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crfgincüer Weise geschmückt: vielfach hatte man leichte Masten ans- gerichtet, die durch Girlanden oder Schnüre mit Lampions ver- Kunden, den Schiffchen ein malerisches Aussehen verliehen. Gir» landen in Schwarz-Rot-Gold, auch Blumengewinde in diesen Farben zeugten von liebevoller Versenkung in die Aufgabe, die Treue zur Republik   in ansprechender Symbolik zum Ausdruck zu bringen. Der leichte Wind, der in den Nachmittagsstunden wehte, war dem Wasser- schauspiel günstig: elegant wanden die Segler sich durch die oft neben- einander treibenden Ruderboote und Dampfer und Motorboote nahmen Rücksicht auf den starken Verkehr in der Wasserstraße, so daß Unfälle wohl kaum vorgekommen sein dürften. Man sieht von Jahr zu Jahr immer mehr, daß der Wassersport in Berlin   Fuß faßt, daß namentlich die Jugend auf dem Wasser zu Hause ist. Und daß die neu für den schönen Wassersport gewonnenen Segler und Ruderer sich nicht zu den sich aristokratisch dünkenden Nachtbesitzern der wilhelminischen Zeit zählen, hat der Sonntag auf der Spree  bewiesen. Seine Störungen der verfasiungsfeicr. Wie wir vom Polizeipräsidium hören, war es bis nachmittag 5 Uhr zu keinen Störungen oder Zwischenfällen bei der Verfassungsfeier des Reichsbanners in Treptow  , noch bei den vorhergehenden Feiern in den verschiedenen Bezirken Berlins   ge- kommen. Zum gesundheitlichen Schutz der Festteilnehmer waren zahlreiche Sanitätsmannschaften der Reichsbannerkameradschaften, sowie des Arbeiter-Samariterbundes aufgeboten worden, die nur bei wenigen Ohnmachtsfällen in Tätigkeit zu treten brauchten. Auch der Verkehr vollzog sich reibungslos, da von der Stadtbahn und Straßenbahn verschiedene Sonderzüge eingelegt worden waren.
Gpfer üer Verhetzungen. Ein völkischer durch einen Abwehrschuh getötet. Heber eine Rcvolverschießerei auf dem Kurfürstendamm  , die ein Todesopfer forderte und die durch das skandalöse Austreten völkischer Buben hervorgerufen wurde, wird von der Polizei folgendes gemeldet: Gegen 5 Uhr nachmittags kam esvorderAlhambra Kur- fürstendamm zu Reibereien zwischen Völkischen und Per- sauen mit s ch w a r z r o t g o l d« n e n Fahnen. Der von den Völ« tischen umringte Rudolf Schnapp, Dernburgstt. 1 wohnhast, eben- falls zu Schwarz-Rot-Gold gehörig, flüchtete in seiner Not auf ein vorüberfahrendes Auto. Auch von den Insassen dieses Fahr- zeuge» soll er geschlagen worden sein,. In höchster Bedrängnis gab Schnapp einen Schreckschuß und sodann einen scharfen Schuß ab, der einen 17 18jährigen jungen Mann namens Werner D ö l l e traf. Der Getroffene wurde zur Rettungsstelle ZI geschafft, wo er inzwischen verstarb. Schnapp, der einen gülttgen Waffen- schein besitzt, stellte sich sofort selbst der Polizei. Das weitere wird die linterfuchung ergeben, die sofort noch in den Nachmittagsshmden von der Abteilung In des Berliner   Polizeipräsidiums eingeleitet worden ilt und die gegenwärtig noch weitergeführt wird. Der Täter bleibt einstweilen in Haft. Der Besitzer des Autos, in das sich Schnapp geflüchtet hatte bzw. feine Insassen werden gebeten, zur näheren Aufklärung des Falles sich bei der Abteilung Is des Polizeipräsidiums Verlin, Zimmer 2626 oder Hausanruf 300, ju melden. Ebenso werden Slugenzeugen gebeten, zweckdienliche Angaben an die genannte Stelle zu machen. Die Bitte zur