Automobil- Schutzölle.
Erpreffungsmethoden gegen Außenseiter.
Im Zollpolitischen Ausschuß gab es heute vormittag eine fleine Sensation und mit lautem hört, hört!", großer Bewegung wurde eine Feststellung des demokratischen Abgeordneten Lemmer gegen über Herrn von Raumer aufgenommen, die beweist mit welcher Rücksichtslosigkeit die Großindustrie ihr Profitinteresse verfolgt, ohne dabei im geringsten sich von voltswirtschaftlichen oder nationalen Gründen beeinflussen zu lassen. Herr Lemmer hatte Herrn Raumer darauf aufmerksam gemacht, daß in einer Denkschrift des Reichsverbandes der deutschen Elektroindustrie in einem von ihm( Raumer) verfaßten Auffah ungefähr das Gegenteil von dem behauptet worden war, mit dem sich Herr Raumer im zollpolitischen Ausschuß für die Notwendigkeit von Zöllen auf Automobile usw. einsette. Herr Raumer gab das glatt zu und machte dann einige in feiner Art begründete ausfällige Bemerkungen, die Lemmer veranlaßten, nachzuweisen, daß der Reichsverband der deutschen Elektroindustrie der bekannten großen Firma Bosch in Stuttgart gedroht hatte, daß, wenn sie ihre Agitation gegen den Zolltarif nicht einstelle, ihr die Aufträge entzogen würden. Eine Antwort auf diese ungeheuerliche Erpressungsmethode mußte weder Herr Raumer noch ein anderer Vertreter aus der Industrie zu geben.
Noch eine andere, nicht weniger interessante Feststellung, die ganz in den Rahmen der Erfahrungen paßt, die wir mit der tommunistischen Partei allenthalben machen konnten. Genau so wie bei den preußischen Regierungskrisen und der Wahl Hindenburgs treten neuerdings im 3ollausschuß die Kommunisten als mehr oder weniger freiwilliger Unterstüßungstrupp der Regierung und der Regierungsparteien auf. Sie erscheinen nur noch sporadisch. Heute morgen war lange fein Kommunist an seinem Blaz. Dazu hatten sie sich die Methode der Regierungsparteien zugelegt, d. h., fie schwiegen sich völlig aus und überließen es den Sozialdemokraten, den Kampf allein zu führen. Den Regierungsparteien ist diese Hilfe nicht unangenehm. Der Dant wird nicht ausbleiben.
Gestern mittag war der Ausschuß bereits in die Beratung der Pofitionen Motorfahrzeuge, Eisenbahnfahrzeuge usw. eingetreten. Bei Automobilen sieht die Regierung degressive Zölle vor. Sie sollen im Laufe einer gewissen Zeit abgebaut werden. Daß die Zölle auf Automobile nur eine
Hike- Anfang.
Noch benimmt sich der Asphalt anständig, schwarzpoliert von den Rädern der Autos liegt er harmlos da, noch zeigt er feine Spur von Erweichung und Brüchigteit,.noch hat er sich nicht auf seine Fähigkeit besonnen, zu riechen. Auch die Männer wollen die Hize ignorieren. Trotzdem der Schweiß rinnt, tragen sie Filzhüte und nur ganz Unentwegte sezten ihr wallendes Haar der Sonne aus, einige ältere Herren allerdings haben den Hut bereits an das Jakett geknöpft, doch das tut man erst, wenn man zum mindesten Rechnungsrat ift. Und die Damen tragen tatsächlich noch keine Belztragen.
Man nimmt die neue Higeperiode augenblicklich nicht ernst, man traut ihr nicht, sie blieb zu lange aus und dann setzte sie nicht mit Regenperiode mußten verdächtig wirten, man zweifelte an den ehrvollem Orchester ein, zwei Tage gemäßigter Temperatur nach der lichen Absichten der Hize. Ja, man freute sich sogar über das heiße Wetter. Aber bald wird es entseglich tagen! Warum soll Berlin als einzige deutsche Stadt von der Hizewelle verschont werden? Sie setzt bestimmt bald mit wilder Energie ein, trop verheißungsvoller Gewittermolten.
Straßenbahn und Omnibus find tatsächlich doch schon zur Qual geworden, und in den Coupees der Stadtbahn fönnen bereits beide Fenster geöffnet sein, ohne daß ein Aengstlicher sich über Bugluft beschwert. Man darf überhaupt nicht mehr am Fenster stehen, wenn man nicht als Egoist angesehen werden will.
