Schwinden der englischen Macht am besten im Hinblick auf China beobachten. China ist von den Amerikanern niemals brutalisiert worden. Amerika hat das Geld, das ihm aus der Liguidation der deutschen Unternehmungen durch die chine- fische Kriegserklärung an Deutschland Mfloß, in generöser fca>u»vS-andt, irj China Universitäten und Schulen zu bauen. Der Chinese Hot bei dem Amerikaner nicht das Ge- fühl, das er christlich predigt und heidnisch handelt. Der Amerikaner muß, wenn er im Osten wirtschaftlich Erfolg haben will, seine Gedankenwelt umstellen. Da ihm das infolge seines stark ausgeprägten Selbstgefühls sehr schwer wijrd, stellen sich ihm ungeahnte Schwierigkeiten in den Weg. Um so energischer verfolgt er die Vergrößerung seiner mora- tischen Macht. Das beste Mittel, das ihm hierbei zur Ver- fügung steht, ist der amerikanische Film, der den Chinesen amer'kanischc Lebenssitten und Lebcnsgewohnheiten als vorbildlich hinstellt. Diesem Einfluß haben die Engländer nichts entgegenzusetzen. So wie sie die letzte Entscheidung in wirt- schaftlichcn Dingen an die Japaner abgeben mußten, haben sie die Rolle des unparteiischen Beraters und kulturellen Secl- sorgers der Chinesen den Amerikanern abtreten müssen. Der englisch -rusfische Gegensatz ist nichts an- dcres als ein Kampf um den wirtschaftlichen und moralischen Einfluß in den asiatischen Ländern und auch hier spielt China die Rolle des Hauptkampfplatzes. Es würde zu weit führen, wenn man die Gründe für die Neigung vieler gebildeter Chinesen zu der Ideenwelt der Bol- schewisten aufzählen wollte. Es ist jedenfalls bekannt, daß es heute in China eine revolutionäre.Partei gibt, die eine intime Anlehnung an Rußland sucht. Dagegen gibt es in dem ganzen ungeheuren Lande auch nicht ein kleines Grüppchen, das einer Freundschaft mit England das Wort redete. Was tut England, das viel zu klug Ist, um die Verände- rung seiner Lage nicht einzusehen, gegen die fortschreitende Verminderuna seiner Macht? Es beabsichtigt, S i n g a p o r e als einen Kriegshafen ersten Ranges auszubilden. Es reagiert mit dem von ihm im Laufe der Jahrhunderte erprobten Mittel einer Verstärkung feiner brutalen militärischen Ueberlegenheit. Es erscheint mehr als fraglich, ob es ihm mit solchen Mit- teln diesmal noch gelingen wird, eine Entwicklung aufzuhal- tcn, die hauptsächlich deswegen eingetreten zu sein scheint, weil England unfähig geworden ist, im Streite um die Macht im fernen Osten mit neuen Ideen vertreten zu sein. Streikunruhen in Schanghai . Rem Jork. lZ. August. fTU.) Zu Schanghai drangen flrel- (ende hasentuli» in das Chinesenviertel ein und plünderten die Nahrungsmillelläden. Die Polizei eröffnete sofort das lkeuer. wobei es Tote und verwundete gab. Die Streikenden veranstalteten darauf eine große Kundgebung im Ausländerviertel und vor der Handelskammer.
Drohung ües„ßrontbanns�. „Feuer unter der Oberfläche". Ummiltelbar nach dem Reichsbannertag, am Montag abend, kündigte das Hauptorgan der völkischen Erneuerer, die„Deutsche Zeitung", drohend an, man werde unangenehme Ucberraschungen erleben: Wenn man glaubt, daß die Halbnationole Regierung und der verehrte Generalfeldmarichall als Reichspräsident bau Endziel aller vaterländischen Wünsche sei und die Partei- politisch unabhängigen vaterländischen verbände sich daher schön brav zurückzuhalten hätten, so irrt man gewaltig und wird eines Tage? sehr unangenebm überraschi sein. Die angekündigte„unangenehme Ueberraschung" trat dann auch prompt ein in Form jener völkischenRadau- t r n p p s, die im Berliner Westen allabendlich friedliche Passanten anrempeln und mißhandeln und nachgerade zu einer Landplage geworden sind.
