Die Umstellung in der Kali- Industrie.
Auseinandersehung der Interessenten.
Die glänzende Konjunktur der deutschen Raliindustrie, völlig unbestrittenes und durch die Frachtenlage völlig un. die im Juni d. I. ihren Absatz an Reintali( 814 473 Doppelzentner) bestreitbares Monopol befizt, das der eine infolge seiner gegenüber dem gleichen Monat 1924 mehr als verdreifacht, ihren quotenmäßigen Minorität im Kalisyndikat durch die AufHalbjahrsabsaz 1925( 7,33 Millionen Doppelzentner) gegen 1924 aufhebung, der andere infolge feiner quotenmäßigen majorität im Kalisyndikat durch die Beibehaltung des Kalisyndikats ausdas 2½ fache gesteigert hat, hat es in der Oeffentlichkeit von der zubeuten gedenkt. Dadurch ergibt sich für die richtige Wahrnehmung Kaliindustrie still werden lassen. Noch vor wenigen Monaten des öffentlichen Interesses die dentbar einfachste Konsequenz, gegen tobte ein milder Kampf um die Majorität der Beteiligungsquoten Rosterg und troh Dr. Sauer das Kalisyndikat mit seiner staatlichen im Kalisyndikat. Es war nicht nur die Bildung des bekannten Breisregulierung beizuhalten und Blok und Antiblock gemeinAntiblocks( der tatsächlich mehr als 52 Broz. der Quoten auf sich sam den Austrag ihrer Konkurrenz- und Profitinteressen ruhig vereinigen konnte), gegen den Wintershall- Konzern, die den Majoritäts- gegenseitig zu überlassen. Weil in einer solchen Lösung ftreit zum Schweigen brachte; es war auch das glänzende Ge des Umstellungsproblems der deutschen Kaliwirtschaft aber zugleich schäft, das gemeinsam in die Scheunen zu bringen war. Der auch die organischste Lösung gefunden wäre, die plögliche Massenentlaffungen von Belegschaften ausschlösse, wäre sie auch deutsch - französische Kalivertrag, der den Weltkaliabsatz zu 70 Proz. die denkbar günstigste Lösung für die Belegschaften der Kalian Deutschland, zu 30 Proz. an Frankreich verteilte und vor allem industrie, die nach Rost erg auf die Straße flögen, nach D. Sauer durch eine Preisverständigung die gegenseitige Preiskonkurrenz in aber den Schmachtriemen enger schnallen müßten. der Welt beseitigte, führte überdies Block und Antiblock meiterhin zu gemeinsamer Interessenwahrung zusammen und trug zum äußeren Frieden der feindlichen Brüder bei.
Unter der Oberfläche aber brannten die Interessengegensätze weiter. Die Generalversammlung im Wilhelm- Sauer - Konzern und die Diskussion des Interessengemeinschaftsvertrages zwischen Wintershall und Glückauf- Sondershausen, das seine Werke und Quoten auf 30 Jahre dem Wintershall- Konzern abtreten soll gegen Gewinngarantie von 10 Raliindustrieattien auf einen Sondershausen Kug, hat zu einer öffentlichen Auseinandersetzung der Block- und Antiblock brüder geführt. Dr. Wilhelm Sauer und Geheimrat Rosterg haben in höchst beachtenswerten Reden über das Zukunftsprogramm der deutschen Kaliindustrie die Klingen gefreuzt.
Die Gesamtlage der deutschen Kaliindustrie.
