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In den Zeitungen erscheint eine Annonce, in der die Agenturen eine ganz bestimmte Art von Arbeitern zu ungeheuer hohen Löhnen suchen, die aber ihre ganze Zeit ihrem Arbeitgeber widmen müssen. Die Anmeldung muß von einer Lebens- beschrcibung begleitet sein und die genaue Adresse und Tele- phonnummer des Bewerbers enthalten. Wird sein Angebot berücksichtigt, so werden seine Privatverhältnisse genau kon- trolliert. Das Gehalt eines solchen Spitzels beträgt durch- schnittlich 10 Dollar(42 M.) tägllch. Von dieser Summe wird der Fabriklohn, den er außerdem erhält, abgezogen. Dagegen werden ihm alle Auslagen, die ihm aus der Spitzeltätigkeit erwachsen, vergütet. Die Tätigkeit der Vertreter dieser Detekteien ist außer der oben geschilderten noch eine sehr mannigfaltig«. Eine der wichtigsten ist die, bei der Fertigstellung derschwarzen L i st e n" mitzuarbeiten, in denen alle Agitatoren der Ge» werkschaften mit genauer Personalbeschreibung aufgeführt werden. In Zeiten, wo die Unzufriedenheit unter der Ar- beiterschaft immer größer wird, steigert sich die Tätigkeit dieser Spitzel in den Gewerkschaften, die nicht nur Zwistigkeiten in die Reihen der Streikenden hineintragen, sondern durch die gemeinsten Mittel bestrebt sind, den Streik im geeigneten Augenblick niederzudrücken. Die Spitzel besitzen eine beson- dere Kasse für Bestechungszwecke, und bei Streiks scheuen sie sich nicht, verkleidet an die Frauen der Streikenden heranzu- treten, um mit ihrer chllfe die Männer dazu zu bringen, wieder zur Arbeit zurückzukehren. Wenn die Streikenden genügend Geld und Nerven hoben, entsendet die Detektivgesellschaft eine Reihe ihrer Geheimagenten zur Streikbrecherarbeit, um den Streikenden in den Rücken zu fallen. Selbstverständlich sind die Berichte der Vertreter voll der unglaublichsten Märchen. Ueber den Charakter der Spitzel ist man sich in Amerika   voll- kommen einig. Ein Polizeifachmann erklärte, daß berufs- mäßige Verbrecher Gentlemen   feien im Vergleich mit den Achtgroschenjungen der Geheimagenturen. Vor einigen Jahren versuchten einzelne Agenturen auch in Deutschland   Werbebriefe zu versenden, und in einigen Fabriken wurden auch geheime Agenten solcher Detektiv- agenturen entdeckt. Seit einiger Zeit hört man aber wenig über sie. Ob das aber auf eine verminderte Tätigkeit dieser Elemente zurückzuführen ist, ist schwer zu/ sagen.
die Mngft vor Schwarz�Not-Golü. Ein Beitrag zurunparteiischen" Haltung der Behörden. Das Reichsbanner in Hann.-Münden   feiert am 27., 28. und 29. Juni das Fest ssiner Fahnenweihe. Es forderte die Behörden der Stadt auf, in den Festausschuß einzu- treten. Darauf traf folgende Antwort ein: Hann..ZNünden. 11. Juni 1325. Die nachstehend aufgeführten Behörden der Stadt Münden  danken verbindlichst für die Einladung zu der Feier des Reichs- banners Schwarz-Rot-Gold am 27., 28. und 23. Juni dieses Jahres. Sie sehen darin den Anfang des vor. ihnen sehr begrüßten Be- strebens, Gegensätze unseres Voltslebens zu überbrücken und dem in seinen Behörden vertretenen Staat volle Würdigung zuteil werden zu lasten. Dagegen glauben die genannten Behörden sich wegen der aus- gesprochen innerpolitischen Einstellung des Reichsbanners Schwarz- Rot-Gold der Teilnahme an der Feier versagen Zu müssen. Sie sind kraft ihres Amtes zu unparteiischer chaltung allen Bevölkerungs schichten gegenüber verpflichtet und würden diese von ihnen bisher beobachtete und auch in der Zukunft zu beobachtende Haltung durch Teilnahme an der Feier ift Fi-age stellen. Magistrat der Stadt Münden  . Landratsamt Münden  . Finanzamt Münden  . Hauptzollamt Münden Amtsgericht Münden. Polizei- schule Münden  . Eisenbahnoerwaltung Münden. Forstliche Hoch- schule Münden  . Städtisches Gymnasium, Lyzeum, Gehobene Abtei- lung, Knabenoolksschule, Mädchenvolksschule und Kreisschulinspettion Münden. I. A.: gez. von Stockhausen, Landrat.
