Einzelbild herunterladen
 

in Geltung war. Dasselbe gilt für die politische Um- stellung trotz aller Deklamationen der Exekutive über den linken Charakter dieser Umstellung. Die deutsche Kam- munistische Partei soll noch einmal von vorne an- fangen. Der Punkt, auf den sie zurückgehen soll, wird in dem Brief der Exekutive wie in der Resolution der Konferenz der politischen Sekretäre und Redakteure der Kommunistischen Partei sehr scharf bezeichnet. Es ist eine Rückkehr zu den Grundsätzen des dritten Weltkongresses. Die Geschichte der Kommunistischen Partei, die zwischen diesem Punkt und heute liegt der Austritt der Levi-Eruppe, die Uebernahme der Parteiführung durch Brandler -Radek, der Sieg der Linken, geführt von Berlin und Hamburg , über den Brandlerismus, die Diktatur der Gruppe Maslow-Ruth Fischer alles das wird ausgestrichen. Es geht wieder von vorne los. Die alte P o r o l e, die in der Kommunistischen Partei immer dann auftaucht, wenn die Führer in ihres Nichts durchbohrenden Gefühle in ohnmächtiger Wut er- kennen, daß die sozialdemokratische Massenpartei des Pro- letariats nicht zu zerstören ist, wird wieder lebendig. Man ruft wieder: Ran an die Massen. Ran an die Massen, so klingt es aus dem Briefe der Exekutive, und in der Re- folution der Konferenz der kommunistischen Parteibureau- traten heißt es: �Konzentration aller Parteikräfte, aller leitenden Parteiorgane, aller Mitglieder, bis auf das letzte, auf die Gewerkschaftsarbeit. Nicht nur Wiedereintritt jedes einzelnen Koirnnunisten In die reformistischen Verbände, sondern intensivste praktische Arbeit in ihnen, angefangen von der zähen Kleinarbeit bis zu den größten politischen Schritten. Geduldiger, großzügiger, organisierter Kampf für die Schassung des linken Flügels in der deutschen Ar- beiterbewegung, der weit über die Reihen der KPD. hinaus- geht und möglichst große Massen umfaßt." Das ist die Parole derEinheitsfront" und des Offenen Briefes " von Anfang 1821, die Wiederauf- nähme des Versuches, durch geheuchelte Sympathie und ge- heuchelte Zusammenarbeit Verwirrung in die Köpfe der sozialdemokratischen Arbeiter zu tragen. Die Begründungen, die damals für diese Politik gegeben wurden, decken sich fast wörtlich mit den folgenden Sätzen aus dem Brief der Exekutive vom 1. September 1825: Alles kommt daraus an, daß die Partei ihre Werbekraft in größerem Maße steigert. Sie muß den sich nach links entwiaelnden sozialdemokratischen Arbeitermassen gegenüber neue Formen, einen neuen Ton, einen neuen Inhalt der Agitation finden.... Man muß nicht nur in Worten, sondern auch in der Tat zu unterscheiden verstehen zwischen den konterrevolutionären sozial- demokratischen Führern und der breiten Masse der sozialdemokratischen Arbeiter." Es ist notwendig, auf die Geschichte der Konmrunistischen Partei zurückzugehen, um den sozialdemokratischen wie den kommunistischen Arbeitern ganz klar zu zeigen, was die Exekutive der kommunistischen Intern atio- nale ihnen gegenüber beabsichtigt. Die s o» zialdemokratischen Arbeiter müssen sich darüber klar sein, daß ein bösartiger Versuch unternommen werden soll, mit List und Heuchelei Verwirrung in ihre Reihen zu tragen. Sie kemlen diese Methoden zur Genüge, und sie werden dem Versuch, sie wieder aufzufrischen, mit Hohnlachen begegnen und mit dem Gefühl der Sicherheit, das ihnen das Bewußtsein verleiht, daß ihr politischer Kampf zweckmäßig und richtig war. während die politischen Unternehmungen der Kommu- nisten zum Bankrott der eigenen Partei geführt haben. Die kommunistischen Arbeiter aber mögen aus diejer geschichtlichen Erinnerung erkennen, daß sie jetzt von vorn ansangen sollen. Die neuen Töne, die ihnen befohlen werden, sind in Wahrheit alte Töne. Sie mögen aber, wenn sie sich an die Geschichte ihrer Partei erinnern, auch bedenken, was auf die Töne von 1921 folgte. Die Politik desOffenen Briefes " von 1921 galt der Exekutive der kommunistischen Internationale als Ketzerei, als