Europa als KunstlanS. Im Kunsthause zu Zürich ist. soeben die Internationale Kunstausstellung eröffnet worden. Von den Aus- stellungsstiicken, Gemälden, Bildwerken, Aquarellen und Zeich« nungen stellt Deutschland allein Mi. Aber auch qualitativ steht «z an erster Stelle. Den Mittelpunkt der deutschen Abteilung bilden die Werke von L i e b e r m a n n und C o r i n t h, die zujammon im großen Saal drei zweiten Geschosses auegestellt find. Lieberniann mit einer Reihe von fünfzehn seiner besten Bildnisse, Landschaften und figürlichen Gemälde aus den letzten Jahrzehnten: Lovis Corinth mit dreizehn seiner neuesten Werke, alle aus den Jahren darunter vor allem das große Selbstbildnis vom Walchensee, das Bildnis de» Reichspräsidenten Ebert und die letzte figürliche Komposition des Meisters, das in diesem Frühjahr entstandene„Ecce Homo": dazu Landschaften, Stilleben und Figurenbilder, hie zum größten Teil überhaupt noch nicht ausgestellt waren. Da».Troianische Pferd", das sich augenblicklich als Leihgabe in der Berliner National-Galerie befindet, und das als Mittelpunkt der Reihe von Corinth » Werken vorgesehen war, ist für die Züricher Ausstellung nicht zu erhalten gewesen. An Liebennann und Corinth ichließt sich in einem besonderen Räume Max S l e v o g t an, mit siebzehn ausgesuchten Gemälden, darunter ein Selbstbildnis als Jager, das bekannte Bild„Der Piqueur" u. a. Um diesen Kern der deutschen Abteilung gruppieren sich dann alle diejenigen Künstler, die die neue deutsche Kunst vir» treten. Da ist Karl H o f e r, in der Schweiz kein Unbekannter» mit neun für ihn typischen Gemälden, Max Beckmann mit einer Serie festumrisfener Darstellungen, Otto D ix unter anderem mit seinem vielnmstrittenen„Schützengraben ", George G r o sz und Felixmüller mit einigen Proben: dann Heckel, Nolde , S ch m i d t- R o t t l u f s mit kleineren, gut gewählten Reihen. Reichhaltiger mit Gemälden und Zeichnungen ist Rudolf Groß- mann vertreten. Von deutschen Bildhauern Albiker u. a. mit seiner von der diesjährigen Berliner Akademieausstellung her bekannten„Nyx Anadyomen«", Barlach mit Holzplastiken, Porzellanen und Zeich- nungen tn einem Sonderraum, der die Schweizer besonders anzieht. De F I 0 r i mit neueren Arbeiten, Georg Kolbe und Edwin Scharff mit ausgewählten Kollektionen ihrer besten Werks. An diese siebzehn deutsche Maler und Bildhauer schließen sich die Oesterreicher Kokoschka und F a i st a u e r an. Die Franzosen sind u. a. vertreten durch Gleize», Leqer, Henri M a t i s s e, der mit stcbenimdzwanzig Gemälden und Zeich- nungen den Miitelsaal beherrscht, Picasso , R o u a u l t. der eben- falls besonders reichhaltig zur Stelle ist. dann Maurice Utrillo , der im Kuppelsaal des ersten Stockes den Mittelpunkt dieser Abteilung bildet und.in sechzehn Gemälden gezeigt wird, end» lich Vlaminck und die Bildhauer Charles Despiau und A r! st i d c M a i l lo l, von denen schöne Stück« zu sehen stnd. Von den Spaniern sieht man M a n o l a: Italien zeigt F e l i c e C a s 0 r a t i und U b a l d o 0 p p i mit stattlichen Reihen! die Russen Chagall und Kandinsky . Die Schweden sind durch Grünewald und S k ö l d vertreten, die Norweger durch ihren