Meldung ergeht auch an den Rad- s ahrer, der hinter dem Auto, auf dem Schnapp stand und das die Nummer I/E oder ähnlich führte, fuhr. Zu dem Zusammenstoß am Kurfüstendannn wird noch gemekdet. daß Schnapp nicht dem Reichsbanner angehört. Er trug ein schwarzrotgoldene» Bändchen an seiner Kleidung und war mit einer Dame auf einem Ausflug nach dem Grunewald b-'griffen, während die Angreifer ein Trupp von 20 bis 30 Leuten waren, die zum Teil Knüppel trugen und, wie sich später herausstellte, auch Schußwaffen bsi sich führten. Wir erfahren zu dem Dorsall noch folgendes: Der Norfall er- eignete sich, als der Kaufmann Schnapp im Begriff war, einen Ausflug nach dem Grunewald zu machen und an der Ecke Wil- mersdorfer Straße Kurfürftendamm auf Fahrgelegenheit wartete. Er wurde hier von einem Trupp von etwa 30 Hakenkreuz- lern, in der Mehrzahl Jünglinge, die das 19. Lebensjahr nicht überschritten hatten, angepöbelt u»d auf die unflättgste Weise belästigt. Schnapp reagierte anfänglich nicht, bis daß die Strolche zu Tätlichkeiten übergingen. Er fetzt« sich zur Wehr, und nun fielen die Rowdies üb er ihn her: ihr Mut entsprach dem Stärkeoerhältnis 30: 1. Als Schnapp in höchster Bedrängnis ver- suchte, aus ein P r i v a t a u t o zu springen, um sich so zu retten, wurde das von den Insassen verhindert, während die Haken- kreuzler ihn wetter verfolgten. Ein S ch u ß in die Luft schreckte seine Verfolger, die mit Stöcken auf ihn eindrangen, nicht ab. In der höchsten Not gab Schnapp dann einen Schuß a b. der den bei der Firma Siemens u. Halske   beschäftigten Angestellten Werner D ö l l e tödlich traf. Schnapp stellte sich dann selbst der Polizei. Di« bis- Kerigen Zeugenaussagen haben ergeben, daß er den Schuß in Notwehr abgegeben hat. Festgestellt ist bereits jetzt, daß die Angreifer außer Stöcken auch Schußwaffen bei sich trugen. planmäßige Provokationen. Wie uns von einem verläßlichen und einwandfreien Zeugen mit- geteilt wird, nahmen die Provokationen des Haken- kreuzlergefindels schon am Sonnabendabend ihren Anfang. Das Reichsbanner, das in fein Stammlokal, dem Cafe Schulze am Henriettenplatz in Holenfee, ziehen wollte, wurde auf dem Wege dorthin von einer Horde nationalistischer Jünglinge und Studenten verfolgt. Die Settendeckung de» Reichsbannerzugcs hatte fortgesetzt Anrempelungen und Beleidigungen zu er- dulden, so daß die Polizei ein halbe» Dutzend der Raufbold« fest- nehmen mußte. Als das Reichsbanner in das Lokal einzog, drängten die Hakentrcuzler hinterher: st« muhten von der Schupo und den Ordnern mit Gewalt zurückgehalten werden. Die Belästigungen des republikanisch gesonnenen Publikums am Sonntag abend waren ähnlicher Art. Es handelt sich also um plan- mäßig durchgeführte Provokationen, die dann am Sonntag den be- dauerlichen Ausgang nahmen. Wie von der Polizei einwandfrei festgestellt wurde, hat der Kaufmann Schnapp absolut in Notwehr gehandelt. Erst nach Abgabe eines Schreckschusses, der aber fein« Wirkung verfehlte, wurde der scharfe Schuß abgegeben. Sch. befand sich im Besitze eines gültigen Waffenscheines. Republikanertage im Reich. Frankfurt   am Mai«. Frankfurt   a. TR- 10. August.