habe, unbedingt an die Hauptmasse zurückfallen müßten, da Dr. Edmund Stinnes die Hauptursache für die Ber» mehrung der Schulden des Konzerns in Höhe von nunmehr tOO TO i H i d n c rt ÜJlarf innerhalb des legten Ä a h r e s gewesen fei. Direktor Goldschmidt ist der Ansicht, daß diese Werte nicht nur aus moralischen, sondern auch aus g e- s ch ä f t l i ch e n und legalen Gründen zurückgegeben werden müßten. Der Stinnes-Konzern , soweit er nicht auf der Idee des Vertikaltruftes basierle, sei ein reines I n f l a t i o n s- Produkt gewesen. Die Söhne Stinnes hätten nach der Stabil!» sierung die Expansionspolitik des Daters in falscher Weise fortgesetzt. Es sei nicht unbedingt nötig, die Werte von Dr. Edmund Stinnes in die Masse zurückzuerhalten, um Deckung zu schaffen. Es würde aber zur Wiedererholung der In- d u ft r i e und der ganzen Wirtschaft beitragen, wenn die Werte zurückgegeben würden. Statt dessen habe Edmund Stinnes diese Werte zum Teil für einen sehr geringen Gegenwert(ein Drittel) nach dem Ausland verkauft. Der Fall Aga habe nichts mit der Stinnes-Liquidation zu tun. Man könne aber einem Werk, bei dem. Dr. Stinnes seine falschen Methoden fortsetze, die den Stinnes - Konzern zu Fall gebracht hätten, keinen Kredit bewilligen.
Achtung, Zememörüer! Nicht verhasten! Ein bayerischer Steckbrief. Augsburg , 20. August.(Eigener Bericht.) Der völlische Fememord an dem Kellner H a rtu n g. der ISlS bei ZuSmars» hauten(bayer. Schwaben ) begangen wurde, ist immer noch nicht geklärt. Der Mordtat verdächtig ist der damalig« Student und spätere Holzhändler August B eurer, geboren 18S8 in ZuSmars- huusen. Die Münchener Staatsanwaltschaft hat gegen den flüch- t i g e n Beurer schon im Borjahr einen Steckbrief wegen Mordes erlassen und erneuert nun diesen Steckbrief, indem sie fürsorglich der Ausschreibung beifügt:.... ist beim Antreffen nicht zu verhaften, dagegen sein Aufenthalt beim Bekanntwerden un» gesäumt der Polizeidirektion München mitzuteilen."— Toß die Polizei in einem Mördersteckbrief ausdrücklich anordnet, den des Morde? Verdächtigen nicht zu verhaften, dürste— Ben Akiba zum Trotz— wenigstens außerhalb Bayerns doch noch nicht dagewesen sein. Unser fimnestieverrat. Eine neue Walze der Kommunisten. Genosse Otto Meier schreibt uns: Die.Rote Fahne " braucht Zündstoff. In der Mittwochausgabe schreibt sie in knalligen Lettern über„beispiellosen Amnestieoerrat der Sozialdemokraten". Eine neue Walze, eine schmetternde Fanfare. Das Bemühen, den vermaledeiten Sozialdemokraten die Schuld dafür aufzubürden, daß im Ständigen Ausschuß des Landtags die preußische Amnestieverordnung nicht so gestaltet wurde, daß sie auch den Beifall der Kommunisten finden konnte, Ist unehrlich. Die kom- munistischen Vertreter wissen sehr genau, daß da» Schwergewicht bei den Verhandlungen im Unterausschuß lag, daß in diesem Unteraus- schuh fast alle positiven Verbesserungsanträge der Kommunisten und Sozialdemokraten von den bürgerlichen Vertretern niederge- stimmt wurden, daß hier die Verordnung ihre endgültige Form bekam und die Wiederholung der Anträge im Plenum des Aus- schüsses bei dessen Zusammensetzung nur«ine Demonstration sein kitW«. Deshalb haben sich die Sozialdemokraten auf die Abgabe einer Erklärung beschränkt, in der sie. mit aller Deutlichkeit nochmals ihr�Vorbehalte zum Ausdruck brachten. Vielleicht bekommt aber doch hier und da einer der kommunisti - schen Arbeiter diese Zellen zu Gesicht. Was wird er dazu sagen, daß die kommunistischen Abgeordneten nach