Die Hölle. Bon Paul Gutmann.. Barbusse hat einen RomanDie Hölle" geschrieben, worin die geschlechtlichen Leidenschaften in ihrer die Menschen von der Puber. tat bis ins Greisenalter dämonisch beherrschenden Macht geschildert werden. Es ist ein Hexensabbath phantastischer Art, dem aber zur Vollständigkeit das Wesentlichste sehlt, die Darstellung jener Liebes- Hölle, worin die Enterbten des Glücks, die Proletarier, einen Teil ihres Daseins verbringen. Mögen die Leiden oftmals groß sein, die von den Leidenschaften derer ausgehen, die auf der Sonnenseite des Lebens wohnen, sie sind verschwindend im Vergleich zu den Schreck- nisten, denen die Liebe im Kampf mit Armut, Krankheit, sozialer Not jeglicher Art ausgesetzt ist. Ein Bormittag in einem Gerichtssaal. Im Mittelpunkt aller Verhandlungen steht das Kind, das ungeborene, frühzeitig beseitigte, das verwahrloste und das verführte Kind. Die Zukunft der Mensch- ' eit, die von der Not des Lebens ständig bedroht ist, könnte der In- halt eines Films sein, wie er in erschütternden Bildern hier vor uns abrollt. Eine Mutter soll vernommen werden, die angeblich ein Verbrechen an ihrer Mutterpflicht verübt hat. Das Wort Mutter löst in uns Vorstellungen von Fülle, Gesundheit, Lebens- freude aus. Hier waäkt ein ausgezehrtes Gerippe, mehr einer Greisin ähnlich als einer Frau in den besten Jahren, ein reizloses, hingemartertes Geschöpf, in den Gerichtssaal. Den Vorsitzenden er- faßt Mitleid, und er redet zu ihr mit begütigenden Worten. Den­noch, dem Gesetz muh Genüge geschehen, die Paragraphenmaschine sängt zu surren an.Sie wollten die Leibesfrucht, nachdem Sie mehreren Kindern das Leben geschenkt, diesmal nicht austragen?" Was sollt« sie denn tun, die arme Frau. Der Mann krank, ohne Arbeit, die beiden Kinder hungrig, sie selber schwer lungenleidend. Mußte sie als Mutter nicht dis vorhondenen Kinder vor der drohen- den Gefahr schützen? Eine Nachbarin weiß in solchen Fällen ge- wöhnlich Rat. Sie sitzt ebenfalls auf der Anklagebank, weil sie ge- plaudert hat. nicht aus Dummheit, wie die Hauptangeklagte in ihrer verzweifellen Phantasie meint, sondern aus versteckter Neigung zu ihrem Mann, dem hilflosen Wrack eines arbeitslosen Kronken! Noch eine andere Frau, eine Belastungszeugin, eine elende Figur gleich den beiden andern, wird in derselben Weise verdächtigt. Die drückende Luft entsetzlichen /Proletarierelends umgibt uns. Die Liebe, sonst ein beglückendes Clement, ist hier ein Nachtalb, der den elenden Menschen noch den letzten Blutstropsen aussaugt. Der Gerichtsarzt begutachtet, daß der Tee, den die Nachbarin anriet und der durch ein andere« Mittel ersetzt wurde, nur ein harmlose« Ab- führmittel sei. Ein anderer Arzt sagt aus, daß er unter allen Um- ständen unter Berücksichtigung der sozialen Not und des körperlichen Zustandes der Schwangeren die Fortsetzung ihre» leiblichenSegens" verhindert haben würde. Hatte dt« Frau Zeit und Gelegenheit» zum
Wie dieunparteiischö Haltung" der Behörden in Hann.