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anders liegen- nämlich bei dieser Regierung selbst und bei| ihren intimsten Freunden und Schüßlingen. Wenn daran noch ein Zweifel bestanden haben sollte, so dürfte er behoben worden sein durch die Erklärung, die die Spitzenorganisationen des deutschen Unternehmertums in ihrer Kundgebung zur Aus­Sperrung der Bauarbeiter abgegeben haben, worin es heißt, daß die Bemühungen der Reichsregierung und der Wirt­schaftsverbände, weiteren Preissteigerungen vorzubeugen und eine Preissenfung zu erreichen..." unterbunden würden, wenn die Forderungen der Bauarbeiter bewilligt werden. Da liegt der Hafe im Pfeffer!

Die Gewerkschaftsvertreter haben der Regierung diesen Wind rechtzeitig aus den Segeln genommen. Sie haben ihr und den Unternehmern nicht den Gefallen getan, sich in die Rolle des neuen Dolchstößers" versetzen zu lassen. Sollten trotzdem eines Tages Regierungs- und Unternehmerpresse ver­künden, daß die Preissenfungsaktion der Reichsregierung an der Halsstarrigkeit der Gewerkschaften gescheitert ist, dann weiß alle Welt, daß das ein aufgelegter Schwindel ist, wobei die Frage offen bleibt, ob die ganze Aktion nicht von vornherein lediglich ein ausgeflügelter Bluff gewesen ist.

Die preußische Amnestie.

Der Sinn der Verordnung.

Bei der Bedeutung der preußischen Amnestieverordnung vom 21. August 1925 ist es wichtig, auf einige allgemeine Gesichtspunkte hinzuweisen, die in der allgemeinen Verordnung des Justizministers zur Ausführung dieser Verordnung enthalten sind, zumal fie aus sich selbst nicht leicht verständlich ist.

Der Schwerpunkt der Berordnung liegt, wie mit Recht darin

betont ist, im§ 2, Abs. 1, Nr. 4 der Verordnung. Für diese Vor­schrift ist der Gesichtspunkt von entscheidender Bedeutung, daß nach den politischen und wirtschaftlichen Wirven der Kriegs- und Nach friegszeit durch Straffreiheit die politische und wirtschaftliche Be­friedung des Voltes bewirkt werden soll. Die in der genannten Be­stimmung aufgeführten Paragraphen des Strafgesetzbuches( 110, 111, 113 bis 116, 123 bis 125, 127, 130, 131, 134, 135, 185 bis 187, 189, 223, 223a, 303, 304) find nicht erschöpfend; auch andere Straftaten, 3. B. Bedrohung, Nötigung fommen in Betracht. Als öffentliche Kundgebung sind nicht nur Demonstrationszüge und Versammlungen, sondern auch andere Aeuße rungen, insbesondere auch in der Bresse, anzusehen. Als ,, im politischen oder wirtschaftlichen Kampf" erfolgt find Kundgebun­gen dann aufzufassen, wenn sie zur Austragung oder in Auswirkung politischer oder wirtschaftlicher Gegenfäße geschehen find. Der Straffreiheit teilhaftig werden sollen namentlich solche Bersonen, die aus ihrer politischen Auffassung heraus oder unter dem Einfluß wirtschaftlicher Schwierigkeiten Straftaten bei Demonstrationen, Streits, Aussperrungen, Lebensmittelun­ruhen und ähnlichem begangen haben.

Hinsichtlich der Ausnahmen, die für Straftaten gelten, die aus Roheit, Gewinnsucht oder aus einem sonstigen niedrigen Beweggrunde begangen sind, sagt die allgemeine Berordnung des Justizministers, daß nicht schon jeder Eigennuß die Straffreiheit ausschließt, sondern nur Gewinnsucht, daß heißt, wenn der Täter sich oder einen Angehörigen bereichern wollte. Unter einem niedrigen Beweg­grund sind z. B. Haß oder Rachsucht zu verstehen; politische oder wirtschaftliche Beweggründe find nicht als niedrige Beweggründe an­zusehen. Wenn in Abweichung von früheren Amnestiegesehen das Wort lediglich"( aus Roheit usw.) nicht aufgenommen worden ist, so hat damit zum Ausdrud gebracht werden sollen, daß es nicht gerade erforderlich ist, daß der Beweggrund für die Tat ein zig und allein Roheit, Gewinnsucht oder ein sontiger niedri­ger Beweggrund gewesen sein müffe; es soll vielmehr genügen, aber auch erforderlich sein, daß einer dieser Beweggründe in so über wiegendem Maße bestimmend gewesen ist, daß dahinter andere Beweggründe, insbesondere das politische Motiv, zurückgetreten sind. Schließlich sei noch hervorgehoben, daß die Berordnung besagt, die Vorschriften der Amnestieverordnung sind nicht engherzig

Zwei Pfarrer.

