Einzelbild herunterladen
 
  
Ztr. 2S7» 42. Jahrgang
Sonnabenö, 20. Jxnl 1925
wanderziele. litz un Mittelalter durch sein Wunderblut berühmt, das aus einigen Hostien fließen sollte. Die Walliahrien zum Wunderblut mährten bis in das ih. Jahrhundert hinein. Eine besondere Kapell«, die heute noch an der Nordseite der Kirche erhalten ist, mußte für die Wall- fahrer erbaut werden. Besonderer Beliebtheit erfreut sich jetzt Beelitzer   Landspargel und(Teltower) Rübchen, die hier in ganz be- sonderer Güte gezüchtet werden. Bon der Größe der auch auf der Beelitzer   Feldmark vorkommenden Eiszeitgeschiebe gibt die Grotre ein anschauliches Bild, die in den gärtnerischen Anlagen beim Schul- Hans aus solchen Geschieben errichtet ist. Beelitz   liegt an der Rieplttz, die am Rordhong des Fläming, unweit Treuenbrietzen  , entspringt
Das KSnigstor in Bernau  . und nordöstlich von Beelitz   in die Ruthe mündet. Wir wandern von Beelitz   gen Nord auf der Ehaussee durch Wald nach Seddin. am Westende des Großen Sediner Sees. In diesem Dorf gibt es noch viele alte Fachwerkhäuser mit Strohdächern. Die Dorf- straßc führt östlich zum Dorf hinaus. Räch etwa(4 Stunde biegen wir auf dem sandigen Feldweg nach links ab, der uns zum Ufer des Sees bringt. Der Weg führt zu einer Anhöhe mit schönem Blick auf das vor uns liegende Kähnsdorf, dann in das Dorf selbst hinab. Hier gibt es noch schöne alte Häuschen und malerische Winkel, auch noch alte Stallgebäude mit Uebergang und Bogengalerie. Zwischen dem Großen Seddiner See   und dem rechts gelegenen Kleinen Seddiner See wandern wir nach Wildenbruch� dos am östlichen Ende des Großen Seddiner Sees liegt. Einige kleine romanische Fenster der Kirche deuten auf deren hohe, Alter hin. Bon Wildenbruch führt uns die Chaussee nordwestlich in etwa einer Stunde nach Michendorf  , einem langgestrecktem Dorf, dessen Kirche ebenfalls ein hohes Alter besitzt. Das Dorf wird bereits lZ7Z erwähnt. Don Michendorf fahren wir mit der Wetzlarer Dahn nach Berlin   zurück.(Weglänge etwa 32 Kilometer.)
»eller für Serlla und llmgege-d. Heiter 6i« wolkig, keine erbeblichen Regensall- mehr. Jfit Vevtschwnd In Destdeutschland noch leichte Regensälle, im Osten kein« erheblichen Niederschläge.
Kalte Tage im?uni. Endlich kam der langersehnte Regen! Aber er bracht« etwas anderes. Unerwünschtes mit: richtige Oktobcrkälle. Die heißen Tage hatten alle warmen Kleidungsstücke längst in den äußersten Schrank- winke! verbannt: mutig versuchten letzt die leichten Sommersachen dem Witterungsumschlag zu trotzen. Doch die Nasenspitzen ihrer Träger wurden immer röter, die Gesichter srostgrau. Und schließlich war jeder zufrieden, wieder in den warmen Rock, den molligen Wintermantel schlüpfen zu können. Die Bettler freilich haben böse Zeit. Wie viele von ihnen besitzen andere Kleider, als die sie auf dem Leibe tragen? Frierend hocken sie auf den Steinstufen, lehnen sie sich in die Mauerecken, froh, wenn ein barmherziger Sonnenstrahl sie streift. Für sie, die tagaus iagein auf der Straße leben, ist das Wetter Schicksal, dos sie ergeben tragen,«eil es sinnlos wäre, dar- über zu jammern. Sie wissen, daß Kälte und Wärme, Regen und Sonnenschein sich ablösen: ob heut oder morgen, ist ihnen gleich. Wann immer der Regen kommt, wird er sie nässen und die Kälte sie frieren machen; ober Sonnenschein und Wärm« müsien schließlich doch wiederkehren. Auch die Zeitungsverkäufer behalten ihren Gleichmut. Mit hochgeschlagenem Mantelkragen, wie im Winter in dicke Tücher gehüllt, springen sie durch die Pfützen, um noch schnell den Fohrgästen auf der Straßenbahn die gewünschten Blätter zuzu- reichen. Dann stampfen sie auf und ab, um sich zu erwärmen und die nassen Füße zu trocknen bis die nächste Bahn kommt. Die anderen fliegenden" Händler, die sonst bald hier, bald dort ihre Waren feilbieten, sind zum größten Teil aus dem Straßenbilde ver- fchwunden. Einige Eiswagen, die sich noch behaupten, stehen ver­losten da: kaum daß sich einmal ein Kind gewohnheitsmäßig die beliebteEiswaffel" ersteht. Jung« Burschen und Geschäftsmädchen, sonst die Hauptkundschaft dieser fahrbaren Eissalons  ". eilen fröstelnd vorüber. Aber die Eishändler sind Optimisten: ihr Geschäft läßt sich nur nn Sommer betreiben, da wollen sie keinen halben Tag ungenützt lasten. Und sie wissen, daß innerhalb weniger Stunden die ersehnte Erwärmung eintreten kann.
