itsnpaler Manuroald) wurden ebenso gegeißelt wie das ge- meinsame Baden beider Geschlechter und der ganze„einseitige Körperkult".(Justizrat Schrömbgens.) Mit einer apodiktischen Sicherheit, die die lebhafte Be> wunderung der ganzen übrigen Welt erregen muß, hat der Stuttgarter Katl/olikentag immer wieder seine Liebesides als den einzig möglichen und notwendigen Ausweg aus Seelen- not und Verwirrung unserer Zeit gepriesen. Aber die K r i s e, von der der deutsche Katholizismus durchschüttelt ist, kann das höchste Wissen um seine Heilslehre, seine glänzendste Anemp- fehlung als alleiniges Erlösungsmittel nicht beseitigen. Reli- giöser. pbiesterlichsr und politischer Katholizismus steben zu einander m engster innerer Verflechtung und gegenseitiger Verantwortung. Die Rechenschaft, diemanoonden H a n d l un gen des Zentrums fordert, berührt zuletz t den gesamten Katholizismus. Eine auf Verständigung basierende Außenpolitik der Zentrumspartei wirkt zurück auf den Friedens- und Versöhnungswillen der Aofpora. Aber eine Innenpolitik der Partei, die die B e- sitzintersssen schützt, die Lasten den Arbei- t enden aufbürdet und Wirtschaftspolitik treibt in, Zeichen angeblicher„bitterer Not- we n d i g k e i t", wird es den religiösen Siegelbewahrern des Katholizismus immer schwerer machen, das„Göttliche" und „Ehristliche" in dieser Welt zu suchen. Und mit rauher Hand zerstört di? Wirklichkeit das alte katholische Losungswort hhtx „Materialismus" der Sozialdemokratie. Auch der Katholizismus ist eine Welt in ihrem Wider- fpruch. Stuttgart bedeutet eine Kurve nach rechts. Es rechtfertigt die Tat eines Joseph Wirth , die der Bedrängnis eines tief gläubigen Katholiken entsprang. Der Katholizismus will die Menschheit vor dem Fragen durch. den Glauben erlösen. Aber kann er es vertragen, wenn feine Organisationen und seine Wortführer immer wieder von den Zweifelnden aus den eigenen Reihen gefragt werden:„Wo- §&» des Wegs?"
�elöentöne von rückwärts. Das völkische Grostmanl. Es gibt eine Sorte von Menschen, deren Covrag» zuminmt mitderEntfernungvomGegner und deren Wortschwall zum Getöse ausartet— sobald der böse Feind de» Rücken zeigt. Schon im alten Griechenland war es Sitte, daß sich die„Helden" am Schlachtfeld vor Antritt des Waffengangs wie keifende Weiber beschimpften. Eine neue M�hode des hellenischen„S ch l a ch t g e s ch r e i s" hat die„nationale" Presse in Deutschland erfunden. Sie mault hinterher, sobald der Franzose — aus der Erkenntnis toa der inneren Kraft der deirtsch-fraazösischen Verständigung «»d vom Bankrott der Gewaltpolitik der letzten Zeit heraus — seine Truppen zurückzieht und folgt ihm mit ihrem Gekläff wie ein bissiger Köter von Etappe zu Etappe, von Stadt zu Stadt. Der«cht völkische und deutschnationale Mann setzt sich be- kuuntlich mit einer großen Geste über den verlorenen Krieg htomeg und berauscht sich an den Phrasen psychopathischer Kraftmeier, die um so mutiger sind, je weiter sie vom Schuß So wird in den letzten Tagen das Augufthest der New- Nort» Nativnalisten-Zeitschrist„American M o n t h l y" in allen nationalistischen Blättern ausgeschlachtet. Dort ent- deckt man die das völkische Herz erfrischenden markigen Sätze: JEBir würden aber wahrscheinlich dem Franzosen unrecht tun, wenn wir glaubten, daß er einen Teil des Farbigenkontingents cm Schamgefühl zurückziehe. Der Rückzug der schwarzen Tr»ppeu ist das E ch o auf die von Abb el Krim abgefeuerten Sch i ff e Paris zieht diese farbigen Kräfte zurück, damjj sie gegen M stellte und 10 000 handfest« Deutsche kämpfen, die. wenn ihr Dienst tu der spanischen Fremdenlegion abläuft, sich mit dem Er- läser Moroktos verbinden werden. Wir find nicht sehr entzückt davon, zu sehen, daß dt« Franzosen die Ruhr freiwillig räumen. Wenn fie länger dort geblieben wären.
