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die Qualitätsindustrie und die in ihr Beschäftigten zu be-| versucht die Angaben des Berliner Tageblattes mit den seitigen. Worten abzutun:

Auch die Lohnsteuer wird den Steuerausschuß noch eingehend beschäftigen. Die Sozialdemokratie hat erneut verlangt, daß der steuerfreie Lohnbetrag auf 100 m. monatlich heraufgesezt werde, und daß durch feste Ab­züge für die Familienangehörigen der soziale Gedanke schärfer ausgeprägt werde. Sie kann dabei auf die Unter­stügung der Kommunisten und der Demokraten rechnen, so daß die Entscheidung auch hier wieder beim 3entrum ruht, dessen Vertreter sich bisher aus fiskalischen Gründen den sozialdemokratischen Forderungen widersetzt haben. Nach dem sich inzwischen herausgestellt hat, daß die Ermäßigung der Lohnsteuer einen weit geringeren Ausfall ge­bracht hat, als die Regierung behauptete, würde die Ab­lehnung der sozialdemokratischen Forderungen nur als die Absicht zu deuten sein, die Lohn- und Gehaltsempfänger unter allen Umständen mit den stärksten Lasten zu belegen. Es wird also sehr angestrengter Arbeit bedürfen, wenn der Steuerausschuß seine Beratungen bis Mitte nächster Woche beenden will. Dieses Ziel wird, ebenso wie die Ber­abschiedung der gesamten Steuervorlagen überhaupt, sehr schwer zu erreichen sein, wenn die Regierungsparteien den Schutz des Großbefizes höher stellen als die sozialen Inter­effen. Das Bestreben der Sozialdemokratie, die leistungsschwachen Kreise der Wirtschaft, insbesondere die Masse der Lohn- und Gehaltsempfänger, der Rentner und der freien Berufsangehörigen zu schüßen, dient also ebensosehr der Beschleunigung der Beratungen, wie dem Gesamtinter­effe der deutschen Wirtschaft.

Justiz und Fememord. Skandalöse Behandlung der Eltern des Ermordeten. In der Prozeßangelegenheit gegen die völkischen Mörder des Roßbach- Mannes Helmut Holz macht das Berliner Tageblatt" neue Angaben, die das Verhalten der Ge­richtsbehörden in einem immer sonderbareren Lichte erscheinen lassen. Das Blatt meldet:

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,, Um Pfingsten 1924 erhielten die Eltern, die eine Vermißten­anzeige nicht erstattet hatten, die Nachricht von dem Leichenfunde. Man hat lange gebraucht, ehe die Leiche refognosziert werden konnte, da die Gutsbesitzer der dortigen Gegend, denen das Verschwinden von Holz nicht unbekannt war, sich in feiner Weise an der Aufklärung beteiligt haben. Den Eltern war mitgeteilt worden, daß ihr Sohn anscheinend erwürgt worden sei. Genauer lasse sich die Todesurfache nicht feststellen! Eine glatte unwahr­heit! Bei der Eröffnungsverhandlung erst erfuhren sie, daß ihr Sohn erschossen worden war. Der Schädel mit den Schußstellen an de Stirn ist vorhanden. Von der Eröffnung des Berfahrens haben die Eltern erst durch die Presse erfahren. Der Bruder des Ermordeten wandte sich daraufhin an den Staatsanwalt mit der Bitte, seine Eltern zu den Verhandlungen zuzulassen. Diese Bitte wurde abgelehnt. Schließlich erhielt aber der Bater von der Staatsanwaltschaft die telephonische Zusage, daß er am Prozeß teilnehmen dürfte. Daraufhin haben sich die Eltern auf ihre Kosten nach Schwerin begeben. Dort wurde aber auch dem Bater die Teilnahme an den Verhandlungen verwehrt." Nach diesen Angaben verfolgten die Gerichtsbehörden die Tattit, die Eltern des Ermordeten in dem Verfahren möglichst auszuschalten. Das ist um so auffälliger, als die Aussagen des Ehepaares Holz für die Klärung des Fememordes nicht ohne Bedeutung sein mußten. Sollten die Maßnahmen der Gerichtsbehörden aus einer gewissen Scheu heraus diftiert morden sein, der Kreis der Schuldigen tönne sich bei einer weniger lautlosen Taktik über die zum Tode verurteilten Fememörder hinaus erweitern?