(WTB.) Das Reichsbanner Schwanz-Rot-Gold hatte zur Borfeier de» Berfossungstage» einen Grohdeutfchen Republitanifchen Bolkstag für Südwestdeutlchland für den S., 9. und 11. August nach Frankfurt   a. M. berufen. Den Auftakt bildete ein gestern abend veranstalleter Fackelzug. Heute fand ein großer Festzug durch die Straßen der Stadt und eine Kundgebungim Stadion statt. Dort sprachen der Präsident des preußischen Landtages, Abg. Bar- t e l s, General vonDeimling und Chefredakteur Dr. S ch a r p- Frankfurt a. M. In einer einstimmig angenommenen Entschlie- ß u n g werden den von fremder Besetzung befreiten Brüdern und Schwestern des Ruhrreoier» Grüße übermittelt und eine Weiter- iuhrnng der Verständigungspolitik gefordert. Die Entschließung protestiert dam, gegen die unwürdige und rechtswidrig« Behand- lung deutscher Minderheiten in anderen Staaten, vor allem gegen die Unterdrückung der Deutschen   in Südtirol   und gegen die zu Un. recht fortdauernde Besetzung der Kölner   Zone durch die Alliierten. Weiter wird verlangt, daß durch Reichsgesetz der 11. August zum Nationalfeiertag erklärt werde. Zum Schluß wird das Gelöbnis ausgesprochen, als deutsche Männer und Frauen einzustehen für die Einheit»od FrekheS des deutschen   DÄertandes nnd für die deutsch  « ZlepnbKk
Westfälischer Gciutag. Gelsenkirchen  , 10. August.  (WTB.) Am Sonnabend abend ver- sammelte sich eine vieltausendköpfige Schar Reichsbanner- l s u t e zu einem Westfälischen Gautag anläßlich der Ber- fassungsfeier. Gegen 10 Uhr traf Minister Severins in Gelsen- kirchen ein. Er wurde am Bahnhof von dem Beigeordneten Sprenger als Vertreter der Stadtverwaltung im Namen der Stadt Gelsenkirchen   begrüßt. In Gegenwart des Ministers wurden auf dem Wildenbruch die deutschen   Grenzpfähle verbrannt. Dcmaä) fand im kleinen Saal der neuen Ausstellungshalle eine Zusammen- kunft der geladenen Gäste, der Vertreter der Behörden und Organi- sattonen statt, bei der Minister S e v e r i n g eine längere Rede über die innen- und außenpolitische Lage hiell, die nach seiner Ansicht durchaus nicht optimistisch anzusehen sei. Am zweiten Tage vereinigten sich etwa ISOOOReichsbanner- le u t e in der großen Ausstellungshalle. Minister Severins richtete an die Erschienenen eine herzliche Ansprache, in der er auf die Be- deutung des heutigen Tages hinwies. Die Veranstaltung war von verschiedenen musikalischen Darbietungen umrahmt. Am Nachmittag fand ein großer Festzug durch die Stadt statt. Hannover  . Haanover. 9. August.(TU.) Die Linksparteien veranstalteten heute unter Beteiligung des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold und verschiedener Jugendorganisationen eine Berfaffungsfeier. An ihr beteiligten sich etwa 9000 10 000 Personen. Die Feier ist ohne Zwischenfall verlaufen. Reichsbannertag in Flensburg  . Flensburg  , 10. August.(Mtb.) Ein Reichsbannertag wurde gestern in Verbindung mit einer Derfassungsfeier in Flensburg  abgehalten. Dazu waren zahlreiche Abordnungen aus der gesamten Provinz Schleswig-Holstein   erschienen. Bei einer aus diesem Anlaß veranstalteten großdeutschen Kundgebung sprach der ehemalige Staatskanzler Dr. Renner- Wien  . Frier des Gaues Ostprenften. Königsberg  , 9. August.(TU.) Der Gau Ostpreußen  des Reichsbanners hielt in Gemeinschaft mtt den Organi- sationen der Linksparteien und der Gewerkschaften am Sonntag- vormittag eine Berfassungsfeier ab. Am Nachmittag fand im Tier- garten ein Volksfest und eine offizielle Feier für die Vertreter der Behörden und Parteien statt. Zu Zwischenfällen ist es nicht ge- kommen.