der Erklärung des Justiz- Ministers, daß die Megierung sich auf keine Erweiterung ihrer Vor- löge einlasse und daß diese als Ganzes nur angenommen oder ab- gelehnt werden könne, bereit waren, diese ohne jede Verbesserung (die aber tatsächlich hineingearbeitet wurde) zu schlucken, nur um sie nicht zu gefährden. Ihre Anträge wollten sie bei Wiederzusammen- tritt des Hauses im Herbst einbringen. Was wird der einfache kommunistische Arbeiter dazu sagen, daß, soweit die Vorlage verschlechtert wurde, die kommunistischen Abgeordneten daran die alleinige Schuld tragen. Die Vorlage sah vor. alle Delikte des Landesverrats, soweit sie durch öffentliche Be- kan'ntmachung erfolgten(z. B. Bekanntgabe gcheimer Wasfenlager durch die Presse), zu amnestieren. Den Kommunisten blieb es vorbehalten, diese Bestimmung durch ausdrücklichen Antrag auf die Fassung„sofern die Tat durch innerpolitische Be- weggrünte veranlaßt ist", bedeutend einzuschränken. Jeder, der den Kampf des Pazifismus gegen die geheimen Rüstungen der kriegsbegeisterten Rechtsradikalen und für den Frieden Europas kennt, weiß, was diese Verschlechterung durch die Kommunisten bedeutet. Unser Antrag, die bedeutend erweiterte Fassung der Re- gierungsvorlage wieder herzustellen, wurde von den Kommu- nisten und den Rechtsparteien niedergestimmt. Der einfache kommunistische Arbeiter mag diese Tatsachen mit dem Geschrei der„Roten Fahne" vergleichen. Für die wilden Männer der„Roten Fahne" gibt es nur eine Diagnose: der Fall ist hoffnungslos. Die Amnestie wirkt. celpzlg. 20. August.(TU.) In dem Prozeß gegen die Kom- munisten Schneider. Maier. Stegmeier und Leib- s a h r t h vor dem Staatsgerichtshof zum Schutze der Republik ver- kündete der Gerichtshof heute nachmittag folgenden Beschluß: Alle Anaeklaaten werden auf Grund des Amnestiegesetze» vom 19. August 19W° ort auf freien Fuß gesetzt. Das Verfahren wird eingestellt und die Kosten werden von der Staatskasse übernommen. Reicksrat unü Lohnsteuer. Der Reichsrat billigte am. Donnerstag nachmittag die vom Reickstaa oetroiien« gesetzliche Bestimmung, daß die Relchsreglerung �nen Ges. tzentwu?f vorzulegen hat, der eine Erhöhung der Abzüge bei kinderreichen Familien und des steu-rlr-.en Lohnbe rage- vorfiltht, wenn das Auskommen aus der Lohnsteuer vom Oktober lVSS bis zum 81. März 19ZK ober poter'« Zw« aule.nandersolgem d°n Kalenderoierteljahren 600 Millionen Mark übersteigt Bayern ollein erhob Einspruch gegen den Beschluß des Re chstages, der be. der Verabschiedung der Steuergesetze aus Veranlassung der Sozial- demokratie gefaßt wurde. Der Vertreter Bayerns fand aber ke.ne Unterstützung bei den übrigen Ländern.- Den Gesetzentwurf über die Versorgung der Beamten des R-ich-w°ss-rschutzes lehnte der Reichsrat ab. erkonnte allerdings an, daß die Versorgung dieser Beamten entsprechend der Versorgung der Polizelbeamten der Lan - der möglichst bald geregelt werden müsse. Schließlich erklarte sich der Reichsrat damit einverstanden, daß von den im Haushalt für 1925 vorgesehenen drei Millionen zur Abgeltung von schaden und Hilfsmaßnahmen in besonderen Notfällen im besetzten Gebiet sofort 114 Millionen verwendet werden, daß serner die Erhöhung des Reichsbeitrage» zur Jahrtausendfeier der Rheinlande um 100 000 M. sofort ausgezahlt wird und von den sogenannten kulturellen Fonds für dl. besetzten Gebiete gleichfalls sofort IVt Millionen Mark zur Verfügung gestellt werden.
proöuktionsproblem und Gewerksthasten. Die Stellung der Gewerkschaften zu Staat und Wirtschaft.