- Münden  allen Bevölkerungsschichten gegenüber" in Wirk- lichkeit aussieht, bewies die Teilnahme dieser Behörden an der Fahnenweihe des Mündener Pioniervereins. Da hatten die Behörden keine Bedenken. Sie traten nicht nur in den Festausschuß ein, sondern beteiligten sich auch am Umzug des Vereins durch die Stadt. Der Pionieroerein ist dafür aber auch dem republikfeindlichen Kyffhä userbund angeschlossen. An der Feier seiner Fahnenweche beteiligten sich u. a. Stahlhelm. Wikingerbund und I u n g d o. das Fest stand ganz unter dem Zeichen der schwarzweiß- roten Fahnen und trug einen ausgesprochen m o n- archistischen Charakter. Und das nennt der Herr v Stockhausen, von Amts wegen Landrat eines republi- konischen Landes,unparteiische Haltung allen Bevölkerungs- schichten gegenüber"! Die staatsgefährlichen Haarschleifen. Aus Bayern   wird uns geschrieben: In R e h a u bei Hos ver- ansialteten die Arbeitersportler kürzlich einen Reichsarbeiter- s p o r t t a g. Beim Festzug, der einen Teil der Veranstaltung aus- machte, erschienen die Madchen mit roten Schleifen im Haar. Darob großes Entsetzen im Bezirksamt und hochnotpeinliche Beratung. Der Erfolg: der Gendarm wird beauftragt, beim Leiter des Fcstzuges zwecks Entfernung der ftaats- gefährlichen Schleifen zu intervenieren. Was auch geschah..._ Totgeschwiegene Wahrheit. DieKreuz-Zeitung  " und das Märchen von Höfles Selbstmord. Wochenlang hat die Rechtspresse ihre Leser glauben lassen, Hösle habe im Untersuchungsgefängnis Selbstmord begangen, er habe sich also schuldig gefühlt und sich der drohenden Strafe durch die Flucht aus dem Leben entzogen. Gestern ist im Höfle-Ausschuß diese Theorie völlig zusammen- gebrochen. Die Behauptung, Höste habe Selbstmord begangen, läßt sich nicht mehr aufrechterhalten. Von dieser Tatsache der Oefsent- lichkeit Kenntnis zu geben, war eine A n st a n d s p f l i ch t der ge- samten Presse, ganz besonders jenes Teils, der das Selbstmord- märchen am eifrigsten kolportiert, am zähesten an ihm festgehalten Holle  . Trotzdem bringt es dieKreuz-Zeitung  " fertig, über die Ver- Handlungen des gestrigen Tages mll folgenden zwei Sätzen zu be» richten:« Im Höfle-Ausschuß des Preußischen Landtags sind gestern nachmillag verschiedene ärztliche Sachverständige über die Todes- Ursache gehört worden. Eine entscheidende Fest- stellung wurde nicht getroffen. Das ist alles, was die Leser dieses deutschnationalen Blattes er- fahren dürfen. DieKreuz-Zeitung  " beweist durch ihr Verhalten in diesem Fall, daß sie der Tradition treu bleibt, für die sie schon zu Bismarcks Zeiten berühmt gewesen ist.
Das Manöverunglück vor Gericht. Vernehmung der Pioniere. Minden  , 23. Juni.  (Eitzener Drahtbericht.) Am zwellen Ber- Handlungetage wurde die Sitzimg vormittags 8 Uhr eröffnet. Bor Eintritt in die Verhandlung stellte der Vorsitzende die Frage, ob heute schon Anträge betreffs Besichtigung der Unglücks stelle gestellt seien. Die Verteidigung verspricht sich von der Besichtigung nichts. Ein Sachverständiger schlug daraufhin vor, Jsier eine Fähre bauen zu lassen und entsprechend zu belasten. Die Besichtigung der Fähre soll voraussichtlich am Donnerstag erfolgen. Es erfolgt nunmehr die Vernehmung der Pioniere, die die Unglücksfähre bedient hatten. Zeuge Unteroffizier Koch hat sich an der Verteilung der Mannschaften auf der Fähre beteiligt. Er hatte noch Beladung festgestellt, daß die Fähre nicht zu tief im Wasser lag. Als die Fähre etwa 30 Meter vom Ufer ent- fernt gewesen war, rief Oberpionier Bergmann, daß Wasser ins Ponton käme. Der Zeuge ist dann ins Ponton gesprungen und hat sich von dem Eindringen des Wassers überzeugt. Er hat darauf das Kommando gegeben: Alles Oberstrom treten! Die Jnfan-
