Abg. Schottta(Komm.) führt die SrutanmMck« pa» r-«l«mf das Antreibersystem zurück. Es sei nicht ousgeschlossen. bah die Explosion aus Zeche Dorstfeld von der elektrischen Förderungs- Maschine ausgegangen ist. Die heute beantragten Verwäsierungen und Verschlechterungen der Ausschußanträge lehnen wir ab. Abg. harlmann(Dem.) hält ein völliges Verbot der Schieß- arbeit für unmöglich, da es die Wirtschaft ruinieren würde. Be- züglich der Abgrenzung des Geschäftstreises der Aufsichtspersonen wünschen wir nicht ein Gesetz, wie es der Ausschuß verlangt, sondern wir beantragen, das Staatsministerium um eine Prüfung zu er- suchen, wie eine solche praktische Abgrenzung herbeizuführen wäre. Mit den Anträgen des Ausschusses zur Stillegungsaktion sind wir einverstanden. Das Haus vertagt sich. Freitag 11 Uhr: Fortsetzung der Aus- spräche über die Grubenunglücke. Anfragen und Anträge über die Grundschule, Beamtenwirtschaftsbeihilfen, Vorgänge im Volkspark in Halls. Bäckereiantrag. Bericht über die Landespfandbriefanstalt. Schluß 5% Uhr.__ GewerDhastsbewegung
(Siehe auch 4. Seite Hauptblatt.)
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Oer 5abrikarbeiterverbanö 1924. Bereits vor Ausbruch des Weltkrieges gehörte der Fabrik- arbeiterverband mit seinen 2l>7 00g Mitgliedern zu den größten deutschen Gewerkschaftsoerbänden. In der revolutionären Hochflut der Nachkriegszeit stieg die Zahl seiner Mitglieder bis auf über 730 000. Die Erfahrungen vergangener Perioden, gewerkschaftlichen Aufschwunges machten es zur Gewißheit, daß diesem ungeheuren Aufstieg ein starker Rückschlag folgen würde. Das trat ein, als die furchtbare Wirtschaftskrise Ende 19ZZ eintrat, deren unheilvolle Wirkungen auf die Gewerkschaften noch durch die Folgen des Ruhr» kompfes, die innenpolitische Zerrüttung und die kommunistische Zer- stönmgsaktion verstärkt wurde. Es ist aber falsch, aus dem zahlenmäßigen Mitgliederrückgang im Jahre 1924 den Rückschluß zu ziehen— wie es z. B. der Geschäfts» bericht der Vereinigung der Arbeitgeberoerbände tut—, daß der Gewerkschaftsgedanke eine Schwächung erfahren hat, die weit über die Wirkungen der Wirtschaftskrise hinausgeht. In Wirklichkeit stellt der gewerkschaftliche Mitgliederrückgang im Jahre 1924 weiter nichts dar, als eine Reinigung der Mitgliederlisten, die sich bei den noch lange bestehenden unklaren wirtschaftlichen Verhältnissen bei der großen Arbeitslosigkeit lange hinauszögerte. Zum Teil hatte der Mitgliederrückgang auch seine Ursache in der Verringerung det Arbeiterschaft in der Industrie, z. B. in der chemischen Großindustrie. Das Verbandsjahr 1924 war für den Fabrikarbeiterverband ein Jahr organisatorischen und finanziellen Auf» b a u e s und der Wiedergewinnung der gewerkschaftlichen Kompfeskraft. Das vom Vorstand des Fabrikarbeiteroer- bandes herausgegebene Jahrbuch für das Jahr 1924 enthält auf 264 Seiten ein reichhaltiges Material über die gewerkschaftliche Arbeit des vergangenen Jahres und gibt ein Bild" von den viel» scitigen Interessen, die der Fabrikarbeiterverband zu vertreten hat. An Lohnbewegungen führte er nicht weniger als 1254, davon 1090 ohne Arbeitseinstellungen, an denen 978 092 Beschäftigte in 12 349 Betrieben beteiligt waren. Bei 164 Lohnbewegungen kam es in 341 Betrieben mit 46 863 Beschäftigten zur Arbeitsnieder- legung, um eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen zu erzielen oder Verschlechterungen abzuwehren. In 64 Lohnbewegungen mit 26 035 Beteiligten in 110 Betrieben sperrten die Unternehmer aus, um der Arbeiterschaft ihren Willen aufzuzwingen. Das Gesamtergebnis der Lohnbewegungen des Verbandes war für 947 382 Personen 1 954 636 M. Lohnerhöhung die Woche, um- gerechnet auf das Jahr 101641072 M.. für 1777 Personen eine Verkürzung der Arbeitszeit um 5030 Stunden pro Woche, für 27 663 Personen sonstige Verbesierungen oder Abwehr der Ver- schlechterungen. In