Skuikgark, 19. August.(Eigener Drahtbericht.) Auf dem Der- bandstag des Deutschen Holzarbeiteroerbandes hielt am Mittwoch nachmittag Genosse Tornow ein groß angelegtes Referat über die Stellung der Gewerkschaften zum Staat und z u r W i r t s ch a f t. Er führte aus: Das Produktionsproblem kann in der kapitalistischen Wirtschast nicht ideal gelöst werden, weil dem das System der kapitalistischen Wirtschaft entgegensteht. Wir fordern die Be- seitigung des katzitaliftischen Systems als Gewerk- schaftler, um die bestmöglichen Lebensverhältnisse für die Arbeiter- schaff zu erlangen. Aber die Beseitigung des kapitalistischen Systems ist keine einmalige Aktion, sondern ein Entwicklungsprozeß. Während dieses Prozesses müssen die Lebensverhältnisse der Arbeiter. schaft taglich verbessert werden. Das sind die beiden Aufgaben der Gewerkschaftsbewegung. Das Primäre ist dabei die Verbesserung der Lebensbedingungen. Glücklicherweise laufen aber beide Aufgaben in der gleichen Richtung. Kapitalistische Wirtschast heißt planlose Einzelwirtschaft, Beherrschung der Produktionsmittel durch ihre Besitzer und Tributpflichtigkeit der Arbeiter gegenüber dem Kapital. Die Planlofigkeil der kapikalistischen wirkschast hat an ihr selbst die Tendenz zu ihrer Ueberwindung durch Konzen- tration erzeugt, die zu Syndikaten, Kartellen und Trusts führt. Wir dürfen uns dieser Entwicklung nicht grundsätzlich entgegenstemmen, sondern müssen angesichts der aus ihr entspringenden sozialen Gesahaen fordern, daß die Trusts dem Einfluß der Gesamtheit unterstellt werden. Das Monopol der Produktionsmittel in der Hand des Kapitals ist heute schon durch die Konzentrationsbewegung wesentlich beeinträchtigt. Wir müssen über die Konzentration d« Wirtschaft und ihre Kontrolle unter unserer Mitwirkung zur Brechung des Monopols der Produktionsmittel in der Hand des Kapitals kommen. Wenn es den Gewerkschaften gelänge, die Arbeitskraft, die dem Monopol der Kapitalisten entzogen ist, restlos zu monopolisieren, wäre es mit dem Diktat der Kapitalisten vorbei. Die Gewerkschaften haben die Monopolrechte des Kapitals doch schon in wesentlichen Punkten durchbrochen. Die Gewerkschaften als Sachwalter der menschlichen Arbeit hoben doch schon ein gut Teil mitzureden. Der Anteil des Kapitals am Arbeitsertrag kann durch eine aktive£ohnpolitlt und durch ein« aktive Staatspolitik auf steuerlichem Gebiet angegriffen werden. Der Kampf zwischen Kapital und Arbeit ist nicht eine einmalige Entscheidungsschlacht, sondern auf unserer Seite ein stetes Lorwärtsdrängen auf allen Teilen der Front, wobei nicht die Einzelheiten, sondern die Ge- samtlage entscheidend ist. Das nächste Ziel ist die Mitwirkung der Arbeiter in der Wirtschaft. Politisch ist die Demokratie formal und praktisch erreicht, wirt- schastlich noch nicht einmal sormal, geschweige praktisch. Der Weg ist nicht der Weg der Gewalt unter der Parole: alles oder nichts, sondern nur der Weg des Eindringens In die kapitalistische Wirtschaft, wie die politische Klassenherrschaft nur durch Eindringen in den Staat überwunden wurde. Wir haben beim heutigen Stande des Reallohns noch Möglichkeiten zur Verbesserung des Reallohns durch Vergrößerung des Anteils der Arbest am Arbeitsertrag. Aber das allein würde keine wesentliche Verbesse- rung der Lebensahltung ermöglichen. Eine solche ist nur möglich durch Steigerung des Produktionsertrages. Gewerkschaftspolitik heißt, auch produktionsförderude Politik