fintunfi der wiener Philharmoniker  . Die Wiener Philharmoniker  , das berühmt« Orchester der Wiener  Stoatsoper, insgesamt 99 Mitglieder, sind gestern nachmittag um 1 Uhr 3V Minuten auf dem Bahnhof Zoologischer Garten   einge­troffen. Zu ihrem Emvfang waren u. a.«rscbienen Bertreter der österreichischen Gesandtschaft, des Oefterreichifch-Deutschen Volks- bundcs und«in Bertreter des Oberbürgermeisters Löß, der ein Will- kommensfchreiben und eine Einladung des Oberbürgermeisters über­brachte, ferner zahlreiche Freunde der Wiener Philharmoniker  . Im Ramen des verhinderten B-'äsidenten des Oesterreichisch Deutschen Dolksbundes Löb« hiell Minister Dietrich eine Be- grüßungsanlvrache, in der er u. a. missübrte:Die Kunst, die Willen- schost, die Kultur sind das, was Deutschland   und Deutschösterreich heute schon ols Gemeingut haben, und wohl gerade die Musik ist das gemeinsame Gut, das auch in den Zeiten früherer Gegensätze nicht österreichisch, nicht deutsch, sondern gemeinsam deutsch war. Hier lieoen die Fundamente, auf denen die politische Arbeit aufbaut. Die Pflege der geistioen und künstlerischen Gemeinschaft ist die Boraus- sctzung für die Weiteroerfolgung unserer Pläne, den politischen An- schluß allen Widerständen zum Trotz durchzusetzen. Wie oft schon haben unsere Brüder in Oesterreich   den Anschlußwillen in allen Bolksschichten bekundet. Wenn gerade aegenwärtiq oeger. diesen Willen von unseren Feinden erneut und mit oermebrter Kraft angekämpft wird, so wird uns das nicht hindern, unseren Weg weiter- zugehen. Mögen die Entscheidungen, die setzt bevorsteben. fallen wie sie wollen, sie werden uns nicht vertreiben von der Stelle, an der wir stehen, und nie«erden wir die Ziele aus den Auaen verlieren. die wir im gemeinsamen Interesse zusammen zu verfolgen haben. Kulturell, in Sprache, in Wissenschaft und nicht zuletzt in der Kunst sind die Grenzvfähl« ausgerissen, stehen geblieben sind nur die politischen Pfähle. Diese auszureißen, ist die größte deutsche Zu- kunst-aufgabe." ver Minister schloß seine Rede mit einem drei fachen Hoch auf Deutschösterreich und unsere österreichischen Brüder, das die Zlnwesenden begeistert aufnahmen. Danach sprachen noch herzlich« Begrüßungswort« der Präsiden! der Deutschen   Bühnengenossenschast Carl W a l l a u e r und der Bor  - sitzend« des Berliner   Philbarmonischen Orchesters Otto M ü l l« r. Allen dankt« in warmen Worten der Vorsitzende der Wiener Phil harmoniker Regierungsrat Prof. Wunderer.
