Mietesteigerung im Auguft. Erhöhung auf 82 Proz. der reinen Friedensmiete.
Zur Abgeltung der dem Hausbefty burch das neue Anfwertungsgesetz auferlegten erhöhten Hypothekenzinsen hat das Breußische Staatsministerum nach einer Mitteilung des Amtlichen Preußischen Pressedienstes befchloffen, die gefegliche Miete für den Monat Auguft bon 76 auf 82 Pro3. der reinen Friedensmiete zu erhöhen. Im übrigen behält die Verordnung des Ministers für Bolts wohlfahrt bom 25. Juni 1924 auch für den Monat August Gültigkeit. In den Fällen, in denen der Mieter die Schönheitsreparaturen selbst übernimmt, ermäßigt sich der Saz um 4 Proz
Ein sauberer Chef.
Spihelgelder und Hungerlöhne.
In einer faum glaublichen Weise ließ der Inhaber des Spiel warengeschäftes Buppenfee in der Leipziger Straße, Leo Nordchild, feine Angestellten befpiteln. Er zahlte an Lehrmädchen Spigellöhne in Höhe von insgesamt 100 m., wofür diese etwaige Diebstähle der Verkäuferinnen melden sollten. Die Wirkung blieb nicht aus. Sechs Verkäuferinnen hatten sich Restern vor dem Richter zu verantworten. Dabei offenbarten sich Geschäftsfitten, die den als Kläger auftretenden Inhaber in recht seltsamem Licht erscheinen ließen. Die angeklagten Verkäuferinnen berteidigten sich: Wenn der Chef selbst uns aufforderte, bei allen Runden, die nach Geld aussahen, bedeutend höhere Preise zu nehmen, als es der Auszeichnung entsprach, dann brauchte er fich nicht zu wundern, wenn wir auch noch einen Gewinn für das hungernde personal einfaltulierten." In der Verhandlung stellte sich der Diebstahl eines Teddybären und einer Holzpuppe als ein Irrtum heraus, auch bekam man den Eindruck, daß der Chef ben auf das Konto von Diebstählen gesezten Berluft von 20 000 m. wohl sehr überschätzt hatte, da die Hauptschuld hieran die Inflation und kostspielige Auslandsreisen trugen. So brach das stolze Ge bäude der Anklage beinahe zusammen, und es machte einen tiefen Findrud auf alle Beteiligte, als die Angeklagten" übereinstimmend jagten: Um einen Teller Erbsensuppe oder eine Tasse Kaffee bezahlen zu fönnen, blieb uns nur die Wahl, entweder höhere Breise zu nehmen, oder auf die Friedrichstraße zu gehen. Das Gericht tam zu einer Berurteilung zu 30 M. Geldstrafe. Dieses milde Urteil ließ erkennen, daß der Gerichtshof die Situation richtig eingeschätzt hatte. Als die Beteiligten den Saal verließen, wußte man nicht recht, ob wirklich der Kläger , der den Denunzianten sein Ohr lieh, als Sieger aus dem Rampf hervorgegangen war.
Geldschrankeinbrecher an der Arbeit.
Schwere Arbeit hatten nader, die bem Reisebureau van Coot , Unter den Linden , in der Nacht zum Sonntag einen Besuch ab statteten. Sie öffneten mit einem Nachschlüssel im ersten Stod die Lür zu einem Bantraum, der jetzt leer steht. Von hier aus brachen sie durch die Wand in die nebenan gelegenen Geschäftsräume des Reisebureaus ein. Durch Aufbrechen einer Tür gelangten fie dann in den Raum, in dem zwei Geldschränke stehen. Einen großen modernen Schrank schmolzen fie auf. Einen zweiten Schranter ledigten fie durch Knabbern. Im ganzen erbeutete die Bande, die mindestens vier Mann start gewesen sein muß, 3000 mart. Für ihre Ergreifung ist eine Belohnung von 1000 Mart ausgefeßt, auf die Wiederbeschaffung des Gelbes 20 roz. des Betrages. Burückgelassen haben die Verbrecher eine blaue Brille, die sie zum Schuh der Augen beim Schweißen gebrauchten, und einen Bohrer. Mitteilungen nimmt Kriminaltommiffar Bünger im Zimmer 88a des Polizeipräsidiums entgegen.
Der betrogene Kreisarzt.
