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Zollkompromiß gibt ihnen nach dem Zeugnis der Landbundvertreter in der deutschnationalen Reichstagsfraktion alles, was für sie unter den gegenwärtigen Umständen nur erreicht werden konnte. Sie fühlen sich gesättigt. Sie fühlen sich sicher in der Reichsregierung. Den Konfliktsstoff, der durch den Zwiespalt Mischen ihrer früheren außenpolitischen Haltung und der Politik des Sicherheitspaktes entstanden ist und noch entstehen könnte, schaffen sie durch Handel aus der Welt. Sie haben das Zentrum den agrarischen Wünschen ge» fügig gemacht, warum sollen sie nicht weiter regieren, so wie sie vor dem Kriege regiert haben? Die Bodenpreise steigen. Die Großgrundbesitzer verbuchen ihren Zuwachs an Reichtum und fordern, darauf pochend, größeren Anteil am Arbeits- ertrag der Gesamtheit. Sie haben in dieser schwierigsten Frage eine Mehrheit des Reichstags zusammengebracht, warum sollten sie nicht hoffen, daß diese Mehrheit auch für künftige, der Zollvorlage ebenbürtige Taten zusammenbleiben soll. Das ist die Stabilität des politischen Lebens, die sie wünschen. » Diese Stabilität beruht darauf, daß die Rechte, die regiert, eine Mehrheit des Reichstages hat. Aber eine Mehrheit des Reichtages haben, bedeutet noch nicht, sie behalten. Die Mclhoden, die von dem rechten wie von dem linken Flügel der Regierungsparteien angewandt worden sind, diese Mehr- heit zusammenzubekommen, wirken nach als eine ständige Be- drohung dieser Mehrheit. Weit entfernt davon, zur Stabili- sierung des politischen Lebens in Deutschland   zu führen, be- gründen sie chronische Krisengefahr. Solange diese Mehrheit regiert, sind die politischen Der- Hältnisse in Deutschland   absolut labil. Die Taten der Mehr- heitsparteien sind ein Mißbrauch des Mandats, das sie von ihren Wählern erhalten haben. Das gilt in erster Linie von den Deutschnationalen. Sie verdanken ihre Stellung im Parlament und In der Regierung ihrer verantwortungs- losen demagogischen Phraseologie in den Fragen der Außen- Eolitik, wie dem Aufwertungsbetrug, der den gröbsten Man- atsmißbrauch darstellt, der jemals vorgekommen ist. Es gilt nicht minder vom Zentrum. Das Zentrum stützt sich auf die Stimmen zahlreicher Arbeiterwähler. In den Reihen der Zentrumsfraktion sitzt eine Anzahl von aus- gesprochenen Arbeitervertretern, die als Führer von Arbeiter- organisationen an volitisch verantwortliche Stelle gehoben worden sind. Trotzoem ist das Zentrum mit den Deutsch  - nationalen jenes Zollkompromiß eingegangen, das den Inter  - essen seiner Arbeiterwähler ins Gesicht schlägt. Auch das ist Mandatsmißbrauch, vor allem durch jene Zentrumsarbeiter- Vertreter, die plötzlich zu begeisterteren Lobrednern de? Zoll- kompromisses geworden sind als die Interessenten in de? Zen» trumsfraktion, die sich mehr zurückholten. Es ist eine schlechte Sache, die die Arbeitervertreter des Zentrums vertreten, und sie finden deshalb dafür nur die schlechtesten Argumente. Was ioll man zu Herrn G i e s b e r t s sagen, der jetzt Programm«- tische Deklamationen für Schutzzölle erläßt, wahrend die Re- gierung selbst sich bemüht, die Dinge so darzustellen, als handele es sich nur um