Sonntägliche Äepnihsee. Berne  », das olle märkische Landsiädtchcn, wählen wir zum Auegangspunkt unserer Wanderung. Obwohl es nur wenige Meilen von der Reichshauptstadt entfernt ist, hat es doch noch viele seiner Eigenarten, besonders in baullcher Hinsicht, gewahrt. Vom Bahnhof, wohin wir mit der Stettin  «? Vorortbahn gelangen, wandern wir durch das K ö n i g s t o r(Abbildung) in die Stadt. Das Tor ist durch einen Zwischenhau mit dem Wartturm verbunden, auf dem seit altersher Störche nisten. Im Torgebäude befindet sich ein kleines Museum, in dem einige alte Waffen gezeigt werden, die an- geblich im Kamps mit den Hussiten erbeutet wurden. Die Huffften erschienen am 23. April 1432 vor Bernau   und versuchten, die Stadt zu erstürmen: unverrichteter� Dinge mußten sie jedoch wieder ab- ziehen. Größere Reste der«Stadtmauer sind noch besonders an der Grünstraße erhallen: hier steht auch der 29 Meter hohe Pulver- türm. Bernau   war eine alte wendische Siedlung, die 1232 Stadt- rechte erhielt und befestigt wurde Inmitten der Stadt, nahe beim Marktplatz mit dem Rathaus, erhebt sich die Marienkirche, die dem Ende des 15. Jahrhunderts entstammt. Sie ragt weithin über das Stadtbild hinaus. Bernau   war in früheren Zeiten berühmt durch das Bier, das hier gebraut wurde, und das weit in die branden- burgischen Lande hinein und über ihre Grenzen fort versandt wurde. In der Nähe von Bernau   entspringt die Ponke, die sich im Herzen der Reichshauptstadt mit der Spree   vereinigt. Am ehemaligen Müblentor und an der Kapelle des St. Georgshospitals von 1328 vorüber kommen wir auf der W a n d l i tz c r Chaussee am Wirtshaus Woldkater zum Anfang des Waldes. Durch prächtigen Rodel- und Laubwald führt die Chaussee weiter zumroten Weg- weiser". Hier biegen wir halbrechts ab und wandern durch dicht« Luchenhallen zum L i e p n i tz s e e. Reich an Geschichte und Sage ist die Umgebung unseres Sees. Der Wald raunt uns die allen Mären, die Begebenheiten der Berzangenheit zu. Er flüstert von dem Ort, der nach dem See seinen Namen hatte, und dessen Be- wohner die Pest dahinraffte bis auf den letzten Mann, so datz das Dorf wüst wurde, und niemand mehr die Stelle auffinden kann, da es einst stand. Auch von der Schar de? Hussiten weiß er zu erzäblen, die 1432 im Walde lagerte und hier von den Bernauern erschlagen wurde, so datz noch jetzt der Wegweiser(an der Bernauer Ehaussee) rot vom Blut, und der Boden ringsum blutwarm ist. Der Liepnitzsee ist einer der schönsten Seen der Mark Branden- bürg. Wir umwondcrn ihn auf seinem� Südufer. Rahe dem West- ende rinnt eine Quelle au? dem Baden, die klares, kühles Ratz spendet. Der Pfad bleibt dicht neben dem See und gibt uns mit jedem Schritt wechselnde Ausblicke über die glitzernde Wasserfläche und die bewaldeten Höhen der Ufer. An manchen Stellen durch- zicben Schluchten den Wald und gewähren Einblicke in die Buchen- hallen. Inmitten des Liepnitzsees liegt der Große Werder, der be- wohnt ist und zum größten Teil aus Ackerland bestebt. Auch Spuren aus voraeschichtlichcr Zeit befinden sich auf dsm Werder: man hat Urnenscherben, sowie Stein- und B-on-egeräte zutage ge- fördert. Der Lievnitzsee sowie das ehemalige Dors Liepniza(lipo wendisch Linde) deuten darauf hin, daß in früheren Zeiten die Lind« hier noch zahlreicher ooraekommen sein muß. Sie war damals noch «in häufiger Baum des deutschen   Waldes, aus dem sie jetzt so gut wie ganz verschwunden ist. Am Ostend  ? des Liepnitzsees liegt U e tz d o r f, eine stille traumverlorene Siedlung von nur wenigen Häusern. In dem ebemalloen Forsthaus befindet sich jetzt eine Jugendherberge der Stadt Berlin  . Bon Ustzdorf wandern wir auf deni Bernaucr Wea durch den Wald aen Süd. Ein Teil des Waldes beißtder Wallersdorf  " Auch diese Bezeichnung erinnert an einen Ort gleichen Namens, der in den Kriegs- und Pesthsimsuchunaen vergangener Iahrbundertc vom Erdboden verschwunden ist. Wenn wir den Woldrand erreicht haben, sehen wir vor uns Bernau  , während links Ladebura liegt. Räch kurzer Wanderung haben wir die alte Huüitenlfadt wieder erreicht, von wo aus wir die Rückfahrt mttreten.