Der Konflikt mit üen Waflerwerken. Die Charlottenburger Wasserwerke haben an den M a g i st r o t Berlin ein Schreiben gerichtet, in dem sie weitere Verhandlungen über die Versorgung von Schöneberg und Steglitz für zwecklos erklären. Gleichzeitig haben sie an die bürgerliche Presse eine Information gesandt, in der sie den bisherigen Lauf der Verhandlungen in ihrem Sinne dar» stellen und Vorschläge lancieren, die geeignet sind, ihren geschäft- lichen Nutzen zu fördern. Die Charlottenburger Wasserwerte gingen bei diesen Mitteilungen an die Zeitungen von der stillschweigenden Annahme aus, daß die Mehrheit der bürgerlichen Press« be- reit sei, die Interessen einer privaten Crwerbsgesellschast höher zu stellen als die Interessen der Stadtgemeinde und ihrer Bevölkerung. Mehrere Forderungen der Charlottenburger Wasserwerke sind derart, daß sie auch vom kapitalistischen Standpunkt aus gesehen, nicht mehr als geschäftlich richtig anerkannt werden können. sondern als Zumutungen bezeichnet werden müssen, um einen stärkeren Ausdruck zu vermeiden. So z. B. schlagen die Charlotten- burger Wasserwerke eine Tarifkonvention mit den städtischen Wasserwerken vor, die folgenden Inhalt haben soll: .Die Charlottenburger Wasserwerke gehen mit ihren Preisen aus die niedrigen Berliner Preise zurück, dafür sollen die städtischen Wasserwerke Rückvergütungen an die Charlottenburger Gesellschaft zahlen." Warum die Rückvergütungen? Damit der hohe Gewinn, den die Aktionäre und die Aufsichtsratsmitglieder jetzt erhalten, auch nach einer Tarifreduktion unvermindert bleibt. Jetzt nämlich„erwirtschaften" die Charlottenburger Wasserwerk« diese Gewinne selbst durch enorme Wasserpreise, die gerade für die kleinen und kleinsten Abnehmer fast halsabschneiderisch wirken. Folgender Vergleich zeigt die Betröge, die.«in Kleinabnehmer im Reiche der privaten Charlottenburger und der städtischen Berliner Wasserwerke für eine Vierteljahrsabnahme von IS bzw. 3l> Kubikmeter zu zahlen hat. Vierteljahrsoerbrauch:;.j Gesamtbetrag der zu zahlen ist im Bereiche der privaten Charlottenbg. Berliner städtischen Wasserwerke Wasserwerke IS cdm..... M. 10,15 M. 3,25 30 cbm..... M. 15,40 M. 4,60 Man vergleiche den ungeheuren Preisunterschied, der gerade die kleinen und klein st en Abnehmer am stärksten bedrückt. Der Berliner kommunale Betrieb berechnet für da» Kubik- meter Wasser den Einheitssatz von IS Ps. Die private Charlotten- burger Gesellschaft läßt sich bei einem Vierteljahrsoerbrauch von 30 Kubikmeter für einen Kubikmeter S1 Ps., bei einem Verbrauch von IS Kubikmeter sogar 68 Pf. für«inen Kubikmeter bezahlen. Angesichts dieser gewaltigen Preis« ist es nicht weiter ver- wunderlich, wenn die Gesellschaft in dem letzten Geschäftsjahr 1923/24 an ihre Aktionäre 2 Millionen Mark Dividend«,«m ihre« Aufflchtsrat 222 000 Mark Tantieme, zusammen 2 222 000 Mark auszahlte. Zur Aufrechterhallung dieser riesigen Gewinne soll die Stadtgemeind« ein« Rückvergütung an die Gesellschaft zahlen. Solche Forderungen werden von den Charlottenburger Wasser» werken erhoben und— merkt Euch da»— von einem Teil der bürgerlichen Presse ihren Leiern«mpfoklen. Ein anderer, nicht minder