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Heuchelet. Die Zollvorlage, die ganze Zollpolitik, die Auf­rechterhaltung eines ungeheuren Steuerdrucs hat den 3wed, die Preise hoch zu halten. Kapitalbildung soll durch Ersparung von Arbeitslohn fünstlich forciert werden. Was sich jetzt in der Regierungspresse, namentlich bei den Deutsch nationalen abspielt, ist nur das gewöhnliche Geschrei des Mannes, der altet den Dieb" ruft. Die Deutsch­nationalen namentlich möchten die Schuld ihrer Wirtschafts­politik auf andere Kreise abwälzen. Am liebsten wäre ihnen offenbar, wenn die Dinge sich weiter zuspizen, ein regelrechter kleiner Judenpogrom. Das erscheint ihnen als einzige Möglichkeit, ihre von ihren dauernden Um­fällen längst enttäuschte Massen noch bei sich zu behalten. Die Manöver find so durchsichtig, daß auf sie niemand hinein­fallen wird. Die Deutschnationalen sind bei der Einleitung der verhängnisvollen Wirtschaftspolitik, unter deren Anfängen wir bereits schwer zu leiden haben, der treibende eil gewesen. 3ölle und Steuern, das war der Kaufpreis, für den sie auf Elsaß- Lothringen , auf ihre Rolle als nationale Opposition und auf all die anderen schönen Dinge, die sie früher in allen Tonarten gepriesen hatten, gerne verzich teten. Jetzt möchten sie ihre Hände in Unschuld waschen. Nur wird sich feiner finden, der so naiv ist, ihnen den Gefallen zu tun, daß er ausgerechnet an ihre Unschuld glaubt.

Ein gefährliches Verfahren.

Die Verhaftung des Dichters Johannes R. Becher . Der Oberreichsanwalt und mit ihm der Staatsgerichtshof treffen in letzter Zeit Entscheidungen, die bei allen halbwegs Urteilsfähigen ohne Unterschied der Parteirichtung Ersta u nen und Entrüstung hervorgerufen haben. Gegen die skandalöse Berurteilung des Schauspielers Gärtner zu ein­einhalb Jahren Gefängnis wegen der Rezitation revolutio­närer Lieder auf einem kommunistischen Revolutionsfest hat sich seinerzeit der Präsident der Deutschen Bühnengenoffen­chaft Ridelt in den schärfsten Worten gewandt. Er, der an den Verhandlungen des Staatsgerichtshofs in diesem Falle teilnahm, sprach davon, daß der Geist des Mittel­alters" durch den Gerichtssaal gehe. Der Protest Rickelts ist nicht unbeachtet geblieben, er hat eigentlich überall zu­stimmung gefunden. Ob sein Appell freilich schon bis zum Reichspräsidenten Hindenburg gedrungen ist, der für die Begnadigung Gärtners die allein zuständige Stelle bildet, ent­zieht sich unserer Kenntnis. Wir glauben aber nicht, daß in einem solchen Fall der Reichspräsident die Bollstreckung eines unzweifelhaft ungerechten und dem Rechtsempfinden wider­sprechenden Urteils dulden wird.

