Wo Sie Arbeiter wohne«. Vor kurzem ging wieder eine Notiz durch die Presse, die zu melden wußte, daß bei einer Razzia in Stralsund eine große Anzahl polnischer Schnitter und sogar Familien mit Säuglingen in Stroh- mieten und Feldscheunen ausgefunden worden sind, die sie als Unterkunst benutzten. In den kürzlich erschienenen Nummern 8 lind 9 der Zeitschrift„Arbeit und Beruf" nimmt ein Gerichts- rcferendar A. Krause zu dem ganzen Fragenkomplex Stellung. Cr tut es unter besonderer Berücksichtigung der Beobachtungen, die er im Berliner Asyl für Obdachlose angestellt hat. Uns interessieren zunächst diese Beobachtungen. Er schreibt über sie: Die Unterbringung der landwirtschaftlichen Wanderarbeiter im Berliner Asyl ist derart erfolgt, daß die Frauen mit den Kindern im schulpflichtigen Alter in besonderen Baracken(sogenannten Not- baracken) auf eisernen Pritschen wohnen. Ihre Verpflegung erfolgt wie in dem Familienheim. Eine Tagesverpflegung erhalten die Frauen und deren Kinder unter sechs Jahren. Frauen mit Kindern im Alter von 6 bis 14 Iahren bekommen durch freiwillige Spenden Eßkarten, während die ledigen Frauen und ?Nän»er im Nachtasyl nur die Obdachlosenverpflegung, morgens Brot und Suppe, abends nur Suppe, erhalten. Die Sauberkeit der Unter- gebrachten ist nur eine sehr bedingte. In den Notbarocken, in denen sich die obdachlosen Frauen und Kinder der Wanderarbeiter auf- halten, ist sie verhältnismäßig besser als im Nachtasyl. Die Anstalts- leitung ist bestrebt, alles für die Durchführung der Sauberkeit Er- forderliche zu tun. So werden täglich die Säle und die darin be- findlichen eisernen Pritschen mit Wasser abgesprengt und periodisch in kurzen Zwischenräumen desinfiziert, ferner ist den Obdachlosen eine gute Gelegenheit zur Reinigung ihres Körpers in Bade- und Entlnusungsräumen, sowie auch zur Reinigung und Desinfizierung ihier Kleidung und Leibwäsche gegeben. Bedenkt man jedoch, daß in einem sechsmal 28 Meter großen Raum durchschnittlich lütt Per- scnen untergebracht sind, die dicht nebeneinander aus den Pritschen icklasen und ihr ganzes chab und Gut, teilweise bestehend aus wert- losen Lumpen, unter und auf ihrem Bett zu liegen haben, und außer- dem fast täglich, zum mindesten aber wöchentlich, die Insassen eines solchen Raumes wechseln, so wird man oerstehen, daß es einer be- sonderen Vorsicht des Besuchers einer solchen Baracke bedarf, will er sich nicht unliebsame Insekten mit nach Hause nehmen. Diese not- wendige Massenunterbringung bringt nicht nur die Unausrott- barkeit des Ungeziefers mit sich, sondern hat auch andere schwere und gefahrvolle hygienische Nachteile nach sich gezogen. S o werden nicht selten Infektionskrankheiten schlim- in e r e r A r t eingeschleppt. Die Zahl der an Mosern, Schar- lach und Diphtherie infizierten Kinder, insbesondere der Wander- arbeiter, die nach den Krankenhäusern abtransportiert werden mußten, war in den Wochen des Aufenthalts der Wanderarbeiter im Asyl verhältnismäßig groß. Das find wenig erfreuliche Feststellungen. Sie stellen der Ob- dachlosenbchcrbung in der Weltstadt Berlin kein günstiges Zeugnis aus. Ein Wandel wird sich nur erzielen lassen, wenn nicht jede Mahnahme lediglich unter dem Gesichtspunkt der Sparsamkeit, sondern vor allem der sozialen Hilfeleistung erfolgt.
