Einzelbild herunterladen
 

sekretar unb soundso viele Ministerialdirektoren und Ministe- �ialräte. Daß daneben auch noch im Reichsfinanzministerium mindestens ein Ministerialdirigent und ein Ministerialrat sitzen, die sich ebenfalls mit Reichsbahnangelegenheiten be- fassen, sei am Rande vermerkt. Ist dieser erbärmliche Zustand wirklich notwendig? Durchaus nicht! Auch unter den gegenwärtigen Gesetzen gibt es eine Menge Aufgaben, deren Lösung zur Erleichterung und Klärung der ganzen Sachlage sehr wohl beitragen können. Man kann sich vorstellen, daß es im Reichsverkehrsministerium Stellen gibt, deren Aufgabe es ist, nicht nur den Briefträger zwischen dem Reichstag und der Reichsregierung einerseits und der Reichsbahn andererseits zu spielen, sondern mit Ernst und Eifer den ganzen ungeklärten Rechtsverhältnissen zu Leibe zu gehen. Wie schon verschiedene Besprechungen im Reichstag ergeben haben, gibt es eine Menge ungeklärter Fragen, die aber bisher alle ungeklärt geblieben sind, weil sich die Aufsichtsbehörde um nichts kümmert. Weshalb wird an diese Arbeit nicht herangegangen? Weshalb werden diese Fragen mit der Reichsbahn nicht im Sinne des Reichs durchgesprochen? Genau betrachtet übt jetzt die Reichsbahngesell- s ch a f t der Reichsregierung gegenüber eine Diktatur aus, die vielleicht nur durch die Zusammensetzung des Kabinetts verständlich wird. Die Reichsbahngesellschaft macht in jeder Hinsicht, was sie will: ohne die Regierung zu fragen und ohne Rücksicht auf sie. Nehmen wir einen Fall, wo die Rück- Wirkung auf das Reich klar zutage tritt: die Beamten - b e s o l d u n g. Bei der Reichsbahn überschüttet man den Generaldirektor und die leitenden Herren mit Geld, die höhe- ren Beamten und ein Siebentel des anderen Personals er» halten Korruptionszulagen alles ohne sich an die Reichs- regierung auch nur im mindesten zu kehren. Umgekehrt unterläßt das Reich sofort beabsichtigte Maß- nahmen, sobald die Reichsbahngesellschaft Einspruch erhebt. Das Reich war drauf und dran, den unteren Besol- dungsgruppen ihre elenden Bezüge etwas zu erhöhen und auch der P e n s i o n ä r e zu gedenken, als die Reichs- bahngesellschaft auf dem Plan erschien und diese Maßnahmen als für sie unerträglich bezeichnete. Die Reichsregierung war gehorsam; die Sache fiel. Die Herren, die jetzt an der Spitze der Reichsbahngesell- schaft�stehen, haben im vorigen Jahr die internationalen Ver- Handlungen über die Reichsbahngesetze geführt. Sie waren es auch, die im Parlament für die Annahme der Gefetze im Sinne des Kabinetts sich einsetzten. Sie haben dort auch die Zusagen und Versprechungen abgegeben, die heute nicht gehalten werden. Wenn man dies alles überblickt, ist es dann nicht bitter, vermerken zu müssen, daß ausländische Machthaber nicht rigoroser sein könnten? Der 24. Ausschuß hat einen Unterausschuß eingesetzt, der die oerwickelten Rechtsfragen in engerem Kreise beschleunigt klären soll. Das Weitere wird von feinem Bericht abhängen. Eins aber steht schon heute fest: So gehen die Dinge wirklich nicht mehr weiter. Der Geist von tzugo Stinnes. Hugo und Edmund und die Fettaugen der Arbeiterschaft. Im November 1920 tagte im Sitzungssaal des ehemaligen Preußischen Herrenhauses ein Ausschuß, der sich mit Fragen der Bergbausozialisierung befaßte. Dieser Ausschuß war zu- sammengesetzt aus Mitgliedern des Reichskohlen- und des Reichswirtschaftsrats. Es wurden sehr viele Reden für und gegen die Sozialisierung gehalten. Auch Herr Stinnes hiest eine Programmred«, in der er selbstverständlich die Sozialisierung ablehnte, sich dafür aber für die Gemein- Wirtschaft im Kohlenbergbau begeisterte, natürlich so, wie er sie auffaßte. Unter Gemeinwirtschast im Kohlenbergbau verstand er nämlich die vertikale Vertrustung der Wirtschaft. Er wies auf den Zusammenschluß des Rcheinisch-Westfäfischen Elektrizitätswerkes, der Roddergrube

