triebe haben neue Sozialkörper geschaffen, nämlich ein Prole- tariat, welches alsbald mit kapitalistischen Interessen kollidieren mußte. So sehen wir. daß heule die Bewegung für die nationale Unabhängigkeit sich überall mit der Massenbewe- gung der Arbeiterschaft kombiniert. Da die Unternehmer viel- fach Fremde sind, allerdings durchaus nicht in der Majorität Fremde, so erhält die nationale Bewegung ein soziales Gesicht. Im industriellen Zeitalter sind ja Massenbewegungen ohne ausgesprochen sozialen Charakter unmöglich. Heute kreuzen sich in der chinesischen Unabhängigkeits- bewcgung zahlreiche Strömungen. Das Profitstreben der chinesischen Unternehmer, welche gern das Geschäft ganz an sich reißen möchten, die nationale Tendenz, welche die Vor- rechte der Ausländer, besonders ihren privilegierten Gerichts- stand beseitigen möchte; Reformierungen, welche auf die Er- weckung des Volkes zum Staatsbewußtsein und die Schaffung einer Demokratie nach amerikanischem oder englischem Muster abzielen, endlich sozialistisch-aktivistische Tendenzen, die aus der Grundidee des Gildensvzialismus heraus nach neuen Forderungen rationeller Wirtscl)aft auf gemeinwirtschaftlicher Basis suchen— all diese Bestrebungen sind heute darin einig, zunächst den fremden Einfluß zu verringern, wenn möglich ganz auszuschließen. Daher der Boykott fremder Waren, als schärfstes Druckmittel gegen die politischen Positionen der europäischen Staaten. Diese Boykottbewegung ist sehr ernst zu nehmen. Man darf nicht in den Fehler verfallen, sie einer europäischen Bewegung dieser Art gleichzustellen, welche alsbald abflaut. Denn in Europa sind allerdings ursprüngliche Organisations- formen der Gesellschaft im Industrialisirungsxrozeß wirklich aufgelöst worden. Jeder kauft die Ware dort, wo er sie am billigsten findet, und daher sind in Europa selbst die groß angelegten nationalen Boykottbewegungen wirkungslos ge- blieben.(Zum Beispiel im alten Oesterreich.) Anders in Asien , dessen Völker ihre alten Organisationssormen erhalten haben. Der Mensch handelt dort immer in der Gruppe und daher ist organisiertes Gruppenhandeln nicht eine moderne und künstliche Erscheinung, sondern im Gegenteil die Natur- und Urform des menschlichen Handelns überhaupt. Ost sprechen sich die tiefsten Instinkte der Völker in diesem Handeln aus und das ökonomische Interesse ist nicht in der gleichen inten- sioen Weise als in Europa stets bestimmend Diese Bewegungen, welche in ihren letzten Zielen auf einen engen politischen Zusammenschluß der asiatischen Völker abzielen, unter Führung oder mindestens mit starkem Ge- wicht Rußlands , sympathisieren zugleich mit den analogen Strömungen in Afrika . Da man nicht erwarten kann, daß die Weltmächte diese Umlagerungen der politisch ökonomischen Gewichte anerkennen, so ist vorerst mit langwierigen Ver- Wicklungen zu rechnen, die sich auf den Weltmärkten in Absatz- stockungen umsetzen müssen. Zu all den vielen Störungen durch den Krieg, der Schaffung einer großen Rüstung?- industrie, der Verschiebung der Kaufkraft in der Weltwirt- schaft, der Geldwertdifferenzen, kommt nun noch ein weiterer Herd der Unsicherheit und der Unruhe. Aufs neue zeigt sich, daß der Weltkrieg in der Tat die entscheidende Krise des kapitalistischen Wirtschaftssystems ausgelöst hat. Um so mehr wird es notwendig, die europäischen Nationen zu einem einheitlichen Wirtschaftskö r v e r zu- s a m m e n z u f a f s e n, so wie die Entstehung neuer Weltmächte den polMschen Zusammenschluß Europas zu einem Postulat des gesunden Menschenverstandes macht. Nicht zu einem aggresswen Zusammenschluß, sondern zu einer organisierten Zusammenfassung, welche alle Reibung?