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Raffee an der Roppel, wer nicht durch das Trommelfeuer ge­laufen ist, daß ihm Staub und Erde die Augen und den Mund Dertleistert hat, der hat heute kein Wort mitzureden, am Kriegsausbruchtag.

Dabei sind die großen Operationen, die Offensiven und Sturmangriffe nicht einmal das Allerschlimmste gewesen. Man trat an zum Sturm und ließ sich vorwärts tragen wie in einem ungeheuren Rausch. Das Niederdrückendste und Er­bärmlichste mar: Bier Jahre lang ununterbrochen Be­reitsein zum Sterben, in der Front durch die In­fanterie; in der Reserveſtellung durch die Artillerie; in der Ruhe durch die Flieger! Vier Jahre ein Todesurteil vor Augen! Vier Jahre lang! Und da half nichts! War die Di­vision nur einige Wochen ausgeruht, dann tam sie wieder in die große Dredlinie" zurück und nicht wieder heraus, bevor sie nicht den üblichen Prozentsaz an Offizieren und Mann­schaften zur großen Armee abgegeben hatte. Da half nichts! Wenn der Leichtverwundete sein Bein ausfuriert hatte, dann mußte er wieder ran! Das Vaterland wollte seinen Arm haben oder den Kopf.

Das war der Krieg! Vier Jahre lang permanentes Todesurteil über Offizier und Mann der Frontinfanterie. Das erträgt fein Mensch wie eine Maschine ein halbes Jahrzehnt und länger, bei flarem Kopf und bei gesundem

Berstand!

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Darum mußte das Ende fommen- weil man in den Stäben und bei der Obersten Heeresleitung völlig den Maß­stab dafür verloren hatte, was ein Mensch zu ertragen ver mag. Gott   sei Dant ist allmählich die dumme Legende von der schmählich erdolchten Front auch von den verbohrtesten Nationalisten aufgegeben worden, wie das neueste Heft der ,, Süddeutschen Monatshefte" des fanatischen Dolchstoß­predigers Nikolaus Coßmann   zeigt. Hier führt ein mutiger Frontarzt, Dr. Ne ter aus Mannheim  , den Beweis, daß die Front zerbrechen mußte, als Folge der seelischen Ueber­anspannung deffen, was im Soldaten schließlich menschlich war. Das Heft dieses Frontsoldaten kommt gerade zum 11. Gedenktag des Kriegsausbruchs zur rechten Zeit. Neben einer Fülle von Beweismaterial aus den Federn weit rechts stehender Generale und Generalstabsoffiziere bringt Meter fein eigenes Erleben zum Zeugnis für die Unwahrheit der Dolch stoßlüge heran. ,, Uns fehlte im großen die Kunst der Menschen­tenntnis und Menschenbehandlung. Ueber dem Menschen­material" haben wir den Menschengeist" vergessen. Als mein Regiment am 2. Dezember 1918 durch Mainz   mar­

schierte, da glich es in seinem äußeren Eindruck einer wohl

disziplinierten und leistungsfähigen Truppe. In ihrem inne ren Gefüge aber war sie ohne jede Kraft: müde und hoffnungslos, zu feiner Abwehr mehr fähig. Den noch fräftigen Körper hatte die Geele verlassen.

Mer draußen gewesen ist, weiß, daß es so war.

Hätten wir allerdings gewußt, daß der ,, olle Tirps" mit feinem Kollegen" Fisher Briefe wechselte und ihn veruzte, während wir im Kommandoturm der U- Boote und im Schützenstand der Maschinengewehrnester den Krieg höllisch ernst nahmen und uns im Fort Douaumont   Mann für Mann heraushacen ließen in dem großen Stollen, der nach Fleury führt.

Hätten wir gewußt, daß der Kronprinz in Stenay Tennis trainierte und seine Windspiele spazieren führte, daß sein Stabschef Lüttmit eigene Möbelwagen, Reithallen und Extratafe benötigte, um ,, die Armee von Verdun  ", die glor­reiche Fünfte", richtig hereinstoßen zu fönnen zwischen Confenvoie und Azannes

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Hätten wir gewußt, daß Ludendorff als militärischer Diktator mit unseren Knochen einen unsauberen Handel ge trieben hatte, der Grenzstreifen" und Herzogtümer" im Often und Westen wegen-

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Dann wären wir nicht als ,, mohl disziplinierte Truppe, müde und hoffnungslos" nach Hause marschiert, sondern hätten uns vorher die Herren noch einmal vorgefnöpft, die damals ohne Militärpaß und Entlassungsschein nach Holland  

und Schweden   durchgegangen sind, gepeitscht vom Bewußt  | publik dazu mißbrauchen, daß Ansehen der eRpublit herabzusetzen sein ihrer Schuld. nicht mit der nötigen Deutlichkeit gegenübertritt.