rechtes" Verrätertum. Um dieser neuen alten Tone willen erklärte damals Radek im Namen der Kommunistischen Exe- kutive, daß die Exekutive das Schwert gegen diese rechte Ketzerei ziehen werde. Die neuen alten Töne waren der An- laß zu der Krise der Kommunistischen Partei von 1921. Und nun geht es wieder von vorn los. Die neuen alten Töne werden der Exekutive der Kommunistischen Internationale heute so wenig Erfolg bringen, wie sie damals Erfolg brachten. Dann wird das liebliche Spiel von vorn beginnen. Die Führer, die mit den neuen alten Tönen hausieren gehen, werden Bankrott machen. Man wird auch s i e absägen und dann wird das ganze Register der taktischen Manöver, die die Krmmunistis he Partei in den letzten vier Jahren durchgemacht hat, wieder durchlaufen werden. Bon vorne nach hinten und von hinten nach vorne. Die Kommunisten werden wieder diskutieren und Parolen schmieden, Aktionen machen undOffene Briefe " schreiben. Derweilen aber wird der Kampf der sozialdemo- kratischen Arbeiter und der Sozialdemokratischen Partei um die großen politischen und sozialen Ziele der deutschen Ar- beiterschaft weitergehen. Die Kommunistische Partei wird neben dem Kampfe der sozialdemokratischen Arbeiter her- laufen wie der kläffende Spitz. Die kommunistischen Arbeiter sollten sich ernstlich fragen: Und dazu eine die Arbeiterbewegung zersplitternde Kommu- nistische Partei?_

Schweizer Kommuniftenschwunü. Es geht bergab. Es ist kein Geheimnis mehr, daß es mit den Schweizer Kommuni st en rapide bergab geht. Wenn sie noch 1921 bei der Spaltung mit den Sozialisten rund 8999 Mitglieder aus der alten Partei mit hinübernchmen tonnten, so ist heute der Stand ihrer Mit- glieder auf kaum 1999 zusammengeschmolzen und das in ihrer Hoch- bürg Bafel. Was die andere Schweizer Kommunistenzentrale Zürich betrifft, so sind hier die Verhältnisse noch viel katastrophaler. Das hat der erst kürzlich erfolgte Zusammenbruch der unter kommu- nistischer Leitung stehenden Union --Buchhandlung und D r u ck e r e i bewiesen, der außerdem den Schweizer Gewerkschaften einige hunderttausend Franken gekostet hat. In der sozialisti- schenBasier Arbeiterzeitung" wird nunmehr der Brief eines kommunistischen Vertrauensmannes veröffentlicht, der die un- glaublichen Zustände bei den Schweizer Moskaujüngern aufs deut- lichste beleuchtet. Laut diesem Bericht stellte die letzte Vertraliens- männerversammlung der Kommunistischen Partei in Basel fest, daß die Finanzlage der Partei trostlos sei. Man habe nicht einmal so viel Geld gehabt, um zum 1. August, dem Schweizer Nationalfeiertag, ein Flugblatt herauszugeben. Bon den rund 1959 Mitgliedern in Basel bezahlten wenigstens 299 Mitglieder keinen Pfennig Beitrag. In erster Linie müsse dafür die große Gleichgültigkeit der verschiedenen Parteimitglieder oerontwort- lich gemacht werden. Da außerdem die russischen Unterstützungen nur noch sehr spärlich fließen, stehe die Kommunistische Partei m i t leerer Kasse vor den kommenden Nationalratswahlen im Oktober. Sehr kennzeichnend ist auch die Mitteilung über die Mitglieder- bewegung des letzten halben Jahres. Das Vorstandsmitglied Bau- mann teilte mit, daß bei einem Mitgliederbestand von 19S9 der Zuwachs in der Berichtsperiode 144 betragen habe. Dem steht ein Abgang von 99 Mitgliedern gegenüber. Baumann erklärte aus- drücklich, daß sich diese neuen Mitglieder aus dem Lumpen» Proletariat rekrutieren. Die meisten Ausnahmen wurden ge- macht, wenn sich die neuenKandidaten" unter den Einwirtun- gen des gespendeten Alkohols befanden. Diese Mitteilungen, die von keiner Seite bestritten werden konnten, riefen in der Ver- trauensmännerversammlung die größte Empörung hervor. Der Vertrauensmann schließt seine Mitteilungen mit der Be- merkung:In unserer Partei geht das Interesse rapide zurück." Die Arbeiter sagen nichts mehr. Mechanisch erfüllen sie schlecht und recht ihre Pflicht, weil sie einmal dabei sind. Wenn die KP. immer noch 1999 Mitglieder zählt, so ist dies nur der ton-

servativen Gesinnung des einzelnen Mitglledes zuzu- schreiben. Mich ekelt die kommunistische Politik samt der Schreiberei desV o r w ä r t s"(kommunistisches Zentralorgan der Schweiz ) schon längst, und doch fühle ich mich noch zu schwach, um schon Schluß zu machen. Tue ich das aber einmal, dann kehre ich der Politik überhaupt den Rücken..."

