der Studenten wurden sofort getötet, 30 starben nachher, mehr als 100 wurden verletzt. Das Schießen dauerte mehrere Tage. Die ganze Nation ist entrüstet und protestiert durch Streik zur Erlangung der Gerechtigkeit. Zur Bestrafung der schuldigeu Polizei und Bc< seitigung der imperialistischen ausländischen Unterdrückung ist Ihre Mithilfe dringend erwünscht." Nie hat man erfahren, ob die britische Zensur dieses Telegramm an Macdonald durchgehen ließ. Aber aus all den Aufrufen der chinesischen Seeleute erkennt man, wie sehr diese gewerkschaftlich organisierte Arbeiterschaft des fernsten Ostens durchgedrungen ist von dem Gedanken der i n t e r- nationalen Solidarität zur Niederwerfung des Imperialismus und Kapitalismus , den die chinesischen Arbeiter in den letzten Monaten in der schlimmsten Form kennen und spüren gelernt haben. Der wortbrüchige Tirpitz. Was er sich alles sagen läsit. Herr v. Tirpitz, einer der Repräsentationsmimen der Deutschnationalen , muß viel einstecken. Das Wort vom Tirpitz, der die Balken dazu bringt, sich zu biegen, wird immer wieder auftauchen, wenn sein Name genannt wird. Er hat den öffentlich erhobenen Vorwurf des Aktendiebstahls hinge- nommen, ohne sich dagegen wehren zu können. Nun gibt die „Deutsche Zeitung" einen Brief des Fürsten Otto zu Salm- H o r st m c r an General Keim wieder, der sich mit den Be- ziehungen des Flottenvereins zu Tirpitz befaßt. Darin wird Tirpitz vorgeworfen, er habe die Bemühungen des Flotten- Vereins sabotiert. Am Ende des Briefes heißt es: „Trotzdem Tirpitz die Verabredung und sein Wort gebrochen hatte, fand er kein Wort der Entschuldigung und des Dankes an den Flottenvereiy, und eine Gelegenheit, unsere Flotte schneller auszubauen, war unwiederbringlich verpaßt." Wer den Vorwurf des Aktendiebstahls einsteckt, wird schließlich auch bei dem Vorwurf des Wortbruchs still bleiben. Herr v. Tirpitz läßt sich allerhand sagen— weil er es sich sagen lassen muß. Wir registrieren die neue Affäre Tirpitz, damit sie nicht in Vergessenheit gerät. Es könnte doch sein, daß die Deutschnationalen einem so schwer belasteten Manne wieder einmal eine große politische Rolle zudenken werden. Roßbachs Katzenjammer. Abkehr vom völkischen Laudsknechtsgeist. Herrn Roßbach, den Freikorpsgeneral und Putschistenführer hat angesichts des„f a u l e.n F r i e d e n s" der Rcichsregierung mit der Entente durch Dawes- Gutachten und Sichcrheitspakt und mit der Republik durch Abkommandierung der größten Zugnummer des kaiserlichen Regimes auf Friedrich Eberls Platz dasgroßeGrausen erfaßt. Er geht in sich und sieht sich veranlaßt, in der„Meck- lenburger Warte" folgendes Klagelied über seine im Zucht- Haus von Dreibergen eingelochten Kompatrioten vom Stapel zu lassen: „Ehrhardt und ich haben sicherlich niemals das hohe gemeinsame Ziel aus den Augen verloren. Und doch wird er genau so w i e i ch und der Bund Oberland zur Einsicht gekommen sein, daß wir einen dicken, dicken Strich ziehen müssen unter das, was gewesen ist und Neu anfangen müssen, vielleicht ganz von vorne, mit der tzsjAen Erfahrung der durch Sturm und Kampf im politischen und organisatorischen Kampf gereifter Männer.
