Sorgen der Maschinenindustrie.
Gefahren der Zollvorlage.
Der letzte Monatsbericht des Bereins Deutscher| regierung verdienen die hierauf bezüglichen Zeilen des Berichtes Maschinenbauanstalten enthält eine ganze Reihe von Hin besondere Beachtung. Dazu heißt es: weisen darauf, wie sehr die Maschinenfabriken unter der bereits herrschenden Teuerung der Rohstoffe und der Lebenshal tung sowie unter den handelspolitischen Konflikten zu leiden haben. Es heißt darin unter anderem:
Die von der Süddeutschen Eisenzentrale befchloffene Breis. erhöhung beim Bezug von Stabeisen unter 10 Tonnen fällt ganz besonders den fleineren und mittleren Werfen der Maschinenindustrie zur Last und wird als durchaus ungerechtfertigt angesehen. Die Zusammenfassung des freien Handels und Werkhandels in der Süddeutschen Eisenzentrale hat dazu geführt, daß der Markt nicht mehr als frei bezeichnet werden kann. Erhebliche Befürchtungen haben auch die Nachrichten über das Abtommen zwischen der deutschen und der französischIuremburgischen Eisenindustrie ausgelöst, wonach das von Westen hereinkommende Eisen zufünftig in erster Linie den Orga nisationen der deutschen Eisenindustrie zur Verfügung gestellt merden soll. Der Zweck des Abkommens follte sein, den Abschluß eines allgemeinen deutsch - französischen Handelsprovisoriums zu erleichtern. Da dieses aber nicht zustandegekommen ist, tommt schon deswegen die Durchführung des Abkommens bis auf weiteres nicht in Frage.
Geklagt wird auch start über die Höhe der Kohlenpreise; man macht fie für die Stockung des Rohlenabsages verantwortlich und bedauert, daß deutsche Kohle erheblich billiger nach dem Ansland verkauft wird als im Jnland. Es hat sich leider noch lange nicht genügend die Erkenntnis durchgesezt, daß die größte Bes deutung für die Volkswirtschaft heute in erster Linie bei den Industrien liegt, die die meisten Hände und Köpfe braucht.
Diese Klagen der Maschinenindustrie lassen erkennen, daß die Lage des Gewerbes noch wesentlich erschwert werden würde, wenn die Rohstoffe durch Zölle weiter verteuert werden. Der Auftragseingang in der Maschinenindustrie hat sich im Juni nicht meiter verschlechtert, Inlandsaufträge sind sogar etwas mehr hereingefommen. Getlagt wird jedoch über den Mangel an Auslandsaufträgen. Die handelspolitische Unsicherheit hat dabei eine besondere Rolle gespielt. Das ist bei einem so start überhezten Produktionsapparat wie dem des Maschinenbaus kein Wunder. Mit Rücksicht auf die Hochschutzzollwünsche der Rohstoffinteressenten und auf die handelspolitische Bassivität der Reichs.
Das Lohnkonto in der Landwirtschaft. Nachdem fich die landwirtschaftlichen Arbeitgeber trop vieler Anzapfungen monate- und jahrelang über das landwirtschaftliche Lohntonto der Nachkriegszeit völlig ausgeschmiegen haben, tommen sie jetzt, wo sie merken, daß ein weiteres Schweigen nicht mehr verstanden wird, mit dem Guten Morgen und sagen ohne stichhaltiges
Material dabei vorzubringen
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die Löhne der Landarbeiter feien gegenüber der Borkriegszeit bedeutend gestiegen.
Von
verschiedenen Seiten wird sogar behauptet, die Steigerung beziffere
fich auf 100 Proz
In den nachfolgenden Tabellen geben wir einen Ueberblid über die Löhne der Deputanten in den Jahren 1913 und 1925. Die Angaben für 1913 find einem Bericht der Sentral stelle zur Erforschung der landwirtschaftlichen Betriebsverhältnisse entnommen, den diese an das Reichsernährungsministerium gefandt
hat. Es ist also Arbeitgebermaterial. Die jetzigen Löhne sind in den Tarifverträgen festgelegt. Hierbei ist zu bemerken, daß wir die Deputate nach den vollen Börsenpreifen bewertet haben, eine Methode, die deshalb eigentlich nicht angewandt werden dürfte, weil der Deputatarbeiter bei der Veräußerung von Produkten nur in den allerfeltensten Fällen den Börsenpreis bezahlt bekommt. Er wird gewöhnlich mit einem um 20 Proz. niedrigeren Preis ab gewiesen.
