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gerät, wird ebensowenig berücksichtig wie der Umstand, daß Deutschland mit einem vorläufigen Tarif immer auf Hinder- nisse stoßen muß, well der Partner natürlich nur ungern auf dem unficheren Boden eines Provisoriums Erörterungen pflegen wird. Aber setzen wir den Fall, das Zustandekommen von Verträgen wäre wirklich das einzige oder auch das hauptsächlichste Ziel. An seiner Erreichung würde auch die Sozialdemokratie mitzuarbeiten bereit sein. Sie hat die grundsätzliche Frage Freihandel oder Schutzzoll in diesem Augenblick nicht aufgeworfen. Sie strebt die Verbesserung der deutschen Erzeugungs- bedingungen genau so an wie die anderen Parteien. Sie erkennt die Notwendigkeit der Ausfuhrsteigerung und will ihr dienen. Sie gibt zu, daß der alte Zolltarif Lücken und Mängel enthält, die seine Eignung als Ver- Handlungsinstrument beeinträchtigen. Sie ist be- reit, dort, wo durch die plötzliche Aufhebung der Einfuhrver- böte bestimmte Industriezweige in Gefahr kommen können, gewisse Zollsätze einzuführen. Sie will nur auch in der Praxis den Grundsatz der Entwicklung zum Freihandel hin im Interesse der deutschen Wirtschaft anerkannt sehen und stellt ebenso wie die uninteressierten landwirtschaftlichen Sach- verständigen die Berechtigung von Agrarzöllen in Abrede in einem Zeitpunkt, wo die Agrarkrisis nur eine Absatzkrisis ist. hervorgerufen durch die mangelnde Kaufkraft der mittel- europäischen Nationen. Wollt« man wirtlich nur einen Zolltarif, der unserer Aus- fuhr günstige Verträge ermöglichte, so könnte man ihn mit unserer Hilfe erhalten. Aber da es sich in Wirklichkeit darum handelt, die Rente des Großgrundbesitzes und den Profit der kartellierten Industrie zu er» höhen und zwar in denkbar kürzester Zeit, kann unsere Mitarbeit nicht gebraucht werden, und sind w i r gezwungen, in die schärffte Opposition gegen ein System zu treten, das in höchstem Grade volksschädigend wirken muß. wie immer es sich auch verhüllen mag. Noblesse oblige. Die Pleite der deutschnatioualen Tageszeitung. Die Deutschnationalen haben mit der Pleite derNa- tionalpost" nach eigenem Geständnis eine Bataille verloren. Nicht nl» das Geld ist hin 170 000 M. Geschäftskapital, dem 400 000 M. Schulden gegenüberstehen, sondern auch der Kredit. Die Deutschnationale Volkspartei muß un- angenehme Briefe einstecken. Am 25. Juni erhielt sie folgen­den Brief: Au die Deutschnationale Voltspartei. Vor einigen Monaten hat sich unter Ihren schützenden Fittichen ein Blättchen aufgetan, das sich der besonderen Gunst Ihres promi- neMen Mitgliedes Herrn Laoerrenz erfreut, der sogar als Her- ausgeber zeichnet. Ms Untertitel führt dieN a t i o n a l p o st". um die handelt es sich nämlich, die stolze Bezeichnung: JD i e deutschnationale Tageszeitung", dloblesse vdli«e. meine Herren von der Deutschnatlonalen Dolkspartei: wenn man ein Blatt unter der Porteiflagge segeln läßt, wenn man sogar eines seiner prominentesten Mitgliedern als Herausgeber fungieren läßt, wenn man in diesem Blattchen Zeter und Mordio über Barmat und Kutisker schreit, dann hat man die verdammte Pflicht, sich um die Geschäftsführung dieser Zeltung zu kümmern. Haben Sie das getan? New. und aberinals nein; denn sonst hätte es Ihnen nicht unbekannt bleiben tonnen, daß besagt«.Na- tionalpost" unter der Geschäftsführung des Herrn Rentsch, trotz des an sich bestimmt nicht überwältigend großen Umfange» de? Ge- schästs. allem Anschein nach Hunderte von Wechseln in Umlauf gesetzt hat. Kein Wort gegen die Qualitäten des Herrn R e n t! ch, im Gegenteil, jeder au» dem Osten Eingewanderte kann von scmer enormen Geschaftstüchtigkett etwas lernen; denn er hat es verstanden,«in Unternehmen, von dem ich behaupte, daß es seit Monaten reif für den Konkurs war, immer wieder slüfsig zu machen, nicht mit Geld, nein, viel einfacher: mit dem Hinweis auf die hinter un» stehende Partei".