Das alle, schöne Landsknechttum der Kriegs- und Nachkriegszeit wird langsam aber sicher zu Grabe getragen werden müssen. Ich weiß, daß wir Freikorpssoldaten damit etwas aus unserem Herzen reißen, was- eine blutende Wunde hinterlassen wird. Aber das hilft nichts. Die Wehrverbände müssen den Sinn ihrer Sendung er- fassen oder sie sind rettungslos verloren. Nicht darin ist die Be- freiung Deutschlands zu suchen, daß man Massen organisiert und eben so schnell wieder verliert, daß man sich hier
„Zarbe unö Raum/ von Bruno Taut . Stadtbaurat a. D. Dieser Titel der zurzeit stattfindenden Ausstellung der Berliner Malcrgeschäste ist eine ausgezeichnete Formulierung einer wirklich zeitgemäßen und notwendigen Aufgabe. Bisher gab es für den Maler und auch das Publikum nur die zweidimensionale Beziehung der Farbe, d. h. ihre Flächenbeziehung, ohne daß ihre Raumbeziehung im geringsten beachtet wurde. Die Folge davon war: Hatte man eine Tapete beispielsweise sorgfältig im Geschäft nach der Farbe des Möb�lholzes und der Bezüge ausgewählt, so war man oft nach dem Kleben überrascht, daß das Zimmer doch ganz anders erschien, als man es sich gedacht hatte. Man hatte sich eben nur um die Flächen- Wirkung der Tapete bekümmert, während die Zusammenwirkung der verschiedenen Flächen im Raum unbeachtet blieb, also z. B. das Abschließende oder Weitende von Farbe und Muster, das Reflek- tickende, da? Verschiedenartige in Wirkung und Leuchtkraft je nach Größe der Fläche, je nachdem, ob es sich um Fenster- oder Türen- wände handelt oder ob sich mehr oder weniger schwere Möbel davor- schieben, und all dergleichen mehr. Allein dieses Beispiel der Tapete zeigt, daß ein absoluter Schematismus zur Gewohnheit geworden ist, von den wcißgetönten Decken, Schablonenfriesen und Vorlagen- klischees aller Art ganz zu schweigen. Bis heute wird mit der Farbe, soweit es sich um ihre Anwendung im Raum handelt, durchgängig nur getastet: die Maler sehen ihre Wand oder Decke und das, was sie mit ihr anfangen, etwa so an wie die Leinwandfläche eines Bildes sür einen Goldrahmen: daß ihre Kunst und ihr technisches Können aber eine ganz andere Aufgabe hat, ist ihnen bis heute noch nicht aufgegangen. Sic kennen nicht die ungeheure raumbildende Kraft, die in ihrem Handwerk verborgen steckt, indem erst durch reine Farbenflächen, die sich klar gegeneinander setzen, der Raum wie ein wohlklingendes Instrument zum Tön-n gebracht wird. Dann wird je nach Lage der Dinge an gewissen Stellen oder Flächen selbst die völlig ungebrochene Urkrast des reinen Farbentones nicht bloß für das Auge erträglich, sondern notwendig, weil es sich um ein sauberes Zusammenklinge» von Tönen handelt, die weder durchweg grell noch durchweg schlaff sind, sondern die mit Naturnotwendigkeit ihre Stärke aus der Lage des Ortes beziehen, auf dem sie stehen, sowie aus dem Zusammenspiel der Voraussetzungen und Funktionen, die sie gerade zu erfüllen haben. Die Ausstellung Farbe und Raum ist gut, wenn man nur ihren Titel liest: denn endlich muß einmal Farbe und Raum in Beziehung zueinander kommen. Doch leider f e h l t in der Ausstellung sowohl die Farbe wie der Raum. Es handelt sich in ihr lediglich um ein obcrjlächliches Modernisieren der Tapeziererniethoden, um ein hilfloses Nachlaufen auf dem Wege zur Farbe, das aber diejenigen, die auf diesen Weg riefen, schon aus dem Auge verloren hat,— kurz: das oben erwähnte Problem ist dort nicht einmal angetippt.