und der Gelsenkirchener Bergwerks-A.-G. mit der Deutsch - Luxemburgischen Bergwerks-Gefellschaft hin und deutete weitere kommende Konzentrationen am Also der Stinnes- Kcnzern als Gemeinwirtschast. Doch dies nur nebenbei. In dieser Programmrede sprach Herr Stinnes prophetische Worte über die Zukunft seines Konzerns, so daß man fast meinen könnte, er habe die Pleite von 1925 voraus- geahnt. Diese jetzt sehr zeitgemäßen Sätze lauten nach dem von Herrn Stinnes korrigierten Stenogramm: �Ätit Herrn Dr. S i! v e r b e r g bin ich weiter einer Meinung. daß wir in einer weiteren Richtung gefehlt haben. Wir müssen da- für sorgen, daß die guten Köpfe aus der Arbeiterschaft erzogen und angelernt werden, so daß sie schließlich in die höheren Stellen auf- rücken können. Es ist eine eigentümliche Erscheinung, daß der Reichtum der Eltern im ollgemeinen nicht gerade einen guten Ein- fluß auf die geistige Entwicklung der Rachkommenschaft ausübt. Vielleicht ist das eine Art ausgleichender Gerechtigkeit. Wer das übersieht, muß dafür sorgen, daß aus der großen Suppenterrine der Arbeiterschaft die Fettaugen nach oben kommen und an die Stelle der verbrauchten Familien treten können." Ohne Stinnes' Erben Hugo und Edmund in bezug auf ihre geistigen Fähigkeiten weiter nahetreten zu wollen man kann ein sehr kluger Mensch sein und doch ein sehr schlechter Wirtschafter, können wir doch nicht umhin, angesichts der Krise des Stinnes-Konzerns, die von vielen alsaus- gleichende Gerechtigkeit" empfunden wird, an diese jetzt wahrhaft zeitgemäßen Worte des alten Stinnes zu er- iimerm Aus anderer Quelle erfuhr kürzlich die Oeffentlichkeit, daß der alt« Stinnes nachdenklich und noch schweigsamer als gewöhnlich wurde, wenn man ihn fragte, was aus seinem Konzern werden würde, wenn er nicht mehr die Zügel in der Hand halten würde. Er scheint schon damals gefürchtet zu haben, daß die ausgleichende Gerechtigkeit im Einfluß seines Reichtums auf die geistigen Fähigkeiten von Edmund und Hugo zutage treten könnte. Immerhin haben Edmund und Hugo, wenn sie post kestum dieses Mißtrauensvotum des eigenen Vaters gegen ilire Fähigkeiten zu Gesicht bekommen, die Genugtuung, daß er ihnen gleichzeitig den Entschuld igungs- grund mitgeliefert hat. Sie können sagen: nicht wir, der Vater war schuld: denn er war zu reich. Tirpitz' �ktenöiebstahl. In der Montagssitzung des Haushaltsausschusses des Reichstags brachte Genosse Moses die Angriffe des Prof. T h i m m e gegen Herrn v. T i r p i tz wegen angeblicher unberechtigter Benutzung der Archivalien zu persönlichen Zwecken zur Sprache, und ersuchte die Regierung dringend um eine erschöpfende Auskunft. Innenminister Schiele teilte mit, daß nach einem Kabinettebeschluß diese An- gelegenheit dem Reichsjustizministerium zur Erledigung übergeben wurde, das auch im Plenum des Reichstags zu der Angelegenheit Stellung nehmen werde. Der deutschnationale Abg. Mumm stellte sich schützend vor seinen Fraktionskollegen! der kein« Akten dem Reichsarchio entnommen habe und dessen ganzes Wirken im Dienst« des Kampfes gegen die Schuldlüge stehe. Als Genosse Moses noch- mals um b e st i m m t e Antwört der Regierung gebeten und Herr Schiele sich abermals nicht für zuständig erklärt hatte, versicherte der Präsident des Reichsarchivs v. Merz, daß v. Tirpitz mit dem Reichsarchio nicht in Verbindung getreten fei und ihm weder Akten entnommen noch von ihm Abschriften erhallen habe. Im übrigen tellte bei dem Kapitel Reichsarchio Staatssekretär Schulz mit, daß man die Errichtung einer Zweigstelle des Reichsarchios in Frankfurt a. M. plane, um den Wünschen für eine zweckmäßige Erhaltung der Archive der Frankfurter Nationalversammlung und des Deutschen Bundes gerecht zu werden. Gleichzeitig wurde be- kanntgegeben. daß in der nächsten Zoll eine Ausstellung zur Ge- schichte der Reichsverfassung geplant ist. Trauben, die zu hoch hängen. D i e deutschnationale Landtagsfroktion kam in chrer Montagabendfitzung in Be- sprechung der politischen Lage zu dem Ergebnis, daß ihr dl« in den letzten Tagen gepflogenen Verhandlungen zwischen anderen Parteien keinen Anlaß geben, zur Frage der Regierungsum- b i l d u n g in Preußen erneut Stellung zu nehmen.