Nicht dem Herrn Neutsch , nicht der Natwnalpost, G. m. b. H haben die Gläubiger ihr Vertrauen geschenkt, einzigundalleiu der Partei, und die Partei hat die Pflicht, einzugreifen und einen Skandal zu verhüten, der ganz gewiß für sie nicht appetst- licher als der freilich angenehmere Barmat-Skandol sein dürfte. Berliner Clichä-Bedarf I. Dedio u. Co., Berlin O- 17, Langestr. 9. Dedio." Es ist in geschäftlichen Dingen wie in politischen Dingen bei den Deutschnationalen dasselbe: wer sich bei ihnen auf Treu und Glauben verläßt, der ist oerlassen.

Nationale Flegelei. Die ReichSflagge in den Ostfeebäder«. Di« sogenanntennationalen Kreis«" können nicht genug darüber jammern, daß die Deutschen angeblich keine nationale Würde besitzen, und daß durch den Flaggenstreit unser Volk in zwei Teile zerrissen wetfce. Das mindeste, was man dann er- warten könnte, wäre, daß die nationalen Kreise ihrerseits wenigstens sich einigermaßen Mühe gäben, in diesen Dingen einen g«- wissen Takt an den Tag zu legen. Jeder weiß aber, daß die ekelhaften Beschimpfungen Andersdenkender, daß dos Verächtlichmachen der Relchsfarben in gewissen Kreisen direkt zum guten Ton gehört, ja beinahe alseineArtSport betrieben wird. Ein Besucher des Ostseebades Z i n g st stellt uns einen Brief zur Verfügung, den der Zingster Badeverein ihm auf seine Be- schwerde über das demonstrative Hissen der schwarzweißroten Flagge geschrieben hat. Dieser Brief ist ein Kulturdokument für sich. Er lautet wörtlich: ZingsterBadevereinE. D. Zingst. 2. Juli K2ö der erste Vorstand. Herrn H. I., zurzeit Zingst . Ich besitze Ihr Schreiben vom 30. Juni und beziehe mich im Grundsätzlichen auf die Ihnen auf Ihr ähnliche» schreiben vom 22. Juni 1923 erteilte Antwort. Der Badeoerein E. V. ist eine völlig unpolitische Erwerb»- organisation zum Besten der Gemeinde Zingst und hat sich zu- nächst nach den Wünschen seiner Mitglieder zu richten, die die Mehrzahl der Einwohner sind, sowie nach denen der Bade- gaste. Die Zingster Bevölkerung als eine in der Hauptsache see- fahrende weiß, daß z. B. in der V. S. o. N. A. die Zuchthäusler zu ihrer Sennzeichnung einen gelben Slreisen aus ihrer Tracht lrageu müssen und lehnt daher eine Flagge ab. die im Auslände zu Miß. Verständnissen zu führen geeignet ist. Der Badeverein hat aber Berständni» dafür, daß Sie weil in dem Hissen der schwarzweißroten Farben Sie eine p o l i- tische Demonstration ersten Ranges erblicken, sich auch der Unanständigkeit nicht aussetzen können, daß die zu ver­leihenden Fahnenstangen nicht die von Ihnen bevorzugten Farben tragen. Ich darf daher anheimstellen, sich all diesen Unannehm- lichtesten dadurch zu entziehen, daß Sie ein anderes Bad bevorzugen. ' Hochachtend gez. Kerlen, 1. Vorsitzender, Zingster Badeverein E. V. Wir haben nicht den Wunsch, daß der Herr Staatsanwalt sich um diesen Flegel bekümmert, der ein solches Schreiben abzu- senden wagte. Bei unseren Rechtsverhältnissen besteht auch große Aussicht, daß ein solcher Wunsch, selbst wenn wir ihn hätten, nicht in Erfüllung geht. Aber man kann an die sogenanntennationalen Kreise" doch die Frage richten, ob sie sich nicht schämen, diesen Geist taktloser Flegelei in ihren Reihen großzuziehen. Wenn dies« Kreise schon Anhänger der schwarzweißroten Fahne sind und die verfassungsmäßigen Reichsfarben ablehnen, müssen sie deswegen den Tiefstbnd ihrer Kultur durch solche Pöbeleien vor der ganzen Oeffenllichkeit demonstrieren? Der Geist, der aus diesem Briefe spricht, ist ganz gewiß nichtdas deutsche Wesen, an dem die Welt genesen wird". Die Gesellschaft, die mit solchen Mitteln kämpft, und die so wenig versteht, die einfachsten Regeln des Anstand» zu wahren, erledigt sich selber. Für da» Bad Zingst an der Ostsee empfiehst sich übrigens vielleicht der Dorschlag de» ehrenwerten Herrn Kerlen: Republikaner werden gut tun, dies« gastliche Stätte zu meiden! Da» ist gewöhnlich da» sicherste Mittel, um Flegel zu erziehen.

