Reichstag und Landtag sind heute zu ihren Sommertagungen zufammengetreten. Auseinandersehungen von größter Bedeutung stehen vor allem im Reichstag bevor. Handelt es sich hier doch um nicht mehr und nicht weniger als um eine Entscheidung über die fünftige Gestaltung unseres Finanz urd 3ollsystems. Die Notwendigkeit dieser Entscheidung fällt in eine Beit, in der Deutschland nicht nur von einer Wirtschaftstrife bedroht, sondern auch von schwierigsten Fragen der Außenpolitif, durch die Entwaff nungsnote und die Diskussion über den Sicherheits patt bedrängt ist. Dies alles läßt im Reichstag ausgedehnte und leidenschaftliche Rämpfe erwarten. Der Sozialdemokratie als der Vertreterin der arbeitenden Massen sind dabei Aufgaben von größtem Umfang gestellt. Es läßt sich voraus fehen, daß ihr Kampf gegen den drohenden Brotwucher, für eine aftive frisenverhütende Wirtschaftspolitik die Situation beherrschen wird.
Anders als im Reich liegen die Dinge in Preußen. Der Preußische Landtag wird nicht in dem Maße von den drängenden Problemen der großen Politik bestürmt, wie das beim Reichstag der Fall ist. Man rechnet daher damit, daß die Sommersession des Landtags einen verhältnismäßig ruhigen und furzen Verlauf nehmen wird. Natürlich werden die Deutschnationalen den Sturmlauf gegen die ihnen verhaßte Regierung Braun nicht aufgeben, aber sie tönnen dabei nicht mehr in dem Maße mie früher auf die unbedingte Gefolgschaft der Volkspartei und der Kommunisten zählen. Abgesehen von einem engen Kreis zielbewußter Futtertrippen politiker auf der Rechten ist die Neigung, in Preußen eine neue Aera der uferlosen Regierungstrifen zu eröffnen, nicht besonders groß. Eben deswegen haben wir uns an allem Gerede aufgeregter Gerüchteträger über Preußen nicht beteiligt.
Käme es wider Erwarten anders und würde die kritische Lage im Reich auch noch durch eine Breußentrife fompliziert, dann freilich ständen alle Zeichen auf Sturm. Aber auch diese Situation würde die Sozialdemokratie nicht unvorbereitet finden.
Zentrum und Agrarfrage. Verständigung mit den Bauernvereinen. Köln , 9. Juni. ( Eigener Drahtbericht.) Der agrarische 3en trumsführer Freiherr von Loe, der befanntlich auf der letzten Tagung der rheinischen Zentrumspartei scharfe Angriffe gegen die Politik des Reichszentrums erhob, hat, wie die Kölnische Volkszeitung" am Dienstagmorgen mitteilt, die Hand zu einer Ber. ständigung mit seinen Parteifreunden geboten. Ein vom Bar. teitag der rheinischen Zentrumspartei eingelegter Ausschuß hat gestern mit Freiherrn von Loe und mehreren führenden, dem Zentrum angehörenden Vertretern der rheinischen Landwirtschaft über die vorliegenden Meinungsverschiedenheiten beraten und ist emütig zu der Auffassung gekommen, daß die Presseauseinander setzungen der letzten Zeit unter allen Umständen ein Ende haben müßten. Mit diesem Beschluß ist zwar der Streit dem Blickfelde der Deffentlichkeit vorläufig entzogen, sicher ist aber, daß unter diefer Decke und innerhalb der Organisation die Auseinander fegungen zwischen dem agrarischen Flügel und der nicht. agrarischen Parteimehrheit mit unverminderter Heftig. feit weiter ausgetragen werden.
Stinnes für Horthy!
Die„ DA8." für die Mörderparteien Ungarns ! Bas faum ein deutschnational- völtisches Organ bisher sich gestattete, das bleibt dem Organ der Gebrüder Stinnes vor behalten: Der Budapester Mitarbeiter dieses Blattes bringt es fertig, sich zum Fürsprecher der magyarischen Mörderbanden zu machen, die unbequeme Rritifer in die Donau „ baden" fchicken, nachdem sie ihnen vorher den Schädel eingeschlagen hatten!
Wochenmarkt. arkt.