famoser Dorschlog der Charlotten- burger Wasserwerke geht dahin, zwischen Stadt- und Privat- gejellschaft eine Abgrenzung der beiderseitigen Versorgung,- bezirke vorzunehmen.. Die städtischen Wasserwerke wollten Zontrum, Norden und Osten de» Stadtbezirks beliefern, während die Charlottenburger Gesellschaft sich den Westen und den Süden als Einslußsphäre vorbehalten wollte. Diese Regelung sollte gleich aus mehrere Zohnefrnle getroffen werden. Auch ein solcher Vor- schlag ist völlig undiskutabel. Er beweist nur, daß die Charlotten- burger Gesellschaft die Errichtung der Einheitsgemeinde Berlin nicht verstand?" hat oder nicht verstehen will. Die Berliner Einheitsgemeind« ist gegründet worden, um die früher stark zersplitterte Versorgung der Bevölkerung mit Gas, Elek- trizität, Wasser usw. zu vereinheitlichen und damit zu ver- billigen. Dieser Zweck ist, gerade auf dem Gebiet der Wasserwerk« in einer vorbildlichen Weise erreicht worden. Der Berliner Wasser- preis beträgt zurzeit 15 Pf. für ein Kubirnrter. Er ist damit aus den Friedenssatz zurückgegangen, der vor dem Kriege in Alt-Berlin gültig war. Diese Preisherabsetzung ist um so bemerkenswerter, als das allgemeine Preisniveau jetzt bekanntlich 30 bis 40 Pro», über den Friedensstand liegt. Für ein» Anzahl der früher selb- ständig gewesenen Vororte, wie Charlottenburg , Köpenick , Lichtenberg . Pankow usw. liegt der gegenwärtig« Berliner Wasserpreis sogar unterhalb der Sätze, die k den genannten Gemeinden vor dem Kriege in Kraft waren. Die weiter« technisch« und wirtschaftlich« Entwicklung der Ber - stner Wasserversorgung kann nur in der Durchführung der Ver- einheitlich ung liegen. Die Zersplitterung, wie sie jetzt noch durch die Existenz der Charlottenburger Werk« vorhanden ist. muh beseitigt werden. Der Bezirk der Charlottenburger Gesellschaft unisaßt insgesamt 39 Städte, Gemeinden und Gutsbezirte, von denen 23 mit rund 1 Million Einwohnern durch die Bildung der neuen Stadtgemeinde Berlin in diese übergegangen sind. Der Rest von 16 Gemeinden mit zusammen 43 000 Einwohnern liegt außerhalb der heutigen Stadtgemeind« Berlin Im Kreise Teltow . Die zuiünftige Ausgestaltung der Berliner Wasserversorgung — das ist der Sinn der Cinheilsgemeinde— kann nur darin be- stehen, tost das Gebiet der Charlottenburger Gesellschaft allmäh- l i ch von der Stadt übernommen und mit den Stäb- tische,, Wasserwerken zu einer Einheit oerschmol- z e n wird. Der Anfang der Uebernahm« soll jetzt mit den Bezirken Schöneberg und Steglitz gemacht werden. Wenn die Char- l.ttteiibnrgcr Gejelljchast, gestützt auf einflußreiche Verbindungen, glaubt, dies« naturgemäße Entwicklung verhindern zu können, so irrt sie sich. Die Sozialdemokratisch« Partei und mit ihr die ge- samt? c.tbe.iende Bevölkerung unserer Stadt wird darüber wachen, d'ß hier nicht wieder das Interesse der Allgemeinheit dem Profit- streben einer einzelnen Aktionärgruppe geopfert iviid Bei den Siadtverordnelenwahlen aber, die Ende Oktober d. I. statts-nden, wild es die Aufgab« unserer Partei sein, so stark zu werden, daß Winkelzüge, wie die Charlottenburger Wasser- werke sie jetzt versuchen, vollkommen aussichtslos werden.