Die Einzelberatung ües Zolltarifs. Rede des Genossen Schmidt-Cöpenick. Di« neue Sitzung wird um 11 Uhr S Minuten vom Vize­präsidenten Graes   mtt der Mitteilung eröffnet, es sei festgestellt morden, daß der Ausdruck.alter Schieber" vom Abg. Schütz (Komm.) gegen den Präsidenten gebraucht worden sei. Er frag« den Abgeordneten, ob er diesen Ausdruck zurücknehme. Es steW sich heraus, daß Schütz nicht im Saale ist. Vizepräsident Graes  erklärt daraus, daß dieser Ausdruck eine fo schwere Beschimpfung bedeute, daß er den 2lbg. Schütz für den Rest der Sitzung ausschNeßen müsse. Wenn Schütz wieder in den Saal kommen solle, werde er sich weitere Maßnahmen oorbehallen.(Großer Lärm bei den Kommu- nisten. Rufe: Schupo.) Abg. Sloecker(Komm.) stellt hierauf den Antrag, allen Ar- beitern, Angestellten und Beamten des Reichstages wegen der durch den Zolltarif verursachten Mehrarbeit eine einmalige Zulage von je 300 M., sowie von heute ab warmes Mittagessen zu ge- währen. Abg. Fehrenbach(Z.) bedauert, daß die Antragsteller keine Begründung gegeben hätten. Ueber diese Frage� müsse entschieden werden, wenn die Beratung des Zolltarifs erledigt sei. Abg. Koenen(Komm.) weist darauf hin, daß die Angestellten schon seit Wochen kein warmes Mittagessen bekommen hätten, daß sie bei 150 M. Monatseinkommen täglich 14 bis 16 Stunden ar- beiten müssen, sie seien ebenso wie viele Abgeordnete dem Zusam- menbruch nahe. Abg. Koch-Weser beantragt Ueberweisung des kommunistischen  Antrages an den Aeltestenausschuß. Das Haus beschließt dem- gemäß. Ein Antrag der Kommunisten, diesen Antrag als be- schleunigt zu erklären und nachträglich auf die Tagesordnung zu setzen, wird gegen die Stimmen der Sozialdemokraten und der Kam- munisten abgelehnt. Vizepräsident Graes   erklärt, er werde uferlose Ge- schäftsordnungsdebatten nicht zulassen. Abg. Skoaker(Komm.) protestiert jetzt gegen die Ausweisung des Abg. Schütz, da nicht einmal festgestellt worden sei. ob der Zuruf wirklich ergangen sei. er beantragt die Vertagung des Reichstages und die Einberufung des Aeltestenrats. Bizepräsident Graes   lehnt die sofortige Einberufung des Aeltestenrate» ab. Der kommunistische Antrag könne ihn vielleicht in einer späteren Sitzung beschäftigen. Es stellt sich dann heraus, daß die zur Unterstützung des kommunistischen   Antrages notwendigen 30 kommunistischen Abgeordneten nicht im Hause sind. Darauf tritt das Haus in die sachliche Beratung ein, die mit der Einzelberatung über die Agrarzölle beginnt. Abg. Georg Schmidk-Köpenick(Soz.) stellt gegenüber dem völkischen Abg. Graes  « und dem deutschnationalen Abg. Rippel fest, daß Herr Max Cohen   nicht Vertreter der Sozial- demotrati« sei. Der Redner fühlte sich frei von Antisemitts- mus, aber er müsse doch folgendes feststellen: Wenn der bekannte Antisemit Rippel um Argumente verlegen fei, so könne er sich nur noch auf den Juden Cohen berufen.(Sehr richtig! links.) Der Abg. Behrens habe sich über die Bemerkung Hilferdings verletzt gefühlt, wonach feine Liebe zum Landbund größer sei als zu den Christlichen   Gewerkschaften. Es fei doch Tatsache, daß.Der Deutsche" sich wiederholt mit Herrn Behrens aureinandergcsetzt habe. Im Reichswirtschaftsrat sei doch auch von christlicher Seite erklärt worden, man dürfe die Trennungslinie gegenüber den gelben Gewerkschaften nicht so scharf ziehen, weil man Rücksicht nehmen müsse auf den Deutschnationalen Handlungsgehilfenverband und dem von Herrn B eh- r e n s geführten Landarbeiteroerband.