notwendige Kompensationszölle? Diese Haltung des Zentrums muß ebenso starte innere Spannung in der Zentrumspartei   hervorrufen, wie der Aul- wcrtungsbetrug und der grandiose Umfall der Deutschnatio- nalen in Fragen der Außenpolitik Spannungen in der Deutsch  - nationalen Partei hervorgerufen hat. Diese inneren Span- nungen sind Unsicherheitsmomente, die die heutige Regie- rungskoalition nicht zur Stabilität komnien lassen. Zu diesen inneren Spannungen innerhalb der Regie- rungsparteien gesellt sich die gerechte Entrüstung der Wähler- mossen, gegen die die Politik der Reichstagsmehrheit sich richtet. Die Regierungskoalition muß mit der Abrechnung iür ihre Politik bei kommenden Wahlen rechnen. Da ihre Staatskunst darin besteht, sich rücksichtslos, getrieben von den Interessentenvcrbänden, über die Opposition hinwegzu- setzen, muß sie damit rechnen, daß alles, was sie durchführt, nur für die Dauer ihre, Zusammenhaltes
Schneidiger Setrieb. Zwischen PorgiseNIen und Rachq�ordn-t-n soll»in»er- sraucnsnollos,«der Nin vortraulichcz«erhältni» l.eft»h«n. Do» dienstlich« Anseilen fordert, doli der Ro<tige0rtn«t» den Poraesedte»«tüfjt. Wer DirnslNeidu»« trSgt wrnn auch nur Dirnsimild« doi onoemeffrn uu(irilRen.* <«u» der neuen chrusivorschrift drr Rcichedohn.) Au» dem Portal der Betriebsverwaltung Strömt ei» beamteter Herr in grader Haltung Und vorschriftsmäßiger Schrcibslubenkorpulenz Nebst einer mickrigen Assistenz. Der Herr Betriebsinspektor oder-direktor Beschreibt sofort«inen stürmischen Sektor Vom Schienenstrang bis zum Wartesaal. Es geht ein Raunen durchs Personal. An allen Ecken gruppieren sich Herrn: Auf einmal ist alles so subaltern. Durch die Uniformen geht ein Geflüster: Achtung! der Herr Acrkehremintster! Den Herrn mit den Hähere-Lausbahn-Pospeln Sieht man nervös auf- und niederhaspeln: Er bahnt sich mit den ihn dienstlich Umkreisenden Ein« Gasse durch die harmlosen Reisenden. Auf einen Wink ist olles auf Draht: Der höchste Vorgesetzte naht! Doch Exzellenz rasen eiligst vorbei In den Wartesaol l und ll, Die höhere Laufbahn hinter sich lassend, Und einen einsamen Kognak ins Auge fassend. Nun stehn die uniformierten Gespenster Und starren untertänigst durchs Fensler Und sind darüber aufgebracht, Daß der Ober keine Ehrenbezeugung macht. Gott sei Dank! Endlich! Sieben Uhr acht Sind Exzellenz fahrplanmäßig gefahren. Hieraus sieht man den Herrn mit Glazöhandschuhn Sein« Untergebenen um sich scharen Und wieder fürchterlich vorgesetzt tun. Exzellenz hätten keinen guten Eindruck gehabt Und die Sache Hab« gar nicht geklappt! Aber er hoffe bestimmt, das nächste Mal! Und geknickt entwedelt das Personal. Ich ober dachte betrübt bei mir: Gott erhalte un» den deutschen   Unteroffizier! I o d o c u».
Eine neue Sprache das Afrikaans. Eine neue Sprach- ist jetzt unter die offiziellen Sprachen des britischen Reiches oufge- nommen worden. Das soeben in Kraft getretene Zusatzgesetz zu der südafrikanischen Bersassung von 190» setzt nämlich an Stelle de, Holländischen  ", das neben dem Englischen bisher als Amtssprache der Union   galt, dasAfrikaans  ", die südafrikanisch« Farin des Hvllvcflifchen, die früher.Kapholländisch" oder Tool genannt wurde.
