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annehmbaren Handelsvertrag zu kommen, noch für die zweite Hälfte des Monats Juni, also nach Ablauf des Genfer Ver­trages, 250 000 Tonnen polnische Rohle eingeführt. Ab 1. Juli wollte Deutschland monatlich 60 000 Tonnen von Bolen abnehmen. Der Wert dieses Kontingentes ist gar nicht so gering zu schägen, wie es polnischerseits geschehen ist. Mir will scheinen, daß die Aufrechterhaltung der Handelsbe­ziehungen zwischen polnischen Kohlenerzeugern und deutschen Rohlenverbrauchern in der Hoffnung vorübergehender Not­lage auf dem deutschen Kohlenmarkt von außerordentlich großem Wert ist. Polen betrachtet in Berkennung der deutschen Bergbauverhältnisse das deutsche Angebot von 60 000 Tonnen monatlich als zu geringfügig. Wiederum mar es Deutschland , daß noch einen Schritt weiter entgegen fam. Es erhöhte seinen Vorschlag von 60 000 auf 100 000

Tonnen.

Diese Erhöhung erfolgte trot schwerer Bedenten ledig­lich zu dem 3med, Polen soweit wie irgend möglich ent­gegenzukommen, um den Wirtschaftskonflikt zwischen beiden Ländern zu vermeiden. Und es verband diesen Borschlag mit dem Vorschlag auf Abschluß wenigstens eines porläufigen Handelsabkommens, damit zur Lösung Der Probleme Zeit bleibe, und die Entwicklung der Wirtschaftslage hüben und drüben besser über­sehen werden fönne. Hunderttausend Tonnen Kohlen­abnahme monatlich- wohlgemerkt von einem fohlenüber­füllten Deutschland - war doch sicherlich kein belanglojes An­gebot. Etwa 4000 deutsche Bergleute in Schlesien würden an der Förderung dieser Kohlenmenge einen vollen Monat beschäftigt werden können.

ziehen, um die von der deutschen Regierung lebhaft beflagte Unterbrechung des Wirtschaftsverkehrs zwischen Deutschland und Polen so rasch wie möglich zu beseitigen.

Als Vertreter der Gewerkschaften innerhalb der deutschen Delegation weiß ich, daß deutscherseits alles getan mor. den ist, den Wirtschaftskonflikt zwischen Deutschland und Polen zu vermeiden.

Der Standpunkt der polnischen Sozialisten.

Wie aus Warschau gemeldet wird, beschäftigt fich die polnische Bresse eingehend mit den Ausführungen der führenden deutschen Zeitungen zum deutsch - polnischen Konflikt. In dem sozialistischen Bentralorgan Bolens nimmt der Abgeordnete Dr. Diamand, der Mitglied der polnischen Handelsvertragsdelegation ist, zu den deutsch - polnischen Meinungsverschiedenheiten Stellung und tritt warm dafür ein, daß nun endlich auf beiden Seiten die Ber. nunfteintehre und die beiderseits herbeigefehnte Ber ständi gung zustande tommt". Er ist der Anficht, daß eine fried. liche Lösung möglich sei. Die Opfer, die ein Wirtschafts. frieg erfordere, feien viel größere als diejenigen, die man bei einem friedlichen Ausgleich der Interessen auf sich nehmen müsse. Er schließt seine Ausführungen mit dem Ruf: Nieder mit dem 3ollfrieg. gebt uns den Wirtschafts. frieden!"

Es wäre dringend zu wünschen, daß der Standpunkt, den Ge nosse Diamand auch in unserem Blatte vertreten hat, Gemein. gut der polnischen Handelsdelegation wird. Bir unsererseits haben immer mit großem Nachdrud betont, daß eine deutsch - polnische Berständigung im dringendsten Interesse der Ge­famtwirtschaft liegt und daß sie daher trotz aller sachlichen Diffe renzen weiter angestrebt werden muß.

in den großen internationalen Fragen ganz in ber Richtung der vom Reichslandbund verfochtenen Auffassung wirft, daß Deutschland nur eine Handelspolitit ohne irgendwelche 3olltonzeffionen machen dürfe. Denn das allein ist der Sinn, des lückenlosen Hochschutzzolles, mie er von den Landbündlern propagiert wird und wie er einmal durchgeführt die Vers nichtung des deutschen Außenhandels bedeuten würde.

