habe er einen Schuß fallen hören. Er eilte zurück und fand das Mädchen mit einer Schußwunde in der Schläfe tot auf dem Liegestuhl. In seiner Berwirrung und in der Angst, für einen Mörder gehalten zu werden, habe er die Tür auf die bereits erwähnte Art zugestellt und sei dann planlos umhergeirrt. Die Waffe, aus der der tödliche Schuß abgefeuert wurde, ist Eigentum des jungen Bredlow. Ob dieje Darstellung den Tatsachen entspricht, steht vorläufig noch nicht fest, denn es sprechen noch viele Umstände dagegen, die noch von der Mordkommission genauer Prüfung unterzogen werden müssen. Der junge Bredlow wurde nach diesem furzen Berhör ins Polizeigefäng nis abgeführt, um später, wenn die Ermittelungen der Mordtommission weiter fortgeschritten sind, eingehend verhört zu werden.
nehmen zu wollen. Als er
-
-
Außer den gestern abend 9,10 gemeldeten Flugzeugen sind heute morgen in Berlin gelandet: 650 6,44, 638 7,49, 623 7,58, 664 10,03 Uhr. 631 startete um 5,01 Uhr zur 4 Schleife. Die Maschine 664 wird in der nächsten Zeit starten, 31 ver Die gestern abend bei Jüterbog notgelandete 673 liegt noch dort und wird im Laufe des Tages nach Berlin starten. Gestern abend landeten noch nach 9 Uhr die Maschinen 647 unter Edzard, 674 unter Sidow. Außerdem Die Maschinen 684 landete in Berlin noch 676 unter v. Freiberg. und 686 werden von Stuttgart aus mit der Bahn verladen, da die Schäden nicht zu beheben sind. 649 landete bei Staeben und wird nach Hof eingeschleppt, will aber heute wieder starten. Die Maschine 638 startete um 4,06 Uhr nach Sof. Die Maschine 609 landete in Zeig, um zu tanfen, wird mit 662 einen Geschwader. flug in Höhe von 2 Maschinen nach Berlin antreten.
Bäumer wieder als Erster der letzten Schleife gelandet.
Als erster der heute früh zur letzten Schleife gestarteten Bemerber landete mittags um 12 Uhr 51 Minuten Nr. 639 Bäumer auf Bäumer- Eindeder, der für die 1034 Kilometer lange Strecke mit den vorgeschriebenen Zwischenlandungsfahrten insgesamt 8 Stunden 8 minuten gebraucht hatte.
Republikanische Fahnenweihe in Trebbin .
In Trebbin fand die Fahnenweihe des dortigen Orts vereins des Reichsbanners Schwarz Rot Gold unter starter Beteiligung auswärtiger Kameraden statt. Der Vorsitzende der Trebbiner Kameradschaft, Kamerad Doehlemann, begrüßte die auswärtigen Gäfte und dankte ihnen für ihr zahlreiches Erscheinen. Ein Vertreter des Magistrats begrüßte die Anwesenden im Namen der Stadt Trebbin und wünschte der Veranstaltung einen guten Verlauf. Die Weiherede hielt der Bauvorsitzende Fritz Koch. Er schilderte die Entwidlung der schwarzrotgoldenen Fahnen und verwies auf das Verhalten der Studenten einft und jezt. Früher war die Universität der Hort für Freiheit und Recht, heute ist fie der erb der Reattion. In friedlicher Arbeit wollen wir Deutschen alle Errungenschaften der Neuzeit benußen, um wieder ein großes Bolt zu werden, gleichberechtigt neben allen anderen Nationen. In diesem Zeichen soll auch die neue Fahne geweiht werden. Mit einem Hoch auf die Republik schloß die eindrucksvolle Feier.
Neunfacher Mord und Selbstmord. Koburg, 7. Juni. ( TU) In dem benachbarten Hassenberg föfete in der vergangenen Nacht der 30jährige Korbmacher Wilhelm Brückner durch Beilhlebe feine Frau, jeine hochbetagte mutter, feinen Schwager und feine Schwägerin, forvie deren fünf kinder. Der Mörder erhängte sich dann felb ft. Als Motiv der Tat find Familienzwiftigkeiten anzusehen.
Die furchtbare Mordtat des Korbmachers Brückner, der neun Personen umbrachte, hat in der ganzen Umgebung ungeheure Aufregung hervorgerufen. Der Täter galt als ein durchaus normaler Mensch, der sich auch am Vereinsleben rege beteiligte. Nach dem Morde hatte der Mörder einen Zettel folgenden Inhalts auf den Tisch gelegt: Rache zur Tat, daß mein Schwager Hugo beim letzten Schlachtfest mit seiner Schwefter Blutschande getrieben hat. Die Staatsanwaltschaft Roburg eilte gestern an Ort und Stelle der Tat und gab nach der Untersuchung die Leichen frei.
Groß- Berliner Parteinachrichten.
36 Abt. Die Funktionärfonferenz findet heute nicht ftatt. 137. Abt. Reinidenbert Beft: Dienstag 8 Uhe Funktionärversammlung im Bolfs haus, Scharnweberstraße 114.
Sterbetafel der Groß- Berliner Partei- Organisation
3. Abt. Genosse Karl Schen, Gebaftianstraße 58, tit verstorben. Einäscherung heute, Montag, nachmittag 4 Uhr, im Krematorium Gerichtstraße.
14. Abt. Die Genoffen treffen sich am Dienstag um 3 Uhr bei Gillwald. Box bert Abmarsch zur Gierung bes Geneffen Gillalb in Rrematorium Gerichtficaße.