In taum einer anderen Industrie Deutschlands hat der Kriegsausgang die Produktions- und Absazverhältnisse jo nerschoben wie in der Kaliindustrie. In keiner anderen Industrie ist die Konzentration und Umwälzung der Produktionsund Verwertungsmethoden so schnell und gewaltsam erfolgt, wie in der Kaliindustrie. Durchbrechung des natürlichen Weltmonopols Deutschlands durch den Berlust der elsässischen Gruben an Frankreich , Erschließung reicher Lager in Spanien , fündige Bohrungen in Texas , Mexiko , auf dem Baltan, in Asien , Erfindungen zur chemischen Verwertung der Rohsalze im größten Maßstabe, diese Stichworte genügen, um die grundlegende Beränderung der Produktions- und Konkurrenzverhältnisse für die deutsche Kaliindustrie zu beleuchten. Freilich haben die mittel= deutschen Kalischächte, die 1913 reichlich 97. Proz. Rohsalzförderung gegen noch nicht 3 Proz. der elsässischen Gruben für sich in Anspruch nahmen, noch heute ein gewaltiges llebergewicht gegenüber Frankreich , dessen Balutavorteil nicht ewig dauert, und gegenüber der übrigen Weltproduktion und Verwertung, die noch in den allerbescheidensten Anfängen steckt. Fracht- und Valutanachteile Mitteldeutschlands , die Balutanachteile der badischen Schächte, tombinieren sich aber doch zu so nachteiligen Wirkungen, daß eine 11mstellung der Kaliwirtschaft Deutschlands als eine unausweichliche Notwendigkeit angefehen werden muß.
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Die Umstellungspläne des Wintershall- Blocks. Für den Winterhall- Konzern handelte es sich bei der Umstellung Für den Winterhall- Konzern handelte es sich bei der Umstellung um den ersten entscheidenden Schritt zur Durchführung seines pro. duktions- und absaztechnischen Programmes; um die pa chtmeije lebernahme der Kaliwerke Glückauf- Sondershausen auf dreißig Jahre, um die tonzentrierte tapitalintensive Verwertung der Glückauf Sondershausen Quote, der die interessengemeinschaftliche Berwertung weiterer 80 Beteiligungsquoten in gleicher Weise folgen soll. Nach dem Vorbild des Anilintonzerns sollen im Winterhall- Konzern die Bestellungen zusammengefaßt, auf jedes Wert diejenigen Mengen und Werte verteilt werden, die den einzelnen Werken am besten liegen, die Finanzkräfte sollen zusammengefaßt werden, die Umlage der notwendigen Finanzierungsgelder soll einheitlich im ganzen Konzern erfolgen, bei einer Gewinnverteilung nach dem Wert der übernommenen Quoten und dem Stand der entsprechenden Kurse und Aktien. Der Wintershall- Konzern habe diese Einstellung der Zentralisierung zu einem Prinzip gemacht, jo erklärte Geheimrat Rosterg . Die Zentralisierung von Produktion, Abjah und Finanzierung und Ausbau der chemischen Verwertung der Rohsalze im größten Maßstab ist tatsächlich das Merkmal der Wintershall'schen Konzernpolitit.
Die Politik des Antiblocks.
Nur in einem Punkte ist die Parallele zum Anilinkonzern falsch. Dieser Bunkt führt sofort mittenhinein in das von Dr. Sauer im Wilhelm- Sauer - Konzern vertretene Umstellungsprogramm des Antiblocks. Der Anilinkonzern hat nicht, wie die Kaliinduſtrie und besonders der Wintershall- Konzern seine Gewinne auf die Masse stillzulegender und mit Gewinnquoten zu speisender Werke zu verteilen, wodurch die Theorie Rostergs von der billigst mög lichen Preis stellung ein schweres Loch erhält. Hier knüpft Dr. Sauer an mit dem richtigen Einwand, daß durch die Stillegung und die Gewinnausschüttung an die Gewerten der still gelegten Schächte die leberkonzentration so schwere tote Lasten bringen müsse, daß die Organisationsschwierigkeiten der Konzentration zu einem Mißerfolge führen müsse. Dasselbe gelte für den Ausbau von Chlortalium- m a mi mutwerken, der infolge der Beschränktheit der Lager, die Gebundenheit des Standorts an die relativ schnell erschöpften Schächte und den massierten Kapitalaufwand die Mammutwerke wahrscheinlich zu einen für die Zukunft gefährlichen Augenblickserfolg machen werden. Während aber Rosterg wenigstens theoretisch möglichsten Abbau der Inlands- und Weltmarktpreise fordert, schließt Dr. Sauer an seinem Kampf gegen Stillegungen auf Jahre hinaus und gegen die lebertonzentration in jeder Hinsicht die Forderung an, nicht durch gewaltmäßige Breisherabjegungen den Absatz zu fördern und den Nugen der Gewerken und Aktionäre zu suchen, sondern durch eine mäßige Breispolitit, die aber natürlich auf den höchst mög
lichen Preis, eventuell durch ein Weltkalisyndikat abzielt.
