Recht und Menjchlichkeit. �tttc Kundgebung der sozialdemokratischen Aerzte. Gester» abend fand im Lehreraereinshaus eine Versammlung
der Vereinigung sozialdemokratischer Aerzte statt, in der das Thema gegen� Unrecht und Willkür in den Gefängnissen behandelt wurde. Der Saal war überfüllt. Als erster Redner ergriff Dr. Krön- f e l d das Wort, er sprach über die Lebens, und Gesundheitsgesähr- dung der Straf, und Untersuchungsgefangenen bei den herrschenden Zuständen im Justiz» und Gefängniswesen. Unter dem Mantel der Objektivität verbirgt sich, so führte er aus, die politische Einstellung der Staatsanwaltschaft. Der bekannte Eeheimerlah des Ministers für Volkswohlfahrt, der den nichtbeamt«. ten Aerzten mangelhafte Gewissenhaftigkeit vorwirft, stellt-in« u n- erhörte Beleidigung des ganzen Aerzte st andes dar. Unparteiisch ist scheinbar nur, wer zugunsten der Staats- anwaltschaft sein.fachmännisches' Urteil abgibt. Zweifellos ist Herr Eeheimrat K r o n e r verantwortlich für den Geist des ganzen Er- lasses, über den sich die Aerzte deshalb besonder» aufregen, weil sie immer wieder neue Opfer sehen. Nicht immer handelt e» sich um Todesfälle. Psychische Erkrankungen sind häufig die Folge der Untersuchungshaft. Man kann sagen, daß relativ die eigentliche Strafoollzugsbehörde humaner vorgeht als die Unterfuchungsbehördc. Gewiß tragen ein großes Maß von Schuld alle jene Gefängnis- ärzte, die nun, wie besonders im Fall Höste, den Erlaß rein for- malistisch auslegen, aber die Hauptschuld liegt zweifellos bei den Urhebern. Wir können die Untersuchungshaft nicht ganz entbehren, aber sie zu erleichtern ist notwendig und möglich. Will hierzu der Minister für Volkswohlfahrt geeignete Vorschläge hören, so darf er sich freilich nicht an seine Geheimräte wenden, sondern er muß sich mit jenen Stellen in Verbindung setzen, die tatsächlich informiert sind. Ferner ist zu fordern: Kranke müssen wie Kranke in Kranken- Häusern behandelt werden. Die Hauptsache ist freilich, daß man derartige Krankenhäuser der unmittelbaren Leitung durch die Justiz- verwalwng entzieht: au« sicherheitstechnischen Gründen kann man nicht alle Kranken in städtische Krankenanstalten unterbringen. Schließlich wandte sich Herr Dr. Kronfeld noch gegen die be- amleten Aerzte, deren Ausbildung erklärsicherweise nur un- vollständig sein kann. Noch Ansicht der Richter weiß der Kreisarzt alles am besten, und auf ihn bezieht man sich viel lieber, weil der natürlich aus erklärlichen Gründen nur allzu häufig dem Staats- anwall nach dem Munde redet.' Die Selbsttäuschung der Juristen zuungunsten der Wissenschaft nimmt hierbei bisweilen geradezu groteske Formen an, ober eine Wissenschaft, die sich eine solch« Be- Handlung gefallen läßt, verdient sie auch. Bor allen Dingen ist die Zurücknahme des Geheimerlasses zu fordern, denn erst dann besteht Aussicht, daß die Hast in unseren Gefängnissen lang- sam so wird, wie sie mindesten» sein muß. Als nächster Redner sprach F«lix Fechenbach über die Praxis de» Strafvollzugs. Es gibt drei Strafarten: Festung. Gefängnis und Zuchthau». Aber die Praxis unterscheidet ebenso viel« Arten, al» es Justizverwaltungen der Einzelländer gibt.
