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Die völkische Zeme. Das Verschwinde« von Zeuge» in Me«kle«b»rg. Ans Mecklenburg wird uns geschrieben: Mecklenburg ist unter seiner Landbundregierung und seiner reaktionären Justiz auf dem besten Wege, sich zu einem Klein- Bayern zu entwickln. Fememorde innerhalb der Nechts- Putschorganisationen sind dort an der Tagesordnung. Angehörige der Rohbach-Garde, die in dem Verdacht stehen, in den viel- fachen Prozessen, in denen es sich um Straftaten der Hakenkreuzler oder um Zusammenstößt mit friedlich gesinnten Arbeitern handelt. vor Gericht die Wahrheit auszusagen, oerschwinden Plötz« lich. Es liegt ein System in der Sache. In dem Grevesmühlener Landfriedensbruchprozeß, über den demnächst verhandelt wird und in dem 17 Republikaner angeklagt sind, ist ein Stahlhelm- Zeug«, der zu Bekannten äußerte, er wollte vor Gericht die be- treffenden Totsachen so hinstellen, wie sie gewesen wären, und müßte infolgedessen die Reichsbanncrleute entlasten, spurlos ver­schwunden. Ob er auch das Ende seines Kameraden Holtz ge- funden hat, über dessen Ermordung kürzlich das Schweriner Schwur- gericht in nichtöffentlicher Sitzung verhandelte, steht noch nicht fest. Möglich ist in Mecklenburg heute olles. Dieser Grevesmühlener Fall, daß ein Stahlhelm-Zeuge plötzlich verschwand,«st nicht der einzige seiner Art. Als im April d. I. in Tcssin vor dem Schöffengericht der Teschendorfer Reichsbanner- Prozeß zur Verhandlung stand, der nunmehr bald in zweiter In- stanz die große Strafkammer zu Rostock beschästigen wird, war gleichfalls einige Tage vor der Verhandlung der»Ehrhardt- mann� wie er sich selbst bezeichnet« Rosencrantz ver- schwunden. Auch Rosencrantz sollte al» Zeug« auftreten, und es stand fest, daß er den Hauptangetlagten(Parteigenossen) nicht be- lasten würde. Außerdem fürchteten wohl die Stahlheimleute, daß Rosencrantz sich auch sonst verplappern könnte; denn er hatte vorher in öffentlicher Versammlung, als von völkischen Fememorden die Rede war. ofsen erklärt:»Jawohl, den K a d ö w(Parchim ) haben wir ermordet. Kadow war ein Verräter, ein Schuft. So müßte es allen Schuften gehen 1� Jedenfalls war die, für die Stahl- hclmleute Grund genug, den Rosencrantz nicht als Zeugen auftreten zu lassen. In Teschendorf , wo Rosencrantz bei dem Stahlhelmführer Gutsbesitzer Titus-Livius beschäftigt war, war außerdem unter den Landarbeitern das Gerücht verbreitet. Rosencrantz, der nach eigener Angab« schon aus Thüringen ausgewiesen ist, halte sich unter falschem Namen auf und werde von der Polizei steckbrief- lich verfolgt, sein richtiger Name sei Fischer, er habe auch schon unter diesem Namen Post empfangen. Bestätigt wurde dies Ge- nicht durch einen anderen Angehörigen der Roßbach-Organisation. Natürlich wollte der Arbeitgeber und Gemeindevorsteher Titus- Lioius, der Schirmherr der Stahlhelmleute, die lange Zeit hindurch die Umgegend terrorisierten, nichts von dem Verbleib de« Rosencrantz wissc». Titus-Livius ,«in erbitterter Feind des Reichsbanners, spielt« in dem erwähnten Prozeß die Rolle des Hauptzeugen. Im Mecklenburg gehen sonderbar« Dinge vor. E» tut nötig, daß sich die weitere Oesfentlichkett Deutschland» mit den dortigen unhaUbaren Zuständen beschäftigt. Insonderheit hat die Arbeiterpresse alle Ursache, auf derartige Sachen hinzuweisen. Lange genug ist der mecklenburgische Landarbeiter von den Weißgardisten eines Roßbach und Ihren Geldgebern, den Junkern, bedrückt worden.