Der Deutschen Zeitung", die noch immer Gewehr bei Fuß gestanden hat, wenn es darauf anfam, in das Dunkel der völkischen Mordatmosphäre hineinzuleuchten, fommt die Geheimnisträmerei der Gerichtsbehörden sehr gelegen. Sie

Die akademische kosestunde.

Bon Adele Schreiber .

Sollen Studentinnen mit jungen Männern fosen?" Auf einer Konferenz von 800 College Girls wurde volle zwei Tage ernsthaft über diese Frage debattiert. Wir lesen davon nicht etwa in einer jeichten Unterhaltungsschrift oder einem ober­flächlichen Senfationsblatt, sondern in einem ausführlichen Artikel in der bedeutendsten sozialen Zeitschrift der Vereinigten Staaten , dem Survey", dem führenden Organ für Soziale Facharbeit. Wir dürfen daher annehmen, daß der Auffaz, den eine wissenschaft­lich vorgebildete, seit Jahren in der Praxis stehende Berufsberaterin verfaßt hat, den Tatsachen entspricht und nicht übertreibt, wenn von einer weitverbreiteten Gepflogenheit des Austauschs förperlicher Zärtlichkeiten zwischen College Girls und der männlichen Jugend erzählt wird.

Das interessante Ergebnis der erwähnten Debatte beleuchtet die Psychologie des amerikanischen Bürgermädchens und ist etwa folgendes: Rosen zwischen beiden Geschlechtern ist nichts Schlimmes, sondern angenehm und natürlich. Es ist sogar nötig, um zur Ehe zu gelangen, felbstverständlich mit der nötigen Reserve: Mäßigkeit, nicht Abstinenz!"

Die Verfasserin bringt eine Fülle eigener Beobachtungen und Erfahrungen Danach ist es nichts Ungewöhnliches, daß in dem zu den Colleges gehörigen Bart, dem sogenannten Campus", nach Dunkelheit eine große Rosestunde anbricht. Es gibt auch viel Mütter der bürgerlichen und vermögenden Kreise, die über die wechselnden zärtlichen Beziehungen der Töchter auf dem laufenden sind und sie finden nichts dabei, solange die Anstandslinie eingehalten wird. Diese Anstandslinie wird noch nicht überschritten durch stundenlanges Auf- dem- Schoße- fitzen und weitgehende törperliche Zärtlichkeiten. Manche Aeußerungen junger Mädchen lassen an Offenheit, nichts zu wünschen übrig: Rosen ist bei allen Gesellschaften üblich als eine angenehme Zugabe."" Wenn ich ein paar Abende feine Lieb­fofungen gehabt habe, bin ich wie verrückt," erflärt eine zweite, dann sage ich Mutter, daß ich nun unbedingt zu einer osestunde" losziehen muß. Ich mache mir ja nichts daraus, von allen gefüßt zu werden," meint eine dritte, ich kenne viele junge Leute, die ich nicht füsse. Aber schließlich würde ich lieber Küffe hinnehmen, auch wenn sie mir nicht zusagen, als für zimperlich gelten. Uebrigens nur die ganz jungen Jahrgänge find versessen darauf, feine Gelegenheit vorübergehen zu lassen." Ich würde schrecklich gern heiraten, aber ich habe anscheinend fein Talent zum Kosen. Einmal versuchte ich's; im Auto saß ich einem Jungen während des ganzen Weges auf dem Schoß mir toften himmlisch! Aber er ließ nie wieder von sich hören; fo muß ich's wohl falsch angefangen haben. Wie lernt man nur das Kosen( to pet)!"

Die große Mehrheit der Studentinnen sprach sich für das Kosen aus, natürlich darf man dabei den Kopf nicht verlieren und muß vernünftig bleiben.

Man spekuliert auf die Dummheit des Lesers. Jedes Kind in Deutschland weiß, daß der Stahlhelm mit Roßbach - Anhängern" nichts zu tun hat. Aber die Gelegenheit muß ausgenutzt werden, den verhaßten Völkischen und Frontsoldaten die Ehre abzuschnei­den. Bekanntlich ist über den Verlauf des Prozesses bisher nichts an die Deffentlichkeit gedrungen. Alle derartigen Angriffe und Verleumdungen der Linkspresse gründen sich also einstweilen auf leere Bermutungen.