belegt dann an einzelnen Beispielen die unerhörte Grau- ämkeit, mit der der Strafvollzug in Ebrach , in.seinem' Zuchthaus , gebandhabt wurde. Das Seelenleben des Gefangenen begegnete völliger Verständnislosigkeit. Theoretisch wurde zwar Erziehungs- strofvollzuo ausgeführt, praktisch jedoch Vergeltungsstrafvollzug. Es fehlt im Zuchthaus an pädagogischer und psychologischer Leitung vollständig, und es ist erklärlich, daß viele Menschen allein deshalb zugrunde gehen müssen. Schlimm st eyt es auch mit der Beschäftigung der Gefangenen, das Tütentleben und da« Svckeflicken bildet keinen Gefangenen für einen Beruf aus, außer dem pfuscht man dadurch den Heimarbeitern ins Gewerb«. Unter- richt und die hygienischen Verhältnisse sind unter aller Kritik. Do» neue Strafgesehbuch bleibt so ein Dorfo, solange wir nicht«inen neuen einheitlichen Strafvollzug haben, der nach den Grundsätzen der Menschlichkeit und der Kultur bestimmt wird. Zum Schluß kam Dr. Paul P o s e n e r als Jurist zu Wort, er forderte, daß die rein formalen Voraussetzungen bei Verhaftungen in Zu- kunft in Wegfall kommen und daß bessere Beschwerdemöglichkeiten geschaffen werden. Wenn die Voruntersuchung geschlossen ist. kann jede Untersuchungshast beliebig lange dauern, und e» liegt auf der Hand, wie diese Möglichkeit bisweilen ausgenützt wird. Außerdem sind nicht nur die medizinsschen, sondern auch die wirtschaftlichen Folgen der bei uns sehr schnell oerhängten Untersuchungshast zu bedenken. Er schloß mit der Forderung, daß den Juristen mehr Möglichkeit gegeben wird, das Leben in seiner ganzen Vielseitigkeit kennen zu lernen. In der Diskussion ergriff u. o. Genossin Adele Schreiber da» Wort, st« sprach die Hoffnung aus. daß auch die Frauen sich in Zukunft mehr um die Rechtspflege und ihre Auswirkungen kümmern müssen und sie stellte weiterhin die Forderung, daß der Kranke unter keinen Umständen mehr als der Feind der Gesellschaft behandelt wird. Ferner sprach der Kommunist K l a u b e r und suchte mit unwahren Behauptungen die Versammlung irrezuführen. Seine Lügen wurden richtiggestellt. Ein Zwischenruf machte ihn auf die russischen G e f ä n g n i s s e aufmerksam, in denen Sozialisten als politische Gefangene von Kommunisten festgehalten werden. Der kommunistische Redner drückte sich um eine Stellung. nähme zu diesem ihm peinlichen Zwischenruf herum und fordert« die Freilassung der politischen Gefangenen in Deutschland . Genosse Fechenbach trat ebenfalls für diese Forderung ein, verlangte aber auch die Freilassung der sozialistischen Ge- fangenen aus den bolschewistischen Kerkern Rußlands . Als dann diese erweiterte Forderung von der Versammlung angenom men wurde, wagte der Kommunist Klauber nicht dafür zu stim- men. Di« Entschließung forderte weiter die Zurückziehung des berüchtigten Geheimerlasses und fordert zur Bildung eines Kartells auf, da» alle republikanischen Männer und Frauen umfaßt, um in gemeinsamer Arbeit auf hutnane Gestaltung der Rechtspflege hin zuwirken.
