Einzelbild herunterladen
 
dleastag 14. Juli 1425
Unterhaltung unö ÄAissen
SeNage ües vorwärts
Der große Wahn. Dos ist tar große Fluch, Daß au» ber größten Trübsal Nie die Menschen lernen. Das ist der große Wahn. Daß sie Erleuchtung hoffen Von erlosch'nen Sternen.
Der erste Kuß.
Die Hölle. Do» Anmz Rokheafelder.
Gegen Morgen erst war der zuletzt eingelieferte Gefangene so weit aus tiefster Niedergfchlagsnheit zu sich gekommen, daß er der .�mangsumgebung Bewußtsein abzuringen oersuchte. Er riß die .l'ände vom Gesicht, löste sich aber in langsamer Borsicht von seinem schmalen Anteil an der Pritsche los, auf der sich Menschen um- schlungen hielten, um dadurch Raum zum Schlafen und Schutz vor der Kälte zu gewinnen. Er zog die Schuhe aus, um ja keinen der Schlafenden zu stören, wenn ihn Unruhe zu Schritten zwang. Wie­viel Gefangene in der Zell  « von normaler Zimmergröße schliefen. ließ sich nicht klar beurtellen. Es mochten wohl ihrer zehn sein, aber l os Auge war nicht scharf genug, um einen Klumpen von Kleidern. Schuhen und Kopfhaaren genau in Einzelheiten zu lösen. Zunächst, bis erwachender Trotz stärker als die Scheu wurde. wagte er nicht, auf Socken den Boden zu betreten, denn dieser war von Schmutz verkrustet und barg Löcher und Risse. Als das Aug erschrocken nach Ablenkung sucht«, traf es auf Wände und Decke von beklemmender Häßlichkeit. Aus dem Atem der Gefangeuea war ein Gewirr von phantastischen Gebilden um die zerrisseneu und zerfressenen Flächen gezogen. Der Blick klammerte sich au die schwarzen Eisenstäbe des hochangebrachten Fensters. Die allein besaßen hier Körperlichkeit alles ander«, die Häftlinge mit ein- bezogen, oerschwand in einer dumpfen Leere des Grauens. Das fahle, summende Gaslicht erhöhte den Eindruck des Gespensterhaften. Wie immer bei Gefangenen, bohrten sich die Gitter in Hirn und Herz, wie immer trieben sie das Blut an die Schläfen, während durch die Brust Brennen und Stechen lief, und noch dem Gesetze der Hast regte sich erst tierische Wut. Es bedurste höchster Selbstbeherrschung, sonst hätte der junge Mensch, der sich zum erstenmal der Freiheit beraubt sah, hart aufgebrülll. Tin Zittern lief über den ganzen Körper, die hervorquellenden Augen wühlten sich in da» schlafende Gewirr und bettellen um Erwachen, aber keiner tat den Gefallen. Zur Dual der Augen gesellte sich das scharfe Aufbäumen aller übrigen Sinne. Es ist immer dasselbe, alles vollzieht sich noch eisernem Gebot, und mit der Geschichte eines einzelnen Häftlings schreibt man die der Gefangenen überhaupt. Das Schnarchen und Röcheln des Menschenknäuels wirkte so abstoßend und roh. daß Haß aus den Blicken des wachen Gefangenen sprang. Er hätte die armen Mitinsassen des Polizeigemahrfams schlagen und treten können, es überkam ihn das Gefühl, als müßte er sie anspeien, ja, er empfand Befriedigung im Erkennen, daß dieses Menschengewürm jeder Willkür des Knechtens preisgegeben war. Wohl erschrak er über die Verworfenheit solchen Gedanken- kreise-, aber er hätte sein Gewissen nicht zu beunruhigen brauchen: jeder Gefangene windet sich zunächst auf diese Weise von Erkennen und Unerttäglichkeit eigener Schicksalsohnmacht los. Dieser schamlos offene und häßlich« Schlaf wirkte auf den vom Gedankensturm Gehetzten empörend und herausfordernd. Er ver« achtete, um nicht von eigener Scham überwältigt zu werden. Dann traten die anderen Sinne in Recht und Herrschaft und halfen. Was war es, das hier so erbärmlich stank? Der große Kübel in der Ecke konnte xs allein nicht ausmachen. Man wußte, warum er die Nase