Den schärfsten Ausdruck findet die Gegensatzlichkeit der beiden Auffassungen in der Konsequenz, die Rosterg tatsächlich ausspricht, Dr. Sauer aber zwischen den Zeilen deutlich ablehnt: daß das aligejez von 1910 durch die Entwicklung der Verhältnisse überholt und die staatliche Preisbewirtschaftung durch das Kalifyndikat zu beseitigen sei.
Die Intereffen der Gesamtheit und der Belegschaften. Die Frage ist, wie das volkswirtschaftliche Gesamtinter. effe, mie das Spezialinteresse der Belegichaften gegenüber diesem Streit der Interessenten wahrzunehmen ist. Die Schlüssel für die richtige Wahrnehmung des gesamtwirtschaftlichen Interesses in diesem durchaus schwierigen, menn auch hochinteressanten Streit liefert mie immer, wenn privatfapitalistische Interessentengruppen um die zweckmäßigste und für fie gewinnreichste Ausbeutung der Produktions- und Abjazmöglichkeiten miteinander streiten, das, mas fie gemeinsam vor der Deffentlichkeit perIch meigen. Rofterg" will" niedrige Breise tro massenhaften Rapitalaufwands, und Beseitigung des staatlichen Kalisyndikats, kommt aber notwendig zu hohen Preisen, die nach Aufhebung des Kalisyndikats der Bewucherung des Inlandsbedarfs freie Bahn schaffen würde. Dr. Sauer will von vornherein hohe Preise megen der unerträglichen Kostspieligkeit der llebertonzentration für die Fleineren Konzerne und Beibehaltung des Ralisyndikats, tommt aber auch an der Mitschleppung fleinerer Konzerne und ungenügend rentabler Schächte nicht vorbei. Beide jedoch verschweigen, daß die Kaliindustrie nach wie vor im deutschen Inland ein
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K- r.
Wie gemeldet wird, hoben das preußische Handelsministerium und die Berwaltung der Preußischen Bergwerks- und Hütten- 2.- G. den Interessengemeinschaftsplan mit dem Wintershall- Konzern aufgegeben. Die starken Widerstände der Deffentlichkeit gegen den Plan, die u. a. auch zu einer Interpellation im Preußischen Landtag geführt hätten, seien der Grund dazu. Man sei zu dem Entschluß ge= fommen, obwohl man den Grundgedanken des Vertrages für richtig halte; werde aber sich in Zukunft in freier Vereinbarung von Fall zu Fall zu verständigen suchen.- Das ist just das, was auch uns das zweckmäßigste zu sein scheint.
Ausfuhrintereffe gegen Schutzölle.
