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"'& Der Schrksttetter einer Zeitung wird wegen öffentlicher Auf- forderung zum passiven Widerstand gegen die Finanzämter zu einer Geldstrafe von 40 Mark verurteilt. So und ähnlich liegen alle Fälle, in denen es überhaupt au einer Verurteilung kam. Daneben aber gibt es zahlreiche Fälle, in denen die Anklagebehörden von vornherein den Aus- flüchten der Beschuldigten Glauben schenkten und überhaupt leine Anklage erhoben. Trotz der offensichtlich systematisch betriebenen Steuerhetze hat also die Verordnung voin September 1923 keinerlei Erfolg gehabt. Die Gericht«, weit entfernt davon, in der Verweigerung zur Entrichtung der Steuer- leistung«in moralisch und politisch gleich verderbliches Be- ginnen zu sehen, haben eine Milde walten laffen, die nicht nur im schärfsten Widerspruch zu den Absichten der Verordnung. sondern auch zu dem öffentlichen Bewußtsein steht. Ander« und zweckdienliche Mittel sind deshalb zur Bekämpfung der Steuersabo- tage und der niedrigen Steuermoral not- wendig, �n der Offenlegung der Steuerlisten ist ein solches geeignetes Mittel zu erblicken. Sie zwingt den unehrlichen Steuerzahler zur Ehrlichkeit. Sie schützt den ehrlichen Steuerzahler vor der Schädigung durch die gewissen- losen Elemente, die dem Staat die Leistungen vorenthalten. Sie ermöglicht die allgemeine Milderung des Steuerdrucks, sofern jeder die Lasten trägt, die der Staat ihm auferlegt. Die Offenlegung der Steuerlisten ist deshalb keine aus agitatorischen Erwägungen entstandene Forderung. Wird durch diese vorbeugende Maßnahme der Ertrag der Steuern gesteigert, so haben alle Kreise des deutschen   Volkes davon Nutzen. Ebenso wie der Abbau der Lohn- und Ver- brauchsbesteuerung kann ein Abbau der Besteuerung des' Besitzes erfolgen. Trotz alldem leisten die Regierungs- Parteien dieser Forderung entschieden st en W i d e r st a n d. Es ist ihnen also mit der Hebung der Steuer- inoral nicht ernst. Lieber lassen sie es bei dem heutigen Steuerbetrug, der alle ehrlichen Kreise der Steuerzahler schädigt, als daß sie sich zu einer Tat anfressen, die zwar manchem unbequem ist, aber eine wirkliche Steuerehrlichkeit herbeiführt.
Die fibftimmungsmaschine. Die zweite Lesung der �ollvorlage. Heute vormittag begann im zollpolitischem Ausschuß des Reichs- tages die zweite Lesung der Z o l l v o r l a g e, zu der ein Antrag der Kompromißparteien vorlag, wonach der Reichs- f i n a n z m i n i st e r den Zeitpunkt des Inkrafttretens des Zoll- gesetzes bestimmen darf. Das Gesetz als ganzes soll spätestens vom 1. Oktober 192S an Geltung haben. Auf ein« Anfrage der Ge> nossin Sender ließ die Regierung erklären, daß die Lebensmittel- zölle schon vierzehn Tage nach der Verkündung Geltung bekommen sollen, während der übrige Zolltarif am 1. Oktober in Kraft treten soll. Der Einspruch der Oppositionsparteien wurde von der Rechtsmehrhcit programmgemäß niedergestimmt. In der zweiten Lesung wurde sodann die Frage der Agrar- zölle und teilweise auch die der Industriezölle behandelt. Unsere Genoffen hatten dabei Gelegenheit, mit größtem Nackidruck gegen die Hochschutzzollpolitik aufzutreten. Sie taten das, ohne bei der Mehrheit, der jeder Wille zu sachlicher Politik abgeht, irgendwelches Verständnis zu finden. Wir kommen auf diese sachlichen Beratungen noch in unserem Morgenblatt zurück.
