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moralische Entspannung, die durch die deutschen   Regierungs­vorschläge vom Februar in fast allen Kreisen Frankreichs  hervorgerufen worden ist, wird wieder von einer Welle des Mißtrauens, des Zweifels, überspült.

Inflationsgewinne auf Staatskosten.

Ein neuer Stinnes- Skandal.

W

Trotz mehrfacher Anfragen ist es nicht gelungen, nähere Einzelheiten über den Verkauf eines Hafengeländes zu er­langen, das der Stinnes Konzern   in der Inflation vom Reich erworben und jetzt an den Hamburger   Staat veräußert hat. Vom Staate Hamburg   selbst wurde das Ge­schäft in folgender Form bestätigt:

Nach längeren Verhandlungen hat der Hamburger   Staat die Aktien der Gesellschaft für Erwerb und Verwertung von Industrie­und Hafengelände zu Neuhof erworben. Die Aktien der hier ge­nannten Gesellschaft waren im ausschließlichen Besitz der Stinnes­Delhandelsgesellschaft- A.- G. Damit hat der Staat 500 000 Qua dratmeter baureifes Gelände erhalten.

Wie eine Hamburger   Korrespondenz weiter mittelt, be­trägt der Kaufpreis 4,6 millionen Mart. Angeb­lich ist der Erwerbspreis des Stinnes- Konzerns nicht höher als 400 000 M. gewesen.

Demnach hat der Stinnes  - Konzern an dem famosen Ge­schäft mit Hilfe der Reichs- und Staatsorgane sowie unter Ausnutzung der Inflation volle 4,2 millionen Mart auf Kosten der Allgemeinheit verdient!

Die Stüßungsaktion der Großbanken für den Stinnes­Konzern, an der bekanntlich die Preußische Staats bant beteiligt ist, erhält dadurch ein neues Geficht. Sie ist da sie die ,, langsame Abwicklung" der Verpflichtungen der Stinnes- Gruppe garantieren soll nichts anderes als eine Attion zur Sicherung der Inflationsgewinne dieses Trustes, und zwar mit Reichs- und Staatsbant­

frebiten!

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Das ist um so skandalöser, als bekanntlich die Rechtsparteien jede steuerliche Heranziehung der Inflationsgewinne zur Schaffung von Mitteln für die Aufwertung verweigert haben, daß fie ferner die Vermögenssteuer, die wenigstens teilweise auch die Inflationsgewinne faffen könnte, abbauen! Rent­ner und Arbeiter bezahlen also mit Aufwertungs­verzicht und höherer Steuerbelastung das Geschäft, das hier mit Hilfe von Staatsorganen und öffentlichen Banten auf ihrem Rücken gemacht wird.

Es ist Zeit, daß sich einmal der Reichstag der Sache an­nimmt. Eine standalösere Berquickung von Staat und Privat geschäften der Interessenten zum Nachteil der Allgemeinheit ist wirklich nicht mehr gut denkbar!

Die revolutionären Landwirte.

Es scheint so als wenn die scharfen Auseinandersetzungen über die Zollfrage nicht ohne Einfluß auf das Gemüt unserer Landwirte bleiben. Das laffen zwei Entschließungen erkennen, die fürzlich von dem Kreislandwirtschaftsverband Hohenstein in Ostpreußen   und dem Kreislandwirtschaftsverband Osterode   in Ostpreußen   an­genommen wurden. In der ersten Entschließung heißt es u. a.:

Wir verlangen deshalb Zölle so wie sie in der Dentschrift des Reichslandbundes nicht nur gefordert, sondern als unbedingt notwendig bewiesen worden sind. Mit Gewalt werden wir uns unser Recht zu verschaffen wissen. Die zweite Entschließung flingt in den folgenden Sahaus:

Bevor die Landwirtschaft zugrunde geht, ist es ihr nicht zu verbenden, wenn sie, zum Aeußersten ge trieben, zur Selbsthilfe greift."

Das find ganz niebliche Töne. Ein Kommunist fönnte taum andere hervorbringen. Haben die genannten Kreis­vereine garnicht überlegt, welchen Bärendienst sie mit ihren Ent­schließungen den Landwirten geleistet haben? Nun ertennt man

Katastrophen im Weltenraum.