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Aber auch sonst ist die Haltung der deutschen Delegation, die ja an die Anweisungen des Reichswirtschaftsministers gebunden ist teineswegs als einwandfrei zu bezeichnen. 3mar mur den die deutsch - französischen Berhandlungen ohne eigentlichen Kampf abgebrochen und der Zollfrieg zunächst vermieden. Immerhin besteht die Gefahr, daß die aus den Unterhandlungen gewonnenen Erfah rungen auf beiden Seiten dazu nußbar gemacht werden, um bei der Beratung der in beiden Ländern schwebenden 3011tarif reform noch weiter die Zollschraube anziehen. Die handelschauvi= nisten beider Länder haben so ein gutes Betätigungsfeld, das nicht vorhanden wäre, wenn wenigstens ein Provisorium zwischen Deutsch land und Frankreich bestünde. Gemiß ist es als ein gutes Borzetchen und als ein recht ansehnlicher Teilerfolg zu verbuchen, daß das Saarabtommen, das die wirtschaftliche Stellung des Saar­gebietes regelt und in den Versailler Bertrag eine neue Bresche legt, wenigens unterzeichnet und von Frankreich auch ratifiziert werden fonnte. Zu befürchten steht jedoch, daß die Deutschnationalen bis zu der Wiederaufnahme der Verhandlungen schon den notwendigen Einbruch in den Porzellanladen vorgenommen haben werden, der die mühsam angebahnten Beziehungen mieber zer. ichlägt.

Ueberhaupt sollten sich die deutschen Unterhändler und noch mehr ihre Auftraggeber der historischen Aufgabe bemußt sein, die Deutschland in dem gegenwärtigen Stadium der Handelspolitik ge­stellt ist. Deutschland braucht seinen Erport nicht nur deshalb, um

geantwortet. Die erfolglosen Verhandlungen mit Frankreich eine Einfuhr und die Reparationen bezahlen zu können, sondern

Unbegreiflicherweise hat auf diesen Borschlag Deutsch lands die polnische Regierung mit ungewöhnlich scharfen handelspolitischen Kampfmaßnahmen Damit war der Wirtschaftskonflikt begonnen. Zehn volle Tage später, erst am 6. Juli, hat Deutschland seinerseits die polnischen Kampfmaßnahmen durch Gegenmaßnahmen be­antwortet.

Gründe de Verzögerung des Handelsvertrages. Es hat mit Recht großes Aufsehen erregt, daß die deutsch - fran­zösischen Handelsvertragsverhandlungen ohne den erwünsch Bolen verlangte ferner den Abschluß eines Beterinär- ten Erfolg eines provisorischen Handelsabkom. abkommens. Deutschland kam ihm auch auf diesem Gebiete, mens abgebrochen werden mußten. Das um so mehr, menngleich meiner Ansicht nach nicht weit genug, ein Stück als die Beratungen der Unterhändler mehr als neun Monte an­entgegen, indem es Bolen hinsichtlich der Fleischeinfuhr bis gedauert haben. Als wesentliche Gründe des Fehlschlages werden zum Herbst d. J. den bisherigen Stand und einen Borvertrag von deutscher Seite geltend gemacht, einmal der Umstand, daß die über die Einfuhr von lebenden Schweinen zusicherte. Ferner französische Delegation erst in legter Stunde und in fast ultimativer hat Deutschland sich bereit erklärt, die Frage der Liqui Form ihre Vorschläge unterbreitet hat, so daß die deutsche Delega­dationen deutscher Besizungen in Polen in diefem fritischen tion innerhalb der zwei Tage, die zur Verfügung standen, nicht dazu Stadium der Verhandlungen zurückzustellen, um ein für die Stellung nehmen konnte. Raum eine einzige Ware deutschen Exports Stellungnahme Bolens offenbar vorhandenes großes Hindernis interesses wurde von den französischen Vorschlägen so berücksich auf dem Wege zur Verständigung zu beseitigen.tigt, wie es von den deutschen Wirtschaftssachverständigen als not Troß dieses deutschen Entgegenkommens hat die polnische wendig angesehen wurde. Beder die Chemie noch die Elektrotechnit, Handelsdelegation feinen Gegenvorschlag gemacht, noch Spielwaren, Kleineisenwaren und feramische Erzeugnisse fanden bis sie später die Forderung auf 350 000 Tonnen monat- diejenige Rücksicht, die man für unerläßlich hielt. Auf der lichen Kohlenkontingents erhob und die Einfuhr polnischen anderen Seite verlangten die Franzosen starke Zollherabsetzungen für Fleisches, polnischer Rinder und Schweine abhängig machen Weine, Automobile und Wollgewebe. Die Beratungen waren des wollte von einer durch Fachleute als hinreichend erkannten halb so umfangreich und zeitraubend, weil eine außerordentlich große Weise. Bahl von Tarifpofitionen geprüft und die deutschen Vorschläge dem gemäß gefaßt werden mußten, wie es in noch teinem Handelsver trag der Fall gewesen ist. Es sind an die 1500 bis 2000 o fitionen, die immer in Betracht gezogen werden mußten. Die Berhandlungen wurden in durchaus sachlicher Weise geführt, die ganze Einstellung Frankreichs aber, das durch die zollfreien Kontingente bis zum 10. Januar dieses Jahres wohl etwas verwöhnt gewesen ist, ließ der notwendigen Ausgleich der Interessen beider Länder nicht zustandekommen, der nach Meinung der deutschen Delegation die Borauslegung für ein Handelsprovisorium ist.. Am | 5. September sollen die Berhandlungen neu aufgenommen werden und man wird dann suchen, eine Basis für eine Verständigung zu schaffen.

