der Arbeiterschaft überwiegt allerdings das polnisch- oberschlesische Element ganz bedeutend, da die deutschen Facharbeiter zum allergrößten Teil bereits abgewandert sind. Es wäre aber ein verhängnisvoller Irrtum, ohne weiteres den waffer polnisch sprechenden oberschlesischen Arbeitern zum rein polnischen Element zu rechnen. Die Arbeiterschaft ist mindestens bis zu 80 Broz oberschlesisch, da bei den Maffen entlaffungen gerade die eingewanderten, noch nicht bodenstän digen tongreßpolnischen und galizischen Arbeiter zum größten Teil wieder abgewandert sind. Diese aberschlesische Arbeiter schaft ist restlos durch deutsche Schulen gegangen. Eine vernünftige deutsche Zukunftspolitik muß gerade die ostoberSchlesischen Arbeiter in ihre Rechnung einbeziehen. Darüber darf man sich durch die Plebiszitzeit und die drei Aufstände nicht täuschen laffen. Der oberschlesische Arbeiter ist leider sehr leicht beeinflußbar und läuft jedem Demagogen nach, der es versteht, ihn zu födern. Da ist aber gerade durch die seit der lebergabe Oberschlesiens an Polen eingetretene Wirtschaftsfrise unter der oberschlesischen Arbeiterschaft eine ganz erheb liche Meinungswandlung eingetreten. Der ober Schlesische Arbeiter sieht immer mehr ein, daß die ostoberSchlesische Schwerindustrie mit der deutschen Wirt fchaft aufs engste verbunden ist und daß feine Orientierung nach dem Osten darüber hinweghelfen kann. Es wäre daher also von deutscher Seite mir verfehrt, biese engen Wirtschaftsbande, die gerade Oftoberschlesien mit Deutschland verbinden, mit Gewalt zu durchschneiden.
Aber nicht nur aus Gründen der Rücksichtnahme auf die deutsche Minderheit in Ostoberschlesien sollte Deutschland das polnische Kohlenkontingent wesentlich über die zunächst angebotenen 100 000 Tonnen monatlich erhöhen, sondern auch im eigensten Interesse. Wohl besteht augenblicklich wie auf dem ganzen Weltmarkt auch in Deutschland seit einem Jahr eine leberproduktion an Kohlen. Dies ist doch aber eine ausgesprochene Krisenerscheinung, weil die gesamte Industrie nur wenig arbeitet. In den Jahrzehnten, insbesondere in der Zeit nach dem Kriege bestand gerade in Deutschland ein ganz empfindlicher Kohlenmangel und man behauptete doch gerade auf deutscher Seite, daß der Verlust der oftoberschlesischen Kohle durch die Abtretung Ober schlesiens für die deutsche Wirtschaft unerträglich sei. Und nun will man durch die herabsehung der Kohleneinfuhr auf ein Minimum den Gegnern felbst das Argument in die Hand geben, daß Ostoberschlesien für die deutsche Wirtschaft feinerlei Bedeutung mehr habe?
Wenn Deutschland durch eine Erhöhung des Kohlenkontin gents Polen entgegenkommen will, so muß es allerdings auf der anderen Seite unbedingt auf seiner Forderung des freien Niederlassungsrechts in Polen bestehen. Wohl hat Bolen die Freizügigkeit der Handelsreisenden Deutsch land zugestanden. Wesentlicher ist aber bas freie Niederlassungsrecht der deutschen Technifer und Wert meister und sonstiger Facharbeiter in Polen . Werm Deutsch land diefes freie Niederlaffungsrecht für seine Angestellten und Arbeiter in Polen erreichen fann, so fann es unbesorgt auch das Rohlenkontingent erhöhen, da durch die freie Aus. manderung nach Polen der deutsche Arbeitsmartt eine Erleichterung erfahren würde.
Blamierte Ankläger.