(Weglänge etwa 27 Kilometer.) Seelitz  -SeSöin. Mit den Borortzügen der Wetzlarer Bahn fahren wir von den Fernbahnhöfen der Stadtbahn oder vom Bahnhof Charlottenburg bis Beelitz  (Heilstätten). Dicht am Bahnhof liegen die Heil- statten der Landesversicherungsanstalt Berlin  . Wir wandern vom Bahnhof aus der Chaussee gen Südost durch Kiefernwald. Nach etwa einer Stunde haben wir das Ende des Waldes erreicht. Hier liegt der Bahnhof Beelitz  -Stadt der Umgehungs- bahn Oranienburg  «Jüterbog  . Bald darauf kommen wir in die Stadt Beelitz  . Bereits in einer Urkunde von 997 wird Beelitz   als Burg erwähnt: 1247 ist es Stadt. Ebenso wie Wilsnock war auch Bee-
so, Schnock. Em Roman von See und Sümpfen. Bon Svend Fleuron  . (Schluß.) Schnock zerrte an dem Angelzeug, daß die Stange halb in die Tiefe rutschte; der Knabe war nahe daran, sie fahren zu lassen als er durch einen heftigen Ruck plötzlich umgensien wird. Es blieb ihm keine Zeit, sich vorzusehen: mlt der Stange im Arme fällt er in den Weidenstrauch! Das Seil strafft sich, daß es in den Kauschen knirscht und kreischl... die Stange aber ist nicht von dem Busche abzuschütteln. Rasmus will über den Steg zurück an Land, als er zu (einem Entsetzen bemerkt, daß die Insel schwimmt, der Fisch, >en er an der Angel hat, hat sie von ihrem Ankerplätze los- gerissen und nun zieht er sie von dannen auf das Tief des S�oorcs. Das Wasser sprudelt um das Seil und weicht der Insel schäumend aus- als wäre sie der Steven eines Weltsegel- bootes; bisweilen kippt das kleine Floß gewaltig, so daß Rasmus das Wasser in die Holzschuhe strömt. Er gibt alles verloren und betet nur sein Baterunser. Jn, zwischen führt Schnock ihn wie«inen Dämnetling von dem einen Ende de? Sumpfloches zum anderen. Sic über- schlägt und überkugelt sich, steht Kopf auf dem Grunde, um wenige Sekunden später senkrecht zur Oberfläche hochzuschießen und Schaum und Wogen aufzupeitschen. Große Blasen und Myriaden von Körnern schwarzen, häßlichen Torfsatzes stieben wie schwellende Wolken zu allen Seiten auseinander... Ab und zu erblickt der Knabe einen gefurchten, moos- bewachsenen Rücken von der Länge eines Stiers. Es sieht aus, als sei eine der Urzeiteichen des Moores im Begriff, hoch- zutonchen, um auf dem Wasser weiterzutreiben. ?e tiefer der große, spitze Stahlhaken in Schnock- Ein» Seweide eindringt.' ihr kaltes, rotes Blut auf falsche Wege ringend, desto kraftloser werden ihre Bewegungen. Das Wasser trübt den Blick; sie kann nicht mehr klar sehen, sondern läuft kopfüber auf Grundbänke und ins Rohr- tickicht. Sic fühlt sich'so köstlich gesättigt und jagt im Torf- Pfuhl umher mit einem Gefühl, als jchleppe sie die allergrößt«