treiben. Produktionssteigerung heißt ober nicht einfach Steigerung der Arbeitsleistung des einzelnen, sondern zunächst einmal Vermehrung der Zahl der produktiv Tätigen. Die Zahl der unproduktiv Tätigen in Handel, Geldumläufsregelung, Verwaltung ist heute, noch zu groß. Vor allem ist die Wirtschaft mit einer Ueberzahl über» flüssiger Handelsgeschäste belastet, deren Befestigung eine Steigerung der Produktion durch Vermehrung der produktiv Tätigen bedeuten würde. Die andere Möglichkeit zur Produktionssteigerung ist die Intensivierung der Arbeitsleistung. Mehr Arbeitsleistung pro Stunde. Dagegen wird eingewandt, daß der Mehrertrag doch dem Unternehmer zufließt, daß damit eine Ver- mehrung der Arbeitslosigkeit verbunden sei und daß schließlich die stärkere Anspannung der Arbeitskrast nur verschärfte Ausbeutung bedeute. Tornow weist darauf hin, daß erfahrungsgemäß beim
Sinken der Produktionsleistung der Lohnanteil am Ertrag viel mehr sinkt als der Kapitalanteil, weil er leichter zu verringern ist. Bei steigender Produktivität vergrößert sich die Lohnsumme nicht nur absolut, sondern auch relativ zum Kapital und umgekehrt. In Ländern mit zurückgebliebener Produktion ist die wirtschaftliche Lage der Arbeiter absolut und relativ schlechter als in Ländern mit fort- geschrittener Produktion. Eine Vermehrung der Arbeitslosigkeit durch Intensivierung der Produktion tritt ebenso wenig ein, wie sie mit der Einführung der Maschine eingetreten ist. Der Weg zur Produktions st eigerung geht nur über ein« tech- nische Revolution. Entwicklung der Technik, Arbeits- und Wirtschaftsorganisation ist die Parole. Durch sie haben die Ameri- kaner trotz Steigerung der Löhne die beherrschende Stellung ihrer Industrie in der Weltwirtschaft errungen. Wir werden zwongs- läufig mit einer Amcrikanisierung unserer Wirtschaft rechnen müssen, der wir in unserer weltwirtschaftlich gebundenen Wirtschaft nicht ausweichen können. Wie stellen sich die Gewerkschaften zu den amerikanischen Intensi - vierungsmethoden? Die Intensivierung berührt stets auch den Arbeiter irgendwie ungünstig durch Zunahme der Arbeitsleistung und Mechanisierung des Arbeitsprozesses durch die Maschine. Aber wenn die Intensivierung der Produktion nur durch Mechanisierung möglich ist, können wir uns gegen die Entwicklung nicht stemmen, sondern müssen sie zu beeinflussen suchen, um ihre Schäden zu über- winden. Zur Intensivierung der Produktion können die Gewerk- schaften durch ein« aktive Lohnpolitik beitragen. Wo die Arbeitszeit kurz und der Lohn hoch ist, ist der Zwang zur Intensivierung der Wirtschaft da. Das hat die Ent- wicklung in Amerika bewiesen, wo die Wirffchast die Höherbelastung durch Löhne in den Kriegsjahren des Bürgerkrieges und des Welt- krieges durch Mechanisierung, Typisierung und Normalisierung der Produktion erträglich gemacht hat und noch wettbewerbsfähig auf dem Weltmarkt geblieben ist. Zur aktiven Lohnpolitik muß eine aktive Wirtschaftspolitik kommen, die Wahrnehmung jeder Möglich- keit zur Mitwirkung in der Wirtschaft. Der neue Staat gibt dazu oermehrte Möglichkeiten durch die demokratisch. pari amen- tarische Verfassung und durch das M i t b e st i m m u n g s- recht bei den Aufgaben der Staatspolitik. Wir dürfen uns nicht als Feinde außerhalb des Staates stellen« wir müssen in den Staat hineingehen, aktive Politik treiben. Im allen Staat war die Wirtschaft der Politik entzogen, eine Privatange- legenheit der in der Wirtschaft Tätigen: der