Die öerliner Wassernot. Thtlrlottenkmrg an da» Berliner Beh angeschlossen. Dank des schleunigen Eingreifens der Behörden ist, wie berests gemeldet, eine vorübergehend« Verständigung zwischen den Charlottenburger und den Städtischen Berliner Wasserwerken dahin zustande gekommen, daß bis auf weiteres Berlin die Charlotten- burger Werte durch Abgabe von Trinkwasser unterstützt. In der Rankestraße in Charlottenburg , wo das Berliner und das Char- lottenburger Leitungsnetz eng beieinander liegen, ist gestern abend bereits ein 300 Millimeter weites Derbindungsrohr gezogen worden und im Laufe der Nacht haben die Berliner Wasserwerte olles getan, um durch vermehrte Druckabgabe dos Charlottenburger Netz aufzufüllen. Es war natürlich nicht möglich, mit Hilf« dieses schwachen Rohres, so groß« Mengen in die Charlottenburger Leitung zu pumpen, daß nun mst einem Schlag« der Wassermangel behoben werden konnte. Durch die neue Verbindung können die Berliner Städtischen Werke täglich nur 4000 bi» 5000 Kubikmeter Wasser an die Charlottenburger Werfe siefern. Da» erscheint nicht sehr viel, doch muß man bedenken, daß auch die Berliner Wasserwerke gegenwärtig all« Reservemaschinen in Betrieb haben, um den erhöhten Anforderungen ihrer Abnehmer zu genügen, und daß ferner die erhöhte Wosserabnahme in der Rantestraß« am Rande des Berliner Versorgungsgebietes liegt, an einer technisch ungünstigen Stelle, an der einmal nur Wasserrohr« von geringeren Dimensionen verlegt sind und an der infolgedessen auch der Wasser- druck kein übermäßig starker zu sein pflegt. Trotzdem hat»erlin durch Zuschaltung von Reservepumpen es möglich gemacht, den Druck dort zu erhöhen und soviel Wasser abzugeben, al« in den Kräften der Berliner Werke steht. Diese Maßnahm« kann jedoch die allgemein« Kalamität bei den Charlottenburger Werken nicht beheben. Helfen kann nur die V e r- s ch m e l zu na der Charlottenburger und der Ber» liner Werke zu einem einheitlichen Großbetrieb unter kommu- naler Leitung. Nichts hat so schlagend das Versagen der auf privatwirtschaftlicher Grundlage im öffentlichen Jnter- esse arbeitenden Werte bewiesen, al» da« jetzige katastrophale Versagen der Wasserversorgung. Die Zahlen, die wir heute morgen veröffentlichten, zeigen, in welcher Weis« die städtischen Werke vor- gearbeitet haben, um ihrer Aufgabe gerecht zu werden, sie zeigen aber auch, wie die großen Ueberschüsse der Charlottenburger Werk« verwendet worden sind. Die unentwegten Privatwirtschaftler sind seltsam still geworden. Es scheint, al» ob ihnen bei aller Wassernot die Felle gar zu schnell davonschwimmen. Ermäßigung der Luftbar?eitsfteuer für die Theater. In der städtischen Finanz- und Steuerdeputation fand gestern die immer wiederkehrende Vernehmung der Herren Sachverständi- gen statt. Alle marschierten sie auf und jammerten. Man hat noch nie gesehen, daß einer dieser Herren Nicht gejammert hätte. Diesmal waren die Klagen ganz besonders stark. Die Stadt soll helfen. Sie soll am liebsten die Lustbarkeitssteuer überhaupt abschaffen, oder wenn sie das nicht will, dann soll sie sie in den Sommermonaten ermäßigen. Man weiß nicht: war es die Hitze oder die Er- müdung. die als Folge dieser Ermattungsstrategie der Herren Theater- und Filmindustriesyndizi bei der hohen Finanz- und Steuerdeputation sich bemerkbar machte. Man hört« und hörte