Nr. 304 42. Jahrgang
Beilage des Vorwärts
Gewerkschaftsbewegung
Abbau bei der Reichsbahn.
Uns wird geschrieben:
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rial über die Lohn- und Arbeitsverhältnisse den Besuchern der Wanderausstellung in Statistiken, Photographien usw. vor Augen führen wollte, wurde dies von der Leitung der DLG. verweigert. Schon die Eröffnung der Ausstellung zeigte, daß die DLG . nicht viel für die Landarbeiter übrig hatte. Viel Worte wurden über die wirtschaftspolitische Wichtigkeit der Landwirtschaft gesprochen, aber von feinem der vielen Redner wurde daran gedacht oder erinnert, um mit Dr. Seedorf( in seiner Schrift Landarbeitslehre", Verlag von Eduard Mayer, Friedrichswerth ) zu sprechen, daß die Frage der landwirtschaftlichen Erzeugung schon seit langer Zeit eine Arbeiterfrage ist.
Dienstag, 30. Juni 1925
Zum Streit bei R. Auerbach.
Firma, der bei einigermaßen Entgegenkommen der Firma hätte verVor einigen Tagen berichteten wir von dem Streit bei obiger mieden werden können. Am 26. Juni fand eine erneute Berhandlung vor dem Schlichtungsausschuß statt, in der ein Schiedsspruch gefällt wurde, der gegenüber dem Vergleichsvorschlag vom 5. Juni einige Verbesserungen brachte.
Aus wirtschaftlichen Gründen, um die Rentabilität des BeVon den Streikenden wurde dieser Schiedsspruch ange= triebes zu gewährleisten, hat die Reichsbahn, wie sie in der Deffentnommen, obwohl er nicht den von ihnen gestellten Forderungen lichkeit immer betonte, sich dem bitteren 3wange fügen müssen", entsprach. Die Unternehmer jedoch lehnten den Schiedsspruch a b. und setzte zirka 200 000 Beamte und Arbeiter aufs Pflaster. 3war Daraufhin ist vom Deutschen Metallarbeiterverband die Verbindist die Deffentlichkeit längst darüber im Bilde, daß diese Begründung, führung von neuzeitigen Maschinen den Betrieb rationeller zu geDa heute die deutsche Landwirtschaft dazu übergeht, durch Ein- sich feitserklärung beim Schlichter beantragt worden. foweit Oberbau und Werkstättenarbeiter in Frage stalten, wird man Dr. Seedorf, dem Forscher auf dem Gebiet der zierend, insbesondere wenn man berücksichtigt, daß die Belegschaft Die Stellungnahme der Firma Auerbach ist geradezu provo fommen, eine Finte ist, da man die Arbeiten der ersten Gruppe ein Landarbeitslehre, nur beipflichten können, wenn er sagt, daß eine mit wenig Ausnahmen jahrzehntelang der Firma ihre Arbeitskraft fach Unternehmern übertrug, die im allgemeinen teurer Bedienung solcher Maschinen auch geschulte Arbeitsträfte hingegeben hat. Es gibt wohl wenige Unternehmer, die dem Schlichund schlechter arbeiten, die Werkstätten dagegen einschließlich bedingt. Ohne gute Arbeitskräfte wird die Landwirtschaft trotz tungsausschuß und ihren Arbeifern derartig wegwerfend gegenüberder Gleisanschlüsse und maschinellen Anlagen der Industrie, die maschineller Arbeitsweise nie auskommen. Aber dann müssen sie treten wie die Vertreter der Firma Auerbach. Die Streifenden im Verwaltungsrat herrscht, als Liebesgabe darbringt. durch eine verständnisvollere Lohn- und Arbeits- find deshalb gewillt, die Starrköpfigkeit des rückständigen UnterDer Vorwärts" hat ja auf alle diese Dinge als einziges Blatt erpolitik dazu beitragen helfen, den letzten Stamm Arbeitskräfte nehmens zu brechen. Sie fordern alle in der Stempelindustrie Beöpfend hingewiesen. in der Landwirtschaft zu erhalten und einen brauchbaren Nachschäftigten auf, teine Streitarbeit für die Firma Auerbach Nunmehr werden zirka 30000 Beamte ins Arschaft auf den Wanderausstellungen der DLG. zeugt jedenfalls nicht auch finanziell zu unterstützen. wuchs heranzuziehen. Die völlige Ignorierung der Landarbeiter in ihren Betrieben zu verrichten und sie in ihrem berechtigten Kampfé beiterverhältnis übergeführt, denen nach dem Reise- davon, daß man es dort mit der Hebung der Landwirtschaft wirkverkehr nochmals 30000 folgen follen, an deren Stelle lich ernst meint. eine gleich große Zahl von Arbeitern entlassen werden muß.