Bald wird der Asphalt zu duften anfangen, bald werden die Damen Belzfragen tragen und die Herren ohne Hüte gehen und bald wird sich Berlin in eine Kochtiste verwandeln.
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Ein Postbote in Hitler- Uniform! Man treibt in unserer deutschen Republik - das müssen - wir immer wieder feststellen die Duldsamkeit ein bißchen weit. Den Freunden und Schüßern der Republik wird die öffentliche Befundung ihrer Anschauungen möglichst erschwert- diejenigen aber, die der Republik lieber heute als morgen ein Ende bereitet haben möchten, tragen ihre antirepublikanische Gesinnung um so offener und dreifter zur Schau.
Prämien für technische Unvollkommenheit der Betriebe Uns wird mitgeteilt, daß in Berlin im Postbezirt N 23 und wirtschaftliche Rückständigkeit der Unternehmer darstellen, wurde( Hansaviert) ein Briefbote feines Amtes" waltet, der auf von unseren Rednern treffend bewiesen. Der Genosse Dizmann einen Dienstgängen fich in einer Hitler Uniform hatte gestern schon festgestellt, daß in vielen Fällen jede Boraus eigt. Der noch junge Mann ist anscheinend erft Pofthelfer, so Jezung zu einer Produktionssteigerung fehlt. Aus 76 Betrieben hat daß er nicht die Bostuniform trägt, sondern noch in Zivilkleidung Der Metallarbeiterverband den Nachweis erbracht, daß sie sich tech- umherläuft. Sollte bisher feinem feiner Borgesetzten aufgefallen fein, nisch nicht auf der Höhe befinden. In 49 Betrieben erfolgt die Pro- daß seine Zivilkleidung die Tracht der Hitler - Leute ist? Jacke, Hose, buftion nicht nach modernen Grundsägen. Ueber Mängel in der Gamaschen sind wie bei den Hitler- Leuten, eine graue Hitler- Müge technischen Ausgestalltung berichten 67 Betriebe. Wie unter den frönt" das Ganze, und damit die Ausrüstung vollständig ist, fehli Umständen eine günstige Entwicklung möglich sein soll, bleibt das nicht an der Müße die schwarzweißrote Rofarde. Ueber Geheimnis der Industriellen und des Wirtschaftsministeriums. Die diesen Bostboten in Hitler- Uniform, der im Dienst der deutschen Re. Rückständigkeit erreicht ihren Höhepunkt in der hartnäckigen Weige- Schwert. Möglich ist, daß er zurzeit noch keine andere Kleidung hat, Rückständigkeit erreicht ihren Höhepuntt in der hartnädigen Weige- publit fteht, haben sich schon Bewohner der Gegend vergeblich berung, mit der fich die Automobilindustrie gegen die Norming to baß er bis auf weiteres noch in der Hitler- Uniform seinen Dienst rung, mit der fich die Automobilinduftrie gegen die Normung perrt. Die Unternehmer wußten und wissen sich nicht genug gegen die ihrer Ansicht nach produktionshemmende Einrichtung der Be= tun zu dürfen glaubt. Auch das könnte sein, daß er selber niemals triebsräte zu sperren. Dabei fonnte Genoffe Fleißner nachin Beziehungen zur Hitler- Garde gestanden hat und nur in Er: weifen, daß bereits im Jahre 1922 die Betriebsräte in der Auto- mangelung von etwas Besserem die abgelegte Hitler - Uniform eines mobilindustrie ganz tonkrete Vorschläge für eine Normalifie älteren Bruders aufträgt. Aber reicht sein Lohn nicht aus, schleunigft rung und Typifierung in der Automobilindustrie unter- eine andere Müge anzuschaffen, damit zunächst das auffälligste Stück breitet hatten, dieser Borstoß aber scheiterte daran, daß sich die feiner Ausrüstung, die Hitler- Müße, verschwindet? Oder findet sich maßgebenden industriellen Führer mit wenigen Ausnahmen nicht nicht ein Borgesezter, der ihm wenigstens die schwarzweißrote Roaus ben alten Gebantengängen zu lösen vermochten. Sie hielten farbe, die hier möglicherweise ein Ausdruck der Gesinnung ihres es für flüger, flatt ihre Betriebe auszubauen, auf die Inflation zu Trägers wäre, von der Hitler - Müze herunterreißt? pefulieren. Wenn es jetzt zu spät ist, um den Anschluß zu finden, fo trage nichts anderes als die Schwerfälligkeit ber deutschen Industrie die Schuld. Herr von Raumer tonnte fich ebenfalls nicht gegen gewisse Bedenken gerade bei diejen 3öllen sperren. Er sprach von Dorübergehenden