In einem kleinen Vorort am Rande Berlins ist Bochenmartt. Jener Volkswochenmarkt ausgesprochen kleinstädtischen Kalibers mit biden, fehr lauten Marktfrauen, mit primitiven Fleischständen aus brüchigem Bretterholz, mit Obftwagen und viel Straßenschmuß. Es ist nicht angenehm, sich durch die engen Wege zwischen den Berkaufsständen hindurchzuminden, zumal, wenn diese Wege Don Frauen dicht besetzt sind, die mit ihren Groschen voller Sorge und Vorsicht an den Einkauf gehen. Bierundzwanzig Marf verdient ber Mann in der Woche und dazu steigen wiederum täglich die Preise. Aber es gibt noch Leute, die auch nichts einkaufen, denen jedoch feltsamerweise dies enge, feilschende Gewirr unendliches Bergnügen macht.
Ein Sonderling? Vielleicht.
Jeden Morgen muß ich auf dem Wege ins Bureau an dem fleinen Platz vorbei.
Mit der verwitterten alten Kirche im Hintergrund, dem gespreizten Standbild irgendeines vertlungenen Martgrafen in der Mitte und dem Friseurgeschäft, das täglich mit Sehnsucht auf die Kunden wartet.
Alle acht Tage ist hier Wochenmarkt. Fleischbuden, Obststände und das Geschwirr harter, verarbeiteter. Stimmen. Es ist der Einfauf des Volkes.
sehr verhungert, ein durch die Qual stündlicher Sorge verzehrtes Und alle acht Tage sehe ich da einen Mann. Sehr abgeriffen, Gesicht. Und dabei ein verzweifelter Verfuch zu penibelfter Sauber feit. Trozdem. Es ist ein Sterbender, der den heißen Willen zum Leben hat. Der geht langsam mit schleifendem Schritt an den Ständen vorbei; windet sich mit emfiger Geduld durch das drängende, stoßende Etwas der Masse Mensch.
Und sein Blick haftet mit feltfamem, suchendem, faft genießendem Blid an den Auslagen. Den Fleischstücken, die an rostigen Haten hängen, den geschichteten Räserollen, dem Obst...... Es ist tein Bettler. Aber ich glaube, er hungert.
Es ist nicht angängig.
Verbot der Reichsflagge an Mieter in Staatsgebäuden. Der Flaggenwettkampf bei der Wahl des Reichspräsidenten hat allerhand feltsame Episoden gezeitigt, die uns im allgemeinen als Symptome für die öffentliche Meinung wichtig waren, uns aber nicht sonderlich beunruhigten. Ernster sind die Fälle, in denen ant öffentlichen Gebäuden schwarzweißrote Fahnen angebracht waren, daß das Publikum annehmen konnte, hier set an amtlicher Steife eine andere als die gesetzliche Fahne aufgezogen worden. Das mußte der Staat unter allen Umständen verhindern.
Unfere Genoffen haben sich im Landtag gegen den Lehrer einer Dorfschule, in Hermannsdorf in Schlesien , gewendet, der dort ebenso unangenehm wirfte z. B. das Baftgebäude in Hermsdorf bei als einziger am Schulhaus die schwarzweißrote Fahne gezogen hatte; Berlin , wo aus mehreren Fenstern Schwarz- Weiß- Rot geflaggi war. Dagegen haben wir es recht ruhig betrachtet, wenn etwa am Boftamt Lothringer Straße, der dort noch wohnende pensionierte Boftdirektor aus seinem Fenster die schwarzweißrofe Fahne zeigte. Jedem Beschauer erschien diese Fahne als eine nicht amtliche. Nun liegt uns aber eine Berfügung des Provinzialschulkollegiums Berlins , über das Flaggen an Dienstgebäuden, vor, die, zurüdgehend auf einen Eríaß des Kultusministers Dr. Beder, erflärt:
„ Es ist nicht angängig, daß Mieter, feien fte Beamte oder nicht, durch das Hiffen von Fahnen zu der Annahme Anlaß geben, es handle fich um eine amtliche Stundgebung," benn, so heißt es da, In Dienstgebäuden darf nur von der Behörde selbst geflaggi werden."