Meineiösphaatafien. Di« Phantasien eines Nachrichtenbureaus über die gestrige Bernehmung de» ehemaligen Polizeipräsidenten Richter haben befruchtend auf die Verleumdungsgobe der berufsmäßigen Hetz- blätter eingewirkt. Eo schreibt dieRote Fahne": Ferner erklärte Richter, daß auch Heilmann ein wert- volles Geschenk von Barmat erhielt. Da Heilmann unter seinem Eid erklärt, daß er n i e ein Geschenk von Barmat ent- aeaengenommen habe, so könnte ihn nur die parlamentarische Immunität vor dem Zuchthaus retten, wenn es in Deutschland Richter für korrupte Stützen des kapitalistischen Staates gäbe." Soviel Worte, soviel Lügen. Ersten» hat Hellmann niemals unter Eid erklärt, daß er nie ein Geschenk von Barmat entgegen- genommen habe, sondern im Gegenteil, daß gegenseitige Freund- schaftsgeschenke üblich gewesen seien. Zweitens besteht daswert- voll/ Geschenk", von dem Richter sprach, aus 9(neun) aus Holland mitgebrachten Zigarren! Es waren neun, weil zehn zollpflichtig gewesen wären!

Umsatzsteuer. Anträge zum Abbau der Umsatzsteuer. Der Steuerausschuß de» Reichstag » begann am Mitt- woch die Beratung der Anträge zur Ermäßigung und Aenderung der Umsatzsteuer. Obwohl die Regierung und die Regierungsparteien sich anfänglich stark gesträubt haben, im Rahmen der jetzigen Steuer- reform auch die Herabsetzung der Umsatzsteuer vorzunehmen, sind sie von der Opposition der Linken dazu gezwungen worden. Es liegen folgende Anträge vor: 1. Der Antrag der Sozialdemokraten auf Vefreluug säml- licher Lebensmittel von der Umsatzsteuer. 2. Ein Antrag der Demokraten, die Umsatzsteuer auf 1 Prozent herabzusetzen, die Luxussteuer aufzuheben, die Handels- Vertreter, sowie die freien Berufe von der Umsatzsteuer zu befreien. 3. Anträge der Regierungsparteien auf Herabsetzung der Umsatzsteuer aus 1-4 pro;., auf Aufhebung der Beherbergung». und Anzeigeasteuer, sowie aus Aenderung der Luxussteuer. Der sozialdemokratische Antrag wurde vom Genossen H?rh ein- gehend begründet. Protest öes Stäütetages. Die Absichten der Rsichsregierung und der sie stützenden Koalitioneparteien aus weiter« Beschränkung der Selbstverwaltung der Gemeinden hat«in« lebhaft« Gegenbewegung der komm u- nalen Spitzenorganisationen hervorgerufen. Der Deutsche Städtetag protestiert aus» entschiedenste gegen dw für die Entwicklung der Gemeinden und Städte tödlichen Pläne. Bor den Vertretern der Berliner Press« nahm der Geschäftssührer des Deut­ schen und Preußischen Städtetages, Oberbürgermeister Dr. Mig- l a f f, zu diesen Plänen Stellung. Di« Städte und Gemeinden lehnen besondere zwei Pläne des Reichsfinanzministers ab. Ein- mal die Einführung einer laufenden monatlichen und beliebig in jede Einzelheit hineinsteigenden Austunftspjlicht der Gemeinde­verwaltungen über ihre Einnahmen und Ausgaben mit Ziel einer dauernden Kontrolle und dann die Möglichkeit willkürlicher Beschneidung derEinnahmen durch Kürzung der Steuer- Überweisung. Der Städtetag macht daraus aufmerksam, daß eine Statistik über die Einnahmen und Ausgaben von 50 000 Gemeinden, wenn sie wirtlichen Wert haben soll,«ine wissenschaftliche Arbeit darstellt, unmöglich von dazu überhaupt nicht vorbereiteten Be­hörden, nämlich den Finanzämtern al» reinen Steuerbehörden ge- leistet werden könne. Au» den Zahlen der Einnahmen und Aus- gaben könne«in Steuerfachmann niemals«inen wirNichen lieber- blick über die Finanzgebarung einer Gemeinde gewinnen. Dazu gehören Kenntnisse