Schutzmaßnahmen, Erziehungsnotwendigkeiten ufm. Es bar aber für den Genoffen Breitscheld nicht schwer, nachzuweisen, daß diese Er ziehungsmethoden höchst wahrscheinlich das Gegenteil der beabsichtig ten Wirkung erzielen werden. Es ist notwendig, die Schuld. frage nachzuprüfen, woher die Unrentabilität der deutschen Automobilindustrie fommt, fonft zahlen wir eine Prämie auf die tech nische und wirtschaftliche Rückständigkeit, und auch degressive Zölle beseitigen nicht die Gefahr, daß sich hinter dieser Zollmauer Die Trägheit tonjerviert. Der Deutschnationale Industrielle Dr. Klünne glaubte, für die ungünstige Entwicklung die Verhältnisse und die Streifs, paffive Resistenz und sonstige Begleiterscheinungen der wirtschaftlichen Depressionszeit verantwortlich machen fönnen. The antwortete Hilferding , daß es natürlich nicht angängig fei, überall Parallelen zu Amerifa zu ziehen. Aber genau To wenig tönne es angehen, immer wieder in das Gegenteil zu verfallen. Der deutsche innere Martt fei aufnahmefähig, wenn die deutschen Industriellen wie ihre amerikanischen Kollegen verstehen würden eine ihnen selbst wieder nüzliche Wirtschafts- und Lohnpolitit zu betreiben. Der amerikanische Unternehmer baue nicht, wie es in Deutschland geschehe, die Löhne ab, sondern verfürze die Arbeitszeit. Daß das ameritanische Beispiel wenigstens teilweise befruchtend gewirkt habe, beweise die Produktionssteigerung bei Opel, wobei bemerkenswert sei, daß auch das deutsche Gerien. produft noch wesentlich billiger verkauft werden könne wenn die Einfuhrverbote, die heute wie ein Prämiensystem wirken, beseitigt seien. Der Ausschuß nahm die letzten Gruppen Waffen, Uhren ufw. in Angriff, dabei wiederholte sich die von früheren Gelegenheiten her gewöhnte automatische Ablehnung der sozialdemokra tischen Anträge.
Reformpläne der belgischen Regierung.
Aktive Sozialpolitik.
zu
Wiffen möchten wir, ob es Beamten und Angestellten der Post erlaubt ist, mit dem Abzeichen des Reichsbanners Schwarz- Rot- Gold oder auch nur mit einem den Träger als Bür ger der deutschen Republif kennzeichnenden schwarzrotgoldenen Bändchen sich sehen zu lassen. Den Schülern, die in den obersten Klassen der höheren Schule faum jünger als dieser Postheffer find, ist durch Berfügung des Provinzialschulfollegiums eingeschärft worden, daß fie in der Schule und auf dem Bege nach oder von der Schule feine Abzeichen auch feine schwarzrotgoldenen! tragen dürfen. In Bantow hat ein Schöffengerichtsvorsitzender einen Beugen genötigt, ein ihn als Mitglied des Reichstanners Schwarz- Rot- Gold fennzeichnendes Bändchen aus dem Knopfloch zu nehmen. Ein Pofthelfer aber darf sich erlauben, in Hitler - Kleidung mit schwarzweißroter Sofarde seine Arbeit zu tun und in solchem Aufputz den Leuten ihre Briefe ins aus zu tragen. Und das im fiebenten Jahr der deutfchen Republik!
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Aus Liebe zum Diebe geworden.
Ein ungetreuer Postbeamter des Postamtes NW. 87 wurde foeben von feinen eigenen Kollegen entlarvt und festgenommen. Der Schaffner Arnold Schmidt, der 17 Jahre im Dienste stand, verliebte fich in ein 16 jähriges Mädchen, das zwar sehr liebens würdig war, dafür aber auch um so größere materielle Ansprüche stellte. Sie alle zu befriedigen reichte das Gehalt eines Boftschaffners bei weitem nicht aus. Schmidt verschaffte sich deshalb Neben. einnahmen" aus Briefen, die von Amerita her nach Berlin tamen. In der letzten Zeit verschwanden vom Amte fast täglich mehrere dieser Amerita- Briefe. Zunächst bestand fein Berdacht gegen eine bestimmte Berson. Er fiel auf alle, die mit diesen Briefen in Berührung famen. Schmidt's Kollegen aber trauten ihm nicht und behielten recht damit. Gie bohrten heimlich in die Holzwände des Klosettraumes fleine Löcher. Als nun Schmidt die Toilette aufsuchte,
beobachteten ihn zwei Kollegen durch diese Löcher und sahen, daß er mehrere Briefe öffnete. Es waren wieder Amerita Briefe. Sofort nahmen sie den Ungetreuen fest und übrgaben ihn der Kriminalpostdienststelle.