Frau Agnes B. aus Weißensee sollte wegen Diebstahls 6 Monate absizen. Als sie die Aufforderung zum Strafantritt betam, juchte sie sich zu drücken. Das Mittel, das sie anwendete, zog ihr aber einen neuen Strafprozeß zu Ihre Schwiegermutter, Marie B., war unterleibstrant und sollte sich in nächster Zeit einer Operation unterziehen. Die alte Frau wurde überredet, zum Rreismedizinalrat zu gehen und sich unter dem Namen ihrer Schwiegertochter untersuchen lassen. Damit sie ihre Rolle auch richtig durchführe, ging eine Freundin von Agnes B., die unverehelichte Sp. mit. Die Komödie gelang auch, und der Kreisarzt stellte ein Attest aus daß Frau Agnes B. haftunfähig sei". Die Schwiegermutter hatte für die geschickt durchgeführte Rolle als Belohnung eine Schürze befommen. Alles schien gut zu gehen, bis der Ehemann seiner Frau einen Strich durch die Rechnung machte und die Sache zur Anzeige brachte. Er hatte sich aber selbst dabei verrechnet, denn er wußte nicht, daß seine eigene Mutter an dem Spiel mitbeteiligt war. Seine Anzeige ging davon aus, daß er glaubte, daß die Freundin seiner Frau die falsche Rolle gespielt hätte und erst die Untersuchung ergab, daß auch die Mutter mit dabei
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Sinnenspiel.
Aus einem Tagebuch. mitgeteilt von Kurt Eisner . Barum," fragte ich beklommen; denn ich fürchtete eine Rüdfehr zu der gefährlichen letzten Art. Weil Sie fich mir nicht vorgestellt haben. Ich tenne bis jetzt nicht einmal Ihren Namen... Doch," fuhr sie nachdenklich fort, eigentlich ist es gerade so nett, daß man gar nichts von einem Menschen weiß, und dennoch mit ihm über alles plaudert und ihm sogar nächtlicherweise das Geleit gibt, wie eine verstohlene Herzallerliebste."
Sie lachte. Tat fie es, um die Harmlosigkeit des Sakes zu bekräftigen, oder kreiste sie doch noch um die Stimmung, die ich so rüdsichtslos zerbrochen hatte?
Adieu denn, und verlieren Sie nicht Ihre Laterne." Damit ließ sie meinen Arm los und streckte mir offenbar ganz unbefangen die Hand zum Abschied entgegen.
" Auf Wiedersehen!" Ich habe mich an diesen Gruß gewöhnt, auch wenn ich nicht wünsche, daß er sich erfüllen möge. Ich ärgerte mich, daß mir die leidige Phrase gerade in diesem Augenblick auf die Bunge ge
tommen war..
Das Mädchen wiederholte leise und mit einem innigeren fingenden Klang:" Auf Wiedersehen!" Und dann nach einer Pause:„ Am liebsten würde ich Sie durch diese schöne Sommernacht bis zu ihrem Dorf begleiten, aber" - sie seufzte halb nedisch, halb ernsthaft- Sie würden mich schwerlich wieder zurückbringen!"
Es ist seltsam, wie leicht in gespannten Augenbliden alle Worte ins Doppelsinnige gleiten, mag man das Harmloseste sagen wollen. Auch meine Erwiderung hatte dieses Schillernde, ohne daß ich es beabsichtigte:
" Des Bringens würde dann wohl kein Ende sein." Wir schwiegen beide verlegt, weil uns die Worte dergestalt auffällig waren. Schließlich sprach ich steif und verbeugte mich unwillkürlich:
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" Nochmal meinen herzlichsten Dand, und Adieu!" Diesmal fagte sie: Auf Wiedersehen!"
Sie fehrte um und trotz ihres hellen Batistfleides verschwand sie sofort in der Dunkelheit. Mich fonnte sie sicherlich in meinem schwebenden Laternenschein noch länger verfolgen, und ich hatte das Gefühl, als ob ihre burstigen, schwärmenden Augen eine Weile noch auf mir ruhten.