Die amerikanischen   Sternwarten berichten über die Beobachtung eines neuen, bisher unbekannten Sternes. Von Zeit zu Zeit werden derartige Sterne von irgendwelchen Astronomen gesichtet, bleiben eine Zeitlang am Himmel, zum Teil als Sterne zweiter und dritter Ordnung, mit ungeheurem Licht und verschwinden dann wieder entweder völlig oder bleiben als fleine Lichtpünktchen zurüd, nach dem sie Tage oder Wochen am Himmel als Sterne hervorragendfter Ordnung geleuchtet haben.

Das hervorragendfte Beispiel dafür ist der berühmte neue Stern, ben der dänische Astronom Tycho de Brall am 11. November 1572 auf seinem Observatorium gesichtet hat. Dieser Stern war zuerst so ungeheuer hell, daß er sogar bei Sonnenschein am Tage noch fichtbar war. Aber die Herrlichkeit dauerte nicht lange, denn schon nach siebzehn Monaten war er verschwunden, nachdem er allmählich immer mehr abgeblaßt war. Aehnliche Mitteilungen haben wir aus dem Altertum, wo schon der berühmte Hyparch im Jahre 123 n. Chr. im Sternbild des Storpion plößlich einen neuen Stern entdeckte, und die jüngste Erscheinung dieser Art ist der berühmte Stern Norva Bersei, der am 21. Februar 1901 von dem schottischen Astronom Anderson entdeckt wurde. Auch dieser Stern ist jetzt nur noch sehr schwach. Der neue Stern, der soeben von den großen Sternwarten Amertias nach Zeitungsmeldungen gesichtet wurde, reiht sich diesen Erscheinungen an.

erst recht, daß der ganze Zollkampf dieser Reise nichts anderes als eine ausgefprechene Machtfrage ist, und die schönen Worte von der Zurückstellung des eigenen Ichs hinter die Interessen der All­gemeinheit nur leere Redensarten sind, die in dem Augen blick jede Bedeutung verlieren, wo man sich selbst danach richten soll. Im übrigen eine Frage: Würden die Landwirte eine Entschließung der Landarbeiter oder des Deutschen   Landarbeiter- Berbandes, in der von Gewaltanwendung die Rede ist, auch so hin­nehmen, wie die Entschließung der beiden Kreisvereine des Land wirtschaftsverbandes Ostpreußen   hingenommen werden sollen?

KPD.  - Schwund.

Begleitmusik zum Parteitag.

Bitterfeld  , 13. Juli.  ( Eigener Drahtbericht.) Der Betriebs­ratsvorsitzende des 3shorne wiger Wertes Gustav Boigt, ratsvorsitzende des 3schornewiter Werkes Gustav Voigt, feinen Austritt aus der KPD.   erklärt. Er begründet das mit folgen der lange Jahre der kommunistischen   Partei angehörte, hat jezt

dem Schreiben:

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Mit dem heutigen Tage veröffentliche ich meinen Austritt aus der Kommunistischen Partei. Nach jahrelanger, inten fiver Tätigteit für dieselbe, wobei ich Existenz, Fami lie und Freiheit aufs Spiel gelebt habe, hielt es diese Partei nicht für notwendig, in einer Anklage gegen mich wegen Breffevergehens einen Rechtsschutz zu stellen. Der Vorstand der Ortsgruppe Bschornewiß, die Gesamtfraktion der Gemeinde vertretung und der Rote Frontkämpferbund   hatten die Bezirksleitung Halle energisch ermahnt, den Rechtsschutz zu stellen. Ein glattes Nein. Durch einen günstigen Umstand wurde die erste Verhandlung vertagt, ich wandte mich persönlich an den Unterbezirksleiter Hugo müller mit dem Ersuchen, einen Rechtsschutz für mich zu er mirten; ergebnislos. Wäre es Herr Scholem   oder die tempera­mentvolle Frau Ruth Fischer   gewesen, dann hätte man sicher drei Rechtsanwälte dirigiert. Ihr Funktionäre, die ihr die Parolen aus­führen müßt, um als gute Genoffen zu gelten, bezahlt den Rechts­ichuz boch selbst! Ihr seid ja auch eine großen Kanonen, trotzdem ihr die gefährliche Kleinarbeit leiſten müßt. An euch handelt man nach dem Motto:" Erst laßt ihr die Armen schuldig werden, dann überlaßt ihr sie der Bein." Ein jeder Funktionär dieser Partei, welcher meine Tätigkeit für die Partei beurteilen fann, möge aus diesen Zeilen eine Lehre ziehen. So spielt die KPD.  , deren große Kanonen" sich, wenn Gefahr droht,

forgiam im Hintergrund halten, mit ihren einfachen Barteigenoffen. Kommen diese auf Grund ihrer tommunistischen Barteiarbeit mit den Strafgesehen in Konflikt, dann überläßt man sie ihrem Schicksal. Eine solche Partei hat das Recht verwirft, fich Arbeiterpartei zu nennen.