Angesichts der poNzeMchen Ankündigung der Schutz- haft-Sammeltransporte ruft die„Deutsche Zei- tung" unverblümt zum Wider st ande gegen die Polizei auf, indem sie schreibt: „Es ist nicht anzunehmen, daß die Demonstranten sich widerstandslos w:e ein Haufen Vieh werden zusammen- treiben und zum Polizeipräsidium befördern lassen. Die etwa dar- au» erwachsenden Aolgen fallen aus das haupk des herru Grzc- sinsski." Das war im Morgenblatt vom Donnerstag. Am Abend desselben Tages wird die„Deutsche Zeitung" noch deutlicher. Sie ruft:„Heraus mit den Frontbann-Mitgliedern!" und fügt hinzu: „Wir haben täglich betont, daß da» Aeuer unter der Ober- fläche glimmt. Man täusche sich nicht über die aufgespeicherte Er« bilterung der völkischen kreise, und man überspanne nicht den Bogen: da» Maß ist übervoll." Das ist nichts anderes als eine glatte Aufforderung zu weiteren Gewaltakten des völlischen Frontbanns oder Jungsturms, nichts anderes als der Versuch, den Polizei- Präsidenten und feine Beamten einzuschüchtern, um dann im Trüben fischen zu können. Allerdings wird dieser Nötigungs- versuch zwecklos bleiben._ vor öer Stillegung üer figa! Auswirkungen der Stinnes-Liquidation.— Was tut die Reichsregierung K Wie wir bereits vor einigen Tagen ankündigen konnten. droht die Liquidation des Hugo.- Stinnes- Privatkonzerns auch auf die sehr produktionsfähigen Betriebe überzugreifen. Der Aktiengesellschaft für Automobilbau in Lichtenberg werden die zur Fortfüh- rung des Betriebes notwendigen Kredite gesperrt, obwohl die- ses Werk gar nicht zur Vermögensmasse des verschuldeten Hugo-Stinnes-Konzerns gehört. Die Aktienmehrheit ist im Be- sitz von Edmung Stinnes. Der Betriebsrat dieses Unter- nehmens veröffenticht dazu folgenden A l a r m r u f: Wie mit der Existenzmöglichkeit von Tausenden von Arbeiter- und Angestelltensamilien gespielt wird» wenn die kapitalistischen In- teressen es erfordern, zeigt der Vorgang, der sich mit der Aga, Aktien- gcsellschaft für Automobilbau, Berlin-Lichtenberg, abspielt. Im vorigen Jahre würde in der allgemeinen Krise auch die Aga saniert. Professor Schlesinger von der Technischen Hochschul« Char- lcttcnburg sagte damals in seinem Gutachten, daß es bedauerlich für unsere Wirtschaft wäre, wenn ein so gut eingerichteter Betrieb zer- schlagen würde. Daß dieses Urteil richtig war, beweist das spätere schnelle Aufblühen des Betriebes. Jetzt steht das Werk scheinbar wieder vor dem Z us a m m e n b r u ch, trotzdem die Aga mit Ssttz Wagen Monats- lcistung rentabel produziert. Was stnd die Ursachen? Fol- gende: Der größte Teil, nämlich 6-? Proz. de» Aktienkapitals, de- findet sich im Besitz von Dr. Edmund Stinnes , dem Bruder de« jün- geren Hugo Stinnes , besten Vermögen jetzt von einem Banken- konsortium liquidiert wird. Dr. Edmund Stinnes hat sich im Mai von dem Stinnes -Konzern getrennt. Er wurde in der Erbschafts- ouseinandersetzung abgefunden und übernahm u. a. die Autoindustrie. Das Bankkonsortium, das unter Führung der Darmstädter und Nationalbank steht, sperrt nun plötzlich die zugesagten und für das Werk notwendigen Kredite, um Dr. Edmund Stinnes zur Anerkennung Ihrer Forderungen zu zwingen, auf die Gefahr hin, da- bei den Beirieb zur Sirecks zu bringen. An sich könnte es der Arbeiter- und Angestelltenschaft gleichgültig bleiben, wenn die kapitalistischen Haifische sich gegenseitig verschlingen. würden Vicht Tausende vonArbeitersamilien durch diese kapitalistischen Interestentämps« brotlos. Di« Betriebsräte de» Werkes haben sich an alle Instanzen, sowohl an die Regierung wie an die Organisationen gewandt, um dieses Der- blechen an der im Werke beschäftigten Arbeiterschaft zu verhüten. Die Betriebsräte de« Werke» verlangen von der Staats- und von der Reichsregierung, daß sie all« Mittel anwenden, um diese P t o- duktionsstätte zu erhalten. Nicht im Interest« von Dr.