und dorthin werfen läßt, nur um des täglichen Brotes willen, daß man Leute um sich sammelt und mit ihnen„Soldaten" spielt, daß man lumpt und zecht, gröhlt und Fenster einschlägt--. Gut, man soll zerschlagen und zerstören, was notwendig ist. Rücksichtslos und mit unerbittcrlicher Härte. Man soll die Eiter- beulen am kranken Körper des Volkes auf. schneiden und auspressen, bis klares, rotes Blut rinnt. Und dieses Blut zur inneren Reinigung ruhig eine Zeit weiterlaufen lassen. Dann aber Verbandzeug heraus.... Ich habe mich durchgerungen zu der Erkenntnis, daß es heißt, von vorn anzufangen. Die Frage der Wehrhaftmachung un- seres Volkes ist eine Frage der Zeit, der sittlichen Er- n e u e r u n g." Roßbach, mit Ehrhardt und Pabst, der Schöpfer der neudeutschen Landsknechtsfigur, des naturreinen Baltikumers, der„lumpt, zecht, gröhlt und Fenster einschlägt", sieht sich am Ende seines Lateins. Er möchte neu aufbauen, zuvor aber die„Eiterbeulen" am Volkskörper aufschneiden. Selbst wenn aber der Roßbach sich„durchgerungen" hat, die Roßbacher Hausen noch immer auf den mecklenburgischen Rittergütern, lumpen, zechen und schlagen nicht nur Fenster- scheiden, sondern auch fremde Schädel ein. Diese Eiterbeule gilt es zunächst aufzuschneiden. Das andere ergibt sich dann ganz von selbst._ Allgemeiner Gemeinüearbeiterstreik in Köln Tie Schuld der Stadtverwaltung. Köln , 18. August.(Eigener Drahtbcricht.) In Köln ist heute früh ein allgemeiner Streik der Gemeindearbeiter ausgebrochen. Alle städtischen Betriebe, so die Straßenbahn, liegen vollkommen still. Nur die dringendsten Notstands- arbeiten werden ausgeführt. Langwierige Verhandlungen sind dem Ausstand vorangegangen. Die Gemeindearbciter haben eine Lohnerhöhung von 10 Ps. pro Stunde beantragt. Die Stadt Köln , die mit ihrer Zugehörigkeit zum Arbcitgeberverband auch den sozialreaktionären Geist der Bergherren übernommen hat. zeigte sich halsstarrig. Deshalb verliefen die langwierigen Ver- Handlungen ergebnislos. Es mußte zum letzten Mittel, zum Streik, gegriffen werden. In einer Riesenversammlung der städtischen Arbeiter wurde am Montag abend beschlossen, die Arbeit mit Beginn der Frühschicht heute morgen einzustellen. Die Sympathien der Oeffentlichkeit stehen vor- behaltlos auf der Seite der kämpfenden Ge- meindearbeiter, deren Forderungen nicht nur berechtigt, fon- dern auch erfüllbar find, und es muß eigentümlich berühren, daß dieselbe Stadt, die monatelang große Festessen und feierliche Empfänge gab, bewegliche Klagen über ihre Finanznot anstimmt, wenn es gilt, den gesunkenen Reallohn der Arbeiter den allgemeinen Wirtschaftsoerhältnissen anzupassen. Wie wir erfahren, hat der Streikbeschluß die Stadtverwaltung, die noch am Montag nachmittag weitere Verhandlungen mit den Gewerkschaften strikte ablehnte, stark überrascht.- Der Streik hat bereits seine Wirkungen ausgeübt. Heute vormittag 11 Uhr ist infolge der energischen Forderungen der sozialdemokratischen Stadt- verordnetensraktion, die rückhaltlos hinter den Forderungen der Gewerkschaften steht, der Aeltestenausschuß der Stadtverordneten- Versammlung zusammengetreten, um d i e Verhandlungen mit den Verbänden der Arbeiter wieder aufzu- nehmen. Da sich die Straßenbahner mit den Gemeindearbeitern solidarisch erklärt haben und auch die Reichsgewerkschaft deutscher Kommunalbeamten mit der Bewegung sym- pathisiert und ihre Mitglieder auffordert, keine Streikarbeit zu ver- richten, darf gehofft werden, daß die Bewegung in kürzer Zeit zur Erfüllung der berechtigten Forderungen führt. Die ch r i st l i ch e n Arbeiter haben sich ebenfalls restlos der Bewegung angeschlossen. Der entsprechende Streikbeschluß wurde gemeinsam von allen beteiligten Gewerkschaften gefaßt. Heute nach- mittag 4 Uhr finden noch einmal Verhandlungen vor dem staatlichen Schlichter statt. Eine Besprechung mit den Besatzungsbehörden, die interessiert sind, weil es sich im wesentlichen um einen Verkehrsstreik handelt, ging um 10 Uhr heute früh voraus.