Es bleibt also festzustellen, daß wieder einmal einer der treuesten KPD.- Anhänger an seiner eigenen Partei verzweifelt ist. Wenn der Verzicht, sich von Scholem  , in Gemeinschaft mit Ruth Fischer   befehlen zu laffen, im bisherigen Maße die KPD  . weiter greift, dürfte auf die Dauer nur noch ein Häuflein minderjähriger Jünglinge übrigbleiben.

Zölle auf Werkzeug.

Die Bedrohung der Handwerksintereffen. Im Handelspolitischen Ausschuß, tn dem gestern ein verbiffener, wenn auch stiller Kampf wütete, ist heute wieder Ruhe und Frieden eingefehrt. Die Schwerindustrie und die Fertigindu strie haben sich wiedergefunden. Die Pofitionen, um die heute gefämpft wird, interessieren sie nicht in dem Maße, wie das bei den gestern verhandelten der Fall war. Heute besprach man die Pofitionen, die landwirtschaftliches Wertzeug, Wert­zeug für das Handwerk und Maschinenteile für die Textilindustrie betreffen. Unsere Genossen, die bei der Be sprechung auf die Gefahren für die genannten Berufe eindringlichst hinwiesen, blieben troßdem allein. Die Handwerksvertreter und die Bertreter der Landwirtschaft blieben mit der Industrie und den Groß­agrariern absolut solidarisiert. Sie hoffen, daß von dem reich ge­deckten Zolltisch für die ganz Großen doch etwas für sie abfallen wird. Genoffe Dißmann machte darauf aufmerksam, daß die Kleineisenindustrie für große Bezirke in Deutschland   die eigentliche wirtschaftliche Basis darstelle. Das Bergische Land  , die Gegend um Schmalkalden   und ein Teil Oberschlesiens   werden von der Kleineiseninduſtrie ernährt.

mar.

Abgestandene Possendramatik.

Im vorigen Sommer lernte ich in einem medlenburgischen Dorf einen wunderlichen alten Flickschuster kennen, der nach übereinstimmen­dem Urteil seiner Frau und entfernteren Familienmitgliedern vertrottelt Als er zufällig von meiner theaterkritischen Tätigkeit hörte, übergab er mir in gläubiger Zuversicht das mühsam gefrigelte Manuskript eines selbstverfaßten Lustspiels, mit der Bitte, es an einem Berliner   Theater unterzubringen. Bei meinen Beziehungen zum Theater würde es sicher nicht schwer halten. Das Stüd war albern. Ich gab es ihm zurück und sagte: Mein Lieber, so wie Sie hat man vor dreißig bis vierzig Jahren geschrieben. So was nimmt heute fein Theaterdirektor mehr an. Aber wenn Sie die Sache zum Stiftungsfest der freiwilligen Feuerwehr oder so aufführen lassen, werben Sie bestimmt großen Erfolg haben.