Die Dornenkrone. Don Richard Fritz. Sie trug ein« Dornenkrone, lächelnd und selbstverständlich, wie andere einen schönen Frühlingshnt tragen. Schon als Kind saß ihr die Krone aus dem Haupt. Sie war das einzige Kind bürger- ticher Eltern. Der Vater hiett es mit einer leichtsertigen Person und schlug Frau und Kind, wenn er betrunken nach Hanse kam. Di« Pttttter schrie mit ihrem Mann, lieh ihren Gram an der Tochter aus, trank Schnaps und schlug ihr Kind gleichfalls. Wenn fie nüchtern war, weinte sie und sagte: Zvci bist brav, du oerdienst es nicht." Die Tochter lächelte. Es war ihr alles selbstverständlich. Fragte man nach dem Kinde, so sagte die Mutter: �vaicke, tt geht ihr gut. sie ist ein braves Mädell Ich hüte ste wie meinen Aug. apfel." Sie sagte es jedem, der es hör«, wollt«. Der Dater sagte: „Sie macht sich, sie gerät mir nach!" Bekannte und Derwandte waren beruhigt:„Sie ist gut aufgehoben!" sagten sie. JEs. ist eine ehrsame Familie." Nach dem Tode ihrer Eltern nahm fie einen Dienst an. Sie lächelte immer und sagte:»Bitte l" Sie war als Kindermädel au- gestellt. Das Kind, das sie zu betreuen hatte, war boshaft und ve» zogen. Sie lächelte es an. Ihre Frau peinigt« sie mit Launen. Sie sagte:„Bitte!" Es war ja selbstverständlich. Nur der Herr war schuld, daß sie den Dienst verlieh. Er war freundlich. Doch eines abends mußte sie sich in ihrem Zimmer einsperren. Am nächsten Tag verließ sie das Haus. Vor dem Tor blieb sie stehen. Die Frühlingssonne koste ihre schmalen Schultern. Ste strich sich langsam über die Stirn. Sie wollte einen Druck wegstreichen. Sie konnte es nicht. Da lächelle sie in den Sonnenschein. Wenige Tage später log sie im Spital: sie wußte nicht, daß sie mit dem Tode rang. Sie litt nicht, sie duldete. Jeden Tag sagte sie dem Arzt auf seine Frage:„Dante, es geht besser!" Und der Tod kam immer näher. Die Pflegerinnen hatten niemals eine geduldigere Kranke in Obhut. Sie begannen sie deshalb, als die Todesgefahr abgewendet war, zu quälen. Sie empfand das kaum. Es war wohl sÄbstver- ständlich. Nach Monaten verließ sie geheilt das Spital. Dann kam für sie eine Zeit, da mußte ste öfters weinen. Seit dem Tode Ihrer Mutter hatte sie nicht geweint. Nur wenn sie als Verkäuferin hinter dem Ladenttsch stand, lächelte sie immer. Die Kunden keßen sich gern von ihr bedienen. Sie zeigte ihnen alle Ware», die vorrättg waren, drei- und viermal, und lächelte dabei. Mit zwettmdz wanzig Jahren heiratete sie. Sie fühtte sich glück- lich. Bald nach ihrer Hochzeit verlangte ihr Mann Geld von ihr und schlug ste, wenn keins zur Stelle war. Sie gab soviel sie konnte. Es war ja selbstverständlich. Eines Abends kam er nicht nach Hause und kehrte nicht mehr zurück. Sie strich sich über die Stirn: sie hätte gern geweint, als sie seinen kurzen Abschicdsbrief las.„Temperamentlos, stumpf.« ,"
würden ste ste gegen ihren Willen haben verlassen müssen. Dies gilt für die ganze R h e i n l a u d z o n e. Der Rhein ist Deutschlands Strom, nicht Deutschlands Grenze. Solange der Geist, der Hindenburg wählte, herrscht, werden Deutsche , nicht Franzosen . die Wacht am Rhein halten. Von einem Ende Deutsch . lands bis zum anderen, einschließlich der geraubten Länder Elsaß-Lothringen und Oberschlesten. einschließlich Oesterreichs und Tirols, wird die donnernde Fordeeung ertönen: Raus! Der Franzose oder der Pole, der diese» Ruf nicht achtet, wird ein toter Franzose oder ein toter Pole seinl" Was soll man dazu sagen?