Das Peinlichste solcher Veranstaltungen ist das Aufgreifen ernster Gegenwartsbestrebungen, und besonders dann, wenn es nur aus dem Grunde geschieht, um es„auch" vertreten zu haben. Diese an das Warenhaus erinnernde Methode ist ihr tatsächlich identisch: „wir führen alles". Doch ernste Dinge lassen nicht mit sich spielen, sie rächen sich selbst, und so ist auf der Ausstellung„Farbe und Raum" der als„Einst" gezeigte Kitschraum der achtziger Jahre viel besser und einheitlicher wie der als„Jetzt" daneben gezeigte Raum „ä la Taut", der, da er das realisierte Mißverständnis selbst ist, in seiner Unklarheit, Zerrissenheit und Oede den eigentlichen Kitsch- räum gegenüber dem Einstigen der achtziger Jahre bedeutet. Um diese Kritik zu verstehen, möge man sich die letzten Konseguenzen aus dem Komplex Farbe und Raum klar machen, wohlverstanden unter Bindung des Wortes Farbe und Raum zu einer untrenn- baren Einheit. Dann wird es wohl einleuchten, daß ein Wohnraum im Endeffekt viel wohnlicher sein muß, wenn die Farbe zum unlöslichen Gestalter des Raumes geworden ist, daß da, wo Bequemlichkeit, Ausruhen, Sammlung und Behaglichkeit erwartet wird, eben auch die möglichst vollkommene Erfüllung dieses Wunsches eintreten muß. Diese peinliche Diskreditierung ernster Bestrebungen wird ihre Auswirkung im Publikum haben und den Weg der Fortführung und Klärung des Begonnenen erschweren. Der Tamtam um diese Ausstellung und ihre reichliche Lobhudelei wird manchen vorher Ueberzeugten von der schon gewonnenen Erkenntnis abbringen und ihn, wenn auch nicht zur Plüschsofagemütlichkeit zurück, so doch— was noch schlimmer ist— zu der Halbheit der Mode gewordenen „Farbe" führen, in der an die Stelle der Bindung im Staubton nun das Heraustnallen des einzelnen und ein Maximum an Kitschigkeit erreicht ist. Soll man wegen der Gefahr der Kompromittierung, der jeder Vorstoß unterliegt, auch jede Weiterführung einer Aufgabe unter- lassen? Hier wirkte sich eben nur das von Schopenhauer formulierte Naturgesetz aus: Die zuerst lachten, folgen schließlich dem stärkeren Druck und machen aus dem Belachten eine— Mode, weil sie ihm nicht näherkommen konnten. Diese jetzt wirklich komische„Bewe- gung" wird an ihrer eigenen Lächerlichkeit zugrunde gehen. Inzwischen wird an dem Problem selbst weitergearbeitet werden und, wenn die Farbe nicht mehr Mode ist, wird die Lösung de? sauberen, farbigen und ohne Wust und Kram wohnlichen Raumes geschehen, des Wohnraumes für den Menschen, der nicht mehr Staubtuchsklove ist, sondern Sonne, Licht, frische Luft und Klarheit liebt, Sport treibt und überhaupt von heute und morgen ist. Kein Wunder, daß nach dem vielen Gerede über farbige Architektur die Farbe(lies: aufdringliches Geschmiere) auch auf den Innenraum übergesprungen ist!" Beides sind parallele Vorgänge. und deshalb wird in der Sache der farbigen Außenarchitektue der weitere Ablauf genau entsprechend dem vorher geschilderten vor sich gehen.
Die Arbeitslosigkeit. Ungenügende Statistiken. Nach der amtlichen Statistik ist im Monat Juli die Zahl det männlichen Erwerbslosen, die Erwcrbslosenunterstützung empfangen. von 173 000 auf 1 7 5 0 0 0 gestiegen, die Zahl der unterstützten Familienangehörigen aber von 159 000 auf 252 000 zurückgegangen. Amtliche Stellen schließen daraus, daß die erhebliche Zunahme der Arbeitslosigkeit durch die vielen Stillegungen von Berg- werken im Ruhrgebiet durch die starke Aufnahme von Arbeitskrästen in der Landwirtschaft zum großen Teil wieder auf, gewogen worden sei. Ob nicht etwa der Ablauf der Unter» st ü tz u n g s f r i st und das Eintreten des traurigen Zustandcs der „Ausgesteuertheit" zur Erklärung mit herangezogen werdea muh, bedarj noch weiterer Prüfung.