Ditpreußen
Gegenüberstellung der Jahreslöhne der Deputanten im Jahre 1913 und 1925.
Gef
Mehr Mehr Der ober dienst weniger gegen Barlohn fammen über als 1913
1913
1925
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Roft
202.
Bar und 8- Bar und 8 Depu Дерц lohn tat tat M. M. 9.
fammen Tohn
1913
902.
902.
got.
-
0,50
-
-
73,25 1,40
( Seiligenbeil) 136,50 653,80 790,80 136,- 807,58 953,58 163,28 Schlesien ( Münsterbg.) 541, 127,40 668,40 242,66 650,22 892,88 224,48-298,34 Medlenburg 375,- 651, 1026,- 227,30 944,30 1171,43 145,43-157,80 Schlesw. Hift. 340,- 552,- 892,-340,08 764,99 1105,07 213,07+ 0,08 Prov. Sachsen ( Gardelegen ) 728,-271,999,672,25 379,20 1051,52 52,52 Freist. Sachsen ( Dresden ).. 700,-130, 830, 626,75 374,18 1098,93 170,93 Thür.( Gotha ) 679,- 165,- 844,- 677,60 382,751060,35 216,35 Nach unserer Aufstellung ist der Gesamtlohn gestiegen. Die Steigerung ist jedoch eine fcheinbare. Gestiegen sind durch die höhere Breisbemessung für landwirtschaftliche Produkte nur die Deputatlöhne. Die Steigerung der Deputatlöhne hat aber nur eine theoretische Bedeutung, weil große Deputatverkäufe durch den Landarbeiter, die ihm den guten Preisstand zugute tommen laffen würden, nicht stattfinden, sondern die ihm gegebenen Deputat. mengen fast rest los in seiner Familie oerwandt werden. Maßgebend für die Beurteilung der Lebenslage eines Bandarbeiters ist der Barlohn. Bei diesem sehen wir aber durchweg( nur Ostpreußen und Schleswig- Holstein bilden eine Ausnahme) ein Zurüdgehen. Die Lebenslage des Landarbeiters hat sich hier " ach nicht verbessert, wie gesagt wird, sondern wesentlich ver. schlechtert. Am stärksten nimmt sich die Verschlechterung mit in Schlesien , das heißt in dem Gebiet aus, aus der das Gerede von der 100prozentigen Lohnsteigerung besonders oft zu hören ist. Noch interessanter wird das Bild, wenn wir den Gesamtlohn eines Deputatarbeiters auf den Roggenwert umrechnen. Dabei ergibt sich dann: Der Lohn des Deputanten besteht aus wieviel Bfd. Roggen?
Medlenburg
O
1913
9879
1925 8.609
8 355
8117
12 825
10 649
11 150 12 487
10 375
10 550
10 046 9 559 9 099 9 639
Im allgemeinen und für die Ausfuhr der Maschinenindustrie im besonderen ist zu bedauern, daß die Hoffnun. gen auf Erleichterung der amtlichen Handels. beziehungen zu den Nachbarvöltern im Augenblic wieder sehr gering geworden sind. Die monatelangen Berhandlungen um ein Handelsprovisorium mit Frank reich sind gescheitert. Polen und Deutschland haben sogar Ausnahmemaßnahmen gegeneinander ergriffen, die einen 3011. frieg zur Folge haben können. Sehr bedauerlich sind in diesem Zusammenhang die von einem empfindlichen Mangel an wirt schaftlichem Verständnis zeugenden Forderungen, daß Deutschland sofort, bevor noch z. B. die Vertragsverhandlungen mit anderen Ländern weiter gefördert sind, seinerseits das Handelsab tommen mit Spanien fündigen soll, über deren Berbesserung die Verhandlungen mit Spanien gerade aufgenommen worden sind. Die Lieferzeit für die meisten Aufträge der Maschinenindustrie nach dem Auslande sind ganz erheblich länger als die Kündigungsfrist von drei Monaten. Die Kündigung würde daher zur Folge haben, daß der größte Teil dieser Aufträge aus Furcht vor dem hohen Zoll während eines vertragslosen Zustandes zurückgezogen werden würde. Eine Kündigung des faum ge fchloffenen Abkommens würde die Borsicht, die die Lage Deutschlands und seiner Ausfuhrindustrien erfordert, start vermissen laffen.
