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Preisabbau werde erschwert, und dadurch müßten auch wieder unerwünscht« nachteilig« Wirkungen auf die P r o d u k- tionskosten der Landwirtschaft selbst eintreten." Der GetreiüeschutzzoU zweckmäßig oder nicht! Nach der Prüfung der wirtschaftlichen Erundtatsachen beschäftigte sich der Ausschuß mit den positiven Borschlägen der Regierungsvorlage. Das Ergebnis seiner Abstimmungen haben wir bereits mitgeteilt: Ablehnung der Mini- malzöll«, keine Einigung über die autonomen Zollsätze. Die Mindcstzölle. Die landwirtschaftlichen Vertreter setzten sich für die Bei beHaltung des Grundsatzes der Bindung von Zollsätzen als unbedingt notwendig ein. Sie fanden jedoch keine Mehrheit »Die Mehrheit des Ausschusses schloß sich den Ausführungen der landwirtschaftlichen Vertreter nicht an. Ein Antrag: »Der verstärkte Zolltarifausschuß des vorläufigeo Reichswirt- schaslsrats lehnt die Bindung in der Kleinen Zolltarisoorlag« ab­wurde mit 16 zu 8 Stimmen angenommen. Für diesen Antrag stimmten zunächst die grundsätzlichen Gegner jedes landwirtschaftlichen Schutzzolls, die konsequent erst recht gebundene Zölle ablehnen. Eine kleine Gruppe der Zustimmenden war zwar bereit. VerhondlungszSlle auch für Getreide zu bewilligen, sie sprach sich jedoch gegen die Bin- dung von Zöllen aus wirtschaftspolitischen und vertragstechnischen Gründen aus." Die autonomen Zollsätze. Da die Gegner der Getreide zolle gegen die vorgeschlagenen hohen Zollsätze stimmten, die Vertreter der Landwirtschaft aber gegen vorgeschlagene niedrigere Zollsätze, so kam eine Einigung überhaupt nicht zustand«, sondern lediglich eine Reso­lution, die ausspricht, daß autonome Getreidezöll« zur Erlau- gung geeigneter Kompensationsobjekt« in die Nein« Zolltarif- Novelle eingestellt werden müßten. * Die Regierung hat damit vom Reichswirtschastsrat ein Gutachten erhalten, das sie nötigen sollte, ihre Vorlage zu- rückzuziehen, um in eine wiederholte Prüfung unter De- rücksichtigung des Urteils der Wissenschaft und de« Gutachtens des Reichswirtschaftsrates einzutreten. Zieht sie diese Folge- rungen aus den Beschlüssen des Zollausschusses de» Reichs- wirtschastsrates nicht, so wich sie damit den Eindruck ver- stärken, daß sie Zollopolitik als agrarische Jnter- «ssentenpolitik betreibt. Schutzzölle aber keine Steuern. Der Landwirtschaftsverband Ostpreuften fordert zum Steuerftreit auf. Das kommunistische Organ Ostpreußens  ,Echo des Ostens", veröffentlicht in seiner Nummer 122 ein geheimes Rundschreiben des Landmirtfchaftsvechandes, Kreisabteilung Pr.-Holland, folgenden Wortlauts: »Streng vertraulich! Pr..cholland, den 4. yuni 1925. An unsere Mitglieder l Wie wir auf dem Finanzamt erfahren haben, hoben etwa 50 Proz. unserer Mitglieder die im Februar und April fälligen Steuern restlos bezahlt, hieraus schließt da» Finanzamt mit vollem Recht, daß auch dl« übrigen 50 Proz. unserer Mitglieder zur Zahlung der Steuern imstande gewesen wären. Am 29. Mai sind wiederum Vermögens- und Einkommensteuern fällig. Wir schlagen allen unseren Mitgliedern vor, sürdi« jetzt fälligenMairaten ol» auch fürdie noch nicht bezahlten früheren Steuerbeträg« Stun- dung zu verlangen. Swndungsanträg« werden bis zum 22. Juni in unserem Bureau möglichst Dienstag bis Donnerstag jeder Woche angesertigt. Es ist unbedingt zu verwerfen, wenn zur Zahlung von Steuern von unseren Mit- gliedern Kredite aufgenommen werden. Wir bs- tonen, daß Kredite zur Bezahlung von Steuern nicht in Anspruch
