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und mMtärkschst LeSrmA.» WÄt Stertg We 1 kritische Sonde an, dachte an Wechsel und Ersatz, an stärkere Macht, wo nur Schwäche war, und spann somit Gedanken wie sie nur als Staatsstreich und als Revolution angesprochen wer- den können, nicht von oben, sondern von unten also mit der gleichen Richtung wie im November 1918. Tirpitz verschloß seine Gedanken nicht in sich, er hatte Mitverschworene: Gene- raloberst von Kessel, die Admiräle Müller und Bachmann, schließlich chindenburg und Ludendorff. Der Kaiser soll zu» nächst auf Urlaub geschickt werden, entweder mit monarchffcher Unterstützung des Königs von Bayern oder mit Hilfe seiner Frau, der Kaiserin, oder durch ärztliche Anordnung. Der König von Bayern sollte dem Kaiser zuredensich auf ewige Zeit krank zu melden". Wie sein Vorfahre äußerlich die An- rcgung zur Kaiserkrönung gegeben hatte, so sollte er zur vor- übergehenden Beseitigung die Hand bieten. Hindenburg soll dann alles bekommen. All diese Gedanken und Pläne wur- den im großen Hauptquartier geschmiedet, w der unmittel- baren Nähe des Kaisers. Ist das Ganze nicht vielmehr ein Dolchstoß als was von den Rechtsparteien als solcher aufgefaßt wird? Und nun das Ergebnis der Aussprache in Lätzen am 13. August 1915: Lange Unterhaltung mit Ludendorff und Hindenburg . Vollständiges Einvernehmen über die Gesamtlage. Hinden- bürg sieht keine Aussicht, die Lage in der Umgebung des Kai- fers zu ändern, die Stuckmasse wäre undurchdringlich... Ich habe frisch von der Leber weg geredet und er und Ludendorff ebenso"... gesteht Tirpitz freimütig in sewem gleichzeitigen Kriegsbrief. Ihren Ausgang nahm die ganze Palastintrigue im Kopf« von Tirpitz und nach der Zeit ihrer Entstehung(März 1915) könnte man sie mit Recht den Versuch zu einer Märzrevolution nennen, wenn er auch in den ersten Keimen stecken blieb. Während des Krieges gelang diese revolutionäre Wühl- arbeit Tirvitz nicht. Um so eifriger versuchte er es, seinen Plan in der Nachkriegszeit zur Ausführung zu bringen, als die Präsidentschaft Eberts 1922 erneut verlängert werden mutzte. Schließlich im März und April 1925 war Tirpitz hauptsächlich der Anreger und Betreiber der Kandidatur des jetzigen Reichspräsidenten. Wie 1915. reiste er auch 1925 zn dem Feldmarschall, um ihn für seine Pläne zn gewmnen. Die gegenseitige Verschwörung im unmittelbaren Lager des Kaisers oerdient besondere Beachtung. Wenn seine U m- g e b u n g schon unzufrieden mit Wilhelm II. war, wie sollte das nicht in verstärktem Maße das deutsch « B o l k, das Last und Leid des Krieges auf seinen Schultern schwerstens fühlte. Unter den Ursachen des Zusammenbruchs spielte die März- reoolution Tirpitzens eine gleiche Rolle wie die Gründung der Vaterlandspartei, die Verweigerung einer Wahlrechtsreform. Alles ebnete den Weg zumschrecklichen Ende".