Arzt zu laufen? Wußte sie überhaupt, daß ein Arzt ihr helfen würde? Sie tat das, was Hunderttausende von Frauen in gleicher Loge tun, sie half sich selbst. Staatsanwalt und Porsitzender sind sichtlich von Mitgefühl ergriffen. Dennoch oerlangt das Gesetz sieben Monate für die Hauptangeklagte und drei Monate Gefängnis für die schwatzhafte Nachbarin. Allerdings Bewährungsfrist. Was Hilsts? Die Marter de�: Aufregung war da, das Brandmal der Strafe lastet auf beiden Frauen. Der Rachekrieg, der nun folgt, die Sticheleien boshafter Hausgenossen, die ewige Angst vor der Zukunft, welche Phantasie könnte die Hölle kleiner Schrecknisse in dieftr grauen Elendswelt ausmalen. Glückliches Kind, das nicht geboren zu werden brauchte, be- jammernswert jenes, dessen Seele, wie die nun folgende Verhand- lung zeigt, gebrochen wurde. Wieder die gleiche soziale Not. Vater tagsüber auf Arbeit. Ein Nachbar, ein sechzigjähriger Krüppel, über- nimmt für das hübsche achtjährige Mädchen gelegentlich die Fürsorge, die einer Nachbarin übertrieben zärtlich erscheint. Sie blickt durchs Schlüsselloch und entdeckt ein schreckliches Vergehen. Was trieb die- sen alten Krüppel zu solcher Tat? War er nicht verheiratet? Starr und entsetzensooll wird der Ausdruck dieses frevelhaften Räubers an unschuldiger Jugend, als er nach seinem Eeheleben gefragt wird. Er schweigt. Aber der Jammer seines Proletarierdaseins wird durch dieses Schweigen deutlicher als durch Worte. Drittes Bild: Ein Schwerkriegsbeschädigter, dem die feindliche Granate die Fähigkeit zu dem, was die Menschen Liebesglück nennen, geraubt hat. Nie zog es ihm seither zu Frauen, nie fand er das beglückende Gefühl, das im Liebesaustausch von Mann und Frau ge- funden wird. Rausch» und Sinnlosigkeit ließen ihn in einem jener Augenblicke, wo der lange niedergehauene Dämon erwacht, sich in läppischer Art an einem Knaben vcrgehn. Und dieser Knabe im Matrosenanzug, mit bloßen Beinen, der sich munter auf einen Tisch schwingt, als der Vorsitzende ihn befragt, er weiß nicht, daß er einen Blick in die Hölle getan hat, worin die vom Schicksal Aus- gestoßenen durch die Schuld einer schlecht eingerichteten West ihr kümmerliches Dasein In Häßlichkeit und tierischer Qual verbringen.
Die Znlernationale der chemischen Wissenschast. In der General- Versammlung der Deutschen   chemischen Gesellschaft hat ihr Präsident Geheimrat Richard Willstätter   jetzt in gewohnter Weise auch der Cestalhing der internationalen Beziehungen der deutschen   chemischen Wissenschast gedacht. In erfreulicher Weise, so betonte er, mehren sich die zu uns dringenden. Stimmen der Einsicht, der Gerechtigkeit und der Versöhnlichkeit, denen es indessen noch versagt ist, bestimmenden Einfluß zu gewinnen. Im 7. Jahre nach Kriegsende sind die deutschen  Chemiker vom Zusammenarbeiten und von den Zusammenkünften mit den Gelehrten und den wissenschaftlichen Gesellschaften der Entente-Länder noch ferngehasten. Die Ausschließung der deutschen  Chemiker von der früheren internationalen Atomgewichts-Kommission hat die Einsetzung einer deutschen   Atomgewichts-Kommission zur Folge gehabt, die erfolgreich arbeitete. Di« Fernhaltung d«r deutschen
teristen hätten sich ruhig verhalten und sich nur etwa« nach vorn gebeugt. Gleich nach dem Ruf: Es ist Wasser im Ponton! fei die Fähre versackt. Der Zeuge ist dann abgesprungen und hat sich an der Rettungs- arbeit beteiligt._, Zeuge Staken bestätigt im wesentlichen die Aussagen des Unteroffiziers Koch; ebenso der Unteroffizier Ohlich. Der letzte Zeuge hat die Leute auf der Fähre verteilt. Die Mille der Fähre sei nicht zu dicht besetzt gewesen, da 4 bis 5 Fahrräder in der Mitte standen. Das KommandoAusrichten!" hat er gehört, es sei auch ausgeführt worden. Gleich nach dem