gewefen war. Die testere Hatte bom offengerigt Bethenfee einen Monat Gefängnis erhalten. Agnes B. wegen An Stiftung und ihre Freundin Sp. wegen Begünstigung waren Marie B. die Strafe sofort angenommen hatte, war von den beiden zu je 3 Monaten Gefängnis verurteilt worden. Während anderen Berufung eingelegt worden. Fräulein Sp. behauptete, daß sie gar nicht gewußt hätte, um was es sich bei der Unter suchung gehandelt habe. Agnes B. dagegen berief sich darauf, daß der Schwiegermutter vorher fein Geschent versprochen worden sei und daß daher nur einfache Begünstigung vorliege, die unter Verwandten straffrei fei, so daß deren Berurteilung zu Unrecht erfolgt wäre. Die Berufungsstraftammer des Landgericht III war aber überzeugt, daß auch die Angeklagte Sp. in den Plan eingeweiht worden sei, so daß eine Anstiftung dieser vorliege. Bei der Frechheit, mit der die Angeklagten den Medizinalrat und damit die Gerichte getäuscht hätten, erschien eine Herabjegung der Strafe für die beiden, schon in zahllosen Fällen vorbestraften Angeklagten dem Gericht nicht angebracht. Die Berufung beider wurde auf ihre Rosten verworfen.
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Die großen Waldbrände.
Allmähliches Erlöschen.
Der Amtliche Preußische Preffedienst meldet: Die Berichte aus den Regierungsbezirten Lüneburg und Hannover lauten durchweg beruhigend; zum Teil ist die bedeutende Besserung der Situation durch die im nördlichen Teil des Regierungsbezirts Lüneburg nieber. gegangenen ft arten Regenfälle erfolgt.
Der am Sonnabend neu hinzugefommene Brand des Lichtenmoors bei Großborstel auf etwa 100-150 Morgen Areal ist von den Pflichtfeuerwehren der umliegenden Dörfer ge löscht worden. Der immer noch starke Wind birgt allerdings die Gefahr des möglichen Wiederauffladerns in fich. Zwei andere neuetleinere Feuer im Kreise Harburg , und zwar auf 600 Morgen Heide und auf einem fleinen Moore von 30-40 Morgen find ebenfalls gelöscht. Der große Wald- und Heidebrand in den Kreisen Burgdorf und Neustadt ist ziemlich zu Ende; es ist tein fichtbares Feuer mehr vorhanden. Die abgebrannte Heide schwelt nur noch, und dieser mehr unterirdische Brand im eigentlichen Moor tann unter Umständen noch monatelang dauern, bis wirklich große und nachhaltige Regengüsse tommen. Noch nicht gelöschte Brände werden lediglich aus dem Regierungsbezirf Stade , und zwar in der Gegend der Ortschaft Harsefeld , und aus zwei Stellen des Regierungsbezirts Osnabrüd gemeldet. übrigens gut, den durch die großen Brände angerichteten Schaden, fo beträchtlich er auch insbesondere durch das Hineinziehen größerer Forsten und des über die Heide zerstreuten Kiefernbestandes fomie der Bernichtung des Wildes geworden ist, nicht allzu fehr zu und somit für die Bolkswirtschaft verloren sind, so ist doch der Stand überschäßen. Denn wenn auch große Streden Torf verbrannt der Heide nach ein bis zwei Jahren wieder völlig hergestellt und außerdem wirkt die Asche durch ihren Kaligehalt als gutes Dünge mittel.
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Man tut
Zu den Meldungen über den auf polnischem Boden ausge brochenen und durch Dftmind über die Grenze getriebenen Waldbrand im Schneidemühler Bezirt erfährt der Amtliche Preußische Presse dienst, daß das Feuer bereits gelöscht ist, und zwar wesentlich Durch einen wollenbruchartigen Regen. Der Materialschaden läßt sich noch nicht abschäßen. Im ganzen dürften etwa 3600 Morgen vom Feuer heimgesucht worden sein.
Das Rundfunkprogramm. Dienstag, den 28. Jull.