zu nehmen sind: der Landwirtschast gegebene Kredite dienen viel- mehr zur Fortführung der Wirtschast. Größeres Solidaritätsgefühl unter den Mitgliedern unseres Verbandes ist dringend erwünscht, um Schädigugen eines großen Teiles unserer Mitglieder zu penneiden. Sämtliche Behörden müssen ein zutreffendes Bild von der schwierigen Lage, in welcher sich die Landwirtschaft befindet, erhalten und kein gefärbtes. Nur wenn alle für einen und einer für alle eintreten, kann die schwer um ihr« Existenz ringend« Landwirtschaft in die Lage gesetzt werden, bei intensiver Wirtschaftsführung und Anstrengung da» deutsche Volt auf eigener Scholle unabhängig vom Ausland zu ernähren, was un- bedingt anzustreben ist.... Landwirtschastsverband Pr.-Holland E. D." Das Rundschreiben stellt eine direkte Aufforderung zur Vorenthaltung der Steuern dar. Es wird noch interessanter durch das Eingeständnis, daß das Finanzamt im vollen Recht ist. wenn es aus der Bezahlung der Steuern durch die chälste der Landwirte schließt, auch die übrigen müßten als zahlungs- fähig eingeschätzt werden. Die Steuerhtnterzieher aus der oft- preußischen Landwirtschaft sind dieselben Leute, die mit ihren Schutzzollforderungen die restlos« Auspowerung der breiten Masse beabsichtigen und auch mit dafür sorgen, daß die arbeitende Bevölkerung steuerlich möglichst stark belastet wird. Was die Haltung der ostpreußischen Landwirte besonders schamlos erscheinen läßt, ist die Tatsache, daß sie nach eigenen Berechnungen und Angaben des Landwirtschaftsverbandes in verhältnismäßig kurzer Zeit eine Steuerermäßigung von 7,44 pro Morgen erreicht haben. Das macht auf ein Gut von MX) Morgen gerechnet, rund 30 000 Mark aus. Wenn das SprichwortUndank ist der Welt Lohn" irgendwo angebracht erscheint, ist es in dem vorliegenden Falle. Wir fragen: Finden sich keine Regierungsstellen und kein Staatsanwalt, welche die bedrohten Staatsinteressen gegen- über den Steuerhinterziehern aus der vstpreußischen Landwirt­schaft wahrnehmen?._ Aufwertung oonZabrik- oüertVerkssparkassen Teutschnational« Pqrteiwirtschaft t« Mecklenburg  . Der Aufwertungsausschuß beriet am Montag über den ß 12. der von den Ansprüchen handelt, die k e i n e Vermögensanlagen im Sinn« de» Gesetzes sind und daher nicht de? beschränkten, son- dern der individuellen Aufwertung unterliegen. E» sind da« u. a. Ansprüche au» Gesellschaftsverträaen und anderen Be- teiligungsverhältnissen, aus Erbauseinandersetzungen, au» Unter- findung, Auseinandersetzung, Ueberlassung usw., Ansprüche auf Eni- richtung eine» Erbbauzinse» und Guthaben bei Fabriken und Wsrtespartassen. Zu den Ansprüchen auf Entrichtungen de» Erbbauzinse» bean- tragten die Sozialdemokraten, Ansprüche auf E n t r i ch- tung einer