und am Ende bewilligte man tatsächlich den Sprechtheatern, die jetzt schon den niedrigsten Satz der durch Reichsrahmengesttz zugelassen ist, nämlich 10 Proz., versteuern, für die Sommermonate bi» zum 15. September einen weiteren Nachlaß von 5 Proz. Keiner der be- willigungsfreudigen Mitglieder der Deputation konnte sagen, womit die Stadt das dadurch entstehend« Loch stopfen soll. Ts hat auch bis heute keiner der' Stadtverordneten uns nachweisen können, wo die Stadt in ihren Ausgaben sparen könnte. Trotz allen Geschreis, daß in bestimmten Wirtschaftskreisen, die sich einbilden, alle wirtschaftliche Erkenntnis in Erbpacht genommen zu haben, über die angeblich« Verschwendungssucht der Stadt erhoben wird, hat noch keiner der Leute, die diesen Kreisen nahestehen, auch nur einen einzigen ernst zu nehmenden Dorschlag auf Streichung im Etat machen können. Im Gegenteil, alle kommen sie fast ohne Au«- nähme mit Anträgen auf Mehrausgaben. Jeder weiß, daß die Mittel, z. B. für Schulbauten, für Straßenerneuerungen— um nur diese beiden Dinge zu nennen— im Etat vollkommen unzu- reichend sind und daß Millionen noch«ingesetzt werden müßten, wenn Bersin nur das leisten sollt«, was nach den Jahren der In- flation unbedingt geleistet werden muß. In einer solchen Situa- tion hält die Finanz- und Steuerdeputatio« e» für richtig aus-
gerechnet bei der Vergnügungssteuer unter den Mindestsatz der Reichsgesetzgebung zu gehen. Die Steuer herabzusetzen, ist leicht: man wird sehen, ob es am 15. September so leicht sein wird, zu dem allen Satz zurückzukehren. Es war insolgedessen nicht nur der Kämmerer, der diesem Bestreben der Deputationsmitglieder, mög- lichst vopulär zu sein, energisch entgegentrat. Noch sind wir lange nicht so weit in Berlin , daß wir der Fülle von Ausgaben gerecht werden, die die Gemeinde zu lösen hat. So lang« wir sowett nicht sind, geht es nicht an, die Vergnügungssteuer zu ermäßigen. �luf„Rintintins* Spuren. Eine Mahnung für Hundebesitzer. Ein« interessante Hundegeschichte beschäftigt« da» Amtsgericht Berlin-Mitte. Wenn der Fall an sich zwar unwesentlich ist, so möge er aber deshalb hier Platz finden, um manchen der Leser, die auch im Besitz« eines solchen.Vierfüßlers' sind, vor ähnlichen llnan- nehmlichkeiten zu bewahren. Ein Herr R. war im Besitze von zwei Hunden. Weil er ihnen zuwellen etwas Freiheit gönnen wollte, ging er mit ihnen ohne Maulkorb und Lein« in den Hof hinunter. damit sie sich austollten. Auf diesem Hofe tummelten sich in gleicher Freiheit meist noch mehrere Hunde. Sehr angenehm mag das den Mietern, mit Ausnahme der Hundebesitzer, wohl nicht gewesen sein; denn erstens steht es dem Hund nicht an der Nase geschrieben, ob er bissig ist. und dann wird der Hof durch die Tier« nicht sauberer. Einem Hausbewohner, der den Hof überqueren mußte, setzte ein Hund de» R.«ine» Abend» nach und faßte ihn in den Mantel. Da der Hund allein, ohne Aufsicht, im Hofe war und so- mst nicht zurückgerufen werden konnte, wehrte ihn der Angegriffene mst einem Riemen ab. Zu einer späteren Stunde widerfuhr ihm dasselbe, trotzdem der Hund jetzt unter Aufsicht der Tochter stand. Da der Hund nach Angabe de» Angefallenen de» öfteren Hau«. bewohner in der gleichen Weise belästigte, erstattete er Anzeig« gegen die Tochter. Sie erhielt einen polizeilichen Straf- befehl von 20 Mark, gegen