Cr stanü Kopf. Aus dem Leben eines Flatterfahrers. Sicherlich wird das Gesetz wenig danach fragen. Man wird ihm seine lOll Bodencinbrüche kaltblütig und paragraphenmäßig vorhalten und demgemäß verurteilen—--- ober er ist kein Berbrecher von der reizlosen Dumpfheit der Schablone gewesen. Hier liegt Farbe, Witz und Originalität. Neben der ungewöhnlichen Geschicklichkeit des vielerprobten Fachmannes lagert über dem ganzen Burschen eine behagliche Dosis von wohltuendem Selbstbespötteln. Die geschätzte Kollegcnschast nannte Paul den„König der Flatterfahre r". Wobei zu bemerken ist, daß Flotterfahrer dt« Bezeichnung für die ruhrige Zunft der Bodendiebe ist. Mancherlei gewagte Dinger hatte der Flattermeister schon gedreht. Er managerte die Kriminalkapriolen glänzend und bezeich- nete seinen Beruf selbst geringschätzig als„S p i e l e r e i". Einmal erbeutete Paul R i n ck einen EHauffeuranzug. Das war nun die ideale Garderobe für seine„Requisition s'gänge. Nirgends erregte er so Verdacht. Einst hatte Paul, der fleißig Umschau hielt und sich für alle Fälle sogleich die Namen der„Lieseranten" inerkte, eine Nähmaschine erbeutet. Auf der ersten Treppenstufe hielt ihn der Portier an.„Gestatten Sie," sagte der Schwerschleppende seelenruhig zu des Hauses Hüter,„das ist Frau Dr. Wolfs Nähmaschine. Ich muß sie zur Reparatur bringen. Könnten Sie mir nicht beim Runtertragen behilflich sein?" Der Portier faßt an, balanziert die schwere Maschine auf den bereitstehenden Wagen und Paul fährt fröhlich und mit Dank davon. Nachher gab es eine wenig angenehme Aufklärung. Einmal wurde es sehr brenz- lich für d�n Meister. Ein Ueberfallkommando überraschie ihn. Schon erbrachen die Greifer die Türen. Da sprang der Dieb in eine eiserne Kiste. Krampfhaft hielt er von innen zu, als man sich auch hier an die Untersuchung macht«.„Sie ist verschlossen," sagte da jemand. Es war für den Flatterfahrer die Rettung. Am Hohenzollerndamm haben sie ihn nun gefaßt. Hoch oben, in einem Ecktürmchcn, in das er, gehetzt von allen Seiteh, hinein- gekrochen war. Den Kopf nach unten und die Beine»ach oben. Kopfstand— mußte er wegen der Enge der Zufluchts- ftätte stehen— zwei Stunden lang. Dann hat ihn der Spürhund der Polizisten verbellt. Nun wird er vorerst das Flatterfahren ja einstellen müssen....... Tie Neinilkendorfer Diebesbande. In dem Strafprozeß gegen die sogenannte Reinickendorfer Einbrecherkolonne wurde nach zehntägiger Dauer gestern die Be- weisaufnahme geschlossen. Der Staatsanwalt beantragte daraus gegen die 45 Angeklagten insgesamt 42 Jahre und vier Monate Zuchthaus, 23 Jahr« und acht Monate Te- f ä n g n i s und 68 Jahre Ehrverlust. Unter den Angeklagten befinden sich überwiegend Hehler und nur zwölf eigentliche Diebe: diese sind offenbar gewerbsmäßig nur strafbaren Handlungen nach- gegangen, und wurden deshalb besonders harte Strafen vorgesehen. So wurden Zuchthausstrafen von zwei bis acht Iahren gegen die Haupttäter Milk . Guhl, Walter Alsleben, Erd- mann, Maas , Kunow, Forst er und gegen die Haupt- Hehler Z ü ch n e r und R e i z k e beantragt. Eine der Hehlerinnen verfiel bei Anhören des Antrages in Schreikrämpfe und mußte aus dem Saale geschafft werden. Das Urteil wird im Laufe des kommenden Freitag oerkündet werden.