— Dieselbe»Bündnis- psychose" wie in»D e r g r 0 ß e n Z e i t", in der man den häuslichen Krach irgend eines Scheichs oder Kalifen mtt Hilf« des Kriegspresseamtes künMch zu einer großen Staatsaktion auspumpte. Der Krach gehört zum Geschäft und die drohend er- hoben«Faust zu den Tricks der völkischen Agitation. Hier wird mit Argumeitten der äußeren Politik und der Oekonomre wenig auszurichten sein. Was soll man aber zu solchen »nationalen" Heroen sagen, wie dem Grafen Pesta- lozza, der in der»Deutschen Zeitung" schreibt: „Endlich zogen sie ab! Mit Sack und Pack, Neger und Hundepeitsche. Jahre haben sie gewütet. Diese sadistischen Horden, die uns die Hunnen nannten. 2Vb Jahre strich der gallische Hahn hin über das Ruhrgebiet , krähte sein „V ive l»?r»oce" und brachte das unbeschreib- lich ste Elend mit sich. Wer weiß nicht, was es bedeutet, wenn der Hahn auf dem Dache sitzt? Dann begann der französische Katzenjammer. Folgte prompt aus die Geste von glorie und victorie, wie der Hering auf die Siegesorgien der Besatzungstruppen. Die französischen Besatzungstruppen find abgerückt, weil sich das neue Deutschland in seiner über- wiegenden Mehrhett zu der Erkenntnis durchgerungen hat, daß unsnurderfriedlicheWiederaufbau vorwärts bringt und die Brüder am Rhein frei macht vom Druck des ftenrden Militärs. Das weiß jedermann, diesseits und jen- feits des Rheins. Es ist e i n e T r a g ö d i e, die ihrem Ende . uizeht, zwischen Rhein und Ruhr. Aber auch m der klassischen Tragödie war«in« Person nicht zu oermissen: der Narr I Conrad tzoetzenöorf gestorben. , In Mergentheim ist der ehemalige österreichisch-ungarische ' Feldmorschall Conrad Hoetzendorf nn 72. Lebensjahr gestorben. . Er war ein Liebling Franz Ferdinands , der ihn auch zum General- stabschef gemacht hatte. Es ist längst bekannt, daß Conrad nie an die Dreibundtrene Italien » geglaubt hat, vielmehr sicher war, daß Italien sich im Fall d«— eigentlich immer schon«rwarte- ; t«n— österreichisch-russischen Kriege Südtirols und der Nordost- adria zu bemächttgen versuchen würde. Daher fordert« er nicht nur Rüstungen und Befestigungen gegen Italien , sondern geradezu den Vorbengungstrieg gegen diesen.Verbündeten" lange vor dem Weltkrieg. Damit drang er nicht durch, aber seinen und Franz Ferdinands Rüstungsforderungen wurde eher Rechnung getragen. Da» aber bracht«— bei den Selbständigkeitsbestrebungen Ungarns und bei der Armut Altösterreichs— die Militärpartei in vecht scharfem Gegensatz zu den Parlamenten. Um Conrad war vor dem Krieg schon ein Nimbus großen Strategentums gewoben worden. Seine Hecrführung im Krieg hat später scharf« Kritik erfahren. Das mehrbändige Memoiren- werk, das er vor kurzem veröffentlicht hat. ist eine ungeheure .Aneinanderreihung oft fast nichtiger Kleinigkeiten und hat gerade dadurch ntcksi zur Erhöhung seines Ansehens beigetragen. Immerhin: fett dem Zusammenbruch, der ihn auch persönlich schwer traf, da Ihn da» arm« Deutschösterreich lange nicht einmal ein« auskömmliche Pension bejahten tonnt«, war er ein stiller Mann und hat nie gegen die vom Volk gewollt« Staatsform go- hetzt, auch nie bewaffnete Geheimarmeen zum Umsturz der Re»
hieß es darin. Sie bückte ruhig vor sich hin. Dan» ging ste plan. los bei Rächt durch Straßen und Gassen. Als sie am nächsten Tage mit zerrissenen eidern in einem Dorstadtpark aufgefunden wurde, standen auf ihrer Sttrn blutige Tropfen in Reihen. Wie ein Diadem aus Rubine» sah es aus. Ihre Miene war hell, ganz hell, freudevoll fast. Wären die Augen nicht tot gewesen, fie hätten leuchten müssen. Die Dornenkrone ward ihr von der Sttrn gerissen. Dann hott« der Tod die Stacheln zertreten.