Von Hans Baner.

anzuwenden. Die Behörden haben bei ihren Entscheidungen für| eine weitgehende Anwendbarkeit der Amnestie einzutreten und in Zweifelsfällen zugunsten des Beschuldigten oder Berurteilten Stellung zu nehmen. Wenn eine Strafvollstreckungsbehörde bei der Durch­sicht der Akten auf Fälle stößt, die zwar nicht unter die Verordnung fallen, bei denen jedoch ein Gnadenerweis im Sinne des von der Verordnung verfolgten Zieles, der Förde rung der politischen oder wirtschaftlichen Be­friedung des Volkes liegen würde, so hat sie diese dem Beauf­tragten für Gnadensachen vorzulegen, der alsdann an den Justiz­minister zu berichten hat; dieses gilt auch bei Zuchthausstrafen.

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Helden und Verleumder.

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Ein völkischer Professor und ein republikanisches Gericht. Zur Zeit der Reichspräsidentenwahl hatte wie die Roffische Zeitung" berichtet der den Bölkischen" nahestehende Münchener Geschichtsprofessor" Geheimrat Dr. Otto in einem Aufsatz dem Reichsbanner", den Sozialisten und Demokraten den Vorwurf gemacht, sie hätten sich für Zwecke des Wahlkampfes durch ausländisches Geld bestechen lassen. So schrieb diese Säule deutscher akademischer Jugenderziehung und der Ge­schichtswissenschaft im Frankfurter Kurier":

" Denselben ausländischen Kreisen, die das Reichsbanner mit aufgezogen haben, muß natürlich auch an einem Siege der ihr so willfährigen deutschen   Linken bei den kommenden Reichstags­wahlen sehr viel gelegen sein. Und so erzählen sich denn Einge­weihte im In- und Auslande, daß die wohlgefüllten Wahl kassen, über die Sozialisten und Demokraten diesmal verfügen und die sie so ruhig eine Reichstagsauflösung durch ihren Protektor Ebert ristieren ließen, mit ausländischem Gelde aufgefüllt feien! Man hat keine Scheu vor dem Gelde des Feindes... usw."

Die demokratischen Reichstagsabgeordneten Dr. Fischer und och reichten Privatflage vor dem Amtsgericht in Charlottenburg   ein. Aber zur Verhandlung und zur Er bringung des Wahrheitsbeweises durch den völlischen Jugendbildner fam es jedoch nicht. Ein wundersames Zusammenspiel zwischen dem Beklagten und dem Gericht machte das unmöglich.

daß er feineswegs der De motratischer Partei" den Vor­Der Geheime Rat Otto erklärte nämlich in einem Schriftsatz, wurf der Bestechlichkeit durch das Ausland habe machen wollen. fahren ein, mit der Begründung, daß unter Demokraten nicht nur die Mitglieder der Deutschen Demokratischen Partei zu verstehen sind, sondern auch die Angehörigen anderer Parteien, die auf dem Boden der demokratischen Weltanschauung stehen." Es fann also nach Auffassung dieses Gerichts jeder durch Reichsbanner"," Demokraten   und Sozialisten" genau präzisierte Personenkreis durch Behauptung unwahrer Tatsachen beschimpft werden, ohne daß der Verleumder gerichtlich zur Rechen­schaft gezogen werden kann, wenn die Beschimpfung nur so allgemein gehalten ist, daß sie auch auf jeden anderen bezogen werden kann. Der völkische Universitätsprofessor hält sich berechtigt, offensicht liche Lügen öffentlich zu wiederholen, in der stillen Hoffnung, daß es feinen Kläger gibt, der ihn belangen fann, und daß es in Deutsch  land Richter gibt, die seine Windbeuteleien glauben.

Das Gericht akzeptierte diese Ausrede und stellte das Ver=

Kongreßschluß in Marseille  .

Annahme der Resolutionen über internationale Politik.