Wirklichkeit war die erreichte Steigerung der Löhne weit höher als diese statistische Zusammenstellung nachweist, da nach der Statistik der Tariflöhne eine durchschnittliche Lohnerhöhung von eiwa 30 Proz. erzielt werden konnte, in manchen Industrien sogar bis zu 50 Proz. Nach der Tarifstatistik des Fabrikarbeiteroerbandes bestanden am Jahresschluß 591 Tarife für 9648 Betriebe mit 658 026 Beschäftigten. Der kollektive Lohnvertrag hat auch auf dem steinigen Boden, den der Fabrikarbeiterverband beackern muß, feste Wurzeln gefaßt. Im Jahre 1913 konnte er 465 Tarifverträge für 789 Betriebe mit insgesamt 42 000 Beschäftigten abschließen, 1924 eine nicht viel höhere Zahl von Tarifverträgen aber für die drcizehnfache der Betriebe und für die sechzehnfache der Mitglieder. Dieser Vergleich zeigt, welche ungeheure gewerkschaftliche Arbeit geleistet wurde. Neben der Festigung der Organisation war das Jahr 1924 auch für die Verbandskasse ein Jahr der Gesundung. Di« In- flationskrise hatte das Verbandsvermögen, das 1913 fast 4 Millionen Mark der Hauptkasse betrug, bis auf einige Sachwert« voll. ständig vernichtet. Der Vermögensabschluß für 1924 zeigt wieder einen Bestand von annähernd 11� Millionen. Die Gesamt- einnähme betrug 5 494 857 M.. die Gesamtausgabe 4 682116 M., davon wurden allein 1 848 999 M. für Unterstützungen aufgewendet. Die Erwerbslosenunterstützung erforderte 927 918 M., die Streik- Unterstützung 773 541 M., sonstige Unterstützungen 118 740 M. Ein- schließlich der aus Mitteln der Lokalkassen gezahUen Unterstützungen betrug die für Unterstützungszwecke aufgewendete Summe 1 934 935 M., eine in Anbetracht der vollständigen Kassenebbe am Anfang des Jahres erfreuliches Beispiel organisatorischer Wieder- gesundung, aber auch der praktisch wirksamen gewerkschaftlichen Solidarität. Die kommunistische Sturmkolonne, die den Fabrik- arbeiterverband ganz besonders stark berannte und namentlich die Arbeiterschaft der chemischen Großindustrie als leichte Beute wähnte, hat jetzt mutlos ihre Arbeit ausgeben müssen. Allerdings erst, nachdem sie ungeheuren Schaden angerichtet, nachdem sie wichtige Verwaltungsstellen, deren Aufbau ungeheure Mühe gekostet, voll- ständig z e r st ö r t hat. Der Jndustrieoerband der Chemiearbeiter. das kommunistische Konkurrenzunternehmen zum Fabrikarbeiter- verband, hat Pleite gemacht. Alles in allem genommen war dos Jahr 1924 für den Fabrik- arbeiterverband trotz starker zahlenmäßiger Mitgliederverluste ein vjchr der Festigung pnd des Wiederaufbaues. Der Aus- stieg findet im Jahre 1925 seine Fortsetzung. Bis Ende Mai war eine Mitgliederzunahme von fast 50 000 zu verzeichnen, so daß sich die Mitgliederzahl des Fabrikarbeiterverbandes auf nahezu 400 000 erhöht hat. Spaltung überall. (JGB.) Bereits auf dem im März in Kode abgehaltenen Kon- areß des Japanischen Gewerkschaftsbundes kam es bekanntlich zu scharfen Auseinandersetzungen zwischen den Kommunisten und Anti- konimunisten und im Zusanimenhang damit zur Abspaltung der kommunistischen Organisation„The Locol Council of Trade Unions". Nun trifft die Meldung ein, daß sich der Japanische Gewcrkschaftsbund in zwei unabhängige Organisationen g e- spalten hat. Der„Japan Council of Labour Unions�(kam- m u n i st i s ch e r Flügel) hat sich von der„Japan Fcderation of Labour"(Japanischer Gewerkschaftsbund) getrennt und in Osaka seinen Sitz ausgeschlagen. Sein Programm lautet: Schaffung einer politischen Arbeiterpartei und Orgapisation von Industrieverbänden mit vollständiger Unabhängigkeit. Angesichts der größeren industriellen Bedeutung hat der Japanische Gewerkschafts- bund seinen Sitz von Tokio nach Osaka verlegt. Die Spaltung scheint sich demnach unter ähnlichen Umständen vollzogen zu haben, wie g. B. seinerzeit in Frankreich , wo sich bekanntlich der kommunistische Flügel ebenfalls im Zusammenhang mit einem Kongreß von der Landesorganisatiov trennte.