Die Versorgung öer Kriegsbeschädigten. Eine Nichtigstellung. Dom Reichsarbeitsministerium wird uns mitgeteilt: In Nr. 353 vom 1. August d. I. sind unter der Ueberfchrift »Der Dank des Vaterlandes" die Renten der deutschen Kriegs- beschädigten den Bezügen in verschiedenen Auslandsstaaten gegen- Lbergestellt. Diese Darstellung, die der Reichsverband Deut, scher Kriegsbeschädigter und Kriegerhinterblie- b e n e r unter Verwendung statistischer Angaben des Internationalen Arbeitsamt» verbreUet, gibt insofern«in schiefe» Bild der deutschen Versorgung, al, sie die Zusatzrente, die bedürftige Schwer- beschädigte neben ihrer Rente erhallen, ganz unerwähnt läßt, ob- wohl sie in den Angaben des Internationalen Arbeitsamts aus­drucklich aufgeführt ist. Mit der Zufatzrente betrugen die Bezüge eines erwerbsunfähigen Kriegsbeschädigten zur Zeit der Aufstellung des Internationalen Arbeitsamts(1. Apnl 1925) in Deutschland stall 932 Goldfrank 1728,50 Goldsrank. Unter Hinzurech. nuna der höchsten Pflegezulage erhielt damals ein Erwersunfähiger in Deutschland 2724.50 Goldfrank, also nahezu das gleiche wie der im Aussatz als Vorbild hingestellt« österreichische Renten- empfänger. Bei einem Beschädigten mit einer Minderung der Er- werbssähigkeit um 50 Proz. zahlte nach der gleichen Gegenüber- stellung Deutschland 245,25 Goldsrank. bei Bedürftigkeit mit Zu- satzrente 405 Goldfronk, Oesterreich aber nur 32,85 Goldfrank. Nach der Novelle vom 28- Juli d. I. erhöhen sich die deutschen Ziffern auf 3S1 und 574 Goldfrank. Außerdem läßt die Gegenüberstellung vollkommen unerwähnt, daß die Hinterbliebenenoersorgung in Deutschland durchweg günstiger al» in vielen der in dem Aussatz erwähnten Auslandsstaaien ist.

�rme deutsche Zürften! Sie werde« nufgewertet, wollen aber selbstnicht aufwerte«; Ein Leser schreibt uns: Im Thüringischen Landtag sind mehrere Millionen Mark zur Aufwertung der seinerzeit schon bezahlten Ent- schädigungen an den Fürsten ausgeworfen worden. Die Fürsten befinden sich in bedrängter Lag«! Unter anderen erhält auch der Herzog Ernst v. Sachsen-Altenburg eine beträchtliche Aufwertungssummc. Daß aber die Fürsten sich herbeilassen, firt Grundstücke, die sie in der Inflationszeit erworben haben,«ine Aufwertung zu zahlen, davon hat man noch nichts gehört; im Gegenteil, sie sträuben sich mit Händen und Füßen dagegen, selbst wenn es ihnen bekannt ist. daß die Verkäufer dadurch in die enssetzlichste Notlage gekommen sind. So kaufte der Herzog v. Sachsen-Allenburg im Jahre 1922 weit unter dem tat- sächlichen Wert ein Landhau» in Wikhelmshorst. Kreis Zauch-Belzig . Die früheren Besitzer, zwei kranke alte Leute. sind durch den Verkauf an den Bellelstab gebracht und müssen hungern und darben. Und der Fürst, dem diese» bekannt ist und der verschiedentlich gebeten wurde, den damals gezahlten Betrag ouszu- werten, gibt gar keine Antwort. Natürlich, der Fürst besitzt ja noch große Forsten. Güter. Schlösser usw. und ist aufwertungs- bedürftig! An alte, krank« Leute, die durch den Verkauf zugrunde. gerichtet sind und sich nicht mehr sattessen können, zahll er nichts.

Die preußische«mneMe. 8» unserer Mitteilung Sber die Amnestie in Preußen erfährt der Amtliche Preußische Pressedienst. daß wohl eine Erweiterung de» Kreise» der zu amnestierenden politischen Straitaten geplant, dagegen eine Einbeziehung anderer(rein krimineller) Delikte nicht in»u»ficht ge- nommen ist. Di, weitere geschäftlich« vehandlnng der preußiiche» Amnestievorlage hängt naturgemäß von dem Schicksal der noch dem Lutschütz de» Reichstags vorliegenden Reichsamnestie ab. DU Neuwahlen zu« kschechoflowoNschea parlameut sollen am IL. November stattfinde».