V. Sch. Marseille  , 28. Auguft.( Eigener Drahtbericht.) In seiner weiteren Ausführungen in der gestrigen Sitzung des Kongresses polemisierte Breitscheid   wirkungsvoll gegen den dilettantischen Vorstoß Victor Bergers( Amerika  ) in der Kommission, wo er sofortige Revision der Friedensverträge gefordert hatte. Breit scheid erklärte, daß uns Deutschen   nichts lieber fein würde, als eine fofortige Revision, aber wir wollen doch praktische Ergebnisse erzielen und müssen deshalb die tatsächlichen Möglichkeiten berücksichtigen. Breitscheids Rede, die ein entschiedenes Bekenntnis zur Realpolitik entsprechend den neuen verantwortungsvollen Aufgaben der großen Arbeiterparteien Europas   enthielt, erntete allgemeinen Beifall. Léon Blum  ( Frankreich  ) unterstrich in beredten Worten den Standpunkt Breitscheids, daß es sich für die Internationale um

aber, der Mordbrennerfahnen segnet, verleugnet diese Ideale; nur ein Pfarrer, der für die Sauberkeit der Rechtspflege eintritt, be­fennt sich zu ihnen. Und eine Kirche, die sich hinter diese Art von Geistlichen stellt, hat Existenzberechtigung, wohingegen eine Kirche, die jene Art deckt, ihren Untergang verdient.

Die religiöse Frage spielt heutigentags bei weitem nicht die Rolle wie in vergangenen Jahrhunderten, aber auch der antireli­giösen Frage kommt nicht die Bedeutung zu, die sie in den letzten frishna Gopal Bhandarkars wird von englischen Blättern ge­Der Tod des bedeutendsten indischen Sanskritiften. Sir Ram­Jahrzehnten besaß. Mindestens stehen die philosophischen und die historischen Probleme der Religion nicht mehr im Vordergrund des meldet. Als Sohn eines kleinen Beamten wurde der Gelehrte 1837 aktuellen Kampfes der Anschauungen. Es tommt in diesen Dingen im Ratnagiri- Bezirt geboren. Seine große Begabung für die nicht mehr so sehr auf das Theoretische, auf das gedankliche Funda- Sprachwissenschaft zeigte sich bereits auf dem Elphinstone College ment als vielmehr auf die praktischen Wirkungen an. Der Unter­in Bombay  , und so wurde ihm die Möglichkeit gegeben, weiter ver­schied zwischen Freidenfer und Gläubigem besteht, aber er ist seinem gleichende Philologie unter Dr. Haug am Deccan College in Poona  ganzen Wesen nach bebent ingstofer als der zwischen politischen Profeffor des Sanstrit an diesem College. Seine führende Stel­bedeutungsloser studieren. Infolge seiner bahnbrechenden Arbeiten wurde er Gegnern, und wenn ein Gottesgläubiger daherkommt und sich uns als freiheitlicher, friedliebender und sozialer Mensch vorstellt, so lung in der indischen Sanskrit- Wissenschaft wurde bald anerkannt. dürfte es auch unter sehr fonsequenten Freidenkern, sofern sie ebenso 1886 leitete er als Präsident den Wiener Orientalistentongreß und gefinnt sind, nur wenige geben, die an dem Gottesbekenntnis des trat mit den europäischen   Gelehrten in nähere Berührung. In diesem Gläubigen entscheidenden Anstoß nehmen. Es gibt solche Leute, Jahre wurde er zum Ehrendoftor der Universität Göttingen   ge­die, nicht trotz ihres Glaubens, sondern um dieses Glaubens willen, macht. Außerdem war er noch Ehrendoktor von Kalkutta   und hatte sich in die Front des fortschrittlichen Denkens eingereiht haben. Die von Edinburg   den Ehrendoktor der Rechte erhalten. Das Institut pazififtische Bewegung zum Beispiel weist eine ganze Anzahl folcher für orientalische Sprachen an der Universität Boona, das von ihm Paftoren auf, und erst in diesen Tagen hat der Eisenacher Pfarrer errichtet wurde, heißt zum Andenken an ihn Bhandarkar- Institut. Emil Fuchs   von sich reden gemacht. Dieser durchaus freiheitlich gesinnte Geistliche hat in unserem dortigen Parteiblatt eine Anzahl Artikel veröffentlicht und in einem davon auch scharf gegen die deutsche Justizschmach Stellung genommen, gegen diese Rechtsprechung voll politischer Heimtücke", und ein Wehe über ein Volk ausgesprochen, das Leute ohne Rechtsempfinden zu seinen Führern wählt. Diese tapferen Worte, über deren Berechtigung gar nicht zu streiten ist, haben ihm eine Rüge vom Thüringischen   Landeskirchenrat einge­tragen, die sich auf eine aus dem Jahre 1921 herrührende Bekannt­machung stüßt, in der der politischen Betätigung der Geistlichen Grenzen gezogen werden. An solche Bekanntmachungen pflegen sich die Kirchenräte immer nur dann zu erinnern, wenn ein Pfarrer zu erkennen gibt, daß er links steht. Auf diejenigen, die nach rechts neigen, haben sie feine Obacht. Da fand vorigen Sonntag in Leipzig   ein Werwolf- ,, Thing" statt. Die Fahnenweihe vollzog der Pfarrer Ballentin aus Eilen burg  . Er schlug über die schwarzen, mit einem weißen Totenkopf und gekreuzten Gebeinen bestichten Banner das Kreuz und jegnete sie. Diese Tücher sollen nach dem Willen der verwilderten Lands­fnechtsfiguren, die sie führen, dem Abwürgungskampf gegen die neue Staatsform und der blutigen Terrorisierung der Arbeiter ein­mal voranwehen. Es denkt fein Kirchenrat daran, gegen den Pfarrer Vallentin einzuschreiten. Er sieht sich das mit an. Er ist