Agrarkrise unö /lgrarzölle. Neue Argumente des Professors Sering gegen die geplanten Getreidezölle.
Es ist der deutschen nationalökonomischen Wissenschaft zweifel- los als ein großes Verdienst anzurechnen, daß sie, die früher mit wenigen Ausnahmen sich außerordentlich stark für die Schutzzoll- Politik des alten Regimes eingesetzt hat, sich heute in ihrer weitaus überwiegenden Mehrzahl klar zum Gedanken des freien Handels bekennt. Es müssen zwingende Gründe sein, die diesen Umschwung veranlaßt haben. W i e zwingend diese Gründe gewesen sind, das ging schon aus den letzten Verhandlungen des Vereins für Sozial- Politik und aus den zahlreichen Publikationen hervor, die spoter von namhaften Führern der deutschen Wirtschostswissenschaft heraus- gebracht wurden. Soeben ist nun ein neues Buch von Professor Dr. Max Sering erschienen, das in außerordentlich klarer und eindringlicher Weise die Ueberflüssigkeit, Schädlichkeit und G e f ä h r l i ch k e i t der A g r a r z ö l l e für das heutige Deutsch- land darlegt. Es ist bedauerlich, daß man im Rahmen einer kurzen Kritik nicht das wichtige Material darstellen kann, das Sering in seinen Forschungen über die Lage des Weltgetreidemarktes und des Gs- treideanbaues zusammengetragen hat und das ihm für die Be- urteilung der Agrarzölle richtunggebend ist. Statt dessen muß man sich auf die Wiedergabe einiger Ergebnisse seiner Forschung be- schränken. Sering geht in seiner Schrift, die im Verlag von Walter de Gruyter u. Co., Berlin und Leipzig , erschienen ist, auf den großen Unterschied der letzten Agrarkrise im Verhältnis zu den früheren ein. Er stellt fest, daß die Preisschere zwischen agrarischen Produkten und Betriebsmitteln sich geschlossen Hai. Trotzdem bestreitet er die Schwierigkeiten der heutigen Landwirtschaft nicht, tritt jedoch der Auffassung entgegen, daß ihr durch Schutzzölle geholfen werden könne. Gegen Preisrückschläge am Weltmarkt und ihre Wirkungen auf die deutsche Landwirtschaft empfiehlt er Bereitschafts- z ö l l e, die nur im Falle der Not für vorübergehende Zeiten ein- geführt werden können. Schroff ist aber seine Absage an jenes Schlagwort vom„Schutz der nationalen Arbeit", das heute noch in den Köpfen und Reden der Hochschutzzöllner eine Rolle spielt: „Verkleinert und zerstückelt, ist das jetzig« Deutschland noch ganz anders als damals darauf angewiesen, die Karg- heit seines Gebietes aus den Bodenschätzen des Auslandes zu er- gänzen. Dazu bedarf es gesteigerter Ausfuhr von Fertig. f a b i k a t e n, und sie setzt einen niedrigen Preisstand Im Zaland, niedrige Pr»- duktioas- und Nahrungskosten voraus. Auch wenn es, wie zu hoffen ist, gelingen sollte, durch Stetgerung der eigenen Bodenproduktion die Einfuhr der gewöhnlichen Lebens- mittel überflüssig zu machen oder stark einzuschränken, bietet die Binnenwirtschaft schwerlich Raum genug, um eine wachsend« Ueberschußbevölkerung ohne Vermehrung der Warenausfuhr unterzubringen. So zwingt nn» eine unentrinnbare Notwendigkeit in die Richtung de» Freihandels, der jedoch ein wahrhafter Freihandel sein muß. Die Deutschland auferlegten Tribuipflichten machen solche Wirt- schaftspolitik doppelt notwendig." Interessant ist die Schilderung der tvirkongen ües Dawes-�lbkommeas auf üeu Welt- getreiöemarkt, dessen Aussichten, abgesehen von etwaigen polltischen Störungen. Sering als keineswegs ungünstig bezeichnet. „Nachdem die Vorgänge von 1924 die deutsche Lebenshaltung endlich aus der Not des Krieges und der Inflation emporgehoben haben, wird es unter keinen Umständen wieder gelingen, die deutsche Arbeiterschaft von neuem