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von höchster Bedeutung sowie als eine Frage der Ethit. Sie ist der Ueberzeugung. daß die Aufwertungsfrage zu einer Schicksalsfrage des deutschen   Bolkes zu werden droht, wenn bei ihrer Lösung nicht alle Gesichtspunkte: Recht und Sittengeset, Wirtschafts- und Sozial­politik in gleichem Maße Berücksichtigung finden."

Demgegenüber werden die verzweifelten Sparer und Gläubiger es mit dem alten Sprichwort halten: Schöne Worte helfen nicht, wo von Werfen nichts geschicht." Und was die Werke betrifft, so wird sicher manch einer von den deutschen   Sparern die Askarivorlage mit der Aufwertungs­vorlage vergleichen und in den Stoßseufzer ausbrechen: Wenn ich doch ein Astari wäre!

Notleidende Fürsten.

Es gibt doch noch Richter! Koburg, 20. Juni.  ( TU.) Durch deutsche   Reichsgerichtentscheidung hat der Herzog von Roburg- Gotha einen langjährigen Prozeß gegen den Staat Gotha   gewonnen, wonach ihm u. a. wieder Schloß Reinhardsbrunn, Schloß Friedenstein  in Gotha  , das Museum, die Sternwarte in Gotha   und fieben Oberförstereien zufallen. Diese Besitztümer waren dem Herzog auf Grund des Domänenteilungsgesetzes von 1905 als Hausfideikommiß zugesprochen. Nach der Revolution hatte jedoch der Staat Gotha   durch ein Ratifikationsgefeß den Herzog ent­eignet.

Die Aufwertung der Anleihen. Aus den Beratungen des Reichstagsausschusses. Am Donnerstag hat der Aufwertungsausschuß mit der Be­ratung des Gefeßentwurfes über die Ablösung der öffentlichen An­leihen begonnen. In der Generaldebatte erklärte der Reichsfinanz­minister von Schlieben, daß angesichts der Finanzlage des Reiches es unmöglich sei, die Aufwertung der Anleihen für die Zukunft noch offen zu lassen. Es müsse jetzt eine endgültige Regelung getroffen werden. Abg. Best verlangt die Anerkennung der Reichsschuldenlast in voller Goldmarthöhe und Beschaffung der Mittel durch Be Steuerung der Geldentwertungs- und Spekulationsgewinne. Dr. Rademacher( Dnat.) verteidigt die Herabsegung der Anleihe nach den Vorschlägen des Entwurfes und verweist auf Frankreich  und Italien  , wo man sich auch mit einem 70-80prozentigen Ver­luft abfindet. Abg. Keil tritt für die energische Besteuerung der Nußnießer der Inflation und derjenigen Kreise ein, die trog In­flation ihr Vermögen erhalten fonnten.

Am Freitag wurde der Reichsbantpräsident Dr. Schacht vernommen. Dr. Schacht erklärte, das Reichsbankdirektorium habe stets einstimmig jebe Aufmertung der privat- recht lichen wie ber öffentlich- rechtlichen Ansprüche, weil fie zu einer ungeheuerlichen Belastung der Wirtschaft führe, abgelehnt. Es habe aber nie verkannt, daß das Reich soziale Pflichten gegenüber den verarmten Gläubigern zu erfüllen habe. Wenn man von Treu und Glauben spreche, so sage er, der Arme sei zu schützen, nicht das Brinzip. Der Kredit des Reiches im Ausland würde durch die Nichtaufwertung in feiner Weise berührt. Was die Wirkung im Innern betreffe, so werde eine höhere Aufwertung der privatrecht­lichen Forderungen wohl die Neigung stärfen, verfügbare Rapitalien lieber Brivaten als dem Reich zu geben. Hieraus ergäbe fich aber nicht die Erhöhung der Aufwertung der öffentlich- rechtlichen An­sprüche, sondern die Herabsehung der privaten. Wenn man schon aufwerten wolle, so dürfe nur der Dauerbesih berüd­fichtigt werden, sonst bemächtige fich sofort die Spetulation der aufgewerteten Papiere. Die Regelung müsse auch auf lang

Frist geschehen. Die Scheidung zwischen Alt- und Neubesig sei nicht

gerade unmöglich, aber sehr schwer durchzuführen.