Der Daum als Lebensretter. Vater und Mutter sind auf der Arbeit! Sie müssen gemeinsam schaffen! Die Zeit ist schwer, das Geld knappt Die Großmutter muß das Kind hüten, wenn sie am ganzen Tage nicht zu Haufe find! Und wie tut es die Großmutter! Alle Tage, wenn es das Wetter nur einigermaßen zuläßt, geht sie mit ihrem Enkel in den Kleinen Tiergarten" in Moabit . Trippell in kleinen Schritten hinter dem blauen Kinderwagen her und lacht selig! Wenn der kleine, blonde, zappelnde Bursche vor Freude quiekt und schreit. Und die Zweiundsiebzigjährige wird nicht müde, das geht die Straße auf und ab, sie hört und sieht nicht das Hasten und Treiben des Großstadtverkehrs l Sieht nur da» anvertraute Kindl Die schönsten Erinnerungen längst verflossenen Mutterglücks ziehen erneut an ihr vorüber! Jetzt sind sie an der großen Straßeneckel Wo die Autos tuten, die Bahnen klingeln... Großmutter erklärt und erklärt... und der Kleine jauchzt und klatscht in die Hände! Mit einem Male: Schreckensruf«, Fluchen, Schreien! Nur die Großmutter hört nichts; sie ist in einer anderen Welt, der Welt des Kindes! In rasender Fahrt kommt ein S t r a ß e n b a h n z u g die ab- schüssige Straße entlang gesaust! Er überfährt die Haltestelle! Der Führer müht sich vergebens an der Bremse...! Sie scheint zu ver- sagen...1 In unverminderter Schnelligkeit geht es weiter... Kurze Sekunden! Der Wagen springt krachend aus seinen Gleisen...! Jetzt bäumt sich das führungslose, gelbe Ungetüm auf, macht einen teuflischen Satz auf den Bürgersteig... nur die Alte steht hier noch mit deck Enkelkind und lächelt und scherzt... Enssetzensrufe mischen sich in ein furchtbares, stöhnendes Knirschen... ein junger Baum empfängt den Todesstoß... er rettet die Großmutter und das Enkelkind, die nur wenig« Meter hinter dem gefällten Baume stehen, nicht ahnend der entgangenen Todesgefahr! Nun aber erkennt die alt« Frau, was geschehen... Schneeweiß. wie ihr« Haare, das alte runzlige Gesicht! Zitternd, hllflos... faßt sie nach dem... immer noch lachenden Kindel dann sinkt sie, vom plötzlichen Schreck überwältigt, ohnmächtig in hilfsbereit« Arme! Das Kindchen aber greift... jauchzend in die grünen Blätter der Aeste jenes jungen Baumes, der ihm das Leben gerettet!

Großfeuer auf üem Ilugpltch flülershof. Geheimnisvolle nächtliche Alarmierungcn. Wahrscheinlich durch Brandstiftung kam In der letzten Nacht aber- mals Grvßfeuer aus dem FlugplatzAdlershos-Johannis- thal zum Ausbruch. Der erste Alarm lief kurz nach 10 Uhr in Niederschöneweide «in. Als die Feuerwehr auf diesen Alarm dorthin ausrückte, war keine Gefahr zu bemerken. Nach längerem Ver- wellen mußte die Feuerwehr unverrichteter Sache wieder abrücken. Um 2 Uhr nachts, also nach 4 Stunden, wurde die Feuerwehr auf» neu« und diesmal gleich von mehreren Seiten alar- m i e r t. Die Wachen von Nieder- und Oberschöneweide , Adlershof , Johannisthal , Rudow , Bohnsdorf , Alt-Glienicke. der Zug 8 aus Berlin , ein Zug aus Neukölln, sowie auch freiwillige Wehren waren bald zur Stelle. Es brannten mit weithin sichtbarem Feuerschein auf dem Flugplatz die massiven Gebäude der Versuchsanstalt für Luftschiffahrt in großer Ausdehnung, fo daß erst.Mittelfeuer" und dann.Großfeuer gemeldet wurde. Mit vier B> und zwei E-Rohren wurde bis gegen 4M Uhr von sechs Motorspritzen unausgesetzt ge- löscht. Dadurch gelang e», eine weiter« Ausdehnung der Flammen zu verhüten Und die angrenzenden Gebäude wirksam zu schützen. Ausgekommen Ist das Feuer anscheinend in der Mitte de« Haupt- gebäudes und hat sich von dort weiter verbreitet. Erdgeschoß und das sogenannte Hauptgeschoß mit dem Dachstuhl brannten schon bei Ankunft der Löschzüge. Die chemische Dersucksabteilung, sowie das physikalisch« Laboratorium mit Motoren und Garagen sind aus- gebrannt, ebenso die dort untergebrachten Bureauräume. Der schon in Brand geratene Dochstuhl des Seitenflügels konnte gehalten wer- den. Der Schaden ist erheblicb, aber durch Versicherung gedeckt. Gegen 7 Uhr morgens konnte die Wehr wieder abrücken. Mit den Aufräumungsarbeiten soll gleich begonnen werden. Feuer auf dem Schießplatz Hasenheide. Heute vormittag gegen 8?L Uhr brach auf dem Schießplatz Hasenheide in Stand 15 ein Feuer aus, das sich lehr schnell ausdehnte. Es verbrannten die Stände 14, 15, 15 und 17 vollständig. Außerdem wurden die angrenzenden Stände erheblich beschädigt. Die Feuerwehr, die mit vier Löschzügen an- rückte, konnte erst um 11 M Uhr vormittag» ihre Tätigkeit beenden. Die Entstehungsursache des Brandes ist noch unbekannt.