Während man aber auf einer Seite rücksichtslos abbaut, stellt man an anderen Stellen ebenso rücksichtslos wieder ein. Co murde zur Güterabfertigung Schlesischer Bahnhof der Doerinspektor Lehnert versetzt, um den Abbau in der gewünschten Form vorzunehmen. Massenhaft flogen Beamte, wie Arbeiter auf die Straße. Sonderbarerweise entstand plötzlich so starker Bedarf an Personal, daß der Herr Oberinspektor seinen Sohn ein stellte und ihn zum Beamten ausbilden ließ.
Doch dauerte diese Herrlichkeit nicht lange, denn nach kurzer Zeit mußte Herr L. jun. wegen Betruges zu Ungunsten seiner Kollegen und Unterschlagung von Fahrtartengeldern entlassen werden. Anzeige an die Staatsanwaltschaft, die in jedem solchen Falle zwingend vorgeschrieben ist, erfolgte nicht, weil es sich ja um den Sprößling des Herrn Oberinspektors handelte.
Raum war Gras über die Geschichte gewachsen, blühte dem Herrn Oberinspektor der zweite Glücksfall. Sein zweiter Sprößling, der als Offizier beim oberschlesischen Grenzschuß gestanden hatte und dort mit 6 Wochen Gefängnis bestraft worden war, wurde trotz Einstellungssperre auf der Dienststelle jeines Vaters als Beamtenanwärter eingestellt. Allerdings hatte er seine„ moralische" Eignung hierzu dadurch bewiefen, daß er gelegentlich des letzten Streits der Güterbodenarbeiter als richtiger Streitbrecher eintrat.
Wir fragen, ist es nötig Familienväter dem Elend preiszugeben, nur damit Söhne von Beamten eingestellt werden können? Diese Fälle sind nicht vereinzelt; wir behalten uns vor, ähnliche Neueinstellungen öffentlich zu erörtern.
Zu dem Abbau in der Hauptverwaltung wäre noch manches zu jagen. Daß Ministerialdirektor Hitler seinen Abgang möglichst distret vornehmen will, fann man verstehen. Ist aber auch der Gesundheitszustand des munmehr falt gestellten Generaldiret fors Cefer so erschüttert, daß er gehen muß? Wir werden ja sehen, ob die eigentlichen Macher in der Hauptverwaltung den von uns genannien Nachfolger Hs. ernennen und damit von vornherein jede Verhandlung und jede Verständigung mit den Vertretern des Personals unmöglich machen wollen.
Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit.
Aber nicht bei E. Zwietusch u. Co.
Zu unserer Notiz in Nr. 295, vom 25. Juni, erhalten wir von einem Mitglied des Angestelltenrats, in Firma E. Zwietusch u. Co., folgende Berichtigung:
Es ist nicht richtig, daß sich der Betriebsrat mit der Flaggenangelegenheit befaßt hat, sondern lediglich allein der Arbeiterrat. Der Angestelltenrat, der im Betriebsrat mit Kenntnis erhalten. Diese hätten in einer Betriebsratsfizung sonst 4 Angestellten vertreten ist, hat von der ganzen Angelegenheit feine den Mißbrauch der Firma im Fahnentuch auf teinen Fall gutheißen können.
Diese Berichtigung" scheint auf den ersten Blick das gesehwidrige Vorgehen der Firmenleitung gleichfalls zu verurteilen, denn sie spricht ausdrücklich von einem ,, Mißbrauch der Firma." Da es jedoch das deutschnationale Mitglied Schönerstedt es jedoch das deutschnationale Mitglied Schönerstedt des Angestelltenrats ist, das uns die Berichtigung schickt, muß man annehmen, daß die mangelhafte Kenntnis der deutschen Sprache die eigentliche Ursache dieses Mißbrauchs" ist. Herr Schönerstedt wollte wahrscheinlich gegen den Mißbrauch mit dem Namen der Firma protestieren. Damit die Angestellten von E. Zwietusch u. Co. wissen, mes Geistes Kind besagter Schönerstedt ist, stellen wir ausdrücklich fest, daß er den" Mißbrauch der Firma" billigt. Er allein. Die anderen Mitglieder des Angestelltenrats find von Herrn Schöner stedt weder verständigt worden, noch, billigen sie irgendwie sein Vorgehen.
Vertragsabschlüffe der Buchbinder.