Hinsichtlich der Getreidezölle ftellt der Bericht folgen. des feft:
Leider wird die Erledigung der fleinen 3011. tarifvorlage immer noch durch den Streit um die G.e. treidezölle aufgehalten. Dabei hat sich der Preisinder für Getreide inzwischen auf 133,9 erhöht. Die gewogene Inderzahl für industrielle Erzeugnisse, die von der Landwirtschaft benötigt werden, ist dagegen auf 111,7 gefunten, so daß die Notwendigkeit der Getreidezölle immer fragwürdiger erscheint.
Der Bericht ergibt also, daß die Verarbeitungsindustrie und insbesondere der Maschinenbau durch die schwebenden 30. fragen und durch die handelspolitischen Auseinandersetzungen mit dem Ausland in seiner Absatzfähigkeit schwer beeinträchtigt ist. Um fso mehr hätte die Regierung Veranlassung, von der beabfichtigten Einführung der Agrar- und Rohstoffzölle Abstand zu nehmen. Wenn sie es nicht tut, so beweist sie damit nur, daß ihr die Intereffen der Großagrarier und der Schwerindustrie vor denen der verarbeitenden Industrien gehen.
bedauerlicher, als feststeht, daß man ben Bandarbeitern immer wieder einredet, es mit ihnen nur ehrlich zu meinen. Eine prachtvolle Ehrlichkeit!
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Mologa Holzindustrie A.-G. Berlin - Leningrad . Eine deutsche Waldtonzeffionsgesellschaft in Sowjetrußland.
An den Vertrag von Rapallo, der für die deutsche Wirtschaft die Tore nach Sowjetrußland öffnen sollte, knüpfte die deutsche Industrie große Hoffnungen. Die unstete und äußerst mißtrauische Wirtschafts- und Konzessionspolitik der Sowjet regierung hat aber das Tempo und den Umfang der deutsch - ruffischen Wirtschaftsbeziehungen viel bescheidener werden laffen, als es erwartet wurde. Angesichts der außerordentlich weitgreifenden Berstörungen der russischen Volkswirtschaft, die die sowjetrufſiſche
" Aufbau" politik zur Folge hatte, ist das auch kein Wunder. Handelt es sich doch heute mehr um ursprünglich sehr fostspielige Koloni. fations, als um industrielle Organisationsarbeiten im eigentlichen Sinne, die das Auslandskapital, in diesem Fall das deutsche , in Rußland zu leisten hat.
Eine Ahnung von den sehr erheblichen Schwierigkeiten und dem großen, zunächst unrentablen Rapitalaufwand, die den ausländischen Kapitalisten in Rußland erwachsen, gibt der erste Geschäftsbericht der Mologa Holzindustrie A.-G., Berlin Leningrad , für das Jahr 1923/24, der auch die Reichsmart eröffnungsbilanz zum 1. Oftober 1924 enthält. Schade, daß er nicht viel reicher und spezialisierter ausgefallen ist, was angesichts der außerordentlichen Bedeutung der von der Mologa- Gesellschaft bei ihren Aufschlußarbeiten gemachten Erfahrungen sowohl für die deutschen Industriellen als auch für Rußland zweifellos eine Not. wendigkeit gewesen wäre. So läßt sich ein einigermaßen deutliches Bild von dem Stand der Konzessionsgesellschaft und ihrer Arbeiten nur unter Zuhilfenahme früherer Veröffentlichungen und Darstellungen gewinnen.
