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Nr. 297» 42. Jahrgang

1. Heilage öes Vorwärts

Die Muslanüanleihe öer Staöt Herlin«

Die Berliner Stadtverordnetenversammlung ver­wandte ihre gestrige Sitzung nicht zur Fortsetzung der Haushalt- beratung, sondern zur Erledigung laufender Arbeiten. Unter anderem wurde über die Auslandanleihe, die vor acht Tagen de- schlössen worden war. noch einmal verhandelt. Formal« Bedenken hatten die Beiür6)tung nahegelegt, daß die staatlich« Genehmigung versagt werden könnte. Um dem vorzubeugen, wurde der Der- wendungszweck Erweiterung der Elektrizitätswerte und Ausbau der Nordsüdbahn in einwandfreier Form festgelegt. Zu- gicich sprach die Stadtverordnetenversammlung sich dafür aus, daß über das zur Sicherung der Elektrizitätsversorgung nötige und geplante Großkraftwerk noch vor den Sommer- ferien beschlossen werden soll. ch Die gestrige ordentliche Sitzung der Stadtverordneten eröffnete der D o r st e h e r Gen. haß um Ä7 Uhr mit einem Nachruf für den vor einigen Tagen im Alter von 83 Jahren verstorbenen frübeien Stadtverordneten und Stadtrat, den Stadtällesten Leopold Sallsch. Der Nachruf, der den Verdiensten de« Verstorbenen reich« Anerkennung zollte, wurde von der Versammlung stehend angehört. Zur Verhandlung stand zimächst die Anfrage der Kommunisten. was der Magistrat zu tun gedenke, um die Berliner Bürgerschaft gegen.polizeiliche Metzeleien', wie sie am 7. Juni, in Tel- tow und schon anderen Orten stattgefunden haben, zu schützen. Zcachdem Rinkorf zur Begründung auf die Teltower Vorgänge ein- .'ganzen war. erklärte der Stadlsyndikus. der Magistrat glaube vis Beantwortung den zuständigen Stellen überlassen zu sollen.?k!niors begrüßte diese ablehnende Stellungnahme des Magistrats als willkommenes Agstationsmaterial bei den nächsten Wahlen. Damit war diese Angelcgenhest erledigt. Die Auflösung der Sleider-vertrsebs-V.«. b. fj. wurde mit der Maßgabe genehmigt, daß zur Verwertung der vor- hondencn Warenbestände vor ollem auch ein Einzeloerkauf an Be- omte, Angestellte und Arbeiter vorgenommen werden soll. Mit der Erhöhung des Gesellschaft skapitals der Berliner Lehr- und Beschäftigungswerkstätten für Kriegsbe- schädigte, Kriegerhinterbliebene und andere Erwerbsbeschränkte G. m. b. h. von 500 M., ab 1. Oktober 1924, auf 100 000 M., er­klärte sich die Versammlung nach dem Referat der Gen. Vahrenwald einverstanden. Gen. Wendt berichtete über die Außschußoerhand- lungen wegen Beibehaltung der Steve des Stadtbaurats für Hochbau. Nach dem Ausschuß joll die Stelle ausgeschrieben werden: dem Vau- rat soll auch das Städtebauwesen übertragen werden, er soll dos Einzelgehalt III erhalten. Dr. Steiniger(Dnat.) äußert elebhaft« Bedenken gegen die'.Beibehaltung und hohe Dotierung der Stelle. liierten(Dem.) wies daraufhin, daß Herr Ellert am Mittwoch zum Stadtbaurat von Hannover gewählt worden ist und die Wahl an- nehmen dürste. Die hohe Dotierung fei. wenn man schon zur Aus- fchreibung schreite, notwendig, um eine wirklich erstllassige Kraft zu gewinnen. Gen. weadl tadelle, daß der Magistrat bzw. der Oberbürgermeister so spät und unvermittelt die Versammlung mit dieser Frage befaßt habe. Auf dem Gebiete de» Städtebaues gebe es nur sehr wenige Prominente: Berlin braucht«ine Kraft, die auf künstlerischem und städtebaulichem Gebiete gleichmäßig hervorrage. Leider steht ein Tell der Versammlung den großen Aufgaben, die Berlin in dieser Besprechung in Zukunft zu lösen Hab«, noch ziemlich verständnislos gegenüber.(Unruhe rechts.) Dorr(Kom.) bean­tragte, die Angabe des Gehalts bei der Ausschreibung zu unterlassen und die Beschlußfassung darüber zu verschieben. Laug«(Z.) stimmte Dr. Steiniger zu Das Ausscheiden des Städtebaudirettors Ellert fei sehr zu bedauern, aber ebenso bedauerlich sei, wenn Be- omte der Stadt nur dann weiter ihre Dienste widmen zu können glauben, wenn sie mehr als bisher an Gehalt herausschlagen können. Müller-Franken(Wp.) war für Ausschreibung. v. Eynern(D. Vp.) beklagte, daß die Städte sich gegenseitig durch Ueberbieten ihr« Beamten abjagen: Berlin sei aber in diesem Punkte wirklich nicht das Karnickel. Den Interessen Berlins werde man aber nicht gerecht, wenn man am Gehalt knappfe. Merken bestritt, daß der Versammlung die Pistole auf die Brust gesetzt worden sei: die