Rufe»Verteilen" ist die Fähre abgesackt. Er hat nicht bemerkt, daß die Leute sich unruhig verhalten hätten. Auch er hat sich an den Rellungsarbeiten mit dem Rettungsponton betelligt... Oberpionier Bergmann bekundet, daß sich die Scheuerleiste noch über Wasser befand, als die Fähre vom Ufer abfuhr. Nack ungefähr 20 Metern hat er ein Rauschen vernommen und sich davon überzeugt, daß Wasser ins Ponton eindrang. Er hat dies gerufen und gleich daraus sei die Fähre abgesackt. Er ist dann ins Wasser gesprungen und ans Ufer geschwommen. Die Zeugen Stieß und Mertens waren am Giertau beschäftigt. Stieß hatte sich vor der Abfahrt der Fähre davon überzeugt, daß die Scheuerleiste aus dem Wasser ragte. Beide haben auch den Ruf gehört: Es kommt Wasser ins Ponton. Sie wollen darauf Unruhe unter den Infanteristen bemerkt haben. Die Zeugen haben am Giertau keine Aenderung vorgenommen. Es ist auch nichts bekannt, daß das Giertau abgerissen ist......, Oberstaatsanwalt von S ch w l d e r s k y halt daraus dem zeugen Leutnant heiztemper vor. daß es ihm merkwürdig erscheine, daß gerade er gesehen haben wolle, daß das Giertau gerissen sei, während die Vedienungsmannschaslen davon nichts wissen.
Eine republikanische ßührertagung. DerRepublikanischeReichsbund beruft für Sonntag. den 28. Jum, nach Frantfurt a. M. eine Führertagung, die den Zweck haben soll, eine weitere Klärung der republikanischen Grundgedanken herbeizusühren, ein Einverständnis über ihre Aus- führungsformen zu finden, Stellung zu nehmen zu den heutigen Grundsragen gemeinsamer republikanischer Politik und eine weitere Tätigkeit des Bundes aus möglichst breiter Grundlage in lebendiger Bewegung vorzubereiten. Als Referent spricht Prof. Dr. Hugo Sinzheimer   über den Geist der Republik  , die Grundfragen ge- memsamer republikanischer Politik in Deutschland   und die Aufgaben des Deutschen Republikanischen Reichsbundes. Dem Referat folgt eine freie Aussprache._
Seamtenfragen im Lanötag. Ein Verschleppungsmanöver der Rechtsparteien. Der Preußische Landtag   behandelle heute zu Beginn der Sitzung zunächst den Ausschußbericht über den Antrag der Sozial- demokraten auf Gewährung einer W i r t s ch a f t s b e i- Hilfe an die Beamten der Gruppen I V I in Höhe von 100 M. Ueber die Beratungen des Beamtenausschusses erstattet Genosse Zachert den Bericht. Der Ausschuh schlägt zu dem so- zialdemokratischen Antrag eine Fassung vor, wonach der Landtag der Auffassung der Reichsregierung über die Unmöglichkeit einer gegenwärtigen Aufbesserung angesichts der Rot in weiten Kreisen der Beamtenschaft nicht beitreten kann. Der Ausschuß fordert vom Staatsministerium Einwirkung auf die Reichsregierung, daß mindestens die Bezüge der wirtschaftlich schwächsten Beamten aufgebessert werden und daß diese Aufbesserung auch den Wartegeldempsängern, Ruhegehalts- empfängern und Hiillsrbliebenen in gleicher Weise zuteil wird. Die Wirtschastsbeihilse soll auch den gleichartigen Angestellten, Warle- geld- und Ruhegchaltsempfängern und Hinterbliebenen gezahlt werden. Zur Ueberrafchung der Linken schlug nun plötzlich Mg. Dr. Schmidding vom Zentrum vor, den Gegenstand dem Haupt- ausschuß zu überweisen, da es sich um eine Finanzfrage handele. Es kommt zur Abstimmung über den.Ueberweifungsantrag. i�ur den Antrag stimmt die Rechte und das Zentrum, gegen die Ver- schleppung'die Linke: das Ergebnis ist zunächst zweifelhaft; es er. folgt die Auszählung des Hauses. Dabei stellt sich die B e- schluhunfähigkeit des Hauses heraus.