Ein neues Selbstbildnis Raffaels. Bildniff« von Raffoel waren uns bisher nur aus seiner Frühzeit und aus seinen letzten Jahren bekannt. Daher ist es von größtem Interesse, daß es jetzt gelungen ist, ein Selbstbildnis des Meisters festzustellen, das au» der Reife- zeit seines Schaffens stammt und zweifellos da» schönste seiner Selbstporträts ist. Der Nachweis gelang durch die Auffindung eines neuen Dokumentes, das Georg Gronau in der»Kunstchronik' mit- teilt. Das Zeugnis ist von Corrado Ricci im vatikanischen Archiv aufgefunden worden und verbreitet einiges Licht über die erste Zeit Raffaels in Rom , über die man bisher noch so wenig weiß. Es ist ein vom 4. Oktober 1509 datierter Erlaß des Papste« Julius II » durch den der Papst seinem»geliebten Sohn Raffael Johannes von Urbino, Mal» in unserm Palast", das durch den Tod des bisherigen Inhabers freigewordene Amt eines Lrevenschretbers ver- leiht. Das Dokument ist deswegen wertvoll, weil es das erste ist, durch das uns Raffael als im vatikanischen Palast tätig beglaubigt wird: sodann aber klärt es eine bisher rätselvolle Figur in einem der Fresken des Meisters auf. Auf dem Fresko der»Austreibung des Heliodor" steht in der Ecke links, dicht neben der Gruppe der Sänftenträger, ein Jüngling in langem Mantel, den er wie ein« Amtstracht über dem Gewand angelegt hat: außer einem Barett hält er in der Rechten ein Blatt Papier , auf dem der Name eines sonst nicht bekannten Cremonesen steht. Man hatte schon früher auf die Aehnlichkeit dieser Gestalt mit einer Figur eines Bildes in der Akademie von San Luca zu Rom hingewiesen, das nach der Ueberlieferung ein Selbstbildnis Raffaels sein soll. Die eigentümlich« Tracht auf dem Fresko findet nun darin ihre Erklärung, daß sich Raffael als Schreiber der Breoen dargestellt hat, und auch der bisher rätselhafte Name auf dem Blatt Papier läßt sich zwanglos deuten: er soll nämlich auf eine Briefadresse hinweisen, wie ste ja zu dem in Amtstracht auftretenden Brevenschreiber paßt. Jedermann am päpst» lichen Hofe wußte sofort, worum es sich handelte, wenn er diese Briefadresse In der Hand des Breoenschreibers erblickte. Die Jüng- lingsgestatt in der»Austreibung des Heliodor" ist damit wohl mit Sicherheit als ein Selbstbildnis des Meisters erwiesen. Heft t der»AlStler der volksbShne Verliv' für bat Spieljabr 1925/26 ist soeben erschienen. Da? Hejt entbält außer einer Reibe von Hinweisen organisatorischer Art einen Ueberblick über die Darbietungen, die den Mit- gliedern des Vereins VolkSbübne im neuen Spieljahr geboten werden sollen, einen aussührlichcn Bericht über den sechsten Volisbühnentag, der vor einigen Wochen in Jena statlsand, sowie einen recht instruktiven Artikel über die Berliner Tbeater 1925/26. Tie.Blätter der Volksbühne»erlin- werden den Mitgliedern des Vereins Volksbühne unentgeltlich geliefert. Mitglieder- ausnahmen in den Verein erfolgen jederzeit in den Geschäftsstellen der Volksbühne lLlnienstr. 227, Königsplatz 7, Köpemckcrftr. 68), an den Tietzschen Theaterkassen usw.