anderer Art und es sei kein Zufall, daß die Innenministerien aller Länder sich mit großer Energie im Steuerausschuß des Reichstages schützend vor die Gemeinden gestellt hätten. Was ierner die Kürzung der Einnahmen der Gemeinden anlangt, so müsse es oberster Grundsatz bleiben, daß die Einnahmen der Gemeinden auf gesetzlichem Wege festgelegt und nicht durch mehr oder minder willkürliche Derwoltu n g smaßnahmen im Laufe eines Etatsjahres geändert werden könnten. Damit ent- fiel« jede rechtliche Grundlage einer geordneten Selbstverivaltung. Oberbürgermeister Dr. Mitzlajf vertrat die Ansicht, daß diese beiden Punkte unbedingt aus dem neuen Finanzausgleichgesetz entfernt

prominente öes Mtags. Skizzen von Sarl Osten. Der billige Jakob. An der Ecke des Wittenbergplatzes hat er sich ausgebaut als Konkurrent des Warenhauses. Ein Knäuel Menschen umlagert ihn dicht und man denkt zuerst an einen Unfall. Aber der Grün« kehrt ihnen den Riicken. Geht in Ordnung. Oder besser: Fährt in Unordnung. Denn er hat es sich was kosten lassen, der billige Jakob. In einem Auto steht, tanzt, rudert, springt der stämmige Kerl mit dem breiten, windgeröteten Gesicht, das nur ein Mundwerk, eine Witzschleuder ist. Durch alle Etagen deutscher Gegenwart und Vergangenheit saust er im Lift seiner Wortspiele, getrieben vom Gelächter der Zuhörer. Es fehlte nur noch, daß sie klatschten und das Theater im Freien wäre geboren. Er schmeißt sich selbst aus dem Fenster, stopft sich selbst in ein Paket, landet auf dem Mond, von wo er mit der Tram- bahn friedlich und breitmäulig heruntertrudelt. Wie ein Maulwurf gräbt er im Innern des wackligen und etwas anfälligen Wagens und schausell eine kleine Pappschachtel an Land. Vorsichtig, mit vorgequollenen Aeuglein, gespitztem Mund. Höst er sie vor sich hin, öffnet vorsichtig den Deckel, einen winzigen Spalt, und flitzt selbst heraus als der Kobold, der Knockabout der Reklame. Meine Damen, Hausfrauen, Kindermädchen und andere Mäd- che»! Meine Herren, Kausleute, Briefträger, Abgeordnete, Schuster und Zu schmier! Bevor ich mein Plaidoyer beginne, dos sonnenklar die Unschuld der Angeklagten.... Verzeihung.... das war ja gestern in Moabit .... wovon wollte ich Ihnen doch noch erzählen .... wollen Sie nicht was vorschlagen.... In einer Stunde größter außenpolstischer Gefahr ergreife ich als Vertreter des Volkes .... Pardon, da bin ich in den Zirkus geraten.... aber das kann ich Ihnen sagen, wenn der Luther wüßte, was ich da in dieser Kiste drinnen... draußen... oben... unten... habe...1" Mit Bewegungen eines Zauberkünstlers bläst er den Karton an, und man hat das Gekühl, wenn er den Leuten sagt, jetzt steigen zwei Schlangen hervor und tanzen in der Luft, so werden sie es sehn und darauf schwören. Ununterbrochen acht die Massage seiner Worte wester. Durch all« Skalen von Pathos, der Frechheit, des Hohnes, des Mitleids, des Schnorrens und Verschwendens. Er deklamiert wie Kain� flötet wie Moijsi, verhaspelt. Hatschi, unter­bricht sich wie Pallenberg. Man glaubt seine Stimme mitsamt den heiseren und gefistelten Nebentönen zu hören, seine verhedderten Sätze, verbogenen Bewegungen. Ständig fällt er sich selbst ins Wort, assoziiert so schnell, daß ihm kein Mensch mehr folgen kann. und im Moment der größten Verwirrung, wenn alle Tränen lachen, der letzte Widerstand am erschütterten Zwerchfell abprallt, ösfnet er unbemerkt die Pappschachtel und offeriert süße, bitter«, saure, billige. teure, geschenkte, rohe, gekochte..... Schokolad«. Auf diese Pointe war niemand vorbereitet.... aber er steht oben auf dem Leder des Wagens, bglanziert einen hohen Stoß dieser Schachteln und schleudert sie in die Masse. Die Markscheine wirst er als neben- sächlich aus den Boden in« Auto. Und schon beginnt er wieder von vorne... mnständstch, lang-