Die Wiener Ausschreitungen. Tie Hakenkrcuzler geben keine Ruhe. Wien . 18. August.(MTB.) Die deutschvölkischen Kundgebungen setzten in später Nachtstunde nach vorübergehendem Abslauen wieder ein. Immer wieder versuchten stärkere Trupps in die Hauptverkehrs. gegend am Kärtner Ring vorzudringen, jedoch gelang es der Polizei, hauptsächlich durch Verwendung berittener Wachmannschaften, die meist jugendlichen Demonstranten abzudrängen. Trotz- dem konnte nicht verhindert werden, daß die Fensterscheiben einiger Cafehäuser eingeworfen wurden. Bei den Vorgängen am Rathaus und an der Vot'vkirche wurde, wie verlautet, eine Anzahl der Demonstranten durch Säbelhiebe zum Teil nicht unerheblich verletzt. Im ganzen dürften sich an den sortgesetzten Kundgebungen, deren unmittelbarer Anlaß die Erklärung der Leitung gewesen ist, daß sie infolge des Vorgehens der Polizei jede Verantwortung ablehne. etwa 5000 Deutschvölkische beteiligt haben, unter denen man auch kommunistische Elemente bemerkt haben will. Die Erregung in der Stadt wird durch das Gerücht gesteigert, daß sich die Kundgebungen während der Dauer des Zionistenkongrcsies täglich wiederholen sollen. Die Polizei wird daher auch während dieser ganzen Zeit in Bereitschaft gehalten. Die Zahl der Ver» Haftungen ist inzwischen auf über hundert gestiegen. Eine amtliche Tarstellung. Wien . 18. August. (WTB.) Eine amtliche Dafftellung der Pi� lizei bestätigt im wesentlichen die bisherigen Berichte über die gestri- gen Kundgebungen mit der Ergänzung, daß gegen die Polizei, als sie sich genötigt sah, den Zlnsturm der Demonstranten an mehreren Stellen mit blanker Waffe abzuwehren, nicht nur Steine ge. w o ff e n, sondern auch Schüsse abgegeben wurden, ohne daß jedoch jemand eine Schußverletzung erlitten hätte. Im ganzen wurden 106 Pcffonen wegen öffentlicher Gewalttätigkeit, Auflaufs und polizeiwidrigen Verhaltens festgenommen. Bei einigen der Fest» genommenen wurden Waffen vorgefunden. 21 Peffonen erlitten Verlegungen, meist leichterer Art, darunter auch einige Polizisten. Wie die Blätter melden, teilte der Vollzugsausschuß sämtlicher deutsch -völkischer und deutsch -christlicher Verbände spät nachts mit, daß sich bei den gestrigen Zusammenstößen auch zwei tödliche Un- glücksfälle ereignet hätten. In einem Falle sei der Tod durch Ver- bluten eingetreten, das andere Opfer sei zertreten worden. Wien , 18. August. (WTB.) Der Vollzugsausschuß sämtlicher dcutschvölkischer und dcutschchristlicher Verbände hat nach Meldung der Blätter heute nacht eine Sitzung abgehalten, in der er angesichts der Ereignisse, von denen gestern abend Wien heimgesucht wurde, gegen die verantwortlichen Behörden die Anklage erhob, daß ihm trotz aller Bemühungen und der weitestgehenden Zusagen hinsichtlich der Äufreckiterhaltung der Ruhe und Ordnung und trotz der Bürg. schäft für die U ebernähme der vollen Verantwortung eines ruhigen Verlaufs der Veranstaltung durch das Verbot des Wiener Dolkstages die Möglichkeit genommen wurde, sich für die Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung einzusetzen. Der Vollzugsausschuß sei der Ueber- zeugung, daß das christlich-nationale Wien erst dann wieder zur Ruhe kommen werde, wenn die verantwortlichen staatlichen Faktoren sür die gestrigen Dorgänge zur Verant- wortung gezogen würden und die Regierung Ramek zu- rücktrete.•»