damit einverstanden.

Da ist zu sagen: Es tommt nicht so sehr darauf an, ob einer an Gott   glaubt oder nicht. Aber es fommt darauf an, daß, wenn er es tut, er es ehrlich tut, daß er seinen Glauben nicht dienen, sondern herrschen läßt. Das braucht noch gar nicht zu heißen, daß jeder Bferver in allen politischen Tagesfragen so denken soll Aber das soll heißen, daß kein Pfarrer die großen Menschheitsideale der Rächstenliebe, der Mensch­Michkeitsgefimmung, der Friedfertigkeit verleugnen darf. Ein Pfarrer

mie mir selbst.

Gefälschte Schmetterlinge. Die neueste Ueberraschung auf dem Gebiete der Fälschung wird aus Amerita berichtet. Diesmal sind die Insekten- und Schmetterlingssammler die Leidtragenden. Wie weit die Fälschungen reichen, läßt sich noch nicht übersehen; man steht erst am Anfang der unerfreulichen Entdeckung. Immerhin läßt sich über die Methode, mit der die Zunft auf ihrem neuen Gebiet arbeitet, schon einiges mitteilen. Auf die Flügel des Schmetterlings, der neu gekleidet" werden soll, wird nach dem Sprühverfahren eine winzige Schicht flüssigen Klebstoffs aufgeblasen, und dann werden feinge­mahlener Buder von Bastellfarben oder andere staubförmige Farb­stoffe aufgestreut. Es werden nicht nur alte Schmetterlinge wieder jung gemacht, sondern gewöhnliche in seltene verwandelt, und es werden sogar ganz neue Arten geschaffen, die an Liebhabersammler besonders teuer verkauft werden, von denen aber Mutter Natur nichts weiß. So hat ein solcher Sammler, wie eine amerikanische  Zeitschrift berichtet, einen Schmetterling erworben, dessen samt­schwarze Flügel von einem roten Band überquert sind, das mit leb haften, blauen Punkten übersät ist. Natürlich wandten sich die Fälscher mit ihren Falsifikaten niemals an Berufssammler; sie be­faßen einen festen Kundenkreis unter denen, die zu ihrem Ver­gnügen sammelten, bis fürzlich der Käufer des roten Schmetterlings seinen seltenen Erwerb mit der Lupe nachprüfte und hierbei den Be­trug entdeckte, dem er zum Opfer gefallen ist. Natürlich ist die Auf­regung unter den amerikanischen   Sammlern groß; denn jeder muß fürchten, daß die wertvollsten Stücke seiner Sammlung start retou­hiert oder gar Fälschungen sind.

Abstempelung der Walfische. Die Discovery", das zu histo­rischer Berühmtheit gelangte Schiff des verunglückten Südpol­erforschers Kapitän Scott, zieht im Dienste der Regierung der britischen Falklandsinseln von Portsmouth   aus, um nach einem Be richt der Räder" in vierjährlichen Kreuz- und Querfahrten durch das

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aktuelle Aufgaben handele. Er bezeichnete es als historisches Ver­dienst des Marseiller Kongresses, daß er in einem wichtigen politischen Augenblicke durch die Einigkeit der Arbeiterklasse aller Länder den bürgerlichen Regierungen ein Beispiel zeige und gleichzeitig eine Warnung erteile.