Frage der Besetzung schwebe seit Februar und in der ganzen Zeit habe nur der Name Ellert im Bordergrunde gestanden. Die öffentlich« Ausschreibung mit Einzclgehalt III wurde gegen Deutsch - nationale. Kommunisten und Zentrum beschlossen. Zur Ausnahme einer Allslandsaaleihe log ein Dringlichkeitsantrag des Haushaltsausschusses vor: .Die Versammlunq deklariert den Beschluß vom IS. Juni dahin, daß sie mit der Ausnahme einer langfristigen Auslandsanleihe im Betrage bis zu 15 Millionen Dollar bar einer nominellen Der- zinsung von höchstens 7 Proz. ausschließlich sür Zwecke der Elek- trizitätswerke und der Nordsüdbahn einverstanden ist und den Magistrat ermächtigt, im Einvernehmen mit der Finanz- und Steuerdepurntion dk näheren Bedingungen festzusetzen.' Der Rese- rent Dr. Michaelis(Dem.i teilte mit, daß diese Deklaration nötig geworden sei, da der Beschluß vom 16. Juni bei der Aufsschtsbe- Hörde auf Bedenken stoße und die Gefahr vorliege, daß die Be- dingtingen sich verschlechtern. Bon den Deutschnationalen und der Deutschen Volkspartei ist beantragt, einzufügen, daß von dem Erlös der Anleihe 15 Millionen Mark für die Nordsüdbahn. 35 Millionen für die(lklutzitätswerke zu verwenden find; außer­dem soll über den Neubau eines Elektrizitätswerkes in Rummelte. bürg nach Vorberatung im Ausschuß noch vor den Ferien Beschluß gefaßt werden. In der Aussprache trat Stolt der Aufnalzme von Auslandanleihen mit den bekannten Argumenten scharf entgegen. Den Antrag der beiden Parteien der Rechten auf Festlegung der Summen werde die kommunistische Fraktion ablehnen, da die Aus- fühnmg der Bauvorhaben für die Elektrizitätswerke einen längeren Zeitraum erfordern, diese Ausführung aber auch gesichert werden müsse, während jener Antrag der Reaktionäre von dem hinter- Pedanten diktiert sei, der kommunalen Elektrizitätsversorgung Berlins aus privatkapitalistischen Interessen Schwierigkeiten in den Weg zu legen. Mit dem von der Rechten beantragten Zusatz, fand der Dringlichkeitsantrag des haushastsousschusses Annahme. Für das Personal des Deutschen Opernhauses bewilligte die Versammlung 175 000 M. für die Monate Juli und August als Unterstützung. Der Antrag der Deutschnationaien wegen Ge> Währung von Beihilfen für Lehrlinge zur Beendigung der Lehrzeit wurde angenommen. Gegen die Bewilligung eines hyvothekendarlehns von 25 000 M. an den Ev. Krippenverein E. V. in S t e g l i tz sprach sich Gen. kreuziger aus: die Fürsorge auch sür dos vorschulpflichtige Alter gehöre in die Hände der Allgemein- heit. Uebrigcns verführen solche konfessionellen Kinderhorte in Widerspruch zu ihrer Verpflichtung, die Kinder ohne Rücksicht auf das religiöse Bekenntnis auszunehmen, höchst engherzig: in einem Falle sei die Aufnahme verweigert worden, solange die Geschwister noch die weltliche Schule besuchen(hört, hört! und große Be­wegung links.) Die Fraktion lehne die Vorlage ab und erwarte, daß der Magistrat reichliche Mittel für kommunale Kinderhorte und Säuglingsheime zur Verfügung stelle. Auch Frau Rosenlhal (Kom.) bekämpft die Borlage. Gen. Stadträtin Weyl stellte für die Zeit nach den Ferien eine Vorlage in Aussicht, die den Wünschen Kreuztgers bis zu einem gewissen Grade entgegenkommt. Der vom Steglitzer Verein geplante Bau sei allerdings sehr notwendig. Kröpelin (D.Vp.) verwandte sich eifrig für die Steglitzer Krippe und fand es sehr merkwürdig, daß die Sozialdemokraten solche Angst vor einer Berührung von Säuglingen mit der Religion hätten. Er beantragt« Lusschußberatung. Frau Hausier(Dnat.) glaubte feststellen zu müssen, wt« wenig Verständnis auf der Linken für diese Humanitären Einrichtungen vorhanden sei. Die Mehrheit beschloß Ausschußberatung. Zur Dorlage wegen Einrichtung einer Krankenkasse für die Beamten und Feskange stellten der Stadt Berlin unterzog Gen. Thurm das Verhalten der beiden Rechtsparteien im Ausschuß einer scharfen Kritik. Sie hätten der Angelegenheit jede denkbare Schwierigkeit in den Weg gelegt, sie hätten eine dritte Lesung erzwungen, ihr Bestreben sei offenbar daraus ausgegangen, diese kommunale Einrichtung zu Falle zu bringen, wie besonders die Deutsche Volkspartei und Herr v. Eynern jeder vernünftigen Magistratsvorlage ein Bein zu stellen sucht. Di« Sozialdemokraten seien nicht gewillt, sich diese Ueberheblichkeit länger gefallen zu lassen. Herr Kirchner suchte diese Kennzeichnung mit einer Geste des Achselzucken» abzutun und dann nachzuweisen, daß lediglich

