derbares betrachtet, sie hat Teile des Erfurter Programms geändert, ergänzt und umgestaltet, auf andere verzichtet. Aber sie hat nicht empfunden, daß die Stellung der Arbeiterklasse in der bürgerlichen Gesellschaft so gewaltig seit 1891 verändert ist. dah sie etwas völlig Neues an Stelle des Erfurter Pro- gramms setzen durfte. Wir waren in der Programmkommission der Ueberzeu- gung, daß das Programm den uns erfüllenden Glauben an den Sieg des Sozialismus auf die Massen überleiten soll. Wir haben uns deshalb allzu nüchternen Ueberlegungen ent- halten. Wir alle, die wir in der Programmkommission zu arbeiten hatten, haben niemals die Kleinarbeit in der Partei gescheut, und haben immer die Verpflichtung aller Sozial- ocmokratinnen und Sozialdemokraten zu dieser Kleinarbeit betont. Deshalb ist es mir unverständlich, daß Stampfer uns vorzuwerfen scheint, daß wir zu wenig Verständnis, zu wenig Begeisterung„für die unentbehrliche, reformierende Kleinar- beit" haben. Zu unserer Freude gehörte auch Stampfer der Programmkommission an. Er weiß, daß niemals Streit in dieser Kommission war über„Kleinarbeit" und Zielsetzung. Die Programmkommission wollte weder die Kleinarbeit nicht voll würdigen, dafür ist ja der umfangreiche, spezielle Teil des Parteiprogramms in jedem Worte beweiskräftig, noch wollen wir auch nur ein Pünktchen aufgeben von dem Ziele, das sich jede sozialistische Partei setzen muß, von dem Streben nach einer völligen Umgestaltung unserer Staats- und Wirtschafts- ordnung in eine sozialistische. Unserer Meinung nach kann nur in diesem Geiste ein Programm für die klasienbewußt« Arbeiterschaft geschaffen werden. Von der Schwierigkeit, in unseren verworrenen Zeit- lauften ein Programm für die Sozialdemokratie zu schaffen, waren alle Mitglieder in der Programmkommission, in die uns der Nürnberger Einigungsparteitag gesandt hatte, über- zeugt, wir empfanden alle die Aufgaben schwer, aber als eine Pflicht, der wir uns nicht entziehen durften. Wir alle sind weit entfernt, unser Werk für ein vollkommenes zu halten. Wir freuen uns der Anregungen, die wir der Presse und der vielen einzelnen Parteigenossen gegeben haben, zu unseren Grundgedanken und zu den Zielsetzungen der Partei seit nur allzulanger Abwendung von der Theorie, Stellung m nehmen. Es war aber auch niemand in der Programmkommif- sion, dsr nicht das Zutrauen zum Heidelberger Parteitag hatte, daß es ihm gelingen werde, unser sicherlich noch unvoll- kommenes Werk so zu gestalten, daß es zur Standarte werde, die den Mut und die Kampfesfreudigkeit alle? klassen- bewußten Proletarier— Kopf- und Handarbeiter— steigern, ihre Hoffnungsfreudigkeit und ihren Enthusiasmus für den Sozialismus lebendig erhalten werde. Wir unterschätzen nicht den Wert politischer Nüchternheit und Ueberlegung, wir sind aber überzeugt, daß unsere Partei ohne den Glauben an den Sieg des Proletariats verkümmern muß und auf dem Weg lismus mehr die Hindernisse auf dem Weg als das winkende Ziel sehen konnte.____ wanülungen. Was kommunistische Wahrheiten wert find. Wir haben uns der gewiß nicht leichten Mühe unter- zogen, die Sitzungsberichte des Kommunist;» schen Parteitages in der„Roten Fahne" noch einmal genau durchzusehen. Der lächerliche Gegensatz zwischen den Kraftsprüchen, die Ruth Fischer damals— es sind nur sechs Wochen her— auf dem Kommunistischen Parteitag von sich gab und dem de- und wehmütigen Bekenntnis, daß sie mitsamt der kommunistischen Zentrale vor dem Moskauer Ketzerrich- tern abgelegt hat, daß sie nichts könne, nichts verstehe, alles falsch gemacht habe und am Bankerott der Partei schuld sei, tritt auf jeder Seite dieses Parteitagsgerichtes hervor. Wir können nicht umhin, einiges wiederzugeben, was die Kommu- nisten vor sechs Wochen gesagt und geschrieben haben. E« zeigt deutlicher als lange Auseinandersetzungen, daß kommu- nistische Wahrheiten nicht einmal zwei Monate lang wahr bleiben.