Eine treue Hüterin. Die Hausangestellte Gertrud M. Ist dem schlechten Einfluß ihres Freundes, des Gelegenheitsarbeiters Friedrich M., unterlegen. Beide �ten sich wegen schweren Diebstahls vor dem Schöffengericht in Moabit zu verantworten. Mit ihnen standen ein gewisser Friedrich N. und dessen Freundin Charlotte R. wegen Hehlerei aus der An- klätzebank. Gertrud ist ein fleißiges Mädchen gewesen und hat sich zw« Jahre hindurch dos Vertrauen der Familie, bei der sie in Arbeit stand, erworben. Aus diesem Grunde wurde sie zur Hüterin der Wohnung bestellt, als die Inhaber verreisten. Die Angeklagte ließ sich nun leiher von ihrem Freunde verleiten, sowohl ihn wie eine Freundin mit deren Kavalier in die anvertrauten Räume ein- zulassen. Schnell war der Plan gefaßt, so gründlich wie möglich .auszuräumen". Schränke. Truhen und Schreibtische wurden er- brachen und was des Mitnehmens wert war. aus der Wohnung geschafft. Selbst sechs Kanarienvögel wurden gestohlen. Nachdem das ganze Diebesgut in Sicherheit gebracht war. ging es zurück in die Wohnung, wo die„gelungene Sache" würdig gefeiert wurde! Sekt und Schnäpse waren genügend vorhanden: fast der ganze Vorrat des Wohnungsinhnbers mußte daran glauben. Jetzt iand nun das für die Beteiligten sehr unangenehme Nachspiel vor dem Gericht statt. M. muhte zugeben, von den gestohlenen Sachen
Moröprozeß /lngerstem.
Limburg a. d. Lahn . 8. Juli. (Drahtbericht.) Im Laufe der weiteren Verhandlung bekundete als nächster Zeuge der Postschaffner Becker, daß er Angerstein auf dem Bahnhos'Haiger am Sonn- abend vor der Tat, als er zum Arzt fuhr, getroffen habe, um sich gegen seinen Darmkatarrh ein Mittel zu holen. Am Montagnach- mittag, also als die Tat schon geschehen war, brachte ihm der Zeuge einen Brief vom Finanzamt, den Angerstein vom Fenster aus ent- gegennahm. Dabei habe der Angeklagte ihm ohne jeden An- l a ß mitgeteilt, daß feine Frau krank sei und zu Bett liege.— Vors.(zu Angerstein): Wie kamen Sie denn dazu, mit einemmal von Ihrer Frau zu erzählen?— A n g e k l.: Ich kam durch meinenDarmkatarrh dazu.— Dansi wurde eine ganze Reihe von Zeugen vernommen, die Angerstein an jenem Nachmittag, afs er noch einmal zu Besorgungen in die Stadt gegangen war, ge- sprachen hatten. Zu der Frage der angeblichen Einbrüche im Hause Angersteins erklärte dann noch der Vater des ermordeten Kiel, sein Sohn habe in den letzten Iahren verschiedentlich erzählt, er habe für Angerstein Selbstschüsse und Schloßsicherungen kaufen müssen, weil angeblich Einbruchsversuche gemacht worden seien.— A n g e k l.: Die Selbstschüsse waren für meinen großen Garten bestimmt, von Einbnichsversuchen habe ich aber dem Kiel nichts gesagt. Nach der Mittagspause machte der Eisenbahningenieur Richard aus Haiger völlig neue Angaben. Er war ebenfalls einer der ersten. die in das brennende Haus eindrangen, der aber, im Gegensatz zu allen anderen bisherigen Darstellungen, behauptete, daß die Leiche des Gärtners Darr sorgfältig zugedeckt auf dem Bett gelegen habe. Ueber diesen Pa rkt kommt es zu längeren Ausein- cndersetzunge», doch bleibt der Zeuge mit oller Entschiedenheit bei seiner Darstellung.