Brüffel, 15 Juli.( Eigener Drahtbericht.) Im Genat fündigte rbeitsminister Wauters bei der Beratung des Haushalts des Schon der Name flingt nach allerhand. Mangelndes Pathos ist Arbeitsministeriums verschiedene Reformpläne der jetzigen ja überhaupt nicht die schwächste Seite des Fischerschen KommunisRegierung an, darunter die Einführung der Grubeninspektion, eine mus. Anläßlich ihres Barteitages mußten fie doch paradieren. So Gewerbegerichtsreform, eine Lebensversicherungskontrolle, Lebensversicherungskontrolle, eine og er denn auf, der gesamte Rote Frontfämpferbund, der Jung sturm, und auch die übliche Demonstrationsausrüstung fehlte nicht. Arbeitsumfallfontrolle, Staatsgufdüffe für die Krankentafen und Transparente, Fahnen, Hoch-, Niederrufe und Gesang. Die Un 21 Millionen für Arbeitslosenunterstützung die zwar nicht im Streit- sprachen ber Herren Thälmann und Geschte, der gemütlich falle, aber dann zu zahlen ist, wenn der Unternehmer den Schieds- aufgeregten Frau Goffe ( Fischer), und die nimmer fehlende KröSpruch verwirft. Die Liberalen und einige Katholiken kritisierten nung der Festfolge durch die jederzeit in mehreren Exemplaren vorbie bedingungslose Ratifizierung des Washigtoner 26. handenen ausländischen Genossen fehlten nicht. Soweit gut. tommens, für die jedoch eine ausreichende Mehrheit vor. Weniger gut allerdings, als es auf dem Hin- und Rüdmarsch durch die engen Straßen Neuköllns öfters zu erheblichen Zusammen handen ist. stößen mit Bassanten und Bolizei tam. Schließlich müßten die Rommimiften wissen, daß es, so schmerzlich es ihnen auch fein mag, Brüffel, 15. Juki.( Eigener Drahtbericht.) In der belgischen noch Menschen anderer Gesinnung als der der Moskauer Drihodorie Rammer richtete der frühere Außenminister Hymans am Mitt gibt. Auch die Polizei hätte sich ein wenig mehr Zurüdhaltung moch unter lebhafter Unterstützung des jeßigen Außenministers, Beaujerlegen sollen. Aufregung ist in folchen Fällen am wenigften noffen Vandervelde, einen warmen Appell an die Vereinigten am Blake. Staaten um Gerechtigkeit und Billigkeit gegenüber den belgischen Kriegsschulden. Er schilderte die dramatischen Borgänge in Berfailles, die feinerzeit schließlich zum Erlaß der belgischen Kriegs. schulden führten. Obschon Amerika hinterher den Vertrag von Berfailles nicht ratifiziert habe, so tönne es doch die Unterschrift Wilsons nicht ohne Verlust moralischen Ansehens verleugnen. Das ist die Auffassung, bie die belgische Schuldentommiffion auf der beporstehenden Ronfereng in. Washington vertreten wird.
Erziehung im Eisenbahnverkehr.
Die Reichsbahn - Direttion Berlin hat in den Abteilen der Stadt und Ringbahn Blatate mit Anstandsregeln" anschlagen lassen. Der Zwed ist, in höflicher Form zu bitten, aber auch manches energisch zu verbiten. So wird mit Rücksicht auf den gerade jetzt verstärkten Reiseverkehr gebeten, bei Andrang sich auf die Abteile zu verteilen und nicht einzelne zu überfüllen, während andere halbleer stehen; die Fahrgäste ohne Drängelei bequem aus steigen zu lassen; untereinander Entgegentommen zu zeigen und Reibungen zu vermeiden; nicht vor dem Halten des Eine in Norwegen drohende Regierungstrife wegen der zehn- Buges die Abteiltüren zu öffnen. Berboten ist Auf- und Abspringen prozentigen Erhöhung der Staatssteuer wurde dank einer Abwährend der Fahrt, das Mitfahren auf Trittbrettern und Buffern, timmung im Storthing vermieden, da die Regierung mit 77 das Hinauswerfen harter Gegenstände, das Betreten und lebergegen 73 Stimmen die Mehrheit behielt. schreiten der Schienenstränge, ferner Lärmen, Singen, Musi
zieren, Gewerbetreiben und jedes andere ordnungswidrige Berhalten. Ohne einen starken Schuß von Selbsterziehung flapp: es nicht. Daran fehlt leider noch recht viel.