Demokraten gegen Aollvorlage. Eine Protestkundgebung. Iu den Sophiensälen fand gestern abend eine große Kund- gebung der Demokratischen Partei gegen die Zollvorlage statr. auf der Reichsminister o. D. Koch, Reichstagsabgeordnete Frau Dr. L ü d e r s und Professor Bonn   die Referate hielten. Die
Redner wandten sich mit außerordentlicher Schärfe gegen die Zoll- und Steuerpolitik der Reichsregierung, die nicht die nationale Arbeit, sondern in erster Linie das Kapital schützt und die deutsche Arbeit zur Konkurrenzunfähigkeit am Weltmarkt verurteilt. Schutz der nationalen Arbeit bedeute nur Schutz des Unternehmertums, d. h. hohe Preise. Der Protest wurde zusammengefaßt in einer E n t- s ch l i e ß u n g, in der es u. a. heißt: .Die heute abend in den Sophiensälen von Männern und Frauen der verschiedensten Berufe stark besuchte Versammlung der Deutschen Demokratischen Partei verurteiltaufs schärf st edie poli- tische Behandlung der gegenwärtigen Zollvor- läge durch die Regierungsparteien, die jede Rücksicht auf die dringendsten Lebensnotwendigkeiten des deutschen   Volkes ver- missen lassen. Sie weist, sofern diese Vorlage Gesetzeskraft erhält, auf die unausbleiblichen Folgeerscheinungen, die weitere Preis st eigerug, weitere Schwächung der Kaufkraft, weitere Produktionsverminderung, weitere Er- hähung der E r w e r b s l o s e n zi f f e r n hin und verlangt bei den Handelsvertragsverhandlungen von der Regierung die Herab- setzung der Zollsätze bis zu einer für Politik und Wirtschaft erträglichen Grenze.*_ völkische Sefreiungsaktion. Tie Fememörder in Schwerin   solle» befreit werde«. wie Ehrhardt. Der mecklenburgische Korrespondent desBerliner Tageblatts* meldet seinem Blatte folgendes: Ich erfahre zuverlässig, daß gewisse Kreise beabsichtigen, die beiden im Fememordprozeß zum Tode verurteilten früheren Offiziere Schoeller und Rohon aus dem Schweriner   Gefängnis zu entführen. Um die beiden ebenfalls zum Tode verurteilten L i tz k a und Kall   kümmert man sich anscheinend weniger, da sie, wie man sagt,im Prozeß umgefallen* sein sollen. Der Entführungsplan soll bereits genau feststehen, und der Termin derBefreiung* ist für Anfang spätestens aber Mitte August festgesetzt. Zur Aus- führung des Planes soll eine Anzahl Personen gewonnen worden sein, die sich zum Teil bereits in der Gegend von Schwerin   und Rostock   aufhalten. So ist einwandfrei festgestellt, daß sich zurzeit in Rostock   mehrere ehemalige bayerische   Offiziere aufhalten, u. a. der Leutnant B o ß,- der 1923 in dem Münchner  Putsch eine Rolle gespielt hat.* völkischer Terror. Ein 20 jähriger Student wegen Nötigung verurteilt. Ein völkischer Jüngling, der sich bemüht, die Rechte zu studieren, hatte Anfang 1924 einen.offenen Brief" gegen den Chefredakteur der»Voss. Ztg.*, Georg Bernhard  , losgelassen, in dem er Bernhard mit echt antisemitischer Unverfrorenheit beschimpfte. Außerdem schickte der junge Mann, der den Namen Lutz trägt, einen Brief, in dem er den Empfänger drohte, er warne ihn, gegen Ludendorss weiterStellung zu nehmen, da er.andernfalls Bernhard den Glauben nehmen* müsse,.daß sich die Deutschvölklsche Sw- dcntenvereinigung*(deren.Reichsführer* der damals noch nicht zwangzigjährige Lutz war),»künftig mit dieser Form der Zurechtweisung begnügen* werde. In erster Instanz war der Herr Studiosus hinsichtlich der ver- suchten Nötigung mit einer sonderbaren Begründung freigesprochen, wegen formaler