Mißstimmung im Zentrum. Als Folge der Zoll-Berhandlungeu. Die Anwendung der Geschästsordnungsguillotine, um die ganze Zvlloorlage in einem Beschluß erledigen zu können, ist zwar von dem Vorsitzenden der Zentrumsfraktion, Ab. Fehrenbach, begründet und verteidigt worden, aber trotzdem ist dem Zentrum nicht ganz wohl bei dieser Ausschaltung der Opposition. Schon deshalb nicht, well diese Vergewaltigung einer Minderheit ein sehr böses Beispiel für spätere Mehrheiten geben kann, weil man sich immer wieder auf den Vorgang wird berufen wollen und well infolgedessen jede Minderheit in Zukunft jeder Ber- gewaltigung ausgesetzt ist, wenn und so lange eine von Deuffch- nationalen geführt« Mehrheit im Reichstag am Werke ist. Die augenscheinlich in weiten Zentrumskreisen vorhan- den« Mißstimmung gegen derartigen Parlamentsbetrieb und gegen die eigene Fraktion kommt in dem Rückblick derGer -

Helgolänöer Reife. Don Bruno Schönlank . Wegen dem Murks sind wir nun 8 Stunden gefahren.'", das waren die enttäuschten Ausrufe eines Arbeiterjungen, als wir glücklich ausgebootet wurden. Der Dampfer trug hauptsächlich sächsische Arbeiterjugend. Wohl noch nie ist über Poseidon so die Rase gerümpft worden. Spiegelglatt war das Meer, auf dos vom blauen Himmel die Sonne niederstrahlte. Die Unendlichkeit des weiten Meeres, sie war für die meisten zu monoton. Die Elbe - fahrt bis Cuxhaven war noch Spannung und Erwartung, eine heroische Einstellung, Poseidon nicht zu opfern. Und nun dieses stille Meer! Umsonst reizten sie den Meergott mit einer leeren Selterwasserflasche, umsonst warteten sie, daß endlich sich ein Sturm erhöbe. Von dem Triunrph. den Dampfer mit den Berliner Jungen überholt zu haben, lieh sich ja nicht ewig zehren. Auch die Ausbootung brachte keine Befriedigimg der Abenteuerlust. Und Helgoland?Weih ist der Sand, rot ist die Wand, grün tfl das Land, das sind die Farben von Helgoland ." Das Sprüchlein kann- ten sie und es war für sie mich eine starke Erwartung, als die Insel in wchleier gehüllt wie ein umgekehrtes Boot auftauchte. Doch beim Näherkommen wurden sie wieder etwas enttäuscht. Di« Zeit für Helgoland war leider ziemlich kurz bemessen, aber immerhin lang genug, um die rote Invasion der beiden Dampfer auszu- wirken. Rot war die Jugend von Helgoland , die mit ihren roten und schwarzrotgoldenen Fahnen singend nach dem Oberland zog, zum großen Mißvergnügen der meisten Kurgäste. Etliche fanden sich auch an den zur großen Freude der Helgoländer Ausbooter gesprengten Resten des Hafens zusammen, um einmal in der Nordsee zu baden. Doch nicht lange und der rote Schwärm mußte sich wieder ein- booten. Die Zollfreiheit Helgolands welche Zigarren! welche ein Kognak!", das war nur etwas für ein paar mitgekommene Familienväter, die am Bord als Mittel gegen dieSeekrankheit" eine angebrochene Flasche liebkosten. Die Jugend kam mit einge- machter Ananas. Ansichtskarten und etlichen Seesternen von dem Eiland zurück. Doch die Grundstimmung blieb bei vielenMurks". Die anfängliche Angst vor dem Seekrankwerden verwandelte sich in ein heimliches Gebet zu Poseidon, das drastisch aber wahr Laß doch kotzen!" hieß. Vergleiche zwischen dem Leipziger Luna- parksee und der Nordsee wurden gestellt, bei dem die Nordsee schlecht wegkam, doch der Herr der Fluten blieb ruhig. Kaum daß die See sich ein wenig bewegte.Nun fahren wir auf der Nord- see, und haben keinen Seegang. Di« ganze Zeit wartet man, aber nicht einer wird seekrank--- es ist wirklich traurig!", so ent. rang es sich einem jungen Leipziger . Eine der vielen nicht vorher iiltrierten Aeußerungen. dos sofortige Aussprechen von allem, was sie gerade bewegt, wie es chpisch für viele Sachsen ist, und neben dem Dialekt manchmal ungewollt komische Effekte hervorruft. Die Stimmung wurde immer betrübter, jeder hätte gern selber geopfert, nur Wellen wollten sie sehen, ja Sturzfluten. Wolken sammelten sich am Himmel. Büße zuckten. Regentropfen fielen. Das Meer schillert« in allen Farben und wurde«in wenig bewegter. Ein verspäteter Dampfer«nt unserem Jungvolk wurde vor Eux»