Ein Freund der Nachtarbeit der Bäcker. Bon einem Buchhalter geht uns auf einem Postkartenformular der C. Lorenz Aktiengesellschaft, BerlinTempelhof, folgendes Schreiben zu:
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Vor einigen Tagen brachten Sie voller Entrüstung einen Artikel über die Nachtarbeit der Bädergefellen. Sie scheinen nicht zu wissen, daß jedes Gewerbe seine Eigentümlichkeiten hat, und wer des Nachts nicht baden will, braucht ja nicht Bäder zu lernen. Ich stehe im 60. Jahre und weiß. daß in den achtziger und neunziger Jahren tein Bädergeselle an der Nachtarbeit gestorben ist. Sie scheinen ferner nicht zu wissen, daß das Heer der Arbeiter und Angestellten schon um 7 bzw. 8 Uhr auf seiner Arbeitsstätte sein muß und dieselben auch gern frische Brötchen zum Morgentaffe effen. Die können aber ihre Stullen weiter essen, die frischen Brötchen find nur für Faulenzer und Kapitalisten da, die um 8 oder 9 Uhr von Hause weggehen. So wahrt die Sozialdemokratie die Interessen der Arbeiter und Angestellten. Ich danke! W. Sollmann, Buchhalter." Daß ein Buchhalter die Nachtarbeit nicht fennt, genügt feines wegs als Entschuldigung dafür, daß der 60 Jahre alte Herr die Beit seines Lebens nicht nur in der Nacht verschlafen hat. Sonst müßte er mindestens wissen, daß es sich bei der Beseitigung der Nachtarbeit im Bäckergewerbe nicht nur um die Rück ficht auf die gesundheitliche und soziale Lage der Bäcker handelt, sondern auch um die hygienischen Verhältnisse, unter denen die Backwaren hergestellt werden. Soziales Empfinden scheint die Buchhalterei nicht aufkommen zu lassen, so daß von einem Manne, der nur Buchhalter ist, auch kein soziales Ver ständnis zu erwarten ist. Das Bersäumte läßt sich in diesem
Alter nicht mehr nachholen.
Belingt es den Arbeiter- und Angestelltengewerkschaften, die Lage ihrer Mitglieder so zu verbessern, daß sie morgens Butter anstatt Ersatz zum Brote haben oder zu den gerösteten Brötchen vom Tage vorher, dann läßt sich der Mangel an frischen Brötchen
ertragen.
Die überwiegende Mehrzahl der Arbeiter und Angestellten verzichtet auf frisches Morgengebäck, das nur um den Preis st än- diger Nachtarbeit zu haben ist. Dieser Preis, das Lebens glück der Bäckereiarbeiter und Kleinmeister mit ihren Familien, ist zu hoch. Wenn das Heer der Arbeiter und Angestellten sonst feine Schmerzen hätte, wie die unseres Buchhalters, dann könnten wir uns gratulieren. Unser Ernährungszustand hängt von anderen weit wichtigeren Faktoren ab als von frischen Brötchen am Morgen.
Der Metallarbeiterstreik in Belgien .
Brüffel, den 30. Juni. ( TU.) Der Ausstand der Metallarbeiter wird am Mittwoch allgemein sein. Die Zahl der Streifenden wird dann auf 60 000 anwachsen. Der Arbeitsminister hat einen Vermifflungsvorschlag gemacht, den das Streiffomitee aber abgelehnt hat. Es ist noch nicht bekannt, ob die Arbeitgeber den Borschlag annehmen.
Am Montag abend tagte in den Zentralfestsälen, Alte Jakobstraße, eine Branchenversammlung der Buchbinder und Papierverarbeiter, in der Herzog vom Buchbinderverband den Bericht von den Lohn- und Tarifverhandlungen gab. Bis zum 30. Juni besteht für das gesamte Buchbindergewerbe ein Reichstarif. 3ur Erneuerung dieses Reichstarifs fanden am 11. und 12. Juni mit dem VDB.( Verband Deutscher Buch bindereibefizer) in Eisenach Verhandlungen statt, die sich aber außerordentlich schwierig gestalteten. Die Unternehmer beriefen sich u. a. auf die höhere Leistungsfähigkeit des Auslandes und die geringe Kauftraft des Inlandes, die es ihnen nicht ermöglichen, ihren Arbeitern gegenüber irgendwelche Bugeständnisse machen zu fönnen.( Dieses Argument der UnterEs gibt keine Landarbeiterfrage nehmer ist unbezahlbar. Ihre Unfähigkeit und Lohndrückerei sollen die Arbeiter büßen. An den Verschlechterungsanträgen Auf der Ausstellung der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft. der Unternehmer zerschlugen sich die Verhandlungen in Eisenach . Bom Verbandsvorstand des Deutschen Landarbeiterverbandes Danach gelang es jedoch, die Verhandlungen noch einmal in Berlin wird uns geschrieben: zustande zu bringen. In diesen Berhandlungen gaben die UnterBor einigen Tagen fand in Stuttgart die 31. Wanderausnehmer endlich ihren hartnäckigen Widerstand auf und machten den stellung der Deutschen Landwirtschaftsgefell Arbeitervertretern annehmbare. 