Jetzt hat die Verhaftung des Dichters Johannes R. Be ch er dem ersten Standal einen neuen hinzugefügt. Die Verhaftung ist auf Grund eines Haftbefehls des Oberreichs­anwalts in Württemberg vorgenommen. Becher wird vom Reichsanwalt Borbereitung zum Hochverrat, Aufreizung zum Klaffenhaß und Gotteslästerung vorgeworfen. Es handelt fich offenbar um sein letztes Werk Der Leichnam auf dem Thron". Wir kennen dieses Wert nicht. Es fommt bei der Beurteilung dieses Falls auch gar nicht auf die Einzelheiten des Inhalts der Becherschen Dichtungen an. Entscheidend ist, daß mit dieser Verhaftung der Oberreichsanwalt einen Weg geht, der aus prinzipiellen Gründen von vornherein abgelehnt werden muß. Bisher hat man unter Borbereitung zum Hochverrat immer bestimmte Handlungen und nie­mals schriftstellerische oder künstlerische Aeußerungen ver­standen. Die Rechtsprechung des Staatsgerichtshofs und des Reichsgerichts gegen alle Hochperratsvergehen, die von der rechten Seite gekommen sind, erhärtet diese Behauptung. Noch niemals ist ein völkischer Schriftsteller aus gleichen Gründen verurteilt, geschweige denn verhaftet worden. Diese Handhabung der Rechtspflege widerspricht auch vollkommen der Praris, die sogar in wilhelminischer Zeit wenigstens im Durchschnitt üblich war. Gerade vom Staatsgerichtshof und vom Oberreichsanwalt fönnte man erwarten, daß sie über den- bornierten Standpunkt. der hier und da bei einem ein­zelnen Amtsgericht mit ausgesprochen reaktionärer Besetzung verständlich sein kann, hinwegzusehen vermögen, und daß sie alles vermeiden, das ohnehin nicht sehr große Ansehen der deutschen Rechtsprechung noch weiter zu schwächen. Es scheint, als ob alle Mahnungen an diese Adresse vergeblich sein sollen. Um so mehr wird es Aufgabe des Reichstags fcin, hier endlich Remedur zu schaffen. Das mindeste, was erwartet werden muß, ist die sofortige Aufhebung des Haftbefehls gegen Becher. Weder von Verdunke lung, noch von Fluchtgefahr kann hier die Rede sein. Wenn die Praxis des Oberreichsanwalts gang und gäbe wer­den sollte, dann würde es um jede Freiheit der Meinungs­äußerung geschehen sein. Wir glauben, daß alle diejenigen, die an der Aufrechterhaltung freiheitlicher Zustände aus allen Lagern interessiert sind, sich diesem unseren Protest an­schließen werden!

Strafjustiz und Republik .

Das Reichsbanner Schwarz- Rot- Gold hatte gestern zu einer Kundgebung nach der Stadthalle in der Klosterstraße zu dem aktuellen Thema Strafiustiz und Republil ein­geladen. Insolge des riesigen Andranges reichte die große Halle bei weitem nicht aus, so daß in der Parochialstraße eine Parallelversammlung abgehalten werden mußte. Der erste Redner, Dr. Brand, führte etwa aus: Unser Vertrauen zur Justiz ist heute stark erschüttert. Das gilt nicht nur für Berlin . sondern für das. ganze Deutsche Reich. Die Justiz in ihrer jezigen Form bedeutet eine Gefährdung der Republik , die auf alle Fälle eine schnelle Aenderung erfahren muß. Der letzte Rest des Vertrauens zur Justiz ist im Volke geschwunden. Die Gleichgültigkeit, die von den Repu blikanern bisher an den Tag gelegt wurde, muß einer energijahen Angriffsfreudigkeit gegen das rechtsgerichtete Richter tum und deren Schandprozesse und Urteile weichen. Der Redner gab einige Beispiele unerhörter Strafen gegen linksgerichtete Per sonen, denen er die milden Urteile gegen reaktionäre Gruppen und Berbände gegenüberhielt. Dr. Brand teilte die Justizbeamten in drei Klassen ein: eine fleine Gruppe, die wahren Republikaner, die heute einen schweren Stand haben, dann die zweite Gruppe, die rechis ein­gestellten Richter, die sich aber dennoch Mühe geben, möglichst objektiv zu urteilen, es aber nicht immer fönnen, und als dritte Gruppe die reaktionäre Mehrheit der geschworenen Feinde der Republik , die fich weder dienstlich noch öffentlich scheuen, ihre reaktionäre Gesinnung zu verleugnen. Das beste Mittel wird sein: die Namen und die Urteilsfällung der Richter der Deffentlichkeit in großen Bolfsver jammlung bekanntzugeben. Nur ein machtvolles Zusammenstehen fügen: 3 publikaner por den Hebergriffen der Rechtsjustiz Schüzen: Wollt ihr Gerechtigkeit, so schützt die Republik !" Der zweite Redner, Dr. Seligsohn, unterstrich als Richter stark die berechtigten Angriffe auf die Justiz und gab einen Einblick in die Psyche der Ritcher. Auch er betonte, daß der einzige Weg, der hinausführe, der Weg an die Deffentlichkeit jei, Barum noch immer