Verlin , die Kirchenstadt. De stimmte die Zahl der Kirchen das menschlich« Wesen, wie brav, wie sündenrein müßte der Berliner dastehen. Berlin Hot unter allen Städten Europas die meisten Kirchen und nicht nur an Zahl, sondern auch an Manmgsaltigkett der Gebetsstätten schlägt e, den frommsten Konturrenten. Amsterdam z. B. zählt 50 Kirchen, das heilig« Rom 60, München über 100 und Wien , das allewell sidele. 135. Aber un« Berlinern, kann keiner! Ob wir auch in Armut und Elend Rekorde schlagen— wen interessiert das! Kann uns doch niemand das beglückend« Gefühl rauben, 260 Kirchen in unseren Mauern zu zählen. Unter ihnen gibt et 132 evangelische und 64 katholisch« Gotteshäuser. 3 französische Kirchen. 1 englische. 1 amerikanische, 3 Garnison -, 2 Baptisten-, 14 Methodistentirchen, 13(!) klösterliche Andachtsstätten, 23 Synagogen. 1 Kirch« für Taubstumme und einen Budaha-Tempel. Mancher Gläubige mag in den Kultstätten schon Befreiendes erlebt haben, der Leidende, der auch erkennt, kommt zu anderer, fteierer Religion. Wenn er leise die Frage stellt, ob 260 gemeinnützige Anstallen nicht segensreicher wirken könnten als die gleich« Anzahl Kirchen— ist er.schlechter"?
Der Zirkus kommt! Das Vergnügen, den Zirkus„ankommen" zu sehen, gehörte seit Menschengedenken zu den unbestrittensten in den Kleinstädten der ganzen Welt. In den Kreis bescheidenen Lebens und der Selbst- gcnügsamkeit treten plötzlich Menschen, die mehr sahen als die Stadt in ihrer Gesamtheit, die schon von Menschen gesehen wurden, deren ferne Wohnorte man gerade aus der Landkarte kennt. Dieses all- fränkische Vergnügen versammelle gestern so ziemlich alles, was den Norden der Welsstadt Berlin bewohnte, in der geräuschvollen Gegend des Rordbahnhoss. im Umkreis der Eberswalder Straß« und der Schönhauser Allee . Es lohnte sich. Er kam daher wie eine wandelnde Stadt dieser Zirkus Kr o n e. Er kam aus dem Süden de« Landes, wo dem Menschen das Staunen und Freuen mehr im Blute liegt, mit Hunderten von Wagen, die ganze Güterzüge besetzt hielten. Angefüllt mit ganzen Wäldern von Masten und Stangen, mit Kilometern von Tauen und Stricken, mit Zeltplanen, die«in ganzes Rittergut bedecken konnten. Im Innern der Wagen rumort« vielfältiges Leben. Die Pferde scharrten, die Elefanten trompeteten und die Löwen und Tiger brüllten. Die Seelöwen und Meer- elefanten schrien brünstig nach dem Wasserbad. Diese ganze Zirkus- stadt war froh, wieder für ein paar Wochen festen Boden anstatt der rollenden Räder unter den Füßen zu haben. Sie zog ununter- brachen durch das Spalier der Menschen, die den ganzen Weg bis zum Platz an der Schönhauser Allee besetzt hiellen. Es kamen Reger. es kamen Inder, es kamen garantierte Indianer aus dem wilden Westen Amerikas . Kerle mit psrgamentner, faltendurchfurchter Haut, gleichmütig die Pfeife im Mund, ohne Neugierde für diese» Berlin und seine Bewohner. Kerle, die die Sonne aller Erdteil« gebräunt, die es verlernt hatten, irgend etwas erstaunlich zu finden. Als das neu« Land auf dem Exer betreten und füglich mit Beschlag belegt worden war. begann alles zu bauen. Die Masten ordneten sich und die Stangen wuchsen haushoch. Die Zellpläne formten sich zu Dächern und die Taue strafften sich. Und heute morgen war die Zirkusstadt errichtet, gruppiert um das große Zell, das drei Manegen birgt und eine Rennbahn und Plätze für Zehntausend. Und heute abend wird das Ganze sich zum erstenmal in Be- wegung und Buntheit entwickeln. Der Zirkus wird zeigen, wozu er die lange Reise gemacht hat.