Chemiker von der interalliierten Konferenz für chemische Nomenklatur hat die Deutsche Chemische Gesellschaft   veranlaßt, eine in zwei Ab- teilungen arbellende Kommission für chemische Nomenklatur einzu- setzen, in der deutsche und österreichische Chemiker zusammenwirken. Die Arbeit der anorganischen Abteilung unter dem Vorsitz des Pro- fessors R. Meyer hat in einer größeren Anzahl wichtiger Punkte schon abschließende Ergebnisse gezeitigt. Als ein Zeichen für die her- annahende Wiederkehr guter Beziehungen ist anzusehen, daß in einigen Jahren seit Kriegsende jüngere Forscher aus den alliierten Ländern in ansehnlicher Zahl, ohne erst nach der Wiederaufnahme internationaler Beziehungen zu fragen, sich um die Aufnahme in deutsche   Hochschullaboratorien beworben haben. Soweit die un- gemein störende Uebersüllung der deutschen   Institute es zugelassen hat, sind viele Angehörige der Nationen, die mit uns im Kriege j|e- standen haben, wieder wie vordem als Schüler der deutschen   Chemie- Professoren zügelassen worden. Ein besonderes Verdienst erwirbt sich der International Education Board, indem er einen gegenseitigen Austausch junger Forscher von Land zu Land unterstützt. Ein Tleandertal- Schädel in Palästina gesunden. Ausgrabungen der englischen Archäologen hoben zu der Entdeckung des Schädels eines vorzeitlichen Menschen in einer Höhle geführt, die bei Tabgha  im Norden von Tiberias   liegt. Die Höhle befindet sich unterhalb der geschichtlich festgelegten Erdschichten und enthält unter einer Schicht von herabgefallenen Steinen eine 6 Fuß tiefe Erdlage, die reich Ist an Feuersteinwerkzeugen von dem Typ der Must�rien- Kultur. Der Schädel zeigt in seiner ganzen Form, besonders in der außerordentlich starken Entwicklung der Knochen über der Augen- höhle, in der zurückweichenden Stirn und der Stärke der Knochen große Aehnlichteit mit dem Schädel des Neandertalers, und Prof. Garstang, der den Fund näher untersuchte, ist der Ansicht, daß es sich hier um einen Vertreter derselben urgeschichtlichen Menschen- raffe handelt. Unsichtbare« Lichk. Die merkwürdigen Wirtungen des unsicht- baren Lichtes wurden auf der diesjährigen Versammlung der ameri- konischen chemischen Gesellschaft zu Ballimore vorgeführt. Wie einer Schilderung derUmschau" zu entnehmen ist, wurde in dem Theater, in dem die Versammlung tagte, die Beleuchtung abgestellt und ein starker Quecksilber-Lichtbogen erzeugt, der reich an unsichtbaren ultra- violetten Strahlen ist, aber nur ganz schwach purpurn leuchtet. So- fort erstrahlten die Augen, Zähne, Fingernägel und Hemdenknöpfe der Teilnehmer in einem fahlen phosphoreszierenden Licht. Diese Phosphoreszenz unier der Einwirkung ultravioletter Strahlen hat übrigens auch schon auf der Bühne Anwendung gefunden. So sah man In diesem Winter in einigen Berliner   Revuen Schauspieler, deren Kostüme im verdunkellen Raum zu glimmen schienen. Auch Szenerien wurden mit diesemunsichtbaren Licht" effektvoll gestaltet, indem durch Mischung sichtbarer Farben mit ultravioletten Strahlen derselbe Hintergrund in ganz verschiedener Beleuchtung erschien.
Da»»Ihealer der tebevbev- bat die Uraussühnrng von.Nttaf' ber vorgerückten Saison wegen mit Einoerständnt» aller Beteiligten auf den Beginn der Hauptsptelzeit verschab««. Walch« Roche  «»»«chrtiie» erscheine« p, seinem dritten rode«iag« im Verlage& Mich« ta et»««tue«, viellach er wetterten«usgabe i» S Bände»