Die betretene Bacmeister- Leopold- Preffe. Die Verleumderzentrale scheint einigermaßen außer Atem getommen zu sein. Die Erklärung des Polizeipräsidiums gegen den famosen Anklageartifel der RRR. Bentrale ruft in der ganzen Rechts preffe betretenes Schweigen hervor. Mühsam ringt sich die sonst so redselige„ Deutsche Zeitung" ein paar Zeilen ab. Der Lokal Anzeiger" vermißt in der Erklärung des Polizeipräsidiums„ Anhaltspunkte dafür, daß das Vorgehen der Kriminal polizei mit den Vorschriften der Strafprozeßordnung in llebereinstimmung gestanden habe". Wie gewöhnlich, rechnet der Lotal Anzeiger" mit der Dummheit seiner Lefer. Er hat nämlich
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Großstadtfern, zeitungsfern, radiofern auch an Ferien muß man sich erst gewöhnen. Herrlich und seltsam ist die Bergeseinsam feit der Dolomiten, wenn man vor wenig Tagen erst dem Tageslargetriebe Berlins entfloh.
Bitter, daß das ganze Land, vom Brenner an, seit Jahren schon italienisch sein muß. In der schönen Franziskanerkirche zu Inns bruck steht ein mächtiges Denkmal Andreas Hofers. Vielleicht ließe der blaffe und nicht sonderlich funstvolle Steinbau völlig talt, wenn nicht von der Fahne des Siegers vom Berge Isel ein regelrechter schwarzer Trauerflor schwer herunterhängen würde. Der Flor hängt zu vollem Recht, denn das zerstückelte Tirol ist deutsch , ist wirklich wesensdeutsch.
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So schön es hier ist, immerzu muß man an das Unrecht von Saint- Germain denken. Oder weil es so schön ist? Diese Zeilen werden 2523 Meter über dem Meeresspiegel, und zwar auf dem Speikbodenberg bei Sand, das jetzt Campo Terres heißt, geschrieben. Berauschend ist der Blid nach den Zillertaler Alpen , den Tauern und dem Dettaler Ferner. Aber seltsam, in diesem Stück Italien " fann man den Gedanken an Groß- Deutschland nicht loswerden. Obwohl ich doch, um damit auf den Speikboden bedauerlicher Tatfachen zurückzukehren, furchtbaren Hunger habe. Wenn Sie, Herr Baedeker, den großdeutschen Gedanken mit fördern wollen, dann ändern Sie in Ihrem Führer durch Tirol bitte die verlockenden Angaben von den Erfrischungen" auf der am Wege gelegenen Michel zeiseralm. Fünf Stunden bin ich brav geftiegen und finde dann weder Hirt noch Siege, weder Käse noch Brot, nur einen alten vergilbten Kalender und einen zerbrochenen Spiegel. Aufwärts! 3wanzig Meter vor dem Ziel, hoch über einem leuchtenden Bergfee, weit über weißgrauen Schneefeldern, steht die Sonnflarhütte. Der Name ist prächtig, die Wirklichkeit vernichtend: das Haus ist zerstört, zerfallen, zerplündert und hat seit Jahren wohl nicht mehr vor Nacht und Nebel Schutz geboten. Nicht einmal ein Hakenkreuz ziert die früheren Bände; wie lange also muß die Dede schon währen! Breiter, Bohlen und Balfen liegen wirr durch einander und auf der ausgehobenen Tür lassen sich ungelente Züge blaß erlesen:„ Grieß Gott !"
Bald ist das letzte Stück des umgletscherten Berggipfels er Plettert. Niemandem begegnete ich auf der langen Strece, niemand folgt aus dem doch so sommerfrischbelebten Tal, alles ist menschenleer, forgenfern- mundersam. Es weht ein fühles Lüftchen, un romantischer: es ist sehr falt, aber das vergist man und den Hunger rergißt man, denn über Wolfen und hohen Bergen ist es herrlich, fo unbeschreiblich groß
Neben mir entdecke ich eben, wenig von einer Steinfante beSchwert, ein zerfnittertes Zeitungsblatt. Das zeigt schmerzend deut
felbft erft vor einigen Tagen ausdrücklich feststellen müssen, daß das Vorgehen der Kriminalpolizei durchaus mit den Vorschriften der Strafprozeßordnung in Uebereinstimmung steht. Im übrigen wagt tein einziges Rechtsblatt mehr, nach dieser Erklärung die Behauptungen der RRR.- Zentrale weiter aufrechtzuerhalten. Die Herr schaften sind erledigt.