Turati( Italien  ) verlas namens der Italiener, der Deutsch­österreicher, der Deutschböhmen, der russischen Menschewisten und einer größeren Anzahl Parteien der kleineren Länder, die gewisser­maßen die Linke des Kongresses bildeten, eine Erklärung, wonach fie zwar der Resolution ihre Zustimmung gäben, jedoch einen energischeren Ton, mehr margistischen, proletarischen Klassengeist, insbesondere bei der Forderung der Vertragsrevision und des Kampfes gegen den Militarismus gewünscht hätten. Da jedoch Turati nochmals die Einigkeit über alles stellte und die Zustimmung zur Resolution verkündete, war seine Erklärung feines­falls ein Mißflang, sondern nur ein Ausdruck der Stimmung solcher Parteien, die mit der Verantwortung nicht so sehr belastet sind wie die anderen Parteien. Das brachte de Broudère namens der Belgier entschieden zum Ausdruck, als er für seine Partei, die jetzt eine stärkere Verantwortungslast trage, die rückhaltlose Zustimmung erflärte. Unter lebhaftem Beifall des Kongresses erfolgte die ein­stimmige Annahme der Resolution.

Die Nachtsizung begann mit einem Bericht über eine besondere. Marottoresolution, die im Namen der politischen Kom­mission von Besteiro( Spanien  ) begründet wurde. Sie stellte letzten Endes eine Wiederholung und Bestätigung der kürzlich ange­nommenen gemeinsamen Beschlüsse der englischen, französischen und spanischen Sozialisten durch den Kongreß dar. Besteiro machte be= sonders die britische   Regierung verantwortlich, die durch ihre Passivität den Marokkokrieg fördere. Pierrard( Belgien  ) be= gründete namens der Kommission den Beschluß, die Kolonial­frage auf die Tagesordnung des nächsten Kongresses zu setzen.

Um 11 Uhr wurde endlich der Bericht der Ostkom= mission durch Otto Bauer   erstattet. Diese heikelſte Aufgabe des gesamten Kongresses wurde unter atemloser Spannung der dicht zu­sammen gescharten Delegierten und unter wiederholten Beifalls­fundgebungen vom österreichischen Arbeiterführer meisterhaft gelöst. Er verstand es sehr wirksam, jede Mißdeutung zu verhindern, als bedeute die Resolution irgend eine Verbeugung vor dem Bolsche wismus, dessen innen- und außenpolitische Tendenzen er scharf fennzeichnete. In zündenden Worten schilderte er sodann das Er­wachen der unterdrückten Völker Asiens  , das er unter dem stürmischen Beifall des Kongreſſes als Meuterei der legten Reservearmee des Weltkapitalismus be zeichnete. Den unterdrückten Völkern übermittelte er den Gruß

der sozialistischen Internationale.

Bauer brandmarkte sodann den Faschistenterror in den Randstaaten und in Bulgarien  , trat in wirkungsvoller Weise für die nationalen Minderheiten ein und forderte die soziali­ stischen   Parteien der herrschenden nationaler Mehrheiten in den Nationalitätenstaaten auf, den Worten der Resolution auch Tat und Erfolg folgen zu lassen. Schließlich nahm er persönlich wie auch namens der Desterreicher Stellung zu der Polemit zwischen Turati und de Brouckère in der Nachmittagssizung. Er erkannte die Wichtigkeit und Schwierigkeit der Aufgaben derjenigen Parteien an, die die Verantwortung tragen. Doch müsse die Arbeiterklasse, insbesondere die Jugend, durch lebendigen Kampf um die un verrückbaren 3iele des internationalen Sozi alismus begeistert werden. Einmütiger Beifall lohnte die rednerische Meisterleistung Bauers, die eine erhebende Krönung dieses Kongresses darstellte.

Nach der Rede Bauers gab de Broudère im Namen von zm Parteien( Frankreich  , Belgien  , Schweden  , Finnland  , Polen   und die meisten Ostparteien) eine Erklärung ab, die er selbst als eine Art Gegenstück zur Erklärung Turatis gegenüber der Westresolution be­zeichnete. Er machte teilweise Vorbehalte hinsichtlich der Stellung nahme zu Sowjetrußland, die er schärfer gewünſcht hätte, ſtimmle aber trotzdem der Resolution zu, die unter lebhaftem Beifall ein­stimmig angenommen wurde.