tBtarftt*«n? IM RschswzsverhmMmsm fcffc deutlich jjaat Ausdruck: 3m Venmßlscin unserer Wähler gellen vielfach die Deutsch . oakionalen als die Vertreter eines rückflchtslosea Herreustandpunkles. die gern das Rad der Entwicklung wieder zurückdrehen möchten. Das zwingt die Zentrumspartei zur äußersten Wachsam» keit. Wir müssen in dieser nach rechts gerichteten Regierung den sozialpolitischen Vorposten bilden und dafür sorgen, daß diese Reichstagsmehrheit nicht etwa als Rammblock gegen die Verfassung benutzt werde. Die Partei kann auch nicht duidcn. daß rechtsradikale Heißsporne bewußt daraus hinarbeiten, die Span- nuag nach der anderen Seite zu erhöhen, daß die Arbeitsgemcin- schasl nach rechts eine betonte kampsstelluug gegen links erhalte. Aus zahlreichen Zuschriften, die uns in diesen Tagen zugehen, sehen wir in unserer Wählerschaft die Befürchtung wach- sen, das Zentrum könne unbewußt der Rechten den Steigbügel halten. Können, so lesen wir in diesen Schreiben, die Deutschnatio- nalen die Republik nicht zerstören, so wollen sie sie erobern, um sie ganz beherrschen zu können. Das Zentrum wird ein wach- somes Auge darauf haben müssen, daß es nicht deutschnationolen Hintergedanken den Weg freimacht, daß die mit Wahlversprechungen vollgepfropfte deutschnationale Anhängerschaft nicht den Weg zum Herzen des Staates über den Rücken des Zentrums antritt. DieGermania " erklärt auch ganz offen, daß sie den Antrag der Regierungsparteien, über alle Anträge der Oppo- sition zur Tagesordnung überzugehen, durchaus mißbillige. Vor allem hätte sie nicht gern die Begründung dafür gerade aus dem Munde eines Zentrumsführers gehört. Das Zentrum hätte vielmehr die Verfechtung solcher Maß- nahmen denen überlassen sollen, die sie ausgeheckt hatten! Sogar aus der Reichstagsftattion des Zentrums selbst schlägt der Unwille über die den Deutschnationolen geleisteten Trabantendienste in die Oesfentlichkeit. In einer Zuschrift aus den Kreisen der Zentrumsfraktion" an dieGermania " heißt es: Aber mißlich ist es doch, daß Parteien, die von dem a n- «rkannlen Rechte der Opposition in parlamentarischen For- tuen Gebrauch machen, sich durch das verhalten der Mchrheils- Parteien schließlich geuöligk sehen, auf die Teilnahme an allen weite- reu Erörterungen über bestimmte Fragen zu verzichten. Das ist nun der Fall gewesen, nachdem die Mehrheitsparteien die von der Gegenseite gestellten mehr als hundert Anträge mit einem einzigen Antrag, nämlich dem Antrag auf Uebergang zur Tagesordnung .erledigen" ließen. Es kann ruhig ausgesprochen werden, daß auch zahlreichen Abgeordneten, die diesen Mehrheilsparteiea angehören. bei dieser Taktik krneswegs behaglich ist. Man muß auch die s p ä- t e r e n Dinge im Aug« haben, und das» was jetzt im Reichstage vor- gegangen ist, kann sich einmal bitter rächen. Es ist auch die F e st st« l l u» g nicht unnötig, daß den früheren Oppofikions- Parteien gegenüber von der damaligen Mehrheit niemals solche Mittel in Anwendung gebracht worden flod. Es handelt sich doch auch nicht um eine beliebige Bagatelle, sondern um eine Gesetzesvorlage von der allergrößten Bedeutung. Nachdem zehn Steuergesetze in sieben Parlamentssttzungen erledigt worden sind, während man früher mindesten» sieben Wochen dazu gebraucht hatte, kann man doch wirklich nicht sagen, daß eine ungerechtfertigte Opposition betrieben worden wäre. So hat auch der Zentrumsführer Fehrenbach anerkannt, daß die Opposition der Demokraten und der Sozialdemokraten nicht die sachlichen Grenzen überschritten hätte. Daß nun diese Parteien der Minderheit, die doch immerhin über 200 Stimmen verfügen, sich infolge des Beschlusses der Mehrheitsparteien, die Zollvorlage en bloc zu erledigen, und über olle Anträge der Gegen­seite zur Tagesordnung überzugehen, den Entschluß faßten, an den weiteren Beratungen über die Zollfragen nicht mehr teilzunehmen. war Im höchsten Grade empfindlich und kann im Interesse der kam- wenden innerpolitischen Entwicklung nur bedauert werden. Wir hätten es lieber gesehen, wenn die Mehrheit auf die Anwendung solcher Mittel verzichtet hätte, um nicht unnötig eine Bcrschärfung der Gegensätze herbeizuführen.