demokratische Staat muß Wirtschaftspolitik treiben. Die Demokratie im Staat verträgt keine Autokratie in der Wirtschaft. Die Voraussetzungen des heutigen Staates zwingen uns, Politik zur Vertretung unserer wirtschaftlichen und sozialen Interessen zu treiben. Dazu bedarf es nicht der unmittelbaren parlamentarischen Betäti- gung oder gar der Bildung einer gewerkschaftlichen Parlamentspartei in Konkurrenz zu den bestehenden politischen Parteien. Don den politischen Parteien, besonders den Arbeiterparteien, müssen wir fordern, daß sie alle Möglichkeiten fördern helfen, die es uns ge- statten, außerparlamentarisch unsere Wirtschafts- und Sozialpolitik zu vertreten. Es gilt die Gewerkschaftsmitglleder in den politischen Parteien für die Vertretung der Ziele der Gewerkschafte« zu mobili- sieren. Die Ausführungen des Referats wurden in einer Ent- s ch l i e ß u n g zusammengefaßt, die der Referent dem Verbandstag zur Beschlußfassung vorlegte. Sie erkennt die Verbesserung der Produktion und der Wirtschaftsorganisation als ein« wichtige Voraussetzung für die Hebung der Lebenslage und die Sicherung der Existenz der Arbeiter an. Diese kann aber nicht in Verlängerung der Arbeitszeit, Niedrighaltung der Löhn« und Abbau der Sozialpolitik bestehen, sondern in Steigerung der Massenkyufkraft durch hohe Reallöhne, rationelle Arbeit aus höchster technischer Stufe und sorgsame Pflege der sozialen Erfordernisse. Um diese Entwicklung zu fördern, müssen die Gewerkschaften ihre ganze Macht aufbieten, um maßgebenden Einfluß auf die Wirtschaftspolitik und auf die Wirt- schaff selbst zu gewinnen. Dazu gehört die Demokratisierung der Wirtschaft insbesondere durch Verwirklichung und Ausbau der im Artikel 165 der Reichsverfassung vorgesehenen wirtschaftsparlamen- tarischen Einrichtungen.
Teure Prinzen- teure Anwälte. Die Liquidation eines prinzlichen Anwalts. Bekanntlich hat der preußische Staat seine Klage gegen den Prinzen Friedrich Leopold von Preußen auf Heraus» gab« einiger seiner Güter verloren. Das Urteil hat Rechtskraft erreicht und der Potsdamer Anwalt des Prinzen, Justizrat Pink— der Prinz selbst � weilt ja seit Jahren in Lugano —, hat seine Kostenrechnung auf dem Landgericht Potsdam für den Staat eingereicht. Sie beträgt 210 000 Goldmark. Der ürusifche fiufftanü. Erklärungen des DrusensultanS. Ein Berichterstatter der„Voss.-Ztg." konnte ins Hauptquartier der Drusen zu ModjKl gelangen. Der Sultan A t r a s ch Pascha, Kommandant der Aufständischen erklärt« ihm u. a. „Der französische Druck auf das drusische Volk war ganz unerträglich geworden. General Sarrail hatte sich nicht«in- mal bereit finden wollen, unsere Abgesandten zu empfangen und unsere Beschwerden gegen den Gouverneur C a r b i l l e t(der in- zwischen abgesetzt ist. Red.) entgegenzunehmen. Alle Recht«, die uns die Franzosen 1921 zugestanden hatten, waren mißachtet worden. Man hat unsere Führer verhastet und jeder Denunziation Folge gegeben. Ich kann Ihnen versichern, daß trotzdem die Ar- fache nur das Mißachten der Beschwerden des drustsche« Volkes war, der Aufstand keineswegs nur eine lokale Bedeutung hat, sondern, daß er als Beginn eines allgemeinenAus stände? in Syrien aufzufassen ist." Parlamentäre, die zu dem französischen Obertommandanten ab- gesandt waren, gaben dem Berichterstatter die folgenden französischen Friedensbedingungen bekannt: „Die Drusen haben 1. 