Anfrage an die Berliner Börsenzeitung".
Die Berliner Börsenzeitung", das Blatt TannenzapfDestreichs, bemerkt zu der Erflärung des Bolizeipräsidiums und der Notiz des Vorwärts", daß diese nicht den Berdacht ent fräften" könnten, den die Berliner Börsenzeitung geäußert habe. Nun ja, wer nicht einsehen will, der sieht nicht ein. Aber vielleicht ist die„ Berliner Börsenzeitung" imstande, den Berdacht zu entfräften, der sich aus folgendem Briefwechsel mit dem Bureau Kluge- Knoll über ihr eigenes Gebaren und Berhalten ergibt: März
Herrn Funk,„ Berliner Börsenzeitung". 1925.
Auf Grund geftriger Bereinbarung und foeben stattgehabter telephonischer Unterredung mit Herrn Desterreich übersende ich Ihnen eine Anzahl Aftenauszüge betr. Deutsche Werte zur gefl. kenntnisnahme. Da ich diese Auszüge selbst für meine Arbeiten brauche, wäre es mir sehr an genehm, wenn Sie mir dieselben Montag früh auf demselben Wege und an die gleiche Adresse wieder zustellen würden. Mit deutschem Gruß
20 do
gez.: Kluge Berlin B. 8, den 21. März 1925. Stronenftraße 37. G.m. b. H. de un Mitteilung für Herrn Beculieu, Berlin , Lüzowstr. 60. Wir bitten Sie, unserem Boten das für Herrn Funk beftimmte Patet aushändigen zu wollen. das drain Hochachtungsvoll Berliner Börjenzeitung, Druckerei und Berlag, G. m. b. 5. gez.: Reffelmann.(?), ( Unterschrift sehmer leserlich.)
Aus diesem Briefwechsel geht hervor, daß die Berliner Börsenzeitung an den gestohlenen Atten der Deutschen Berte" träftig partizipiert hat, was allerdings nicht rounder nimmt bei einem Blatt, das die Reifen des Ehrenmannes Tannenzapf auf das splendideste finanziert hat!
spigns
Zeppeline im Weltverkehr. d she
Die Absichten Dr. Edeners.
meinen, die Botschaftertonferenz nichts einzuwenden haben, also das Bauverbot auch für diesen Fall aufheben.
Gewisse Zeitungsmeldungen, daß Bersuche gemacht würben, die Geldmittel zur Fortführung des Zeppelinwertes auch außerhalb Deutschlands aufzubringen, werden von zuständiger Stelle als vo tommen grundlos bezeichnet; die Zeppelingesellschaft selbst habe feinerlei derartige Absichten und dente gar nicht daran, solche Berfuche zu unternehmen.
Faschistische Propaganda in Deutschland . Geheimwege der faschistischen Organisation. Italienische faschistische Agenten, die ihren Aufenthalt in Deutschland mit der Begründung zu rechtfertigen suchen, daß sie im Sinne der Annäherung der beiden Nationen zu wirken gedenten, find seit einiger Zeit bemüht, faschistische Propagandaartikel in der Berliner Presse unterzubringen. Diese Bemühungen fcheinen nicht ganz erfolglos geblieben zu fein.
Im„ Gagliardetto", dem unter Ausschluß der Deffentlichkeit in Berlin erscheinenden Organ des italienischen Faschismus, das von einem aftiven Major Renzetti herausgegeben wird, erschien am 31. Juli ein Artitel„ Die wirtschaftliche Lage Italiens "; in diesem Artikel werden natürlicherweise die Fragen der inneren Schuld Italiens , der Währung, des Notenumlaufs usw. usw. mit rosigstem Optimismus behandelt. Angesichts des von ihm entworfenen opulenten Stillebens fann es das faschistifche Propagandaorgan gar nicht begreifen, daß die internationale Finanzwelt die italienische Lira so ungünstig bewerte. Daß der Gagliardetto" faschistische Propaganda zu machen fucht, ist schließlich begreiflich, denn das ist seine Lebensbedingung und sein Existenzzwed und entspricht auch den vom Generalsekretariat der afzi all'estero" gegebenen Direktiven. Sonderbar aber ist, daß der gleiche Artitel in der Germania " Dom 4. August abgedruckt ist, und zwar, ohne daß der unbefangene Leser durch einen redaktionellen Hinweis davon unterrichtet wird, daß das Machwert von italienischer Seite, d. h. vom Vertrauensmann der Faszi in Deutschland stammt!