quölle und alles, was der Verstand erkennen und zerlegen konnte, bedeutete hier Ablenkung und Hilfe. Die Men- schen waren es, die die Lust verpesteten. Gestank von Pumpen der Straße, von Fetzen des Asyls. Verdorbenheit und Elend, die körperlich wägbar waren. Wo sind meine Zigaretten? Sie haben sie mir abgenommen! Gerade noch bezwang er sich, um nicht mtt den Fäusten an die Tür zu schlagen. Sein Atem stürmte, jeder Nerv war Zorn und tobendes Aufbegehren, die Füße wirbelten Schmutz in die Höhe. Und dann tat er, was zuletzt all« Gefangenen zu tun pflegen: er, der ein sauberer und verwöhnter Mensch ans gutem Hause war, spähte nach einem Platz auf einer der Pritschen, legte den Kopf unter die Füße eines Asylstromers und preßt« sich an den Körper eines unbekannten Zerlumpten. Da kam es über ihn wie Trost und Befriedigung: er fühlte sich zu einem Ganzen gehörig, empfand den Rausch eines Neuen und Siarken und schlief mtt einem Lächeln auf noch fast kindlichen Zügen ein. Draußen gingen Ausseher, zuweilen mtt den Schlüsseln klappernd. bin und her, aber keiner warf einen Blick durch den Judas, das Guckloch an den schwer verriegelten Türen. Wozu auch? Es lohnte sich wirklich nicht der Mich«. Tagaus, tagein und Jahre hindurch stets das Gleiche: nicht Menschen, auf- gestapelte Ware für den Richter und. wenn schon einmal ein günstiger Wind weht, für den Henker. PoNzeigewohrsam etner sehr großen Stadt im»ulturherzen Europas  . Eine Totenkommer von Lebenden. Leichenschauhaus der noch nicht Gestorbenen. Wer heimatlos ist. verfällt ihm. Wer wohnungslos ist, wird von dan Rädern der Razzien mit erfaßt. Als wohnungslos gilt, wer seinen kargen Mitteln nach in einem bescheidenen Gasthof wohnt. Die Polizei weiß nichts von einem Mangel an Wohnungen und Zimmern: sie Holl in ihrem eigenen Hause viel« Wohnungen bereit, aber es ist ihr nicht darum zu tun. Asyl zu gewahren und Parm- berzigkeit zu üben. Wer schuldlos ist, den stößt sie ärgerlich von sich. Und vernichtet Aest« und Blüten, um eine Raupe einzufangen. Als der sunge Gefangene, der von Beruf Schauspieler war und sich von Tag zu Tag mit Stationen durchschleppt«, folglich auch tag- lich Unterkunft erkämpfen mußte, von wohltätigem Schlaf bezwungen war, leote sich auch die Hölle schlafen. Und es w a r eine Hölle. Nicht das ist es. was erkennbares Grauen bedeutet. Hölle ist Leere. Grenzenlose Leer« als Selbst- verständliches. Wer einmal dem verfallen war. trägt für immer ein Mal das Kainsmal des gesetzlich gebotenen und wie heilige Pflicht ge- übten Brudermords der Gefellschvst. Im schlafenden Nieienlorg des Palizeigewohrsoms verströmte Atem von Jugend Selbständigkeit, Freiheit»nd das Glück des Aermsten: die Achtung vor dem eigenen Menschentum. (Schkvß folgt)
von Ared Aeitz. Knulp lag, das Haupt in Chorlottes Schoß gelegt, ausgestreckt im Grase. Ein milder Abend war über ihnen, und vor ihnen die ; unendliche Wette eines wogenden Kornmeeres, aus dem sich in der Ferne, wie eine wartende Fischerflotte, die roten Dächer eines kleinen Dorfes hoben. Am Horizont stand eine Mühle, deren Flügel longsam in den Himmel griffen. Rur   da- Streichen des Windes und ab und zu der Schlag eines Buchfinken tönte durch den Wald, an dessen Rand« ste saßen. Zur linken Hand blendete in leuchtenden gelben Farben ein Lupinenfeld, das einen süßen Dust in die Stille goß. Die beiden Menschen waren gebannt und reglos. Sie saßen wie vereinigt zu einem großen Warten, das in tausend Farben vor ihnen stand. Das Worten auf irgend etwas, das sie schon erlebt und von
Das Rafiermeffer.