Erbpacht hinzuzufügen. Ts handelt sich dabei um eine mecklenburgisch« Besonderheit, dem sogenannten Kanon, eine wertbeständige Pacht, die alle 20 Jahre nach dem durchschnittlichen Roggenpreis erneuert wird. Genosse Dr. Leber, der den Antrag begründete, wies auf das große Interesse hin, das der mecklenbnr- Zische Staat und die Städte als Grundeigentümer an einer ufwertuna haben. Bisher liegen widersprechende Gerichtsurteile vor. Die Angelegenheit ist schon seit Jahren Gegenstand des Partei- streits in Mecklenburg  , wobei die ge genw artige deutsch- national« Regierung nicht die Interessen de» Staates, sondern die ihrer Partei vertritt. Die Regierung bringt den Staat um»in« Einnahm» von fast 1 Million durch Verzicht auf«ine dem Wesen des Kanons entsprechend« wert- beständig« Pacht, die von den großen Erbpächtern ebenso getragen ««rden kann, wie andere Pächter ihren Pachtzins tragen müssen. Würde man in diesem Falle die beschränkt« Aufwertung von 25 Proz. gelten lassen, so hätten die Pächter, deren Vertrag im Jahre 1927 erneuert wird, von da ab den vollen Pachtzins, die andern, deren Vertrag von 1945 läuft, nur ein Viertel des Pachtzieses zu zahlen.Will man aber, wie die Regierungsparteien be- antragen, die Regelung dem Land« Mecklenburg über- lassen, so würde der Kanon auch künftig den Gegenstand de» Parteitamp.fe« bilden und die Deutschnationolen würden dabei dl« Anwälte"»«? größeren Erbpächter sein. Der Vertreter der mecklenburgischen Regierung fühlte sich verpflichtet, sein« Regierung zu verteidigen, zog aber in der weiteren Auselnonderfetzung mit Leber den kürzeren. Die Reichsregterung vertrat zwei Meinungen, die«ine durch Staatssekretär Joel, wonach das Einführungsgesetz zum Bürger-
lichen Gesetzbuch.seinen Zweifel" lasse, daß der Kanon de« landesrechtlichcn Regelung unterliege, die andere durch Mi msterml- rat Schlegelberger. wonach esnicht ganz sicher ist. daß dre Gerichte in der Aufwertung des Kanons eme Frage des Landes- rechts erblicken, weshalb eine reichsgesetzliche Ermächtigung des Landes geboten sei. Die Regierungsparteien unter. Fun- rung des deutschnationalen Abg. Trevtranus setzten sich �ur me Ermächtigung der Landesgesetzgebung ein, trotzdem Abg. Dr. B e st die rechtliche Haltlosigkeit ihres Standpunktes nachwies. Der sozialdemokratische Antrag wurde abge- lehnt, der Antrag der Regierungsparteien ange- Zu den Guthaben bei Fabrik- und Wertsspartassen, die der freien Aufwertung unterliegen, beantragten die Sozial- demotraten, noch die Einlagen de» Arbeitneh m« r s bei seinem Arbeitgeber hinzuzufügen. Trotzdem zur Bc- gründung darauf hingewiesen werden tonnt«, daß in nicht ganz seltenen Fällen Arbeitnehmer bei ihrem Arbeitgeber Einlagen m Goldmark gemacht haben, die für Betriebszwecke Verwendung san- den und dann durch die Inflation entwertet wurden, und daß es «in Unrecht wäre. Einlagen dieser Art von der freien Aufwertung auszuschließen, lehnte die Mehrheit den Antrag ab. Durch eine neu hinzugefügte Bestimmung wurde klargestellt, daß Im Streitfall über die Höhe der Aufwertung der Guthaben bei Fabrik- und Werkssparkassen die Aufwertungs