Wilhelm Scharrelmann . (Zu seinem 50. Geburlslage am Z. September 1925.) Der Dichter lebt das Schicksal vieler und hat die Gab«, es«ms sich herauszustellen. Und wenn er Blut von unserem Blute ist und trei von der Schwerfälligkeit und Scham, die uns selber den Mund verschließt, so erleben wir es, daß er unser eigenstes Schicksal ge> staltet. Und wir wissen uns in Hirn-und Herzen vieler und find nicht mehr einsam. Und das ist Glück. Dichter verbinden die Verirrten, die Verzweifelten: Dichter find Sozialiften, Dichter sind Borbereiter der Zukunft. Nicht von allen gilt das, nicht einmal von ollzuvielen. Uber einer, der dieses Lob verdient, ist Wilhelm Scharrelmann . Er hat es bewiesen, daß er das Denken und Fühlen der Gedrückten versteht. Der leidende Mensch ist ein Thema, das in jedem seiner vielen Bücher erklingt. Da ist zuerst die„F a h r t in» Leben", eine Sammlung von kleinen Skizzen und Geschichten, die alle einen Blick in, Menschen- leben tun und kleines und großes Leid, Sorgen und Sehnsüchte ge» stalten: Der Vagabund, der Trimmer, der Maschinenarbeiter, der krumme Schreiber, das Fräulein Mutter, die kleine Putzmacherin... Gebundene, Gequälte, Verachtete sind sie alle, deren Gedanken wie geängstigte Vögel an den Gitterstäben ihrer engen Welt auf und ab flattern, und die das Land ihrer Sehnsucht nur von ferne erblicken dürfen. Der eine rettet sich au» dieser Welt der Qual und Entbehrung durch einen Sprung ins Wasser oder die tödliche Kugel, der andere verkommt und verdirbt: gläubiger Sinn aber erbaut sich jenseits von Not und Tod feinen Himmel und bevölkert ihn mit seligen Geistern. Freundlicher, versöhnlicher öffnet sich dem Leser die Welt der kleinen Leute in den Geschichten aus der Pickhalge„Rund um S a n k t A n n e n". Da treten sie aus ihren niedrigen, windschiefen Häusern heraus, die Turmbläser, die Insassen de» Altmännerstiftes, »ie Höker, die Nähterinnen und Plätterinnen, und welke und rote Lippen, scharfe Zungen und zahnloser Mund, zitternde Hand und knöcherne Faust bewegen sich beim lebhaften Geplauder oder Gekeife, warm die Ereignisse des Pickbalgentages ihren Nachhall finden. Kleinbürger sind es wohl, die am großen Geschehen der Zeit nur einen von allen belächelten Anteil haben. Aber der Dichter steht sie doch als vollwertige Menschen, und der leise Humor, der durch all ihr Tun und Treiben Ningt, kommt aus einem gütigen, mitfühlenden Herzen. Ein ernst und kraftvoll gestaltetes Menschenschicksal gelingt dem Dichter in seinem„P i d d l H u n d« r t m a r k". der Geschichte einer Kindheit. Hier ist nicht nur die ganze Freudlosigkeit einer proletari- schen Jugend in überzeugender Wahrhaftigkeit zum Ausdruck ge- bracht, nein, hier erwachsen auch aus eben diesem Nährboden die trotzigen, aufbegehrenden Kräfte, die dem Elend zuleide, die ihr G«. schick selbst in die Hand nehmen wollen.„Ich und da, Leben!" klingt
Gesten»«och a«f stolze« Rossen... Am vierten Verhandlungstag des Kommunistischen Parteitages führte Ruth Fischer gegen die.Ultralinken'(Schalem, Katz. Rosen- berg) folgende Drohung vor: .Wehe Euch, wenn Ihr eine Fraktion aufziehen werdet. Wir werden Euch genau so bekämpfen, genau so erbarmungslos maßregeln wie' die Iannackleute. Mit denselben disziplinarischen Mitteln werden wir gegen Euch vor- gehen. Ihr habt keine besonderen Recht«, weil Ihr gegen die Rechten gekämpft habt. Ich sage Euch. Genossen, wir werden sehr bald Schwierigkeiten haben mit dieser Gruppe, trotz ihrer Kleinheit auf dem Parteitag." Da» war«ine massive Drohung, ober erstens kommt es anders, zweitens als man denkt. Ruth Fischer bekam gewiß Schwierigkeiten, aber nicht mit den Ultralinken, sondern mit der Exekutiv «, und statt selbst erbarmungslos zu maßregeln, wurde sie erbarmungslos ge- maßregelt, und die Exekutive rief das Wehe über sie selbst. Ja ja: .Ach wie bald, ach wie bald, schwindet Schönheit und Gestalt." Ter Kongrest der deutschen Arbeiter. In der.Roten Fahne" vom Sonntag, den 19. Juli 192S konnte man in einem Aufsatz über das Fazit