Die preßkohlentoffer. Zwei Pensionatsdiebe festgenommen. Penstonatsinhaber und-inhaberinnen denken mit Schrecken an den Herbst und Winter des vergangenen Jahres zurück. Zu dieser Zeit häuften sich die Diebstähle besonders an russischen Staatsangehörigen, die. nachdem sie geflüchtet waren, als einziges Gut ihre Brillanten und Pelze über die Grenz« gebracht hatten. Mit der Festnahme zweier Russen scheint jetzt endlich das Rätsel jener Dieb- stähl« wenigstens zum Teil gelöst zu sein. Als wiederum in einer vornehmen Pension im Westen ein größerer Diebstahl verübt worden war. stellte sich heraus, daß ein kurz zuvor dort zugezogener angeblicher Arzt Dr. Gizicke unter Zurücklassung eines Rohrplattenkofsers verschwunden war. Dieser Koffer enthielt Preßkohlen, die zum Teil w Zeitungs- papier eingewickelt waren. Koffer und InHall wurden einer genauen und eingehenden Untersuchung unterzogen, die Kohlen einzeln cuisge- wickelt, und dabei fand man auf einem Bogen mit Bleistift ge- schrieben die Adresse eines Verbrecherlokals in der Weinmessierfiraße. Dieses Lokal, das der Kriminalpolizei als Unterschlupf für lichtscheues Gesindel schon lange bekannt war, wurde nun längere Zeit hindurch genau beobachtet. Eines Abends konnte ein angeblicher Dr. Alexander P a g o d i n festgenommen werden, der sich dann als der bereits früher wegen Pensionatsdiebswhls verhaftet gewesene russische Staatsangehörige Dr. Alexander R o g o w i n au» Moskau entpuppte. Da die Festnahme des Rogowin in der Dunkelheit auf der Straße vor sich gegangen war, hatte man im Lokal nichts davon wahrgenommen. Bald darauf vervließ ein anderer Mann die gastlich« Stätte. Sein Aussehen entsprach genau der Beschreibung des Dr. Gizicke. Die Beamten nahmen auch ihn fest. Bei einer Durchsuchung fand man bei ihm einen Gcpäckausbe- wahrungsfchein. auf den er auf einem Bahnhof einen Autolackleder- kosser ausgegeben Halle. Zu aller Ueberraschung enthiell auch dieser Koffer nur Preßkohlen. Der Festgenommene ist der 33 Jahre alte stellungslose Kaufmann Bruno von K a n t e ck i. Er gibt zu. in jener Pension unter dem falschen Namen„Dr. Gizicke" gewohnt zu haben. Es ist leider bisher noch nicht gelungen, die Wohnung Kanteckis in Berlin zu ermitteln. Er ist im Besitz von Haus- und Korridorschlüsseln, schweigt sich ober aus guten Gründen darüber aus. zu welchem Hause sie passen. Mindestens Rogowin scheint sich auch international betätigt zu haben. Er wird von Paris her steckbrieflich gesucht. Sachdienliche Angaben über die Festgenommenen werden an die Dienststelle de» Oberinspektors Gennat, Polizeipräsidium Berlin, Zimmer 106, erbeten.