Die Deukfchaalionalen werde« nicht froh. Sie sitzen in allen Abstimmungsfragen. Das Schwert des Damokles unterm Pops: Wann wird das ZNesfer zusannneaschlagen? Das wird ein zweifelhaftes vergnügen! Wenn die Steuerlasten erst oben liegen! Dan« sieht man sicher zur Rechten und Linke» Eine traurige Hälfte hinuntersinkeu!
dem sie wünschten, daß es zn ihnen zurückkehren möge. Einmol, zweimal, ach, unendliche Male. Knulp sprach es aus. Er rief mtt leisen Worten die Erinnerung herbei:»Weißt du noch... damals... vor zwei Iahren war es wohl... als ich oben in meinem Zimmer lag... im Bett... so schwer krank. Als das Blut in meiner Brust brodelte und dann über die Lippen sprang, in einem feinen, dünneu Bogen da» blanke Lelfcn! An einem Nachmittag war es... wir hatten einen Strett gehabt und hatten Abschied genommen, ohne uns anzusehen. Was sollte auch wetter sein, wir wußten noch nichts von uns. Wir waren eigentlich Fremde. Aber ich hatte dann meine Mutter hinter dir hergejagt sie hatte dich nicht mehr erreichen können. So schnell hottest du das Haus verlassen. Am anderen Tage wolltest du auf große Fahrt gehen mit Erna.... wie nannten wir ste doch?... Ach richtig: das Seelchen! Ihr wolltet in den Schwarzwald  . Du, das wäre ein Abschied für immer gewesen. Mein Leben ging dahin wie letztes Wasser, das vom Berggipfel fällt und dann dahin ist, eingesogen von der Erde. Das Sterben sollte angehen.... fast hätte ich mich ihm ergeben. Ader dann... dann hatte sich in inir etwas aufgerichtet: der Trotz gegen den Tod und die Liebe zu dir! Nach der Schelle hatte ich gegrissen und nach meiner Mutter geläutet. Die Schelle stand imnier aus dem kleinen Tisch neben dem Bett, weil ich doch zum Rufen zu schwach war. Und dann habe ich meine Mutter zum Postamt geschickt mtt einem Rohrpostbrief. Der sollte dich rufen. Und du kamst. Am anderen Nachmittag. Jede Minute habe ich gezählt. Die Zeiger auf dem Zifferblatt der Uhr, die über dem Bett Hinz, habe ich verfolgt, wie ste langsam wetterrückten. So longsam rückten sie... Tick und Tack.... Hin und her schwang der blank« Messingpendel, wie«in goldener Ball. Aber dann die Uhr schlug! Eins, zwei, drei, vier! Die Zett war da. Und nach einem Weilchen klopfte es an der Tür. So leise wie der Herzschlag eines jungen Mädchens. Das warft du! In einem weißen Kleide standest du auf der Schwelle. Schrittest aus mich zu und gabst mir die Hand und sagtest mir ein liebes Wort zum Gruß. Dann hast du dich an das Fenster, mir abgewandt, gesetzt, und ich mußte dich erst bitten, doch näher zu kommen. Du gingst zum Sofa, das meinem Lager gegenüber stand, und bliebst dort ernst und schweigend sitzen. Es fiel dir olles so schwer, und ich verstand dich. Und wieder mußte ich dich bitten. Ich bat und bat. bis du neben mir