Ich habe dem armen, alten Mann Unrecht getan. Es gibt doch noch Direktoren, die an überlebtem Zeug Gefallen finden. Das Schwantlustspiel Mohrenwäsche" von Loni Impefoven und Karl Mattern, zu beffen Begutachtung gestern die Goethe- Bühne" eingeladen hatte, ist noch alberner als das Stück des Dorfschufters. Die Mohrenwäsche" ist ein unglaublich ödes Machwert nach dem Muster abgestandenster Boltsstücke, beffen Haupt­figuren, früher Schlosser und jetzt fagenhaft reiche Schieber, fich so idiotisch benehmen, daß sie von einem Amateurdetektiv gründlich über den Löffel barbiert werden. Sonderbarerweise erregt der lang­weile Schmarren dank seiner flobigen Romit bei einem Teil des Publikums johlenden Beifall. Die Darsteller passen sich dem Vor­Welches ist nun die Ursache zum Erscheinen solcher Sterne, und ſtadttheaterniveau der Posse durchaus an. Ihre Hauptstärke besteht welches ist die Ursache zu ihrem Absterben? In dem ungeheuren in Klamottenfomit. Aus dem Mittelmaß ragt Urfel Stein heraus, Weltenraum ist durchaus nicht dafür gesorgt, daß jeder Stern seine die der Sommerdirettor Berthold aus seinem verfloffenen Steg­eigene Bahn zieht, sondern es ist möglich, daß zwei Sterne fich auf lizer Schloßparttheater in die Goethe- Bühne" verpflanzt hat. Sie ihrer Bahn begegnen. Wenn diese Sterne nun bereits dunkle Körper beligt erstens eine bemerkenswerte mimische Unfähigkeit und zwei­sind, d. h. wenn sie bereits völlig erfaltet sind, und nicht mehr leuchtens einen Sprachfehler, mit dem es ihr gelingt, 75 Broz. ihrer Rolle ten, dann fönnen wir ihre Bahn nicht beobachten, zumal es sich dem Verständnis zu entziehen, was bei der Langweiligteit des Tertes meist um Weltenkörper handelt, die viele tausend Lichtjahre von zum Vorteil der Posse ausschlägt. Dgr. uns entfernt find. Sowie aber zwei derartige dunkle Körper auf­einanderstoßen, dann kommt einer von den beiden oder beide durch den ungeheuren Anprall durch Verbrennen zum Leuchten. Sind es run sehr große Weltenmaffen, dann werden sie als helle, leuchtende Sterne so lange erscheinen, als die Masse glüht. Ist aber der Ber­brennungsprozeß vorbei, dann beginnen fie allmählich wieder zu verblassen und entschwinden meist ganz. Der neue Stern, der jegt gesichtet wurde, soll nämlich in einen Meteorenschweif gekommen sein. Auch diese Erklärung für das Auftauchen neuer Sterne ist möglich, denn wenn dieser dunkle Körper in einen Schwarm von Meteoriten gerät, so wird er durch den ungeheuren Aufprall un­zähliger fleiner Weltförper gleichsam zum Leuchten kommen. Man dürfte fich also die Entstehung dieses neu beobachteten Sternes auf Diese Weise erklären, daß die Meteore auf den Stern aufgeprallt find und dadurch den bisher dunklen und ohne Eigenlicht durch den Weltenraum wandernden Himmelstörper zum Leuchten gebracht haben. Es handelt sich dabei um aanz ungeheure fosmische Kata­strophen, die wir uns auch nicht entfernt vorstellen fönnen und wo­gegen die Erplosionen auf der Sonne, die für uns bereits eine un­porstellbare Gewalt haben, ein Säufeln zarter Lüfte darstellen.

Der englische   Blutübertragungsdienst". Bor etwa fünf Jahren organisierte die Chamberwellsektion des englischen Roten Kreuzes eine Art Freiwilligenforps von Leuten, die sich bereit erklärten, jederzeit in einem Londoner   Hospital ihr Blut zu vergießen zugunsten eines transfusionsbedürftigen Kranken. Dieses Korps ist nun 250 Bersonen start, und die Veranstalter hoffen, die Zahl zu verdoppeln. In diesem Jahre find 180 der Freiwilligen zu Operationen berufen worden. Unter ihnen befinden sich Frauen und Männer von 18 bis 65 Jahren. In der Regel bringt das Blutopfer" seine beträchtlichen Beschwerden mit fich. Besonders viele Freiwillige stellen die Rovers", die ältern Brüder der Pfadfinder". Der Dienst ist so organisiert, daß bei dringendem Anruf von einem Londoner   Kran­fenhaus ein Freiwilliger fofort per Droschte anfahren kann. Die Organisation bezahlt die Ausgaben der Freiwilligen, aber nichts darüber. Es wird versichert, daß im allgemeinen Frauen bessere Batienten sind als Männer, sie sollen vor Beginn der Abzapfung weniger furchtsam sein. Neuerdings wird die Bluttransfusion zur Anregung der Bitalität bei schweren Operationen viel verwendet,

Die Interessen diefer Landftriche werden aber glatt dem Profit­hunger der Großinduftrie geopfert.