DasSpstem Severing�. Die Wahrheit über die Personalpolitik in Prenhe«. Die Presse der Rechten kann sich nicht genug darin tun, das System Severins" als den Ausbund der Stcllenjägerei und Korruption und als eineFutterkrippenwirtschaft" der Sozialdemokratie hinzustellen. Immer wieder so auch jetzt beim Wicderzusammentritt des Hauptausschusses des Preußischen Land- tages wurde die alte Walze von neuem gedreht, um durch die Monotonie jener Anklagen die Unterstellung als eine f e st- stehende Tatsache in die Köpfe der leichtgläubigen Leser unserer Rechtspresse hineinzuhämmern. Durch«ine verdienstvolle Statistik über die Parteizugehörigkeit der höheren Beamten des preußischen Ministeriums des Innern zerstört dasB. T." diese Legende sehr gründlich. Die statistische Erfassung geschieht hier von der Spitze der Behörde herab bis zu den Landratsämtern. Die-Beamten werden rubriziert als Republikaner und alsUnbekannte", d. h. solche, die es für richtig hallen, ihre Staatsgesinnung nicht durch ein Be- kcnntnis zu einer republikanischen Partei zu kompromittieren. Der Stellvertreter des Innenministers. Staatssekretär Meister, gehört nach der Darstellung des B. T." der deutschen V o l k s p a r t e i an: er betrachtet es um mit seinen eigenen Worten zu reden als seine Aufgabe, die.�Inflation der Außenseiter"' und die Ernennung mittlerer Beamter zu höheren nach Möglichkeit abzubremsen. In das Personalreserat berief er als zweiten Referenten einen jüngeren Regierungsrat reaktionär st en Wosiers, einenBun- desbruder" seiner studentischen Korporation und beförderte ihn, um mit den liebgewordenen Gewohnheiten des alten Re- g i m e s nicht ganz zu brechen, sofort zum Oberregierungsrat. Von den vier Mi n i st e r i a l d i r e k t o r st e ll e n ist eine unbesetzt, eine mit einem Demokraten, die anderen beiden mit rechts st ehenden Herren besetzt. Die wichtigeKommunal- a b t e i l u n g" besitzt unter ihren IS Referenten nur einen Re- publikaner: die sogenannteFriedensabteilung" einen Zentrumsmann und einen Sozialdemokraten: diePolizeiab- teilung" ist, trotzdem ihr Leiter, eine höchst qualifizierte Kraft mit einer über Preußen und Deutschland hinausreichenden Auto- rität, Demokrat ist, überwiegend von der Reaktion okkupiert. Selbst dieV e r f a s s u n g s a b t e i l u n g" leitet ein zwischen Deutsch - nationalen und Deutscher Volkspartei stehender Herr. Von rund öS höheren Beamten des preußischen Ministeriums des Innern sind somit kaum ein Fünftel als Republikaner anzusprechen. In den mittleren und unteren Behörden liegen die Verhältnisse erfreulicherweise etwas anders, obwohl sich gerade hier der FaktorUnbekannt" noch verheerend genug auswirkt. Von den 12 Oberpräjidenicn bekannten sich 4 z u r S o z i a l- d e m o k rat i e, 3 zur Deutschen Demokratischen Pariei, 3 zum Zentrum, 1 zur Deutschen Volkspartei , 1 waruni/e- kannt". Auf 32 besetzten Posten von Regierungspräsidenlen waren ö Inhaber Sozialdemokraten, 19 Demokraten, 7 Zentrums männner, 4 Volksparteiler, 5unbckanm". Elf Polizeipräsidenten von 23 gehörten der Sozialdemokratie an, 2 den Demokraten, 2 dem Zentrum, 1 der Deutschen Volkspartei , 7 warenunbekannt". Schon hier beträgt der Prozentsatz derer. die mit ihrem politischen Glanbensbekenrrtnis hinter dem Berge halten, also fast ein Drittel. Von jetzt ab aber nehmen diese zu- verlässigen Hüter der Verfassung reißend zu. 396 endgültig be- setzte Landratsstellen verteilten sich parteipolitisch folgender- maßen: 53 Sozialdemokraten, 22 Demokraten, 71 Zentrums- männer, 7 Volksparteiler, 1 Deutschnationaler(der einzige offenbar, der soviel Charakter hatte, aus seinem Herzen keine Mördergrube zu machen: nebenbei bemerkt fand sich umer den kommissarisch ernannten Landrüten noch ein solcher weißer Rabe) und 239. deren politische Stellungunbekannt" bleibt. Das sind