Häven mit stürmischen Zurufen begrüßt und um den etwaigen Seegang beneidet. Cuxhaven karn. Leuchttürm«, Feuertürme, Bojen leuchteten, blinkten, der Himmel wurde immer drohender. Blitz auf Blitz zuckte. Feurige Schlangen, Kugelblitze. Züngelnd, sich spaltend, auf und nieder zuckend. Die beiden Ufer sind übcrtaghell beleuchtet. Noch einmal meldet sich eine sächsisch« Stimme: Nun habe ich doch meine zehn Mark nicht umsonst springen lassen, das ist ja fünfzig Mark wert! Die Freud « am Abenteuer, am später Erzählenkönnen klingt daraus. Das Unwetter steigert sich zu einem gewaltigen, hinreißenden Noturschauspiel. Die Worte verstummen. Dos sind nur noch Augen, die mehr und immer aufsaugen, und Ohren, die der Musik der fortwährenden Donnerschläge des Sturmes und niederrauschenden Regens lauschen. Der Dampfer wirst Anker. Doch da ist kaum bei einem Angst um das Leben, die heroische Freude am Erleben ist tausendfach stärker. Das Un- wetter läßt etwas nach, es züngelt und kracht nicht mehr zugleich von allen Seiten um den Dampfer. Das Schiff fetzt feine Fahrt fort. Doch Wetterleuchten und Blitze werfen die Ufer weiter in so grelles Licht, daß die Blinklichter, Leuchtfeuer und der auf- gegangene Mond mitunter beinahe darin verschwinden. Eine roman- tische Fahrt, vorbei an den Lichterreihen des Nord-Ostfee-Kanals, vor- bei an bewaldeten Ufern, an Fabriken und Anstedlungen, vorbei auch an hellerleuchteten großen Weltmecrdampfern und kleinen Schleppern. Einen Teil der Jugendlichen treiben Müdigkeit und Kühle in die Speisesäle, doch»och etwas Schlaf steigen die meisten wieder hinauf, ein« Nacht zu sehen, deren Schönheit sich nicht mit Worten schildern läßt. Allmählich kommt Hamburg näher. Blankenese mit seinen Hügeln und Häusern. Billenvororte. Werften mit einer stählernen Gliederung, die kein Gefühl der Schwere auf- kommen läßt. Trockendocks, bis der Haniburger Hafen den Dampfer aufnimmt. Und das Jungvolk gebt wieder auf die Straßen, die es drei Tage lang mit seinem irischen Lebensmut erfüllte. Am Anlegeplatz stehen Arbeitersamariter, die sich nachts gern h«rau?trommeln ließen, weil sich auf dem anderen, weniger großen Dampfer Seekranke befanden. Doch die sächsisch« Jugend war deshalb nicht neidisch, tonnte sie doch als gemeinfamcs Indivi- duum �von sich ins Hochdeutsche übersetzt sagen:Wir hatten keeuen. Ganz abgesehen davon, daß sie wegen dem starten End- erlebnisie kaum mehr daran dachte. Schon warteten die Sonder- zuge, die sie wieder nach der Heimat bringen sollten. Bald liegt Hoinburg hinter ibnen, die Wahlheimat iür ein paar Tage, wo sie ihreeenlach dvbschen", das heißt wirklich guten Quortiereltern verlassen muhten, denn das war an Bord das allgemeine Ergebnis ihres Gedankenaustausches darüber.