Außer dem tiblichen Tagesprogramm:
4.30 Uhr nachm. Humoristisches Funkallerlei( Georg Bamberger). 5-5.45 Uhr nachm: Theodor Fontane : Wanderungen durch die Mark( Vorgetragen von Georg Paeschke ). 5.55-6.30 Uhr abends: Nachmittagskonzert der Berliner Funkkapelle. Leitung: Konzertmeister Ferdy Kauffman. 7 Uhr abends: Oberregierungsrat Dr. Bogusat, Mitglied des Reichsgesundheitsamtes: Wie können wir uns jung erhalten. 7.30 Uhr abends: Hans- Bredow- Schule ( Bildungskurse). Abteilung Handel. Diplom- Handelslehrer William Hesse: Buchführung. 2. Vortrag. 8.30 Uhr abends: Johann Se bastian Bach . Dirigent: Dr. W. Buschkötter. 1. Arie nach dem Choralvorspiel: O Mensch, bewein dein Sünde groß", bearbeitet von M. Reger . 2. Arie des Phoebus: Mit Verlangen drück ich deine zarten Wangen", aus der Kantate Nr. 201:„ Der Streit zwischen Phoebus und Pan"( Wilhelm Guttmann, Bariton). 3. Suite D- Dur Nr. 1. 4. Konzert für Violine und Oboe). 5. Arie:„ Ja ich kann die Feinde schlagen". aus der Kantate Nr. 57: Selig ist der Mann"( Wilhelm Guttmann, Bariton). 6. Brandenburgisches Konzert Nr. 2 für konzertierende Violine, Flöte, Oboe und Trompete. ( Konzertmeister Ferry Roth, Violine; Erich Schröder, Flöte; Adolf Fritze, Oboe; Karl Woll, Trompete).( Berliner Funkorchester). 10 Uhr abends: Bekanntgabe der neuesten Tagesnachrichten, Zeitansage, Wetterdienst, Sportnachrichten, Theater- und Filmdienst.
Ich selbst aber hatte bald alle meine Aufmerksamkeit dem Wege zuzuwenden. Er schien aus einer üppigen Sammlung von Berg- und Talmodellen zu bestehen, in dem lehmigen Sand hatten fich tiefe Wagenspuren eingedrückt, welche die letzten Regenströme als geeignete Flußbetten gewählt hatten. Jeden Augenblic geriet mein Fuß in eine Pfüße oder fiieß auf einen Feldstein. Die Laterne, die in die Unendlichkeit des Dunkels einen zitternden, verlorenen Lichtschein bohrte, vermehrte eher die Unsicherheit des Gehens, als daß sie mir den Weg zeigte. Die wirbelnden Schatten wirften wie förperliche Hindernisse. Dabei galt es vorsichtig sein, denn auf beiden Seiten breiteten sich Sümpfe. Hinter ihnen zog fich rechts der Damm entlang, dann die Dünentette und- man man hörte sein Rauschen das Meer. Lints wechselte flaches Sumpfland mit fleinen Wäldchen. Oft wußte ich nicht, ob ich noch auf dem Wege war und nicht selten war es mir, ob ich in der Luft schwebte und schwantte. Es war eine geisterhafte Toteneinfamteit, man hörte gespenstisch laut das Summen der Telegraphendrähte, die entlang der Chauffee gespannt waren. Und plötzlich, an einem Erlenbruch, in dem es wie ein Orkan zu brausen und wie von Schwärmen gewaltiger Riesenvögel zu flattern schien obwohl sich faum ein Luftzug und fein Tier sich bewegte überfiel mich Furchtlosen das Nachtgraufen. Das Licht der Laterne mehrte die unheimliche Angst. Ich löschte sie aus und jagte nun atemlos über alle Hebungen und Senkungen hinweg die Straße. Erst als die friedlichen Lichter des Dorfes aus ihrem Baumgehege hervor schimmerten, ward ich ruhiger..
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Nun size ich in meinem nackten Bodenzimmer, das ich seit meiner Knabenzeit fenne; es hat sich nichts geändert, nur frisch geweißt hat man es eigentlich. Auf dem kleinen Tisch, dessen einer Fuß sich über die drei anderen erheben, vielleicht weil der Tisch eine gemächliche Schaufelbewegung für zuträglich hält, liegt wohl noch Dieselbe rot und schwarz gemusterte Decke und darüber in einem auf der Spize stehenden Quadrat, wie immer, ein weißes Tuch. In der Mitte auf einem Teller die Wasserkaraffe mit einem Glas, daneben die altmodische Lampe mit dem gläsernen Fuß, die nicht nur leuchtet und wärmt, sondern auch duftet und tanzt, das heißt nur die Flamme. Die drei fleinen Fenster, die sich nach außen öffnen, findan ihren Riegeln befestigt, damit sie nicht im Nacht hauch die Flügel bewegen. Es ist weit nach Mitternacht . Nur selten hört man auf der konvegen Klinkersteinpromenade, diesem Stolz des Dorfes, das durch sie den tiefen Sand zivilifiert zu haben glaubt, den hallenden Schritt eines verspäteten Wanderers. Ich schreibe diese Blätter und, während ich vor mir selbst Rechenschaft ablege, vernachlässige ich es nicht, forgjam darauf zu achten, daß auf die weise Dede teine Tintenflede absprigen eine große Ge
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Die Typhusfälle in Beeffh.