Die Vaumwollpflücker. 5] Roman von V. Travea. Oopyilgbt 1925 by B. TriTon, Cotamlxa. TuwaUpt«, Hart». Haben Sie denn schon'mal gepflückt?' fragte er. Ja,' antwortete ich,in den States.' .La!' lachte er,das ist ein ander Ding. Da können Sie etwas dabei werden.' Ich habe auch ganz gut dabei oerdient.' Das glaube ich Ihnen. Die zahlen viel besser. Die können's auch. Die kriegen ganz andere Preise als wir. Könnten wir unsere Baumwolle nach den States verkaufen, dann würden wir noch bessere Löhne zahlen; aber die States lassen ja keine Baumwolle hinein, um die Preise hochzuhatten. Wir sind auf unfern eigenen Markt angewiesen, und der ist immer gleich gepackt voll. Aber nun Sie! Ist kann Sie weder beköstigen, noch in meinem Hause unterbringen. Aber ich brauche jede Hand, die kommt. Ich will Ihnen etwas sagen; ich zahle sechs Centavos für das Kilo. Ihnen will ich acht zahlen/ sonst kommen Sie auf keinen Fall auf das, was die Nigger machen. Selbstverständlich brauchen Sie das den andern nicht erzählen. Schlafen könnt Ihr da drüben in dem alten Hause. Das habe ich gebaut und mit meiner Familie zuerst darin gewohnt, bis ich mir das neue hier leisten konnte. Well, das ist dann abgemacht.' Das Haus, von dem der Farmer gesprochen hatte, lag' etwa fünf Minuten entfernt. Wir machten uns dort häuslich, so gut wir konnten. Das Haus, aus Brettern leicht gebaut, hatte nur einen Raum. Jede der vier Wände hatte je eine Tür, die gleichzeitig als Fenster diente. Der Raum war vyll- ständig leer. Wir schliefen aus dem bloßen Fußboden. Ein paar alte Kisten, die vor dem Hause herumlagen, im ganzen vier, benutzten wir als Stühle. Dicht bei dem Hause war eine Zisterne, die Regenwasser enthielt, das ungefähr sieben Monate alt war und von Kaul- guappen wimmelte. Ich berechnete, daß etwa 120 Liter Wasser in der Zisterne feien, mit denen wir sechs Mann sechs bis acht Wochen auskommen mußten. Der Farmer hatte uns schon gesagt, daß wir von ihm kein Wasser bekommen könnten, er wäre selbst sehr kurz mit Wasser dran und habe noch sechs Pferde und vier Maultiere zu tränken. Waschen konnten wir uns einmal in der Woche, und hatten dann noch zu je drei Mann dasselbe Waschwasser zu gebrauchen. Es fei aber