Beute, die sie je in ihrem Leben errungen hat, mit sich. Wie voll ist doch ihr Wanst geworden endlich, endlich ist sie satt, daß ihr ist, als wolle der Hals zerspringen und das Maul aus den Fugen gehen, und mit einem Male merkt sie dieselbe wundersame Ueberlastung wie an jenem Tage vor vielen Iahren, als sie sich in ihrer Gier an dem großen Barsch ver- schluckte. Wild und rücksichtslos zerri sie am Tau und fährt mit ihrem kleinen Fänger herum Aber jedesmal, wenn sie ihn von einer Schäre freimacht oder quer durch dichtes, oerfilztes Pflanzenwerk schleppt, treibt sie die eiserne Spitz« näher an ihr Herz heran. Schließlich jagt sie ihn im Todesfieber auf ein Ufer und setzt ihn in einem Schilfholm auf Grund. Sie siegt treibend dicht unter der Oberfläch« Rasmus aber, der hier und da zwischen den Wasierpflanzen ihren grünlichgelben Bauch und die schwarzgefleckte Schwanzflosse unterscheidet, schreit vor Grauen... Der alte Märchenhecht phantasiert: ist es der große fchwarzfarbene Barsch, den sie endlich glücklich verzehrt hat? Ist es der Ochs mit den Hörnern? Oder ist es eines der Jungen desgroßen Schwimmvogels"? Ja, das ist es diesmal ist der Griff um seine Stangen- deine gelungen, sie hat es noch und nach hintergeschlungen und wohl in ihrem Wanst verwahrt. Aber es belastet sie derart, daß sie sich nicht mehr wage- recht zu halten vermag; ja, sie merkt es wohl; es sättigt so un- mäßig, datz ihr Schwanz nach unten gleitet und der Kopf nach oben und nun mit einem Male schießt sie starr und lang- sam in die Höhe. Der Knabe ist nahe daran, bei ihrem Anblick den Ber  - stand zu verÄeren; unwillkürlich schlägt er die Hände vor die Augen, so phantastisch grauenhaft kommt ihm das vor: Aus dem schworen, aufgewühlten Schlamm und dem violetten, giftgrünen Pflanzengewirr, in dem der Schwefel- Wasserstoff im Verwesungsprozeß der Natur große, dicke Blasen entwickelt, steigt kalt und unbeweglich Schnocks mäch- tiysr, krokodilartiger Kopf empor. Die schlaffe, gefurchte Schlundhaut vibriert unter hes- ttgem, krampfartigem Rülpsen, der mehr als armlange Unter­kiefer schiebt sich unter den Oberkiefer hervor und läßt die
äußersten Spitzen einer Reihe langer Dolchzähne sichtbar werden, die au's den eingeschrumpften Mundwinkeln hervor- ragen. Jetzt dreht das Ungeheuer sich langsam um sein; mittlere Achse, das große, ausdruckslose Wasserauge, das schmutzig- grau wie ungeputztes Glas in einer leeren, von Menschen verlassenen Hütte schimmert, steht steif und erloschen in dem gewaltigen Schädel. Das Eisen hat die Schwimmblase erreicht und Schnock der Fähigkeit zum Schwimmen beraubt. Es schwindelt vor ihrem Aug« wie«in Riesenkorkschwimmer, der das An- beißen eines Großfisches markiert, taucht sie lautlos in einem fort senkrecht aus und nieder... Ein Knecht, der mit Pflügen beschäftigt war, hör« die Schreie des Jungen; er kam herbeigelaufen und erfuhr, was sich zugetragen hatte: ein Ungeheuer von einem Tier, das Rasmus nicht an Land zu schleppen vermochte, war rund um das halbe Moor mit ihm gesegelt! Der Knecht fischte die Plank« auf und half dem Jungen an Land, dann holte er die Pferde, spannte sie vor die Schnur und zog Schnock langsam, aber sicher aufs Ufer hinauf. Die Nacht über lag sie an einer Birke angeseilt. Duc Leben war längst erloschen. Man telephonierte nach dem Krugwirt, der Neuigkeiten für die Zeitung des Redakteurs sammelte, daßPer Ienns Sohn unter den abenteuerlichsten Umständen ein Exemplar der großen Seeschlangc gefangen habe; es gliche mehr einer Padde aus der Urzeit als einem Fisch aus der Gegenwart!" Am nächsten Tage versammelte sich die ganze Gegend am Orte, und der Schullehrer führte einen herbeigerufenen Ge» lehrten dorthin. ..Das ist ja ein Hecht," meint« der Professor, sowie er ihn sah..... freilich ein ungewöhnlich großes und altes Exemplar, aber doch nur ein Hecht--" und er konnte nicht umhin, sich «in wenig verletzt zu fühlen, daß man ihn ohne jeden Zweck auf so eine weite Reis« gelockt hatte.
Resmus aber war noch viele Jahre später der Held des Dorfes. Und seit jenem denkwürdigen Tage hieß er nie mehr Rasmus Jen«, sondern Rasmus Hecht.