den sie Einspruch erhob und gerichtliche Entscheidung beantragte. Ihr Vater, der al» Rechts- beistand erschienen war, behauptete, der Hund hätte sich oft die Türen selbst geöffnet und wäre dann unbemerst in den Hof gelaufen. Wegen dieser Unart hätte er ihn jetzt abgeschafft. Da ein erheblicher Schaden nicht entstanden war, endete die Geschichte mit einem F r e i s p r u ch und einer Verwarnung. E« geben sich viele Hundrbefltzer der irrigen Auffassung hin. sie könnten ihr« Hunde nach dem Hof ohne Maulkorb schicken. Nach dem Vieh- seuchengesetz muß aber jeder Hund an einem Ort, der von fremden Menschen begangen wird, durch einen beißsicheren Maulkorb ge- sichert sein. Wer sich also Unannehmlichketten ersparen will, möge sich an diesem Fall«in Beispiel nehmen. Kommunlstendemonstation in Teltow . Di« K o m m u n i st e n veranstalteten gestern abend in Tellow «in« Protestkundgebung gegen die blutigen Zusammen- stoße vom vorigen Sonntag, wobei bekanntlich ein« Person getötet und«ine Anzahl weiterer mehr oder minder schwer verletzt wurden. Die Veranstallung war verhältnismäßig recht schwach besucht. Die Kommunisten Schalem, Schlecht, Rosenbero und Geschke hielten kurz« Ansprachen, in denen sie sich höchst über- flüssigerweise auch zu.unmotivierten Ausfällen gegen die Sozial- demokratte(I) hinreißen ließen. Gegen S Uhr erfolgt« der Abmarsch der Züae. Die Polizei hiett sich sehr zurück und griff nur dort ein, wo«« lhr nicht zu vermeiden schien. Von einem Fall abgesehen, ist e» daher zu Reibungen und Festnahmen nicht gekommen. .Volk und Zeit', unsere illustrierte Wochenschrrst, und .Der Sinderfreund' liegen der heutigen Postauflage bei. Est» eigenartiger Zusammenstoß, der glücklicherweise noch alimpf- lich abgelaufen ist, ereignet« sich gestern in P a n k o w in der W o l l a n k st r a ß e. Au» einer bisher noch unaufgeklärten Ursache fuhr«in Triebwagen der Linie 22 auf«inen Leichenwagen der Firma Gebrüder Podahl, Köpenicker Straße . Der Anprall war so stark, daß der Wagen mehrere Meter weit geschleudet wurde und wiederum ein dort haltendes Fuhrwerk umwarf. Der Kutscher des Leichenwagens. Schäfer, ebenso der Fuhrmann Fritz Göhl und sein Mitfahrer wurden vom Bock geschleudert und erlitten stark blutend« Wundem
GeVsrMastsbeWsmlng Die»taktißhe« Differenzen� im$kv. Die.Rote Fahne' geht tn ihrer Ausgabe vom Mtttwoch erfreu- licherweife' auf unseren Artikel.Der Freie Eisenbahner-Derband am Ende'«in, den wir in der Sonntagnummer abgedruckt hatten. Sie schreibt, die.taktischen Differenzen' im FEV. würden, dessen könnten wir versichert sein,..ausgetragen vor der breiten Masse der Eisenbahner in aller Oeffentlichkeit'. In Wirklich- teil ober ist die Notiz der.Roten Fahne' nur ein Veksari'. den wahren Sachoerhalt zu verdunkeln, so daß wir an die Vererb- Willigkeit der Kommunisten, den Kampf im FEV. vor der breiten OefjeMlichkeit auszutragen, nicht recht zu glauben vermögen. Daher holten wir es für angebracht, Zur Auflichtung der recht dunklen An- legegenheit ein wenig beizutragen. Zunächst stellt die.Rote Fahne' fest, daß das Stimmenoerhäst- nis bei der letzten Eiienbahnbetricbsrätewahl„zum großen Teil auf die f a l s ch e Politik zurückzuführen ist, die die leitenden Ge- nosien des Vorstandes des FEV. betreiben'. Aber gerade durch de» Kampf der Meinungen im FEV. solle diese Organisation.tro;z