Die Solinger Stahlwarenindustrie besaß einmal eine Art von Weltmonopol. 3mar wurde an manchem Orte der Erde Ware fabriziert, die der Solinger nachgebildet war, aber im wesentlichen beherrschten doch die Solinger Produkte die Abfazmärkte. Mit der Mechanisierung der Arbeitsleistung wurde diese Monopolſtellung erschüttert. Umstellungen und Anpassungen in der Industrie, verbunden mit der vererbten und überlieferten Handgeschicklichkeit der Solinger Arbeiter, haben trotzdem die Industrie in ihrer Bedeutung erhalten. Als Ausfuhrindustrie von Weltruf erreichte sie im letzten Jahre vor dem Kriege eine Ausfuhrmenge von 59 510 Doppelzentner und einen Wert von 38 Millionen Mark.( Dies, wenn man die Ausfuhrziffern der Position 836a des Zolltarifs von 1902, was nicht ganz richtig ist, als maßgebend für die Solinger Spezialindustrie gelten läßt.)
Es war eine der ungünstigen Kriegsfolgen für die europäische Industrie, daß sich die Fabrikationen Solinger Artikel allenthalben in der Welt ausweiteten, eine größere Leistungsfähigkeit erlangten und sich um Schutzölle mit Erfolg bemühen konnten. Die Märkte der Welt sind heute verschlossener für Solinger Ware, als sie dies vor dem Kriege.maren. Gleich zeitig hat sich die Konkurrenzfähigkeit ausländischer StahlwarenIndustrien erhöht. Zum Teil ringen sie nicht nur auf ihrem nationalen, für fie zollgeschützten Markt mit der Solinger Industrie. Auch unter gleichen Bedingungen treten sie bereits im Erport in Konkurrenz mit Solingen . Man tann nicht gerade behaupten, daß Solingen dabei unterlegen wäre. Nimmt man die deutsche Außenhandelsstatistik der jüngsten Vergangenheit vor, so findet man, daß die Ausfuhrziffern der erwähnten, im wesentlichen Solinger Erzeugniffe betreffenden Zolltarifpofition 836a folgendes Bild ergeben:
1913.. 59 510 dz im Werte von 38 325 000. 1924. 52 312 48 228 000 28 023 25 993 000
Jan./Mai 1925.
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SP
Die Solinger Industrie hat also nicht schlecht abgeschnitten. Beachtenswert ist dabei, daß sie den deutschen Martt so gut wie vollständig beherrscht. Die Einfuhr, die 1913 920 Doppelzentner betrug, hat 1924 nur 229 Doppelzentner und Januar- Mai
1925 215 Doppelzentner betragen. Das ist teine Folge des Zollschutes, den die Solinger Waren auf Grund des bestehenden Zolltarifs genießen( 15 Mt. für Rohware und 24 Mt. für Fertigware pro Doppelzentner), sondern im wesentlichen der MusterDifferenzierung und der allgemeinen Martt- Organisation gedankt. Der geltende Gewichts zoll, der billige und wertvolle Ware mit gleichen Säßen trifft, ist kein Schutzzoll, eher eine zollpolitische Kinderei. Seine jetzt beabsichtigte Erhöhung( auf 20 bzw. 48 mf.) ist keine ernsthafte Angelegenheit. Wenn angenommen wird, daß davon irgendein wichtiges Interesse der Solinger Industrie abhängig wäre, so ist das eine irrige Auffaffung.