G ü l k i g k e i i besitzt. Das gibt der Politik der Mehrheits- Parteien jenen empörenden Zug der Verantwortungslosigkeit, die die kurze Zeitspanne, die ihr verbleibt, nützt, um zu- sammenzuroffen, ohne an die großen Zukunftslinien zu denken. « Der Zickzackkurs, den die jetzige Barlamentsmehrheit in allen wichtigen politischen Fragen oerfolgt hat, ist gefährlich schon, auch wenn er sich auf einen kleinen Zeitraum zu- sammendrängt. Cr erzeugt ein Gefühl der Unsicherheit und der Unstabilität, das zu ungünstigen Auswirlungen nicht nur in der Politik, sondern auch in der Wirtschaft führt. Das Schicksal des deutsch  -spanischen Handelsvertrages, das Un- sicherheitsmoment, das der Streit um seine Ratifizierung und nun wieder seine Kündigung in die handelspolitischen Be- Ziehungen Deutschlands   nach außen wie in die innere deutsche  Wirtschaft hineinträgt, sollte ein warnendes Beispiel sein. Aber der Zickzackkure im langen Intervall, der die Folge derStaatstunst" der Mehrheitsparteien des Reichs- tags sein muß, bedeutet für Deutschland  , da« dringend der Stabilität auf allen Gebieten bedarf, ungleich schwerere Ge- fahr. Die Verantwortung für die Folgen liegt auf den Re- gierungsparteien, sie liegt vor allem auf dem Zentrum. Die Haltung, die das Zentrum heute einnimmt, entspricht nicht den Traditionen, denen es feit dem Bestehen der deut» fchen Republik gefolgt ist. Wir sehen nicht, wie sie vereinbar wäre mit dem Ziel, dem deutschen   politischen und Wirtschaft- lichen Leben Stabilität zu geben ein Ziel, das, wie wir meinen, das Zentrum sich gesteckt hat. Der Reichskanzler Dr. Luther, dem es gelungen ist. das Zentrum fest an die Rechtskoalition zu schließen, es auf den Boden des Zollkompromisiss zu bringen, mag sich für einen großen Staatsmann halten. Wir möchten aber immer noch zweifeln, daß es den Staatsmännern des Zentrums bei ihrer jetzigenStaatskunst" wohl ist.
das preisstärtenöe Zentrum. GiesbertS über die Zlgrarzollfrage. Die Schutzzöllner normalen Formats versuchen dem Volke einzureden, es solle hoch ja die Schutzzölle bewilligen, denn auf die Dauer würden dadurch die Waren Hill ige r werden. Die Preisstatistik freilich besagt das Gegenteil. Man verschweigt das aber geflissentlich, um die Opfer der Zoll­politik zu beschwichtigen. Deshalb haben auch zusammen mit der übrigen Arbeiterschaft christliche Gewerkschafter, wie I m b u s ch, rechtzeitig ihre warnende Stimme gegen Schutz- zölle erhoben, denn die Teuerung ist bei Einführung der Zölle unvermeidlich, ob aber ein Ausgleich der Löhn« er- folgt, ist zum mindesten fraglich. Einem Zentrumsinann, Abg. Giesberts, ist es vorbehalten geblieben, mit aller Offenheit ouszusprechen, was die beabsichtigte Wirkung der Zölle ist. Er schreibt in der ,.G e r m a n i a": Zweck der Zölle ist. preiserhalkend und preisstclrkend für dl« Erzeuger zu wirken... Sicherlich bringen die Agrarzölle in ge> Willem Umfange eine Verteuerung der Lebenshaltung, besonders jetzt. 1002 handelt« es sich im wesentlichen darum, destehende Zölle zu erhöhen. Heul« stehen wir vor einer völligen Reu- - i n s ü h r u n g. Es ist ja an sich nchtig, wenn gesagt wird. es handelt sich vor ollem um die Herstellung des alten Zustande», wie er vor dem Kriege bestanden hat, ober die preistreibende Wirkung bleibt dabei bestehen, und zwar so, daß die Zollerhöhungen voll und plastisch im Preis zum Ausdruck kommen. E» muß ferner zugegeben werden, daß dies« Belastung de« Dolkskonsum» in einer Zeit eintritt, wo auch noch andere Moment« den Haushalt belasten, wie z. B. die Erhöhung der Mieten usw. In klarer Erkenntnis dieser schweren sozialen Gefahren tritt Gksberts, seines Zeichen» Vorstandsmitglied der Gesellschaft für soziale Reform, Dele- fierter der Vereinigung für gesetzlichen Arbeiterschutz !) und prominentes Mitglied einer Reih« anderer sozial«in-