Das Berliner Tageblatt" hatte gar nicht behauptet, daß der Stahlhelm mit Roßbach- Anhängern etwas zu tun hatte, sondern gesagt, daß so wohl der Ermordete wie die Mörder, unter denen sich zwei ehemalige Ober­leutnants befinden, Stahlhelmmitglieder waren. Es wird dem Deutschnationalen Blatt nicht gelingen, die Es wird dem Deutschnationalen Blatt nicht gelingen, die moralische Schuld der Völkisch- Deutschnationalen an dem Fememord hinwegzudisputieren. Auch dieser Ableug­nungsversuch ist ein deutlicher Beweis dafür, daß die Aus schließung der Oeffentlichkeit in dem Femeprozeß lediglich dazu angetan ist, beunruhigend zu wirken und den moralisch Mitschuldigen als Deckschild zu dienen.

Textilzölle.

Die Drosselung der Industrie durch den Zoll. Auch in der heutigen Sitzung des 3ollausschusses glänzten die Kommunisten zuerst durch Abwesenheit. Dann frat Herr Rädel an und um 11 Uhr erschien auch Herr Dr. Rosenberg, mertlich abgefämpft. Ihm scheint die Auseinander­segung mit Ruth Fischer nicht sonderlich bekommen zu sein.

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Die bürgerlichen Vertreter im Ausschuß übten sich heute mit besonderem Nachdruck im Schweigen. Sie waren absolut nicht aus der Reserve herauszubringen. Nur einmal machte Herr Le Jeune- Jung einen Anlauf. Er jackte aber sehr bald wieder ab und dann blieb der ganze Zollblock einträchtig, fichtlich unter der Hize leidend, bis zum Ende der Verhandlung in tiefes Schweigen gehüllt beisammen.

Der Ausschuß arbeitete heute den Rest der Abteilung Textil­waren auf. Nach den ersten Beratungen über diese Gruppe war im Reichstag bekanntlich eine Besprechung zwischen den leitenden Herren der Abteilung Konfektion des Reichsverbandes der deutschen Industrie und den an der Materie intereffierten Mitgliedern des Bollausschusses. In dieser Besprechung hat sich die verarbeitende Industrie mit größter Entschiedenheit gegen die be absichtigten 3ölle gewendet. Unmittelbar unter dem Eindruck der Argumente fonnte man der Ansicht sein, daß auch die ver= biffensten Hochschußzöllner sich der Eindringlichkeit nicht ver­schließen fonnten. Dieser Schein von Besserung ist bald verflogen. In der heutigen Verhandlung wurde mit automatischer Sicher­heit die Regierungsvorlage gegenüber den Durchbruchsversuchen der Opposition gerettet und damit einer der größten deutschen Wirtschaftsgruppen schwerster Schaden zugefügt. Ueber den Umfang der Schädigungen in wirtschaftlicher und sozialer Beziehung wird man sich binnen furzem ernsthaft mit der Regie­rung unterhalten müssen. Genosse Krähig unterstrich noch einmal auf reichhaltiges statistisches Material hin die Notwendigkeit einer fachlicheren Behandlung dieser ganzen Frage, als fie durch die Zoll­novelle der Regierung erfährt. Er wies nach, daß bei einer ganzen Menge der Artikel der Rohbedarf im Inland nicht gedeckt werden bei Leinen- und Flachsgarn hatten wir z. B. 1913 noch zu verzeichnen, daß die Einfuhr um 150 000 Doppelzentner höher war als die Ausfuhr so daß also eine Zollbelastung, wie hier eflatant nachgewiesen werden fann, den Verarbeitungsprozeß gang außerordentlich belastet. Der Bollschuh, der hier den Unternehmern gewährt werde, sei auch bei dieser Industrie nichts anders als eine Prämie für technische Rückständigkeit. Erste Be­dingung einer gefunden Entwicklung in der Textilindustrie sei, daß die Unternehmer mit aller Energie darauf hinwirken, daß sie die Qualität ihrer Waren bessern.

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Bofitionen die Argumente des Gen. Krätzig. Die Jutespinnerei Die Gen. Wiffell und Kotte unterstrichen bei einigen anderen 3. B. habe sich in den letzten Jahren zu einer Industrie von großer Bedeutung entwickelt, ohne daß irgendein Schuzzoll dazu notwendig war. Die Regierungsvorlage würde in ihrer Wirkung nichts anderes bedeuten, als daß die sehr straff befyndizierte Jute- Industrie die Zoll­möglichkeiten zu weiteren Gewinnen ausbeute.