Trotz alledem! Der Tag des Kriegbeginns ist noch lebendig in unser aller Herzen; er brennt in uns ,, in memoriam" der Toten jenes blutigen Jahrfünfts. Ueber ihre Gräber neigt sich an diesem Tag, überall wo die Arbeiter­flasse Fuß gefaßt hat, voller Trauer und Zukunftssehnen das Proletariat.

Die Agrarzölle in Mussolinien.

Starke Preiserhöhungen für Mehl.

Mit großer Genugtuung verzeichneten die deutschen  Agrarier fürzlich die Meldung aus Italien  , daß Mussolini  Agrarzölle eingeführt habe. In der Tat ist es doch. ungeheuer überzeugend: Was Mussolini   tut, iſt ſeit jeher richtig gewesen; warum alfo nicht auch die Agrarzölle? Außer dem gleicht die italienische Boltswirtschaft der deutschen   nach dem Urteil der Schutzöllner wie ein Ei dem anderen. Geo­graphische und wirtschaftliche Unterschiede spielen ja für den überzeugten Agrarzöllner feine Rolle.

Der Erfolg der mussolinischen Agrarzölle ist denn auch prompt eingetreten. Mehl ist sofort um 35 bis 50 Lire der Bentner im Preis gestiegen. Die Händler steckten den Löwenanteil von diesem Geschäft ein. Die Verbraucher zahlen in einem um 35 bis 40 Centefimi höheren Brots preis die Zeche. Schon jetzt soll sich die Regierung mit der Absicht tragen, den Mehlzoll wieder herabzusehen, denn die Brotverteuerung geht selbst den Faschisten über das Er­trägliche hinaus.

Regierung eine Warnung sein. Die Bollwirtung hat sich Diese Folge des Brotzolls in Italien   follte der deutschen  dort so rasch gezeigt, daß hoffentlich die deutschen   Agrarier jetzt mit ihren schönen Rebensarten aufhören werden, das Ausland trage. den 3oll. Wenn jedenfalls des Zoll­fompromiß Gesez werden sollte, so hat die Reichsregierung tein Recht mehr zu der Behauptung, sie hätte die mit Be­stimmtheit zu erwartende Teuerungswelle nicht voraus­gesehen. Dazu, derartige Entschuldigungen zu durchkreuzen, tam das italienische Experiment gerade noch rechtzeitig.

Durchgreifen!

Eine notwendige Maßregelung.

Bei der Regierung in Schleswig   gab es einen fleinen Dieser junge Herr war u. a. Kreisvorsitzender des Stahlhelm" und scheint im Laufe der Zeit diesem Amte seine Arbeitskraft in so hehem Maße gewidmet zu haben, daß darüber seine hauptberuf liche Tätigkeit sehr ins Hintertreffen geriet. Der Regierungspräfi­tent forderte ihn deshalb wiederholt auf, den Borsigim Stahl­helm" niederzulegen. Das hat einen volksparteilichen Landtagsabgeordneten offenbar sehr geärgert, denn er entschloß sich, die Regierung zu fragen, ob sie dieses Borgehen des Regierungs präsidenten billige. Der preußische Minister des Innern, Genosse Severing, hat dem neugierigen Abgeordneten eine Antwort er teilt, die den Herrn Affeffor gerade nicht von der besten Seite zeigt und die sich beide; der Abgeordnete und sein Schüßling, nicht hinter den Spiegel steden werden. Severing schreibt:

Assessor mit dem hochadligen Namen von dem Rnejebed.

Auf Grund der Pressenotizen über die Reden des völkischen Bastors Münchmeyer, in Borfum hat die gesamte Ein. wohnerschaft sowie Bad und Gemeinde Borfum öffentlich er neut dagegen Stellung genommen und jede politische und fonfeffio nelle Heze verurteilt.