- Verluste aus den überflüssigen Rivalitäten, alle Schwächungen und Störungen aus der heute absurd gewordenen Macht- staatspolitik aufhebt. Das Erwachen der asiatischen Nationen, für welches die Massenbewegung in China das weithin sichtbare Fanal ist, ist keine Bedrohung Europas . Wir können nicht von einer „gelben Gefahr" sprechen, weil nunmehr die asiatischen Völker
3m parke. von Hans wefemann. Um den Musikpavillon herum sitzen die diversen Kaffeekränzchen. und genießen Verdi mit Schlagsahne. Auf der Allee flanieren die jungen Leute, im Bewußtsein ihrer Bügelfalten jungen Göttern gleich. Das Kinderfräulein lieft ihren Roman uizh ruft dabei mechanisch„Kärtchen*. Karlchen kommt aber nicht, mit der einen Hand bohrt er in der Nase, mit. der anderen reißt er seine Schwester am Zopf. Ein erboster Parkwächter droht vergebens einem respekt- losen Dobermann, der vor einem Tulpenbeete sein Bein hebt. Die beiden Studenten aber sitzen auf einer Bank und lösen das soziale Problem. Mit jenem schönen Eifer, wie man ihn im ersten Semester hat, wenn man sein erstes Referat im Seminar gehalten hat.„Die soziale Frage ist eine rein materielle", sagt der erste„man muß sie hart und unerbittlich anfassen. Kein falsches Mitleid, der Arm« hält sich nur deshalb für unglücklich, weil wir es ihm gesagt hoben. Kein Almosen mehr, keine Sentimentalität. Die Knute muß geschwungen werden, ein Diktator muß her..." ,3a, ich weiß, du hast heute morgen den Artikel im völkischen „Brüllaffen" gelesen",' unterbricht ihn der zweite,„aber warum sagst du das alle«? Gewalt ist sinnlos. Güte brauchen wir. Die große Hingebung der Herzen, das bereite Milleid. Seien wir nicht zu klug, seien wir ganz einfach gut und hilfsbereit, wie alle anderen einfachen Menschen. Ach, mich ekelt eure Selbstsicherheit und eure spöttische Kritik an allem und nichts.... Alles will ich fortgeben an meine armen Brüder, ganz ihr Leben mit ihnen teilen, ganz eins mit ihnen werden.... Wie sagt doch Werfe!: Erst wenn ein Mensch verging, in jedem Tier und Ding— zu lieben er anfing...." Er ist aufgesprungen und spricht mit ziemlicher Begeisterung. Da kommt unpafsendcrweise ein Mann mit aufgeplatzten Stiefeln, der auch sonst so aussieht, als ob er seit einer Woche nicht richtig zu Mittag gegessen hätte. Und dieser Mann hat solch hungrigen Blick — direkt unangenehm. Trotzdem hätte unser Student ihm etwas gegeben, ober zur rechten Zeit fällt ihm ein, daß er nur noch eine gepumpte Mark bei sich hat und heute Abend muß er mit seiner Freundin Schokoladen- eis«sien. Also spricht er lieber von etwas anderem.... Es ist nicht ganz so einfach, das soziale Problem zu lösen, wenn man sein eigenes noch nicht bereinigt hat. Klaalsoper. In der vom 1.?uli ob in der O p e r a m König»- p l, h zur Austübrung kommenden Operette.Der Stern von ?l l I u a n' ivcrven betchöttigt sein die Domen Hanno Aarsna, Mimi Veselev. Iba Perrh und die Herren Erich Deutsch-Haupr, Siegsried Arno Paul Horden, Toni Zimmerer, Erich Bartels und Hans Kallner. Dir.: Artur Otultmonn, Regie Karl Holt,. Die Eintrittskarten de- richtigen auch zu itr Besuch des Konzertgartens außer an Sonntagen und bei besonderen Beronstaltnngen. Vorverkaus täglich an den üblichen PerkoujSstellen der StaatSoper.