Das Interesse der Solinger Industrie liegt andersmo. Steht fie in schwerem internationalen Konkurrenztampf, so nügen ihr nur Vorteile, die ihr darin helfen. Wenn auch die Solinger Artikel solche sind, in denen sich ein verhältnismäßig hoher Lohnanteil präsentiert, deren Materialwert also vergleichsweise nur gering ist, so spielen natürlich trotzdem die Materialpreise eine Rolle. Von dieser Seite her ist die Solinger Industrie unbedingt an billigen Breisen für die von ihr verarbeiteten Materialien interessiert. Materialverteuerung durch Zölle, wie sie jetzt beabsichtigt ist, widerspricht dem Interesse der Solinger Ausfuhrindustrie. Noch wichtiger ist für sie der Abschluß günstiger Handelsverträge, Solinger Ware allenthalben trifft. Ist der jetzt in parlamentarischer welche auf die Abtragung der Zollmauern hinwirken, auf welche die Verhandlung befindliche Zolltarif solchem Zollabbau im Wege( und das ist unzweifelhaft!), so ist er im Sinne der Solinger Industrie schlecht. fähigkeit der Solinger Industrie nur aus dem Freihandel oder aus Vorteile entspringen der internationalen Wettbewerbs einem Zollsystem, das dem Freihandel so nahe wie möglich kommt. Leider ist diese Tatsache aus den Organisationen der Solinger Industrie heraus bisher faum zum Ausdruck gekommen. Die Solinger Industrie- und Handelskammer hat öffentlich gegen die Zollgesetze und das beabsichtigte System der Absperrung vom internationalen Markt( das anderseits auch eine Absperrung des Aus landes gegen deutsche Fabrikáte zur Folge haben muß) noch nicht protestiert. Es ist nur bekannt, daß sie gegen die geplanten Sonderzölle auf Edelstahle zu wirken versucht. Die heutigen Vertreter der Solinger Industrie sind nicht aus dem Holze, dem Vorfämpfer für die weltwirtschaftliche Verflechtung geschnitzt werden. Sie find politisch mit den Vertretern der Schwerindustrie liiert und verzichten aus diesem Grunde auf die Rolle, die ihnen die Belange" ihrer Industrie im gegenwärtigen 3ollkampfe zuweisen. Dafür ist die Solinger Arbeiterschaft um so entschiedener entschlossen, gegen die Zollvorlage anzufämpfen. Als die Trägerin des wahren Fortschritts nimmt fie mit dem Kampfe gegen das deutsche Schutzzollsystem auch den Kampf für die Niederreißung der völkertrennenden Zollmauern des Auslandes auf.
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„ Die Hoffnung, die nur an einem Manne hängt, ist unsicher. Die glüdlichsten Ergebnisse persönlicher Macht laufen Gefahr, nicht von Dauer zu sein. Was würde ferner geschehen, wenn die Grunds lage des ganzen Gebildes ins Wanken fäme?" Gaston Raphael, ein Franzose, der diese Frage noch bei Lebzeiten von Hugo Stinnes stellte( in seinem Buche Le Roi de la Ruhr, Hugo Stinnes . In deutscher Uebersetzung Berlin 1925), hat nicht geglaubt, daß er sobald eine Antwort darauf erhalten würde, die seinen Auffassungen nicht Denn wenn Raphael auch auf manche ganz entsprechen dürfte. schwache Stelle in dem Werke von Hugo Stinnes hinweist, so entspringt seine besorgte Frage doch nicht der Abneigung gegen das System, sondern der Liebe für den Mann. Mit großem Fleiße ist in dem Buche das Material über Stinnes zusammengetragen, aber an zwei Punkten geht er flüchtig vorüber. Er mweiß uns nicht eine schöpferische Idee zu nennen, von der der König der Ruhr" beseelt gewesen wäre, wir hören auch nur wenig über die entscheidende Tatsache, daß der schnelle Aufstieg des Einen nur möglich war durch die eben so rasche Berelendung der vielen Millionen im Kriege und in der Nachkriegszeit. Stinnes war fein Neuschöpfer, sondern ein zusammen raffer. In dem Mülheimer Kleinbürger" wohnten BauernSchlauheit und geschäftliche Nüchternheit, betonte Altväterlichkeit und ffrupellose Ausnugung aller Möglichkeiten eng beieinander. Er hat zur Versorgung des deutschen Heeres Konterbande hereingeführt und zu gleicher Zeit Italien , das schon zum Kriege gegen die Mittelmächte rüstete, Kohle geliefert. Er evakuierte" Behntausende von belgischen Arbeitern nach Deutschland , er duldete feine Maifeier in feinen Betrieben, er billigte es, daß Streits gewaltfam niedergeworfen wurden; das alles hielt ihn nicht davon ab, mit den Gewertschaften „ Arbeitsgemeinschaften" abzuschließen. Er suchte nach dem Kriege alle Verständigungsmöglichkeiten zu verhindern, aber er machte als erster seinen Sachlieferungsvertrag mit den Franzosen , mit einem Berdienst von 6 Proz. netto. Er konnte, wie ein anderer Industrieller von ihm sagte, fein Geschäft stehen lassen, jedes, auch wenn es einem anderen gehört, will er mitnehmen". Er handelte mit Rohlen, Erzen, Eisenerzeugnissen, Chemikalien, Maschinen, Wäldern, Häusern, Holz und Zeitungen; er unterhielt Elektrizitätswerte und Schiffahrts. linien. Nur das größte Geschäft ist ihm entgangen, die Besizergrei fung der deutschen Eisenbahnen.