sam, persönlich und weltfremd zugleich... mit der bösartigen Langsamkeit Karl Valentins und der scharf pointierten Geste Grocks. Der Urenkel de» Bramarbas und Bombastus Paracelsus. Der lustige Schaffner. Er empfängt mich, den dieser Morgen mit ollem Abfall bewarf, mich, den verärgerten und muttosen Fahrgast, mit lautem Halloh! und«Sibön guten Morgen". Drückt mich an seine uniformierte Brust und wie ich mich verblüfft im Autobus umschaue.... lauter hestere, strahlende Gesichterl Also meine Herrschaften, wohin die Reise...«ine klein« Portion... da ist noch ne kühle Ecke und lassen S« mich mal uffen Balkon..." und schon hüpft der muntere Schaffner die schwankende Treppe hinauf, rutscht wieder herunter.... Gewiß meine Dame, wenn Se schnell einsteigen, sind wir schon da ich freue mich, daß Sie die Gelegenheit benützen... bei mir kostet das bloß eine Kleinigkeit... meine Gäste sind mir alle gleich lieb... Sie wollen uns schon verlassen, gnädige Frau?.... ne große Portion... da müssen Se noch ne Kleinigkeit zulegen, ver- bessern Se sich... gemacht und wester geht die Reise nach Westen." Ein älterer Mann schon, breites Besicht, voll zahlloser Falten, blonder, buschiger Schnauzbart, kleine, geschlitzt« Augen, die allen zuzuzwinkern scheinen. Er ist immer in vollster Tätigkeit, immer. fort plaudernd, immerfortHalloh" undzur Sache. Kassa", und behende wie ein Aal windet er sich durch die festgestaute Masse der Passagiere. Wunder der guten Laune! Die Fahrgäste, eben noch fremd, einander und dem Dasein. unlustig, voller Sorgen, plaudern zusammen, helfen sich beim Ein- und Aussteigen, machen einander höflich Platz. Alles unter den aufmunternden Zurufen des Schaffners. Als erteil« er Anstand»- Unterricht. Und dabei hat er noch Zert, die Radfahrer anzuulken, die den Autobus als Schrittmacher benützen. Und ich lache mit allen anderen und freue mich über diesen Mann, der den bösen Ruf von unserem verdrossenen Fleiß so emsig zerstört. Er hat etwas vom billigen Jakob an sich. Nur preist er seinen Autobus uneigennützig, aus Temperament. Als ich aussteige, kneift er mit dem Auge und ruftMahlzeit". die Hand an der Klingelleine, schon aus dem Svrung zumBalkon, wo die frische Lust gemacht wird, frisch wie Bolle-Margarin«... und wo Se nicht überfahren werden".

Lothar Meggendorfer. der Münchener Karikaturist, ist im 79. Lebensjahr g e st o r b e n. Er war einer der harmlosesten unter den deutschen Humoristen des Zeichenstiftes. Etwas vom Geiste der Biedermeierzeit blieb in ihm lebendig. Seine Wirkungen lagen überwiegend im Stofflichen, in der lustigen Pointe, die meist in kleinen Bilderserien vorbereitet und zugespitzt wurde. DieFliegen- den Blätter" Und später die von ihm begründetenMeggendorfer Blätter " waren die Podien, von denen aus er zu seinen zahlreichen Verehrern im In- und Auslande sprach. Als sich vor einem Menschen- alter in der deutschen Karikatur die entscheidende Wendung vollzog, als die sanfte Hanswurstpritsche von der blusigen Geißel des sozialen und polittjchen Satirikers verdrängt wurde, war Meggendorfers Zeit vorüber.