überragenden Edvard Münch, besten vierzehn prachtvoll« Bildet teilwei)« aus deutschem Besitz stammen, und durch Per Krogh . Schweizer Künstler findet man auf der Ausstellung nicht, weil eine vorangegangene nationale Kunstausstellung sie ausgiebig gezeigt halte und auch zurzeit durch die groß angelegte Ausstellung schweize- rischer Kunst in Karlsruhe die wichtigsten Werke festgelegt sind. Wie Dr. Wartmann, der Konservator de» Kunsthaüses Zürich, in seiner Eröffnungsrede hervorhob, handelte es sich bei dieser von der Züricher Kunstgesellschaft veranstalteten Ausstellung keinesfalls um eine Benutzung de» Klischees der großen internationalen Aus- stellungsmärtie oder Marktausstellunqen, auch nicht um irgendwelche ostizielle Demonstration dessen, was in allen Ländern von Künstlern produziert wird, sondern es war die Idee der Ausstellung, die Der- einigung von Werken heute schassender und führender Maler und Bildhauer als Repräsentanten der Kunst unserer Zeit zu geben, nicht nach Nationen oder politisch-geographischen Landesbegrifsen zusammengestellt, sondern Europa als einzige» Kunstland betrachtet und befragt. Bon diesem Standpunkt aus ist die Der- anstaltung hochbedeutend, und Deutschland hat allen Grund, den Veranstaltern im Nachbarlande besondere Anerkennung zu zollen.
„Gllechen Corinth". Von f). Heinrich, Waidmannslust . Wenn man Lovis Corinth » gedenkt, wird man„Ollechen" Cormth nicht vergessen dürfen. Von der Mutter hott« der Meister in seinem Charakter vieles geerbt. Ich lernte sie in Königsberg näher kennen, wo ich von lStz< bis 188ö Flurnachbar der Eltern Eorinth» in der Stein- dammer Lavendelstraße war. Der Vater war zu jener Zeit ver- eidigter Wiegemeister im Kohlenlager der Kaufmannschaft oder beim Getreidespeicher. Die beiden Alten lebten in sehr dürstigen Ver- Hältnissen. Ollechen Corinth mußte die Pfennige zusammenhalten. Und sie war auf ihre Weise ein ökonomisches Genie. Der Vater priemte gern, Kautabak aber kostete Geld. Da sammelte„Ollechen", wenn es Backpflaumen gab, die Steine— und dieser Ersatz für Priem bekam ihrem Corinth bester al» Kautabak. Eine ähnliche ökonomische Maßnahme Ollechen» verdankt, was vielleicht unbekannt sein dürfte, Corinths Bild„Der Schnaps» r i e ch e r" seine Entstehung. Schnaps wurde bei Corinth » all« Tage gekauft, bei der fälligen Lohnzahlung, bei der auch die anderen Bedürfnist« für die nächsten zwei Wochen gedeckt wurden. Ollechen erstand dann für„ein Dittchen'(10 Pfennige) Branni- wein. Damit mußte Vater 14 Tage reichen. Natürlich tonnt« er nicht alle Tage davon trinken. Da durfte meistens nur daran gerochen werden. Corinth hat während der Zeit, wo ich Flurnachbar seiner Eltern war, dies« nicht besucht. Sie wußten auch nicht, wo ihr einziger Sohn steckte: denn, soviel ich weiß, wurden zwischen Eltern und Sohn auch keine Briefe gewechselt. Das wäre auch für„Ollechen", obwohl sie ständig von Lovis schwärmte und er- zählte, unverantwortliche Verschwendung gewesen. Daß Corinth aber die Anregung zu seinem Bild« aus der Steindammer La- vendelstraße geholt hat, beweist die Tatsache, daß der„Schnaps- riecher' die Züge seines Baters trägt.