Der skandalöse Ausnahmezustand. ,, Milderungsrichtlinien" der bayerischen   Regierung. München  , 31. Juli.  ( Eigener Drahtbericht.) Um in Zukunft die vielbeklagte parteiische Haltung der polizeilichen Außenbehörden, auf die die unerhörte Bevorzugung der rechtsgerichteten Organisationen und die Unterdrückung der republikanischen Veranstaltungen in Bayern   zurückzuführen ist, unmöglich zu machen, hat der bayerische  Innenminister nunmehr die längst versprochenen sogenannten Innenminister nunmehr die längst versprochenen sogenannten Milderungsrichtlinien für den Ausnahmezustand erlassen. Nach den in ihnen enthaltenen Bestimmungen sind die Polizeibe. hörden gehalten, fünftig bei nicht politischen Veranstal tungen weitestgehendes Entgegenkommen zu zeigen, und zwar auch bei festlichen Aufzügen, soweit diese Veranstaltungen nicht zu politischen Stundgebungen mißbraucht werden. Auch bei Veranstaltungen politischer Bereinigungen soll ein Ent gegenkommen gezeigt werden. Dabei wird aber bei Aufzügen nach

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wie vor an dem Grundsaz festgehalten, daß die öffentlichen Straßen und Pläge von politischen Demonstrationen und politischer Propa­ganda frei bleiben müssen. Diese Richtlinien gelten auch für die Verfassungsfeiern in Bayern  . Hiernach sollen diese Feiern in diesem Jahre auch unter freiem Himmel zugelassen feiern als politische Veranstaltungen angesehen werden müßten. werden, bagegen müssen Festzüge unterbleiben, weil die Verfassungs­Echt bayerisch im Sinne des Herrn Kahr.

In welchem Sinne die bayerische   Regierung auch den ge­milderten" Ausnahmezustand zu mißbrauchen gedenkt, hat ihre Antwort auf den Antrag des Münchener Reichs= banners bewiesen, am Verfassungstag eine Feier auf einem Platz im Weichbild der Stadt veranstalten zu dürfen. Während Die Königstreuen" auch unter den bisherigen Bestimmungen nach Herzensluft auf den öffentlichen Plätzen demonstrieren durften unter Borantritt des" Kini", darf sich das verfassungs. treue Reichsbanner noch nicht einmal am Tage der Berfassungs­feier öffentlich zeigen trotz der Milderungsrichtlinien".

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Herr Si e le hat offenbar in Bayern   nichts zu fagen.

Die Optanten in Schneidemühl  . Rigoroses Vorgehen der polnischen Regierung. Schneidemühl  , 81. Juli.  ( Tul.) Der Zustrom der Optanten nach Schneidemühl   nimmt in erichredendem Maße zu. Hunderte von Optanten treffen täglich in Echneidemühl ein, nur ein fleiner Teil fann in Kürze weiter geleitet werden. Nur etwa 200 Flüchtlinge fönnen außerhalb Echneidemühls und in der Provinz Grenzmari Bofen- Westpreußen   untergebracht werben. Am Mittwoch trafen tagsüber allein 465 und in der Nacht weitere 240 Personen ein, am Donnerstag stieg die Zahl fogar auf 1000. Die Gesamtzahl der augenblicklich im Durchgangslager unter­gebraten Optanten beträgt 8300. Es ist kein gweifel, daß die polnische Regierung von ihrem aus der Wiener Konvention hergeleiteten Recht, die Optanten auszuweisen, in der brutalflen Weise Gebrauch macht.

" Das Borgehen des Regierungspräsidenten in Schleswig  gegenüber dem Regierungsaffeffor von dem Knesebec hat durch aus meine Billigung gefunden. Ich habe darüber hinaus Regierungsaffeffor von dem Knesebec noch von Schleswig   per sezen müssen, da er es nicht verstanden hat, jeine Betätigung im Berbandswesen mit seinen dienstlichen Berpflichtungen zu verein. baren, vielmehr offensichtlich infolge dieser Betätigung so menig Dienstintereffe zeigte und so mangelhafte Leistungen an den Tag legte, daß hiervon sogar ein unerwünschter Einfluß auf ben in Schleswig   zur Ausbildung gelangenden Nachwuchs zu bescheint eine mysteriöse Angelegenheit zu sein, haben wir doch in fürchten stand.