Zwei neue Zwitterelemente. Man teilt die chemiscben Elemente in Metalle und Nichtmetalle ein: erstere bilden in wässriger Lösung Kationen, letztere Unionen. Löst man z. B. Kochsalz(XaQ), das aus dem Metall Natrium und dem Nichtmetall Chlor besteht, in Wasser auf, dann veffällt ein bestimmter Bruchteil der Xa-G- Molekeln in ein positiv geladenes Natrium- und ein negatives Chlor- Atom. Schickt man einen elektrischen Strom durch die Salzlösung. dann wandert das positiv geladene Xa-Atom zur Kathode, d. h. zum negativen Pol: man nennt es daher Kation, d. h. das zur Kathode Wandernde, während das Anion zum positiven Pol geht. Eni- sprechend verhalten sich die übrigen Elemente. Nun hat sich aber gezeigt, daß einige Elemente sowohl positive als auch negative Ionen bilden können, also Zwitterelemente sind: Tellur gehört zu ihnen, und auch Jod, Arsen und Antimon zeigen Andeutungen da- von. Pancth(Berlin ) hat neuerdings feststellen können, daß auch Polonium und Wismut Zwitterelemente sind. Die„Haarmenschen", die Ureinwohner Zapans. Ueber die Ainus, die Ureinwohner Japans , war bisher in Europa fast gar nichts bekannt. Professor Dr. Molisch-Wien, der noch dreijähriger Lehrtätigkeit an japanischen Universitäten wieder nach Europa zu- rückgekchrt ist, gelang es, mit den Ainus in Verbindung zu kommen. Die Ainus sind arischen Ursprungs und weichen körperlich von den mongolisch-japanischen Rassentypen wesentlich ab. Wegen ihres überreichen Haares, nicht nur im Gesicht und am Kopfe, sondern am ganzen Körper, werden sie vielfach auch als Haarmenschen be- zeichnet. In ihrer äußeren Erscheinung erinnern die Ainus an ge« wisie russische Bauerntypen. Professor Molisch stellt die bekannt« Gestalt Tolstois als Beispiel hin. Wie die Indianer In den Ver» einigten Staaten von Nordamerika werden die Ureinwohner Japans von Krankheiten dezimiert und kommen dem Aussterben immer näher. Sie bewohnten, bevor die malaiische Rasse aus dem Süden und die Mongolen von Korea aus Japan besiedelt hatten, das ganze Land, wurden von den eingewanderten Völkern aber immer mehr zurückgedrängt. Jetzt leben sie meist nur in kleinen Dörfern, Haupt- sächlich in Hoteito und Sachalin. Die Ainus sind polytheistisch. Sie sehen in gewissen Pflanzen, Steinen usw. einen Gott. Besondere Verehrung widmen sie dem Bären. Die jungen Bären werden ge- sangen und zwei bis drei Jahre gefüttert. Dann wird das Bärenfest abgehalten, wobei die Bären unter Zeremoniell getötet und schließ- lich verspeist werden. Korbmöbel, mit denen wir uns heut gern jsine Zimmerecks der Großftadtwnhnung oder die Veranda des Siedelungshcimes behaglich ausgestalten, waren bereits im Altertum bekannt. Auf der Bildplatte eines aus dem 3. Jahrhundert stammenden römischen Grabsteines, der sich gegenwärtig im Museum zu Trier befindet, ist ein Korbstuhl dargestellt, der in Arbeit und Form durchaus unseren modernen Korblehnsesseln gleicht. Auch auf einem Stich. der von dem im 17. Jahrhundert lebenden Künstler Schelte Bolwert herrührt, ist ein Korbstuhl mit hoher Lehne abgebildet. Man sieht also, daß die Korbmöbel keineswegs eine Erfindung der Neuzeit dafftellen._ Neuerwerbung der Berliner Nalionalgalerie. Tie Berliner National. galerie erwarb die Bronzefigur der Aglaja von Professor Fritz Kliinsch. dem Berliner Bildhauer, die aus der FrühjahrSauSstellung der Berlmer Äkadeum der Künste in diesem Jahre bekannt geworden ist.