Explosion in der frankfurter Allee . Bei der schweren Explosion in der Exzentrik-Gewindeschneiderei G.m.b.H. , Franksurter Allee 40. wurden gestern nachmittag drei Personen durch Stichflammen verletzt. Der Oelbehäller eines Anlasserofens war aus bisher noch unbekannten Ursachen explodiert. Ingenieur S t« i n r u ck au» der Spichernstraße. der Arbeiter Kurt Hermann aus Lichtenberg , Scharnweberstraße 5, und der Lehr- ling Erwin Karg aus der Psarrstraße 36 erlitten durch die Flammen schwere Brandwunden. Während Steinruck in seine Woh- nuna gebracht werden konnte, mußten die beiden anderen verletzten ins Lichtenberger Hubertus-Krankcnhaus übergeführt werden. Wie uns heute mitgeteilt wird, ist in dem Befinden der Schwerverletzten eine kleine Besserung eingetreten, so daß sie sich außer Lebensgesahr befinden. Ueber die Ursach« des Explosionsunglücks hat die Polizei bereits Ermittlungen eingeleitet.

Umbau des Güterbahnhofs Seddin. Ein bedauerlicher Fehler hat sich beim Bau des Gütervertei- lungsbahnhofes Seddin herausgestellt. Die Gleisanlagen können vom Stellwerk nicht genau übersehen werden: zahlreiche Zug» zusammenstoße beim Rangieren waren die Folge, und so mußte man sich entsckiließen, das Stellwerk abzureißen und an einer neuen Stelle wieder aufzubauen. Ebenfalls müssen die zahlreichen Weichen deshalb umgeändert werden. Nach sachver- ständiger Schätzung dürften die Umbauten noch etwa ein Jahr in Anspruch nebmen. Aber auch die zahlreichen Beamtenwohn- Häuser, die zumeist während und kurz nach dem Kriege erbaut worden find, weisen erhebliche Mängel auf und erfordern fort- während Reparaturen. Die neue UmgehungsbahnSeddin- Großbeeren kann auch noch nicht» wie beabsschtigt war, am 1. Oktober in Betrieb genommen werden; die Gleisanlagen sind zwar vollständig fertiggestellt, es handelt sich nur noch um den Bau des Bahnhofes Saormund. Dieser sollte schon im vorigen Jahre in Angriff genommen werden. Nun wurde bestimmt versichert, daß der Bau des Bahnhofes am 1. Juli beginnen solle, aber auch dieser Termin tonnte nicht eingehallen werden. Es ist bedauerlich, daß dies« Strecke so stiefmütterlich behandelt wird, zumal die zahlreichen Anwohner seit Jahren darauf warten, endlich eine Bahnverbindung mit Berlin zu erhalten._ Voller Kur» für Gordmnnze«. Ueber den jetzigen Wert der alten deutschen Goldmünzen, die in letzter Zeit ab und zu im Verkehr erscheinen, sind verschiedentlich Zweifel aufgetaucht. Manche Geschäftsleute wollen z. B. die olt-n Zwanzigmarkstücke nur zum Betrage von 19, bis 19,50 Reichs­mart in Zahlung nehmen. Aus ein« Anfrage hat nun die Reich».

bant Reichsbank-Direktorium. Nr. 37 821 K. verlin EW. III, den 22. Juli 1925 mitgeteilt, daß sämtliche Reichsbankanstallen die alten Goldmünzen zu 20 M. zum vollen Werte in Reichsmarkgeldzeichen umtauschen, sobald die Stücke nicht ge- waltsame Verminderung ihres Goldgehalles aufweisen.