Ueberfalle«, gefcffelt und beraubt. Heut« früh zwischen 5 und 6 Uhr hörten Passanten auf der Chaussee zwischen Rahnsdorf und S ch ö n e i ch e schwache Hilfe- rufe aus dem Walde schallen. Man ging den Lauten nach, und fand hinter einer kleinen Bodenerhöhung zwei junge Mädchen auf der Erde liegend vor. Beiden waren die Hände auf dem Rücken gebunden und die Füße zusammengeschnürt: im Munde hatte jedes Mädchen ein Taschentuch stecken. Die beiden Ueberfallenen, die 16 und 18 Jahre alten Töchter des Schneidermeisters Teller aus S ch ö n e i ch e, wurden zur Wohnung ihrer Eltern gebracht und dort gaben sie an, daß sie schon mit dem Nachtzug in Rahnsdorf angekommen seien. Auf dem Wege zur Wohnung haben zwei R o d f a h r e r aus der Chaussee mit den Worten„keinen Laut, oder ihr werdet erschossen", sie angehalten, wobei eine Pistole auf sie ge- richtet gewesen war. Aus Angst gaben sie auch keinen Laut von sich. Nachdem die Männer sie in der vorgefundenen Weife gefesselt hatten, trugen sie die Mädchen in den Wald und legten sie dort nieder. Nachdem die Wegelagerer die beiden Handtaschen, in denen sich etwa 32 M. befanden, entleert und den Betrag zu sich genommen hatten, fuhren sie davon. Eine Beschreibung der Männer können die Mädchen, da e» dunkel war, nicht geben.
Eine„«nsittliche" Lcbensrettung. Auf dem Oberdeck der Autobuslinie 6 fitzt eine jung« Dame. Kur, vor der Bahnunterführung an der Innsbruck «? Straß« erhebt sie sich zu ihrer vollen imposanten Höhe, um von dem Ver« deck hinabzusteigen. Inzwischen aber war der Wagen an die Unter« führung angelangt und das Mädchen wäre unfehlbar mit dem Kopf an die Eisenkonstruktion gestoßen. wenn nicht im letzten Augenblick ein Herr fie um die Taille gefaßt aud zu sich heruntergezogen hätte, so daß sie auf seinen Knien zu sitzen kam. Nachdem der Wagen hindurchgefahren war, ließ der Herr das Mädchen sofort wieder los. Und die gerettet«.Schöne?" .Sie unverschämter Batron. wie sännen Sie es wagen, mich so unsittlich anzufassen!" waren ihre Danlesworte, mit denen fie vom Lerbeck hinabstieg._ Ein Frendentag für Waise«. Am letzten Sonntag hatte die Kolonie.Neu- Kalifornien' in der Thorn« Straße 80 Kinder au» dem Waisen» hau» zu Gast gebeten, um sie zu bewirten und mit heiteren Spielen und Musik zu erfreuen. Schon am frühen Morgen um 8 Uhr wurden sie von dem Vorstand und dessen Damen auf das freundlichste empfangen. Di« Kinder der Kolonie begrüßten ihre Altersgenossen mit einem schönen Volkslied und unter den Klängen von lustigen Weisen wurde das Frühstück eingenommen. Großer Jubel herrschte unter den Kindern, als st« zum Mittagessen an die Kleingärtner verteill wurden. Ehe überhaupt die List« noch zur
Verlesung kam. waren die Kinder schon.vergriffen" und manche Frau mußte betrübt von bannen ziehen, weil nicht genug Kinder da waren. Die Damen des Vereins haben die Kinder mit mütter- sicher Liebe und großer Aufmerksamkeit bedient, denn den Kuchen, der von feiten des Vereins gekaust worden war. ist so reichlich gewesen, daß groß« Pakete mit-Kuchen den Kindern mitgegeben wurden. Zum Schluß fand noch ein großer Fackelzug um die Ko- lonie statt, und der schmerzlichste Augenblick des schönen Tages war dann der Abschied der Kinder von den Eintagspflegeeltern. Ein Sonderwagen brachte die Kinder wieder in ihre Behausung zurück und man konnte darin vor lauter Blumen, die die Kolonisten mitgegeben hatten, fast kein« Kinder sehen. Die schlichte und gütige L i e b e« t a t dieser Männer und Frauen wird sicherlich in den Seelen der Kinder weit stärker nachklingen als so manches ebenso gut gemeinte Lieb« wort. _