Auf die Anfrage des Abgeordneten Freiherrn   v. Richthofen  , wie der Reichsbantpräsident den Vorschlag einer alternativen Regelung beurteile, die dem Gläubiger die Wahl laffe zwischen der Aushändigung der Ablösungsanleihe mit Beteiligung an der regelmäßigen Auslosung und der Eintragung des verzinslichen An spruchs in Höhe von 25 Proz. ins Reichsschuldbuch, erflärte Dr. Schacht, daß er

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mit ja, fügte aber hinzu, daß selbstverständlich für die Armen hätte gesorgt werden müssen. So gut wie zahllose Familien sich damit abfinden müssen, daß ihre Angehörigen im Krieg erschossen oder ihre Häuser zerstört worden seien, müsse man sich auch mit den Aus mirfungen der Inflation abfinden. Die Frage des Abg. Sergt ( Dnat.), ob Dr. Schacht glaube, daß man den Neubelih ganz ftreichen Fönne, beantwortet dieser im bejahenden Sinne. Finanzminister v. Schlieben machte dagegen gewisse Bedenten geltend in Rücksicht auf das Verhalten der Banten und des Auslandes.

Im weiteren Verlauf der Debatte wandten sich die Bertreter des Finanzministeriums und die Abgg. Emminger und ergt gegen den vorliegenden Antrag des Abg. Dr. Best, der die unbe­schränkte Anerkennung der Reichsanleihen in ihrem Goldmartbetrag verlangt und eine von Jahr zu Jahr festzusehende Berzinsung vor­sieht, zu deren Gunsten verwendet werden sollen der Ertrag einer Vermögenszuwachssteuer, der Steuern auf Notgeld- und Holzverkauf gewinne und die Hälfte der dem Reich von der Reichsbahngesellschaft zufließenden Dividenden. Dr. Best verteidigte seine Borschläge ausführlich.

Dr. Hergt( Dnat.) lehnt eine Bermögenszuwachssteuer ab. Etwa in zwei Jahren könne man sich mit der Sache wieder befassen. Keil( S03.) erklärte die Zustimmung seiner Freunde zu diesem Antrag und ihre Stimmenthaltung gegenüber dem Antrag Best. Die endgültige Entscheidung werde nach der Fraktionsberatung in der zweiten Lesung erfolgen. Die Ausschließung des Neubefizes von der Aufwertung unterstützte Kell. Für die Annullierung von 95 Proz. der Vermögensansprüche der Altbefizer sollten die Rechts­parteien als die eifrigen Berteidiger der Eigentumsrechte die Ber­antwortung tragen. Der Konkurs, in dem sich das Reich nach den Erklärungen verschiedener Borredner befindet, sei ein falscher Konkurs, folange man den Teil ungeschoren lasse, der in der Zeit der Not des Boltes für sich errafft habe, was nur möglich war.

Bei der Abstimmung wurde der Antrag der Rommunisten gegen die Stimmen der Antragsteller und Sozialdemokraten abgelehnt, der Antrag Best gegen die Stimmen des Antragstellers gleichfalls abgelehnt. Bei der Abstimmung enthielten sich Sozialdemokraten und Kommunisten der Stimme.

Sozialdemokratische Anträge.