Wohltäter! Die..arme" Tänzerin und ihre Zofe! Es ist auch in der heutigen Zeit gar nicht so schwer, hilfsbereite Menschen zu finden! Die Geschwister Elfriede und Betty F. wissen allerdings etwas gezwungen eine nette Geschichte davon zu erzählen! Der gemeinsame Diebstahl, für den sie sich vor dem Schöffengericht Berlin-Mitte zu verantworten haben, ist eigentlich nebensächlich. Viel interessanter sind die Umstände, unter denen die Eigentumsvergehen vor sich gingen, die bestraste Sensationslüstern- hell gewisser wohlhabender Kreise, für die das Geld gar keine Rolle spielt, wenn nur die Abenteuer recht interessante sind! Elfriede will Tänzerin, ihre Schwester Betty Filmschauspielerin gewesen sein. Das Aeußere der beiden Schwestern unterstützt ihr« Behauptungen. Die Not macht bekannllich vor keiner Tür hall. Die beiden Mädchen aber sind schlauer, legen die Kette vor und lassen niemanden rein, auch die Not nicht. Im verschlossenen Zimmer wird Rot gehalten, Frau Sorge offen der Krieg erklärt und folgender Feldzugsplan ausgeheckt. Elfriede ist die inbitteres Elend" geraten« Tänzerin, Betty die treue Kammerzofe, die ihre Herrin nicht verlassen will. In dem größten und schönsten Zimmer wird eine Art Bühne errichtet und hier sollen nun ge- Heime Tänze vor»geladenem" Publikum aufgeführt werden. Selbstverständlich kommen nur Herren, gutsituierteMänner von Well" als Zuschauer in Frage. Gesagt, getan. Diearme" Tön- zerin geht viel aus. Besucht nur Gegenden und Lokale, in denen d i e Well verkehrt, in der man sich auch heute noch nicht langweilen will. Jeder Bekanntschaft wird die blltere Notlage auf das genaueste geschildert, besondersgeeignete" und mitleidige Vertreter des starten Geschlechts aber werden um recht baldigen Besuch der ganz privaten Wohltätigkeitsvorstellung innigst gebeten. Die Geschwister hallen sich nicht verrechnet. Jeder Tanzabend war gut besucht. Tänzerin wie Zofe hallen alle Hände beziehungsweise alle Beine voll zu tun. Eintrittspreise gab es nicht, das wurde jedem Kavalier überlassen. Bis 300 Mk. sollen manche Abende nur an baren Spenden einge- tragen hoben. Irgend welche Ausschreitungen, alle Zeugen sagen dies übereinstimmend unter ihrem Eide aus, sollen nicht vorgekom- men sein. Wie nun Betty, die übermütige Zofe, dazu kam, ihre doch wirklich freigebigen Gäste obendrein noch zu b e st e hl e n, das war «in« Dummheit, die sie heute schwer bereuen wird. Als aber jedes- mal dem einen oder dem anderen eine wertvolle Krawattennadel,«in goldenes Zigarettenetui, die Uhrkette und so viele andere Kostbar- leiten fehlten, da beschlossen einige unverheiratete Gäste, der Sache auf den Grund zu gehen. Erfolg: klägliche Entlarvung. Daß jene Herren, die sicher nur ihr menschliches Mitgefühl zu diesen Armen" trieb, die Sache kurzer Hand dem Staatsanwall übergaben, hat sicherlich zwei gute Seiten. Erstens wurde dem edlen Ge- schwtsterpaar vorläufta das Handwerk gelegt und zweiten» sieht man deutlich, auf welche Weise immer noch mit Erfolg auf Wohltätigkeit spekuliert wird. Elstiede und Betty F. aber werden jede gelegentlich 4 Monate Gefängnis verbüßen und dann wahrscheinlich wieder neue Wohlläter der Menschheit" suchen. Flaggt die Hofwohnungen! Parteigenossen und Republikaner, die in Hinterhäusern wohnen, ersuchen uns, darauf aufmerksam zu machen, daß auch das Beflaggen der nicht nach der Straße gelegenen Wohnungsfcnster an den Verfassungsfeiertagen ein wirtsames Bekenntnis zur Republik ist. Also Flaggen heraus, auch im Gartenhaus, Seitenflügel und Ouergebäude!