die Parole aufgenommen haben: Asien den Asiaten! und weil sie nunmehr die Ziele, um welche der Weltkrieg ge- führt wurde, nämlich das Selbstbestimmungsrecht der Na- tioncn, zu ihrem Kampfruf gemacht haben. Demgegenüber kann der europäische Zusammenschluß nur der selboerständliche Ausdruck dafür fein, daß in einer Organisation großer und größter Wirtschaftsgebiete, die sich in der Welt allmählich durchsetzt, daß europäische Zwergstaatensystem keinen Sinn mehr hat. Da diese Organisations- Probleme der Staaten zugleich Organisationsprobleme der Wirtschaft sind, so sieht man deutlich, wie der Gedanke des Sozialismus auch durch diese Etappe zu immer größerer prak- tischer Bedeutung gelangen muß. Denn mehr noch als inner- halb einer staatlichen Organisation muß in einer zwischen- staatlichen, den europäischen Kontinent umfassenden Gruppie- rung von Völkern verschiedener Kultur irgendeine Zusammen- fassung der werktätigen Massen gefunden werden, um über- Haupt eine gemeinsame Basis und eine Garantie des Zu- famenhalts zu gewinnen. Nicht durch Verträge der Regie- rungen allein, sondern nur durch ein allseitiges lebendiges Interesse der Völker und durch gemeinsame Lösung ihrer vitalen Probleme kann eine solche europäische reale Staatengemeinschaft entstehen. Jedenfalls' haben die eurooäifchen Nationen allen An- laß, die Ereignisse im fernen Osten mit größter Aufmerksam- keit zu oerfolgen und sich die Rückwirkungen derselben auf ihre eigene Lage klarzumachen. Diese bestehen vor allem darin, daß die asiatischen Völker versuchen werden, sich auf die eigenen Füße zu stellen. Solche nationale Bewegungen sind er- fahrungsgemäß auf die Dauer mit einem Steigen der Pro- duktion und einer Erhöhung der Lebensansprüche verbunden. Daraus folgt, daß sie die europäischen Völker viele Vorteile verlieren müssen, die ihnen heute noch aus der niedrigen Lebens- Haltung der asiatischen Völker zuströmen. Und um so not- wendiger ist es, die überflüssigen Verschwendungen der europäischen Politik zu vermeiden und den großen Wirtschasts- gebieten der Erde ein ebenbürtiges europäisches gegenüberzustellen, dessen Leistungsfähigkeit trotz der dichten Bevölkerung noch auf allen Gebieten sehr erheblich gesteigert werden kann. Eine solche Organisation, die sich früher als manche denken notwendig erweisen könnte, wird aber nur in Gemeinschaft mit den werktätigen Masten und getragen von dem lebendigem Interesse geschaffen werden.