die alte Heneratkoa. Das ist es. woran dieser Abend im Ren aissonee- Theater scheitern mußte: daß die eine Generation im Zuschauerraum saß und auf der Bühne die andere stand. Denn was vor kaum mehr als zwei Jahrzehnten noch als dumpfe, schwere, unentrinnbare Tragik empfunden wurde, ist uns heute keine mehr. Es muß gejagt wer- den: Strindbergs Dramen sind überlebt, und sollte eins oder das andere eine Ausnahme machen, so zählt derTotentanz" gewiß nicht dazu. Menscheu in einer engen, ganz engen Welt, die sie sich

Nun ist es ja nicht von«nflchetvend« Sedsckmg, wem» erst nach einer solchen Tat die Erkenntnis ihrer Trag». weite Platz greift. Aber es fft doch anerkennenswert, daß wenigstens nicht alle Zentrumsangehörige sich widerspruchslos in den Pferch der konservativ. -liberalen Kulturkämpfer treiben lassen wollen._ Jernwirtungen öer Zölle. Ter Eindruck in Amerika . Bis in die letzt«. Zell hinein haben deutschfreundliche Lmerkkaner sich an der Unterstützung hilfsbedürftiger Deutscher betelligt. Wie man in diesen Kreisen die deutsche Zollvorlage beurteilt, das zeigt ein Brief mehrerer Deutschamerikaner aus San Franziska, Sie schreiben:. Da wir von der Unterstützungskommission die Mitteilung be­kommen haben, daß Deutschland auf Kaffee, Tee, Kakao, Schoko» lade. Zucker, Schmalz und Mehl einen Zoll gelegt hat, so habe» wir uns entschlossen, die Sendung von Lebensmitteln nach Deutsch - land einzustellen. Wir hoffen, daß die Lebensbedingungen derart sind, daß Sie imstande sein werden, das gute von Ihnen unterstützte Wert weiterhin fortzusetzen." So urteilt dos Ausland über die Politik der deutschen Re- gierung 1 Wenn ihr schon Zölle auf Lebensmittel legt, dann ist bei euch die Kaufkraft der Bevölkerung offenbar s o groß, daß es kein Elend mehr geben kann!

»Zapfenstreichs vor tzinüenburg. Bayerische Souderwüusche au den Reichspräsideute«. München , die Stadt der Feme und der bayerischen Gemütlich- keit, der Giftdrüsen einernationalen Journalistik" und der Weiß- «urstseligkeit, läßt alle Minen springen, um dem Reichspräsidenten dasEigenleben" bayerischen Volkstums und bayerischer Staallich- keit recht greisbar vor Augen zu rücken: Rathaus mit Glockenspiel, Deutsches Museum mit Oskar v. Miller, Hofbräuhaus und bayerischer Zapfenstreich! Hugenberg hatte in weiser Voraussicht einen Stoßtrupp seiner Reporter mit demHindenburg-Zug" nach dem Süden entsandt. der kaum, daß die Lokomotive sich in Bewegung gesetzt hat. von den reservierten Plätzen des Schlafkupees seine Geistesblitz« in die Welt sandte:Mit Hindenburg im v-Zug":Nachtfahrt mit dem Reichspräsidenten" u. a. m. Frau Courths-Mahler würde vor Neid zerplatzen, wenn sie die blumigen Berichte zu lesen bekäme samt ihren poetsscheu Lizenzen": dxnn kein Mensch kann so leicht dementieren, was Hugen» bergsSonderberichterstatter" in die Welt hinaus kabeln. Dem Schwerindustriellen Hugenberg kommt es darauf an, dem Reichspräsidenten , der im republikanischen Berlin so wenig Begeiste- rung hervorruft, wenigstens aus Bayern etwas vorzutäuschen. Man liest deshalb mit steigendem Entzücken: Don allen Dienstgebäuden weht die amtliche Flagge des Reiches, das Pannier der Pflicht doch das prunkvolle, bayerische Weiß-Blau in riesigen Bannern und die mit Blut und Feuer geweihte Bismarck st andarte sind Trumph aus den Giebeln der Bürgerhäuser. Eine Ehrenkompagnie marschiert auf. Kerle mit Fäusten wie Rundreisekoffer, mit G es i ch t e r n wie bayerische Berge, mit Herzcn, die denVorwärts" tobfüchttg machen würden. Als der Feldmarschall erscheint, jubelt der bayerische Präsenliermarsch wie heller Triumph in das chohc Bahnhofsgewölb«. Er(HindeuburgZ nähert sich bloßen Hauptes den Staatsministern. Den Offizieren ant rechten Flügel schüttelt er intt gutem Griff die Hand. I ch stand dicht vor ihm und angesichts seiner festen klar blickenden Augen überlief es mich, als stiegen die Väter empor!" Und dann: Am ergreifendsten war der Augenblick, als Hirchenburg auf dem Marienplotz unter dem Gl.ockengelcutt des Doms und sämt» licher Kirchen mit eiserner Stimme das Wort an die Menge richtete, die weithin brausend das Lied der Deusschen sang." Eisen und Blech sind ja verwandte Metolle aber, gehört hat man's ja nicht, da die Menge brausend das Lied der Deutschen sang.. 4