In der Sonnabendfizung des Aufwertungsausschusses brachten die sozialdemokratischen Bertreter grundlegende Anträge ein. Diese Anträge bezwecken: 1. den Ausschluß des faft durchweg im Wege der Spekulation erworbenen Neubefihes von der geplanten Umwandlung; 2. die Umwandlung der Reichsonleihen nicht auf 5, sondern auf 20 Pro3.;

3. Berzinsung der auf 20 Pro3. herabgefehten Schuld mit 5 Broz. Erhöhung des Zinssages auf 25 Broz, wenn das Ein­tommen des Gläubigers einschließlich seines Rentenbezugs 1600 m. nicht übersteigt. Berneinung des Rentenanspruchs, soweit das Einkommen einschließlich der Rente 10000 m. übersteigt. 4. Tilgung der umgewandelten Anleihe binnen 40 Jahren durch Auslosung. Der Gläubiger mit einem Einfommen unter 1600 m. tann auf sein Auslosungsrecht verzichten zur Erlangung einer um 5 Proz., wenn er über 60 Jahre alt ist, einer um zehn Prozent höheren Rente.

5. Dedung des zur Durchführung dieser Grundsäße erforder­lichen Bedarfs durch eine Sondersteuer von den Bermögen, die in der Kriegs und Nachkriegszeit neu entstanden sind, einen 3u­wachs erfahren oder sich nicht wesentlich vermindert haben, und von den Gewinnen aus Grundstüdsveräußerungen. Die Anträge wurden von den Abg. Reil und Dr. Beber begründet.

Mit zur Debatte stand ein Antrag Freiherr von Right hofen( Dem.), der die Vorschläge der Kompromißparteien in der

weise erweitern will, daß auf Antrag des Gläubigers ein Anspruch von 25 Proz. seiner Anleihe mit einer prozentigen Berzinsung in das Reichsschuldbuch einzutragen ist.

Die Tilgung dieser Schuldbuchanlethe foll am 1. Januar 1926 mit 1 Broz. beginnen.

Nach langer Debatte, in der sowohl die jozialdemo fratischen Anträge wie der Antrag Richthofen von den Ber tretern der Regierungsparteien und dem Minister v. Schlieben

nisten, die Volksparteiler Gildemeister und Heine und der Zentrumsabg. Roß. Ueber die sozialdemokratischen Anträge wird im weiteren Verlauf der Beratungen, die am Dienstag fortgesetzt werden, abgestimmt werden.

Bulgarische Schandwirtschaft. Kennzeichnung durch die britische Arbeiterpartei. Condon, 20. Junt.( Eigener Drahtbericht.) Der Fraktionsvor stand der Arbeiterpartei im Unterhaus hat folgende Resolution an­

genommen:

Die britische Arbeiterpartei hat mit schmerer Besorg. nts Berichte, aus Bulgarien   zur Kenntnis genommen, aus denen hervorgeht, daß sich die Verfolgungen und Anklagen nicht nur auf Bersonen erstrecken, die in einer wenn auch nur entfernter Verbindung mit Organisationen stehen, die gewaltsame Attionen propagieren, sondern daß auch gegen Personen vorgegangen wird, deren einziges Verbrechen es ist, daß fie andere Meinungen politischer Natur als die von der Regierung vertreten. Die Arbeiter. partei stellt fest, daß auf Grund einer Mitteilung General Boltoffs, des bulgarischen Kriegsministers, noch immer nicht weniger als 3194 Personen gefangen sind und auf ihre Aburteilung warten.

Die strengen Urteile, die über politische Gefangene verhängt worden sind, und insbesondere die Einschüchterungspragis der bulgarischen Staatsanwaltschaft gegen politische Gegner hat in der Arbeiterschaft große Erregung hervorgerufen. Im Interesse des guten Rufes der bulgarischen Regierung und der Ermöglichung des guten Willens" bei deren politischen Gegnern, betont die britische Arbeiterpartei die dringende Notwendigkeit einer humane­ren Behandlung und eines humaneren Gerichtsver. fahrens für politische Gefangene und spricht die Hoffnung aus, daß die gefeßliche 3ivil verwaltung in Bulgarien   bald wieder hergestellt werden wird.

Stresemann hat um Aufklärungen gebeten. Sie erfolgen schon hente.