ßreifpruch in Leipzig . Der milde Staatsgerichtshof. Leipzig . 26. Juni. (Eigener Drahlbericht.) 3m zweiten Rathenau -vrozeß wurde heute abend das Urteil verkündet, ver Ge- rlchtshos hat sich hlnsichlllch des Angeklagten Küchenmeister dem Antrag des Reichsa nivalis angeschlossen und aus Freisprechung erkannt. Bei dem Angeklagten Brandt wurde nicht Beihilfe zum Mord, sondern vergehen gegen 8 13g des StGB, angenommen. so daß nicht ans Zuchthau», sondern aus Gefängnis st rase zu erkennen war. hinsichttlch der Länge der Strafe ist der Gerichts- Hof über den Antrag des Rcichsanwalls hinausgegangen und hat aus vier 3ahre Gesänguis erkannt. Wegen unbefugten Waffenbesitzes wurde der Angeklagte Brandl außerdem zu 500 M. Geldstrafe ver- urteilt. Die Geldstrafe sowie ein 3 a h r Gesänguis gelten als durch die erlittene Untersuchungshaft als verbüßt. Dieser Freispruch des Staatsgerichtshofes— denn darum handelt es stch— ist nur ein neues Glied in der endlosen Kette ununterbrochener Herausforderung en des Rechtsempfindens des Volkes. Nach der famosen Rede des Anklagevertreters war dieser Ausgang der Ber- Handlung, die dadurch zur Komödie wurde, zu erwarten. Die deutschen Richter haben längst aufgehört, im Volke irgend- welches Bertrauen zu genießen. Es wird kaum«in einziger Spruch eines Gerichtes in politischen Prozessen auch nur einen Verteidiger finden. Die deutschen Richter scheinen nicht zu begreifen, daß sie durch ihre Art der Rechtsprechung Deutsch -
Die hohenzöllner. Wenn es ging', in einem Tag« Hätte man die Zolloorlag« Durch den Reichstagswolf gedreht. Und die hohen Jachminister Zogen sämtliche Register, Was man meisterhast versteht. Das Kaptal braucht jeden Groschen. Deshalb wird hier hinterrücks Durchgedroschen, durchgedroschen! Eins zwei fix! Diese Güter sind uns heilig. Darum hat man's riesig eilig. Doch, oerfuhr man auch sehr stramm, Statt auf sanfte Kompromisse Stieß man gleich auf Hinderniste. So was stand nicht im Programm. Speichel war umsonst geflosten. Ja, wir kennen eure Tricks. Ausgeschlossen! Ausgeschlossen! Eins zwei fix! Will der Kuli nicht mehr blechen, Na, dann: Biegen oder brechen!— Herrschaft, immer biegt sich's nicht! Zieht nur fest am allen Strange, Einmal biegt ihr doch so lange, Bis der ganze Bogen bricht.— Die sich heut noch an der Macht fehi� Die sind morgen manchmal nix.— Denkt an neunzehnhundertachtzehn: Eins zwei fix!
Ein neues Hellmittel bei Rachitis. Im Kampfe gegen die Rachitis(englische Krankheit), die leider unter den Kindern immer noch sehr stark ousgemeitet ist, haben sich zwei Behandlungsarten besonders gut bewährt: die Verabreichung von Lebertran und die Bestrahlung mit der Quarzlampe, welche die heilsamen ultravioletten Strahlen entsendet. Woraus ist nun die Wirkung dieser Strahlenart und des Leberirans zurückzuführen? Diese Frage hat schon viele Gelehrte beschäftigt. Sie forschten auch insbesondere danach, ob die Heilwirkung der ultravioletten Strahlen und des Lebertrans auf dieselbe Ursache zurückzuführen sel. Prof. Heß in New Uork machte nun unlängst einen wichtigen Tierversuch. Er gab Ratten, die eine bestimmte Kost erhielten, welche stets eine rachitische Erkrankung der Tiere zur Folge hotte, in geringem Maße Baumwoll- oder Leinsamcnöl, das von einer Quarzlampe be- strahlt war. Hierdurch wurde der Ausbruch der Rachitis verhütet. Prof. Heß machte auch noch eine andere wesentliche Wahrnehmung: das bestrahlte Oel nahm einen Geruch an, der an Lebertran er- innerte. Der Oberarzt der Heidelberger Uniocrsitäts-Kinderklinik, Privatdozent Dr. György, hat nun vor kurzem, wie er in d«r