Die polnische Delegation wollte an die Stelle des vorge­schlagenen Provisoriums ein Abkommen ohne zoll tarifarische Meist begünstigung setzen, das auf einen beiderseitigen Warenaustausch gleichen Umfanges be­ruhen sollte. Die praktische Durchführung dieses Gedankens crscheint technisch sehr schwierig, ja fast unmöglich. Dabei würde ein auf solcher Grundlage abgefchloffenes Abkommen die gegen Deutschland gerichteten Kampfmaßnahmen aufrecht rocrhalten.

Endlich hat der Bevollmächtigte der deutschen Unterhändler den Bevollmächtigten der polnischen Delegation wissen lassen, daß die deutsche Regierung das von ihr gemachte Angebot aufrechterhalte und jederzeit bereit sei, auf dieser Grund­Icge die Verhandlungen wieder aufzunehmen. Sie werde auch jede andere Anregung der polnischen Dela­gation, die eine Möglichkeit für die Anbahnung einer Ver­ständigung bieten könnte, der sorgfältigsten Prüfung unter

Die Sintflut und der Kreuzberg .

Auch ein Hohenzollern- Jubiläum.

Das Jahr 1525, berüchtigt durch die blutige Niederwerfung der deutschen Bauern, die ihr Menschenrecht forderten, ist gerade für Berlin auch in anderer Hinsicht merkwürdig durch ein Ereignis, dessen 400. Gedenktag wir heute feiern könnten.

In den vorangegangenen Jahren hatte sich in ganz Europa der Glaube verbreitet, daß eine neue Sintflut bevorstehe. Bielieicht waren die Unruhen mit daran schuld, die die neue Lehre Martin Luthers im Gefolge hatte. Tatsächlich hatte schon ein Jahr nach Luthers Auftreten, 1518, der seinerzeit hochberühmte Astrolog Stöffler geweisfagt, daß im Februar 1524 unfehlbar eine ungeheure Flut alles Lebendige auf Erden vernichten würde, weil in diesem Monat Saturn, Jupiter und Mars im Zeichen der Fische in Kon junition träten. Weit über die Grenzen Deutschlands hinaus hatte diese Brophezeiung sechs Jahre lang Unheil gestiftet, und erst als der gefürchtete Monat vergangen war, atmeten die Menschen wieder auf.