Beleidigung zu 200 M. Geldstrafe verurteilt worden. Gestern fand die Berufungsoerhandlung statt. Das Gericht kam jetzt zur Verurteilung des Angeklagten Lutz wegen Beleidigung in Tat- einheit mit versuchter Nötigung zu drei Monaten Gefängnis und billigte dem Nebenkläger Bernhard Publikationsbefugnis in der Deutschen Zeitung* und im.Berliner   Lokal-Anzeiger* zu. Das Gericht war, so.führte Landgerichtsdirektoc Schmidt-Blanck in der Begründung aus, der Ansicht, daß versuchte Nötigung vor- liege. Der Angeklagte hatte ausdrücklich erklärt, die bisherigen Maßnahmen feien nicht mehr ausreichend. Er kann nur Tätlich- leiten gemeint haben, und zwar gefährliche oder schwer« Körperverletzung. Zulässige Notwehr oder Selbsthllfe lagen nicht vor. Bei aller Berücksichtigung der Jugendlichkeit des An- geklagten erschien eine empfindlich« Freiheitsstrafe angezeigt,
denn das Gericht erblickt eine dringende Aufgabe der Rechtspfleg» darin, die Ausschreitungen des politischen Kampfe» einzudämmen. Aus diesen Gründen wurde auf die Strafe von drei Monaten Gefängnis erkannt. Sarmats paß. TrotzFluchtverdachts" zurückgegeben! Im Zusammenhang mit den Enthüllungen über die Staatsan» waltschaft unterbreiten wir der Oessentlichkeit auch noch folgende Angelegenheit, die dringend der Aufklärung bedarf: Vor einigen Wochen wurde Julius Barmat bekanntlich wegen schwerer nervöser Lähmungen aus dem Untersuchungs. gefängnis in die Charit« übergeführt. Diese Ueberführung er» folgte zunächst, ohne daß der Haftbefehl als solcher ausgehoben war. Barmat lag also als Untersuchungsgefangener in der Charit«. 2n dieser Zeit erschien ein der Slaalsanwallschast unterstehender Kriminalbeamter bei Barmat und händigte ihm natcr anderen Sachen auch seinen noch aus mehrere Wochen gültigen, mit ausländlschen Bisen versehenen Paß aus. Ganz kurze Zeit darauf verhandelte das Kammergericht über die Hastbeschwerde Barmats. der es bekantlich insoweit statt. gab, als es die Haftentlassung gegen eine verhältnismäßig gering« Kaution anordnete. In dieser Verhandlung aber bekämpft« dieStaatsanwaltschaftdieHastenlassung Barmats, weil noch immer Fluchtverdacht vorliege.(Bekannllich hat die Staatsanwaltschaft den Fluchtverdacht auch damit begründet» daß Barmat nach Sowjet-Rußland entfliehen würde!) Dem angeblich Fluchtoerdächtigen wurde also sein Reisepaß aus» gehändigt, während er sich an einem Orte befand, wo er direkter Bewachung nicht mehr unterlag. Seltsam! Barmat besitzt den Paß heute noch. Aber die Sache hatte doch ein Nachspiel. Die Angelegenheit wurde nämlich dem Justiz. Ministerium mitgeteilt, das Untersuchungen anstellte, als deren Re- sultat das Ministerium den Anfragern die Auskunft gab. daß nach Auskunft sämtlicher Stellen der Paß Barmats noch bei den Akten sei. Aber siehe da: es war ein Irrtum; es handelte sich bei den Auskünften nicht um den Paß Julius Barmats, sondern Henry Barmats. Und seitdem herrscht Stille über den Wässern...._ Die Räumung Essens. S30 Wohnungen zurückgegeben. Essen. 30. Juli.  (MTB.) Die R S u m u n g Essens von den Desatzungstruppen dauert an. Die beschlagnahmten etwa 350 Wohnungen von 2 bis 6 Räumen sind an die Stadt zurückgegeben worden. Die Artillerie ist abgezogen, ebenso die Kavallerie. Besetzt sind nur noch kleinere Teile der Schupounter» kunftsräume, die Kreissparkasse, in der sich der Ortskommandont be« findet, und das Gebäude des Bergbaulichen Vereins, welches von dem Dioisionsstab benutzt wird.