l lands Ansehen als das eines Rechtsstaates in dev � ganzen Welt empfindlich schädigen und daß sie bei den Massen des Lölkes ein Mißtrauen hervorrufen, das ihnen noch einmal teuer zu stehen kommen wird._____
Westarp im Meiüerschrank. Spanische Verlegenheiten der Dentschuationalea„ Die Geschäftsordnungsdebatte, die sich gestern abend im Reichs» tag um die Regierungserklärung über den d e u t s ch- s p a n i- sehen Handelsvertrag herum abspielte, war so lehrreich, oaß sie noch ausführlicher, als dies im zusammenfassenden Bericht in der Beiloge dieses Blattes geschehen kann, gewürdigt zu werden verdient. Das diabolische Spiel, das die Völkischen am Tage zuvor mrt den Deutschnationalen begonnen hatten, wurde von ihnen gestern fortgesetzt. Nach der in der Hauptsache nichtssagenden Auskunft des Regierungsvertreters bestieg Herr v. G r a e f e die Tribüne, um zu erklären, daß die sofortige Beratung des deutschnationalen Antrags nun erst recht notwendig geworden sei. Lähmende Verlegenheit der Deutschnationalen! Reichstagspräsident Lobe stellte darauf fest, daß bisher kein Widerspruch gegen den Borschlag Graeses laut ge- worden fei, daß also in die Debatte eingetreten werden müsse. Im nächsten Augenblick sah man Herrn Schultz-Bromberg heftig gestikulierend und protestierend zum Präsidenten lausen. Man sah, wie sich der Mund bewegte, aber die Worte blieben im all- gemeinen Gelächter unverständlich. Als sich der Sturm gelegt hatte, verkündete Lobe, daß Widerspruch erhöben sei und daß daher ab- gestimmt werden müsse. Für die Fortsetzung der Debatte stimmten die Linke einschließ, lich der Demokraten und der Völkischen, dagegen die übrigen Parteien einschließlich der Deutschnationalen. Nunmehr unternahmen die Völkischen einen neuen Vorstoß, um wenigstens am folgenden Tag«, also heute, eine Debatte über den deutschnationalen Antrag, dieses von seinen Vätern so hartnäckig verleugnete Kind, herbeizuführen. Von verschiedenen Seiten wurde den Deutschnationalen klargemacht, wie entsetzlich sie sich da- durch blamierten, daß sie gegen die Beratung ihres eigenen An- tiages, den deutsch -spanischen Handelsoertrog sofort wieder zu tun- digen, einen solchen Verzweiflungskampf führten. Im Laufe dieser Debatte führte Genosse D i t t m a n n aus: „Der„Vorwärts" hat heute morgen ein schönes Bild gebracht: Graf Westarp im Kleiderschrank. Ich vermute, er wird dieses Bild noch oft wiederholen müssen, wenn die Deutschnationale Partei bei jeder Gelegenheit neue Rückzüge' in den Kleiderschrank ausführt." Diesen Worten folgte stürmische Heiterkeit, die geradezu endlos wurde, als gleich darauf Graf W e st a r p das Wort ergriff.„Kleider- schrank! Kleiderschrank!" Dieser Zuruf tönte ihm hundertstimmig eni- gegen. Westarp erklärte, es liege jetzt im Interesse der Winzer, den deutschnationalen Antrag n i ch t zu beraten. Warum er aber dann erst gestellt wurde, das erklärte er nicht. Schließlich stimmten die Deutschnationalen mit der Mehrheit auch gegen die Beratung am heutigen Tage und bereiteten damit ihrem Antrag ein Narrenbegräbnis erster Klasse. Wie wir zuverlässig erfahren, beabsichtigen nunmehr die Winzerverbände, nach dem Vorbild der Sparer und Hypo- thekengläubiger bei der deutschnationalen Fraktion im Reichstag vorstellig zu werden._
Deutschnationale finaft vor dr. Lest. Der Fluch der bösen Tat. Zu einer ergötzlichen Szene kam es gestern früh im Aeltestenrat des Reichstags, der sich mit der Neuregelung der Ausschußvorsitze in den Kommissionen befassen mußte, nachdem die Rcchtsmehrheit des Reichstags einen neuen Verteilungsschlüssel für die Besetzung der Komissionen beschlossen hatte. Genosse D i t t m a n n verlangte für alle Ausschüsse die Möglichkeit der Neubesetzung. Dem wurde von der Rechtsmehrheit entgegengehalten, daß eine Neubesetzung erst an der 16. Stelle erforderlich sei, an der die neugebildete völkisch« Fraktion das Recht habe, den Vorsitzenden zu stellen. Als dann aber