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Man hat von Stinnes gesagt, daß er ein industrielles Warenhaus betreibe. Aber auch vom Warenhaus verlangt man den logischen Aufbau, die organisatorische Gliederung. Gewiß hat Stinnes davon gefabelt, daß Deutschland ein einheitliches Wirtschaftsgebiet werden müsse, eingeteilt nach Wirtschaftsprovinzen( und mit Stinnes als Diftator). Das aber war, vom fapitalistischen Standpunte aus gefehen, ein Hirngespinnst. Dieses Gebilde ließ sich nur verwirklichen, wenn Stinnes im Bettlauf zwischen Aneignung aller Sachwerte und der Enteignung aller Sachwertbefizer Sieger blieb. So schnell aber auch Stinnes hinter der Inflation herrannte, so hatte diese doch die schnelleren Beine; sie erreichte zu frühe den Punkt, an dem die Geldentwertung an sich selbst zugrunde ging. Die stabilisterte Währung schließlich hat gezeigt, daß auch der Stinnesweise bleiben kann. Wenn zu Lebzeiten seines Schöpfers noch so Konzern nicht außerhalb der Gesetze der kapitalistischen Wirtschaftsetmas wie die private Initiative eines einzelnen darin zu spüren mar, so werden jetzt die Großbanten dafür sorgen, daß nur das nacie Profitbedürfnis des Finanzkapitals zur Geltung tomint.
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llebermensch des Geschäftswesens" gewesen, man habe Raphael meint an einer Stelle feines Buches, Stinnes sei ein in ihm das Symbol jener Großindustrie erblickt, die einen„ magischen Schreden einflößt". Und an einer anderen Stelle behauptet er: Boller Staunen begrüßten ihn die Deutschen als Heiland, der fie zu der Herrlichkeit des Paradieses zurückführen sollte, aus dem fie vertrieben waren. Someit die Arbeiterklasse in Frage fommt, hat sie den König der Ruhr " nie in solcher Weise eingeschätzt. Für fie war Stinnes das Symbol jener tapitalistischen Selbstsucht, die über Leichenberge hinweggeht, ohne mit der Wimper zu zuden. Die zusammenbrechende Wirtschaft der Inflationszeit hat die Arbeiter bewegung geschwächt und zugleich das Auftommen der Rozernfürsten gefördert. Nun aber ist die Zeit gekommen, wo die Arbeiterklaffe fich der in ihr ruhenden wirtschaftlichen und politischen Macht be mußt werden muß. Sie wird mit der Legende aufräumen, als ob ein einzelner als„ Uebermensch", als„ Heiland" die Welt auf eine höhere Stufe der Entwicklung führen tann.
Gegen Boraxzoll und Boraxtrust.