(Hört, hört! bei den Soz.) Der Reichskanzler Dr. Luther hat beteuert, daß die Re- gierung nachdrücklichst sich für den Preisabbau bei allen in Betracht kommenden Wirtschaftsorganisationen eingesetzt habe. Nach den bisherigen Erfahrungen mit diesen Ankündigungen sei es schade, daß das Inkrafttreten des Zolltarifs nicht auf dem 1. April fest- gesetzt worden sei. Dann hätte das deutsche   Volk diese.Preis- Herabsetzung" als einen Aprilscherz geschenkt erhalten. Der Redner zittert die Erklärung, die der Reichskanzler Dr. Luther bei seinem Regierungsantritt abgegeben hat. in der die S i ch e- rung einer«inträgltchen Existenz für all« Ar- beiter, Angestellten und Beamten und die Gestm- dung des Wirtschaftslebens versprochen worden sei. Mit diese» Versprechungen steht bis Polittk der Rechtsregiernug in schreiendem Widerspruch. Je länger die Regierung Luther   amtiere, desto inhaltsloser sind in sozialer Beziehung die Reden des Herrn Luther. Die F r a u e n, die wissen, was der Lebensunterhalt jetzt kostet, brauchen von Herrn Luther keine volkswirtschaftlichen Belehrungen über.richtig« Wertoorstrtlungen". Der Redner empfiehlt dem Reichskanzler, eine Versammlung von Arbeitern zu besuchen und dort seine Belehrungen
zum Besten zu geben. Wer jemals in seiner Jugend gehungert und gefroren hat, der wird sich hüten, mit solchen Nedewendungen die soziale Rot der Massen zu bekämpfen.(Lsbh. Zustimmung bei den Soz.) Gegenüber dem Zentrumsabgeordneten Ehrhardt ftgg.t der Redner das Zentrum, wann die Sozialdemokratie jemals für In- dustriszölle, aber nicht für Agrarzölle eingetreten sei. Diese Be- hauptung sei falsch, die Sozialdemokratie hat weder die eine noch die anderen Zollforderungen vertreten. Als Gewerkschaftsr müsse man an den Ausspruch des Zentrumsabge- ordneten G i c s b e r t s vor 25 Jahren erinnern, wonach die chcijt- lichen Gewerkschaften nicht dazu da seien, den Prcllbock gegen die Sozialdemokralie zu bilden. Heute ober glauben einzelne christliche Gewerkschaftsführer mit der Sozialdemokratie fertig werden zu können. Der Redner wendet sich dann in schärfster Weise gegen da» Landwirkslhaftsministerium, das schon lange als ein Ministerium das Reichslandbundes bezeichnet worden sei. Daß die Sozialdemokratie keine Gegnerin der Landwirtschaft sei, gehe aus dem großen Antrag, hervor, den die sozialdemokratische Fraktion zur Hebung der land  - wirtschaftlichen Produktion gestellt hat. Es sei aber schon immer so gewesen, daß das, was die Sozialdemokratie forderte, erst abge- lehnt wurde um später als Anträge der anderen Parteien wieder- zukehren. Man braucht in dieser Beziehung nur an das Schicksal der Sozialpolitik zu denken. Diese Wirtschastspolitik, so schließt der Redner, ist nichts anderes als die Fortsetzung der Politik des ostelblschen. oltpreußsschen Junkertums. Heute wird wieder die nackteste Interessentenpolitik getrieben, es wird alles deutsches Kulturland im Westen verschachert gegen ostelbische Iunkerinteressen. Einer solchen Politik jagen wir Sozial- demokraten den schärfsten Kampf an.(Lebhastsr Beifall bei den Soziawemokiaten.) wo bleibt Üie Mehrheit! Die Zollmehrheit war heute morgen wieder nicht in der Lage. für ein beschlußfähiges Haus zu sorgen. Trotz der Unterstützung der Demokraten brachte sie nur 238 Abgeordnete auf 247 gehören zur Beschlußfähigkeit. Will sie den Zolltarif, so soll sie gefälligst für die Mehrhell sorgen. Es ist die Pflicht der Opposition, festzustellen, ob sie dazu imstande ist. Selbst dieK r e u z z e i t u n g" muß anerkennen: Den Internationalen bei dieser Gelegenheit einen Vorwurf aus ihrer Haltung zu machen, wäre durchaus verfehlt. Jede Opposition kann mit gutem Recht verlangen, daß die Mehrhelk. wenn sie Gesehe machen will, diese Gesehe auch selbst zur Annahme bringt. Es ist auch das gute Recht der Opposition, fest zu- stellen, ob die Mehrheit im Hause ist. Mit Obstruktion hat das nichts zn tun." Es ist also die Verpflichtung der Mehrheit, im Hause zu sein. Alle Feststellungen, die die Opposition bisher hat machen lassen, haben gezeigt, daß sie nicht im Hause ist. Sie ist abhängig von der Unter st ützungderDemokraten, die zur Opposition gehören. Wo bleibt die Mehrheit?