aus Vlockadekost(Kartoffeln, Rüben, niederwertige Fette) zu setzen. Diese Gewißheit scheint mir als dauernder Gewinn de» Dawes-Abkommens gebucht werden zu können. Der Genuß von gutem Brot, auch Weizenbrot, kann dem deutschen Volke nicht wieder entzogen werden. Auch die Fleisch- und Fettnahrung wird sich schwerlich unter das Maß herabdrücken lassen, das zur Ernährung der Arbeitskraft erforderlich ist. Die Arbeiterschaft würde sich dagegen mit ollen Mitteln— allerdings vielleicht um den Preis vermehrter Arbeitslosigkeit— wehren. Die Aufrechterhaltung der Gesundheft und physischen Krast des deutschen Volkes ist eine Angelegenheit, an der die ganz« Nation, nicht zuletzt die agrarische Bevölkerung, ja. die ganze Welt, und vor allem auch Deutschlands Gläubiger ein starkes Jnter- esse haben. Dies ist auch im Dawes-Plan zum Ausdruck gelangt. wenn er erklärt, daß er ein« Belastung beabsichtigt Hab«, die zu trogen„dem deutschen Volke möglich sei, ohne daß es seine Lebens- Haltung unter den Stand herabzudrücken brauche, der sich dem der alliierten Länder und ihrer europäischen Nachbarn vergleichen läßt". Schließlich muh ja auch jeder Sklavenhalter darauf Bedacht nehmen, die wertvolle Maschine nicht zu zerstören, die ihm seine Rente liefert. Erst recht wird die westeuropäische Arbeiterschaft an einer besseren Lebenshaltung festhalten. Mit der voraussichtlich dauernden Sicherung eines Existenzminimums für das arbeitende Volk hoben sich die Bedingungen de» Weltmarktes für Brotgetreide von Grund auf verändert."... Die hysterischen Befürchtungen vor einer drohenden lleberschwemmung mit billigem Getreide, die ein Mann wie Dr. Ritter schwemmung mit billigem Getreide, die ein Mann wie Dr. Ritter zum Ausgangspunkt seiner Begründung der Schutzzölle macht, fallen mit diesen Darlegungen Sering» in sich zusammen. Di« Landwirt- schaft fordert nun aus Gründen des Ausgleiche» für Industrie und Landwirtschaft den lückenlosen Agrar- und Jndustrieschutz. Was wäre die Folge? Sering schreibt dazu: „Die Wirkung kann keine andere sein, als die einer neuen Znslotion: die Erhöhung de» gesamten inländischen Preis- st a n d e s, die keiner der beiden Parteien hilft, ober die Gesamt- heit schädigt. Der grundsätzlich lückenlose Zolltarif gewinnt nur dann einen Sinn, wenn die Reallöhne in Industrie und Landwirt- schaft heruntergedrückt werden, und dies wird um so sicherer seine Wirkung sein, als das künstlich erhöhte deutsche Preisniveau unserer Industrie es vollends erschwert, sich auf dem Weltmarkt durch- zusetzen. «chon in den anderthalb Jahrzehnten vor dem Kriege konnten die Geldlöhne in unseren besten Betrieben mit der allgemeinen Teue- rung gerade nur Schritt halten. Der Reallohn blieb ebenso stabil wie der Fleischverbrauch auf den Kopf der deutschen Bevölkerung. Die Herabsetzung der Reallöhne würde eine erneute Einschränkung des ohnehin gesenkten Verbrauches an werlvolleren Erzeugnissen und Schmälerung der Grundlageo intensiver Landwirtschaft zur Folge haben. Eingliederung der deutschen Volkswirtschaft in den Weltmarkt, nicht Abriegelung vom Weltmarkt ent- spricht dem landwirtschaftlichen wie.'dem allgemeinen Interesse. Sollte aber die Arbeiterschaft für die industrielle Schutzzollpolitik gewonnen sein und nach den bestehenden Machtverhältnissen eine durchgreifende Abschwächung des Jndustrieschutzes auch im Wege der Handelsverträge nicht zu erreichen sein, so werden die Land- wirte andere und bessere Formen des Ausgleichs suchen müssen." Sering macht dann im einzelnen wirksame Dorschläge für die $*jche�»rs«g d«r laut» wirtschaftliche, Krod,t.