5üe 20 Pfennig Sommertheater. Diese Sache begann damit, daß auf langem, staubigem, sonnigem Wege plötzlich ein bildhübsche, kleine, Mödelchen austaucht und fürchterlich schluchzt:Sie, mich hat»in« Biene gestochen Muß ich da sterben?" Das schuf, was wir Großen, leider, leider, neuerding» brauchen, die richtigeEinstellung" nämlich. Und die Sache hört« auf mit einem schimpfenden Jungen, der mit seiner Meinung ge- miß nicht allein stand:So wenig bloß für 20 Pfennig? Da leg ich doch lieber noch nen Groschen zu und geh ins Kinol" Do war man wieder sanft hinausgestellt. Was also lag dazwischen? Dazwischen lag das wunderbübsche städtischeFreilichttheaterimVolispartJungsern- Heide, gefüllt von dreihundert, fünfhundert, vielleicht bald tausend Proletarierkindern, die klassenweise, schulweise, ja wohl sogar stadtviertelweise eingetrossen waren. Dazwischen lag ferner ein richtiggehendes Theaterstück von Margarethe Eloesser, B l u m e n m ä r ch e n" war es betitelt, die Musik dazu stammt von Johanne» Velden  , Regie führt« Ernst Raden, für die Einzeltänze zeichnete Helo Holtereter, fürs Ballett Irma Kugel. Sehr schön, daß da» Märchen in Inhalt und Ausbau primitiv war. sehr schlimm, daß es außerdem weiter gar nichts gewesen ist. Daß eine Blumensee austritt, Blumenels und Blumen- elfin, Prinz und Prinzessin. Hosmarschall. Frühling und ein halbes Dutzend bunter Blumen, das ist gewiß alles recht hübsch, aber Kindern reicht es zum Erfolg doch nicht. Kinder wollen viel lachen, Kinder wollen viel hören und schauen, Kinder wollen im Theater. genau so wie im Leben,«inen lustigen Wechselwirbel, kurz und gut, ste wollen für ihr Geld auch etwas Ordentliches haben. Nichts gegen die Romantik eine» Llumcnmärchcns, nichts ober auch gegen unser« Kinder, weil eine harte und tcchnikbeherrschtc Zeit sie so erzog, daß ihr Interesse und ihre Liebe in ganz andere Gebiete weisen. Wonach sich unsere Jugend sehnt, sollte ein Erzieher eigentlich ganz leise spüren. Jedenfalls ist ein« gute halbe Stunde voller Musik und Tanz und blumiger Berse für die Kinder eine Enttäuschung schon au, rein quantitativen Gründen. Und für die Erwachsenen auch... Nein, wir Großen wollen in dieser Sache für uns still und be- scheiden sein, wollen ober den Kindern geben, wo» den Kindern gebärt: weniger Zärtlichkeit und mehr Verständnis, weniger Stil- volles und mehr Lebendiges, weniger Roniantik und mehr Hokuspokus. Erich Gottgetreu  .
wie die Zuchtbullen von Kennedy   geehrt werden. Kennedy  an der Südküste Englands ist bekannt iür seine vorzüglich gezogenen Zuchtbullen. Was Wunder, daß«in Farmer, als er in den afrita- nischcn Kolonien«ine neu« Zuchtsarm anlegen ließ, die Bullen hierzu in Kennedy   tauft«? Bier der schönsten Tier« wurden erworben und sollten zur Bahn gebracht werden. Am Morgen dieses Tages erhob sich das ganze Dorf besonders frühzeitig, kleidete sich in festliche Ge- wänder und gab den Lullen das Geleit. Sämtliche Magistratsmit- glieder marschierten geschlossen im schwarzen Rock« hinter den mit Blumen bekränzten Bullen, und am Bahnhof hiett gar der Bürger- meistec eine Rede. Dann sang die Gemeinde vierstimmig das schöne Lied:Weh, daß wir scheiden müssen", und unter den Klängen der Nationalhymne dampft« der Zug davon. Ja. die Leute in Kennedy  wissen, wie sie ihr Rindvieh zu ehren hoben.
gestellter Organisationen, für die Schutzzölle ein! Freilich würde, so meint er, die Arbeiterschaft einen Lohnausgleich suchen müssen. Daß die Regierung dazu oerpflichtet werden soll, diesen Lohnausgleich herbeizufuhren oder auch nur zu fördern, davon redet er kein Wort. Entgegen den Tatsachen behauptet er, daß die Wirtschaftskonjunktur sich erheblich a e- bessert habe, und daß es daraus ankomme, diese Wirt» schaftslage zu erhalten. Her? Giesberts hätte sich bei seinem Koalitionssreunde, Herrn Wirtschaftsminister R e u h a u s, darüber vergewissern können, daß es nichts Schlimmeres geben kann, als dieAufrechterhaltung der gegenwärtigen Wirt­schaftslage", und daß die bis vor kurzem noch günstigen Ber- Hältnisse am Arbeitsmarkt eine Folge fehlerhafter Ka- pitaloerwendung der Wirtschaft gewesen sind. Jetzt Zölle einführen, heißt die sehlerhaste Kapitalverwendung ver­ewigen. heißt volkswirtschaftliche Verschwendung trci» den. Die Krise, die durch die konsumfeindlich« Politik der Unternehmer und ihre Kartelle heraufbeschworen worden ist, läßt sich durch Zölle nicht aufhalten, sie wird sogar nach dem Urteil namhafter Wissenschaftler verschärft und be- s ch l e u n i g t werden, weil Deutschland   zur Erhaltung seiner Exportfähigkeit niedrige Preise braucht, während Giesberts zugibt, daß Zöllepreiserhaltend und preisstärkend" wirken.