Der Reichsregierung und dem Reichstage ist aus Kreisen der boragverbrauchenden Industrien( Glasindustrie, Emailliermerfe usw.) eine Dentschrift zugegangen, in der diese Interessenten mit der Begründung für die beantragte Einführung eines Bolles auf Borag Stellung nimmt. Es wird darauf verwiesen, daß die deutschen Consolidatet Limited in London im weitesten Umfange Borar Raffinerien sich durch ihren Kontrakt mit der Borag ihrer Freiheit begeben haben, da diesem Trust jämtliche Boragminen der Welt, die den Rohstoff zur Herstellung von Borag liefern, zur Verfügung stehen. Durch diesen Vertrag sind den deut schen Raffineuren eine Anzahl von Ländern, nämlich die Ber einigten Staaten, die Desterreichisch- Ungarischen Nachfolgestaaten, Italien und Frankreich verschlossen. Für Rußland und das übrige Ausland setzt die BCL. die Preise einseitig fest. Die Belgien sind besonders komplizierte Abmachungen getroffen. Für deutschen Firmen sind an diese Preise gebunden.
Die Berbraucher stehen auf dem Standpunkte, daß die Regierung mit der Bewilligung der Boragzölle jenen für die deut. esse der deutschen borarverbrauchenden Industrien erheische dagegen scheri Raffineure so ungünstigen Vertrag befestige. Das InterBorag, die nur erreicht werden könne, wenn gewisse trustfreie ameri die Sicherstellung einer ständigen Belieferung mit fanische Firmen in gleicher Weise wie das Londoner Syndikat zur Belieferung herangezogen werden könnten.
Der Malerverband 1924.
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streicher, Tüncher und Weißbinder Deutschlands " für das Jahr 1924 Der Geschäftsbericht des„ Berbandes der Maler, Lackierer, Ans gibt für das vierte Quartal 1924 einen Mitgliederbestand von 37 237 Bersonen an. Der Bestand Ende 1923 betrug 47 413 Mitglieder. 1483 755,64 M. Die Gesamtausgaben stellen sich auf 903 233,77 m. Es ist also ein Rückgang um 10 176 21,4 Proz. eingetreten. Die Einnahmen belaufen sich für das Jahr 1924 auf Es ergibt sich also ein Gesamtvermögen des Verbandes per 31. Dezember 1924 in Höhe von 580 521,87 m. Die sozialen und Kampfunterstützungen fonnten wieder aufgenommen werden. Die Auss gaben pro Mitglied betrugen im Jahre 1924 bei der Arbeitslosen unterſtüßung 0,38 m., bei der Krankenunterstützung 0,01 m., bei stützung 0,02 m. An Unterstützungen wurden pro Mitglied im der Sterbeunterstügung 0,12 m. und bei der Maßregelungsunter. Jahre 1924 insgesamt 0,53 m. aufgewendet.
trächtlichen Umfang angenommen. In den Malereibetrieben fam Die Arbeitsfämpfe haben im Jahre 1924 einen be. Badierereien, Induſtriebetrieben und Werften zu 490 Bewegungen. es zu 325 Lohnbewegungen ohne Arbeitseinstellung und in den in den Malereien wurden davon 49 209 und in den Lackierereien um. 11 230 Personen erfaßt. Erreicht wurde eine Lohnerhöhung pro Woche, die ungefähr zwischen 4,80 bis 10,31 M. schwankt. In den Malereien sind 12 und in den Lackierereien, Industriebetrieben tamen dafür 1751 Beschäftigte und in den Lackierereien usw. 345 Beund Werften 14 Angriffsstreits zu verzeichnen. In den Malereien schäftigte in Frage. Erreicht wurde in der Malerei pro Woche eine Lohnerhöhung, die zwischen 0,72 und 5,76 M., und in den Lackiere reien ufm. eine Lohnerhöhung, die zwischen 1,72 und 10,26 m. schwankt. In den Malereibetrieben war eine Aussperrung, in den Lackierereibetrieben usw. 69 Aussperrungen zu verzeichnen. Be. troffen wurden davon im ganzen in den Malereibetrieben 421 und in den Lackierereien 1687 Perfonen. Es fonnte u. a. eine Er höhung der Arbeitszeit pro Woche von 3 bis 6 Stunden abgewehr
werden.