Gewerkschaftsbewegung
Zosowsky gegen die Einheit.
In den letzten Presseberichten des JGB. vom 14. Juli zitiert Genosse Dudegeeft einen Artikel Losowskys in der Roten Gewerk schaftsinternationale " vom Mai 1925, in dem es heißt:
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Wir stehen erst am Anfang unserer Kampagne für die Einheit und dürfen das Tempo unserer Angriffs. bewegung nicht falsch einschäzen. Uns steht ein langer und hartnäckiger Kampf bevor. Wir werden viel Kraft ver= geuden müssen, um die Schwierigkeiten innerhalb und außerhalb der Arbeiterbewegung zu überwinden. Die Hauptsache ist, die Massen zur Mitarbeit heranzuziehen, und zwar nicht nur in Europa , sondern auch in Asien , Amerita usw. Die Arbeiterbewegung des nahen, mittleren und fernen Ostens muß unbedingt am Aufbau der einheitlichen Internationale mitwirken, denn nur in dem Maße, wie sich die Arbeiter Japans , Chinas , Indiens , Javas , Australiens usw. am Kampf für die Einheit beteiligen, wird es uns gelingen, eine tatsächliche einheitliche internationale Kampforganisation zu schaffen. Der Weg liegt weithin fichtbar vor uns. Wir müssen nur fonsequent und ohne Schwankungen vormärts gehen, uns in den eroberten Positionen be= festigen. Wir dürfen bei Mißerfolgen den Mut nicht sinken lassen, aber auch unsere Erfolge nicht überschäßen, sondern müssen beharr lich und systematisch die revolutionären Elemente der Weltgewertfchaftsbewegung sammeln, die RGI. festigen und aus. bauen, dann werden wir nicht nur eine formale, sondern eine tatsächliche Einheit der nationalen und internationalen Gewerf. schaftsbewegung erreichen."
Dudegeeft bemerkt dazu: Die Diskussion über die Frage, mer Schuld an der Spaltung in der Arbeiterbewegung trägt, fann billig als geschlossen betrachtet werden. Die Schuld der Kommunistischen Partei steht ebenso fest wie der von der Rommunistischen Partei der herrschenden Klasse hierdurch erwiesene Dienst.
Im derzeitigen Stadium der Korrespondenz zwischen Mostau und Amsterdam darüber zu sprechen, fann nur bösen Absichten entstammen. Sollte eine dieser Absichten sein, die direkten Ber. handlungen zum Scheitern zu bringen, bevor Amerifa, Auftralien usw. ihr Gewicht in die Wagschale geworfen haben? Was bezweckt Losowsfn, wenn er nicht darauf spekuliert?
Wenn wir den Sinn der voranstehenden Zeilen richtig begreifen, dann wird darin gesagt, daß die Annäherungsversuche seitens des Russischen Gewerkschaftsbundes nur zu einer for. malen und zu teiner mirtlichen Einheit der Gewerkschaftsbewegung führen werden. Damit eine wirtliche Einheit zustande fomme, müßten erst die Massen in Amerika , Japan , China , Indien , Java, Australien usw. in die Einheitsbewegung einbezogen werden. Und wenn es Tomsky gelingen follte, den Anschluß durchzu führen, so fäme nach der Ansicht Losowstys dem noch keine besondere Bedeutung zu; es wäre doch nur halbe Arbeit. Auf diese Weise wird die Arbeit des britisch- russischen Einheitsfomitees von einem Manne jabotiert, der mit der ruffifchen Gewerkschaftsbewegung nichts zu tun hat und sich bei allen seinen Handlungen ausschließlich von politischen Motiven leiten läßt. Wenn das britisch- russische Komitee und unsere Kameraden vom Russischen Gewerkschaftsbund bei ihren Bemühungen, auf Grund unserer Statuten die Einheit herzustellen, Er folg haben wollen, dann ist hierzu unerläßlich, daß Losowsty seine Sabotage einstellt und damit aufhört, durch seine Quertreibereien die Atmosphäre zu vergiften.
Die Sonntagsruhe muß eingehalten werden! Anweisung des preußischen Handelsministers. Aus den Kreifen der Angestellten in offenen er Taufsstellen find slagen barüber laut geworben, daß die gejeglichen Bestimmungen fiber die Sonntagsruhe im Handelsgewerbe wie auch über den 2adenschluß an den Wochentagen vielfach nicht eingehalten wurden. Wie der Amtliche Preußische Bressedienst" mitteilt, ersucht der preußische Handelsminister daher die Regierungspräsidenten und den Bolizeipräsidenten Berlin , die Gewerbeaufsichtsbeamten und die Bolizeibehörden anzuweisen, auf die Durchführung der genannten Bestimmungen ihr besonderes Augenmerk zu richten und bei Feststellung von Zuwiderhandlungen gegen die betreffenden Unternehmer strafrechtlich vorzugehen.