selbst geschaffen haben und an der sie nun langsam zugrunde gehen, können, wenn wir ihnen im Leben einmal zufällig begegnen und sie stehen wirklich auf dem Aussterbeetat im allgemeinen nur Mitleid wachrufen, das wir mit diesen selbstquälerischen Sonder- lingen empsinden, kaum aber je das Gefühl einer echten Tragik; wieviel weniger im Bühnenwerk.Ich" um dieses Ich kreist alles: das ist die Welt dieser Menschen, um die sich das Firmament bewegt. Fragen noch Gott und dem Sinn des Seins erklingen, aber Geschöpfe werfen sie auf, die blind und taub auf der Erde stehen. Und so werden diffs Fragen weder eine hinreißende An- klage noch eine jubelnde Bejahung, sondern ein hilfloses Gsstanrnel. Vier Akte lang dreht sich das Leben im Kreise, und um ein Wort aus Barlachs bester Bühnendichtung zu gebrauchen: Es ist ein Ende, aber nie ein Anfang. Man wird innerlich müde und empfindet schließlich das als die Tragik, daß ein Work, das doch einmal von echtem Leben durchblutet war, so schnell sterben konnte. Das hindert nicht, die dramatischen Fähigkelten Strindbergs erneut zu bewundern. Die Dynamik dieses Dramas, in dem eigent- lich jedes Geschehen fehlt, ist besonders in den ersten drei Akten stark. Theodor T a g g e r hotte richtig verstanden, daß einzig dadurch da» Werk gegenwartswirksam sst, und der Aufführung einer Art Georg- Kosser-Anstrich gegeben. Feuerwerk prasselte auf, das weder brennt noch wärmt, aber doch für Augenblicke hell leuchtet und die Aufmcrk» samkeit erzwingt. Die Besegung des Abends war ausgezeichnet. Theodor L 0 0 s als der Better, der die Haßatmoiphöre des Hauses� das er noch jahrzehntelanger Abwesenheit wieder betritt, sich zu schweren Gewitterwolken zusammenballen läßt, ohne aber daß da» Unwetter losbricht und damit die Entspannung herbeiführt, Maria Eis als Frau Alice und Walter Frank als ihr Mann Edgar gaben ein erstaunlich starkes Zusammenspiel. Einzelleistungen gingen darin unter das best« Lob, das man Schauspielern sagen kann. Besonders im Verlauf des zweiten und dritten Aktes fühlte man innere Spannung fast ohne jede Lockerung, gerade aus der Isoliertheit der einzelnen, von denen jeder in einem abgeschlossene. luftleeren Raum zu leben schien. Las Bühnenbild Herbert Doeblins traf den To« des Abends gut._ S-z.

Oscar Fried wurde»ein Berliner Sinfonie-Orchester einstimmig al» ständiger Dirigent gewählt. An der kommenden Saison werden unter'einer Leitung ZZ grohe Konzerte an Stelle der bisherigen populären Sonntags» konzerte staNfinden. Eine umfangreiche Hebbel - Sammlung auS W-.encr Familicnbesch. die den Grundstock eineZ Hebbel-MufeumS bilden soll, wurde»on der Stadt Kiel angekaust: Die Sammlung enthält autzer klemrn dichterischen Hand» fchriften einige hundert Briefe von und an Hebbel , wichtige Aktenstücke über ihn und Religuicn»on Hebbel , seiner Gattin Christine und seiner Jugend- geliebten, Elise Lenting. Die Eröffnung de» Kieler Hebbel-MuteumZ wird im Frühjahr möglich sein. Ein Band Gedichte für l00 ANlliouen Krone«. Aus einer Diener-be» Zluktion wurde kürzlich ein Bändchen.Gedichte'»on Goetbe in der Cotta» Ausgabe von 1815 versteigert. daS eine eigentäiidige Diomuug deS Dicht r» enthielt an Dilbelmine Herzlieb, die jugendliche Freundin de; alternd«» Goethe und icin Uibild zur Ottilie in den.Kahloerwondtirb-riteii' DaS Buch, da? IW!» i'cfi iür 350 Mark verkauft wurde, erzielt« aus die'er B-v» fteigeruiig uue; dn-J)7fache, den respektablen Preis»on 1<X> Maronen Kronen.