Edmund Stinnes , sondern im Interesse der deutschen Volkswirtschaft und letzten Endes der Berliner Arbeiterschaft, welch« Produktions - statten braucht. Von einer Stillegung der Aga würden unmittelbar 240» Arbeiter und Angestellte betroffen werden. Da aber die Fabrik 75 Proz. ihres zum Automobilbau benötigten Materials von anderen Unternehmungen bezieht, ist damit zu rechnen, daß eine Stillegung die Arbeitslosigkest für etwa 8 0 Öl) Ar- beiterfamilien zur Folge haben würde.
Hauptsache: Sürgerblock. Sie möchten so weitermache». Die„Kreuzzeitung " widmet der Tätigkeit des Zoll- und Steuerblocks im Reichstag ein Nachwort. Sachlich ist es au? die Tonart gestimmt: immer noch nicht genug!— politisch auf die Tonart: es lebe der Bürgerblock: „Es sind große, bedeutungsvolle Gesetzeswerte, die im verflösse« nen Tagungsabschnltt verabschiedet wurden: um die hauptsächlichsten zu nennen: Auswertung, Steuerreform, Zolloorlage, Amnestie. Gegen all« diese Gesetze lassen sich schwere Bedenken erheben. es ist eben Kompromißarbeit. Aber erfreulich ist es, daß es eine bürgerliche Mehrheit war, die sie gegen Sozialdemokraten und Bolfchewisten annahm. Es macht nicht« aus, daß häusig die Fraktionen Koch(Weser ) oder von Graes « die rot« Opposition verstärkten, die Scheidung zwischen Bürgerlichen und Internationalen war doch eine reinliche und darum erfolgreiche." In diesem Nachwort wird mit großer Deutlichkeit gesagt: „der Zollblock ist der Bürgerblock, und das ist er» freulich". Die Reaktionäre vom reinsten Wasser wünschen das Weiterfunktionieren dieses Bürgerblocks, um zu erreichen, was sie für diesmal noch nicht erreicht haben— was bleibt ihnen übrigens noch viel zu wünschen übrig? Sie möchten, daß das Zentrum so weiter mit ihnen arbeitet. Wir empfehlen die nachbarlichen Wünsche der„Kreuz- zeitung " den Zentrumspolitikern zur Beachtung, die eine Rechtsentwicklung in Deutschland nicht zu erkennen vermochten — selbst mitten im Zollkampf nicht.
Reichsrat unü Zollvorlage. Zollvorlage und Ermächtigung angenommen. Der Reichsrat beschäftigt« sich am Donnerstag u. a. mit den Gesetzen, die der Reichstag noch kurz vor seiner Vertagung verab- schiedet hat. B»! der Besprechung der Zollvorlag« ließ die sächsische Reglern ng erklären, daß die Ermächtigung der Reichsregierung, im Falle eines dringenden wirtschaftlichen De - dürfnisses mit Zustimmung des Reichsrats und eines Reichstags- ausfchusses die Eingangszölle zu ändern oder aufzuheben oder zoll- freie Waren mit Eingangszöllen zu belegen, nach den Beschlüssen des Reichsrat» in ähnlich gelagerten früheren Fällen nur mit einer Zweidrittelmehrheit hätte erteilt werden dürfen. Dies« Mehrheit sei bei der Verabschiedung der Zollvor- läge im Reichstag nicht vorhanden gewesen. Sachsen sei aus diesem Grunde nicht in der Lage, der Vorlage zuzustimmen. Dieser Er- klärung schlössen sich die Vertreter von Lübeck , der Provinz Sachsen , der Stadt Berlin und Hessens an. Der Bericht- erstatter, Ministerialdirektor F r i ck, wies darauf hin. daß die Ver- fassungsbedenien im Ausschuß des Reichsrats besprochen worden seien, der Ausschuß des Reichsrats aber trotzdem beschlossen habe. kelnen Einspruch gegen das Gesetz zu erheben. Staatssekretär Z w e i g« r t erklärt« namens der Reichsregierung, daß an der Ver- fassungsmäßigkeit des Gesetzes nicht gezweifelt werden könne. Der Vorsitzende stellte dann, da der Antrag Sachsen nicht genügend unter- stützt wurde, fest, datz der Reichsrat mit Mehrheitsbeschluß von den B c s ch l Ls s e n des Reichstages zur Zolloorlage Kenntnis nehm«, ohne Einspruch zu erheben. Ebenso wurden die verschiedenen vom Reichstag verabschiedeten Handelsverträge zur Kenntnis genommen. Anläßlich der Aufrechterhaltung der Reichstogsbeschlüsse über die FürsorgefürSozialrentnerundKleinrentner trotz