— Die Krankenschwester C l a a r aus Haiger be- kündete, daß sie an jenem Abend, als Angerstein nach dem Hause von Direktor Müller gebracht worden war, zu ihm gerufen wurde, um ihn zu verbinden. Er habe zunächst gerufen:„Schwester, retten Sie meine Frau!" und habe dieser dann, als die Pflegerin jemand fragte, ob der Verwundete noch mehr Verletzungen habe, von selbst geantwortet: Ich glaube, mein linker Arm ist' ab. Die Schwester hatte den Eindruck, daß er dabei vollkommen klar war.— Der Zeuge Dr. Vogel aus Haiger bekundete, daß der Arzt, der Angerstein die erste Hilfe geleistet hatte, eine Verletzung des Bauch- felles befürchtete, daß er selbst aber nicht an lebensgefährliche Der- wundungen oder an einen schwere» Blutverlust geglaubt habe. Bei der anschließenden Operation Angersteins sei die Narkose ausge- zeichnet verlausen. Der Pfarrer H e y d e s u ß aus Haiger wurde in der Nacht vom Montag zum Dienstag zu Angerstein ins Kranken. haus gerufen, und zwar hat Angerstein nach ihm verlangt, um ihm etwas zu b e i ch t e n. Er habe seiner Firma etwas über 3000 M. unterfchlaaen. Der Angeklagte glaubte, daß er sterben müsse, und der Pfarrer möge dem Prokuristen Mix bestellen, er möge ihm. Angerstein, verzeihen. Am Morgen des folgenden Tages war der Geistliche wieder bei ihm und da habe Angerstein ihn gebeten, sich doch um feine Käthe, seine Frau, zu kümmern. Der Pfarrer versprach ihm darauf, daß er seine Frau zu Frau Anger- stein schicken würde, worauf Angerstein antwortete, das wäre ihm sehr lieb.— Vors.: Hat er immer von seiner lieben Käthe gesprochen?— Zeuge: Jawohl.— Zum drittenmal wurde der Pfarrer dann zu Angerstein gerufen, um ihn zu einem Geständnis zu bewegen, hatte damit aber keinen Erfolg, denn Angerstein sagte, man möge ihn in Ruhe lassen. Als er dann aber feinem Bruder
gegenüber das Geständnis abgelegt hatte, ließ er wieder den Geist. lichen rufen, weil er dey Wunsch hatte, zu beten. Der Pfarrer ermahnte ihn dabei, alles zu beichten, was er wisse, weil sonst das Beten keinen Zweck habe.— Ziegeleibesitzer Streuer war in der Nacht nach dem Morde bei dem Angeklagten im Krankenhaus. Angerstein bat ihn damals, Frau Streuer, die immer so gut zu seiner Frau gewesen wäre, möge doch einmal nach seiner Frau sehen. Er habe seiner Frau zuliebe sich sehr mit der Landwirtschaft beschäftigt und ihr auch eine Kuh ge- kaust, damit sie immer frische Milch habe. Auf Befrage» des Vor- sitzenden erklärt der Zeuge, daß das Familienleben im Hause Anger- stein nach seiner Ausfassung gut gewesen sei, die Frau wäre ordent- lich und brav gewesen, auch an'dem Manne sei nichts auszusetzen gewesen. Der Hausarzt Dr. H ö f e r bekundete, daß Angerstein an der krankhaften Vorstellung gelitten habe, daß er Tu- berkeln in der Lunge habe und daß seine Frau geschlechtskrank sei, weil diese fürchtete, sie hätte sich von ihrem Manne angesteckt. Tat- sächlich fei eine Ansteckung nicht erfolgt, und Angerstein sei damals von seinem Geschlechtsleiden vollständig geheilt worden. Weiter bekundet der Hausarzt, daß Frau