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Zu den Wenigen, die nicht an die Boraussagen Stöfflers ge­glaubt hatten, gehörte der Kurfürst Joachim I. von Branden burg. Man dari aber nicht daraus schließen, daß er aufgeflärter mar als seine Zeitgenossen. Vielmehr hielt er große Stücke auf die Astro­logie, und wenn er an die Sintflut im Februar 1524 nicht glauben wollte, so hatte dies seinen Grund darin, daß er von seinem Hof­astrologen Johann Carrion einen späteren Tag mit unumstößlicher Sicherheit erfahren hatte: den 15. Juli 152-5. Die Kunde von der bevorstehenden Katastrophe war allmählich auch ins Bolf ge­drungen, so sehr der Kurfürst sich bestrebt hatte, sie geheim zu halten. Wenn auch nach dem Nichteintreffen der Stöfflerschen Prophezeiung manche über die neue Weissagung spotten mochten die Mehrzahl glaubte daran, um so mehr, als man wußte, daß Joachim seinem Aftrologen unbedingtes Vertrauen schenkte. Als daher am 15. Juli 1525 gegen Mittag über Berlin und Cölln ein schweres Unwetter heraufzog, entstand eine allgemeine Unruhe, die sich noch steigerte, als Joachim mit jeiner Familie und seinem Hofftaat das Schloß in Cölln verließ und sich auf den Tempelhofischen Berg( den heutigen Kreuzberg ) flüchtete, weil er sich dort in Sicherheit glaubte. Wenn auch der Berg" damals bedeutend höher war als heute, weil ein gut Teil seines Sandes inzwischen zur Trockenlegung des Baugrundes für die spätere Friedrichstadt verwandt worden ist, so mußte dod) der Gedanke lächerlich erscheinen, auf diesem Sandhügel einer Sintflut entgehen zu wollen. Die Bürger Berlins und Cöllns empfanden das aber durchaus nicht als lächerlich, sondern sie waren emport über ihren durchlauchtigen Fürfien und Herrn, der sein Bolt im Stich ließ, um nur sein fostbares Leben in Sicherheit zu bringen. Die Sintflut ist ja schließlich doch nicht gekommen, und das erwartete Unwetter brach erst los, als der Kurfürst schon in der Nähe feines Schlosses war. Der märkische Geschichtsschreiber Haftig, dem wir diesen Bericht über die Pflichttreue eines Hohenzollern verdanten, erzählt ihn in seiner treuherzig fachlichen Art folgendermaßen:

,, Den 15. Juli, als Markgraf Joachim, Kurfürst zu Brandenburg , durch seinen Astronomen heimlich verwarnet, daß ein grausam Better würde ankommen, da zu besorgen, beide Städte, Berlin und Collen, möchten untergehen, daß er mit seinem Gemahl und junger

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Die wirtschaftlichen Differenzen, die zwischen den beiden Ländern auszutragen waren, wurden natürlich start beein­flußt von den politischen Momenten, die gleichzeitig zur Beratung standen, so der Sicherheitspaft, die Räumungsfrage usw. hier zeigt sich also, daß die halsstarrige Politik der Deutschnationalen

Herrschaft und fürnehmsten und geliebten Offizieren auf den Tempel. horischen Berg bei den Cöllnischen Weinbergen gerückt, den Unter gang beider Städte anzusehen(!). Als er aber lange daselbst gehalten, und nichts draus geworden, hat ihn sein Gemahl( weil sie eine über­aus fromme und gottesfürchtige Fürstin gewesen) gebeten, daß er doch möchte hineingehen und mit seinen Untertanen auswarten, was Gott fun wollte, weil sie es vielleicht nicht allein verschuldet hätten. Darüber ist er bewogen und ist um vier Uhr gegen Abend wieder zu Collen eingezogen. Ehe er allda mieder ins Schloß fommen, hat sich plöglich ein Better bewiesen. Und wie er mit der Kurfürstin ins Schloß fommen, hat ihn das Wetter die vier Pferde mit samt dem Wagenknecht erschlagen und sunsten feinen Schaden

mehr getan."

Das Unwetter, vor dem Joachims letzter Nachfolger geflohen ist, hat leider sunsten" etwas mehr Schaden getan als das vor vier. hundert Jahren. Allerdings hat ja auch Wilhelm der Letzte, der, zum Unterschied von seinem erhabenen Ahnen, jenes Unwetter zum größten Teil selbst verschuldet hatte, es vorgezogen, nicht wieder hineinzugehen und mit seinen Untertanen auszuwarten, weil sie es vielleicht nicht allein verschuldet hätten".

Karl Ludwig Behlau.

Du sollst nicht töten.

Der Bürger ist ein Vogel, der alles freßbare Fliegen- und Raupenzeug in seinem Dornbusch auf Spieße stedt: Er fragt nicht lang nach Schuld und Fehle. Er will ja auch nicht strafen oder martern sondern freffen. Er nimmt was er erwischen kann. Der Dornbusch ist ihm hilfsmittel.