stelle ent- scheidet. Die Reichsregierung hat nähere Bestimmunaen»der die Abgrenzung des Begriffs der Fabrik- und Werksparkasse, über An- rechnung geleisteter Zahlungen, Zeit und Art der Auszahlung der Guthaben, Zusammensetzung und Verfahren der Auswertungsstelle zu treffen. Ferner beantragten die Sozialdemokraten ein« neue Bestimmung einzusügen, wonach ForderungenanB e t r i e b s- Pensionskassen oder aus Versicherungenzum Zweck der Altersversorgung der eigenen Arberter und An- gestellten der unbegrenzten Aufwertung unterliegen. Genosse Dr. L e b e r begründete den Antrag mit dem Hinweis auf die Wider- stände, die von einzelnen Unternehmungen gegen die Erfüllung be- rechtigter Ansprüche ihrer Angestellten geleistet werden. Die Re- gierungsparteien nahmen Anstoß daran, daß auch Aer- sicherungen zum Zweck der Altersversorgung in den Antrag ein- bezogen waren und wollten den praktisch vorgekommenen Fall, daß ein Unternehmen diese Ansprüche ablehnt, well es seine Arbeiter und Angestellten einer inzwischen entwerteten Versicherung angeschlossen hat. von der gesetzlichen Regelung ausnehmen. E.e beantragten, im sozialdemokratischen Antrag nur die Forderungen an Betrieb», und Pensionskassen der freien Aufwertung zu unter- werfen, und dann folgenden Satz anzufügen:Soweit zum Zwecke der Versorgung von Arbeitern und Angestellten eine Versicherung abgeschlossen ist. bleiben etwa bestehende weitergehende Dersargungs- ansprüche au» dem Dienstverhältnis unberührt. Roch einer langen Auseinandersetzung, in der unsere Vertreter nachwiesen, daß mit dieser Fassung die betreffenden Arbeiter und Angestellten vom Regen in die Traufe kommen, ließen die Regierungsparteien ihre M-hrheit funktionieren, nahmen vom sozialdemokratischen Antrag nur den ersten Teil und dazu ihren unklaren Zusatz an. Genehmigt wurde weiter die Bestimmung der Vorlage, daß auch Ansprüche aus gegen- seitlgen Verträgen dersreienAuswertungunterworfen bleiben._ wer weint mit tzeckenroth? Wir teilten Im Feuilleton der Rr. 249 de»Vorwärts" mit. daß ein Dieb im Hause de, Pfarrers Heckenroth in Altenkirchen  8000 Mark in»old gestohlen habe und unterzogen dies« Tat- fach« einer gebührenden Beleuchtung. DerEvangelische Pressedienst  " sucht den Pfarrer Heckenroth durch die Mitteilung zu entlasten, daß die gestohlen« Summe Gold  nicht sein Eigentum gewesen sei, sondern ihm lediglich von einem Bekannten au» dem besetzten Gebiet in der Besorgnis, es an die feindlichen Besatzungstruppen zu verlieren, zur Aufbewahrung übergeben worden sei. Der»Evangelisch« Pressedienst" plädiert für den Pfarrer Hecken- roth nicht auf Schuld, sondern auf Beihilfe zur Schuld. Er sucht Schuld und Beihilfe zu verkleinern durch einen Hinweis auf besetzte» Gebiet, feindliche Besatzungetruppen usw. man oersteht schon. Da» ist dieselbe Moral, die der Steuerpflicht de» Besitzes, der Ausroubung de» Dolke, durch den Jnflationsbetrug ein patrio- tische» Mäntelchen umzuhängen versucht. Darf man denn im besetzten Gebiet weniger moralisch sein, darf ein Pfarrer im besetzten Gebiet zu sehr unmoralischen und unpatrlotischen Dingen beide Augen zudrücken?