publik aufgestellt, wie gewisse feiner reichsdeutschen„Kameraden", die von der Republik fette Goldmarkpenstonen beziehen und sie dafür beschimpfen und umzustürzen versuchen. Hindenburg bei Ludendorff . München . 26. August.(Eigener Drahtbericht.) Hindenburg wird am nächsten Freitag, wie der»Völkische Beobachter" zu berich» ten weiß, Ludendorsf in seiner Billa in Ludwigshöye bei Mün chen besuchen. Aus diesem Anlaß sollen auch noch einige andere Dienstgefährten als Gäste geladen werden. Hindenburg hat während seines Aufenthalts in Bayern außer dem früheren Krön. prinzen Ruprecht auch dem Prinzen Leopold«inen Besuch abgestattet._
Schlachtenbilö im Rathaussaal. Ein Wunsch des Reichspräsidenten an die Stadt Potsdam ? Im Potsdamer Stadtverordnetensitzungssaal haben die Bilder zum Teil verdienstvoller früherer Stadtoberhäupter einem mächtigen Schlachtenbilde aus dem Weltkrieg weichen müssen. Das von Prof. Bogel geschaffene Bild stellt den Generalfeldmarschall von Hin- d e n b u r g mit dem General Ludendorff in Lebensgröße in» mitten großen Schlachtengetümmels zwischen brennenden Dörfern und gefangenen Russenkolonnen in der Winterschlacht in den Masuren dar. Diese von einem großen Teil der Stadtverordneten eisig und ablehnend aufgenommene Dekoration eines parlamentarischen Sitzungssaals wurde von dem Stadtverordnetenvorsteher Dr. Roß- b n n d damit begründet, daß der Herr Reichspräsident die Stadt gebeten habe, ihm Gelegenheit zur Besichtigung dieses Bildes zu geben, und das man dem allen Herrn nicht zumuten könne, diese Besichtigung in dem bisherigen Aufbewahrungsraum im 2. Stock des Palastes Barbarini vorzunehmen. Die ganze Art der Aufmachung im Stadtverordnetensitzungssaal durch den Potsdamer Magisttat wird aber als eine Provokation der republikanischen Bevölkerungskreise der Stadt empfunden, die sich unter dem Deckmantel der Erfüllung eines Wunsches des Reichs- Präsidenten vollzieht. Sehr merkwürdig berührt es auch, daß der in Aussicht genommen« Besuch des Reichspräsidenten in Potsdam im Zeichen versunkener Militärherrlichkeit begangen werden soll. Wir sind gespannt, wie der Reichspräsident als Oberhaupt der deut- fchen Republik in diesem monarchistischen Milieu die Republik repräsentier!._ Kirche und Kriegshetze. Stockholm , 26. August. Die hier tagende internattonale Kirchen- konferenz faßte folgende Entschttehung gegen den Krieg:»Der Krieg als Mittel zur Lösung internationaler Streitigkeiten durch physische. mit Heimtücke und Lüge sich verbindende Gewalt ist u n v e r- e i n b a r mit der Gesinnung und dem Verhalten der Kirche Christi. Der Krieg, so aufgefaßt, ist Mißbrauch der Gewalt, weil er die Vollmacht, über sittliche Werte autoritativ zu entscheiden, einer Instanz zuweist, die dafür unzuständig ist: der Gewall. Ws Angreifer in einem Kriege ist dasjenige Bolk anzusehen, das eine Entscheidung durch Schiedsspruch ablehnt oder die sonstigen durch Gesetz und Ordnung in Betracht kommenden Schritte unter- läßt. Es ist die P f l i ch t der Kirchen, das ganze Gewicht ihres Einflusses in d» Richtung auf eine brüderliche Organisation der Völker geltend zu machen. Mit keinem der vorstehenden Sätze soll das jedem Volke angeborene Recht auf Selbstverteidigung gegen Angriff oder Unterdrückung o-'-eiastet werden." Damit vergleich« man j«..e vielzuvielen Gefftllchen in aller Welt, die an der Kriegshetze fröhlich und gottesfürchtig teilnehmen. Wir haben von dieser Sorte in Deutschland , vor allem d i t Herren Kirchenbeamten, die bei„Oberland" und.Reichsflagge", bei»Stahl- Helm" und„Werwolf" Fahnen weihen und dabei gleich rrgend einem Ludendorsf oder Dusterberg Kriegsreden verzapfen. Kein Wunder, daß die rechtsradikale Presse diese Stockholmer Entschließung zunächst mal— nicht enthälll