Dieses tatkräftige Durchgreifen ist nur zu begrüßen. Die Affäre Rußmann Caspary hat bewiesen, wohin es führt, wenn man den Herren, die ihre Stellung als Beamte der Re­

Jude oder Rheinfelte? Das völkische Deutsche Tageblatt" be­richtet, der Abg. Hennning habe jüngst im Reichstag dem Juden Breitscheid   einige Blutige verfest" und die blumige Phantasie diefes Hebräers zerpflüdt". Der Stammbaum des Gen. Breitscheid

einem anderen pölfischen Organ gelesen, Breitscheid sei ein west­wärts gerichteter Rheintelte". Soviel ist also sicher, daß da etwas nicht stimmt, fei es mit Breitscheid, sei es auch in den Köpfen seiner patentgermanischen Gegner.

Nach mir nahmen sie Hering vor. Der Schweiß umfloß sein| Tür der Baracke stand er, er hielt sich am Pfosten, und die weiß

Zwischen Bauchschuß und Bein- ab obiges Geficht, wenn die Schwefter mit der Zange die eitergetränkte amwidelte Armſchiene war, quer vor feiner Bruft. Die Schwester

Eine Erinnerung von Georg von der Bring.

1.

Er war einer der Träger, und die Bahre, auf der ich lag. stürzte, als ich ihn zuerst sah. Seit zehn Minuten maren mir Kriegsgefangene. Unter uns wimmelten die Laufgräben von ameri­tanischen Tellerhelmen. Da wir hinunterzutommen trachteten, wintte man ab: Bleibt oben! Indessen streute vom Rande des Argonner

Baldes das letzte unserer Maschinengewehre wie eine Pfefferbüchse,

Gaze vom Beinstumpf haspelte. Die Aerzte ließen den Oberschenkel­fnochen hervorrutschen, indem sie die Weichteile des Beines hinauf­schoben. Ich sah es mir immer an, dieses Knochenstückchen mit der taste. Ich dachte: er fann sich einmal eine Drehorgel zulegen. Seine sauberen Sägestelle, das so weiß und glatt war wie eine alte Klavier.

Bunde   roch nicht.

Der andere aber fühlte wohl selber, daß er an seinem eigenen Kot zerginge, die Speisen efelten ihn an, nur er mit Gier Trauben. Am Tage schlief er oft. Sein Geficht fah aus mie

Bigarrenasche, grau und rauh. Nachts horchte ich auf seinen Atem, Wort eines Verwundeten aus der Ede, der einen Lungenschuß hatte felten hörte ich fhn. Von Stunde zu Stunde erscholl das ruhige und von Zeit zu Zeit zu trinken wünschte. Ganz bestimmt sagte er und als habe er jo lange gemartet, als es ihm irgend möglich sein dunkles und flagendes Wort: Schwester!"

und so war es ein deutsches Geschoß, das uns plöglich hinwarf die Bahre stürzte mit mir halb auf den Träger des Kopfendes, welcher in all der Lärmluft wie eine fleine Müde zu fingen begann, mähort rend feine Hände gegen meine Schulter fließen. In diesem Augen­blid sah ich zum erstenmal fein fleines, leidvolles Geficht, das die Sommersprossen bis unter den Haaransaz bedeckten. Dann schmand mir das Bewußtsein.

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Als ich erwachte, trug man mich durch einen Wald, die Sonne stand schräg hinter Eichen. Ich sah mich um er war fort. Später gelangten wir in ein Bager, wo Neger uns Rautabat zuwarfen. Unter uns durch den Hohlmeg fuhren Wagen vorbei. Da sah ich ihn plötzlich wieder, er lag in der Ede eines Karrens, sein sommer. Iproffiges Geficht war weiß. Ich glaubte, er sei tot.