immerhin möglich, fügte er hinzu, daß es in dieser Jahres- zeit alle vierzehn Tage wenigstens einmal zwei bis vier Stunden regnen könne, und wenn wir die Auffangrinnen reparierten, könnten wir tüchtig Wasser ansammeln. Außer- dem sei ein Fluß nur etwa drei Stunden entfernt, wo wir baden gehen könnten, falls wir Lust dazu hätten. Bor dem Hause richteten wir ein Lagerfeuer ein. zu dem uns der nahe Busch das Holz in reicher Menge hergab. Auf die recht nebelhafte Möglichkeit hin, daß es vielleicht innerhalb der nächsten drei Wochen regnen könnte, wuschen wir uns zunächst einmal in einer allen Gasolinbüchse. Seit drei Tagen hatten wir uns nicht gewaschen. Ich rasierte mich. Es mag mir noch so dreckig gehen, «in Rasiermesser, einen Kamm und eine Zahnbürste habe ich immer bei mir. Auch der Chink rasierte sich. Da kam Antonio auf mich zu und bat mich um mein Rasiermesser. Er Halle sich seit beinahe drei Wochen nicht rasiert und sah aus wie ein fürchterlicher Seeräuber. ..Nein,' sagte ich,lieber Antonio, Rasierzeug, Kamm und Zahnbürste verpumpe ich nicht.' Und der Chink, mutig gemacht durch meine Weigerung, sagte lächelnd, daß sein schwaches Messer bei diesem starken Bart sofort stumpf würde und er hier keine Gelegenheit Hab«, es schleifen zu lassen. Antonio gab sich mit diesen beiden Weigerungen zu- frieden. Wir kochten unser Abendessen, ich Reis mit spanischem Pfeffer, der andere schwarze Bohnen mit Pfeffer, der nächste Bohnen mit getrocknetem Rindfleisch, ein vierter briet einige Kartoffeln mit etwas Speck. Da wir am nächsten Morgen schon um vier Uhr zur Arbeit gingen, bereiteten tötr auch noch unser Brot für den nächsten Tag, das wir in Pfannen buken. Als wir gegessen hatten, hängte» wir unsere armseligen Lebensmittel an Bindfaden an den Querbalken im Hause auf, weil uns die Ameisen über Rächt sonst alles fortgeholt hätten, wenn wir diese Borsorge nicht getroffen hätten. Etwas nach 6 Uhr ging die Sonne unter. Eine halbe Stunde später war rabenschwarze Nacht. Glühwürmchen, mit Lichtern so groß wie Haselnüsse, flogen um uns her. Wir krochen in unser Haus, um zu schlafen. Der Chink war der einzige, der ein Moskitonetz hatte.