Gsst's Dank an üie Sozialüemokratie. Bekanntlich hat sich der Abg. Dr. B est, nachdem er infolge des Treubruchs der Dcutschnationalen aus deren Fraktion ausgeschieden war, als Gast den Völkischen angeschlossen. Erllar das. weil damals davon die Rede war, daß die feindlichen völkischen Brüder sich wieder vereinigen und sodann mit Herrn Best als Gast die Fraktionsstärke erlangen würden, wodurch ihm ein Sitz im Auf- wertungsausschuß gesichert werden sollte. Da die Einigung mißlang und Herr Best infolge des Verhaltens der Deurschnationalen seiner Mitgliedschaft im Aufwcrtungsausschuß verlustig gegangen war, stellt« ihm die sozialdemokratische Fraktion bedingungs­los einen Ausschußsitz zur Verfügung. Herr Best hat diesen Akt durch e'ne im Ausschuß abgegebene Erklärung als einen vornehmen anerkannt und seinen Dank dafür ausgesprochen. Run ist in- zwischen der Zuscmrme>rschluß der Völkischen soweit gelungen, daß ste mit. ihrem Gast eine Fraktion mit Anspruch auf Vertretung m den Ausschüssen geworden sind. Der Zufall hat es aber gewollt, daß ihnen grade im Aufwertungsausschuß kein Sitz zusteht. Damit nun Herr Best auch künftig in diesem Ausschuß wirken kann, hat sich die sozialdemokratische Fraktion bereit erklärt, im Wege des Aus- tausch es den Völkischen einen Sitz im Aufwertungsausschuß ein- zuräinnen. Die Sozialdemokratie besetzt dafür den den Völkischen im.Volkswirtschaftlichen Ausschuß zustehenden Sitz. Nach Freigabe des bisher von Herrn Best innegehabten Sitzes der Sozialdemokratie richtete Herr Best folgendes Dankschreiben an die sozialdemo- kraiisch« Fraktion: Berlin , den 14. Juni IgZö. An die Reichstagsstattion der Sozialdemokratischen Partei! Nachdem der deutschvölkischen Fraktion ein Sitz im Auswertungs- ausfchuß zugefallen und mir übertragen worden ist, scheide ich als Vertreter der sozialdemokratischen Fraktion aus dem bezeichneten Ausschuß aus. Es ist mir ein Bedürfnis, der sozialdemokra- tischen Fraktion aus diesem Anlaß wiederholt meinen wärm st en Dank dafür auszusprechen, daß sie mir Gelegenheit geboten hat, meinen Stand- punktinderAufwertungsfrage zuvertreten. Dieser Dank wird dadurch nicht gemindert, daß mein Wirken bisher an dem geschlossenen Wider st ande der Gegner einer gerechten Aufwertung scheiterte und zufolge der Tätigkeit der Regierungsparteien die geringen Verbessern ngen der III. Steuernotoerordnung durch deren Verschlechterungen zum Nachteil der betrogenen Gläubiger weit überwiegen werden. Die Handlungsweise der Fraktion ist umso höher zu stellen, als sie meines Wissens des Vorbildes entbehrt, die Hisse einem politisch anders Denkenden zuteil und ihm gestattet wurde, a b w e i ch e n d von der Fraktion Ausführungen zu machen und Anträge zu stellen. Ich stelle ergebenft anHeim, von dieser Erklärung gusscheinenden Gebrauch zu machen. Mit ausgezeichneter Hochachtung Dr. B e st, M. d. R. Oberlandesgerichtspräsident i. R.