Mitteilung hat Herr Stresemann in ben beiben Unterredungen Paris  , 20. Juni.  ( Eigener Drahtbericht.) Nach einer offiziösen mit dem französischen   Botschafter auf gewisse Untlarbeiten in der franzöfifchen Note hingewiesen und um Auftlärung dar­über gebeten. Die deutschen   Anfragen hätten bereits gestern im Quai d'Orsay Gegenstand einer aufmertfamen Prüfung gebildet und die französische   Antwort darauf würde wahrscheinlich hon heute den Weg nach Berlin   machen. Auch an den hiesigen zuständigen Stellen erklärt man die Aufnahme, die die französische  Note in Deutschland   gefunden habe, als nicht ungünstig und verweist dabei im besonderen darauf, daß troß der gemachten Re­serven die Gesamtheit der deutschen   Bresse der Fortsetzung der ein­geleiteten Diskussion das Wort rede.

Der Friede, wie ihn Polen   auffaßt. Warschau  , 20. Juni.  ( WTB.) Außenminister Strzynsti fegte in der auswärtigen Kommission des Sejm   die Ansicht der polnischen Regierung über die französische   Garantiepaftnote aus. einander. Für Bolen sei unabänderlicher Grundfaß die unbe. rührtheit der Fridensverträge, den gegenwärtigen Moment fönne man in der langen Periode der Sicherheitsver handlungen als günstigen Augenblid bezeichnen. Frankreich   reiche die Hand zum Frieden. Sache Deutschlands   sei es jetzt, dieselbe anzunehmen oder abzulehnen. Wenn es die

Hand ergreife, tomme es aus der feindlichen moralischen Nachh friegsisolierung heraus und werde Mitarbeiter am Weltfrieden. Deutschland   wolle, daß man den Krieg vergeffe, Bolen wünsche das selbe. Um jedoch Helfer und Wächter der allgemeinen Sicherheit und des Friedens zu sein, müsse man aufhören, ein Feind der Berträge zu sein.

beurteile. Bielen   Gläubigern würde der Spaß lieber sein als die scharf bekämpft wurden, wurde der Antrag Richthofen mit 12 plöglich einer Blinddarmoperation unterziehen. Sein Zustand ist

Laube auf dem Dache. Die Frage des Abg. Dr. Wunderlich ( Bolkspartei), ob Herr Schacht die allgemeine Richtigerklärung der Anleihen 1923 für tragbar gehalten habe, beantwortet Dr. Schacht

Wiener Musik- Tradition.

Zum zweitenmal grüßt Berlin   das Wiener Bhilharmonische Orchester. Während des Krieges trug gemeinsame Not, heute trägt gemeinsame Sehnsucht diese Desterreicher nach Deutschland  . Der Reichstagspräsident 25 be feierte diesen Gemeinschaftswillen, diese Anschluß- und Berbindungsidee zweier gleichstämmiger Völker mit festen, herzlichen Worten. Dann erst sette Mufiit ein, tlaffische Mufiit, die allen begeistert Gefommenen ans Herz gewachsen ist: Sinfonien Haydns, Schuberts, Beethovens.