Totenfeier mit Tanz. E» könnte von großem Wert sein, wenn dem Andenken der Krieg, gefallenen dauernd ernste Erinnerung gewidmet würde. Kein besseres Schutzmittel vor neuem Auslammen der »Krieg, begcistenlng". als wenn da» Andenken an da» furchtbar« Geschehen immer neu in seiner ganzen Entsetzlichkeit erweckt würde. Im Herzen jedes fühlenden Menschen müßte unumstößlich fest sich da, Gelöbnis einwurzeln, alle Kraft daran zu setzen, um dl« Wiederkehr solch sürchterllcher Zeiten zu verhindern. So könnt« da, Gedenken der Toten den Lebenden zum Segen werden. Was aber erleben wir In Wirklichkeit? An allen Säulen folgen sich die Ankündigungen von Bedenk» feiern und Regimentsfeiern. Für Erinnerungsmäle? wird ge. sammelt. Angehörige der Gefallenen, olle Einwohner der ehemaligen Garnisonstädte werden eingeladen. All« Genüsse, die ein Bürger» herz locken können, stehen in Aussicht. Als Höhepunkt des Ver- gnügens der Tanz. E» ist kein grausiger Scherz eines expressionistischen Dichters, der den Totentanz von schlotternden Gerippen aufführen liehe. Es ist die triviale Wirklichkeit.nationaler" Militärmenschen, daß zur Erinnerung an die.ruhmvoll" Ceswrbenen da, Tanzbein ge- schwangen wird. Ob auch die Neger- und Schiebetänz« dem krieg». erinnerungsbegeisterten Publikum geboten werden, wird nicht ge- sagt. Das wird wohl davon abhängen, welchen Grad der patno- tische.Betrieb", die alkoholgesckmierte.Stimmung" erreichen wird. Daß die Polizei wirklich kein Werkzeug der Volkserziehung und des öffentlichen Anftandes ist, beweist ihr gleichgültiges Verhalten gegenüber diesen Veranstaltungen. Gibt es eine schlimmere Laste- rung. eine widerlichere Obszönität, als zu Ehren der von Granaten Zerrissenen, von Giftgasen Erstickten, zu Ehren derer, die ohne Augenlicht herumlaufen oder sich sich ohne Beine fahren lassen, eine Tanzlustbarkeit zu veranstalten? Gewiß war auch die Feier des«unbekannten Soldaten" in Pari, nur eine nationalistische Schmierenkomödie, dazu bestimmt, bei den gedankenlosen Opfern des Kriegsgeschäfts die Begeisterung für dieses für andere sehr lohnende Geschäft wachzuhalten. Aber man muß den Veranstaltern zugeben, daß sie die theatralische Regie besser verstehen, daß sie wenigstens den Schein des Tragischen zu wahren wissen, nicht zum Andenken an die Toten eine Kirmes veranstaltet haben. Welchen Zweck dieses niedrige Treiben hat, liegt auf der Hand. Als Millerand im Jahre 1912 Kriegsminifter wurde, war es seine erste Arbeit, den verkümmerten Kriegsgeist de» französischen Volkes sachgemäß anzuregen. Da wurde der Stahlhelm spazieren geführt, der Zapfenstreich wieder eingeführt und dergleichen. Wenn>etzt bei uns überall die Kinos alle möglichen militärisch aufgeputzten Filme vorführen, vom Fndericus Rex bis zum Husarenfieber, dann be- zweckt das die Benebelung des Volkes im Dienste der Kreise, die für ihre dunklen Zwecke nur ein benebeltes Volk brauchen können. Wie schön, wenn die alten Schnurren vom großen König und vom schneidigen Leutnant wiederkehren, wenn die eigenen Kasernen- crmnerungen wieder auftauchen, nicht mit den Schikanen und Miß- Handlungen, die mau wirtlich erlebt, fondern in der beerumslossenen