ihrer zahlenmäßigen Schwäche', die hiermtt gleichfalls durch das kommumstifche Organ zugegeben wird, innerlich gefestigt werden. Die„Rote Fahne ' sucht also den Anschein zu erwecken, als käme es der KPD. nur darauf an, den Freien Eifenbahner-Verband .innerlich zu festigen'. Wäre es so, dann würde die KPD. keinerlei Gründe haben, mit der Leitung des FEV. unzufrieden zu fein, denn auch diese Leitung hat ja, wie wir schon mitteillen, auf einer Beirat»- sttzung beschlossen, Maßnahmen zur Stärkung des FEV. zu er- greifen. Der Zentrale der KPD. ist auch nicht unbekannt, daß eine andere, im Mai d. I. abgehaltene Beiratssitzung bereits beschlossen hatte, die Stärkung des FEV. durch Errichtung neuer Zahl-- stellen und Ortsgruppen und durch energische Agitation für den Eintritt in den FEV. unter den Eisenbahnern herbei» zuführen. In Wirklichkeit hat gerade dieses Bemühen der Lettung des FEV., diesen Verband als eine selbständige Organisario» dauernd zu befestigen, den Unwillen der KPD. hervor- gerufen. Das Ziel der Zentrale der KPD. ist darauf gerichtet. S ch m i d t k e und seinen Freunden die Organisation des FEV. zu- nächst zu entreißen, um damit die Vorbereitungen für die Vev-. eimgung mit dem DEV. zu schaffen. Abgesehen davon, daß zur Vev, eimgung mit dem DEV. auch die Rereitwilligkeit'Bes DEV. erforde» � lich wäre, macht die KPD . dem FEV. gerade den Vorwurf, daß er den Bemühungen der Partei, eine solche Vereinigung mit dem DEN. zum Zwecke neuer Zellenbildung innerhalb der freigewerk- schastlichen Organisation vorzubereiten, durch sein eigensinniges Fest« halten an seiner Selbständigkeit im Wege steht. Um diese» Eigensinn zu brechen, ist es nun nach der Auffassung der Zentrale der KPD. in erster Linie notwendig, im FEV. eine RGI-treue Opposition zusammenzufassen. Die Maßnahmen zur Etabft- sierung dieser Opposition sind bereit» getroffen. Demnächst wird mm die.breite Mass« der Eisenbahner' auch auf anderem Wege auf diese.taktischen Differenzen' im FEV. auf-] merksam werden, und zwar durch ein F l u g b l a t t. das jene RGI-! treue Gruppe innerhalb des FEV. an die Mitglieder dieses Ve» bände» richten wird. Auch in diesem Flugblatt werden sich die: Gegner bei Leitung des FEV. allerdings bemühen, den Kampj�nicht als einen Kampf zwischen der KPD . und den Führern des FEV- sondern als eine Auseinandersetzung zwischen RGJ-treuen und den' RGJ-freundlichcn Gruppen im FEV. erscheinen zu lassen. Aber das wird ihnen auf die Dauer nicht gelingen, denn schließlich werden auch die Mitglieder des FEV. begreifen, daß es sich dabei um die Befeitigung ihrer Organisation handelt, die tzegen- wärtig ein Hindernis für die politischen Pläne der KPD . mit de» Gewerkschaften darstellt. Küttdizimg eines Betriebsrats vor Amtsantritt. In einem Berliner Betriebe der Metallindustrie wurde ei» Ersatzmann zum Betriebsrat gekündigt. Während die Kündigungszeit lief, trat der Ersatzmann an Stell« eines durch frift- lose Entlassung ausgeschiedenen Vetriebsratsmttgliedes als ordentliches Mitglied in den Betriebsrat ein und wurde nach Ablauf seiner Kündigungsfrist ohne Befragung des Betriebsrats entlassen- Der Entlassene betrachtet das als einen Verstoß gegen 8 96 BRÖL »ab klagt« bei der Kammer 8 des Gewerbegerichts, auf Weiterbefchäftigung.