Die Mologa Holzinduftrie A.-G., die auf Grund einer WaldDerwertungstonzeffion vom September 1923, in der schärfsten Inflationszeit, mit einem Papiertapital von 30 Milliarden 55,75 gegründet wurde und in deren Aufsichtsrat neben Bertretern deut scher Holz- und Eisenbahnbaufirmen auch Parlamentarier, wie Reichskanzler a. D. Josef Wirth , Fehrenbach, Lange egermann und Ludwig Haas, wir begegnen, verfügt über eine günstige und scheinbar auch hochwertige Konzession. Es han eine günstige und scheinbar auch hochwertige Ronzeffion. Es han delt sich um ein Waldgebiet von 10000 Quadratkilo metern Größe( Freistaat Sachsen 15 000 Quadratkilometer) üblich von Petersburg , in des Nähe des Wolchowfluffes, zwischen den Bahnlinien Petersburg- Mostau und Petersburg- Rybinst, nicht 3u weit vom Meer, also mit günstigen Flöß- und Verschiffungsmöglichkeiten und nahegelegenen, aufnahmefähigen Binnenmärften. Der jährliche Gesamtschlag wird auf 25 Millionen Mart geschätzt, von dem für 10 Millionen Mart exportiert und 15 Millionen Mart auf dem russischen Binnenmarkt abgesetzt werden sollen. Zur Konzession gehört der Bau einer vollspuri. gen Bahnlinie zwischen den genannten Hauptstreden, die nach ihrer Fertigstellung auch die wichtigste Transportgelegenheit des Konzessionsgebiets sein würde und zu deren Bau die Sowjetregierung eine Obligationsgarantie über 5 Millionen Goldrubel zur Berfügung gestellt hat. Ueber den Verlauf der Beziehungen zwischen der Sowjetregierung und den Konzessionären, in deren Auftrag Dr. Wirth und Dr. Ha as im April d. I. in Moskau noch ver handelt haben, weiß der Geschäftsbericht nur Günstiges zu berichten. Die Konzession und die politischen Nebemumstände, die in Sowjetrußland ja die Hauptsache sind, scheinen also durchaus günstig find, scheinen also durchaus günstig zu liegen.
Diese Feststellungen strafen die Behauptungen der landwirt fchaftlichen Arbeitgeber Lügen. Sie zeigen, daß der Versuch, die angebliche Notlage der Landwirtschaft auch mit der Lohnfrage zu beweisen, ein glattes Täuschungsmanöver ist, das sich würdig an die Täuschungsmanöver anlehnt, die man den landwirtschaftlichen Arbeitgebern in diesen Tagen in dem Zollausschuß des Reichstags nachweifen konnte. Das neue Täuschungsmanöver wirft um jo
Das scheint auch der Grund zu sein, der die deutschen Gründer der Gesellschaft von vornherein zu hohen Kapitaleinschüs sen ermuntert hat( 3 Millionen Goldmark) und meiterhin die Kreditquellen der Gesellschaft reichlich hat fließen lassen. Neben diesen drei Millionen Goldmart hat das Jahr der organisatorischen und fabrikatorischen Borbereitung", wie der Geschäftsbericht sich ausdrückt, aber noch erheblich mehr geloftet. Die provisorische Bahn zum Abtransport der Schläge, die Errichtung dreier Sägewerke in Bostowo, Besi und Solzy, von denen das erste voll im Betrieb ist, Verkaufszentralen in Mosfau, Zweigstellen in Charkom und Odessa , die Ansiedlung und Verpflegung von annähernd 20 000 Arbeitern and Handwerkern, zahlreiche Verwaltungs- und Abrechnungsstellen
im ganzen Gebiet, mehrere Duhend Flußschiffe und Flöße, haben Kapitalinveftionen von 200 000 Pfund Sterling( 4 Millionen Mark) einer Londoner Holzfirma und weitere 2 Millionen Mark erfordert, also sehr beträchtliche Summen. Holzverwertungsfabriken( Herstellung von Türen, Häusern, Kisten, Holzwolle, Dauben, Spulen, Holzchemie) find im Bau oder geplant. Dennoch scheint die Konzession, die auf 37 Jahre läuft, die Hoffnungen der deutschen Interessenten nicht befriedigen zu sollen, denn nicht nur werden die Erwartungen enttäuscht, daß die Goldbilanz die Ablösung der Betriebskredite durch Ausfertigung von Goldattien gestatten würde, sondern es wird auch gemeldet, daß troß der scharfen Zusammenlegung der 30 Milliarden Papier - auf 300 000 Goldmart, noch eine Kapitalerhöhung Die Konzession frißt also auf 3 Millionen Mart notwendig sei. heute schon ein Anlagefapital von über 12 Millionen Mark, ohne daß Aussicht auf eine baldige Rente besteht.