Für das einige Großdeutschland ! Anschlußkundgebung der republikanischen Studenten. In dieser Zeiten Sturm und Drang hat sich eine stuben ise Jugend gebildet, die losgelöst ist von der billigen Phrafeologie schwarzweißrot tapezierter Schwäger. Diese Jugend, die lichen Staates einzugliedern, veranstaltete gestern abend im dichtcus vollem Bewußtsein bereit ist, sich in den Aufbau des freiheitgefüllten Saal des ehemaligen Herrenhauses eine großdeutsche
Rundgebung, die dem Zusammenschluß der beiden Bruderländer Deutschland und Desterreich gewidmet war und in der der Genosse Reichstagspräsident Löbe und der Reichstagsabgeordnete Heuß sprechen follten. Die entscheidenden Abben, verhinderten beide leider am Erscheinen, und so war im letzten ftimmungen, die gestern in den Abendstunden im Reichstag stattfanAugenblic Landtagspräsident Genosse Bartels eingesprungen, um den Abend nicht nußlos auseinanderlaufen zu lassen. Resultate des Versailler Friedens, die Defterreich und Deutschland Nach einer Schilderung der unheilvollen und widernatürlichen fünftlich trennende Fesseln geschlagen haben, fam er auf die poli tische, wirtschaftliche und menschliche Notwendigkeit des Zusammen schlusses der beiden Bruderländer zu sprechen. Wir Republikaner haben uns immer aufs wärmste für die staatliche Einheit der deut schen Stämme eingesetzt. Die Frage des Zusammenschlusses ist eine Frage der Gerechtigkeit. Es ist der Zusammenschluß eines großen Boltes, der einmal tommen muß, weil ihn die Natur gebieterisch verlangt. Bergeffen feien auch nicht jene deutschen Brüder, die ein verhängnisvolles Diftat außerhalb unserer Grenzen dirigierte. Dieses Unrecht muß torrigiert werden, aber nicht mit den waffenraffelnden Gewaltphantasien der Revanchepolitiker, sondern mit den Argumenten raftlosester und intensivster Aufklärung und der Souveränität eines guten, von Haßgefühlen freien Gewissens. Gehen wir heute abend auseinander mit dem Willen und Gedanken, daß diese großdeutsche Idee unsere Idee ist, für die wir uns einfetzen, um unserem großen deutschen Bolte zu dienen.( Stürmischer, anhaltender Beifall.) Hierauf sprach Genoffe Dr. Friedländer von der Bereinigung fozialistischer Studenten, ebenfalls improvifiert, zu feinen. republikanischen Kommilitonen einige Worte. Er schloß mit einem begeistert aufgenommenen Hoch auf die beiden freien deutschen Republiken.
Besichtigung der Hochschule für Leibesübungen.
Heute vormittag besichtigte der Minister für Wissenschaft und Volksbildung, Dr. Beder, die Räume der Preußischen Hochschule für Leibesübungen in Spandau . Die Landesturnanstalt liegt weit draußen in der Radelandstraße, ein großer Gebäudekompler mit weiten Turnplägen, Schwimmbaffins und Anlagen. In der Hauptsache dient die Landesturnanstalt der Ausbildung von Jungvierung der pädagogischen Examen müffen fie dort ein Jahr ver lehrern und lehrerinnen im Turnfach. Nach Absol bringen, wenn sie sich nicht auf der Universität ausbilden lassen wollen. Sie werden dort in allen Fächern des Turnens und der Körperbildung unterrichtet. Fast den ganzen Tag sind sie im Freien, ihre Körper find tiefbraun wie die der Singalesen, gelenfig und geschmeidig. Die jungen Leute wohnen in Internaten, die der Landesturnanstalt angegliedert find, Effen erhalten sie aus der Stadtfüche Spandau , und sie schlafen in großen Zimmern, meistens zu zehn bis fünfzehn. Das Institut tann ungefähr 300 Menschen aufDaneben gibt es Kurse für Aerzte und Ortho nehmen. päden, auch Privatpersonen können sich dort ausbilden lassen. allerdings nur, wenn genügend Platz vorhanden ist.