saßest und ich deine Hand greifen konnte. Lange durftest du bei mir nicht bleiben. Du mußtest fort mit dem Zug. Hin zum Schwarzwald  . Du er- zähltest mir von eurem Plan, den du mit Scelchen aufgestellt hattest. Wir erzählten Mancherlei. Aber in mir, ganz in meinem Innern, fraß dunkler Schmerz, bäumte sich wild das hoffende Ich. Auf was hoffte ich? Aus die Versöhnung mit dir! Wenn ich dich hatte. hatte ich das Leben! Das wußte ich, dieses Wissen war der einzige Grund, auf dem ich stand. Und dann mußtest du gehen. Die Uhr schlug wieder, und der letzte Schlag war wie ein Hieb auf die Schläfen. Das Herz erstarrte. Du standest vor dem Spiegel und setztest den Hut auf. Ein paar Minuten, und dann würdest du fertig sein. So rechnete ich. Und dann wäre alles vorbei. Alles...! ..Charlotte!"' rief ich. Ein fragendes:»Ja?" klang zurück. Nur mit deinem Namen antwortete ich wieder. Und du tratest an das Kopfende meines Bettes von hinten auf mich zu, und ich schlang schnell meine Arme um dich und zog dich fest an mich. Ich küßte dich! Den ersten Kuß gab ich dir! Ach... was sage ich... einen Kuß!» Unaufhörlich küßte ich dich, und du warst ganz verwirrt und machtest dich frei und warst verwirrt mit deinem Haar und deinem Hut und standest wieder vor dem Spiegel. Ich hörte nur aus deinen raschen Atem und war plötzlich glücklich und selig und liebkoste fast das Bett, in dem ich liegen würde ganz still, In dem ich warten wollte, bis du wiederkamst. Als ein Genesender wollte ich dich empfangen, so, ein Gesunder wollte ich sein, wann du aus dem Schmarzwold zurückkehrlest. Es kam aber viel, viel anders. Freund Hein wallte mich nicht laufen lassen, und es war ein zöber. langer Kampf, in dem ich manchmal am Boden lag. Aber ich hatte dich du warst an
meiner Settel»Kopf hoch. Knulp! Wir wollen leben und wir werden leben!" Auf einen kleinen Zettel hattest du die Worte ge- schrieben. Man hatte ihn mir in etner Nacht, in der es sehr schlimm mtt mir stand, gebracht, weil du selbst nicht kommen konntest. Und wir siegten. Wir besiegten den Tod. Stark und mutig warst du in unserer Not, die uns oft abgrundtief erschien. Viel haben wir erlebt miteinander. Höhen und Tiefen des Leides und der Freude sind wir gemeinsam durchwandert. Hand in Hand, Herz neben Herz bis zum heutigen Tag. Bis zu dieser Stunde, in der du meine Geliebte geworden bist. Blut ging in Blut. Groß, Herr- lich und glühend wie das Abendrot, dessen Feuer den Horizont um- säumt, war diese Stunde. Horch der Buchfink schlägt. In keines Mädchens Schoß Legt mein Haupt. Du bist meine Geliebte. Du bist meine Frau. Und ich, Knulp, bin ein Mann geworden. Der Jüngling zersplttterte..... Das war unser Weg vom ersten Kuß bis zu dieser Stunde. Kow">, gib mir den ersten Kuß, der der Ewigkeit gilt!"