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in die Psyche der Richter. Auch er betonte, baß ber einzige Weg, ber| Taufe bes ,, Tempelhof ", deffen Führer der befannte Steuermann bes sammlungen, wo das Material, das von kundiger Hand gesammelt, 3. R. III, Scherz, ist, nahm nach einer Ansprache des Vorsitzenden allen Volksgenossen bekanntgegeben werden muß, vielleicht dazu bei- des Aeroklub, Major v. Tschudi, die Gattin des Kommerzienrats tragen wird, auf das Richtertum erzieherisch einzuwirken. Zur Colsmann vor. In Anwesenheit einer riesigen Menschenmenge, die, öffentlichen Reinigung gehört vor allen Dingen die Aufklärung des wie zurzeit des Startes des 3. R. III das Gelände der Luftschiffwerft Volfes, um die Vergewaltigungen gegen Republikaner zu unter­binden. Wir brauchen feine Feme , wie sie die Völkischen anwenden, denn wir, die wir die Mehrheit im Bolte haben, haben das Recht furzem in München getaufte 3eppelin" bei westlichem Wind zu einer binden. Wir brauchen keine Feme , wie sie die Völkischen anwenden, besezte, stiegen dann die sieben Ballons, darunter auch der erst vor zu verlangen, daß republikanisch geurteilt wird. Zielfahrt auf. Brausender Beifall dankte den Ausführungen der Redner. Nach der Rundgebung versammelten sich vor der Stadthalle die einzelnen Gruppen des Reichsbanners und zogen geschlossen in ihre Stadtteile zurück.

Selbstmord einer unbekannten Geisteskranken. Wer ist die Frau?

Tödlicher Fliegerunfall bei Zürich . Auf dem Flugplatz Düben­ dorf bei Zürich stießen am Mittwoch abend zwei Militär­Flugzeuge, die von zwei Militär- Flugaspiranten gesteuert wurden, in einer Höhe von zirka 300 Metern zusammen. Beide Apparate stürzten in die Tiefe, wo sie völlig zerschelt antamen. Die beiden Aspiranten foaren sofort tot.

Sterbetafel der Groß- Berliner Partei- Organisation

91. Abt. Neukölln. Der Genosse Mag Ball ist gestorben. Die Einäscherung findet am Sonnabend, 4 Uhr, Baumschulenweg, statt.

murde von einem Schupobeamten eine Frau aufgegriffen, die auf 120 Kilometer lange Flugstrede Erfurt - Leipzig in der Reford­In den Abendstunden eines Dezembertages im Jahre 1923 Flugzeug D 357 legte unter Führung des Piloten Schroth die Ein Flugzeug viermal so schnell wie ein D- Jug. Das Junkers­der Straße ziellos umherirrte. Da ihr ganzes Gebahren das einer Geistestranten war, so wurde sie in die Anstalt nach Herzberge zeit von 32 Minuten zurüd, was einer ungefähren Durchschnitts­gebracht. Alle Nachforschungen nach ihren Anstundengeschwindigkeit von 235 Kilometer entspricht. Der D- Zug gehörigen blieben erfolglos. Vor einigen Tagen hat Erfurt - Leipzig braucht Stunden. es diese Geistestrante verstanden, sich einen Schlüssel zu dem ver­gitterten Toilettenfenster zu verschaffen, Fenster und Gitter damit zu öffnen und zu entfliehen. In der Anstaltskleidung wanderte fie die Herzbergstraße entlang und betrat das Haus Nr. 149. Eine frühere Wärterin der Irrenanstalt, die in diesem Hause wohnt, be­gegnete ihr zufällig auf der Treppe und versuchte, sie durch gütliches Zureden in ihre Wohnung zu loden, um fie der Anstalt wieder zuzuführen. Die Irre folgte aber nicht der Einladung, sondern lief zu einem Bodenfenster, und ehe man sie zurückhalten fonnte, hatte die Treppe hinauf. Zufällig paßte der entwendete Schlüssel auch fie das Fenster geöffnet und sich hinaus auf den Hof gestürzt. Ihre Berlegungen waren so schwer, daß fie nach wenigen Augenbliden starb. Als besonderes Merkmal ist zu erwähnen, daß ihr das eine Bein in der Mitte des Unterfchenfels amputiert worden war, und daß fie als Ersatz eine sehr gute Prothese worden war, und daß fie als Erfah eine sehr gute Prothese angehört haben muß. Mitteilungen zur Feststellung der Persönlich trug. Es läßt sich schließen, daß die Frau den begüterten Kreisen teit sind an die Vermißtenzentrale im Polizeipräsidium zu richten oder an den 2. Kontrollbezirt des Polizeiamtes Lichtenberg .