Man verteuert das Rohprodukt, ohne daß dazu ein zwingender Grund vorliegt und gibt dafür das trügerische Aequivalent eines Schutzzolles, der gar nicht benötigt wird. Dafür erreicht man aber eine Berteuerung der landwirtschaftlichen Produktion und des hand­werklichen Produkts, die letzten Endes auf die Verbraucher abge­Notwendigkeit des Schußes gegenüber Defterreich ist bei Betrachten wälzt wird. Die in der Begründung der Regierung angegebene der tatsächlichen Verhältnisse absolut unzulänglich. Sie entbehrt nebenbei nicht eines interessanten politischen Beigeschmacks. Genoffe Biefter behandelte die Bollerhöhungen auf Nebenprodukte des Tischler und Schlossergewerbes. Bei diesen Artikeln handelt es sich um reine Ausfuhrgegenstände. Es ist uns unerfind­lich geblieben, was hier ein Einfuhrzoll für eine Wirkung haben soll, wenn nicht abfichtlich eine Belastung des inländischen Konjums her­beigeführt wird. Wesentlicher sei, das dürfte zu den ersten Aufgaben des Wirtschaftsministeriums gehören, dieser fleinen Industrie billige zu machen. Rohstoffe zur Verfügung zu stellen, um sie dadurch innerlich gesund

Genosse Krüger- Merseburg machte bei einer Besprechung der Pofitionen Drahtwaren auf die unmögliche Zusammenfassung fam. Die Regierung versprach darauf eine Besserung im neuen der verschiedenartigsten Artikel innerhalb einer Nummer aufmerf Tarif. Es war nicht sehr verwunderlich, daß bei der parteipolitischen Bindung, die die Sandwerter mit der politischen Reaktion ein­gegangen sind, ihr Vertreter, der Handwerkersynditus Wienbed auch im Ausschuß die materielle Berbundenheit mit der Großindustrie öffentlich demonstrierte. Die Handwerker werden sich merken müssen, daß ihr Abgeordneter im Reichstag dafür eintrat, daß ihr Hand­wertszeug und ihre notwendigen Bedarfsgegenstände verteuert werden, daß dadurch die Absahmöglichkeiten ihres Produktes außer ordentlich erschwert werden. Mit großem Nachbruc wies in diesem würdige Haltung der landwirtschaftlichen Bertreter hin, die ohne Zusammenhang auch der demokratische Abg. Lemmer   auf die mert einen Mud sich die Bollerhöhung auf ihre Hilfsmittel gefallen lassen. Welche Tendenzen bei Schaffung der Vorlage maßgebend waren, stellte Genosse Beine an einem Beispiel treffend fest. Die Gewerkschaften und Genossenschaften hatten durch das Außen­ministerium den Antrag gestellt, durch Vertreter bei den Handels­vertragsverhandlungen die Stellungnahme der Arbeiterschaft dar tun lassen zu können. Der Wirtschaftsminister hat ohne irgendeine Begründung die Zulassung von Vertretern der Genossenschaften und Gewerkschaften abgelehnt.

Bei der Abstimmung funktionierte der Ablehnungsauto­mat der bürgerlichen Parteien wieder ausgezeichnet. Alle Anträge auf Bollfreiheit oder Ermäßigung, die von der Oppofition gestellt waren, wurden glatt unter den Tisch gestimmt. In der Fortsegung der Debatte über eine ganze Reihe weniger wichtiger Bofitionen blieben die Redner der Opposition wie bei den vorhergegangenen Unterhaltungen allein. Nach der kurzen Unterbrechung der Methode, daß auch die Regierungsparteien sich an der Aussprache beteiligten, sind sie neuerdings wieder in den früheren Zustand der absoluten Bassivität zurückverfallen. Von den fozialdemokratischen Ber­Krüger- Merseburg  . tretern beteiligten sich an der Aussprache die Genossen Dißmann und

Verfassung für Südwestafrika. Gleichberechtigung der Deutschen   mit den Südafrikanern.

Kapstadt  , 14. Juli.  ( WTB.) Das füdafrikanische Parlament hat die Gefeßesvorlage angenommen, die Südwestafrifa eine Ver­fassung verleiht. General Herzog   erklärte, daß das Drittel der gefeßgebenden Bersammlung Südwestafrifas, welches ernannt werde, zu gleichen Teilen aus Deutschen   und Südafrikanern bestehen soll, um ein ungehöriges llebergewicht einer der beiden Parteien zu verhindern. Die gegenwärtige Vorlage sei nur ein Notbehelf und er hoffe, daß es zwischen der Union   und Südwestafrika zu einer engeren Verbindung fommen werde. General Smuts erflärte, er begrüße die Vorlage warm und zolle nicht nur der deutschen  Bevölkerung, sondern auch der deutschen   Regierung warme Aner fennung. Er bedauere nur, daß feine Vorsorge dafür getroffen sei, die Südwestafrikaner im südafrikanischen Parlament zu Wort fommen zu lassen.