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Als die Sonne sant, lud uns ein Auto vor einem Lazarett ab, das sich wie ein goldenbraunes Segel einbeulte. Jemand stellte mich dort auf die Füße. Eben noch sah ich die Sonne in einem Taffen­rund blizen dann glitt ich zur Erde. Im Zelt drinnen aber lag wieder er, zunächst regungslos; unter seiner Bahre hatte eine Bluf lache das Gras gefchwärzt. Später bewegte er von Zeit zu Zeit das Gesicht, er fopfschüttelte langsam, wie in unendlichem Erstaunen. Oft schlief ich. Wenn ich wachte, sah ich, wie die Verwundeten in den Operationsraum getragen wurden. Es gingen Tage hin. Er mar lange fort, und ich dachte auch nicht an ihn. Aber später im Lazarettzug lag jemand über mir, der sich von Stunde zu Stunde er­brach, und dem ein fleiner hurtiger Franzose Rotwein reichte. Er mar es, der sich erbrach, ich merfte es in der Nacht, als er wie eine Müde zu fingen begann, jedesmal, wenn er sich erbrochen hatte und der Franzose nicht sofort zur Stelle war.

2.

Auch im Lazarett an der Côte d'or lag er neben mir. Die Aerzte nahmen sich seiner voll Eifer an; er hatte einen Bauchschuß. Mehr mals am Tage murde seine Wunde besichtigt und neu verbunden. Aber er fiel zusammen, ward mager wie ein Stelett, und feine un­zähligen Sommersprossen färbten fich dunkel wie Fliegenschmuz. Seine Wunde stant, besonders beim Verbinden. Ich wandte mich zur Dort lag ein Mann, dem sie ein Bein abgesägt hatten. Er hieß Hering. Leise sagte der:" Ein Hering mit einem Bein haben Sie so was schon gehört?"

anderen Seite.

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Benn fie mich verbanden, lachten die Aerzte, manche runzelten auch die Stirn und ließen es die Schwester tun ich war allzu un­gefährlich verwundet, nur sehr schwach. Wie ein Eindringling lag ich zwischen Bauchschuß und Bein- ab, die Hände auf der weißen Decke.

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mar

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Raum hatte er es gesagt, so erschien die Schwester mit dem Windlicht. Der Schatten ihres schwarzen Umhanges bewegte fich über unseren Augen an dem Ballengerippe der Barade hin, die Bindlicht wieder erlosch, der Umhang der Schwester hatte ein grell­plötzlich ein Schiffsraum zu sein und zu schwanken schien, bis das Windlicht wieder erlosch, der Umhang der Schwester hatte ein grell rotes Futter, fie schlug ihn zurüd, wenn sie zu dem Verwun­deten trat.

Beim furzen Schein des Windlichtes aber fab ich sein Ge ficht. Die geschlossenen Augen lagen in den Höhlen wie zwei Wal­nüffe. Manchmal öffnete er sie, dann glänzten sie wie dunkle Kir­schen. Er sprach nicht. Aber ich sah, daß er sich auf den Tod vor­bereitete.

Alle dachten wir nach Hause. In den Kissen glühten unsere Schläfen mit über hundert Grad Fahrenheit. Manchmal schrie einer

im Schlaf.

Eines Tages diftierte er mir einen Brief an seine Eltern. Er teilte ihnen jeinen Tod mit. Den Brief legte ich unter mein Kopf­polster. Seinen Namen, den ich damals erfuhr, habe ich später ver­geffen. Er war ein Forstarbeiter aus Schlesien  .

Am Tage danach verband ihn ein Assistenzarzt. Als er fertig war, lächelte sein junges Gesicht unter dem unsinnigen Hut, und er fagte: Dante den Amerikanern, sie haben dein Leben gerettet." Er schwieg diesen Tag, gegen Abend begann er wie eine Müde zu meinen. Ich zerriß ihm seinen Brief und ließ die Feßen zum Fenster hinausfliegen in die Sonne des Rhoneherbstes.

Jezt erst dachten wir an den Armschuß. Dieselbe Kugei nämlich, welche feinen Bauch durchfuhr, hatte ihm auch den linfen Unterarm­Enochen zerschmettert. Der Arm war geknickt, die Schußlöcher in zwischen zu zwei schwarzen Bunkten verheilt. Ich sagte es dem Arzt. Erschrocken holte er den Oberarzt, wies auf diesen armseligen Aft von Arm und sprach:" Dieser arme Junge lag auf den Tod und wir haben diesen Schuß erst soeben bemerft." Dann ward der Arm geschient.