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Konflikt im mitteldeutschen Bergbau.
3m Braunkohlen- und im Kafirevier. Halle, 20. Juli. ( Eigener Drahtbericht.) Der mitteldeutsche Bergbau steht vor neuen schweren kämpfen, da die Unternehmer und das Reichsarbeitsministerium trog miserabler Löhne im Braunkohlenbergbau jede Lohnerhöhung abgelehnt haben. Am Sonntag tagte in Leipzig eine aus allen mitteldeutschen Revieren start befchickte Bergarbeiterversammlung, der sich lebhafte Entrüstung bemächtigte, als sie von dem Verhalten der Unternehmer Kenntnis bekam. Die Zechenherren sind sehr wohl in der Lage, höhere Löhne zu zahlen, denn die in ihrem Auftrage im In- und Ausland tätigen Agenten versprechen den in das mittel deutsche Eldorado gelockten Bergarbeitern 8 bis 12 Mart Schichtlohn. Die Versammlung nahm einstimmig eine Entschließung an, die mit höchster Entrüstung Renntnis von der jede Lohnerhöhung ablehnenden Haltung der Arbeitgeber und des Reichsarbeitsministeriums nimmt. Die Versammlung bedauert auf das lebhafteste, daß das Reichsarbeitsministerium seine empörende Entscheidung lediglich auf die einseitige Beratung der Arbeitgeber stüßte. Die Bersammlung fordert von den Organisationsleitungen, unverzüglich mit allen
zur Berfügung stehenden gemertschaftlichen Mitteln Sorge für wesentliche Lohnerhöhung zu tragen.
Am gleichen Tage fand in Leipzig die Reichskonferenz für die Kaliindustrie statt, die folgende Entschließung an nahm:„ Die am 19. Juli in Leipzig tagende Kaliarbeiterkonferenz billigt die Haltung der Organisationsvertreter in der 2ohnfrage. Die Konferenz beauftragt die Organisationsleitungen, in der Arbeitszeitfrage dringend notwendige Maßnahmen zum 3wede der Arbeitszeitvertürzung einzuleiten."
Die Einwanderungsbeschränkungen in Oesterreich . Aus Wien wird uns geschrieben:
Die Zahl der unterstüßten Arbeitslosen in Defter. reich beträgt jetzt gegen 120 000, die zur Vermittlung vorgemerkten über 150 000, was bei einer Bevölkerungsziffer von 6½ Millionen Einwohnern und bei einer Zahl von 1 bis 2 Millionen Arbeitern und Angestellten eine sehr bedrohliche Lage des Arbeitsmarktes be
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deutet. Selbst die Sommersaison hat die sonst regelmäßige Erleichterung der Arbeitslosenkrise diesmal nicht mit sich gebracht. Demgegenüber wird die Zahl der in Desterreich beschäftigten Ausländer auf etwa 60 000, die Zahl der arbeitslosen und unter stützten ausländischen Arbeitnehmer auf etwa 8000 veranschlagt. Defterreich hatte bisher keinerlei wirksame Beschränkung der Zuwanderung und Arbeitsannahme durch Ausländer. Wohl aber haben die freien Gewerkschaften und die Wiener Arbeiter tammer schon vor fast zwei Jahren auf die Gefahren hingewiesen, die sich für die Arbeiterschaft aus der Ueberflutung des Marktes mit fremden Arbeitskräften ergeben, während die österreichischen Arbeiter und Angestellten selbst infolge der Einreisebeschränkungen in den meisten Staaten teine Arbeit finden können, z. B. in der Tschecho slowakei , den Balkanstaaten, Italien usw. Trotzdem hat die Regierung damals den Vorschlag der Arbeiterkammer abgelehnt und sieht sich erst jetzt, nachdem der Dauercharakter der Krise völlig klar geworden ist, genötigt, auf diese Idee zurüdzukommen.
Es muß jedoch mit allem Nachdruck festgestellt werden, daß sich das Gesetz euf Arbeiter und Angestellte nicht erstrecken wird, die aus den Ländern kommen, die die österreichischen Arbeitssuchenden günstig behandeln. Der Regierungsentwurf hat bereits eine der artige Klausel vorgesehen, die Arbeiterkammern hatten darauf bestanden, daß diese Bestimmung noch deutlicher in den Vordergrund gerüdt werde. Es werden auch teinerlei Ausweisungen bereits ansässiger Ausländer stattfinden.