Badestrand, in Rinos, Tanzlofalen usw. suchen müssen. Sie haben das Anrecht auf Zärtlichkeit, ungestört von der Polizei und der Ein­mischung sozialer Sittlichkeitsapostel."

Der ganze, mehrere Seiten lange Auffah, der sich mit petting" als einer allgemeinen Sitte beschäftigt, wirft ein grelles Licht auf das Kompromiß, das die bürgerliche Moral bereit ist, gegenüber dem allenthalben brennenden feruellen Problem der Jugend zu schließen. Der ernsthafte Serualreformer weiß, daß derartige Berkehrssitten oder vielmehr Unfitten in zahllosen Fällen Perversitäten, ungefunde Erregungen, verlogene Beziehungen erzeugen, junge Männer, denen die Mädchen ihrer Kreise viel, aber nicht alles gewähren, in die Arme der Prostitution treiben und so dazu beitragen, den traurigen Markt zu beleben. In zahlreichen anderen Fällen wird, durchaus begreiflicherweise, die angeblich so ftreng festgehaltene Grenzlinie" überschritten. Es sind sicherlich nicht die moralisch Minderwertigen, die zu den auch im Artikel erwähnten Dummen" gehören, deren Kopflosigkeit zu Schul- und Collegeskandalen mit plötzlichem Ab­reisen und eiligen Trauungen führt.

Für die amerikanische Anschauung bezeichnend ist, daß auch der erwähnte Aufsatz, dessen Offenheit für dortige Begriffe immerhin außerordentlich fühn erscheint, dennoch das Kosen als statthaft, wirt­liche Liebesbeziehungen aber als unmoralisch ansieht. Die in allen Liebeständeleien geübten vorsichtigen Halbjungfrauen" der Geld­aristokratie sehen mit Entrüstung auf große und echte Leidenschaft, auf das starte heiße Gefühl der unehelich Mutter Gewordenen herab. Kuriose Welt der bürgerlich konventionellen Sittlichkeit"!

Deutsche Tieffeeforschung im Atlantic. Eine Gesellschaft deutscher Glehrter unter Führung von Dr. Merz ist in Kapstadt an Bord des Dampfers Meteor eingetroffen, der am 16. April von Wilhelms­ haven zu einer zweijährigen Tieffeeforschungsfahrt im Atlantischen Ozean ausgelaufen war. Die Expedition unternimmt ozeanographische und meeresbiologische Forschungen. Ihr gelangen wichtige Entdeckungen. Es wurde festgestellt, daß warmes Wasser aus dem nördlichen Atlantic in großer Tiefe bis zu 2000 Seemeilen südlich des Aequators strömt, wo es wieder an die Oberfläche tritt. Vom südlichen Polargebiet geht eine Strömung nach Norden. In diesem Wasser befindet sich die Nahrung, der Walfische und ver­schiedene Fischarten nachgehen. Der Meteor begibt sich, nachdem er den Atlantic zwischen Amerika und Afrika vierzehnmal durch quert hat, nach den Südpolargebieten und von dort nach Osten.

Ausgrabung eines griechisch- römischen Theaters. Eines der voll­ständigster Theater, die bisher ans Licht gebracht wurden, ist bei den Ausgrabungen zu Jerasch, dem antiken Geraza oder Decapolis, im Transjordanland freigelegt worden. Ein englischer Archäologe Horsfield, der die Fundamente des Proszeniums des Theaters untersuchte, entdeckte dabei das Podium an der Rückseite der Bühne und fand es vollkommen unverzehrt mit seinen 14 Säulen, die noch ganz in der ursprünglichen Ordnung standen. Spuren des Oberteils der Bühne, sowie Statuen und Inschriften und drei zur Bühne führende Türen wurden freigelegt, ebenso die gewölbten Saupteingänge zu beiden Seiten der Bühne und der Dhestra. Die Arbeiten werden noch jorigefekt, und es ist von der Ausbeutung dieses Fundes eine wesentliche Bereicherung unserer Kenntnisse der

Die zärtlichen Studentinnen leiteten aber aus den Zugeständ­niffen für ihr einenes Erleben auch die Forderung fozinler Gerechtig feit haftstoffen ab. Wenn College Girls im Col lege, dobrim, in Klubs und Automobilen fofen dürfen, sollte man auch die Arbeiterinnen und sonstige Berufsmädchen ungeschoren laffen, die mangels befferer Gelegenheit ihr Bergnügen in Parts, amantiten Bühnenverhältnisse zu erwarten.