Da, Gerücht von einem verbrechen war heut« im Norden der Stadt in der Straßburger Straße verbreitet. Im Keller de« Haus« Nr. 20 betreibt der 63 Jahre alle Händler Hermann Henke ein Produktengeschäft. Gestern abend wollte ihn seine Frau aus dem Geschäft abholen. Zu ihrem Entsetzen fand sie ihren Mann in einer großen Blutlache am Boden liegend t o t auf. Die hinzuge« zogenen Aerzt« stellten an dem Toten einen Schädelbruch und eine Verletzung am rechten Aug« fest. Allem Anscheine nach ist Henke in einem Schwindelanfall zu Boden gestürzt und hat sich beim Ausschlagen auf ein« horte Kante den Schädelbruch zu» gezogen. Der veuksche Arbeller.Säugerbuad". Gau Berlin , veranstaltet zur Förderung der Bestrebungen d«„Deutschen Blindenbund« für Führerhunde" am Donnerstag, den 27. August d. I., abends 6)4 Uhr, in der Park-Au«, in Lichtenberg , am Sonntag, den 30. August, nachmittag» 3 bis 7 Uhr im Neuköllner Bolksgarien und am Dienstag, den 1. September, abend» 7 Uhr im Stadtpark in Steglitz Feeilufttonzert«, die mit einer polizeilich genehmigten Sammlung verbunden sind. In Anbetracht des guten Zwecks und der kunst- reichen Darbietungen ist der Besuch der Beransialiungen nitt wärmsten» zu empfehlen._ Unfall in den Bergen. pola. 26. August. (WTB.) Acht Mttglieder de» Iulischen Alpenklub» und die zwei Führer, die sie begleiteten, wurden von einem Dasserstrudel erfaßt und stürzten in eine Höhle bei Pinguente hinunter. Die Führer blieben aus der Stelle t o t. Di» acht Touristen sollen noch alle am Leben sein, sie antworteten auf die Rufe und Zeichen der Hilfskolonn«, die, unter Führung des Vor- sitzenden d« Tourings-Klubs, ununterbrochen am Rettungswerk arbeitet. Man hofft, die Verunglückten heute früh aus ihrer Lag« zu befreien. Der Unfall soll sich infolg« eines Erdrutsches am Ein- gang der Höhle ereignet haben, der durch ein Gewitter verursacht würbe.
Srost'öerlmer parteinachrichttn. 5. ftwt»,?rt»drich»h»>». Jtonntretofl, 27.«itmift. 7 Ubr, Sitzung de, engere» Kreievorsiande,,»er«dtellungileiter, de» ffraklioneveetznnde» und de» 7 er Ausschusse» bei Rosin, Gubener Str. 10. Ericheinen Pflicht.
Sport. Hauptwettbewerb öer Segelflieger. Fliegerlager wasserkuppc, 25. August. Im Fliegerloger sind zwei weiter« Moschinen eingetrofj-n, die sich um den Preis für motorlos« Flugzeuge mit Start ohne fremde Hilfe und den Preis für freien Flug mit eigener Kraft bewerben. Beide Preise verlangen bestimmte Leistungen. Wir haben bereit» darauf hingewiesen, daß von einem Abschluß d« Segelflugsport« trotz unverkennbaren Stillstandes fett ungefähr zwei bis drei Iahren, keine Rede sein kann, solange nicht eingehend« Versuche gemacht worden sind mit solchen Flugzeugen, die den ge< stellten Bedingungen entsprechen. Alles Zeichnen, Rechnen, Kau- struiersn ist sehr gut; die Haupisach« aber ist und bleibt der p r o t, tische Versuch. Auch die Theorie im Windkanal genügt keineswegs, und damit ist erneut der Beweis erbracht, daß die Rhön eben das Freilaboratorium ist und weite-- bieiben wird. Es genügt vollkommen, wenn die Maschinen nur Bruchteile einer Minute den Erdboden verlassen haben. Nun zunächst zu dem einen der Neuangekommenen Flugzeuge. Es ist dos.Rotierschlagflügelslugzeug" des Herrn Poralla-Beuthen i. O.