Begeisterung, die man sich später bei den Krlegero«rein»>Ka!ser> geburtstagsfeiern zurecht geschwindelt Hot. Im Dusel dieserBe- geisterung" schwinden dann all« Röte, schwindet Kritik und Selbst- bewußtsein: recht der Nebel, den die Herren brauchen, um ungestört den großen Fischzug ihrer.kleinen" Zollvorlag« heimzubringen. Noch viel gefährlicher ist die andere Seite. Möglich, daß die Echwerindustriellen und Großagrarier, die, wie die Presse, auch die Filmindustrie in der Hand haben, gor nicht im Ernst an einen neuen Krieg denken. E» sind dabei noch Leute, die ein wenig welter« blicken, die wissen, daß ein neuer Krieg außer den erfreulichen Au«- sichten auf neue Kriegsgewinn« auch dl« minder ersreultch« der Ber- nichtung des deutschen Volke» samt seiner Industrie im Hinter- grund hat. Möglich, daß es ihnen nur auf die freilich höchst ge- wissenlose Schaffung der für Ihr« innerpolittschen Geschäfte nötigen Stimmung ankommt. Alle» möglich... Aber wer bietet die Gewähr, daß die unbedenklich herbei- gerufenen Geister der chauvinistischen Verhetzung, wenn man sie nicht mehr haben will, auch ruhig in die Hundehütte zurückkriechen, aus der man sie herausaepiiiien hat? Wer garantiert, daß die schwärmenden gedankenlosen Knaben vom Gymnasium und den Hochschulen, daß die ausgehaltenen politischen und militärischen Abenteurer nicht gerade in dem gefährlichsten Augenblick über den Willen Ihrer Auftraggeber hinaus eigene Politik machen werden? An ähnlichen Abenteurern jenseits der Weichsel   und des Rhein  » fehlt es ja leider auch nicht. Wie leicht kann da die Pistole los- gehen, deren Knall die Lawine ins Rollen bringt, die dann end- gültig das Ende Deutschlands   bedeuten würde. Vielleicht zusammen mit dem Ende auch Frankreichs   oder Europas  ? Ein schneidiger Trost für die Schüler einer verblödenden Romanliteratur, die im .heldenhaften" Untergang eines Volkes einen poetischen Knalleffekt sehen. Ein bitter trüber Trost für jeden Menschen, der dos Schick- fal seines Volkes nicht im Abgrund blutigen Geschehens, sondern im Aufstieg zu den Höhen einer friedlich geeinten Menschheil ge­sichert sehen möchte. Aber auch ein schlechter Trost für jeden, der die militärischen Machtverhältnisse würdigt. Der weiß, daß ein solches Ergebnis der Verhetzung für den französischen   Nationalisten noch einen gewissen scheußlichen Sinn haben kann, für den nicht besoffenen oder paraly- tisch entarteten Deutschen   aber als voller Widersinn erscheinen muß. Wie man sie auch betrachte: diese.patriotische" Schaustellungen sind geschmacklos und unanständig. Sie sind dazu ein Verbrechen am deutschen   Volke. S. K.