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Wie sie zu ihrem Bubikopf kam.

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102. Abt. Baumschulenweg. Unser altes Mitglied, Genosse Paul Bredow, Schraderstr. 15 ist verstorben Einäscherung Sonnabend, den 22. August nachm. 32 Uhr, Krematorium Baumschulenweg.

Arbeitersport.

Sonntag große Filmaufnahme.

AIIe Mitglieder der Freien Turnerschaft Groß­Berlin sowie befreundete Arbeitersportler müssen am Stelle sein. Es werden für einen großen Propagandaj i I m 500 Sportler Sonntag, vormittags 11-11 Uhr, in Sportkleidung am Sportplat Reinidendorf, Scharnweberstraße, gegenüber Eichbornstraße, zur gebraucht. Ferner wird die der Freien Turnerschaft befreundete Arbeiter­fchaft ersucht, zur Mitwirkung beim Film zu obiger Zeit zur Stelle zu sein.

Sport.

Die Ruffen fliegen zum ersten Male in der Rhön. Industrie- Rakowski) startete heute in der Mittagsstunde zum ersten K- P- J- R( die Anfangsbuchstaben von Kiem- Polytechnikum Male. Aeußerlich macht dieser Apparat einen sehr formvollendeten Eindruck und ist, soweit bis heute und nur oberflächlich zu beurteilen möglich ist, vielleicht zum Segeln geeigneter als zum Streckenflug. Der mit so großer Spannung erwartete Start mit Drahtseil war ganz einfach. Führer war der befannte Stredenflieger Jacom. to chuk, der auf der Krim bereits Stunden gesegelt ist. Er landete an der Fuldaquelle nach 1 Minute 28 Sekunden.

Einen recht üblen Scherz erlaubten sich zwei Herren einem jungen Mädchen gegenüber. Sie trafen sich zufällig in einem Filmindustrie" seinen Freund als Chef eines benachbarten großen Lotal am Halleschen Tor, wo einer der Kavaliere aus der Friseurgeschäftes vorstellte. Im Verlaufe der Unterhaltung sprach man auch wie naheliegend vom" Bubikopf", worauf das junge Mädchen erklärte, daß es fich gern verschönern" lassen würde, aber für diesen 3med fein Geld habe. Bereitwilligst, wie es nun einmal Ravaliere sind, erbot sich der angebliche Friseur, ihr das füße Köpfchen" fostenlos in die richtige Form bringen zu laffen und überreichte ihr seine Geschäftsadreffe. Am Dienstag Fräulein erschien in dem Laden und das schöne lange Haar fiel Dormittag sollte die Staatsaktion vor sich gehen. Das fleine unter der Schere des Gehilfen, der dafür Sie berief fich auf den Chef, doch als dieser erschien, stellte es fich 5,50 m. verlangle. heraus, daß er nicht der Herr vom Halleschen Tor war. Das junge Mädchen mußte nun wohl oder übel das Geld hingeben, nachdem es schon ihr schönes Haar geopfert hatte. Als die Be­trogene mittags empörten Herzens die Friedrichstraße passierte, fah lichen Herrn, der sich ihr gegenüber als Friseur ausgegeben hatte. für fie plötzlich zu ihrer nicht geringen Ueberraschung den freund­Sie steuerte energisch auf ihn los und verabsolate ihm, ehe er fich's verfah, 3 mei träftige Ohrfeigen. Dann machte fie Kehrt und ließ den völlig Verdugten stehen. Immerhin für den Ravalier eine recht milde Strafe, hätte das junge Mädchen, was richtiger gemesen wäre, den Herrn feststellen lassen, so wäre er jo leichten Kaufes nicht davon gekommen.

Bolt und Zeit", unsere illustrierte Wochenschrift, und Der Kinderfreund" liegen der heutigen Postauflage bei.

Schwere Unwetter in Mitteldeutschland .