Schillers Lotte über ihren Mann. Charlotte von Schiller   hat nach dem Tode ihres Mannes ganz seinem Andenken gelebt, und wie die Ehe, die sie mit dem Dichter geführt hat. das Idealbild einer deutschen Häuslichkeit war, so ist auch ihre WiÄvenschast ein hohes Borbild für jede Frau, die am ihren Mann trauert. Ein wundervolles Zeugnis für dieses ganz der Erinnerung geweihte Leben swd die Briefe Charlottes an Cotta, den treuen Freund der Familie, die jetzt in dem soeben bei Cotta erschienen Särnrnslband»Briefe an Cotta" gtmt erstenmal ver- öffentlicht werden. Der erste Brief erzäblt Cotta von der letzten Krankheit Schillers. Am 6. Mai 180? glaubt sie eine Besserung melden zu können:»Heute früh und diese vorige Nacht war es noch sehr, sehr beunruhigend, denn es hatte sich ein heftiger Krampf auf der Brust eingestellt, der uns mit der trockenen Hitze sehr Angst machte. Diesen Ncchrrnttog aber hat Schiller ein Kräuterbad genommen, worauf er gleich Linderung spürte. Der Husten ist sehr mäßig diesen Abend. Schiller   hat aufs neue Glauben an seine Gesundheit und gute» Mut." Schillers Tod meldete Lottens Schwager von Wolzogen am 12. Mai an Cotta:»Gestern abend erfuhr ich in Auevstädt, daß Schiller tot sei. Sein Tod sei sanft gewesen. Man hat ihn geöffnet «rnd sonderbare Desorganisation in seinem Innern gesunden. Die Teil« der rechten Seite konnten keine Funktion mehr leisten, nur mtt dem linken Lungenflügel atmete er, und dieser fing sich schon an zu verwachsen. Sein Kopf ist noch vor der gänzlichen Zerstörung abgeformt worden, und Iagemann soll eine vortrefflich« Zeichnung von ihm. sterbend auf dem Kopfkissen, gemacht haben." Lotte fand sich schwer in ihr« Einsamkeit. Noch am 9. Februar 1809 schreibt sie:»Hier, wo ich alle theatralischen Gestalten so gut kenne, und die Erinnerung mir so lebendig wird an alles, was Schiller bei der Aufführung seiner Stücke leistete, kann ich kein Stück von ihm sehen. Da ist es mir zu ergreifend. Nur ganz«infam kann ich seine Stücke lesen, aber da ist es mir auch der höchste Genuß, und ich sichle die heilige mir nie entweichende Näh« dieses geliebten Geistes mtt Trost. Wir können ihn nicht verlieren, wenn wir uns selbst treu bleiben und die Stimme immer aufzufassen vermögen, die so gewollig in unserem Innern sich ausspricht." Eifrig betreibt sie die Ausgabe seiner sämtlichen Werke, di« Schillers Lebensfreund Körner übernommen hatte. Don Körners Eignung zu diesem Werk schreibt sie:Ich gestehe, daß ich wohl glaube, daß Körner Schiller am besten in der Welt kennt, weil sich beide in einer Periode ihres Lebens fanden, wo die erste Jugend- bildung schon vorüber und der Geschmack wie das Urteil sich ge- läutert. Auch war das völlige Bertrcmen da, das bis an das Ende sich gleich blieb, und dies bürgt mir für feinen reinen Ursprung. Auch ist es ein sehr wichtiger Zettpunkt für Schiller  , da er zuerst in einem fremden Lande lebte, wo doch die Houpümsichten und Forderungen verschieden sind von dem Lande seiner Jugend. Seine eigene Lage, der Kampf mit so vielen Hindernissen hatte Schiller mehr noch gebildet als seine früheren Umgebungen, und diesen Weg des Geistes machten seine schwäbischen Freunde nicht mit." Ein andermal schreibt sie, daß nur Körner, Goethe und Wilhelm von Humboldt Schiller recht verstanden hätten. Mit Rührung liest sie auch den Abschnitt über Schiller   in dem Werk»Ueber Deutschland" der Frau von Stael:»Daß