Diesen Verhältnissen geben die Abschlußbilanz für 1923 und die Golderöffnungsbilanz deutlichen Ausdruck. Die Papierbilanz für 1923/24 schließt mit einem Verlust von 1 456 069 Papierbillionen, der verschämterweise als„ rechnerische Bilanzdifferenz" gefennzeichnet ist, aber einem tatsächlichen Berluft von 1,46 Millionen Goldmark entspricht, was sich auch aus der absoluten Uebereinstim mung der Papierbilanz- und der Goldbilanzziffern ergibt. In der Goldbilanz ist der Verlust zum Verschwinden gebracht worden durch die Berbuchung des Wertes der Konzession mit 1,8 Millionen Mart unter den Aktiven. Aus dem sich ergebenden Ueberschuß von 344 000 m. wurde ein Aftienfapital von 300 000 m. und ein Reservefonds von 44 000 m. gebildet. Diese Manipulation iſt natürlich nichts anderes, als die Borwegnahme zufünftiger Gewinne, die durchaus berechtigt sein fann, weil solche Kolonisationsunternehmungen in aller Regel zunächst mehr toften, als fie einbringen; sie hat aber auch zur Vorausseßung, daß die Kon zeffion sich in der Zukunft rentieren muß. Auf der anderen Seite fann eine solche Manipulation allerdings auch keine Empfehlung für die Aktionäre sein, die das Kapital für die beabsichtigte Kapitalerhöhung aufbringen sollen. Auch die übrigen Aktien mußten jehr hoch, faft zu ihrem vollen Anschaffungswert, mit nur geringen Abfchreibungen eingesetzt werden, um die sehr hohen Kreditoren( 14,38 Millionen Mark) in der Bilanz zu decken. Immerhin brachte das erste Jahr bereits Holzerträge aus Bertäufen von 2,28 Millionen Mart und lagernde Holzschläge und Holzprodukte im Wert von 6,45 Millionen Mart, zu fammen 8,73 Millionen Mart, was für das erste Ausbeutungsjahr ein beträchtlicher Erfolg und für die Zukunft aussichtsvoll ist.
Das Schicksal der Reiherstiegwerft. Ein GewertschaftsDertreter mar es, der als Aftionär in der Generalversammlung der Werft auf die tieferen Gründe hinwies, aus welchen die Reiherstiegwerft in die außerordentlich schwierige Lage tam, die nun schon seit Wochen die Deffentlichkeit beschäftigt, und die Belegschaft arbeitslos gemacht hat. Mit Nachdrud betonte er, daß es, weder an zureichenden Aufträgen noch etwa an den gezahlten Löhnen gelegen habe, wenn die Werft zur Liquidation tomme. Die Fehler lägen ausschließlich an der Rückständigkeit der technischen Verfahren und der kaufmännischen Leitung. Ueber die heutige Lage der Reiherſtiegwerft ergab sich folgendes Bild: der Berlust für das Jahr 1924 beträgt 566 000 m. Im ersten Halbjahr 1925, kam infolge des Ausbleibens der erhofften Reparaturaufträge, die immer den meisten Gewinn bringen, und meil die Kalkulationen der Schiffbauten für die Reederei Horn falsch waren, zu Berluften von 1099 000 m. Außerdem fehlen 1½ Mill. Mart zur Fertigstellung der im Bau befindlichen Schiffe, für die schon große Borauszahlungen gemacht und verbraucht sind. Die Hoff= nungen auf Kredit find zerschlagen; die auf den Hamburger, Staat, weil der Phönigfonzern als Großaftionar die geforderte Gas tantie verweigert hat, die auf das Reich, weil das Reich die Berft an den Hamburger Staat zurückverwiesen hat, die auf befreundete Banken und Reedereien, weil diese die schwierige Lage der Werft zu genau fennen, um noch Geld darauf zu riskieren. Es zeigt sich also, daß nur das Reich seinerzeit töricht genug war, einer Industrie, die heute fast doppelt so viel, Werftbetriebe hat als 1913 und tatsächlich nur zu einem Drittel der Leistungsfähigteit beschäftigt ist, Subventionskredite zu geben, während die Intereffenten sich sorgfältig vor Krediten hüten. Aber auch die Hoffnungen auf eine Sanierung find gering. Es liegen zwar 4 Sanierungspläne vor, zwei mit inländischem, zwei mit ausländischem Geld. Aber ob einer davon zur Durchführung tommen wird, ist noch höchst unsicher. Die Verhandlungen darüber dauern noch an. Wenn sie nicht zum Erfolg führen, so bleibt nichts übrig als die Liquidation. Dann hat die ältefte Reederei cin unrühmliches Ende gefunden, das angesichts der durchaus günstigen Konzernverbindung mit Phönig und Benz ficher hätte vermieden werden fönnen, wenn rechtzeitig der Betrieb auf neue Produktionen umgestellt und der Schiffbau auf ausgewählte Speziali täten beschränkt worden wäre. Der Hauptleidtragende ist natürlich mieder, wie immer in solchen Fällen, die alte Stammbeleg. schaft, die zum Teil seit Generationen an das Werk gefesselt ist und der die Umstellung auf eine neue Eristenz deshalb besonders schwer fällt.