Irektag, 2S. Jon» 1925

sachliche Bedenken die Deutschnationaien geleitet hätten; die Be- iiogung sämtlicher 20 Bezirke sei um so notwendiger gewesen, als die ablehnenden Stimmen aus der Beamtenschaft und Angesteliten- schall sich vermehrt hätten. Man dürfe die Freiheit dieser Kate- gorien. selbst über ihre Krankenversicherung zu entscheiden, nicht beschränken. Die Deutschnationaien würden gegen den Ausschuß- ontrag stimmen. Dieser lautet:.Die Versammlung stimmt der Errichtung unter sagenden Bedingungen zu: 1. die" bereits ver- sicherten Beamten und Festangestellten, die nicht Mitglieder dieser Krankenkasse werden, erhalten die Beiträge erstattet die sie an andere Krankenkassen leisten, und zwar in derselben höhe wie die Mitglieder der Krankenkasse für die Beamten: 2. die Verwaltung dieser Krankenkasse ist von der städtischen Personalveruialtung zu trennen: 3. die neue Satzung der Krankenkasse ist der Versammlung zur Stellungnahme bei der Genehmigung der für die Krankenkasse zu bewilligenden Mittel vorzulegen.' kaselowsky(D. Vp.) und Kinlscher(Wirtschaftspartei) erklärten sich als Gegner der Errichtung. Rintors(Kom.) sah den Ausschuß- Vorschlag als annehmbar an; auch Flieth(Dem.) trat dafür ein. Bon den Deutschnaiaonalen, der Deutschen Bolkspariei und der Wirt- Ichastspartei wurde Zurückverweisung an den Ausschuß beantragt. Die Abstimmung wurde ausgesetzt. Die Angelegenheit des Ber- taufs eines Teils des Ritterguts Britz soll den Haushaltsausschuß beschäftigen. Schluß%10 Uhr.

Der Einsame. Irgendwo in der Großstadt, in einem Mietshaus« der Annen. wohnt ein alter Mann. Er lebt von einer kleinen Rente, die er monatlich erhält: sein kleines Stübchen räumt er sich selber auf und kocht sich auch sein bißchen Essen selber. Die Nachbarn bekommen ihn selten zu Gesicht; er oerläßt seine Wohnung nur, wenn er sein« geringfügigen Einkäufe erledigen muß. Was war er? Was treibt er jetzt? Niemand weiß es: niemand steht, was hinter seiner Tür vorgeht. Ist dem Allen seine leichte Hausarbeit schon eine so schwere Mühe, daß sie den Rest seiner Kräfte, der ihm blieb, verbraucht und er in seinen müßigen Stunden dumpf und müde dasitzt? Aber vielleicht liest er auch in allen Büchern und blättert in vergilbten Bildern und denkt an oergangen« glücklicher« Tage; oder er hofft auf die Rückkehr seiner Kinder, die vor Iahren in die Well zogen und ihm versprachen, einst wieder heimzukommen und ihm ein freundliches Aller zu bereiten. Nie- mand weiß es. Niemand hörte von ihm je mehr als einGuten Tag' oder ein anderes Begrüßungswort. Es ist, als habe er eine Scheu vor dem Reden; nie fordert er irgend eine Hilfeleistung anderer heraus, als fürchte er sich, danndanke' sagen zu müssen. So be- achtet man sein Kommen und Gehen kaum, und keiner wundert sich, den Alten einige Zeit nicht zu begegnen. Aber eines Tages fällt es einer Nachbarin doch auf, daß sich der stille Mieter gar so lange nicht mehr sehen ließ. Schließlich fragte sie andere Hausbewohner nach ihm: doch die wissen ihr auch nichts zu sagen. Man klopft an seine Tür die Antwort bleibt aus. herbei- gerufene Polizei, die endlich in die Wohnung eindringt, findet ihn tot. Tage, vielleicht Wochen liegt er schon so. Wie starb er? Litt er? Konnte er sich seine Nahrung nicht mehr bereiten, sich zuletzt keinen Trunk Wasser mehr holen? Oder bewahrte ihn«in jäher, mitleidiger Tod vor langsamem Versinken in Hilflosigkeit? Gc- heimnisvoll und geräuschlos, wie der Alle lebte, starb er auch, einer der Einsiedler der Großstadt. Von seinem Ende gibt ein« kurze Zeitungsnotiz Kunde, über die die meisten flüchtig hinweglesen und di« etnen tieferen Eindruck wohl auf keinen hinterläßt.