Bugrunde liegt dieser seltsamen Entscheidung der Tatbestand, daß eine Beamtin, die ihre Wohnung in den Räumen des ProvinzialSchulfollegiums hat, die Reichsflagge, am 24. März 1925, zeigte; das wurde ihr untersagt mit der Bemerkung, daß auch andere Fahnen im ganzen Gebäudefompler nicht gezeigt werden dürften. Gleichwohl hat ein anderer Mieter im gleichen Häuserkomplet, der früheren Kadettenanstalt, Schwarz- Weiß- Rot geflaggt, ohne daß ihm das verwiesen wurde. Uns ist es ganz unverständlich, wie eine Behörde sich dagegen wehren kann, daß die Fahne, die sie selbst mit Stolz an Feststagen trägt, auch noch von ihren Mietern gezeigt wird! Das Berliner Provinzialfchulfollegium hat vor einiger Zeit den Schülern aller Schulen das Tragen von Abzeichen verboten.
Die Ermordung der sozialdemokratischen Redakteure durch Horthy - Banden und unter Billigung des jeßigen„ Paladin" wird in dem Blatt des Inflationsgewinnlers so zu befinder nicht in der Schule die deutschen Farben schönigen gesucht:
Nach dem Zusammenbruch der roten Herrschaft, ehe noch die Ordnung vollkommen hergestellt war, wurde da und dort von den Weißen wie fich die amtlichen Berichte ausdrüden- in patriolischer Aufwallung Bergeltung geübt. Anfang Februar 1920, als Horthy noch Oberkommandant der Nationalen Armee war, wurden auch zwei Schriftleiter des Budapester sozialdemokratischen Organs Népszava"( Boltsstimme), die sich gegen den Umschwung der politischen Lage und die augenblickliche Militärherrschaft rüdsichts. Ios ereiferten, ums Leben gebracht. Sie wurden in einem Kraftwagen entführt, außerhalb der Hauptstadt erschossen und in die Donau geworfen. Die Täter fonnten nicht ermiffelt werden. Die Regierung Bethlen ließ aber die Sache auch nach Jahren nicht auf fich beruhen, sondern gab sich Mühe, die Angelegen heit zu flären, und gelobte, die Schuldigen dem Gerichte zu überantworten, damit sie ihre gerechte Strafe erhalten.
Daß auch" zwei sozialdemokratische Redakteure ermordet wurden, erscheint dem Stinnes- Journalisten nur als eine„ Bergeltung aus patriotischer Aufwallung"! Was ist schon dabei? Die Regierung Bethlen untersucht doch immer noch und ist nach fünf Jahren so eifrig bemüht, die Täter zu finden!
Daß im Barlament und in der Presse als einer dieser Mörder ein hoher Beamter des Kriegsministe riums immer wieder bezeichnet und dessen Berhaftung gefordert worden ist, davon weiß der Budapester Stinnesmann rein gar nichts! Er sieht nur die Empörung der Sozialisten und Demokraten, weiß, daß deren Linksblod in der Haupt stadt die Horthysten bei der Gemeinderatswahl vernichtend geschlagen hat und behauptet, ihnen fei deshalb der Kamm geschwollen".
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Daß das deutsche Stinnesblatt fo zum Reptil der ungarifchen Mörderpartei herabfinken würde, hatte man bisher trotz ollem nicht erwartet. Aber freilich, in Ungarn haben ja auch die Erzberger Mörder Heim und Freift att gefunden, beschüßt durch die getreuesten Anhänger des" Paladins" Horthy . In Ungarn ſizen auch noch Führer der Kappisten, die sich bisher nicht nach Deutschland zurücktrauten. Nach Ungarn spann Meineids- Ehrhardt seine Fäden. Bon Ungarn fommt jetzt der vor dem Abbau stehenden„ DA3." die politische Mordverherrlichung! Es wäre ein Wunder, wenn sich der Paladin" und die Seinen aus dem Königreich ohne König nicht für fopiel guten Willen erkenntlich zeigen würden!
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Zur Niederwerfung des Aufstandes auf Samos hat die griechische Regierung über die Küfte die Bloda de verhängt und Verstärfungen nach der Insel gesandt. Die meisten Rädelsführer" jollen bereits gefangengefent fein.
Am Verfassungstage dürfen also die preußischen Schul. zeigen! Am Berfassungstage dürfen deutsche Mieter in Staatsgebäuden nicht die deutsche Fahne aufziehen! Und das ist ein Miniſter der Weimarer Koalition in Preußen, der so handelt. Das ist der Minister für Boltsbildung des größten deutschen Staates! Armes Deutschland !