Dreißig Mark statt 2 Jahre Gefänguis. Breslau , 15. Juni. (Eigener Drahtbericht.) Während bekannt- lich die Reichsbannerleute, die bei dem Zusammenstoß in der schle- sischen Kreisstadt Striegau beteiligt waren, mit harten Ge- fängnisstrafen bis zu 2 Iahren bedacht wurden, sind die Stahl- h« l m j ll n g l i n g e, die die eigenllichen Angreifer waren, damals nicht auf die Anklagebank gekommen. Dreizehn von ihnen wurden in einem Sonderprozeß mit je Z0 Mar? Geldstrafe bedacht. Und zwar nicht etwa wie die Reichsbannerleute wegen Landsriedensbruchs, sondern nur wegen unbefugten Waffen tragen?. Auch diese Strafe ist aber jetzt von dem Gericht zweller Instanz aus- gehoben worden und die Stahlhelmhelden, die damals zu mehreren Tausenden gegen wenige 100 Reichsbanncrleute vorgingen, gehen jetzt völlig straflos aus. Auch der Reichsbannerprozeh ist inzwischen in die zweite Instanz gegangen. Ob aber das Be- rusungsgericht auch gegenüber den angegriffenen Republikanern die gleiche Milde wallen lassen wird, wie gegen die Stahlhelm - prügelhelden ist leider nach Lage der Dinge in unserer Justiz mehr als zweifelhaft.

Eine pferöegefthichte. Von lehn teha. Der mir dieses Erlebnis erzähll«, wird kaum gedacht haben, daß es einmal gedruckt wird. Aber die kleine Geschichte hat mich doch so tief ergriffen, eben weil sie so schlicht und einfach ist. Die Helden dieser Skizze sind ein Konsumvereinskutscher und sein Pferd. Sie hatten fünf Jahre zusammen im Frieden gewirkt, liebten sich wie zwei gute Freunde, verstanden sich vielleicht noch besser als manches Mal zweibeinige, die sich gut zu sein glauben. Da kam der Krieg.Rosi", so hieß das Tier, wurde als k. v. gleich anfangs ausgemustert, während Hans Guckauf noch eine Galgenfrist erhielt. Aber 191« erfaßte auch ihn das Äriegsschwung- rad. Cr kam an die Front. Viele Monate gingen und schwanden, »ls er eines Tages in Ruhestellung kam. Im gleichen Ort lag die Artilleriebatteric aus seiner Heimat, bei der er einen Bekannten aufsuchen wollte. Er traf ihn nicht im Quartier, nicht in der Kan- tine, nirgends. Schließlich suchte er die Ställe ob. Auf einmal, als er an einem Stand vorbeiging, gebürdete sich ein Pferd wie rasend: er sah näher zu und erblickte seine Rosi. Diese mußte ihn gerochen haben, oder hatte ihn sonstwie trotz seines Vollbartes, trotz der Uniform, trotz der dreijährigen Enssremdung wiedererkannt. Seine Freude war groß: er trat in den Stand und nun gebe ich Hans selbst das Wort:' Als ich meinem Pferde nahe kam, ging es wie ein Schütteln durch feinen Körper. Es riß an der Kette, es drängte sich an mich und sah mich mit seinen Augen so schmerzersüllt an, daß es einen Menschen kaum gelingen wird, so viel Trauer zum Ausdruck zu bringen. Dann legte es seinen Kopf über meine Schulter und blieb . fji eine Zeitlang ruhig. Ich bin überzeugt, daß es innerlich weinte, wie ich es auch äußerlich tat. Rosi sah mich ganz ruhig an. als wollte sie sogen:Hans, Hans, wohin haben sie uns beide gebracht? Gut, daß du wenigstens da bist." Das Pferd drückte seinen Kopf immer fester an mich: jedesmal, wenn ich mich bewegte, verstärkt- es den Druck, so daß kein Los- kommen war. Aber ich konnte ja nicht immer hier bleiben. Meine ganze Löhnung hätte ich in dieser Viertelstunde.darangegeben, Rosi, wie früher, mit Zucker füttern zu können. Ms ich mich aber doch endlich sreimochte. war das Tier wie toll Es riß an seiner Kette, es biß in die Krippe, es biß seinen Nachbar, es tanzte hin und her. Sobald ich wieder an den Stand kam, wurde es ruhig. Kein Zmeisel. Rost wollte mit mir fort. O, wie gut konnte ich das Tier verstehen, mußten wir doch in einigen Tagen wieder vor, in die Schützengräben. Ich riß mich los." Soweit die Geschichte von Hans und seiner Rosi. Er konnte