3uge ständnisse. Bon den fchaft statt. Anerkannt muß werden, daß sie bis ins Kleinste gut Verschlechterungsanträgen blieb nichts mehr übrig. Es gelang u. a., organisiert, vorbereitet und geleitet war. Trogdem muß leider fest- die verschiedene Entlohnung der ledigen und verheirateten Arbeiter gestellt werden, daß die Landarbeiterschaft auf der Aus- zu beseitigen und die verlangte Zulassung von Frauen zu ausftellung nicht die Anerkennung und Berücksichtigung fand, die ihr gesprochenen Männerarbeiten abzumehren. Das Berhandlungsbei ihrer Stellung in der deutschen Wirtschaft zukommt. Wohl ergebnis mit dem VDB. kann somit als befriedigend angesehen weiße bis zu 50 Broz. ermäßigten Preisen. Wir verweisen auf das Inferat waren in der Abteilung„ Landarbeitslehre" Statistiken über den gesunden Beruf" der Landwirtschaft, über den niederen Prozentsatz der unehelichen Geburten und der niederen Kriminalität auf dem Lande, über die Abwanderung vom Lande u. a. m. zu finden, aber von einer Statistik oder sonstigem Material über die Lebensverhältnisse der Landarbeiter in den einzelnen deut schen Freistaaten und dem gesamten deutschen Reichsgebiet war nicht das geringste vorhanden. Nur im Ausstellungspavillon des Württembergischen Landwirtschaftlichen Hauptverbandes mar eine Kurvenzeichnung über die Entlohnungen der württembergischen Knechtelöhne angebracht. Sie war aber durchaus nicht stichhaltig und sehr reformbedürftig.
Schämte sich die DLG. , den„ Lohn" der Landarbeiter in der Deffentlichkeit zu nennen? Dem Deutschen Landarbeiterverband, der Mate
werden.
Geschäftliche Mitteilungen.
Der Saisonausverkauf der Firma M. Riethmüller, Moltenmarkt 15, Ede Wie Boftftraße, gestaltet sich wiederum zu einem großen Ereignis Berlins . bekannt, legt die Firma großen Wert auf beste Qualitäten zu billigften, teilin der Jekten Sonntagsausgabe.
Die außerordentlich billigen Reiseangebote des bekannten Schuh- Lokal Behrnbt, Münaftr. 25, mit seinen Filialen Rottbuser Damm 13 und Frankfurter Allee 54, in guter Ware, follten jeden veranlassen, feinen Bedarf bei dieser Firma zu deden. Das heutige Inserat bringt einige Beispiele der enormen Leistungsfähigkeit derselben, weshalb wir darauf hinweisen möchten. Der große Preissturz im Kaufhaus Gebrüder Lenser, CO. 36, Wiener Straße 64. Am Mittwoch, den 1. Juli, beginnt der alljährlich nur einmal stattfindende Saisonausverkauf. Wir verweisen auf das heutige Inferat.
Schwieriger jedoch gestalteten sich die Verhandlungen mit der Api "( Geschäftsbuch- und Briefumschlagbranche), in der es erst durch Hinzuziehung eines Schlichters zu einer Vereinbarung fam. Dieses Lohnabfommen fann allerdings nicht als befriedigend betrachtet werden. Nach den getroffenen Vereinbarungen beträgt der Spizenlohn in den BDB.- Betrieben ab 25. Juni 88 Pf. und ab 13. August bis 13. Januar 92 Pf. Der vereinbarte Affordvertrag tritt am 13. August in Kraft. In den Api- Betrieben ist der Spitzenlohn ab 2. Juli 88 Pf., ab 30. Juli 90 Pf. und ab 1. Oktober 92 Pf. In der Diskussion tam die Mißstimmung der Mitglieder mit den Abkommen zum Ausdruck. Gewünscht wurde vor allen Dingen, daß vor Abschluß eines Vertrages die Mitglieder Gelegenheit haben, worauf die Firma befonders hinweist, in allen lägern und bei allen Artikeln hierzu Stellung zu nehmen.
In dem heutigen Inseratentei fündigt die Firma Wilhelm Jofeph in Schöneberg , Sauptstr. 163, ihren am 1. Juli beginnenden Saisonausverkauf an, worauf wir unsere Leser noch besonders hinweisen. Wir empfehlen unserem Refertreis des voraussichtlichen Andrangs wegen, möglichst die Bormittags stunden zum Einkauf zu benugen.
Das Warenhaus S. Joseph u. Co., Neukölln, weist darauf hin, daß der diesjährige Saisonausverkauf am 1. April d. J. beginnt. Die Preise sind,
bedeutend herabgefeßt. Wir verweisen auf das Inferat im heutigen Blatte.
Dutt Soifonaŭboutouf
KERITIN
Das haus
der moden
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