D-Zug Alünchen-Serlin verunglückt. Zwei Tote, 13 verletzte. Miincheu. 10. August.(Eigener Drahtbericht.) In der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag ereignete sich kurz vor der Station Luhe   in der Oberpfalz   ein schweres Eisenbahnunglück, indem der D-Zug München   Berlin   auf einen in Fahrt befindlichen Güterzug auffuhr. Fünf Wagen des Güterzuges wurden vollständig zertrümmert, von dem D-Zug wurde die Lokomotive umgeworfen. Als Opfer wurden zwei Tote, und zwar der ver- sicherungsiaspektor Jänicke ans Potsdam   und der Heizer Sperl aus Schwaodors geborgen. Unter den Verletzten befindet sich auch die Braut des tödlich verunglückten Jänicke. Außerdem sind zwei Schwer- und elf Leichtverletzte zu beklagen. Man schreibt die Schuld an dem Unglück einem unglücklichen Zufall zu. Der Güter- zug hatte einen Maschinendefekt und mußte längere Zeit auf freier Strecke hallen. Der Lokomotivführer, ein aller ergrauter Beamter. gibt an, daß er vor der letzten Blockstation das Haltesignal bemerkt habe. Auf seine Zeichen mll der Dampfpfeife soll aber freie Fahrt gegeben worden sein. Don einigen Augenzeugen erfahren wir, daß der Zug bis auf den letzten Platz besetzt war. Auf den Gängen drängten sich die Passagiere, saßen oder lagen auf ihren Koffern. Gegen 12 Uhr nacht« ereignete sich der Unfall. Koffer und Gepäckstücke stürzten auf den Netzen aus die Reisenden herab. Gleichzeitig hörte man aus dem ersten Wagen lauteHilferufe. Es entstand eine furchtbare Panik. Die völlig dunkle Bahnstrecke wurde plötzlich durch den Feuerschein des brennenden Wagens er- hellt. Unglücklicherweis« waren die Telegrophenlellungen durch die bei dem Zusammenstoß Herumstiegenden Stücke völlig zerstört worden. Ein zweites schwer« Eisenbahnunglück. GörNh, 10. August.  (WTB.) Gestern früh zwischen 3 und 4 Uhr fuhr ein von Hirschberg kommender Güterzug auf einen in der Station Babishau stehenden Güterzug von hinten auf« Durch den hefttgen Anprall wurden zahlreiche Wagen zer, trümmert. Bisher wurden zwei Tote und drei Schwerver- mundete festgestellt. Di« Ursache des Unfalls ist noch nicht aufgeklärt. Beide Gleise sind gesperrt. Der Verkehr wird teilweise durch Um- leitung der Schnellzüge über Löwenberg, teilweise durch Umsteige» an der Unfallstelle aufrechterhalten.
Keine neue« Pockenfälle in Berlin  . Zn dem vor einigen Tagen gemeldeten tödlich verlaufenen Fall von schwarzen Pocken wird uns mttgeteltt, daß bisher kein« weitere Erkrankung der Angehörigen bzw. Personen, die mit den Eltern de» kleinen verstorbenen fünfjährigen Krüger tat Berührung standen, zu verzeichnen ist. Die unter Quarantäne ge- nommenen Personen wurden sämtlich geimpft. Die Impfung hat bisher keine Krankheitsanzeichen gegeben, dennoch bleibt die Ouarontäne vorläufig bestehen. Die Nachforschungen nach dem Krankheitsherd sind bisher völlig negativ oerlaufen. Das Ge- snndh«»tsamt bzw. die Polizei behält die Angelegenheit trotz- dem weiter im Auge. Sommuulstenüberfall. Gestern abend gegen 11 Uhr wurde das Ueberfallkonimando Friedrichshain   an die Straßenkreuzung Ecke Kleine Frankfurter und Elisobeth-Straße gerufen, wo eine Anzahl Kommunisten, die sich auf einem Lastkraftwagen befanden» mit Messern und Stöcken über die Passagiere eines Straßenbahnwagens hergefallen waren. Leider gelang es nicht mehr, die Täter fest- zunehmen. Das zerbrochene Sarustel. Gestern abend gegen 8 Uhr brach auf dem Rummelplatz w der Badstraße während der Fahrt plätzlich«n Teil des Karufsels des Schaustellers Runge zusammen und stürzte auf den Platz. Von den im Karusscl befindlichen 20 Personen wurden acht verletzt. Der Karusselbetrieb wurde sofort eingestellt. Folgenschwerer Slraßenbahnzufammenstoß. Am Montag mor­gen stießen in SchÄreberg in der Hauptstraße, Ecke Kodurger Straße, zwei Wagen der Linien 88 und 61 zusammen. Einer der Führer wurde schwer verletzt, so daß seine UederfShrimg ins Norbert- kranken haus verletzt.