mir nicht sagen, ob seine vierbeinige Freundin noch am Leben ist: er hat sie nie wiedergesehen. Aber während er mir sein Wiedersehen schilderte, kullerten ihm die Tränen über die Backen, die er verstohlen zu beseittgen suchte. Wie gesagt, es ist nur eine einfache. Nein« Geschichte, ober sie hat mich tief ergriffen. Die Wartburg Gobelius . Auf der Wortburg{»fanden sich bis vi«: kurzem zwei zum Privatbesitz des großherzoglich sächsischen Hauses gehörige kostbar« Bildwirkereien aus dem 15. Jahrhundert, die nach der Revolution in das Verzeichnis dernational werwollsten Kunstwerke" gekommen waren. Diese beiden Gobelins find nunmehr 'trotz des Einspruchs der Warttmrg-Äiftung vom großherzoglich säch- ssschen Hofmarschollamt zwecks Aufbesserung der Wirtschaftslage der Mitglieder des Großherzoghauses an einen Kölner Kunstliebhaber verkauft worden. Sie befinden sich zurzeit im Berliner Kaifer-Fried- rich-Musewn, dessen Direktor Dr. Demmler von dem Käufer um Begutachtung der Teppiche gebeten war. Delbei hat Dr. Demmler festgestellt, daß die Gäbelms während des Transports von einem un- bekannten Diebe um 90 bezw. 60 Zentimeter verstümmelt worden sind, und es ist sehr wohl möglich, daß die abgeschnittenen Teste zu einem neuen Teppich zusammengesetzt i-nd über kurz oder long sin Ausland auftauchen werden. Der Kölner Käufer soll inzwischen von dem Kauf der entwerteten Stücke zurückgetreten sein. An Thü- ringer Landtage hat Genosse Hermann eine Anfrage an die Regie- rung gerichtet, in der gefragt wird, ob und mit welchen Mitteln die Regierung an der Herbesschaffung der noch fehlenden Teste mitwirkt. Die Berliner Kriminalpolizei sst bisher noch gar nicht mit Nachfor- fchungen betraut worden. Die kulturellen Derhällnisse in Estland . Die Boltsschulbikdung Estlands hat durch die im Jahre 1888 einsetzende Russifizierung be- deutend gelitten. In der vorhergehenden Zeit, wo die boltssche Selbstverwaltung das Schulwesen in Händen hatte, war die Zahl der Personen, die nicht zu lesen und zu schreiben verstanden, sehr gering. In der Russifizierungszeit wurde an der Dorpater Universität, in den mittleren und höheren Volksschulen, wo bisher der Unterricht in deutscher Sprache erfolgt war, die russische eingeführt. Die Hoffnung der russischen Regierung, die Esten und die Deutschen zu russssiziern. scheiterte jedoch an dem heftigen Widerstand der Bevölkerung. Nach der Revolution von 1904/05 wurden wiederum estnssche und deutsche Schulen neben den russsschen eingeführt. Jetzt ist der Pro- zenssatz der Analphabeten nach Angaben der letzten Volkszählung von 1922 wiederum gefallen und beträgt bei Bürgern, die über 15 Jahre alt sind, 21,3 Proz. Der Prazenssatz wäre noch geringer, wenn Estland nicht durch den eftnifch-russischen Friedensvertrag von 1920 einen russischen Grenzstreifen mit völlig ungeschullen Russen erhatten hätte. Im Petschuvgebiet, wo Setukefen und Russen nebeneinander wohnen, beträgt der Prozentsatz der Analphabeten 55,7. Die est- nischeg Zeitungen und Zeitschriften erfreuen sich einer starken Ver­breitung. Die tägliche Auflage der größten estnischen ZeitungPäe- voleht" betrug 1923 43 000 Exemplare. An der Dorpater Unioer- silät sind 5000 Studenten immatrikuliert. Di« Vorlesungen werden in estnischer, russischer und deusscher Sprache gehatten, da die Esten nicht alle Katheder mit estnischen Lehrkräften besetzen konnten. In