Die besondere Faschistenorganisation, die eine ganze Reihe von italienischen Offizieren unter dem Decnamen einer deutsch italienischen Handelskammer" beschäftigt, scheint mit allen Mitteln Einfluß auf die deutsche Bresse gewinnen zu wollen. Um so vorsichtiger sind die Lobpreisungen der Agenten Mussolinis in Deutsch land aufzunehmen!
Die„ Rote Hilfe".
Wohin wandern die Arbeitergelder?
Die Agitation für die politischen Gefangenen gehört zu den Anläßlich der Wiederkehr des Gebenttages ber Er wenigen Zugmitteln, die den Kommunisten noch geblieben find. bauung des ersten 3eppelinluftschiffes wird die Mit der Roten Hilfe" und der Internationalen Luftschiffbau- Seppelin- A.- G. Friedrichshafen am 20. und 21. Auguft Arbeiter Hilfe gehen sie mit Vorliebe unter der Arbeiter. dieses Jahres eine große Gedenkfeier veranstalten, au der die Beschaft hausieren. Wohin die Gelder in Wirklichkeit kommen, erhörden, die Vertreter der Wirtschaft, aller sozialen Schichten, aller fährt man aus dem organisatorischen Rundschreiben Nr. 3, bas das politischen Parteien eingeladen werden. Dabei wird Dr. Edener Zentralfomitee der KPD. unter dem 24. Juli versendet. Darin eine Appell an das deutsche Bolt richten, die Mittel zur heißt es wörtlich: Durchführung des Zeppelin- Bolarfluges aufzubringen.
,, Der Borstand der Roten Hilfe" sendet uns eine Beschwerde aus verschiedenen Bezirken, daß dort die Rote Hilfe"-Marken ver fauft werden, aber das Geld nur teilweise an die Rote Hilfe" abgerechnet wird. Es find in verschiedenen Bezirken Differenz beträge von 500-3000 Marf vorhanden. Das ist ein unmöglicher Zustand und bringt uns, wenn diese Dinge in der sozialdemokrati fchen Preffe ausgeschlachtet werden, eine fürchterliche Sifuation. Wir verweisen nochmals darauf, daß die Bezirksleitungen die Berantwortung dafür tragen, daß die Rote Hilfe"-Marten rest= Ios an die Rote Hilfe abgerechnet werden."
In einem längeren Bortrag wird sich Dr. Edener bei dieser Gelegenheit über die Lage des deutschen Luftschiffbaues und über die Pläne der Zeppelingesellschaft äußern. Der beabsichtigte Nordpolflug ist natürlich nicht Selbstzweck, sondern soll einen weiteren Beweis dafür erbringen, daß die 3eppelinluftschiffe im großen Weltperfehr vorzüglich zu verwenden find. Diesen Bemeis hat zwar schon die Fahrt nach Amerita erbracht, aber die damals beabsichtigte dreimalige Wiederholung dieses Ozeanflugs murde von den Amerikanern nicht zugelaffen und so tommt es vor, daß man behauptet, diese eine gelungene Fahrt| Hilfe zu halten hat. Die Kommunisten betrachten so wie so bie beweise noch nichts, fie sei eben ein Glücksfall gewesen und dergleichen mehr. Solchem Gerede wäre durch eine Wiederholung des Dzean flugs wohl ein Ende bereitet worden.
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Die Arbeiterschaft weiß also, was sie von den Listen der Roten ganze Agitation für die politischen Gefangenen nur unter dem Ge fichtspunkt, wie sie dabei für ihre Partei Geschäfte machen fönnen.