Auch für uns Menschen ist ein Dornbusch gewachsen. Er hat 370 fäuberlich numerierte Stacheln und heißt Strafgesetzbuch. Dieser Dornbusch ist ein Hilfsmittel, der Uebeltat zu mehren. Das Aufspießen auf diese Stacheln besorgt Frau Juftitia. Sie faßt nicht, wie der Bürger, unbesehen das Menschengewürm. Nur die Uebel täter. Sie befieht sich jeden Fang ganz genau und spießt ihn dann auf die zuständige Paragraphenfpiße auf. Sie will ja auch nicht fressen, sondern strafen. Darin gleicht sie aber dem Bürger, daß sie nur die aufspießt, die sie ermischt. Auch sie hat eine aus­gesprochene Neigung für fleineres Gemürm.

Soviel muß man mindestens wissen, wenn man mit fleinem Risiko ein großes Ding drehen will.

Also, wenn ich mal einen totschießen wollte, mas doch eine llebeltat ijt, würde ich mir die in diesem Falle zuständigen Bara graphenspißen zuvor genau ansehen. Zunächst fommt der Stachel 211 in Frage Mord Todesstrafe. Diefes Risiko ist zu groß. Der Stachel 213 und die nachfolgenden fommen nur im äußersten Glücksfall in Betracht Totschlag fahrlässige Tötung usw. Man riskiert aber auch hier noch Buchthaus und Gefängnis. Und ich mill garnichts dabei ristieren! Da ist ja aber der§ 53. Das ist das Richtige: Eine strafbare Handlung ist nicht vorhanden, wenn die Handlung durch Notwehr geboten war."

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Wenn ich rifitclos jemand totschießen will, muß ich es in Rotmehr tun! Das mache ich fo: zunächst besorge ich mir einen Waffenschen. Einen Gummifnüppel habe ich schon, aber der schießt nicht. Ich kaufe mir dann einen Revolver und vervollständige ihn

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auch deshalb, um den Welthandelsstaaten den Beweis zu liefern, welche Rolle es als Räufer und Abnehmer der Welt­produktion spielen tann, wenn man ihm nur etwas mehr Raum läßt. Da es fich bei den schwebenden Verhandlungen fast durchweg um provisorische und kurzfristig fündbare Ver. träge handelt, ist die Gefahr eines unvorteilhaften Kompromisses immer noch geringer als die, die aus der gegenwärtigen Haltung der Regierung hervorgeht. Wir haben bisher nur einen Handels vertrag, mit dem wir Staat machen könnten, und das ist der deutsch . spanische er wird gekündigt, weil er der deutschnationalem Demagogie nicht in den Kram paßt. Man vertagt den deutsch - eng­lischen Vertrag, man zögert und zaudert, man macht Berträge zum Objekt des Interessentenschachers, indem man sie hinausschiebt bis nach der Entscheidung über die 3ollfrage. So fann es jedenfalls nicht weitergehen, wenn Deutschland nicht in der Welt den Anschein erwecken will, daß es cuf Handelsverträge fein Gewicht legt. Damit würde es sich der stärksten Waffe begeben, die es in seinem Ringen um wirtschaftliche Freiheit überhaupt hat und die viel stärker ist, als jeder nur erdenkliche Zollsag: der Waffe, die die Kauftraft eines fulturell hochstehenden 60- milli­on en Bolles für die gesamte Produktion der internationalen Handelsmächte vorstellt.

tratiime Frattion im Münchener Stadtrat hat am Dienstag Friedrich- Ebert- Straße in München ? Die fozialdemo ben Antrag gestellt, eine Straße in angemessener Lage Münchens nach dem verstorbenen Reichspräsidenten Friedrich Ebert zu benennen. Man darf geipannt sein, wie die schwarzweißrote Stadtratsmehrheit sich zu dieiem Antrage verhalten wird, nadem sie erst jüngst einer bölfischen Anregung entsprechend der Benennung einer Schlageter Straße zugestimmt hat.