Volksbühne:Die verfthwörung ües Iiesko*. Der Regisseur Fritz Holl   hat tüchtig in die S ch i l l e r s ch e n Akte hineingeschnitten. Resultat: Klarlegung der Berschwörerszenen, Verdunkelung der blutigen und tragischen Abrechnung. Der Genueser Kronprinz, der sich damit vergnügt, die Töchter der ehrenwerten Republikaner zu vergewaltigen, der ehrgeizige Fiesko, der strenge Verrina und schließlich der Mohr, der die ganzen Spektakel zu­sammenbraut, diese vier Männer stehen nun eindeutig»nd breit- beinig aus der Bühne. Der Regisseur sah in dem SchiUerschen Trauerspiel ein richtiges Dramaturgenproblem. Die töstliche Jugendorgie des Dichters, der sich«och«icht zu jagen und zu fesseln
welß, mußt« plastisch gegliedert«erden. Die Sprach« überwuchert. Hundert Worte stürm- und drangdeutsch waren auszumerzen. Friß Holl suchte nach neuen Schauspielern, da sein Hau» schon lange ohne männlich« und weibliche Koryphäen leben muß. Leo Reuß   spielt« den Fiesko. Er ist Mitglied de» Staat?- theaters. Ach, könnte er doch Mitglied der Volksbühne werden! Als lehr sorgsamen, gut erzogenen und talentierten Sprecher kannte man ihn bisher. Man wußte noch nicht viel von seiner seelischen Beweg- lichteit. Jetzt entdeckte man. daß er durchaus fähig ist. diese komp!!- zlerte Heldenrolle aufzubauen. Fiesko ist kein bequemer Mann. Er muß schillern, doppelzüngig und verworren sein. Er darf erst zu seiner wahren Leidenschaft explodieren, nachdem er unter allerhand Masten getändelt hat. Das Maskenspiel gelang Herrn Reuß besser al» die große Explosion. Ist er vielleicht einer von den zahlreichen Schausplelern, die besser für da» Eharakterfoch passen, obwohl sie sich nach dem Helden sehnen? Walter F r a n ck gab den passionierten Republikaner   Verrina, den Mann, der tausend Ursachen hat. von der großen Moral abzuweichen, der aber trotzdem im starren Bezirke des eifernden Demokraten bleibt. Es ist schwer, einer grenzenlosen Persönlichkeit, die nur aus Strenge und Heftigkeit zusamengesetzt ist, theatralischen Glanz zu leihen. Herr Franck entging dem allzu Rhetorischen  . Die Bewegungsfreiheit, die der Dichter ihm läßt, nutzte er aus. Schließlich der Mohr Alerander Gran ach», der vom Staatstheater zur Volksbühne übersiedelt. Der Mohr darf tanzen und hüpfen, er darf sich in Kapriolen und Grimassen erlustigen, er darf ein tierisch-menschlicher Elown sein, er muh nichts deftoweniger so pfiffig sein, daß die Leute im Parkett seine Widerwärtigkeit ver- gessen und ihn höchlichst bewundern. Granach  , der leicht dazu neigt, ein« derartige Freiheit zu mißbrauchen, nahm sich zusammen. Da er sich beherrschte, freute man sich an der theatralischen Behendigkeit des Komödianten, der sich aufplustern kann durch blendenden Humor. und der wieder zusammenschrumpfen kann zu mitleiderweckend-c Wurmigkeit. Auf diese drei Schauspieler konnte der Regisseur sich stützen. Die anderen Künstler waren nur zu leiten und von Ueber- treibungen zurückzuhalten. Auch aus dieser Aufführung des Fiesko ist zu sehen, daß die Volksbühne in ihrem Personal aufräumen, daß sie ihr Personal ergänzen muß, damit wichtigste Rollen ordentlich besetzt werden können. Die Volksbühne sollte ebenso stark dastehen wie das Staats- theater. Sie sollte nicht gezwungen sein, Männer und Frauen von irgend woher auszuborgen, wenn es gilt, schwerere Aufgaben zu lösen. Ist diese Frag� nur«ine Frage des Geldsacks? Der Direktor und Regisseur soll antworten und handeln! M. H. Biesenhechke. Eine englische Fischereizeitung berichtete kürzlich von dem Fang zweier Riesenhechte, die in Irland   erbeutet wurden. Der in einem Bache bei Bellaghy(Grasschaft Derry) zur Strecke ge- brachte Hecht hatte dos respektable Gewicht von 50,8(deutsch  «) Pfund, und ein Sportangler brachte im Loch Ennel(Grasschaft Roscommon) eien 40,8 Vfund schweren Hecht ans Land. Es wird gemeldet, daß dieser groß- Hecht das Boot des Anglers angriff, so daß er zur Schußwaffe greisen mußte und den Hecht durch eine Kugel tötete. ßvonae C&eorji ward« dem Rraßischen Theat», w S>ee« für die kommend« Spielzeit als Tanzmeisteri» i