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Ein rücksichtsloser Motorradfahrer wurde von der Neuköllner Kriminalpolizei festgenommen. Der Tanfmeister D. fuhr mit seinem pierjährigen Söhnchen auf seinem Zweirad langsam und vorfichtig die rechte Seite der Rudower Straße in Brig entlang. Da fam ein Motorrad hinter ihm hergerast und fuhr ihn so muchtig an, daß sein Hinterrad in Trümmer ging. Beide Fahrzeuge fielen um. Der Tanfmeister mit feinem Göhnchen und auch der Führer des Motorrades mit seinem Sozius flogen in weitem Bogen auf die Straße. Der fleine Knabe erlitt mehrere Rückenquetschungen und zwei erhebliche Kopfwunden. Es ergab sich, daß der Motorradfahrer, ein Drogist K., der einen 17 Jahre alten Lehrling bei sich hatte, start betrunten war. Exemplarische Strafe ist bei allen betrunkenen Automobilisten. und Motorradfahrern, durch die Menschenleben Schaden erlitten, notwendig.
Umleifung von Straßenbahnlinien. Infolge Gleisbauarbeiten werden heute von 12,05 Uhr nachts ab die Linien 84, 184, 88, 91 Köllnischer Fischmarkt, Mühlendammt, Molkenmarit, Stralauer in beiden Richtungen vom Spittelmarft über Gertraudtenstraße, Straße über Stralauer Brüde, Jannowißbrücke, Brückenstraße und Köpenicker Straße umgeleitet.,
Typhusepidemie auch in Ottersleben ?
Alarmierende Nachrichten über neue Massenerkrankungen tommen aus Ottersleben bei Magdeburg . Dort find über 60 Personen an charakteristischen Vergiftungserscheinungen erfrantt. Ein Mann ist gestorben, ein anderer schwebt in Lebensgefahr. Während man zuerst Fleischvergiftungen annahm, scheint jetzt auf Grund medizinischer Untersuchungen festzustehen, daß
Dor.
Im
es sich um Paratyphuserfranfungen handelt. batteriologischen Institut der Universität Halle sind eingehende Untersuchungen im Gange. Ottersleben liegt in allernächster Nähe Magdeburgs . Sehr begreiflich, daß sich die Bevölkerung Magde burgs sehr erheblich beunruhigt fühlt. Nach unseren In. formationen liegt tein Grund zu Beunruhigungen Die zuständigen Stellen werden alle notwendigen Maß nahmen treffen, um die Seuche zu isolieren. Aus Magdeburg ist umfassender Bericht angefordert worden. Man kann auf Grund der bisherigen Arbeit des Gesundheitsdezernats im Wohlfahrts minifterium annehmen, daß von dieser Stelle alles Erforderlic peranlaßt und nichts verabsäumt wird, um die sicherlich nicht un trächtlichen Gefahren abzuriegeln.
Schwerer Unfall auf dem Stahlwerk Becker. Ein schwerer Unglücksfall ereignete sich im Walzwerk der Stahlwerfe Beder A.-G. in Willich . Drei Arbeiter waren damit beschäftigt, ein Rohr anzuftreichen, an dem ein Gerüst befestigt war. Blöglich löfte fich das Rohr in der Flansche, stürzte auf das Gerüft und rig drei Arbeiter 15 meter hinab in die Tiefe. wo sie mit zerschmetterten Gliedern liegen blieben. Kur nach Einlieferung in das Krankenhaus starb der Hilfsarbeiter Weber bald darauf auch der Anstreicher Bußmuehlen. Beide stammen Krefeld . Der dritte Berlegte schwebt in Lebensgefahr.
Todesurteil gegen ein Gattenmörder. Hanau , 16. Juli. Gestern abend wurde das Urteil gegen ter Gattenmörder Mag Seibel gefällt. Das Gericht erkannte a Todesstrafe unter Aberkennung der bürgerlichen Ehren Der Verteidiger wird gegen das Urteil Berufung einlegen.
9.
Groß- Berliner Parteinachrichten.
bt. Neukölln : Heute abend Funktionärßigung bei Schröder, Steinmezsir 32. Jungfozialisten, Gruppe Brenzlauer Berg : Seute abend 8 Uhr, Jugend heim, Danziger Str. 62( Baraden), Bortrag bes Gen. Otto Bach: Bölterbund und Sicherheitspalt. Gruppe ReursIln: 8 Uhr abends, Nogatstr. 11/12 Referat des Gen. Butilamer: Theorie und Beagis.