Eine Familientragödie in Spandan.
Aus noch unbekannten Gründen erfchoß am Sonntagabend der 42 Jahre alte Lokomotivheizer Karl Bengsch in der Hamburger Straße 98 zu Spandau feine gleichaltrige Ehefrau, seine 14jährige Tochter Magdalene und endlich sich selbst. Hausbewohnern war aufgefallen, daß sich am Montag fein Mitglied der Familie Bengsch zeigte. Da auch die Borhänge den ganzen Tag über zugezogen blieben, vermuteten fie einen Unglücksfall und riefen die Schußpolizei herbei. Diese verschaffte sich Zutritt und fand die ganze Famille tot auf. Allem Anscheine nach hat Bengsch zuerst seine Frau, dann seine Tochter burch Kopfschüsse getötet, wäh rend sie schliefen. Dann brachte er sich selbst einen Schuß in den Kopf bei. Berschiedene Anzeichen laffen darauf schließen, daß er die Tat bereits in der Nacht zum Sonntag begangen hat. Belche Gründe ihn dazu veranlaßten, ist unflar, da er mit den Seinen in bekannt geworden ist. Die Leichen wurden vorläufig beschlagnahmt. geordneten Verhältnissen lebte und auch von Zwiftigkeiten nichts
Theater im Freien.
Wenn man zu einem Berliner vom Boltspart Jungfern heide spricht, so fann man mit ziemlicher Sicherheit wetten, daß man zur Antwort bekommt:„ Ach ja, ich babe auch sehr gern im Freien", aber so ähnlich. Denn die Badeanstalt mit der anfchließenden Blanisch wiefe für die Kleinsten ist der Anziehungs. punkt für die Scharen, die täglich hier herauspilgern. Vielleicht macht dem nassen Element aber in Zukunft die im vergangenen Jahre hier angelegte Freilichtbühne Konkurrenz; natürlich nur in freundschaftlicher Weise. Denn wer sich die Aufführungen anschaut, die das Bezirksamt Charlottenburg vorläufig nur Sonnabend und Sonntag nachmittag auf ihr veranstalten will, fann ja ohne Schaden vorher oder nachher baden gehen; er wird wohl auch in den meisten Fällen diese beiden Fliegen mit einer Klappe schlagen. Wie schön das sein wird: man steigt erfrischt aus dem Waffer, läuft nur wenige Minuten, und steht in dem entzückendsten Freilicht- Theater, das ich ie jah. Wenn dann noch, wie am legten Sonnabend, mit den ersten Taften der Mozart- Mufit der bewölkte Himmel fich wieder aufklärt und nur noch duftige, weiße Rofoto- Wölkchen über das strahlende Blau segeln, wenn vor den geschnittenen Hecken als gutgeschulte Statisten vier Rohlweißlinge flattern wer wird dann das scharfe Messer Atritit" wegen und nicht dankbar das Gebotene nehmen, zumal es als Ganzes wirklich sehr anmutig war! Auf Goethes Laune des Verliebten", für die das Theater eigens errichtet zu fein schien, folgte ein Schwant von Hans Sachs , Das Kälberbrüten, die rosenumwundene Schaufel, die soeben noch die Berliebten getragen hatte, bewegte fich vom Lachen der Zuschauer leise hin und her, Nach der Aufführung
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hörte man gern die Botschaft, daß hier auch größere Werke, wie Shakespeares Was ihr wollt" und„ Ein Sommernachtstraum", ebenso rhythmische und Sprechchor- Aufführungen gebrachti werden sollen, sobald Beleuchtungsanlagen für die Bühne hergestellt worden find. Hoffentlich dauert das nicht so lange, daß uns darüber der Glaube verloren geht!
Der Eintrittspreis für das Freilicht- Theater beträgt für Erwachsene fünfzig, für Kinder dreißig Pfennige.
Der deutsche Rundflug.