t i o n und für die Entlastung der Landwirtschaft von unproduktiven Lasten. Hier spielt insbesondere die Beseitigung der Um- s a tz st e u e r und die Kreditform eine Rolle. Letzte Angelpunkte einer dauernden Besserung der landwirtschaftlichen Verhäftnisse sind d i e Momente, die überhaupt zu einer Gesundung der Welt- Wirtschaft führen. Ohne Lösung des internationalen Schulden- Problems und ohne die gründliche Revision des Versailler Diktates gibt es nach seiner Meinung kein Wiederaufblllhen der deutschen , der europäischen und der außereuropäischen Wirtschaft. Es be- deutet eine starke Resignation, wenn Sering abschließend sagt: «Sollte die Weltagrarkrisis unter dem Druck der politi- schen Verhältnisse in voller Schärfe wiederkehren, so hilft da- gegen kein Zollschutz." Der Anwalt km Richtertalar. Sering setzt sich am Ende seiner Arbeit mit einer Reihe von Einwänden gegen seine Auffassung mit großer Sachlichkeit aus- einander. Zu seinen Gegnern gehört insbesondere jener Herr Ritter , mit deni auch wir uns wiederholt zu beschäftigen Ver- anlassung hatten und dem er abschließend solgende persönliche Bemerkung widmet: „Ritter ist P r i o a t d o z e n t an der Landwirtschaftlichen Hochschule und zugleich Beamter der Preußischen Haupt- landwirtschaftskammer. Solche Verbindung bringt leicht in Gewissenskonflikte. Sie ist doppelt gefährlich in einer Zeit, welche den wirtschaitlichen Verbänden im öffentlichen Leben eine früher ungekannte Macht verliehen hat. Die hervorgehobenen Mängel der Ritterschen Schriften sind zum Teil wohl aus jener Verbindung zu verstehen. Für ihn als Vertreter einer Partei steht die Notwendigkeit der Agrarzölle von vornherein fest. Daher seine oben ge- kennzeichnete Einstellung, die in erster Linie Einwände der Zoll- gegner bekämpft, statt selbst stichhaltige Beweise zu erbringen, daher die Scheu vor klarer Problemstellung, die Scheu, den Gründen der Agrarkrisis nachzugehen, daher die unpräzise Ausdrucksweise, die sorgfältig jede Wendung zu vermeiden sucht, welche gegen die von ihm zu oerfechtenden Forderungen verwandt werden könnte. Aber, wohl bemerkt: nicht, daß R. Vertreter eines Verbandes von Interessenten ist, wird ihm von seinen Berufsgenossen vor- geworfen, sondern daß er dies auf den Titeln feiner Schriften verschwiegen hat. Seine Entschuldigung, daß er seine Aussätze nicht im Auftrage der Hauptlandwirtschaftskammer geschrieben habe und diese für seine Arbeiten nicht die Veroni- wortung übernehmen könne, ist h i n s ä l l i g. Die Funktion, die er neben seinem Lehramt ausübt, ist gewiß nicht weniger ehrenhaft und notwendig als die des Rechtsanwaltes. Wir verdanken den sachverständigen Beamten der Wirtschaftsverbände wichtige Auf- klärungen... In vielen Ländern geht bekanntlich das Richieromt aus der Anwaltschaft hervor. Aber nirgendwo würde das Urteil über einen Anwalt auseinandergehen, der, während er die Interessen seines Mandanten ver tritt, im Richtertalar auftritt und so der umstehenden Volks- menge seine Unparteilichkeit vortäuscht." Wir glauben, daß diese Kritik dem wichtigsten Kronzeugen der Agrarier nicht sehr angenehm sein wird. Im ganzen ist Serings Buch, das erfreulicherweise auch viele Einzelheiten aus seiner internationalen Forschung in übersichtlicher und teils praktischer Darstellung enthält, jedem zu empfehlen, der sich mit der Struktur der deutschen und der internationalen Land Wirtschaft befassen will. Es ist eine wirksame Waffe im Kampf gegen das Zollunrecht.