eine Fremde, eine in so vielen Ansichten ganz verschiedene Natur, so viel von Schillers hohem Wefon ahnen konnte, ist sehr interessant, und ich sehe wie durch einen reinen Spiegel diese G estall vor mir stchen." Als sie 1810 eine Reise nach Schillers Heimat macht, besucht sie in Manrcherm den Geheimrat Klein,»Schillers ältesten Freund":»Dieser zeigte mir im Theater seinen Platz! Es war mir so ein traurig wehmütiger Anblick! Und doch sind mir diese Erinnerungen so lieb, und ich lebe doch nur am liebsten darin, dort wurden die Räuber zuerst gegeben diese ganze Gegend erfüllt mich so recht mit Sehnsucht nach dem, was ich verlor." In Stuttgart   steht sie vor Dann eckers Büste:»Di« Erinnerungen der Vergangenheit haben durch dm Anblick von Schillers Büste, die einzig ist, einen wahren tröstenden Charakter angenommen: es ist, als hätte fem Geist zu mir gesprochen aus einer höherm Region." 1816 findet sie zum erstenmal dm Mut, in Jma ihren ehemaligen Gartm auszisuchen, in dem so schön« Zetten der jungen Ehe verflossen:»Er ist mir hier so geistig nahe, gar freundlich und tröstend erscheint mtt ost sein Bild! Aber auch mtt mehr Sehnsucht ist der Gedanke an ihn begleitet, denn ich war ohne ihn noch nicht so«ine irnunierbrochme Zeit hier. Die Szmm der Kindheit meiner Söhne erwachen so lebendig wieder in meinem Gedächtnis, und es ist mir, als könnt ich ihnen hier mehr von dem geblieben Dater noch erzählen." 1823 schreibt ste ans Rudolstadt  an Cotta:»Was Schiller und Goethe geleistet haben, wird niemand wieder so hervorbringen. Jetzt würden beide Freunde sich vevstärtt haben und weiter fort geschritten sein, wenn sie zusammen gewivkt hätten. Schiller   war wohl der belebende Geist, der Goethe auch anregte, manches Schöne und Große aus­zusprechen. Durch seine Nähe und Einfluß wurde manches reiner uiid erhebender, wie fein eigenes Gemüt immer mehr sich über di« Well erhob. Hier, wo ich Schiller   zuerst recht kennm lernte, wird mir die Erinnerung seines Lebens und Wirkens immer aufs neue lebendig."__ Wie lange braucht mau. um aus eine Milliarde zu zählen? Zunächst wollen wir uns die Zett einteilen. Bon den 24>ttlchen Stunden gehen sieben zum Schlafen und zwei für die Mahlzeiten und Erholungspausen ab. so daß IS Stundm zum Zählen bleiben. Bei guter ZunKnfertigkeit kann man in der Minute auf 140 zählen, in einem Tag also auf 126 000. Nach acht Tagen ungefähr hat man die erste Million erreicht. Die Milliarde wird erreicht nach 7937 Tagen, also in 21 Jahren und 9 Monaten. Dies ist eine Zett, die selbst für die zungenfertigste Zählerin ausreichen wird, um in der Zwischenzeit Großmutter zu werden. Das wachslnm der Eittnbahnen. Angesichts der Totsache, daß die Eisenbahn in diesem Jahre bereits auf ihren hundertsten Ge­burtstag zurückblicken kann, ist es interessant, festzustellen, mit welcher Schnelligkeit sich das Schrenennetz dieses uns heut unentbehrliche« Berkehrsmittels ausgedehnt hat. Im Jahre 1840 betrug die Länge der Eisenbohnen der Well nur 7700 Kilometer. 1870 waren es schon 210 Mi Kilometer. Im Jahre. 1900 sind wir bereits bei>800 000 und 1910 bei 1 500 000 Kilometern angelanfft. Heute nähern wir uns der zweiten Million, unö eine weitere Ausdehnung ist mit Sicher- hrst zu erwarten: an Raum fehlt es nicht, am allerwenigsten in einem großen Teile Asiens  , Africa? und Sudamerttäs, wo die Eisenbahn erst in sehr bescheidenem Umjange Fuß gesoßl hat.