Damals war die Zeit des Sozialistengesetzes und es wehte in Königsberg eine scharfe Geheimbundsprozeßlust. Trotzdem warben wir für die Sache des Sozialismus. Dater Corinth sympathisierte sehr mit uns, konnte ober nicht so mitmachen, wie er gern wollte, weil der„vereidigte Wiegemeister" dann mit dem Berlust seiner Stellung rechnen mußte. Dagegen hat Ollechen aktiv in unsere Bewegung— resolut wie die alte Dame war— eingegriffen. Wir bezogen damals den Züricher „Sozialdemokrat" und ich war Deckadressat. Die Aerbreitung an die Genossen war Sache meiner Frau. Deckadressat für d«n„Sozialdemokrat" zu sein, war aber keine ungefährliche Sache. Wir mußten immer damit rechnen, daß dem Postboten, der das Paket brachte, die beschlagnehmende Polizei folgte. Da sprang denn Ollechen«in. Sobald das Paket mit dem„Sozialdemokraten" anlangte, ging es zu ihr und es war dort, wie sie mir lachend sagte,„sicherer wie in'nc Kirch'."___ Aaschlstlscher Thealerskandal. Unsere nationalistischen Theater- stürmer, die schon oft die Kunst in den Dienst ihrer politischen Ten- dcnzen zu stellen versuchten, haben kürzlich auch in Italien würdige Nachfolger gefunden. In Genua ' wurde vor einigen Tagen die „Traxedia amorosa " von Sem Benelli ausgeführt, der als Gegner des Faschismus bekannt ist. Die zweite Aufführung des Stückes wurde durch Faschisten gestört, und es kam im Zuschauerraum und sogar auf der Bühne zu regelrechten Prügeleien. Da die italienische Polizei sich nicht in Gegensatz zum Faschismus setzen darf, hat der Polizeipräsekt von Genua kurzerhand die weiteren Vorstellungen des Wertes„im Interesse der öffentlichen Ordnung" verboten. ver humane Gaskrieg. Auf seiner jährlichen Zusammenkunft, die in Los Angeles stattfand, sprach sich der geschästsführende Aus- schuh der Amerikanischen Chemischen Gesellschaft gegen das Verbot der Verwendung von Gasen im Kriege au». Der Ausschuß erklärte. der Verzicht aus die chemische Kriegsührung bedeute die Rückkehr von humaneren Methoden zu den alten grausamen Kriegsmitteln.— Es ist anzunehmen, daß die menschenfreundlich« Versammlung mit einem doppelten Hoch auf die Giftgase und Seuchenbazillen nnd auf die Derdienstmöglichkeiten, die durch sie geboten werden, schloß.
Situ»ha« Kino. Infolge der neuen ftädiischen LuftbarleitSstcuern weiden fämlliche Lichlfpieitheater von Köln und Umgegend vom 17. ab ge- schloffen. Sorkl al» vrolekior etaer akralvlfchea Sledelang. Eine kandwirtschast. liche Kolonie Im ukrainischen Bezirk Poltawa balle zu Ebren Maxim Morki» sich Aorkl-Kolonle benannt. Der setzt in Zorrent weilende Dichter bat einen Brief an die Verwaltung der Kolonie gerichtet, um einige pbolo« grapbische Aufnabmen der Siedelung gebeten und zugleich die Kolonisten darauf bingeroielen. daß der jetzige bedeulungSvvlle hifforifche Moment ganz besonder« Anstrengungen fordere,.um auf Erden ein neue» freie« Leben aufzubauen'. Türkische Theater stücke In Zapaa. Wie der.Watan' meldet, ist ein« der bekanntesten türkischen Theaterstücke von einem lavoniichen Professor tn keine Muttersprache übersetzt worden und an javanischen Bühnen zur Auf» Iffbrung gelangt. E« handelt sich um da» Wert de» FreiheitSdichter« Ramvq kemal:.Tilistria'. Die Ueberjetzung weiterer Stücke in» Javantfche soll folgen.