Zur Bekämpfung der Zollerhöhung für Sperrholz haben sich sämtliche Verbände der Sperrholzverbraucher aus der verarbeitenden Industrie, dem Handwert, dem Groß- und Einzelhandel zu einer Interessengemeinschaft vereinigt, die dem handelspolitischen Ausschuß des Reichstages in einer Eingabe vor Augen führt, daß die Interessen Arbeitskräften nicht den Wünschen weniger, in einem Sondikat von vielen Tausenden von Betrieben mit Hunterttausenden von zusammengeschlossener Sperrholzfabrikanten geopfert werden dürfen. Es ist anzunehmen, daß auch in anderen Industriezweigen mit der Zeit eine ähnliche Entwidelung nicht mehr, wie bisher, fünftlich hintangehalten werden kann, wie sie fich trog der Gegenarbeit aus der industriellen Fachgruppe, die Hersteller und Verbraucher vereinigt, hier gebildet hat.
Berlufte infolge unrationeller Ausdehnung. Der Verlustabschluß der Abler 2.-G. für Bergbau in Kupferdreh ist von allgemeinem Interesse. Die Gründe, die zum Verlust geführt haben, sind ein Beweis dafür, wie in schwierigeren Konjunkturzeiten die durch Interessengemeinschaftsverträge garantierten Dividenden von Tochtergesellschaften die Rentabilität der Muttergesellschaft drosseln. Die Adler A.-G. für Bergbau in Kupferdreh muz nämlich mit 160 000 m. Verlust abschließen, weil sie drei Tochtergesellschaften( zwei Steinkohlengemertschaften und der Aktiengesell schaft für Rheinisch- Westfälische Zementindustrie, Bedum) garantierte Dividenden im Betrage von rund 320 000 m. zu zahlen hatte.. Angesichts der Lage des Ruhrkohlenbergbaus hätte die Adler A.-G. für Bergbau genug zu fun gehabt, um ihren eigenen Zechen besig rentabel zu halten. Die Dividendengarantie für weitere Bechen müßte also zur Häufung des Rifitos in sehr starkem Maße dienen, und wenn die Zementindustrie auch keine Berlustindustrie ist, so ist ihre Lage in Rheinland- Westfalen gegenwärtig doch keine rofige. Jedenfalls find die garantierten Dividenden für die Muttergesellschaft zur Ursache ihrer Verluste geworden, die nicht nur ihre Reserven aufzehrt, sondern auch im vorigen Jahre schon zur Abstoßzung einer Kohlenhandelsbeteiligung und jetzt der 81proz. Beteiligung an der Aktiengesellschaft für Rheinisch- Westfälische ZementWährend die Muttergesellindustrie gezwungen haben. schaft durch ihren Ausdehnungsdrang solche Verluste erlitt, fonnten die Tochtergesellschaften Dividend en verteilen, so die Zementindustriegesellschaft 6 Broz.. Die 81 Proz. der Rhei= nisch- Westfälischen Zementindustrie A.-G. wurden von dem Wichtnigfchen Portland- Bement- Konzern in Münster erworben, der da durch seine Stellung in der nordwestdeutschen Zementindustrie be deutend verstärkt.