Englisch  -französißher Neinungsaustausch. Hoffnung auf Einigung. Paris  , 30. Juli.  (Eigener Drohtbericht.) Der französisch. englische   Meinungsaustausch in der Sicherheitsfrage dauert fort. Im Laufe des Mittwochs hat das französische Auswärtige Amt die Verbalnote geprüft, die der englische   Geschäftsträger nach seiner Unterredung mit Briand   überreicht hatte. Das französische Aus- wärtige Aint hat bisher jede Auskunft über das Ergebnis dieser Prüfung zu einem günstigen Ergebnis geführt habe und eine diese Prüfung zu einem günstigen Ergebnis geführt habe und eine Einigung zwischen den beiden Ländern zu erhoffen erlaubt. Sobald der Meinungsaustausch in den technischen Detailsfragen vollendet sein sollte, dürften auch die Verhandlungen über die Grundfrage beginnen. Von zuständiger Seite verlautet, es sei nicht unwahr» scheinlich, daß Briand zu diesem Zwecke im Laufe des Monats August sich noch nach London   begeben wird.
vonNeuer Sachlichkeit". Eine Ausstellung der üunsthalle in Mannheim  . Einen richtigen Namen hat man noch nicht dafür; die schöne Ausstellung der Mannheimer   Kunithalle, die erstmalig olle Kräfte der Bewegung in mustergültiger Ausmachung zusammenfaßt, nennt da» PhänomenNeue Sachlichkeit; in der spärlichen Literatur wurde sie meistVerismus" genannt. Aber es ist gut, daß erst die Sache selber da ist; die Begriffsbezeichnung wird sich schon noch einstellen, sie' ist nicht so wichtig. Dies« Künstler hoben eine stärkere Beziehung zur Welt des Proletariers als irgendeine bisherige Richtung. Revolutionäre und proletarische Dinge sind freilich schon von Käthe Kollwitz  , Steinlen, Zille und anderen dargestellt worden. Hier handell es sich ober um mehr: um die geistige Einstellung der jungen Generation zu den Tat- fachen der Gegenwart; zu Krieg, Kapitalismus  , zu militaristischen und bürgerlichen Exzessen. Auch da, wo der Gegenstand unmittelbar diesen Kompleren entnommen ist. Die Kunst des sogenannten Expressionismus hat sich nur in Ausnahmefällen mit dem Negattven der kapitalistischen   Weltordnung befaßt. Ihr Reich war nicht von dieser Wett: sie hatten genug zu tun, die Visionen ihrer eigenen ausgewühlten Empfindung zu fixieren, Natur und Mensch und Uebcrwclilichcs in eine wild« Malerei zu fassen, die sich bis zu gegenstandslosem Abstraktem ent- fernte. Sie war subjektiv und weltfremd(visionär) in höchstem Grade. Jetzt aber kehren die Künstler zur Wirklichkett zurück, und sie sehen, daß es da wenig Schönes gibt, wenn man tiefer in sie eindringt. Sie wollen die Wahrheit widerspiegeln(deshalb nennt man sie Deriften, Wahrheitssucher), und erkennen, daß objektive Wiedergabe de» Seienden die wichtigste Aufgabe des Tages ist. So wenigsten» in Deutschland  , dessen Schicksal ihnen allerdings auch allen Grund zu so skeptischer Einstellung gegeben hat. Die Ausstellung in der Mannheimer Kunst Halle(die damit wieder einmal Berlin   um viele Pferdelängen voraus ist) um- faßt allerdings noch mehr. Sie begreift unter der neuen Sachlichkeit auch die große Zahl jener Künstler, die Landschaft, Stilleben. Menschen- bildnis tn einer klaren plastischen Genauigkett, mit präziser Wieder» gäbe im Räumlichen schllderr und damtt allerdings wohl den Namen einer neuen Sachlichkeit in besonderem Maße verdient. Hier wären vor allem zu nennen Georg Schrimpf   und Al. Kanoldt in München  , welche die stille idyllische Existenz von Mensch, Land- schaft, Pflanze und toter Natur in den Bilderrahmen fassen, Kay H. Nebel, Davringhausen und Mense, die aufgereg- teres Geschehen gleichwohl durch die Formeln einer ungemeinen, bis zum Stahlhart« gehenden Präziston zu beruhigter Klarheit zu- jamnienretßea. Den stärkste» Eindruck aber hinterlassen jene Künstler, denen die strenge Dokumentierung in der Form nur zur Feststellung der gegenwärtigen Röte dient; inwiefern sieSachlichkeit* erstreben, ist darum mehr eine Form- als eine Aufsossungsfrage. George Groß   z. B. ist erst jetzt, in dem fabelhaften Bildnis Max > Herrmanns, zu solcher Objektivität gelangt; seine Form war bisher meist die der satirischen Zeichnung und des karrikierenden Aquarells. $*«*9 Scholz freilich kann als«tn Musterbeispiel schneidender
Präzision bezeichnet werden; aber aus feinen Bildern spricht nicht die geruhige Idylle, sondern der Hohn des Sozialkritikers; und ahn- lich steht es mit N. Schlichter, Hubbuch  , Otto Griebel  . Eine Welt für sich ist Ott o D ix, der mit grausamer Unerbittlichkeit das Häßliche im Menschen, im Kriegs- und Dirnenwesen, in allen Erscheinungen unserer Zeit zu finden weih. Er ist in der Vielseitig- keit seiner Formmittel wie seiner Gegenstände wohl der stärkste Bildner unserer Zeit; ein Mensch, dessen Kunstwerke wahrscheinlich die vollkommensten, die überzeugendsten Dokumente unserer schlimmen Zeit sein werden. vr. Paul F. Schmidt.