Kleiber   dirigierte ein Ensemble von Musikern, deren Wirten mit großen Namen aus Norddeutschland, mit allen Leistungen größter Rapellmeister verknüpft ist. Ritolai, Edert, Dessoff waren die ersten, die den Wiener Philharmonikern  , dem Orchester des Wiener Staatstheaters feine Bedeutung gaben. Dann tam Hans Richter der berühmte Wagner- Dirigent, ans Pult, der zu dem Programm der Klassiker Brahms  , Dvorat Strauß hin zufügte. Sein Nachfolger: Mahler, gleichzeitig sein Gegen pol. Dem objektiv ruhigen, doch mit dem Herzen musizierenden Richter, der Brudner zugleich mit Tschaltowsty in ihre Rechte ein. setzte, folgte der verantwortungsvollste und beredteste aller modernen Dirigenten, ein Führer und Meister. von deffen Geist und Stilgefühl noch heute die Philharmonifer zehren, von dem alle, die heute große Geltung haben, abzuftammen scheinen, Walter, Klemperer, Furtwängler  , Kleiber. Das größte Wunder blieb dort, mie in Berlin  , Ritisch, unerfeßlich, einzig. eingartner steht nun feit einem halben Menschenalter an ihrer Spize und wahrt die Dieses wundervolle Ensemble hat nun auch uns wieder in Be­geisterung versezt: Man verkleinert unfere Berliner   Philharmonifer, beren momentane Einstellung und fünstlerische Einfühlung in jed. wede Dirigiertechnik von der Welt bewundert wird, nicht, wenn man die Borzüge der Wiener preift. Es ist ein Glanz in ben Streichern, der in aller Fülle und Helligkeit nie übertrieben wirft. Ein Klagen, ein Seufzen, eine Schwingfreudigkeit offenbart fich in Geigen und Bratschen, und die frappierende Gleichförmigkeit der Striche verbeut ficht folche Stimmungen unentwegt. Eleganz ist nicht Oberfläche, schwebende Töne materbrüden nicht die Kraft, die aus dem fatten Rang ber Streicher strahlt. Das Melos ffingt lange nach, es gibt fein Abreißen, faft sind die Pausen selber erfüllt von lebendiger Mufit. Die Instrumente scheinen zu atmen. Wie wenig vordring lic fingen die Celli ihr berühmtes Solo in der Unvollendeten", wie leis und raumend fehen sie alle den Beginn des ersten Sages ein, wie fieghaft, und dennoch wie flingend, ohne Druck steigert fich bas alles! Der Taumel fehlt, die Sinnlichkeit bleibt fraulich, edel, ein Stil der Meifter. Die Bogentechnit ist vorbildlich, so in den Bor fchlägen eines Handnschen Andante, so im tonleitermäßigen Anstieg des Allegro bei Beethoven  ( 7. Sinfonie). Ein endloser Gesang, felbft in der Dramatit no wesentlicher als die 2tzente. Holz und Btäfer von der gleichen Ammut, doch schon deutlicher in ihren folifti schen Phrasen das Besondere betonend, herrlich Oboe, Klarinette, Baufe( die in der Eleganz unvergleichlich scheint). Ein muster haftes Orchester, dem alle Grade der Dynamit zur Verfügung stehen, die von allen nur im Gefühl stilistischer Verantwortung Gebrauch machen. Ein Piano- Orchester. Biener Tradition: Sanftheit, Schmeicheln, Singen, Bel canto,

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gegen 7 Stimmen bei 6 Stimmenthaltungen abgelehnt. Dafür stimmten neben dem Antragsteller die Sozialdemokraten und der Abg. Best, der Stimme enthielten sich die Kommu­

Erich Kleiber, unser brillanter Operndireftor, hat nicht das Urempfinden für diese Schlichtheit. Obzwar ein Biener, scheint er zugleich norddeutsche Kraft und norddeutschen Geist in die Partituren einzudrängen. Wenn es wahr ist, daß Nitisch am vollendetften Schubert Unvollendete dirigierte, wenn das der Stil Wiens war, Schubert Unvollendete dirigierte, wenn das der Stil Biens war, so hat Kleiber hier in Dynamit und Klangdifferenzierung, in Tempo und Ausdrud versagt. Vor allem ber zweite Satz lift an unerträglicher Dehnung und an Bointen, die sich mit dem eben­mäßigen Fluß der Melodie schlecht vertrugen. Der Bortrag der Haydnschen Sinfonie und auch Beethovens dagegen ließ neben einer Wohlüberlegtheit den hervorragenden Mufiter neben dem Techniter der Hand den innerlich bewegten Künstler erkennen. Im Menuett Haydns, im Vivace Beethovens trafen sich die Gefühlsschwingungen bes Dirigenten mit der unverrüdbaren Tradition des Meister­orchesters. Rapelle und Kapellmeister wurden stürmisch gefeiert. Rurt Singer.