— Der Kläger vertrat den Stand- j punkt: Wenn er auch vor seinem Eintritt in den Betriebsrat ge- kündigt wurde, so hätte doch seine Entlassung, nachdem er ordent-- liches Mitglied des Betriebsrats geworden fei, nicht ohne Zustimmung � des letzteren erfolgen dürfen, denn der Sinn und der Zweck' des f 96 BRG. fei doch der, daß die B«tri e b s rat« m i t- glieder vor der Entlassung geschützt seien, fall» nichb die Betriebsvertretung der Entlassung zustimme oder«wer der im Gesetz angeführten Entlassungsgründe vorliege. Dack Gericht wie» die Klage ab mtt der Begründung: Da der Kläger zur Zeit feiner Kündigung noch nicht Mit- 8lied des Betriebsrates war, so habe er den Schutz de» 96 BRG., der die Kündigung(nicht die Entlassung von der Zustimmung der Betriebsvertretung abhängig mache, noch nicht genossen, feine Entlassung fei also nicht widerrechtlich erfolgt. Dies Urteil beruht unsere« Trachtens auf einer allzu buchstabe» gemäßen Auslegung des§ 96 BRG., während die Auffassung de» Klägers dem Sinn des Gesetzes entspricht, wonach die Entlassung eines Betrieberatsmitgliedes nur unter besonderen Voraussetzungen statthast ist, die im vorliegenden Falle nicht vorhanden waren. Zum Kampf der Holzarbeiter. Köln . 12. Juni. (Eigener Drahtbericht.) Die geplante General- aussperrung der Holzarbeiter wirst auch im Rheinlande ihre Schatte« voraus. Für Köln ist da» Lohnabkommen zur nächsten Woche ge- kündigt worden. Offiziell verlautet von einer Aussperrung noch nicht«, doch lassen zuverlässige Informationen der Kölner Der- waltung des Deutschen Holzarbeiter-Verbandes darauf schließen, daß auch die Kölner Arbettgeber sich dem unsinnigen Beschlüsse an- schließen werden. Eine große Vertrauensmännerversammlung, i» der alle Betriebe vertreten waren, hat am Donnerstag abend die Abwehrmaßnahmen vorbereitet. Unter den rheinischen Holz- arbeitern herrscht eine vorzügliche Stimmung. Sie sind aus de« Angriff des Unternehmertums gerüstet. In einer Entschließung bringen sie sogar zum Ausdruck, daß sie sich nicht auf die Abwehr beschränken werden, sonder» den ihnen aufgezwungenen Kampf daz« benutzen wollen,»m sich menschenwürdige Lohnsätze zu er,wlnge». Kommunisten als Streikbrecher. Köln , 12. Juni. (Eigener Drahtbericht.) Die von Kommunist?» stark durchsetzte Köln -Mer heimer Straßenbahn» Be- triebswerkstätte. deren Betriebsrat durchweg au«„Opposi- tionellen' zusammengesetzt ist. hat sich gegen die von den Kölner Holzarbeitern in den Metallbetrieben durchgeführte Lohnbewegung einen Dolchstoß erlaubt, der diese Gewerkschaftler zu direkte« Streikbrechern stempelt. Seit einiger Zeit streiken die Holz- arbeiter in den bekannten Waggonfabriken Linke-Hosman« und Van der Zypen. In diesen Tagen wurden mehrere Waggons zur Anbringung von Beschlägen, eine Arbeit, die sonst von den Holzarbeitern ausgeführt wird, in die Straßenbahn- w« r k st a t t übergeführt. Die in der Werkstatt beschäftigten Schreiner verweigerten die Streikarbeit. Daraufhin hat der.oppositionelle' Betriebsrat Penner die Schlosser zur Ausführ«ng der Streitarbeit veranlaßt.
Berantis ortlich filt PoNttt- Biet««MW»; Wirtschaft:»»,r eatenra«: «ewrrkschattsbnvegimq: 3. etcner; Feuilleton: De . Je«» SchileweN: L-I-Ies vn» Sonftiae»!«njeia««.«loch»; sämtlich In Berlin . Verla-! Bormirte-Veela«®. m. b. S.. Berlin . Druck: Bormir�-Buchdri�erek un» Berla-sa astalt Paul Sinser u. Ho- Berlin CS. OL Biabenftratr&