den Gymnasien werden als Fremdsprachen deussch, französisch oder englssch und russisch getrieben. Die Deutschen , Russen, Juden, Schwc- den und Letten, die estnssche Staatsangehörige sind, besitzen ihre eigenen Schulen, in denen das Estnische als erste Fremdsprache zu gelten hat. was man im Fallschirm empfindek. Trotz der Unglücke, die sich noch hier und da beim Abspringen aus Flugzeugen mit Fallschirm ereignen, bürgert sich der Fallschirm doch immer mehr als Rettungs- mittel aus großen Höhen ein. Eine anschauliche Schilderung der Empfindungen, die man beim Sturz durch den Raum empfindet. gibt ein englischer Militärflieger. Bei den englischen Luftstroit- kräften sst der Fallschirm eingeführt, damit sie sich bei Katastrophen retten können.Das einzig Unangenehme sind die ersten 150 Fuß," schreibt er.Man fällt nämlich 150 Fuß herunter, bevor der Fall- schirm sich öffnet, und nachdem man etwa 50 Fuß gefallen sst, glaubt man, man wäre bereits die ganzen 150 Fuß herabgestürzt, und be- kommt Angst, daß der Fallschirm nicht funktioniert. Dann aber erfolgt ein kräftiger Zug an der Leine, die um den Leib befestigt ist, und nun erkennt man mit großer Erleichterung, daß man sich im Schutze des Fallschirms befindet. Von nun an hat man ein wunder- volles Gefühl. Man hat gar nicht den Eindruck, als ob man fiele. sondern meint eher, der Boden stiege langsam zu einem heraus, je mehr man sich ihm nähert. Der rotweiße Fallschirm über dem Kopf gibt ein beruhigendes Gefühl der Sicherheit. Dann kommt ein plötzliches Schießen durch die Luft, ein Niedertauchen, und man steht auf festem Boden." Eine Sladk mit 51 Sprache». Es sst die beoölkertste Stadt Indiens , um die es sich hier handelt: Kalkutta . In dieser Stadt werden nicht weniger als 51 Sprachen gesprochen, und zwar indische, asiatische und europäische Sprachen. Am oerbrettessten sst das Bengali, das die Handelssprache bildet und von 513 000 Per- sonen gesprochen wird: dann kommt das Hindi mit 355 000. dos Urdu mit 80 000Bekenncrn", dann das Gujarati, das Assahmi usw. Die englische Sprache wird offiziell von 50 000 Menschen gesprochen, von Europäern sowohl als auch von Jndiern. Die hohe Zahl von 51 Sprachen hat aber im Grunde genommen nichts Ueberraschendes, wenn man bedenkt, daß in Indien ollein mehr als hundert nationale Idiome, d. h. rein indssche Sprachen gesprochen werden. Hierbci ist das Puchtu, die Sprache der indischen Zigeuner, noch nicht ein- mal mitgerechnet. �5?.?* Hermann Eardann». der frühere langjährig« Cheftedakteur derKolmschen Balktzeitung», ist fast tSjährig in Sonn gestorben. ..-*�9. Professor der germanilchen Sprachwissenschaft an der unwersUat Stockholm , ein auch in Deutschland bekannter und aeschähtec Forscher der altgermanischen und auch der neuschwedischen Sprach«, ilt im 81. Lebensjahr« gestorben. Slebenhundcrl vmlsfUel. Die österreichssche Regierung hat den Entwurf zu einer elmlStiteloerordnung für die Staatsbeamten ausarbeiten lassen Darin kommen nicht weniger aiS 700 Titel vor. die zum Teil den Bezeich. nungen des 17. und 18. Jahrhunderts entnommen iind. Die Beamten - vereine habe» gegen diese weltfremde Verordnung protestiert: ihr Verfasser war er mich, der sür die kleinste Münzeinheit den NamenStüber" aus. gegraoen hat.