Zum Oberbürgermeister von Braunschweig   wurde der Oberbürgermeister Dr. Trautmann, Frankfurt   a. b. D., mit den 20 bürgerlichen Stimmen des Stadtparlaments gewählt. Der Sozialdemokrat Dr. Jasper, für den auch die Kom munisten stimmten, unterlag mit 15 Stimmen.

neben den Fällen von Blutarmut   oder von großen Blutverlusten bei Unglücksfällen.

Mehr Opfermut als von den Blutfreiwilligen wird von den Personen verlangt, die auf der kleinen Lifte derjenigen stehen, die jederzeit bereit sind, ein Stüd von ihrer Haut zur Verfügung zu ftellen. Dies Opfer bringt mitunter beträchtliche Berlegung und Krankenhausaufenthalt nach einer Operation unter Narkose­mit sich. Neben den Berschenkern gibt es auch Blutverläufer. Sie beziehen für jede Operation fünf Pfund, b. h. etwa 100 m.

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Hundert Jahre Blindenfchrift. Das Pariser Blindeninstitut feierte diefer Tage die Erinnerung an Braille, der vor hundert Jahren die Blindenschrift erfand, wie sie heute im internationalen Gebrauch ist. Man tann Braille allerdings nicht den eigentlichen Erfinder der nach ihm benannten Schrift nennen, die vielmehr von dem sehenden Franzosen Charles Barbier in ihrem Grundwesen, der zwölfpunktigen Grundform schon vor ihm erdacht und von Braille   nur erweitert und auf lediglich sechs Bunkte vereinfacht - Louis Braille  , der Sohn eines Böttchers in Couvray worden war. wurde im Jahre 1809 geboren und hatte als dreijähriges Kind infolge eines Unfalls das Augenlicht verloren. Mit lebhafter Intel­ligenz begabt, folgte er nichts destoweniger dem Unterricht in der Boltsschule und trat 1819 in die dreißig Jahre vorher gegründete Blindenschule in Paris   ein. Er widmete sich hier in erster Linie der Musik und brachte es auf dem Klavier, dem Cello und der Orgel zu bemerkenswerter Fertigteit. Er waltete denn auch längere Beit feines Amtes als Organist in verschiedenen Bariser Kirchen. Das ganze Denten und Sinnen galt aber der Verwirklichung seines langgehegten Traumes, eine praktisch verwertbare Methode zu finden, die es jedem Blinden gestatten sollte, Bücher und Noten zu lefen, ohne die Hilfe von Sehenden in Anspruch zu nehmen. Auf der Grundform des Barbierschen Systems arbeitete er dann auch seine Methode aus, die darauf beruhte, das Alphabet, die Satzzeichen und Biffern, durch erhöhte Bunkte und Linien von verschiedener Bahl und Anordnung herzustellen. Im Jahre 1925 trat er mit feinem fertigen System hervor, das bald in allen Blindenanstalten eingeführt wurde.

Druckfehlerberichtigung. In dem Artitel Warnung vor Rou tiniers" unserer heutigen Morgennummer hat sich ein unangeneh­mer Druckfehler, beinahe Dreckfehler, eingeschlichen: Die Kapell meisterposten wurden nicht versaut", sondern Datant" genannt. Frühjahrsausftellang der Akademie der Künste bat der Kultusminister aus Staatliche Anfäufe für die Nationalgalerie. Auf der diesjährigen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln die Werke folgender Künstler an­gekauft und der Nationalgalerie überwiesen: Theo Champion  . Düsseldorf  -Am Rhein  ", Franz Domfcheit Anbetung", Karl Hofer Näherin  ", Franz Hoffmann- Fallersleben Haus in der Sonne", Anton Kerschbaumer  " Tiergartenschleuse", Bruno Kraustopf Blumenftilleben", Mar Liebermann Selbitbildnis", Heinrich Nauen  - Düsseldorf   Park Dilborn", Friz Slimsch Aglaja", E. R. Weiß Bildnis René Gintenis".

H

Eine Fachschule für Hundezucht. Auf Betreiben des Deutschen Schäfer. schule für Kynologen" ins Leben gerufen worden, in der alle Fragen der hind- Berbandes ist in Berlin   in der Tierärztlichen Hochschule eine adh bundezucht wiffenschaftlich behandelt werden sollen. Man will hier eine Bildungsstätte schaffen, die jedem ernsten Hundezüchter offen steht und rein wissenschaftliche Zwede verfolgt.