Angerstein ihm ein s Tages gesagt habe, es komme ihr zu Hauje unheimlich vor. Ueberhaupt hätten beide Ehegatten die Angst geäußert, daß sie einmal nicht eines normalen Todes sterben würden. Am Sonnabend vor der Tat sei dann Angerstein zu ihm in die Sprechstunde gekommen und habe erklärt, er fühle sich nicht wohl, er fürchte, er habe Typhus . Er habe damals einen sehr un- ruhigen, erregten Eindruck gemacht. Dr. Höfer beruhigte ihn mit dem Hinweis, daß er zweifellos nicht typhuskrank fei. Vors.: Haben Sie ihm bestimmt gesagt, daß er nicht Typhus habe? Zeuge: Ich sagte ihm, er habe bis jetzt keinen Typhus, natürlich könne sich diese Krankheit einmal entwickeln, damals herrschte viel Typhus. Nach der Tat wurde dann Dr. Höfer noch in der Nacht aus dem Krankenhaus Haiger angeklingelt, er möchte doch zu Angerstein kommen, der dringend nach ihm verlangt. Der Zeuge ist dann am nächsten Tag nachmittags hingegangen und Angerstein erzählte ihm dort in weinerlichem Tone, daß in der Nacht zum Sonntag Furchtbares sich ereignet habe, es seien Schüsse gefallen und seine Frau habe sich sehr aufgeregt. Auf die Frage, was denn in der Nacht zum Montag passiert sei. habe Angerstein gar nichts mehr wissen wollen, aber nach einiger Zeit habe er gefragt: Waren Sie schon bei meiner Frau? Gehen Sie doch hin und beruhigen Sie sie. Vors.: War Angerstein nach Ihrer Meinung geistig be- Nammen? Zeuge: Heute nehme ich natürlich an, daß er mar- k i e r t hat. Damals hielt ich es für niöalich, daß eine Geistes- störung vorlag. Vor s.: Haben Sie als Hausarzt jemals gehört, daß der Angeklagte an Zornesausbrüchen gelitten hat? Z c u g er ?ceiy, er machte einen durchaus geordneten und ruhigen Eindruck. Auch weder hvfterische noch sonstige geistige Stö- r u n g e n habe ich bei ihm bemerkt. Auch über Herzanfälle hat er meines Wissens nicht geklagt, wohl aber über starke Kopfschmerzen. Frau Angerstein habe ich dann auch einmal wegen eines in Köln erlittenen Straßenbahnunfalles behandelt. Als letzte Zeugin wurde dann Frau Pfarrer H e y d e f u ß vernommen, die Frau Angerstein als sehr fromm und gläubig schilderte. Hieraus wurde die Verhandlung auf Donnerstag früh 8 Uhr vertagt.
1 Smoking, 1 Gehrock, 7 andere Anzüge, 1 Jumper und Damen - wüsche an seinen Freund N. verkauft zu haben. Dieser spielte sich nun seiner Braut als freigebiger Kavalier auf und beschenkte sie reich« lich mit den schönsten Dingen. Jetzt hatte sie sich wegen Hehlerei zu verantworten. Es gelang ihrem Verteidiger jedoch, Zeugen zu stellen, die Fräulein R. auch schon vor dem Diebstahl im Jumper, seidenen Strümpfen und.... so weiter bewundert haben wollen. Das Gericht mußte sie von dem Verdacht der Hehlerei freisprechen und sofort aus der sieben Monate währenden Untersuchungshaft entlassen. Bei N. wurde jedoch angenommen, daß er von seinem Freunde über die Herkunst der Sachen unterrichtet war und verurteilte ihn wegen Hehlerei zu einem Jahr und sechs Monaten Ge- fängnis. Die Hausangestellte aber und ihr Freund büßen ihre schlechten Streiche mit einem Jahr und drei Monaten Ge> fängnis._ Unhaltbare Zustände