Genossin Dr Stegmann wies bei den Positionen Spizen, Posa­menten darauf hin, daß diese einzigartige Industrie wohl eines Schuzes bedürfe. Ein Zoll sei jedoch dazu das ungeeignetste Mittel, Besser wäre, wenn die Regierung sich einsetzte dafür, daß die Ge­werbe- und Fachschulen ausgebaut würden, um so die In­dustrie auf eine wirklich sach- und fachverständige Arbeiterschaft zu stügen. Genossin Ansorge behandelt die Kapitel Künstliche Blumen und Filzschuhe, bei denen sie nachwies, daß ein Bollschutz in feiner Weise nützlich sein könne. Vielmehr entstände die Gefahr einer Verringerung der Prodution und damit einer Steigerung der an sich schon großen Armut der in diesem Gewerbe beschäftigten Arbeiterschaft. Wie die Zollmauer namentlich in den Grenzbezirken und darüber hinaus einfach illusorisch gemacht wird, bewies Genoffin Schiffgens auf Grund ihrer Erfahrung an der West­grenze. Namentlich bei Konfektion werde sich der Schmuggel, ohne daß die Behörde einzugreifen vermag, derart steigern, daß die Ab­bauen, gründlichst inhibiert werde.

sicht der Regierung, einen Schutz für das deutsche Erzeugnis zu Damit schloß der Ausschuß seine Berhandlungen, Fortsetzung Sonnabend vormittag 9 Uhr. Tagesordnung: Rest der Industrie­zölle.

Reichsbahn und Beamtenschaft.

Eingriff in die staatsbürgerlichen Rechte.

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Die Reichsbahndirektion Oppeln hat sich veranlaßt gefühlt, in einer Amtsblattverfügung vom 25. April 1925 die nach Artikel 75 der preußischen Verfassung garantierten Urlaubsrechte ihrer Beamten als Mitglieder der Provinzial-, Kreis- und Gemeinde­vertretungen wesentlich zu verkürzen. Sie will die im Interesse einer lebendigen Selbstverwaltung gelegene Beurlaubungspflicht. für die Gemeindevertretung, den Kreis- und Provinziallandtag innerhalb ihres Geschäftsbereichs beschränken und abhängig machen von der Genehmigung" der jeweils einzureichenden Gesuche ,, von Fall zu Fall". Die Entscheidung soll nach irgendwelchen vom Herrn Generaldirektor ,, aufzustellenden Richtlinien" gefällt werden. Zweifellos bedeutet diese Verfügung einen schweren Ein­griff in die auch den Reichsbahnbeamten garantierten ver= faffungsmäßigen Rechte, ganz gleich, ob die Reichsbahn­direktoren noch Körperschaften des öffentlichen Rechts sind oder nicht. Generaldirektor Deser wird sich die angekündigten Richtlinien" genau ansehen müssen, um der unterschiedlichen Behandlung der ihm unterstellten Beamten je nach der von ihnen vertretenen politischen Partei sowie einer Verfümmerung der Selbstverwaltung durch bureaukratische Schikanen seiner Betriebsleiter und Direktoren recht­zeitig einen Riegel vorzuschieben.

Stinnes- Aktien verkäuflich.

Matte Börse.

Bei Beginn der Börse war die Tendenz allgemein matt, nament­lich am Montanmarkte. Es hat den Anschein, als wenn hier beacht­liche Aktienbeträge an den Markt gelangen, die an­geblich aus Kreisen des Stinnes- Ronsortiums herrühren sollen. Phönix- Aktien z. B. gehen heute bis auf 80 herunter, nachdem sie noch vorgestern 86% notierten. Gelsenkirchen unterschritten den Kurs von 50. Auch sonstige Montanwerte recht matt.