Kampf um üen Finanzausgleich. Die Regierungsparteien stimme» schweigend ab. Der Steuerausschuß des Reichstages setzt« am Sonn- abend die zweite Lesung des Gesetzentwurss über den Finanzausgleich fort. Als erster Reimer erklärte Genolse keil, daß die sozia.demo- tratischen Ausschlußmitgliedcr den Beschlüssen der ersten Lesung. soweit sie sich auf die Anteil« der Länder an der Einkommen- und »örperschaftssteuer bzw. der Umsatzsteuer beziehen, nur unter vier Loroussetzungen zuzustimmen ermächtigt seien. 1. Die Ermächtigung der Länder, die Anteile der(Bemeindm unter gewissen Boraussetzungen zu kürzen, müsse gestrichen" werden. 2. DI« Hauszinsstcuer für fiskalisch« Zwecke dürfe auf höchsten» 20 Proz. festgesetzt werden. Die Erhebung einer Wohnungsbauabgab« in Hähe von 20 Proz. sei vorzuschreiben. 4. Die in der dritten Steuernot Verordnung vorgesehene sak'll- tatio« Geldentwenungssteuer für den unbebauten Grundbesitz müsse als obligatorische Ländersteuer festgelegt werden, damit d>e Länder au» dieser Quelle den Ausfall decken können, der ihnen durch die Kürzung der Anteile an der Einkommensteuer entstehe. * Abg. Dr. Zischer stimmte den sozialdemokratischen Forde­rungen zu. Da die materielle Differenz zwischen den Forde- rungen der Länder und den Zugeständnissen des Reiches gering sei, schlage er vor, eine Einigung aus der Grundlage von 80 Proz. Einkommen- und 30 Proz. Umsatzsteuer zu versuchen. Abg. Dr. horlacher(B. Dp.) schlägt als Grundlage für die Einigung 8S Proz. der ginkommcnsteiter vor, betont aber im übrigen, dag et den Ländern vor allen Dingen daraus ankomme, die Einkommen- steucr wieder als eigene Landessteucr zu erhalten. Staatssekretär Popih unterstreicht diese Ausführungen de» Abg. Dr. Horlacher. Di« Lander wollten die Einkommensteuer im wesenl- lichen für sich in Anspruch nehmen. Diesen Standpunkt könne die Reichsreglerung sich nicht zu eigen machen. Das Reich müsse e!» viertel der Einkommen- und Körperschaskssteacr behalten, das H die Konsequenz des Londoner Abkommens. Zu den Voraussetzungen der Sozialdemokratie äußerte sich der Staatssekretär überhaupt nicht. Der preußisch« Jinanzminister Dr. Höpker-Aschoss äußert Be­denken gegen die Geldentwertunasstouer beim unbebauten Grund­besitz. Dossekb« tun die Redner der Regierungsparteien, soweit sie sich überhaupt zu dieser Frage äußern. Dogegen stellen sie in Aussicht, die Bestimmung über die Kürzung der Anteil« der Ge- meindcn durch die Länder noch einmal nachzuprüfen. In einer Abendsitzurnj werden die Bestimmungen über Pia Haussinssteuer erörtert. Auch hier bestreiten dt« sozialdemokratischen Redner allein die Kosten der Debatte. Sowohl Genoss« Silber. lchmldt alt auch Genosse Llplneki weisen deshalb mit Recht darauf hin, daß die Ntchtbeteiligunfl der bürgerlichen Parteien an der Debatte frivol sei angesichts der Tatsache, daß die unaehrue- lichen Auswirkungen der Mietpreissteigerung für viele Millionen Menschen eine Erschütterung ihrer Existenz und ihrer Lebens- Haltung bedeuten werde. Die Alkoholpest in Frankreich  . Die Pariser Akademie de? Medizin Hot in ihrer letzten Sitzung eine Studienkommission«in- gesetzt, die ein Sachverständigengutachten über das erschreckend« An- wachsen de« Alkoholismus auearbeiten soll, da, man seit»inigen