Dle von China vorgeschlagene ZoMariffonserenz Ist auf den 26. Oktober anberaumt worden. Die englische und amerikanische Regierung haben die Einladung Chinas zur Konferenz angenommen. 1. j vmundfens Polarpläne. Em Dertteter des»Kasseler Tageblatt-* halte eine Unterredung mit Amundsen auf dessen Fahrt nach Sq- L Amunjissn führte, über seine Absichten befragt, aus, daß an eine neue Nordpolerpeditton vor Sommer 1927 nicht zu denken sei. Er hält vorläufig an dem Plan fest, für seine Unternehmungen Flugzenge zu verwenden. Voraussetzung dafür ist, daß der Flug ohne Zwischr» landungen vonstatten gehen kann. Ueber sein Verhältnis zu den Eckenerschen Plänen befragt, erklärte er, daß er eine durchaus selb» ständige und abwartende Haltung einnehme. Der Forscher glaubt, daß der Plan einer Luftschssfexpedttion nach dem Nordpol verhält- nismäßig größere Geldsummen erfordern würde. Er hin nicht die Absicht, auf der Reise Friedrichshofen zu berühren. Das Ziel scincr Reise ist entgegen anderslautenden Gerüchten Basel , wo er sich mit seinem Schwager Elsworth treffen will, um zusammen mtt Herrn Brentice die Finanzierung seiner Pläne zu besprechen. Bon einem Auflauf von Flugzeugen in Italien ist gleichfalls nicht die Rede. Es ist beabsichtigt, wenn möglich, für ein« neue Expedttion wieder die- selben Begleiter zu gewinnen. Amundsen fand erneut anerkennende Worte über seinen deutschen Begleiter Feucht bei der tetzten Nordpci- «zpedition. Gegeuoffensio« der Darwinisten. Ein gewisser Wilson, ein Bürger des Staates Tennessee , hat soeben beim Obersten Bundes- gericht in Washington die Klage gegen die Regierung seines Bundes- staates angestrengt. Als Nebenkläger tritt der Berteidiger auf. der in dem Affenprozeß von Dayton die Sache des Angeklagten Scopes verttat, und der auch Wilson als Rechtsbeistand in dem bevor- stehenden Prozeß zur Seite stehen wird. Wilson weist in der Klage- schrift darauf hin, daß er Vater von fünf Söhnen ist, die die Schule von Tennessee besuchen, und deren Bildungsgang durch dos Gesetz, das die Erwähnung der Darwinschen Lehre im Lehrplan der Schule ausschließt, empfindlich beeinttächtigt werde. Er fügt weiterhin hinzu, daß dies« Unterrichtsbeschränkung gegen die amerikanische Verfassung und gleichzeitig auch gegen die Gewissenssteiheit verstoß«. Auf den Ausgang de» bevorstehenden Prozesses vor dem Obersten Bundesgericht der Bereinigten Staaten darf man gespannt sein. Das Gericht in Washington wird sich als höchste Instanz darüber auszusprechen haben, ob das Gefetz von Tennessee gegen die amerikanische Verfassung verstößt. Wird diese Frage bejaht, so ist damit die Ungesetzlichkeit des bekannten Berbots von Tennessee erwiesen, denn die Verfassung der amerikanischen Einzelstaaten darf nach der Konstitution nichts enthatten, was der Unionverfassung widerspricht. Alpenrekord«laec Frau. Während bei der voraufgegangenen Generation noch ein richtiger Turnunterricht für Mädchen zu den Seltenheiten gehörte, rst es uns heute eine Selbstverständlichkeit, bei fast allen sportlichen Betätigungen die Frau an der Seite des Mannes zu sehen. Auch der ernsthafte Alpinismus hat sich mehr und mehr weibliche Anhänger erworben, die bereits beochtens» werte Erfolge aufzuweisen haben. So fft es jetzt einer Eng- länderin gelungen, einen Alpenrekord aufzustellen: ihr glückte es, als erste Frau das Wetterhorn von der Ostseite zu be- steigen: eine Tour, die große Geschicklichkeit und Ausdauer erfordert. Andere Bergsteigerinnen vor ihr haben sie beretts vergeblich ver- sucht: eine von ihnen ist dabei tödlich verunglückt. Interessant ist es. daß die mutige Bezwingerin des Wetterhorns das immerhin reipek- table Alter von 70 Jahren hat.