auf Postamt Blumenstraste. Man schreibt uns: Auf dem Postamt O. 99 in der Blumen- straße herrschen geradezu dörfliche Zustände. Das Postamt, das fchon ohnehin im Raum sehr beengt und dunkel ist, hält seine Pforten von 12—2 Uhr(?) geschlossen— ist also in dieser Zeit für jeden Verkehr gesperrt. Die Folge davon ist, daß sich bis 2 Uhr vor dem Amt regelmäßig eine Polonaise bildet, die auf Einlaß wartet. Daß hierbei oft'die Macht des Stärkeren entscheidet, dürfte eine bloße Tatsache darstellen. Nicht viel anders ist es in den Nach- mittags, und Abendstunden. Eine große Zahl Menschen drängt sich in dem kleinen Raum und wartet auf Abfertigung. Was der Spitze aber die Krone bietet, ist, daß in dieser besonders volkreichen Gegend von den drei Schaltern nur zwei geöffnet sind. Wie auf Befragen mitgeteilt wurde, vermutlich auf eine Bestimmung„von oben herab". Eine nette Bestimmung, hier Schitanienissg der Volks- genossen, und dort Personalabbau. Auch Entschuldigungen, daß sich jn der Magazinstroße(eine Viertelstunde Entfernung) noch ein Amt befindet, ziehen nicht. Es wird höchste Zeit, daß in der Blumen- straße Abhilfe geschaffen wird. Der„Einbrecherkönig von Lodz". Eine große Einbrecherbande, die es namentlich auf Trikotagen-, Konfektions, und Wäschegeschäfte abgesehen hatte, wurde kürzlich von der Kriminalpolizei unschädlich gemacht bis auf ein Mitglied, das nur unter dem Spitznamen„der Einbrecherkönig von Lodz" und „Manuele" bekannt war. Jetzt gelang es einer Streife der Kriminal- polizei. auch diesen letzten Mann in der Grenadierstraße zu ermitteln und dort in einem Lokal zu verhasten.„Mannele", ein kleines, schmächtiges Männchen, nennt sich jetzt„Friseur Max Tiger". Ob das sein richtiger Name ist, erscheint noch sehr zweifelhaft. Seine
Das l�unäkunkproxramm. Donnerstag, den 9. Juli. AnDer dem üblichen Tagesproorramir: 4.30 Uhi- nachm.: Schriftsteller Otto Köhler:„Tthaca, die Heimat des Odyssens". 6— 6.80 Uhr abend»: Konzert. 7 Uhr abends: Uebertragang aus Hamburg :„Unter zahmen und wilden Tieren" mit dem Üforag-Mikrophon in Hagenbeoka Tiorparadies. Vorsprach und verbindende Worte von Hans Bodenstedt . 1. Er- inneruneen an meinen Vater. Ebrendenkmal für Karl Hagenbcck von Heinrich Hagenbeck . 2. Ein Gang durch da» Tiorparadies in Stellingen von Ludwig. Mit den Versuchen der Uebertragung von Stimmen der Seelöwen, Walrosse, des Sumatra-Tigers , des Vogelhauses, der Hyänen und der Dromedare. 3. Tiarfang in fünf Erdteilen von den Tierfängem Johannspn. Ebert und Schulz. 4. Bei den Malabaren. Uebertragung der Musik und der Gesänge des Malabaren Volkes in der exotischen Völkerscbau. Erklärende Worte von Jürgen, Johannsen und Dr. Heinitz vom phonetischen Staatslaboratorium in Hamburg . 5, Tienmport und Tierexport von Inspektor Holkmann. 6. Tierfnttcrung von Ludwig. 7. Tierdressur von Dompteur Fritz Schilling. 8. Hagonbecfc-Humor. In den Zwischenpausen: Musik der Tierparkkapollo. Anschließend: Dritte Bekanntgabe der neuesten Tagesnachriohten. Zeitansage. Wetterdienst, Sportnachrichten, Theater und Filmdienet. 10.30 bis 12 Uhr abends: Tanzmusik.