Jahren in Frankreich   feststellen muß, während im Weltkrieg«ine starte Verminderung des Altohollastcrs zu konstatieren war. Prof. Achard führte bei dieser Gelegenheit in einem bemerkenswerten Dortrag aus, daß er während des letzten Jahres in seiner Kranken- Hauspraxis bei IM Proz. der eingelieserien Männer und bei 6.3 Proz. der eingelieferten Frauen die charalteristischen Kravtheits- crscheinungen des Alkohollsmu» beobachtet habe. Dabei ist hervor- zuHeben, daß Leberentzündungen und Nicrenschrumpsungen als Begleiterscheinungen der Altoholoerglftungen bei Frauen doppelt so häufig als bei Männern festzustellen waren. Dem Anwachsen des Altohollaster» entspricht dt« enorm« Zunahme des Lerbrauch« an Alkohol in Frankreich  . Er betrug im Jahre 1914 1 413 000 Hella­liter und war im Jahre 1918 bis auf 684 000 Hektoliter zurück­gegangen. Seither ist er wieder in ständiger Steigerung begriffen. Im Jahre 1923 betrug der Alkoholverbrauch 1018 000 Hektoliter und im Jahre 1924 ungefähr ebensoviel. Ein serbischer Eulenspiegel. In Belgrad  , das von der Wohnung»- not ebenfalls nicht verschont geblieben ist. gilt die sogenannte Terazije als die günstigste Geschästsgegend. Die dortigen Läden sind natürlich seit Iahren in festen Händen und all« Räume voll ausgenützt: immerhin fand sich kürzlich doch noch«in freier Bauplatz. Aus ihn hotte es ein gerissener, junger Photograph abgesehen, um sich dort sein Atelier einzurichten. Er pachtete also da» klein« Grundstück und reichte bei der Polizei ein Gesuch um die erforderliche Bau- gcnehmigung ein. Diese wurde ihm jedoch oeriagt mit der Be» gründung. die Terazije dürfe nicht durch ein« Photographenbud« verschandelt werden. Der junge Psifsiku, erkundigte sich nun bei der Baupolizei, ob die Verordnung noch in Kraft ser, wonach bereits vorhandene Gebäude nicht abgerissen werden dürfen. Als ihm die Frag« bejaht wurde, dankte er und verabschiedete sich lächelnd. Bei einem Tischler bestellte er nun sein« Bude, die in einigen Tagen fertig war. Der Bauplatz aber wurde ständigvon einem Schutzmann bewacht. da die Polizei von der Zlbsicht des Photographen Wind bekommen hatte. An dem kritischen Tage mietet« sich nun der Schlaukopf zwei Burschen, die vor dem wachsamen Auge des Gesetzes plötzlich eine gewaltige Schlägerei aufführen mußten, so daß der Gendarm sich gezwungen sah. die beiden Ruhestörer abzuführen. Inzwischen rollte wie von ungefähr ein Möbelwagen heran, das klein«, weiß« Häuschen des Photogrophen wurde herausgehoben und auf den Bau- platz gestellt. Als der Schutzmann wieder auf seinem Posten erschien. lächelte ihm das schonvorhandene" Häuschen sauber und freundlich entgegen. Die Berordnung, wonach bestehende Gebäude nicht ab- gerissen werden dürfen, ist, wie gesagt, noch in Kraft.
Karl Franke, der Schrisileiter der Münchener.Jugend», ist während sein«« Urlaub» einem Schlagansall erlegen. VI««alerte). ckaiper. Kursürstendamm 233. eröffnet eine Autstelluag von Aquarellen der verstorbenen Hedwig Weiß  . Vt« Pest tn Vstrnßland. Yn der Stadt Z-rizyn. seht in Stalwgrad umbenannt, sind U Fälle von Pellerkrankungen seltgeltellt worden. Die Oiouo. Astrachan   und Zarizyn   sowie da» nordkaukasisch, Gebiet und da» «eilet der Kalmüten find alt bedroht von der Pest erklärt.