Die Kreuz- Zeitung " beschmert sich bitter barüber, daß wir sie unter den deutschnationalen Blättern gezählt haben, die das Urteil des Höfle- Ausschusses unterdrückt haben. Sie hat in der Tat an Derstedter Stelle in einer ihrer Sonntagsbeilagen den Wortlaut des Beschlusses abgebrudt. Sie hat jogar einen langen Kommentar hinzugefügt, in dem sie ihr Erstaunen darüber ausspricht, daß auch sich in der Hauptsache gegen die Staatsanwaltschaft richten. Wenn die Deutschnationalen diesen Feststellungen zugestimmt haben, die die Feststellungen des Ausschusses anders ausgefallen wären, dann würden sie allerdings nicht an so unauffälliger Stelle erschienen sein.

durch tödliches Blei. Nun zur Jagd in die Potsdamer Straße ! Ein Mann mit einem Spazierstod müßte es fein. Der ist rasch gefunden. Ran! Darf ich um Feuer bitten?" Bitte." Gott ist der Mann friedlich! Ich werfe ihm seine Bigarre ins Gesicht. Er lächelt be­fümmert.

Stärfere Mittel! Zwei Dußend saftige Schimpfworte, forgjam abgewogen und treffficher auf seine Nervenblößen gezielt, tun die gewünschte Wirkung. Er holt mit seinem Stod zum Schlage aus... Das ist der Moment der Notwehr. Der Revolver fracht. Der Mann fällt tot hin.

Die Polizei bringt mich ins Loch. Mir wird der Prozeß gemacht. Frau Juftitia hat Sympathie für mich und meine Zeugen. Ihr rechtes Auge, das etwas schwach ist, sieht gütig blidend nur die Schlußszene des Dramas: Abwehr eines Angriffs mittels Stodes. Notwehr also geboten. Freispruch.

Ich schreite erhobenen Hauptes in die goldene Freiheit... und fuche mir den nächsten aus. Die Sache ist fürwahr rififolos. Ich will es aber trojdem nicht jedem raten, diefes Rezept anzuwenden. Denn wenn Frau Juftitia und das ist meiferscharf mal mit dem linken Auge hinschaut dann wird der llebeltäter von ihr auf die schärfften und tödlichsten Mus. Stacheln ihres Dornbusches aufgespießt.

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Wiederauffindung des Kometen Wolf. Der periodische Komet Wolf ist in der Nacht vom 13. zum 14. Juli auf der Hamburger Sternwarte in Bergedorf durch Dr. Baade mit dem Spiegel- Teleskop im Jahre 1884 von Wolf in Heidelberg entdeckte Komet bewegt sich der Sternwarte photographisch wieder aufgefunden worden. Der mit einer Umlaufszeit pon sieben Jahren in einer elyptischen Bahn um die Sonne. Der Komet steht im Sternbild des Pegasus und hat die Helligkeit 15ter Größe. Er ist daher nur mit den stärksten Fern­rohren wahrnehmbar.

Coolidge für Darwin . Das Gericht von Dayton erörterte gestern juristische Fragen. Präsident Coolidge erklärte, er werbe feinen ganzen Einfluß einsehen, um Bryans Bersuche zum Scheitern zu bringen, wonach das Verbot der Lehre von der Affentheorie in den Schulen in die Verfassung aufgenommen werden solle.

Der diesjährige denische Aerztetag. Der 44. ordentliche deutsche Aerzte­fag findet am 9. und 10. September in der Reipziger Universität statt. Deutsche Gelehrte beim ruffischen Akademiefest. Zum Jubiläum des 200 jährigen Bestebens der russischen Alademie der Wissenschaften in Peters­ burg , welches im Herbst d. 3. gefeiert wird, werden mehrere deutsche Ge lebrte als Vertreter der deutschen Wissenschaft erwartet. Es find Prof. Einstein, der Direktor des Berliner Biochemischen Instituts Prof. Schneider und der bekannte Chemiter Prof. Lammann.,

Staatliche Preise für italienische Theater. Gazetta Uffiziale" gibt be. fannt, daß das italienische Unterrichtsministerium Preise für italienische Theater ausfezt, die Werke solcher italienischer Stomponisten aufführen, die der Deffentlichkeit bisher nicht bekannt sind. Die Theater erhalten zwei Breise mit je 40000 Lire als Zuschus mit der Berpflichtung, mindestens drei Aufführungen bes betreffenden Wertes zu bewirken. Die Komponisten erhalten je 10 000 Sire.

Die Nationalbelohnung für Amundsen. Das norwegische Storthing nahm ohne Debatte gegen zwei Stimmen einen Antrag an, wonach die jährliche Nationalbelohnung für Amundsen von 6000 auf 12 000 Stronen erhöht wird.