Die Verhältniffe auf dem internationalen Arbeitsmartt find eben jeßt derart beschaffen, daß die Gewerkschaften in Desterreich ihr grundsägliches Streben nach Herstellung der Freizügigkeit und Erweiterung des Arbeitsmarktes nur dadurch verwirklichen fönnen, daß sie für die Zeit der Krise dieses Gesetz verlangen.
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Gewerkschaftsfeindlicher Wäscheverleiher.
Herr Albert Grundei, Inhaber des Wäscheverleihgeschäftes Swinemünder Straße 50, ist ein großer Feind der Gewerkschaften. Reiner seiner Leute darf sich organisieren. Bei Neueinstellungen erkundigt er sich genau nach der Organisationszugehörigkeit. Er verlangt teilweise sogar eine unterschriftliche Erklärung von dem Eingestellten, daß er nicht organisiert sei und auch keiner Organifation beitrete, andernfalls er mit seiner sofortigen Entlassung einverstanden sei. Die Furcht, organisierte Arbeiter in den Betrieb zu bekommen, wird verständlich, wenn man die Zustände im Betriebe betrachtet. Die achtstündige Arbeitszeit ist dort ein unbekannter Begriff, 70 bis 80 Stunden find Regelleistung. Dafür zahlt die Firma nicht einmal den tariflichen Lohn, sondern nach Gutdünken 30 bis 35 Mart pro Woche." Wem es nicht paßt, der fann gehen." erklärt Herr Grundei bei jeder Gelegenheit;" ein Inserat in der Morgenpost", und ich habe 300 Arbeiter statt sechs hier." Trop dieses arbeiterfeindlichen Standpunktes versucht die Firma, zum großen Teil ihre Leibwäsche in Betrieben und bei der Arbeiterschaft abzusehen.
Arbeiter! Seht Euch Eure Lieferanten an! Nur der Handtuchfahrer arbeitet zu tariflichen Bedingungen, der sich durch die graue Kontrolitarte ausweisen kann. Fragt darum jeden Fahrer nach seiner Kontrollfarte!
Die Branchenleitung der Handtuchfahrer im Deutschen Berkehrsbund.
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Die Lohnkämpfe in der Textilindustrie.
Bautzen , 20. Juli. ( WTB.) Rad) 13 stündigen Berhandlungen auf der Streishauptmannschaft Bauzen ist es zu einer Einigung zwischen Arbeitern und Arbeitgebern in der ostsächsischen Textilindustrie gekommen, so daß einem weiteren Umsich greifen des Streits begegnet und die drohende Aussperrung von 40000 Arbeitern vermieden worden ist.
Görlig, 20. Juli. ( WTB.) Die Arbeitgeber der schlesischen Textilindustrie haben beschlossen, die Streitenden vom 21. Juli ab auszusperren, falls die Arbeit heute nicht wieder aufgenommen wird. Von dieser Aussperrung würden 68000 Arbeiter betroffen werden. Der Schlichter der Provinz Niederschlesien hat inzwischen Verhandlungen zur Regelung der Löhne in der gesamten Textilindustrie auf Mittwoch anberaumt.
Die eiserne Internationale zum belgischen Streit.
Wiesbaden , 20. Juli. ( Mtb.) Der am Sonntag hier tagende Bollzugsausschuß des Internationalen Metallarbeiter bundes be schäftigte sich mit dem großen Kampf in der belgischen Metall industrie. Zurzeit sind rund 75000 Metallarbeiter an dem Kampf beteiligt. Die belgischen Drganisationen und der JMB. richten fich auf einen erweiterten Umfang und eine längere Dauer des Kampfes ein. Der JMB. will die belgischen Bruderorganisationen in weitestgehender Weise unter stützen. Der Vollzugsausschuß beschloß, im August dieses Jahres eine Sigung des Zentralfomitees des JMB.( von Vertretern aller Landesorganisationen) einzuberufen. Dauert bis dahin der belgische Kampf fort, so wird der JMB. über seine weiteren Magnahmen au nachdrüdlichster Unterstügung der belgischen Arbeiter beschließen. In einer Entschließung fordert der Vollzugsausschuß alle Landesorganisationen auf, die Arbeiterschaft Belgiens nach Kräften moralisch und materiell zu unterstügen.
Unternehmerpatriotismus.
Saarbrüden, 20. Juli. ( Eigener Drahtbericht.) Der Großindustrielle Roechling hat den Deutschen Metallarbeiterverband des Saargebiets wegen angeblichen Tarifbrnchs auf entschädigung in Höhe von 240000 Frank verflagt. Das gesamte Deutschtum des Saargebiets lehnt sich gegen diesen neuesten Schritt des Großfapitalisten Roechling auf in dem Bewußtsein, daß die deutschen Gewerkschaften des Saargebiets bei allen Parteien als der festeste Hort des Deutschtums und als die zuverlässigste Abstimmungstruppe für das Jahr 1935 gelten. Hätte das Vorgehen des Herrn Roechling Erfolg, so würde das nahezu den Bankrott der jaar. ländischen deutschen Gewerkschaften und damit eine starke Begünstigung der französischen Annegionsbestrebnngen bedeuten.