Charell-Revue. (Großes Schauspielhaus .) Sie nennt sichF ü r D i ch" und meint damitfür Dich nnd für mich, für uns und Euch und olle". Und sie kann das sehr ltolz tun, denn die Revue zeigt in allen Einzelheiten, woraus es ankommt, und sie weiß selbst in der letzten von vier Stunden, da der Einfall lahmer wird, noch durch Reichtum der Bilder zu fesseln. Nun ist Fülle und Ueppigkeit bei Theaterbildern ebensowenig allein un- interessierend, wie bei Frauen. Charell aber weiß den Bildern einen Sinn zu gebe», eine Handlung zu erfinden und den Sinn der Handlung in einen märchenhast-unwirklichen zu verwandeln. D.v lyrische Dichter und der skeptische Kritiker(Bender und Morgan) dichten die Revue vor unseren Ohren, in immer wieder kölnischen. kontrapunktierenden Zwischenakten, und sie verfolgen das Hochzeits- paar in den verschiedensten Lachkostümen»ach Venedig , in den Orient, auf den Ozeandampfer, nach Konstantinopel , in die Alpen , zum Orakel nach Delphi wohin noch? Und das junge Paar liebt sich und träumt und sportelt und zankt sich. Und zuletzt ist glänzendste Apotheose malerischer Frauengestalten und Frauenleiber ein lebender Geburtstagstisch ausgebaut, von dem die glücklichen Premierenbesucher etwas abbekommen. Im Programmbuch steht, daß der Text im Drei-Masken-Verlag erschienen ist. Unmöglich. Denn der Reiz des Gesprochenen liegt in der Improvisation der genannten Komiker. Hier funkelt einmal ein aktuelles Bonmot auf. Dem Ganzen fehlt jedoch der Ehrgsiz, etwa an die alten Revuen des politisch dichtenden Metropols den Anschluß zu finden. Vielmehr: das Auge ist unablässig beschäftigt, ober damit vor allein beschäftigt, Schönheit in seiner Netzhaut auf- zufangen. Wenn Trier ein Alpendorf malt mit seinen Menschen, Burschen, Dirndln und Kühen, so geht von der Stinimung diese» köstlichen Bildes ein Sturm, nicht nur ein Hauch von Echtheit über auf die Musik(des keck parodistischen, auch im Couplet wieder irischen Benatzki), auf die Tanzenden, auf die im Kreis Zuschauenden. Es ist eine tolle Bewegung auf den Brettern, es ist für jeden Malientanz eine Schar von gut gewachsenen, gelenkigen Mädels da, es ist in den paarlebenden Bildern"(etwa demOrient" von Stern) so viel künstlerisch reiner, vornehmer Geschmack, daß auch die größte Offen- hell von weiblichen Kostümen ganz und gar nicht weh tut. Ab- wechslung ist da und ein Glitzern an Kleidern, Hüten, Mänteln, eine Geschineidigkeit der Tanzenden, ein Tempo der Regie, eine Buntheit der Geschehnisse, eine vollkommene Beherrschung des Rhythmus. ein so einheitliches Ringen um Schönheit des Körperausdrucks, daß der Gedanke an Reoueakrobatik verschwindet, und daß selbst die paar Nieten(Seelöwenszene und Kinobilder) nicht mehr ins Gewicht fallen. Ist es nötig, bei so viel Grazie und Charme Namen besonders dick zu drucken? Alle sind sie beim munteren Werk munter und begeistert dabei. Sie spielen und tanzenfür Dich". Charell hat(wenn er eine Stunde streicht)»in Meisterstückchen vollbracht. Die anderen nenne ich nicht. Sie heißen Stern, Trier , Geßmer(Maler), Stalle(Diri- gent), Iankscher, Ambrees, Duquö, Sun-Hsiang-Juna, Schwind, Berisch, Alanowa(herrlich!), Betty Delaune und Ilse Viqdor(beide vollendet!), Agar und Doung, Maria Manzanares(blendend!) c tutt! quantil Kurt Singer .