Wafferleitungsbau mit Auslandskredit.
bisher nicht weiter um fich gegriffen, und es ist auch Die Typhuserkrankungen in Beelitz haben erfreulicherweise außer dem einen Todesfall von den erkrankten Personen feine mehr gestorben. Am Sonnabend nachmittag fand in Beeliz die angekündigte Sigung der Gesundheitstommission mit den Bertretern der zuständigen Behörden statt, bei der noch einmal alle Borbeugungsmaßnahmen gegen eine Berschleppung der Seuche besprochen wurden. Zur Frage des nunmehr dringend notwendig gewordenen Baues von Wasserleitungen und Kanali. fationen wurde von der Gemeindevertretung darauf hingewiesen, daß beide Projekte schon seit längerer Zeit ausgearbeitet find und augenblicklich dem Regierungspräsidium und den übrigen in Frage fommenden Behörden zur Prüfung vorliegen. Die Gemeinde will versuchen, in Ermangelung anderweitiger Mittel für die Durch führung dieser Projekte einen Auslandskredit aufzunehmen.
Leichenschänder.
3m städtischen Krematorium in Dresden ist man Leichenfchanbungen auf die Spur gefommen, die offenbar fchon seit langer Zeit an den dort zur Berbrennung eingelieferten Leichen begangen wurden. Den Leichen sollen Goldplomben und Gold. 8ähne ausgebrochen worden sein, die einem Juwelenhändler bertauft wurden. Außerdem sollen die Toten ihrer Kleidung beraubt worden sein. In vielen Fällen wurden angeblich zwei Leichen in einen Garg zufammengelegt und die so er. sparten Särge zu Geld gemacht. Die Asche der gemeinsam ver. brannten Leichen soll in zwei Teile geteilt und so den Angehörigen ausgeliefert worden sein. Diese standalösen Vorgänge werden von den amtlichen Stellen nicht bestritten. Das Dresdener Polizeipräsidium teilt lediglich mit, daß die Aften bereits der Staatsanwaltschaft zugestellt worden sind und sich einzelne Heizer grobe Verstöße zuschulden tommen ließen. Das städtische Personalamt erklärt, daß gegen eine Reihe von Angestellten ein Disziplinarverfahren eingeleitet wurde. Arbeiter und Heizer find entlassen und durch zuverlässiges Bersonal ersetzt worden. Im übrigen sind die Behörden im Hinblick auf das schwebende Berfahren sehr zurückhaltend.
Sport.
Saldow bleibt deutscher Stehermeister!
Gottfried Meister der Flieger.
Wichtigfter Tag im deutschen Radsport! Um zwei Meisterschaften geht es. Stätte der Kämpfe ist Breslau , das den Wert dieser Beranstaltung wohl nicht recht zu würdigen versteht; denn eiche Bahn eingefunden. Nach Erledigung der Zwischenläufe nur 14-15 000 Zuschauer hatten fich auf der Breslau - Grünzur deutschen Fliegermeisterschaft über einen Kilo. meter, die Rütt, Lorenz, Hahn und Gottfried heraus qualifizierten, traten diese vier Männer des Zements zum Endlauf und bearbeitete das Bebal fo, daß seinen Gegnern vor Ueberan. Gottfried Hannover mußte einen passenden Moment aus raschung die Luft weg blieb. Das Feld setzte hinterher, aber es gab nichts mehr zu retten. Gottfried, Meister Gottfrieb erhält das Meisterschaftstritot, das die Farben der deut schen Republit trägt! Brachte dieses Rennen interessante Kampfmomente, so blieben sie bei der Austragung der deutschen Stehermeisterschaft über 100 Stilometer fast völlig aus. Wie bekannt, hatte der vorjährige Meister Saldow seinen Titel gegen Lemanom, Wittig, Rosellen und Sawall zu verteidigen. Saldom behält seinen Titel metter! Er schlug feine Gegner in einer Stunde, 33 Minuten, 45 Sefunden. weiter wurde Sawall( der vom 10. Rilometer ab mit einem Sattelbruch fuhr!), den dritten Platz belegte Wittig vor Rosellen, und Emil", der in Berlin beim Vorlauf so prächtig gefahren war, nahm den fünften Platz ein.