In der vergangenen Nacht sind einzelne Teile von Mitteldeutsch­ land von einem sehr schweren Unwetter heimgesucht worden. Ganz besonders wurde das Gebiet nordwestlich von Halle a. S., birgstreis mitgenommen, im ersteren die Stadt Gerb städt, der Mansfelder Seekreis und der Mansfelder Ge­im lehteren Hettstedt . Der angerichtete Schaden ist ganz ge­im lehteren Hettstedt . Der angerichtete Schaden ist ganz ge­waltig.

Gewerkschaftsbewegung

Das Aussperrungsfieber der Textilbarone.

einen Facharbeiter 55 Pf. Wie niedrig müssen dann erst In der Textilindustrie beträgt der durchschnittliche Stundenlohn die Löhne der ungelernten Arbeiter, der Arbeiterinnen sein. Wagen es die Textilarbeiter irgendwo eine Aufbesserung über Elendslöhne zu fordern, sofort beschließen die Unternehmer die massenaussperrung. Die Hungerpeitsche soll die Lohnsklaven zwingen, zu Kreuze zu friechen und trotz der Steigerung der Lebens­mittelpreise und der sich darausergebenden weiteren Verminderung der Kauftraft der ohnehin zu niedrigen Löhne zufrieden zu sein.

Dabei steht es in der Textilindustrie keineswegs so, als könnten feine besseren Löhne gezahlt werden. Die deutsche Zegtil industrie hat goldene Jahre hinter sich. Spinnereien und Bebereien arbeiten auf Grund einer unsinnigen Preispolitik mit ho hem Gewinn. Das Kapital von 52 Attiengesellschaften ist von 95 932 427 M. im Jahre 1914 bis zum Jahre 1924 auf 115 518 000 m., trog Krieg, trotz aller Wirtschaftskrisen, ange­ihre Belastung von 41 743 860 m. auf 2870 621 M. verringert. Der wachsen. Fünfzig dieser Gesellschaften haben innerhalb dieser Zeit Reingewinn dieser 52 Aktiengesellschaften der Baumwollindustrie betrug 1924: 14 550 056 m. gegen 12 213 761 m. im Jahre 1914. Ihre Dividenden stiegen in 43 Gesellschaften von durchschnitts lich 6.47 Proz. auf 7,58 Pro3.

Eben weil die Herren sich fühlen, sind sie rücksichtslos gegen ihre Arbeiterschaft, brutal in ihrer Abwehr von Lohnforderungen. In dem soeben beendeten Lohnkonflikt der München - Glad Schiedsspruch mit der Aussperrungsandrohung von 40 000 Textilarbeitern bekämpft.

Das Unwetter tobte ungefähr von 7 Uhr 15 Min. bis 9 Uhr 15 min. abends und erstreckte sich von Gerbstädt in der Richtung nach Belleben auf ungefähr 6 bis 7 Kilometer Länge. In Gerbstädt wurde vor allem die etwas niedrig gelegene Friedrich­straße in Mitleidenschaft gezogen. Hier sind von ungefähr zehn Häusern die Vordermände eingestürzt. Es handelt sich um Lehmhäuser mit sogenannten Wellerwänden. Aus der Friedrichstraße ergoß sich der ungeheure Basserstrom in die Otto- bacher Textilindustrie wurde ein verbindlich erklärter straße. Hier find fämtliche Keller erfoffen. Dampfspritzen sind jetzt in voller Tätigkeit, um die Keller wieder frei zu pumpen. Die Gärten sind völlig verschlammt, und die Humusschicht ist abgetragen. Wie aus dem Bericht des Regierungspräsidenten Grügner hervor­geht, sind mindestens 20 Häuser, die vorzugsweise oder ausschließ­lich von Bergarbeitern und Berginvaliden bewohnt waren, in Mit­leidenschaft gezogen worden. Sieben Häuser sind voll­tommen zerstört, und die übrigen 13 bis 14 Häuser sind aufs schwerste beschädigt. Insbesondere ist sehr großer Mobiliarschaden entstanden. Der Regierungspräsident schätzt 220 000 Reichsmart. Personen sind nicht umgekommen. Der allein den den Bewohnern entstandenen Schaden auf etwa Mansfelder Geekreis hat zur Linderung der ersten Not 20 000 Reichsmart bereitgestellt. Außerdem hat der Regierungspräfi­dent sofort eine weitaehende Notstandsaktion eingeleitet.