Deutschsprachige Richter in Eupen- Malmedy . Der Justizminister Ein geglückter Polarflug würde wohl auch die Leistungsfähigkeit genügend demonstrieren. Noch besteht aber das Bau Tschoffen erklärte in der belgischen Kammer, daß er die Erlangung eines Baffes nach Deutschland für die Einwohner von Eupen - Mal verbot; gegen den rein wiffenschaftlichen Polarflug und die Her- medy erleichtern und in diesem Distritt nur solche Leute als Richter stellung des dazu notwendigen Luftschiffes wird wohl, so sollte man erwählen werde, die die deutsche Sprache beherrschen.
lich, daß Menschen schon früher hier oben waren. Ein Stüd Beitungspapier! Das mir!
Bestraft ist die Schwärmerei, aus ift's mit der Weltfeligkeit, der Hunger, der damische, wird auch immer stärker, bie Schuhe brücken, ich werde, dent ich, den Abstieg beginnen-
Gymnasial- Luftspiel.
Das dreiaftige Luftspiel Ertemporale" von Hans Sturm und Moris Färber erscheint seit Jahren immer wieder auf dem Sommerspielplan und wird noch lange seine Lebenskraft erweifen. Es ist nicht etwa originell in feinem Aufbau. Seine Luftigkeit beruht auf dem alten Verwechslungstrick der Schwant fabrikanten. Aber das Milieu des vertaltten Gymnasialbetriebes in einem Schwant zu verwenden, ist eine glückliche Idee. Die Verwirrung, die im ersten Aft mit Mißverständnissen und Ber heimlichungen ganz fachte beginnt, steigert sich in den folgenden Aften zu einem tollen Durcheinander von überwältigender Romit, weil die Verfasser von luftigen Einfällen übersprudeln. Den Anlaß zu den Berwechslungen gibt das lateinische Ertemporale eines Oberprimaners, das die Oberlehrerstochter heimlich von wimmelnden Fehlern befreit. Diese winzige Sache machen die verknöcherten Schulpedanten zu einer Haupt- und Staatsaftion, um den Täter zu entlarven. Die als Zeugin vernommene Reinmachefrau verseht der albernen Wichtigtuerei der Gymnasialpaufer den richtigen Dämpfer, indem sie herausplatzt:„ Was ist denn schon weiter dabei! Sie haben abgeschrieben, Herr Direktor, ich habe abgeschrieben, wir alle haben abgeschrieben. Und wenn ich nicht abgeschrieben hätte, fäße ich noch heute in der Schule."
Unter Erwin Biegels Regie, der selbst eine töstliche Type von Gymnasialdirektor hinstellte, fand gestern die Erstaufführung des Luftspiels im Stegliger Schloßpart Theater statt. Es war eine sehr saubere, forgfältig einstudierte Borstellung, eine der luftigsten, die uns dieser sonst so traurige Theatersommer in Berlin beschert hat. Den Operprimaner gab Otto Matthies so waschecht mit seiner stotternden und explodierenden Sprache und seinen schlaffigen Jungenbewegungen, daß man sich fragte, ob fich der Regisseur nicht einen richtigen Brimaner ausgeborgt hätte. Maria Demelius war die Oberlehrerstochter, ein reizender, sprühlebendiger Backfisch von erfrischender Jugendlichkeit. Dgr.
Hauptstadt Brasiliens , und Buenos Aires taucht seit einiger Zeit Eine neue Weltstadt im Entstehen. Neben Rio de Janeiro , der immer öfter der Name einer Stadt auf, die berufen erscheint, der maleinst das New York Südamerikas zu werden: Sao Paulo in Brafilien. Ende des vorigen Jahrhunderts war es eine Mittelstadt von etwa 80 000 Einwohnern, heutzutage hat es fast schon die erste Million erreicht und stellt damit das Wachstum nordamerikanischer Städte in Schatten. Sao Paulo ist das größte Industriezentrum Südamerikas und zugleich der größte Hafen Brasiliens . Man nennt es heutzutage schon das füdamerikanische Chicago und wird es balb das südamerikanische New York nennen.