Die letzten Heimkehrer.- Heute Geschwaderjing Am heutigen legten Tage des großen Deutschen Rundfluges find noch 7 Maschinen nach Berlin zurüdgetehrt und in den Nachmittagsstunden ist damit zu rechnen, daß noch einige Nachzügler ankommen, und man fann erwarten, daß die Wett bewerber, die an den lezten drei Flugtagen an den Start gegangen find, auch vollzählig wieder eintreffen. Das ist ein ganz aus. bie an Maschinen und Führer riesige Anforderungen stellte, doch von gezeichnetes Resultat, wenn man bedenkt, daß die große Konkurrenz emem sehr wesentlichen Teile der Wettbewerber ohne ernſte Zwischenfälle durchgehalten wurde. Im Laufe des heutigen Bormittags trafen auf den Tempelhofer Feld noch folgende Flieger ein: 666 Frenberg auf Heinkel 24: 26, Plantert auf Barafol 25:25, 665 Fund auf Junkers 26: 43, Dietrich auf Dietrich 27:01, Sueger auf Mark, der aus der vierten Schleife zurückkehrte, Krupp haben, wollen heute nachmittag einen Geschwaderflug über Großauf Albatros 27:11 und v. Köppen auf Albatros 28:24. Flieger, die alle fünf Schleifen des Rundfluges glücklich zurückgelegt Berlin machen, an dem voraussichtlich etwa 30 bis 40 mafchinen teilnehmen werden.
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Die
Noch keine Rentenerhöhung aber schon Abzüge! In Nr. 259 meldeten wir aus Lichtenberg , daß auf dem Bostamt Magdalenenstraße bei der Rentenauszahlung für Juni den Invaliden die nach der Rentenerhöhung auf Grund des Gesetzes vom 23. März dieses Jahres ihnen zustehende Nachzahlung verweigert wurde. Man schickte die enttäuschten alten Leute nach Hause mit dem Bescheid, die Nachzahlung sei noch nicht möglich, weil man noch feine Anweisung dazu erhalten habe. Be schwerden über diese Verzögerung sind uns auch aus anderen Teilen Berlins noch mehrfach zugegangen. Hierzu tommt jegt eine neue Klage, die sich gegen einen nicht minder schlimmen Mißgriff des Bureautratismus wendet. Bei dem Zentralverband der Arbeitsinvaliden laufen fortgesezt Beschwerden ein( und auch dem„ Bor wärts " ist derartiges bereits mitgeteilt worden), daß einzelne Sozial rentnerfürsorgebehörden Berlins den Renten empfängern die in Aussicht gestellten, aber noch nicht ausgezahlten Rentenerhöhungsbeträge im voraus auf die So. zialrente anrechnen und dementsprechende Abzüge machen. Das läuft darauf hinaus, daß die Fürsorge, die Notstände beseitigen soll, künstlich Noistände herbeiführt und auf Wochen die Rentner dem Hunger überläßt. Die Leitung des Zentralverbandes der Arbeitsinvaliden hat mit der zentralen Wohlfahrtsbehörde Berlins verhandelt und Berständnis dafür gefunden, daß die geringen Steige einen Bezirke sind schon seit einigen Wochen darüber unterrichtet, rungen der Renten nicht sofort angerechnet werden können. Die eindaß vor Ende Juli eine Anrechnung nicht erfolgen soll. Aber bei den Fürsorgebehörden wird selbst dieses fleine Bugeständnis zunichte gemacht und in überstürzter Gile fogar abgezogen, was noch gar nicht gezahlt ist. Mit Recht sind die Sozialrentner über ein derartiges Berfahren empört. Hoffentlich wird schleunigst für Abhilfe gesorgt.
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Er ist gefallen!
Wilhelms Stern nämlich. Niebergeholt Lon maghalsigen Ketterern, die mit Lebensgefahr des legten Hohenzollern phantastische Ausgeburt aus schwindelnden Höhen zur Erde herunterbrachten. Es war noch sehr früh, als man das vielgezadte bronzierte Ding zu Füßen der Kaifer- Wilhelm- Gedächtniskirche mit Gemütsruhe in den grünen Rasen legte. Seltsam, wie symbolisch: der glizernde Hohen zollernftern mar hohl. Die bombastische Fassade täuschte, im Innern war es müft und leer. Es ist ein eigenes Bild, diese Arbeiter auf dem Boden sißen zu sehen, neben sich die fupferne Laune eines nummehr pensionierten Potentaten. Am Sonnabend mittag hatten Monteure sich ans Wert gemacht, nachdem die sichernden Gerüst arbeiten zur notwendigen Höhe gediehen waren. Weit strebten die Leitern in die Luft und wie in einer Isolierzelle stand Wilhelms Stern, rings von Latten eingezäunt. Dann wurde der Stern ange feilt, ein Rud und langsam, unfäglich langsam schwebte die Stupfer ipige auf den Kurfürstendamm nieder. Da lag er nun. Nach außen glitzernd, im Innern hohl, ein getreues Abbild vergangener Herrlichkeit.