wie es uns gefiel. Nach einjähriger Pause hat Victor Barnowsky wieder Ins Berliner Theaterleben heimgefunden und die Leitung des Theaters in der Königgrätzer Straße , des Komödienhauses und der Tribüne in die Hand genommen. Als erstes eröisnete er das Theater in der Königgrätzer Straße gestern mit Shakespeares Wie es euch gefällt", und erzielte damit einen ganz großen Theatererfolg, wie wir ihn in den letzten Jahren selten zu verbuchen hatten. Der Beifall, der namentlich am Schluß des Stückes unge- hemmt losbrach, gipfelte schließlich in den immer wiederholten Rufen Bergner!"Barnowsky!" Die Bergner holte man sogar noch heraus, als schon der eiserne Vorhang heruntergegangen war, der von Unentwegten mit den Fäusten bearbeitet wurde. Aber ihre Rosa- linde war eine Leistung von so unsagbarer Anmut, daß dieser hemmungslose Jubel verständlich war. Man hat über Elisabeth Bergner schon längst alles gesagt, was zu sagen ist, man hat sie auch längst in der Rolle der Rosalinde gefeiert. Es bleibt nur übrig fest- zustellen, daß man das alles heute wiederholen könnte. Reben ihr inußten die anderen Darsteller zurücktreten: nicht, weil sie nicht ge. nllgten und keinen Dank verdienten: doch der Rhythmus des ganzen Abends wurde von ihrem zierlichen Persönchen bestimmt. Aber gedacht werden soll wenigstens der reizenden Celia Carola Toelles, Fritz Kortners, der dem melancholischen Jacques eine ganz eigene Rote von echter Tragik im närrischen Weltschmerz zu gebe» wußte, Ernst Körchows als Orlando und des zärtlichen Paares Probstein Karl E t l i n g e r und Käthchen Till K l o ck o w. Man könnte noch eine ganze Weile damit fortfahren, Namen rühmend zu erwähnen: ich begnüge mich mit usw. usw. Barnowsky hat die Absicht, sein Ensemble zusammenzuhalten. Ob es ihm gelingt, muß die Folge lehren. Ohne sehr ausgedehnten Gastspiel-Urlaub wenigstens wird es ja leider bei einer ganzen An- zahl von Künstlern doch nicht abgehen. Aber es ist müßig, sich aufs Prophezeien zu legen. Der Anfang von Bamowskys neuer Re­gierung g e f ie l uns, und welche Hoffnungen und Erwartungen man in ihn setzt, wird ihm sicher gerade durch den begeisterten Bei- fall am gestrigen Abend deutlicher geworden sein, als durch olle noch so klaren Wort«. S z.