3wei Wochen später wurde ich gefund geschrieben. Diejenigen, welche in der folgenden Nacht abtransportiert werden sollten, schliefen bis über Mitternacht in einem Zelt vor der Barade, so auch ich. In der dunklen Nacht hörte ich Lärm vor dem Zelt. Der Poften rief nach der Nachtschwester. Ich stand auf und trat hinaus. In der

fam, und wir legten ihn wieder hin. Er murmelte: " Ich fann gehen.

Er stieß die gesunde hand gegen meine Schulter und flüsterte: Ich fann wieder gehen."

So sah ich ihn noch einmal, und er wollte es mohl Gleich darauf erschienen Seitengewehre. Geruch von Fusel ver breitete sich, und mein Abtransport erfolgte.

Fundproving für die deutsche mittlere Altſteinzeit, die bei Löbau   in Große vorgeschichtliche Funde in Löbau  . Ueber eine neue große schau". Es ist nach den aufschlußreichen Funden von Ehringsdorf   die Sachsen   entdeckt worden ist, berichtet Dr. Otto Hauser in der Um­zweite wichtige Quelle, die uns von den Lebensäußerungen der ältesten deutschen   Urzeitraffe Kunde gibt. Ein einfacher Mann, der aber feit frühen Jugendtagen für alle Bodenvorkommen ein offenes Auge hatte, hat die wichtige Entdeckung gemacht und in zäher Arbeits­freude gefördert. Seit vier Jahren sammelt er mit einigen Helfern allerlei Funde in der Umgebung des sächsischen Städtchens und stieß play der Ursiedler ist zwar noch nicht gefunden, aber vor kurzem hat hier auf altsteinzeitliche Feuersteinformen. Der ursprüngliche Wohn man bereits den 17. Fundplay ausgebeutet und damit der deutschen  gulegt gehobenen Werkzeugformen löften das große Erstaunen aus: Urgeschichtsforschung neue wertvolle Hinweise geboten. Gerade die trazer und Keilspitzen zum Vorschein, wie sie bisher nur aus dem denn neben anderen Werkzeugen famen wichtige Feuerstein- Fell­südwest- französischen Fundgebiet befannt waren. Das Rohmateria! als die großen geschmeidig- spaltenden Silerplatten in Frankreich  . Da. der neuen Funde war allerdings ungleich schwieriger zu bearbeiten, her weisen die Löbauer Funde scheinbar nicht jene vollendete Technit auf, die an den füdwest- französischen sofort fesselt.

Radium- Schäden. An 11 Pesonen, die seit etwa 1% Jahren mit Rabium arbeiteten, wurden sorgfältige Untersuchungen angestellt. Bei zweien fanden sich Hautveränderungen an Fingern und Händen. Sur Berhütung von Radiumschäden müffen im Betriebe Schuh  . Schirme, Holzzangen, Bleifästen und ähnliche Schuhvorrichtungen Dorhanden sein. Ausgiebige Raumventilation und Beschränkung der Arbeitszeit auf 5 Tage die Woche, reichlicher Jahresurlaub und viel Bewegung in frischer Luft während der freien Arbeitszeit, find zur Erhaltung der Gesundheit von Arbeitern, die mit Radium beschäftigt find, dringend erforderlich.

Der Laaher See in Gefahr. Das Jahrtausend alte rheinische Natur­denkmal, der Laacher See   bei Maria Lanch, foll von einem rheinisch- west­tallichen Elektrizitätswert in ein riesiges Naturftaubeden verwandelt werden. Es sind Bestrebungen im Bange, um dies zu verhindern, besonders seitens der Rheinftrombauverwaltung, die die Abnahme des Wasserzuflusses nach der Mosel   und dem Rhein   befürchtet. Der bt von Maria Laach   hat in einer Erklärung Stellung gegen den Plan genommen.

nach Palästina nimmt außerordentlich zu. Im Januar 1920 batte die Zabl Die jüdische Einwanderung nach Palästira. Die jüdische Einwanderung der Juben Palästinas   57 000 betragen, nach dem Stand vom 1. Juni 1925 find 115 151 Juden jezt in Balästina angesiedelt. Die Mehrzahl der Ein­wanderer läßt sich in den großen Städten Jerusalem   und Tel- Aviv   nieber, um dort Handelsgeschäfte zu treiben.