Im Tandemhauptfahren über 5 Runden fiegten Lorenz Knappe, im Tandemvorgabefahren über 6 Runden H. Meyer BoL Hierbei gab es infolge Gabelbruchs einen Sturz Hahn- Schrage, der sich bald als nicht schwer herausstellte. Die dabei mitgerissenen Gottfried Brehmer tamen ohne Schaden davon. Das Prämienfahren über 6 Runden bei den Unplazierten den ersten Blah sicherte. gewann schließlich noch Schubert, während Münzner sich
Weitere Resultate: Meisterschaft von Deutschland über 100 Rilometer. 1. Galdom in 1 Stunde, 33 min., 45 Get., 2. Gamall 380, 3. Wittig 395, 4. Rosellen 1540, 5. Lemanow 4000 Meter gurld. Don Deutschland über 1 Kilometer. 1. Gottfried in 3 Min. 31 Get., 2. Lorena, 3. Sahn, 4. Stütt.
Meifteri aft
Wetter für Berlin und Umgegend: Bewölktes, etwas fühleres Better mit einzelnen leichten Regenschauern. Für Deutschland : Vielfach Regen schauer. Auch im Dsten Abkühlung.
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fahr, denn die Feder taucht direkt in den engen Hals der Tintenflasche, die ich beim Krämer für 10 Pfennig erstand. Ich bin wunderlich bewegt und verzagt: Weil ich nun endlich weiß, daß ich tein Talent zu Abenteuern habe, daß ich alter Mann das Spiel nicht mehr lerne, wo ich selbst als Jüngling nicht den leichten Sinn befaß, mit Gefühlen zu scherzen. 6. Auguft. S
Ich habe mich entschlossen. Heute nachmittag habe ich dem Postillon, der den Berkehr zwischen Binsensee und Wohldorf besorgt, die Laterne mitgegeben. Es lockte mich zwar, noch einmal meine Abenteuerfähigkeit auf die Probe zu stellen. Schließlich aber überzeugte ich mich, daß auch die Sieben- Weiber- Konditorei mich nicht zu verführen vermag. Ich bin ruhig und wunschlos wie seit langen Jahren nicht. Unheimlich ruhig. Wäre ich aber aberglaubisch, würde ich diesen behaglichen Zustand als Sturmwarnung deuten.
Ist das Sturm oder mur Wind, Bind, den meine eifrige Phantasie bläst? Darf man es Sturm nennen, wenn man sich seit neun Stunden, es mögen sogar neun und eine halbe sein, sich mit nichts anderem beschäftigt, wie mit einem wunderhübsch modeller. ten Aggregat fleischlicher Materie? Kein Zweifel, ich bin theoretisch verliebt. Habe ich vielleicht die Grenzen des Theoretischen überschritten?
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Ueberlegen wir den Tatbestand. Heute vormittag traf ich den alten Rapitän Schrammburg vor seinem Hause. Er schnitt die Hecken, die den Garten einzäunten. Da wir uns seit früheren Jahren kennen, plauderten wir ein Weilchen, und der Alte, der ein Tausendfünstler in allerlei Handwerken ist, forderte mich schließlich auf, seine Holzschnigereien anzuschauen. Ich folgte der Einladung und begleitete ihn ins Haus. Nicht ganz absichtslos. Her mine, nämlich die zweitjüngste seiner Töchter er hatte insgesamt vier Buben und vier Mädchen war vordem meine ausge sprochene Freundin gewesen; das heißt ich freute mich an ihr und threm... Schah am meisten. Hermine war nun freilich, wie die anderen Kinder Schrammburgs, längst verheiratet, Alle in die Fremde, sodaß der Alte, dem zudem vor ein paar Jahren auch seine Frau gestorben, ganz allein stehend würde, wenn er nicht noch einen Spätling bei sich hätte, Mienchen genannt. Ich erinnerte mich: Damals war das Kind ungefähr sieben Jahre, mußte mithin jetzt siebzehn zählen; außerdem hatte ich gehört, daß die beiden beinahe unzertrennlich wären und fast wie Einsiedler miteinander hausten. Kurz, ich war auf Mienchen neugierig; draußen hatte ich sie bisher nicht getroffen, so oft ich auch an dem Hause vorbeiging.
( Fortseßung folgt.)