Drohender Bergarbeiterstreik im Saargebiet. Saarbrüden, 20. Juli. ( Eigener Drahtbericht.) Der Verband der Bergarbeiter und der Chrinliche Gewerkverein im Saargebiet haben am Sonntag auf Revierkonferenzen das Lohnerhöhungsangebot der französischen Bergwerksdirektion um 5 Proz. einstimmig abgelehnt und mit großer Mehrheit den Streit beichlossen. Dieser soll mit Ablauf des Tarifs am 27. Juli beginnen, falls nicht bis dahin durch neue Verhandlungen ein anderes Ergebnis erzielt worden ist. Die Aussichten für eine Einigung zwischen den Bergarbeitern und der französischen Bergwerksdirektion sind gering.
Bei der Firma Jaroslaw, Weißensee Lehderstraße 34, befinden sich die Dreher und Maschinenarbeiter bereits feit dem 30. Juni im Abwehrstreit gegen Verschlechterungen ihrer Lohn- und Akkordsäge. Kollegen, meidet den Betrieb, übt Solidarität! Deutscher Metallarbeiterverband, Ortsverw. Berlin . Die Fabritarbeiter des Kölner Wirtschaftsbezirks stehen in schweren Arbeitskämpfen. In der feuerfesten Tonröhrenindustrie wurden Lohnerhöhungen beantragt, aber abgelehnt. Die Gewerkschaft hat den Schlichtungsausschuß angerufen. In der Siegeleiindustrie lehnen die Arbeitgeber froß eines mehr. wöchigen Streits wegen der Arbeitszeit, den fie verloren, die ge forderte Lohnerhöhung ab, fie wollen die Löhne nur um 30 Proz. erhöhen. In der chemischen Industrie haben die Gewerkschaften 20 Proz. Lohnerhöhung beantragt. Auch hier zeigen sich die Unternehmer unnachgiebig, so daß es zu einem Lohnfampf tommen wird.
Bom bayerischen Sozialminister wurde der Schiedsspruch des Landesschlichters über das Mehrarbeitszeitabtommen in der bayerischen Provinz- Metallindustrie für verbindlich erklärt. Danach gilt das im Mai 1924 festgelegte Abkommen, das die Verlängerung der Arbeitszeit von 48 Stunden auf 54 Stunden zuläßt, weiter bis zum 30. November 1925.
Transportarbeiter der Metallindustrie.
Mittwoch abend 6% Uhr im 8immer 4 des Gewerkschaftshauses, Aufgang B, Funktionärversammlung der in den BBM3.- Betrieben beschäftigten Funktionäre ber bem Metallfartell angeschloffenen Berbände. Stellungnahme Aum Schiedsspruch. Mitgliedsbuch und Funktionärkarte legitimieren. Metallfarten.
Das
AfA- Funktionäre der Metallindustrie! Bekanntlich hat der BBMJ. die laut verbindlich erklärtem Schiedsspruch festgefesten Gehälter gekündigt. Die Angestelltenverbände sind nunmehr zu einer Sigung zum 21. Juli vom Arbeit. geberverband eingeladen worden, in welcher derselbe die Vorschläge zum neuen Gehaltstarif unterbreiten wird. Am Mittwoch 7% Uhr findet in
Saverlands Festfälen, Neue Friedrichstraße Ede Rochstraße, eine AFFunktionärversammlung, statt. Tagesordnung: Die Vorschläge des BBMJ. amten wit beſtimmt b
Bei der Wichtigkeit der zu fassenden Beschlüsse erwarten wir bestimmt das Erscheinen aller Af- Funktionäre. Af- Metallkartell. Günther. Lange. Rothe. Berantwortlich für Bolitik: Bictor Schiff: Wirtschaft: Arthur Saternus;
und Sonstiges: Frik Rarstäbt; Anzeigen: Th. Glode; sämtlich in Berlin . Berlag: Vorwärts- Verlag G. m. b. S., Berlin . Drud: Vorwärts- Buchdruckerei
Gewerkschaftsbewegung: 3. Steiner; Feuilleton : Dr. John Schikowski; Lokales
Sieran 1 Beilage und Unterhaltung und Biffen".
und Berlansantial Bait Singer u. Co., Berlin SB. 68. Lindenstraße 3.
Heute Schlusstag
unseres
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