Trivialität ist Trumps. DieKomödie" setzt mit großem Eifer die interessanten Exoerimente fort, mit denen sie nachweist, daß importierte franzö- fische Lustspiele es an Langweiligkeit mit deutschen aufnehmen können. In seinem LustspielHerz ist Trumps" bringt der Autor Felix Gandera eine romantische Liebesgeschichte auf die Bühne, deren Romantik durch Erwähnung von Film, Mercedes -Auto und anderen technischen Errungenschaften auf neu gebügelt ist. Eine Neureiche mit dem Hang zur Vornehmheit verheiratet ihre Tochter mit einem vermeintlichen Grafen, der in Wahrheit Käffeekellner ist. Da aber wenigste»? die gräflichen Papiere echt sind, so besteht o Wunder juristisch-dramatischcr Logik! die Ehe mit dem rich- tigen Grafen zu Recht. Dieser Graf, ein eingeschworener Ehefeind, verliert natürlich, wie es noch den Gesetzen'der Schwankregeldetrl nicht anders zu erwarten ist, das Herz unrettbar an seine Gattin wider Willen. Man sieht, französische Autoren legen neuerding»

mehr Wert auf Gemüt, als auf sprühenden Geist. Eine ganz lustig aufgemachte Anekdote, die man als Reiselektüre gern gelten läßt, aber nicht als Theaterstück, in dem Aufwand und Anlaß m schreiendem Mißverhältnis zueinander stehen. Wieder verschwendet Hedwig Mangel ihre Kräfte an eine kümmerliche Rolle. Gewiß ist es sehr lustig, wen» sie als protzige Neureiche laut und aufdringlich und ohne Schliff die Vornehme zu markieren sich abquält und zu ihrem eigenen Erstaunen eine Takt- losigkeit nach der anderen begeht. Was soll man aber aus der ab- geklapperten Raffke-Figur schon noch Neues herausholen! Außer Ernst Pröckel, der als dümmlicher, an die Wand gedrückter Jüngling Mitleid und Heiterkeit zugleich erweckt, und dem prächtigen Flittchen Ludmilla Hell versuchen die Schauspieler vergeblich die Lustigkeit des Abends durch Uebertreibung zu heben. Erika von Thellmann z. B. übersteigerte ihre Herbheit, Energie- und Iungenhaftigkeit, bis sie unsympathisch wirkte, und die Mehrzahl der übrigen versuchte es mit den billigen Mätzchen drastischer Komik. _ Dgr. . Südsee-Abenteuer". In der Urania läuft ein Kannibalenfilin, dem Dr. von Leszel etliche ethnologische Betrachtungen voraus- schickt. Das ist auch sehr angebracht, denn gerade der erste Teil des Films, der Volkstypen zeigt, hat einen Text, der nur zum Lachen reizt, eine ernstere Betrachtung aber leicht verhindert. Doch mit der Ueberheblichkeit der Zivilisierten kommt man nirgends weit. nicht einmal bei den Kannibalen. Und Johnson und Frau wären. wie der Schlußtext erzählt, beinahe aufgefressen worden, wenn nicht das englische Patrouillenboot gekommen wäre. Der Film führt in landschaftlich schönen Streiszügen durch Melanesien und Polynesien und zwar werden die Neuen Hebriden, die Salomons. und Samoa- Inseln berührt. Da namentlich die für die Schiffohrt recht ge- sahroollen Gegenden aufgesucht wurden, konnte manches Neue über» nnttelt werden. Die Kulturhöhe der einzelnen Stämme ist sehr ver- schieden. Bei etlichen ist infolge der ungenügenden Ernährunas- Möglichkeiten eine Berzwcrgung eingetreten. Ueberall ist der Tanz der Eingeborenen volle Natur, aus einer imponierenden Ursprüng- lichkeit heraus geboren. Und welche Hilfsmittel. Lärmmusik uiid Alkohol sind in Europa erforderlich, damit die zivilisierten Schönen im Arme ihrer Herren im Ballsaal ein paar Schritte Negsrtanz machen können.____ e. b. Die Herbstausstellung der? erlin er Sezession, die in ISrer chelWbinq noch vollkommen den seltaclegten Plänen drS verstorbenen Präsidenten Lovis Cortntb entspricht, wird Mitte Oktober eröffnet werden. Neben den Arbeiten der Mitglieder und Gäste wird sie in erster Linie die letzten Werke deS�Meisler« zeigen. Ihrer Tradition entsprechend wird ferner die Berliner Sezession nach langer Zeit wieder eine Kolleltton von Werken lebender französischer Künsller bringen. Im verabredeten AuZtautch wird dann im Frühjahr 1926 die Berliner Sezession in Paris zur Ausstellung gebracht werden. Aul der Septemberousstellung de, Sturm werden lonstruktiviNi>lhe Ge- mälde der Gruvve X Hannover und kubistiscke Teppiche von Mm: Oldcrock gezeigt, ferner Sturni-Gesamtschau. Die Ausstellung ist täglich von 10 bi« 6 Uhr und SonniagS von 1t 2 Ubr gcöstnet. Ein neue» Theater. Nachdem sich die Verhandlungen mit der Goethe-* Bühne zerschlagen, hat Direktor Mar Samst das Theater in der