Henderson( England) hielt sodann das Schlußwort. Nach einem Dank an die Organisatoren des Kongresses zog er in wenigen Worten das Fazit des Kongresses, der sich zur Demokratie und zum Sozialismus als den besten Friedensbürgschaften bekannt habe.

Südliche Eismeer und die angrenzenden, von Walfischen bevölkerten Gewässer die Wanderungen, Schlupfwinkel ,, Lebensgewohnheiter, Häufigkeit der Tiere und alles sonst Wissenswerte über sie zu er­funden. Da der Walfischfang der wichtigste Erwerbszweig der Be­wohner der Falklandsinseln ist und die Zukunft des Gewerbes arg bedroht erscheint, soll die Expedition in erster Linie Mittel und Wege suchen, um einer Ausrottung der wertvollen Tiere zu steuern. Die Discovery" wird mehr ein schwimmendes Laboratorium ſein, als ein Walfischfänger im technischen Sinne. Sie ist nicht schnell genug, um Walfische zu fangen, und nicht darauf eingerichtet, fie an Bord zu nehmen. Dagegen sollen so viele Tiere wie möglich mit einem Mertzeichen versehen werden, indem man festsigende, nicht rostende und mit gewissen Daten und Angaben über Fangort usw. versehene Scheiben in ihre Haut hineinsteuert. Die Walfischfänger werden dann bei jedem späteren Fang die etwa vorgefundenen Merkzeichen nebst ihren eigenen ergänzenden Angaben abzugeben haben. Die geplante Kennzeichnung der Tiere wird nach ihrer Erlegung durch die Walfischfänger Fingerzeige über die Schnellig­feit ihres Wachstums, ihrer Wanderungen und wohl auch über ihre durchschnittliche Lebensdauer liefern. Man weiß bisher sehr wenig über die Art der Wanderungen und ihre Gründe; bekannt ist nur, daß die Riesen der Polarmeere sehr große Entfernungen zurück­Legen.

200 000 Mart für eine Geige. Eine der berühmtesten Geigen der Welt, die sogenannte Récamier- Stradivarius", ist von dem Geiger Mischa Elman   von einer Pariser Firma zu einem Preiſe erworben worden, der mit 200 000 Mart angegeben wird. Es ist meine dritte Stradivarius," sagte Elman über diesen Kauf. Die Geige, die das Datum 1717 trägt und sich früher im Besiz der Madame Récamier befand, gehört der goldenen Zeit" von Stradi­varius an, in der seine besten Werte entstanden. Ich glaube, daß Meffias- Geige" in London   ist vielleicht die berühmteste, aber sie be­es eine der drei besten Geigen der Welt ist. Die sogenannte findet sich in der Hill- Sammlung und wird niemals gespielt. Das selbe Schicksal hat die Betts- Geige" in der Rogers- Sammlung zu dritte Geige aber wird von mir gespielt werden, so daß sie Musik­Vew Haven in Connecticut  ; auch sie ist ein bloßes Schauſtück. Diese freunde überall hören können."

Bortugiesische Expedition. Die Portugiesische Geographische Gesellschaft und Meeresfauna im Aequatorialgebiet gewidmet fein soll. Zu diesem in Lissabon   bereitet eine große Expedition vor, die dem Studium der Land­3wed wird ein besonderes Forschungsschiff ausgerüstet, das 3 Jabre unter­wegs sein wird. Die Expedition wird durch freiwillige Beiträge finanziert. Neue deutsche Schnellschiffe. Einem Hamburger Schiffstechniker ist es nach einer Meldung in Reclams Universum" gelungen, die Fahrgeschmin digkeit der Schiffe durch einen besonders fonstruierten Einbau wesentlich zu zum Verschwinden gebracht und die vom Bugwaffer herrührende Klemmung erhöhen. Der Wellenberg, der dem Schiff Widerstand entgegensetzt, wird am Hed wird beseitigt. Die Hamburger Schiffsbau- Versuchsanstalt hai bereits umfangreiche Versuche mit dieser neuen Erfindung angestellt.

Spielplan der Urania vom 29. August bis 6. September. Im Theater abends 6%, und 8%, Uhr( Sonnabends und Sonntags 4, 6282) Südseeabenteuer", Rannibalenfilm in 6 Alten mit einleitendem 7 lbr abends Ragapate, der Menschenfresser, Film mit Bortrag von Dr. v. Reszel  ; im örfa al am 2., 5. und 6. September Vortrag von Dr. v. Leszel.