-Schl. Poralla selbst ist von Beruf Lehrer, war im Kriege Flieger und eine Zeitlang Fluglehrer in Breslau . Er will mit feiner Maschine den Vogelslug möglichst genau nachahmen. Zu diesem Zweck hat er an einem lehr scsten drei» rädrigen Gestell eine feststehende Tragfläche befestigt. Darunter befindet sich ein im Kugelgelenk drehbarer Flügel, den er mittels eines Hebels in die gewünschte Lage bringen kann. Beim Start gibt er diesem Flügel den Anstellwinkel, um so der ganzen Mo» schine den nötigen Äuftriev zu ermöglichen. Bei der Landung stellt er Ihn so dem Luftttrom entgegen, daß eine groß« Bremewirlung eintritt, so daß er auf beliebigem, noch so kleinen freien Raum landen kann. Außerdem befindet sich der Flügel, angetrieben durch«ine von den Füßen betätigte Kurbelwelle, außer im Scgelflug dauernd in „rotierender" Bewegung. Der Führer selbst nimmt eine liegende Stellung«m Flugzeug ein. Der Antrieb erfordert zwar große Kräfte, die aber nur zeitweise geleistet zu werden brauchen, denn im Segelfiug stehen die Ftiigel still. Das Seitensteuer am Rumpf» ende wird durch ein« Art Lenkstange betätigt. Das zweite, ein„Schwingcnflugzeug", ist erdacht und gebaut von Dr. meä. Brustmann, ein in Sportskreisen bekannter Berliner Arzt. Cr hat sich zum Vorbild den Flug der Fleoermau» genommen Der Antrieb erfolgt durch ein starkes Fahrrad, dessen Vsdal« mit den Flügeln starr verbunden sind; dadurch werden die Schwingen in„schlagende" Bewegung versetzt. Die Wölbung der Schwingen kann zur Veränderung des Auftrieb» vergrößert oder verringert«erden. Jedenfalls kann man auf die Leistungen dieser beiden Versuchs. flugzeuge gespannt sein. Im Morgengrauen traf heute früh im Fliegerlager Wasserkupp« die tieserschütternde Nachricht«in: Seiler, einer der im Weit- bewerb ausiichtereichsten Segelflieger, ist auf der Rückfahrt von Fulda mit seinem Kraftwagen tödlich verunglückt. Als äußeres Zeichen der Trauer wehen im Fliegerloger olle Flaggen halbmast.
Die Rennen auf der Olympiabaha. Die am Sonntag verregneten Rennen der Olympiabahn gingen nunmehr am gestrigen Dienstag vor sich. Um aber wenigstens die wichtigsten Rennen abwickeln zu können— die Olympiabahn Hot ja bekanntlich keine Bahnbeleuchtungsanlaaen— mußte da» Programm zusammengestrichen werden. Im 20 Kilometer- Rennen siegte Rosellen in 17 Min. 01 Sek. vor Sawall(70), Weiß(150), Nefattt(210) und Dauer(1200 Meter zurück). Aber auch den.Großen Sommerpreis" holte sich R o I e l l« n. Er trug den Sieg in 42 Min. 39 Sek. vor Nefatti(920), Weiß(3410)» Bauer(3600) und Sawall(4650 Meter zurück) davon. Di« Douerrennen der v-Klasse über 10 und 20 Kilometer sicherte sich D o b«. So gewann er den 10 Kilometerlauf in 8 Min. 44.« Set. vor vermeer(150), Erxleben(300), VU-the(660), Naujotat(990) und Bouchours(1630 Meter zurück). Im 2 0 Kilo- meter-Rennen führt« D o b e den Sieg in 17 Min. 69.8 Sek. vor Miethe(499). Vermeer(680). Naujokat(660), Erxleben(760) und Bouchours(2000 Meter zurück). Der Flieger-Dreier- matsch sah Hahn als Sieger vor Stabe und Schräge. Im Punktefahren siegte Schräg« vor Hahn und Stabe und im Verfolgungtrennen Stabe vor Schräge und Hahn.