Steigende cebensnüttelpreise. Die auf den Sttchtog des 1. Juli berechnete Großhandels- index ziffer des Statistischen Reichsamts ist gegenüber dem Stande vom 24. Juni(134,2) um 0,5 Ps�oz. auf 134,9 gestiegen. Höher logen die Peise für Roggen, Weizen, H a s e r, Gerste, Butter, Schmalz. Zucker, Rind- und Schweinefleisch, Hopfen, Rindshäute. Kalbfette, Treibriemen- leder, Baumwolle, Rohjutc, Leinengarn und Kupfer. Gesunken sind die Preise für Heringe, Hanf, Wolle und Blei. Von den Haupt- gruppen haben die Agrarerzeugnisse von 133,9 aus 135,0 oder um OB Proz. angezogen: die Jndustriestosse blieben mft 134,9 un- verändert. Für den Durchschnitt Juni ergibt sich eine Steigerung der Großhandelsindexziffer von 131,9 im Durchschnitt Mai auf 133,8 oder um 1,4 Proz. Zellstossabrik Waldhof. Die kürzlich gemeldete Absicht der Zell- stossabrik Waldhof, ihre im Krieg zerstörte, 1914 aus einen Wert von über 30 Mill. geschätzte russische Zellstossabrik P e r n a u (letzt esthnisch) wieder aufzubauen, muß man zur richtigen Beurteilung des vorgelegten Geschäftsberichts berücksichtigen. Inmitten mächtiger Walder wird ihre, hohe Leistungskraft, ihr Standort an der wee und vor den Toren des russischen Zutunftsmarktes offenbar dahin beurteilt, daß sich trotz der schweren in Pernau erlittenen Verluste hohe finanzielle Aufwendungen für den Wiederausbau lohnen müssen. Auch die S ch u tz z o l l's e u ch e, die ja zum Kapital- export und zu Fabrikgründungen im geschützten?lusland zwingt, dürfte die Absicht gefördert haben. Immerhin dürfte die Gesellschaft deshalb ihre innere Lage viel besser beurteilen, als es der Ge- schäftsbericht erkennen läßt. Denn zu der Transaktion gehört Geld und zwar sehr viel mehr als aus der Begebung der 5 Mill. Vor- ratsaktien herauskommt, auch wenn man den oünstigen Kurs- stand der Waldhofaktien berücksichtigt. Für dieses Geld müssen zu- nächst in den Werken von Woldhos und in den Geschäftsberichten genügende Sicherheiten gegeben sein. Diese dürsten angesichts der Tatsache, daß Kapital und Reserven heute nur 32,5 Mill. gegenüber 57 Mill. 1913 btragen, in den Aktiven reichlich enthalten sein. Aber auch die Geschäftslage scheint viel rentabler zu sein, als es der Geschäftsbericht erkennen lassen möchte, der sich mit Klagen über Steuer-, Sozial-, Frachtkosten, über zu kurze Arbeitszeit und die Konkurrenzunfähigkeit im Ausland gar nicht genug tun kann, ober von andauernd lebhafter Geschäftstätigkeit spricht. Die Kapital Akkumulation mit den 6 Proz. Dividende bei Verhältnis- mäßig reichlichen Abschreibungen geht eben für die Ausdehnunas- absichten zu langsam. Dafür steht von der U m s a ß e n w i ck l u n g im Jahre 1924(die Umsätze haben sich von 1920—1923 verdreifacht, und von der Lage der Zellstoffindustrie natürlich nichts Im Be- richt. Charakteristisch ist der Satz„daß es nicht gelingen will, die Gestehunaskosten trotz allen Anstrengungen wesentlich herab- zudrücken". Vielleicht sieht die Waldhof in ihren Beteiligungen und ihrem Waldbesitz einmal nach, ob sich dort nicht Betriebs- kapital mobilisieren läßt, das der Senkung der Produktions- kosten zugute kommen kann. Die Stinnes-Auseinaaderfehung. Nach der„Kölnischen Volk«. zeitung' hat Dr. Edmund Stinnes den Posten des AufsichtS- ratsvorsitzenden beim Mülheimer B e r g w e r k S v e r e i n niedergelegt. An feine Stelle wird aller Voraussicht noch Suao StinneS jr. treten. Sonkur» einer Hamburger Bank. Die Hamburger Bankfirma Albert de Haas hat ihre Zahlungen eingestellt da sie von einigen großen Debitoren im Stich gelassen wurde. Der €>tütuB toixb gircaeit geprüft,