Herkunft ist noch dunkel. Man weiß nur, daß er sich fett geraumer Zeit in Berlin unsichtbar gemacht hatte. Der Verhaftete gibt zu, daß ihm sein Spitzname„Einbrecherkönig von Lodz" bekannt gewesen sei. Er will aber nicht wissen, wie er zu ihm gekommen ist, und versichert, daß er weder in Lodz noch in Berlin Einbrüche ver- übt habe. Nur Hehlerbeziehungen will er zu der siebenköpfigen Bande unterhalten haben. Sicher ist, daß er auch gute Beziehungen seiner Art zum Ausland hatte. Die Kriminalpolizei führt« ihn dem Untersuchungsrichter zu._ »Wie reift der Serliner!* Man schreibt uns: Auf den Vortrog:„Wie reist der Berliner " bezugnehmend, den Herr Dr. Jäh nicke am Montag, den 6. d. M.. im Rundfunl ge- halten hat. und worin er betont, daß die Reichsbahngesellschaft be- müht ist. den Berlinern das Reisen so angenehm wie möglich zu machen, möchte ich aus einen unhaltbaren Zustand Hinwelsen, welcher sich an jedem Montag früh auf dem Ringbahnhos„Schönhauser Allee " abspielt und welcher zwecks Abhilfe der Reichsbahngesellschaft auf diesem Wege zur Kenntnis gebracht werden soll. Bekanntlich ist an ollen Ringbahnhöfen der Andrang zu de» Schaltern am Mon- tag morgen allgemein stärker. Scheinbar ist dieses aber der Reich»« bahngeselljchaft nicht bekannt, sonst würde, ausgerechnet am Moittag früh, auf Bahnhof„Schönhauser Allee " nickt bloß ein einziger Schalter geöffnet sein, obwohl fünf bis sieben vorhanden sind. Wes- halb wird von den Arbeiter», um welche es sich fast ausschließlich handelt, verlangt, daß sie am Montag früh eine Stunde früher von Hause fort gehen müssen, um nach stundenlangem Anstehen trotz- dem noch zu spät zur Arbeit zu kommen, wofür ihnen dann ihr sonst schon knapper Lohn noch gekürzt wird. Bloß weil man am Sonntag einen kleinen Ausflug mit der Familie machte und die Wochenkarte nicht Sonntags gelöst hat? Weshalb müssen sich jedesmal bei dieser Gelegenheit die widerlichsten Szenen abspielen, wobei den dienst- tuenden Beamten, welche an diesen Mißständen am wenigsten schuld sind, alle möglichen Liebenswürdigkeiten an den Kopf geworfen werden? Wenn ich mich auf diesem Wege an die Oesfentlichkeit und somit an die Reichsbahngesellschaft wende, so glaube ich vielen Arbeite«! aus der Umgebung des Bahnhofes Schönhauser Allee einen Dienst zu erweisen, und hoffe, daß diese Zeilen dazu beilragen werden, dem Ucbelstande abzuhelfen.. Die RcichsbahiigcseUschaft könnte hier In die Tat umsetzen. wovon Herr Dr. Jahnicke so schön erzählt hat:.Wie der Berliner reisen müßte." Der Rundfunk und die Britzer Explosion. Der Berliner Rundfunk gab gestern abend um 11 Uhr nach einigen politischen Nochrichten auch einen Bericht über die schwere Explosion-tatastrophe in Britz . Der Bericht war ziemlich ausfülzr. lich und er schilderte verhältnismäßig eingehend die Sachschäden, so daß man schon aufatmend dachte, daß doch wenigstens Menschen Nicht zu Schaden gekommen seien. Erst im Schlußsatz wurden auch die Menschenopfer des Unglücks mitgeteilt, und so wirkte diese Nachricht um so niederschmetternder. Man fühlte sich unwillkürlich vor die Frage gestellt, ob etwa dem Berliner Rundfunk die Beschädigungen an Mauern und Dachstühlen wichtiger erscheinen als die Tötung von zwei und die schwere Verletzung von acht Menschen.__ Die Nolgemelnschafl«orlthorsl veranstaltete in dem Bestrebe«. dem Alter zu hellen und den Besuchern etwas zu bieten, auf der Rennbahn Karlshorst ein Sommerfest. Das gut« Wetter brachte der Veranstaltung einen Mossenbefuch. Musikalische und sportliche Darbietungen wechselten miteinander ab. Erwäbnenswert sind die reitsportlichen Vorführungen der berittenen Schutzpolizei. Eine Mannschaft von sechs Mann machte Turn- Übungen auf drei Pferden. Dos Hauptinteresse aller Besucher galt dem F a l l s ch i r m- A b s p r u n g de- Piloten Hinderlich. Als er aus einem Flugzeug aus 399 Metern Höhe absprang, kam der Fallschirm nicht voll zur Entfaltung. Durch die sausende Fahrt und den schweren Aufprall auf die Erde erlitt der Pilot einen vorüber- gehenden Nervenschock. Sonst war dos Fest ein voller Erfolg für die Veranstalter wie auch für den gute» Zweck.