Die Tendenz der heimischen Staatsanleihen war vor= börslich recht matt( Kriegsanleihe 0,227%), fonnte sich aber erholen. Am Geldmarkte blieb die Lage unverändert. Tägliches Geld leicht, 8 bis 9% Proz., Monatsgeld 10 bis 11 Proz. Am Devisenmarite minimale Schwankungen. Die deutsche Reichsmark wird aus London mit 20,41, Zürich 122,60, Paris mit 5,07, Amsterdamm 59,36½ ge=

Kein Rüdfritt Broddorff- Ranhaus. Eine Wolff- Meldung demen­tiert die in einigen ausländischen Blättern aufgetauchte Nachricht, daz die Stellung des deutschen Botschafters in Mostau, Grafen Broddorff Rangau, erschüttert sei. Diese Meldung sei völlig aus der Luft ge­griffen.

Die französische Saar - Mojelgesellschaft baut von franzöfifchem Gebiet aus, ohne Rücksicht auf die Landesgrenze, Flöze von Saar­tohle ab. Mit Zustimmung der Regierungskommission führt sic dafür feine Abgaben an das Saargebiet ab. Der jaarlän­dischen Bergpolizei wurde die Beaufsichtigung der Grubenbauten untersagt.

Gesang der Aufgewerteten.

Nun find wir aufgewertet an Erfahrung Und aufgewertet ist der Preis der Nahrung. Und aufgewertet sind die Wohnungsmieten Der Retter ward uns nicht umsonst beschieden." Nun find wir aufgewertet an Berbittrung Und Schwarzweißrot war Rattenfängerwittrung. Und aufgewertet sind die großen Nieten Der Retter ward uns nicht umsonst beschieden." Nun sind wir aufgewertet am Berfluchen Und müssen doch die eigne Dummheit fuchen. Dem fleinen Rentner tann man alles bieten. ,, Der Retter ward uns nicht umsonst beschieden." Sun find wir aufgewertet im Verrecken, Das Sparbuch könnt ihr in den Sarg uns steden; Bor eurer: Lügen wird uns endlich Frieden.. Der Retter ward uns nicht umsonst beschieden." Bruno Schönlant.

Der gelehrte Kronprinz. Dem Erfronprinz Ruprecht von Bayern wurde vor kurzem von der Erlanger Universität der Chren­doftortitel verliehen. Das ist nicht weiter verwunderlich, da sich ja gefrönte Häupter von jeher durch besondere Geistesgaben aus­zeichneten, und es ist nur zu bedauern, daß das überragende Wissen des Bayernfronprinzen a. D. so spät erkannt wurde. Aus Anlaß der Ernennung zum Doktor veranstaltete der selbstverständlich treu­republikanische Rektor der Universität am Sonntag ein Festessen, Der zu dem nur Angehörige des Lehrförpers geladen waren. gefeierte Dottor h. c. überreichte im Verlaufe der Feier sein Bild im goldenen Rahmen dem Reftor, der es unter den Gästen zur Ansicht herumreichen ließ. Als aber der glückliche Besizer es wieder an sich nehmen wollte, war es auf unerklärliche Weise verschwunden, gleichzeitig aber zwei silberne Leuchter, eine filberne Eisschale und eine Anzahl filberner Löffel. Leider erfährt man nicht, ob die Eisschale und die Löffel dem erlauchten Gast gedient, die Leuchter gerade seinen Blah erhellt hatten, und also ein begeisterter Ber ehrer des Hauses Wittelsbach, der unbemerkt in die republikanische Tafelrunde Eingang gefunden hatte, die vorgerüdte Stimmung benutzte, um sich in den Besitz der köstlichen Reliquien zu setzen.

Anna Pawlowa , die berühmte russische Balletteuse, wird am 30. August ein Gastspiel in der Oper am Königsplay beginnen.

Diamantenfunde in Ostafrika . Aus Ostafrika kommen Meldungen von neuen Diamantenfunden. Das Gebiet liegt in dem früheren Deutsch - Dit afrifa zwischen Bittoriasee und Kimusee. Ein Teil der Felder liegt im bel gifchen Kongo in der Provinz Ruanda . Eine belgische Gesellschaft ist be reits mit der Ausbeutung beschäftigt. Die Funde sollen zu großen Hoff nungen berechtigen.

Eine realiche Zahl. Die jüngsten Berechnungen, die Sir Leonard Rogers über die Verbreitung der 2e pratranten auf der Erde anstellte, ergaben daß gegenwärtig noch immer drei Millionen Menschen mit dieser end jeglichen unheilbaren Krankheit behaftet find.