Durch den seit Menschengedenken nicht erlebten Wolkenbruch ist auch der Bahnförper zwischen Sandersleben und Belleben an verschiedenen Stellen so stark unterspült worden, daß beide Geleise unbefahrbar wurden. Der Zugverkehr wird von Halle bis Belleben für den Nahverkehr durch Pendelzüge aufrechterhalten, im Fernverkehr erfolgt Umleitung der Büge. An der Wiederherstellung wird unausgesetzt gearbeitet, so daß mit Auf nahme des regelrechten Verkehrs über ein Geleis voraussichtlich heute 3zu rechnen ist.

Regierungspräsident Grüßner hat aus Magdeburg Pioniere angefordert, die in Stärke von 80 Mann im Unwettergebiet bei Gerbstädt eingetroffen sind.

Die Jubiläumsfeier des Luftschiffbaues Zeppelin. Zielfahrt von sieben Freiballons.

Friedrichshafen , 21. August 1925. Am heutigen Freitag morgen trafen Reichsverkehrsminister Kroner und Reichstagspräsident Löbe zur Teilnahme an der 3eppelin- Erinnerungsfeier in Friedrichshafen ein, wo sie von Leitern des Luftschiffbaues Zeppelin empfangen wurden. Am Vormittag fand für die Teilnehmer an der Feier eine Besichtigung der Zeppelinwerft und des Zeppelinmuseums statt. In der großen Halle, in der noch

vor einem Jahr der 3. R. III gelegen hatte, war inzwischen die Füllung von sieben Freiballons vorgenommen worden, darunter der neue Ballon, Tempelhof ", dessen Korb und Netz noch von der Zeppelinexpedition nach Spikbergen stammen. Die

Die sächsischen Textilindustriellen drohen jetzt mit der Aussperrung von 200 000 Arbeiter und Arbeite rinnen, weil die Arbeiterschaft leben will und eine Lohnerhöhung fordert, um ihre bisherige Lebenshaltung nicht noch tiefer herabsinken zu lassen. Die Arbeiter haben die Lohn­tarife bereits zum 5. Juni und zum 4. Juli gekündigt. Neue Lohn­tarife fonnten nur für 25 000 Arbeiter vereinbart werden. Einigungs­tausend Arbeiter, denen das Schindludertreiben mit ihrer Existenz zu perhandlungen scheiterten an der Haltung der Unternehmer. Etliche dumm wurde, traten in den Streit. Nun trat die Geldsacksolidarität in die Erscheinung: alles wird ausgesperrt. Die 25 000 zu neuen Bedingungen arbeitenden, die streikenden und die nichtstreifenden Textilarbeiter.

geprüft und mit den Löhnen in anderen Industrien verglichen werden. Ebenso müßten auch bei Untersuchung der Frage, ob die zu niedrigen Löhne nicht erhöht werden können, die Preise und Gewinne der Unternehmer in der Textilindustrie nachgeprüft werden. Das Aussperrungssieber würde dann erheblich zurückgehen.

Die Löhne der Arbeiter fönnen bei jeder Verhandlung nach­

Die Forderungen der Buchdrucker. Donnerstag abend fand im Gewerkschaftshaus eine General­versammlung der Berliner Buchdrucker statt. Genosse Maier, Direktor der von den freigewerkschaftlichen Organisationen der Arbeiter, Angestellten und Beamten ins Leben gerufenen Arbeiter­bank, hielt zunächst einen sehr lehrreichen Vortrag über Zweck und Ziele dieser Bank. Die Forderung des Referenten, die Gelder der Gewerkschaften im eigenen Interesse unabhängig von privat­kapitalistischen Bankunternehmen zu verwalten, wurde auch von der Bersammlung unterstrichen.

Den Bericht über das legte Quartal gab der Gau­

vorsitzende Braun. Er erinnerte an den vor kurzem in Potsdam abgehaltenen Jungbuchdruckertag, der einen erfreulichen

Verlauf genommen hat. In der Konjunktur mache sich jetzt ein Abflauen bemerkbar, wodurch die 3 ahl der Arbeitslosen in den letzten Tagen gestiegen sei. Die Unternehmer glauben, die Lohn- und Arbeitsbedingungen nur im Kampf gegen die Gewerkschaften regeln zu können, wobei den Unternehmern die