Sinnlos betrunken." Bor dem Schöffengericht Derlln-Schöneberg hatte sich der Schlosser K. wegen eines schweren Straßenraubes zu per. antworten. Die Berbondlung ergab im wesentlichen folgendes: In der Nacht vom 8. Mai d. I. gegen 1 Uhr befand sich aus unbekannten Gründen der Angeklagte K. in der DeLiesheimer Straße in Steglitz- Friedenau . Als in die dunkle Straße ein allein des Weges kommendes Mädchen einbog, verfolgte er es und beschleunigte auch seine Schritte, als es anfing zu laufen. Er Holle das Mädchen aber ein, drückte es gegen eine Mauer, würgte es und hielt ihm den Mund zu, damit es nicht schreien sollte. In dem Kampf gelang

Wir andern wurden von dem Viehzeug gräßlich geplagt und schimpften und wüteten, als ob sich die Gesandten einer Hölle etwas daraus machen würden. Die beiden Nigger, die Seite an Seite schliefen, sich vor dem Einschlafen entsetzlich zankten und sich Backpfeifen an- boten, schienen von den Biestern nicht gestört zu werden. Ich entschloß mich, diese Qual für die eine Nacht zu er- dulden, aber morgen für irgendeine Abhilfe zu sorgen. Noch vor Sonnenaufgang waren wir auf den Beinen. Jeder kochte sich etwas Kaffee, ein kleines Stückchen Brot dazu, und fort ging es im halben Trab. Das Baumwollfeld war drei Vicrtesstunden entfernt. Der Farmer und feine zwei Söhne waren schon dort. Wir bekamen jeder einen alten Sack, den wir uns umhängten, und dann ging es an die Arbeit. Jeder nahm eine Reihe. Wenn die Baumwolle schön reif ist und man den Griff erst weg hat, bekommt man jede Frucht mit einem einzigen Griff. Ader da die Knollen, die ähnlich aussehen wie die Hülsen der Kastanien, nicht alle die gleiche Reife haben, muß man doch bei der Hälfte einige Male zupfen, ehe man den Inhalt in den Sack tun kann. Dazu muß man sich auch noch unaufhörlich bücken, weil die Früchte nicht alle in bequemer Höhe am Strauch hängen, sondern oft bis dicht über dem Boden wachsen. Je weiter es gegen Mittag geht, je höher steht die Sonne und je mühseliger wird die Arbeit. Man trägt nichts weiter am Leibe als Hut, Hemd, Hose und Schuhe, aber der Schweiß rinnt in Strömen an einem herab; und sehr kleine lästige Fliegen, die einem unausgesetzt in die Ohren kriechen, machen einem das Leben recht schwer. Kommt ein leichter Wind auf, geht es noch: aber bei völliger Windstille wird die Qual mit jeder Stunde größer. Gegen 11 Uhr. nach beinahe siebenstündiger ununterbrochener Arbeit, kann man nicht mehr. Wir suchten den Schatten einiger Bäume auf, die mehr als 20 Minuten entfernt waren. Wir aßen unser trockenes Pfastnenbrot, das, bei mir wenigsten, ganz verbrannt war, und legten uns dann hin, um zwei Stunden zu schlafen, bis die Sonne anfängt, wieder abwärts zu wandern. Wir bekamen furchtbaren Durst, und ich ging zum Farmer, um ihn um Wasser zu ersuchen. Es tut mir leid, ich habe keins. Ich sagte Ihnen doch schon gestern, daß ich selber sehr kurz mit Wasser bin. Gut, heute will ich Ihtten noch etwas geben, von morgen ab müßt Ihr Euch Euer Wasser selbst mitbringen.' (Fortsetzung folgt.)