Was hat Amundsen erreicht?

Der ungarische Ministerpräsident Graf Bethlen mußte fich befriedigend. Hingegen wird der Zuftand bes greifen serbi­fchen Ministerpräsidenten Batshits, ber plößlich schwer er­tranft ist, als ernst bezeichnet.

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Doppelfelbft mord", die Jeßner gestern im Shiller. Theater herausbrachte, tft fein sommerlicher Lüdenbüßer, sondern ein Bauernvoltsstüd, eine erfrischende Komödie also, in der es teine Literatenprobleme zu tnaden gibt, sondern wo alles wundervoll unkompliziert abläuft. Im Doppelfelbstmord" behandelt Anzen­gruber den uralten Zwift zweier Bauerndidschädel, der durch die Dearndl entfacht und durch ein Dearnbl wieder beigelegt wird. Er zeichnet mit dicen Binselstrichen originelle Typen aus dem Gebirgsmilieu. Der Regiffeur Ernst Neubauer  , beffen Blanz­leistung bei der Methusalem   Inszenierung im verflossenen Drama­tischen Theater unvergessen bleibt, stellte gestern ein Stüd handfesten Lebens voller Urwüchsigkeit auf die Bühne. Die Wirtshausfzene mit der obligaten Rauferei hatte wirbelndes Tempo. Mar Bohl gab den Hauderer als Griesgrämling, bem nichts recht zu machen ist. Es war eine man tönnte fagen erschütternde Charatter zeichnung eines Menschen, der mit bem Leben abgeschlossen hat. Ihm und der brallen Maria Baubler galt ber reiche Beifall, ber ber Inszenierung gespendet wurde, Dgr.

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Mönchtragödie. Die Spetulation ber Goethe- Bühne stimmte. Bor 25 Jahren spielte man Die Brüder von Santt Bernhard von Anton Ohorn   mit großem Erfolg. Die faiferlich- töniglichen Benfurbehörden von Defterreich legten fogar Wert darauf, fich an dem Stück zu blamieren. Einige beutsche Ben­foren fanden teine Ruhe und verboten in bundesbrüderlicher Einig­teit genau fo wie die Wiener Zenfur. Das Stück des nun schon verstorbenen und beinahe vergeffenen Berfaffers ist natürlich ganz harmlos, durchaus nicht gotteslästernb, sondern im Gegenteil voll von Frömmigkeit. Es wird nur ein wenig in die Gewiffensbiffe des jungen Mannes hineingeleuchtet, der das ewig bindende Mongs gelübte ablegen foll. Das Stid hat schon seine Berbienfte, Bieles  ist in Ausdruck und Auffassung veraltet oder gar tot, aber der naive Mann sieht immer noch gern, unter welchen Qualen der Jüngling zu Kreuze friecht. So blieb der Erfolg auch nicht aus.