„Klinischen Wochenschrist" mitteilt, ausgehend von diesen Versuchen neue Wege beschritten, um die Eigenart der Heilwirkung der ultra- violetten Strahlen und des Lebertrans zu erkennen. Es gelang ihm. wichtige Feststellungen zu machen, die möglicherweise für die künftige Behandlung rachitischer Kinder von großer Bedeutung sein werden. Rohe und ausgekochte Frauenmilch und Kuhmilch wurden bestrahlt, derart, daß man Milchverdünnungen in Gesäßen mit breiter Oberfläche auf K bis 1 Stunde unter die Höhensonne stellte. Die Proben wurden dann rachitischen Säuglingen verabreicht: jede weitere Behandlung unterblieb. Die bestrahlte Milch, die einen tran- ähnlichen Geschmack und Geruch annahm, wurde von den Kindern gut genommen und verlragen. Und stehe da: in weitaus den meisten Fällen gelang es mit Hilfe dieser Ernährung mit bestrahlter Milch die rachitische Erkrankung der Kinder einer starken Besserung bzw. Heilung entgegenzusühren. Die Behandlung dauerte meist 4 bis 6 Wochen, manchmal nur 14 Tage. Jedensalls ist es durch die Györgyschen Versuche erwiesen, daß die Milch infolge Bestrahlung Fähigketten annimmt, hie sich in einer günstigen Be- einslussung der rachitischen Stosswechselstörungen kundgeben. Den weiteren in Aussicht gestellten Deröffentiichungen Dr. Györgys über seine Versuche und Kurerfolge mit bestrahlter Milch wird man all- gemein mit großem Intereße entgegensehen müssen, da sie sowohl aus medizinischen wie auch aus volkswirtschaftlichen Gründen in hohem Grade Beachtung verdienen., X Dr. med. Alfred K o r a ch. Ein Blick auf die Schätze der Romanows . Die Sowjet-Regie- rung veranstallete vor kurzem in Moskau eine Ausstellung der Iuwelenschätze des Zarenhauses Romanow für das gesamte in Moskau akkreditierte diplomatische Korps. Ein großer runder Tisch war mit Kostbarkeiten bedeckt, die jedoch nur einen geringen Teil des Nomanowschatzes bildeten, der bekanntlich die größte Juwelen- sammlung der Welt darstelll. Die„Rote Zeitung" beschreibt das wunderbare Bild der unschätzbaren Juwelen, die mit ihrem Glanz Auge und Sinne blendeten. Aus dem Tisch lag unter anderem die schwere Brillanteirkron« Katharinas der Großen, ferner das Zepter ihres Favoriten Orlow, das einen Brillanten von ungeheurer Größe und Reinheit snhält, dann eine Brosche mit einem Saphir, der so groß ist wie eine Walnuß, ein Bukett aus Brillanten, sowie unzählige Kronen, Halsbänder und Tabakdosen, alles mit den schönsten Edelsteinen geschmückt. Auch die Ostereier, die der letzte Zar der Zarin zu Ostern zu schenken pkwgte, waren zu sehen. Diese Eier sind ein Wunder der Iuwelierkunst. In dem einen, das von Brillanten besät ist. besindet sich das Modell des Moskauer Kremls mit dem Uspenski-Dom, durch dessen Fenster man die Priester und die betende Gemeinde sehen kann. Ein Meisterwerk ist auch ein goldener Strauch mit Blättern aus farbigen Edelsteinen und Blumen aus Brillanten. Man drückt auf einen Knopf, und eine kleine Nachtigall aus Saphiren lliegt heraus, flattert mit den Flügeln und singt ein Liedchen. Die Juwelenschätze der Romanows find während der Revolution von den Bolscheivisten beschlagnahmt worden und gehören jetzt zu dem„Nationalisierten Brillanten- fonds" der Sowjet-Regierung. ver deutsche Aulhropologenlag. Die Mitglieder der Deutschen Anthro- pologllchcn Sesillschast, ihrer Zweiqvereine und die Zreunde der anthro- pologischeu Forschung verjarnmeüi sich vom 1. bis i. August tu Halle.