5000 Pfund Kriegs- entschädigung zu zahlen, sie haben 2. alle durch Plünde- rungen oder sonstwie geschädigten Kaufleute voll zu ent- schädigen, und sie müssen 3. die bei den Kampfhandlungen erbeuteten Waffen zurückgeben." Sultan A t r a s ch erklärte, daß seine Antwort lauten werde. diese Forderungen seien für die Drusen unannehmbar. Nicht die Franzosen ) sondern die Drusen selbst fühlten sich als die An- gegriffenen. Daher hätten die Franzosen Kriegsentschädigung zu zahlen. Eine Entschädigung der. drusischen Stämme für das ihnen zugefügte Unrecht verlange er nicht. Das drusische Volk werde sich selbst zu einer Entschädigung verhelfen. „Freiwillig werden wir die erbeuteten Waffen an die Fran- zosen nicht zurückgeben. Wir haben sie mit unserem Blut erkaust und werden sie behalten." Als der Journalist dem Sullan sagte, daß die Franzosen doch anscheinend die Forderungen der drusischen Parlamentär« au»
genommen hätten, was die Amnestie und die Autonomie an- betteffe, so daß Djebeldrus unter einem d r u s i s ch e n Gouverneur stehe und von einem drusischen Staatsrat verwallet werden könne, erwiderte der Sullan, mit einer bloßen Autonomie des drusischen Gebietes könne er sich nicht zufrieden geben. Er ver- lange mit seinem ganzen Volk die völlige Unabhängigkeil ganz Syrien ». freie» Parlament, ein nationales Heer, nationale Regie- rung und einen König oder Präsidenten als Staatschef. Die Franzosen müßten sich damit begnügen, ähnlich wie die Eng- länder im Irak , nur als Berat er zu fungieren. Di« Franzosen hätten in Syrien insgesamt 6000 Mann, seien in Marokko überall in Anspruch genommen und außer st an de, Verstärkungen zu schicken. Andererseits habe er, der Sullan, viele Freunde und Bundesgenossen. Wenn Frankreich es wagen sollte, das Drusenvolk anzugreifen, werde in ganz Syrien der Aufstand ausbrechen. Der Berichterstatter hat den Gesamteindruck, daß die politische Lage als s e h r ernst aufzufassen ist, weil der Sultan von zahl» reichen syrischen Abgesandten zu weiterem Widerstand er- mutigt werde, und weil der Sullan offenbar auch mit einem Aufstalid in Damaskus rechne und darum trotz der Entsendung seiner Parlamentäre in Wahrheit nicht geneigt sein dürste, ernschaste Friedensverhandlungen zu beginnen. Lonüoner öestätigung. Pari», 20. August.(Eigener Drahtbericht.) Nach einer Meldung aus englischer Quelle dauern die Verhandlungen in Syrien zwischen den aufständischen Drusen und den französischen Behörden fort. Die Drusen sollen die Räumung des Djebel-Drus durch die franzö- fischen Truppn, den Wiederausbau oller durch französische Be- schießung aus der Luft zerstörten Gebäude, die absolute Freiheit des Waffenhandels und die Verminderung der Zahl der französischen Kontrollbeamten auf 5 verlangen. Da» Außen- Ministerium in Paris hüllt sich in Schweigen und behauptet, keinerlei weitere Nachrichten von General Sarrail über die Vorgänge in Syrien erholten zu haben.__ Attentat auf Alfons? Nach Gerüchten, die der„Voss. Ztg." aus Lissabon gemeldet werden, soll in Santander auf da» Auto des Königs Alfons geschossen, er leicht am Arm verwundet, der Chauffeur und ein Adjutant getötet worden sein. Der in Balenria weilende spanische Arbeitsminister dementierte die Noch» richt nicht, sondern lehnte nur jede Auskunft ab. Hava» meldet gegenüber allen ipaniichen Demenlis, das Attentat ser versucht. aber verhindert und Alfons nicht verletzt worden. Ermordung ei«, Kanton-Minister«. In Kanton ist Liav-Hung-Hoi, ein radikales Mitglied der Aantonregieruug, meuchlings ermordet worden.