Die Aufgabe. Von Hans Bauer. Manchesmal sieht man jugendliche Kcrlchen in Sturmmützen, die mit silbernem Eichenlaub garniert sind, mit dem Tornister und in Kniehosen, durch die Straßen marschieren. Das sind Iungstahl- Helmleute, die zur Uebung ausrücken. Man trägt Sorge: Haben denn diese Kleinen auch schon ihre Schularbeiten gemacht, hoben sie die Aufgaben gelöst, die der Lehrer ihnen stellte? Das haben sie wohl nicht immer. Es fehlt Ihnen an Zeit dazu. Sie haben andere Ausgaben zu lösen. Nicht solche, die die Schule, sondern die ihre Bundeszeitung,Der Stahlhelm*, ihnen aufgibt. Kürzlich war«ine dieser Aufgaben folgender Art: Eine Patrouille in Stärke von sechs bis acht Mann soll lautlos einen Doppelposten erledigen, der den Auftrag hat, eine Straße in einer bestimmten Richtung zu be- obachten. Knifflige Sache sowas! Das war noch nicht dran gewesen! Ja, wenn die Aufgabe, unter Verzicht auf die Lautlosigkeit, mit der die Tat vor sich zu gehen habe, gelautet hätte, ein Reichsminister sei zu erledigen, der im Walde einen Spaziergang macht, oder einer, der im Auto fährt, da hätte man ja Bescheid gewußt I Da hätte man ja sein Vorbild gehabt! Da wäre kein einziger Iungstahlhelmmann um die Lösung verlegen gewesen. Aber hier: Ein Doppelposten und lautlos! Wie macht man das? Nun,Der Stahlhelm* weiß, daß er dem Intellekt seiner Bundesmitglieder nichts Außergswöha- liches zumuten darf. Selbst in Dingen des Mordes sind sie noch lange nicht von der erwünschten Sicherheit in der Beurteilung der Lage. Er gab deshalb gleichzeitig theoretische Anleitungen zur- iung des Exempels und verlangte von seinen jungen Leuten nur die durch einen Unparteiischen auf ihr Gelingen hin zu beurteilende Uebertragung des Angriffs in die Praxis. So also wird's gemach!: Der Führer voran, schleicht sich die Patrouille geräuschlos so dicht wie möglich an den Feind heran. Etwa 200 Meter von vielem ent- fernt, hinter einer kleinen Bodenwelle, wird haltgemacht. Von hier aus schleichen zwei bis drei Mann lautlsos vor. springen den feind- lichen Posten aus nächster Entfernung an und erledigen ihn durch Dolchstoß. Nicht durch den selbstverständlich, durch den der Krieg verloren wurde, sondern nur durch den. mit dem man die Legende von ihm krampfhaft ausrecht erhält: mit den: garantiert lcutloscn Jungltahlhelmer-Dolchstoh. Diese werden ihrem Blatt für solcherlei Aufgaben mit Recht dankbar sein. Es besteht ein starkes Interesse an der Kenntnis der gangbarsten Abmeuchelungsmethoden. Man will doch wenigstens auf diesem Gebiet nicht Dilettant bleiben, will was lernen, will sich