Aoglücksfall nicht Selbstmord Wir werden gebeten mitzuteilen, daß die löjährig« Lotte Heinz über deren tragiswe» Södickial wir berichteten nicht Selbstmord verübt hat. vielmehr da» Opfer eine» tragischen Unglücksfall» geworden ist. Die H. wollte sich ihr Mittagessen wärmen, veniefte sich dabei in eine Lektüre, ichlief ein und ritz beim Hinüberfallen den Gas- schlauch von der Leitung ab, sodaß Ga« ausströmte. Der herbeigerufene Arzt konnte nur den inzwischen eingetretenen Tod feststellen. Der Schuß im Hausflur. Zu dem geheimnisvollen Schuß, durch den. wie mitgeteilt, gestern der 25 Jahre all« Techniker Heinrich Fischer verwundet worden ist. wird mitgeteill, daß. weil der erste Anschein auf«inen Mordversuch schließen ließ, die Klärung der Angelegenhell der Mordkommission übergeben wurde. Fischer hatte in dem Flur des Hauses Grüner Weg 34 gestanden, um seine Frau, die im gegenüberliegenden Hause wohnt und mit ihm in Scheidung lebt, zu beobachten. Außerdem wollte er sein Kind, an dem er sehr hängt, gern wiedersehen. Bis jetzt hat es den Anschein, als ob er den Schuß sich selb st beigebracht hat. Die Person, die den Revolver, der im Flur des Hauses Nr. 34 lag, zuerst ausgenoinme» hatte, wird gebeten, sich bei der Mord» kommisflon im Polizeidienstgebäude in der Magazinstraße, Zimmer 44, zu melden. «In neuer Stadtplan van.Berlin ' ist im Gricbcn-Derlag Albert<vold- schmidt. Berlin W. 35, erschien»». Der handliche Plan umsaht bet einem Maßstab von 1:20000 das Gebiet vom Halensee bi» zum Ostbasen und vom Gelundbrunnen im Norden bis einschließlich Neu-Tempelhol im Süden. Ei« gefällige» Aeußere und der billige Prei» von 80 Ps. find Vorzüge de« Plane».

Unwetterkatastrophe in Westgalizien. Krakau und die. Umgegend wurden dieser Tage von einem ungeheueren Unwctter�eimgesucht. Mit einem orkanartigen Sturm brach ein Wolkenbruch hernieder, der weite Landstrecken unter Wasser setzte. Durch den Sturm wurden in Krakau Telephon- und Tele- graphendrähte heruntergerissen. Bäume entwurzelt und Häuser ab- gedeckt. Binnen wenigen Stunden waren die Gebirgsbäche so an- geschwollen, daß 25 Holzbrücken sortgerissen, 1200 Morgen Land überschwemmt und 400Häuserunter Wasser gesetzt wurden. 3000 Familien sind von dieser neuen Katastrophe betroffen. Der Eisenbahnverkehr ist ebenfalls teilweise lahmgeletzt. Besonders schwer von dem katastroohalen Unwetter sind die Krelse Chrzanow , Wadowice . Bialla uno Oswiecim betroffen. Die Bewohner der an den Flußläufen liegenden Dörfer sind zum großen Teil in ihren Häusern von dem Plötz:->» hcrrinbrechenden Hochwasser über­rascht worden._ Ein deutscher Fischdampfer in der Nordsee gesunken. Der Fischkutter Z. E. 92 aus Esbjerg lief mitllMannder B e s a tz u n g des deutschen Fischdampfers D e l p h i n« aus W e s e r- münde ein. Der deutsche Fischdampfer war in der Nordsee ge- funken. Der Kapitän gab an, die Mannschaft habe am Dienstag den ganzen Tag über an den Pumpen gearbeitet, es sei jedoch un- möglich gewesen, das Schiff schwimmend zu erhalten. Der Kapllän und der erste Maschinist waren die letzten, die da» Schiff verließen. Die gesamte Besatzung ist g e r e t t e t.

Hroß-öerliner Parteinachrichten. «.«tt. Achtung FunNIonSrel Lmftiwdehaiber mu» dt« angfleßte Funtttonir- sUiung«»«sollen Näher» Bekanntgabe solgt..., 78.«bt. Schiwetera. beute Donnerstag, 75, Uhr, Funkllonärsißung bei Ronig ffeurlg- acke Prinz»eorg.EtrSß«...._ m.«ü JUxIsbott. Heut« Donnerstag, 8 Uhr, SnnwsnllrfiPwg bei Htwner.