Alargarelen-Technik. Ein« Ausstellung, in der«ine ganz neue Form der Handarbeit gezeigt wird, erregt gegenwärtig tn Leipzig Aufsehen. Es handelt sich, wie Dr. Nachod in derKunst- chronik" berichtet, um die Vorführung de, Lehrganges, wie er an der Abteilung für iextile Handwerkskunst in Plauen zeubt wird. Die Schöpferin dieser Lehrmethode und der ganzen dadurch ge- ichaffenen Arbeiten ist Margarete Naumann , nach der die von ibr erfundeneMargareten-Technik" benannt ist. Aus den Bedingungen des rhnthmisch-wechselnden Rnüvsens eines Fadenbündels in freiem Spiel ist von ihr eine erstaunliche Mannigfaltigkeit der Formen ent­wickelt worden. Gerade das freie Spiel und der damit verbundene fortwährende Zwang, während btx Arbeit Entschlüsse zu fassen. trägt zur Weiterbildung der Formen und Muster bei und gibt den, Geschmack eine reiche Ausbildung. In der Margareten -Technik können die feinsten flachen Spltzenkanien ebenso gut gearbeitet werden wie plastisch« Gebilde, die an Posamenten erinnern, aber zum Unterschied von diesen im Material vollkommen einheitlich sind. Der Lehrgang beginnt damit, daß die künstlerisch völlig naiven Schülerinnen durch Fast- und Ausschneidearbeiten in Papier mit den Grundbegriffen der Technik zuerst praktisch bekannt gemacht werden. Kaum merklich von der Lehrerin geführt, lernt die Schülerin hier die feinsten Einzelheiten in der Aneinanderreihung und Gruppierung von Mustern, in der Verteilung auf der Fläche und in der Hanno- nisrfien Gliederung. Sie bekommt dann Gelegenheit, dieselben Be- griffe praktisch an den textilen Techniken, besonders in der Stickerei, zu erproben und zu verwerten. Die Gesetze des Aufbaus werden in einer eigenartigen Verwendung verschiedenartiger Glasperlen, mit denen sich auch Gegenstände herstellen lassen, die plastisches Leben haben, erlernt. Aus dies« Weise werden die Schüler in den Stand gesetzt, ganz eigenartige Muster und Stoffe herzustellen, die der kunstgewerblichen Arbeit ein zukunftsreiche» Neuland eröffnen. ver besteile von Oolchotle". ein Drama des rusfilchen Bolkskommislar« lür da« BilduilqSwestn W. LunatliharSky wurde von Direktor Fritz Holl zur Uraussllbrung sür die BolkSbübne, Tbeoter am Bülowplatz erworben. Die Buchausgabe ist bei der VollSbübnen- Verlags- und VertriebSgesellschast, Berlin NW 40,«m KönIgSPlatz 7. erschienen. vo, erst« Ziellome-Ihealer. da» im Mal d. I anläßlich der Berliner ReichS-Reklame-Messe durch den srüheren Regisseur der Meinbard-Bernaiier, Bühnen M. S a o e r n, in» Leben gerufen wurde, ist, wie die Zeitschrist .Da« Theater ' meldet, von der Utrechter Messe zum Vorbild de« ersten holländischen Reklame-Theater« genommen. Da» holländisch« Reklame« Thealer wird aber nicht al» gelegentliche Messe-Sinrichtung austreten, sondern eine Tournee durch ganz Holland unternehmen. Nene Rlo ternepidewien. In der Pariser AoaiUrai» 6a Medacina wurde türzlich daraus bmgewiesen. daß in den letzten Jahren in zwei ver- ichiedenen europäischen Ländern die Blattern wieder evidemisch ausaeirelen sind. SS war die« der Fall in der Schwei, , wo die Impfung nicht durch Bundesgesetz obliaatorlsch gemacht ist. und aus den Britischen Insel», wo den Evern da« Recht zusteht, sie für ihre Kinder abzulehnen. I« der Schweiz bat die Epidemie drei Jahre gedauert; verschont vlieben diejenigen Kantone. In denen Gondergesetze die Impfung sür alle Kinder varschreiben. Eine deutsche Zchrl'lstellervereinlasag so KvmSalen. Für Gronruwänien wird die Gründung einer Bereinigung der deutschen Journalisten und Schriftsteller geplant. Sie will sich zum Ziel setzen, die Intet essen der deutschen Kultur, und»eist««Welt« Grozrmnäm«, anfe dar mf diese» Gebiet Arbeitende»»U»erteidige»