Bermißt wird seit Sonnabend, den 6. Juni, vormittags, der 76 jährige frühere Buyer, jezige Rentenempfänger Hermann Nagel.' Der Bermißte war belleidet mit meidhem schwarzen Hut, dunklem Rod, grau- schwarz ges streifter Hose und Gummizugftiefeln; er trug einen gelben Spazierftod, deffen Griff einen Hundekopf darstellt, bei fich. Größe 1,72 bis 1,75 Meter, aufrechter( Bang. Witteilungen über den Verbleib des Bermigten erbittet Frau Nagel, Niautschouftraße 18, Hof 2 Tr.
Unvorsichtiges Wattenlaufen.
Bier Personen von der Flut überrascht und ertrunken.
Unvorsichtiges Battenlaufen forderte am Sonntag bei Cur. ha ven vier Opfer. Vier Personen, die sich bei der Kugelbate zu weit hinausgewagt hatten, wurden von der Flut überrascht und fonnten nicht mehr zurüdfommen. Auch den beiden Motorbooten, die zwischen Alte Liebe und Kugelbate den Dienst tuen, gelang die Rettung nicht mehr, da die Verunglückten offenbar von der Strömung ins tiefe Waffer getrieben morden
waren.
Schweres Autounglück.
Reichenberg i. Schl., 8. Juni. ( WTB.) Ein schweres Automobilunglüd ereignete sich im nahen Mittelpeilau. Als ein von den Schneebergrennen in Glag fommendes Auto der Firma Böhmelt in Striegau in schneller Fahrt die scharfe Kurve bei der Einmündung der Frankensteiner in die Gnadenfreier Chaussee nehmen wollte, überschlug es sich infolge Blagens von zwei Border. und einem interreifen. Der eine Insasse, Geschäftsführer Rämpfert aus Striegau , erlitt dabei schmere Rippenbrüche und Blutergüffe und mußte sofort in das Johanniterfrankenhaus nach Reichen berg übergeführt werden. Sein Zustand ist bedenklich. Sein Be gleiter fam mit leichten Berlegungen davon.
Groß- Berliner Parteinachrichten.
Mittwoch, den 10. Juni:
7. Abt. 7%, Uhr, Zahlabende bei Kube, Streliger Str. 55. Döll, Bergstr. 71. Dams, Schlegelftr. 9. Betrau, Pflugftr. 1. Diete, Bonenftr. 19. 12. Abt. 7 Uhr, Abteilungsversammlung bei Schmidt, Wicleffite. 17. 23. Abt. 7 Uhr Extrazablabend bei Grunewald , Rameruner Str. 19. Tages ordnung: Statutenberatung und Wahl der Delegierten aur Kreisversammlung. 121. Abt. Karlshorst . Die Mitgliederversammlung findet nicht, wie irrtiimlich an gegeben, beim Genossen gint, sondern wie immer im Botal 8ur Rennbahn", Trestow- Allee 94, statt. Referent: Genosse Buttkammer. 128./130. Abt. Bankow. 71 Uhr Bahlabenbe: 1. Gruppe bei Majerowitsch, Raiser Friedrich- Ede Berliner Str. 2. Gruppe bei Mees, Berliner Str. Ede Sinben promenade 3. Gruppe, Kiffingen- Str. 4, bet Dreyer. 4/7. Gruppe: Jugendheim, Breitestr. 8/9. Gruppe bei Dohnte, Bollantitr. 31. *
Jungsozialisten, Gruppe Süben . Heute abend furistische Sprechstunde Lindenstr& Aussprache über: Margiftische Staatsauffaffung. Beginn 8 Uhr. Gruppe Tempelhof Mariendorf . 7/2 Uhr, Jugendheim Tempelhof, Enzeum, Germania ftraße 4/6, Bortrag: Kirche und Sozialismus. Referentin: Gen. Marta Hobann.