bilden. Wie jener Rehnig den Reichsbannermann Schulze nieder. schoß, wie die Mecklenburger Fememörder vorgingen, das weih man. Das war grobe Arbeit. Das kann jeder. Aber die besseren Sachen, die muß man beigebracht bekommen. Da gehört wissenschaftlich« Anleitung dazu. Da muh man lange, oft jahrelang üben, ehe man'» zum Meister gebracht hat. Ja. die Herren vomStahlhelm  * wissen, wo Deutschland  » Jugend der Schuh drückt, und haben Berständnis für die Röte der deutschen   Jugend, Einfühlungsfähigkeit in ihre Seele. Abhold allem Spintisieren und allem schalen Eedankenbasteln will Deutschland  » Jugend, soweit sie dem Jungstahlhelm angehört, lautlos Doppel» Posten ermorden. Nimmermehr läßt sie sich ihren Anspruch darauf bestreiten. Was den Alten in den Iahren des Krieges recht war. muß dieser Jugend im Frieden billig sein. Schwere Ausgaben harren ihrer. Sie wird ihrer Herr werden. Ein wenig Geduld noch: da» Anspringen hat sie schon ganz schön heraus, nur mit der Lautlosigkeit haperl's noch.
Steinlawinen vom Mallerhorn. Das Matterhorn, der kühnst« Felskegel der Penninischen Alpen, der sich an der Grenze zwischen Piermont und dem schweizerischen Kanton Wallis   zu einer Hohe von 450S Meter erhebt, hat sich in Bewegung gesetzt und droht eine ganze Anzahl von Dörfern und Weilern, die sich auf der italienischen Seite im Tournanche-Tal in einer Höhe von 2000 Metern befinden, zu verschütten. Kleinere Steinlawinen gingen in dem genannten Bezirk schon vor vier Wochen nieder, ohne daß die Bewohner jedoch der Sache besondere Aufmerksamkeit schenkten. Dann aber wurden breite Spalten am Abhänge des Berges sichtbar und riesige Fels- stücke stürzten aus das Tal nieder, knickten große Bäume wie Streichhölzer und richteten so großes Unheil an, daß sich die Dörfler um Hilfe nach Turin   wandten. Die Bewohner von Ussin, dem größten Dorfe in diesem Alpental, und von 12 kleineren Dörfern, die dicht an dem Wege der Steinlawinen liegen, mußten nach Breuil  geschickt werden, weil man für ihr Leben fürchtete. Herzzerreißend« Szenen spielten sich ab, als die Bewohner, meistens arme Bauern. abtransportiert wurden. Sie weigerten sich, ihre Häuschen zu ver- lassen, und erklärten, sie wollten lieber sterben, als ihre Heimat ausgeben. Die Soldaten mußten sie mit Gewalt nebst ihrem Vieh und ihrer Habe aus der Gefahrzone wegbringen. Alpentruppen bewachen nun unter der Leitung von Ingenieuren di« gefährlich« Stelle, deren Vernichtung zu befürchten ist. Die starke Schnee» schmelze dieses Jahres und die schweren Regengüsse in den Alpen sind die Ursachen dieser gewalligen Steinlawinen. Phoiographie auf 8500 kiliometer Etiksevnung. Photographische Aufnahmen, die auf eine Entfernung von 8500 Kilometer erfolgreich übertragen wurden, sind bei den letzten Manövern der amerikanischen  Flotte in Honolulu   gemacht worden. Die Uebertragung geschah auf photograhpischem Wege, und zwar wurden für Dreiviertel der Strecke Telegraphenleitungen, für das letzte Viertel drahtlos« Tel«. graphie benutzt._ fibo nrb yreffe. Eine AugZburrrr TaaeZzeituni, hatte in einem vrlikel slbais« Anftrisse ge�cn di« Zchundfilme gerichtet. Woraus die Augjburger kinobesiher den Inieratendoytolt über das Blatt verhängten. BIS zur Aus» bebung des Boykolt» haben lebt alle Zeitungen der Stadt die Sperrung sämtlicher Kinoaiikündigungen beschlossen.