Roald Amundsens Polarflug wäre in geographifcher Hinsicht nur dann ein Erfolg geworden, wenn es ihm gelungen wäre, mit dem Flugzeug jo nahe an den Pol heranzukommen, daß er ihn zu Fuß hätte erreichen tönnen. Das ift, wie man nunmehr weiß, nicht der Fall gewefen. Amundsen ist bis zu 87 Grad 44 Minuten nörd Mi­licher Breite und 10 Grad westlicher Länge gelangt, also nur 38 mi. nuten weiter nach Norden als Beary bereits im Jahre 1906. Der Bersuch, beim Wiederaufstieg noch weiter gegen den Bol hin vorzu. bringen, war schon dadurch unmöglich geworden, daß bie Hälfte bes Benzinvorrats bereits verbraucht war, und es fonnte fich bei der Wiederflottmachung der Flugzeuge oder eines von ihnen nabes wie auch aus Amundsens   Funtbericht hervorgeht, barum handeln, ungefährdet Spitzbergen wieder zu erreichen. Das ist den fühnen Polarfliegern glücklicherweise gelungen. Aber der Zwed des Unter­nehmens, der bahin ging, ben Nordpol zu erreichen, wurde verfehlt. Wenn Amundsen berichtet, daß er beim Ueberblick über ein Ge. biet von rund 150 000 Quadratkilometer nirgends eine Spur von Land gesehen habe, so bestätigt das eben nur alle bisherigen Er­fahrungen und Ergebnisse früherer Nordpolerpeditionen. Im übrigen ist ein Gebiet von 150 000 Quadratkilometern noch nicht ein Drittel von der Größe Deutschlands  , alfo feineswegs ein Areal von besonders imposanter Ausdehnung. Doch auch weiter nach Dften und Westen pon feiner Flugroute würde Amundsen gewiß fein Land gefichtet baben. Unflar in dieser Beziehung sind die Berhältnisse in der Arttis lediglich in deren östlichem, übrigens weit größerem Teil, dem Ge­biet des Eismeeres zwischen Nordamerika   und Sibirien  . Dorthin vorzubringen, gehörte aber überhaupt nicht zu Amundsens   Absichten bei diesem Polarflug.

Man tann zufammen also sagen: was Amundsen gelungen ift, war eine bewundernswerte sportliche Leistung. Was er hat fefiftellen fönnen, wenigstens in geographischer Beziehung, war mit einer fast an Gewißheit grenzenden Wahrscheinlichkeit bereits bekannt. Jeden falls hat er aber bewiesen, daß man mit dem Flugzeug in die Arktis  vorbringen tann, wen auch seine Erlebnisse gezeigt haben, daß das einstweilen noch ein recht gefährliches Unternehmen ist.

Bauernkomödie im Schiller- Theater. Leopold Jeßner  , der Intendant der Staatstheater, legt auch im Sommer nicht die Hände in den Schoß. Budwig   Anaengenders pollenhafte Romödie

D. 5.

Erftaufführung der Woche. Montag Nenaissancetheater: Attaf". In der Bolfsbühne, Theater am Bülowplah, gelangen als nächste Neu­einstubierung Die deutschen   Kleinfabter, Rustspiel von stobebue, in bollkommen neuer Zegtbear Jeitung zur Aufführung. Regie: Baul Hendels.

Das Sommerfest der Gesellschaft der Sturmfreunde findet am 26., abends 7 Uhr, im Stennbahn Restaurant Grunewald( in den Sälen und im Freien) statt. Auskunft durch den Sturm, Lütom 4443.

zeigt Gemälde von Salomon Ruisbal, Besne, Neufchatel, Dienbrant u. a. Die Galerie Dr. Goldschmidt- Dr. Wallerstein, Schöneberger Ufer 36a, sowie gotische Holzstulpturen und Renaissance- Brongen; in der Abteilung für moderne Stunft Berte von Camoin, Czobel, Qedel, Rotojala, Nolde, Schmidt- Rottluff   und Stüdemann.

Ein tühnes Meliorafionsprojeff für Palästina. Das Tote Meer unb bas al bes Jordan liegen, wote befannt, 394 Meter unter dem Spiegel des mittelländischen Meeres und find von diesem burd eine Gebirgslette ge trennt. An diefen Umstand knüpft der Franzose 3mbeaug einen Blan von Er will das Baffer des Mittelländischen außergewöhnlicher Sühnheit. Meeres bis zur Baghöhe des trennenden Gebirges heben und es dann in das Zote Meer stürzen lassen; dadurch soll nicht nur eine Kraftquelle ersten Ranges gewonnen, sondern auch der Bewässerung des Landes gedient, ja vielleicht die Schaffung eines Binnenhafens ermöglicht werben. Der Ses Genezareth t babel ole Wafferreferoate gebadj