Gebäudeschäden durch Tauben. In London haben sich die Tauben in letzter Zeit außerordentlich start vermehrt. Sie richten mancherlei Schaden an. Die städtischen Körperschaften von London haben hierüber zunächst großzügig hinweggesehen; denn die Tauben erfreuen sich bei jung und alt großer Beliebtheit. Aber jegt iſt es allmählich zu bunt geworden. Man hat nämlich festgestellt, daß die Tauben eine ernsthafte Bedrohung für zahlreiche Bauwerte von großem Runstwert, darunter auch für die ehrwürdige Kathedrale von St. Paul, darstellen. Sie piden nicht nur Stud und Mörtel von den Wänden, sondern bearbeiten auch mit Borliebe mit ihren Schnäbeln die zum Teil sehr foftbaren Reliefs; und wenn auch ein einzelner Schnabelhieb sicher nicht besonders gefährlich ist, so fum. miert sich die Masse der Schnabelhiebe doch, und das Ende vom Liede ist, daß manches Relief von bedeutendem Wert bereits so aus, fieht, als ob es mit der Spißhade bearbeitet worden wäre. Aber baran nicht genug. Biele Tauben niften gern in Kirchen und machen aus ihnen wahre Guanolager. Dieses Schicksal ist zum Beispiel der Kirche von St. Laurence widerfahren, die eines der schönsten firchlichen Bauwerke von London ist. Die öffentlichen Denkmäler der Stadt aber müssen jezt allmonatlich einigemal gereinigt werden, mährend dies früher nur ein- oder zweimal im ganzen Jahr geschah. Die städtischen Körperschaften haben daher einen Spezialausschuß zur Bekämpfung der Taubenplage eingefeßt, und dieser hat sich jetzt darauf geeinigt, von Zeit zu Zeit die Anzahl der Londoner Tauben auf ein vernünftiges und erträgliches Maß herabzudrücken. Es gefchieht dies, nebenbei bemerkt, auch in Benedig, wo die berühmten Tauben von San Marco sich auch nicht übermäßig vermehren dürfen.
Feldzug gegen den Rost. Die Abteilung für industrielle und technische Chemie der amerikanischen Chemischen Gesellschaft hat einen großangelegten Feldzug gegen den Rost unternommen, der seit Jahrhunderten enorme Mengen von Gütern entwertet. Als Ergebnis einer Einigung zwischen den Naturwissenschaftlern über die fundamentalen Ursachen des Rostoorganges wird an der John Hopkins Universität ein Institut für Rostforschung errichtet, dessen wissenschaftliche Arbeiten sowohl von Konsumenten wie Produzenten ven Metallwaren unterstützt werden. Der Rost stellt für jedes zivilisierte Land ein nicht zu unterschäzendes Problem dar. Die gesamte Metallproduktion Großbritanniens würde nicht genügen, um die Stahl- und Eisentonstruktionen, die jährlich in der Welt von Rost zerfressen werden, zu ersehen. Die jährlichen Kosten für den Ersah von Metallkonstruktionen, die allein in den Vereinigten Staaten durch Roft unbrauchbar gemacht worden sind, werden von Sachverständigen auf 300 millionen Dollar geschätzt.
stongres, der jet in London stattfindet, ist der erfte nach dem Kriege und Gefängnis- Kongres in Condon. Der 9. Internationale Gefängnis. wirh bon nicht weniger als 24 Staaten beschidt. Darunter befinden sich nicht nur die Vertreter der Polizeibebörden der verschiedenen Länder, fon bern auch zahlreiche Gelehrte, die an den Berhandlungen teilnehmen. Die Themen werden in brei Unterabteilungen behandelt, bie fich auf Geſet gebung, Berwaltung und Berhütung von Verbrechen bestehen.
Die neuen Preisaufgaben der Berliner Unive fität. Die Berliner Uni verfität ftellt jetzt für 1925/26 für die Angehörigen der verschiedenen Faful täten woleber eine größere Anzahl von Breisaufgaben, für beren befte Be arbeitungen eine Reihe ftaatlicher und städtischer Preise zur Berfügung stehen.