des Parteitages folgendes lesen: .Waren doch von den 170 Delegierten des Parteitages 142 Arbeiter aus den Betrieben. Darin allein schon dokumentiert sich nach außen hin der Parteitag der KPD. als der Kongreß der deutschen Arbeiter." Es hieße den Mund kräftig voll nehmen, den Kommunistischen Parteitag als den Parteitag der deutschen Arbeiter zu bezeichnen. Aber nehmen wir an, es sei Immerhin der Parteitag der kommu- nistischen Arbeiter in Deutschland gewesen, so ergibt sich nach dem Stand der Lage von heute, daß die Beschlüsse.dieser 142 Arbeiter. delegierten von der Exekutiv « glattweg anulliert worden sind. Dieser Parteitag der kommunistischen Arbeiter hat einstimmig die Politik der Gruppe Maslow— Ruth Fischer gebilligt und einstimmig die Zentrale gewählt. Diese einstimmigen Beschlüsse sind nun alle Un- sinn. Es ist, als wären sie nicht gewesen. Man sieht, was es heißt, wenn die Kommunisten sich eines Arbeiterparteitages rühmen. Si« für afiemal überwunden. In demselben Aufsatz der.Roten Fahne" vom 19. Juli wurde behauptet, es gäbe keine organisierten Richtungen in der Kommu- nsstischen Partei mehr. Und es wurde versichert: .Dies« Tatsache zeigt, daß die aus der alten Zeit und den alten sozialdemokratischen Parteitraditionen stammenden Partei- gruppierungen innerhalb der KPD. ein für allemal über» wunden sind." Die Parteigruppierungen sind so sehr überwunden, daß die Exekutive jetzt ganz offiziell und öffentlich die führend« Parteigruppe maßregelt, um eine andere Gruppe an die Führung zu bringen. Die eiserne Kohorte und der Kriegspla«. Die Schlußtirade des Artikels der.Roten Fahne" über da» Fazit de» 10. Kommunistischen Parteitages lautete: .Die Partei hat gesprochen: wir hoben zu gehorchen!... Für alle Parteigenossen gilt die Losung: Die Partei hat gesprochen! Frisch ans Werk! Di« Organisation der Revolution ist s« st gefügter denn je zuvor, und die eisern« Kohorte der Revolution wird den geschaffenen Kriegeplan zur Verwirk- üchung der Befreiung des Proletariats durchführen." Da» heißt doch noch eine markig-revolutionäre Sprach«. Aber leider kam nach sechs Wochen die Exekutive der Kommunistischen Internationale und erklärt: Euer Parteitag hat gesprochen, aber zu gehorchen habt Ihr nicht. Ihr habt nur u n» zu gehorchen. Und was die Organisation der Revolution anbelangt. die festgefügter ist, denn je zuvor. Eure berühmte eiserne Kohorte. so steht«« damit sehr windig. Denn Ihr erleidet ja überall Der- luste und die Partei ist im Rückgang. Und Euer Kriegsplan, der ist nun ganz und gar Unsinn. So vergeht der Ruhm der Well! » All diese schönen Kraftworte sind erst sechs Wochen all. Noch so jung und schon nicht mehr wahr.
und schwingt der Hammerschlag Piddls, des jungen Werftarbeiters. Ein junger Arbeiter, dem das Leben harte Kämpfe vorbehallen hat, ist auch Ewald Bodmer, der die oftmals lockenden, die noch häufiger aber düster drohenden„Täler der Jugend" durch- wandert. Zum Künstler geboren, aber zum Arbeiter bestellt, ringt er lang« mit der Zwiespälligkeit seine» Schicksals, indem er zwischen Schraubstock und Palette suchend hin und her pendelt. Ewald Bodmer ist typisch für so viele Begabungen, die ans Licht möchten, die ober unter dem Zwang der Not verkümmern und in elender Brotarbeit verderben. Wenn Ewald Bodmer nicht im hoffnungslosen Dunkel der Massenschicksale untergeht, so ist da» ein seltener Glücksfall in seinem Leben, der das Gesamtbild nur um so schärfer beleuchtet. Ewald findet durch die Vermittlung eines Freundes, der eine Werk- schule für die Aermsten der Armen gegründet hat, ein neues Arbeits- gebiet, da« seine Kunst vor praktische Aufgaben stellt. Er vollzieht den Schritt vom Individualismus zum Soziallsmus: gemeinsam mit dem Freunde und der hochsinnigen Schwester tritt er an die Aufgabe heran, die jeder von den dreien auf seine Art zu erfüllen trachtet: die Verklärung der Armut. Da» Thema«rkllngt noch in manchen Büchern Wilhelm Scharrelmanns, am vernehmlichsten in der.Seligen Armut". Scharrelmann ist kein Kämpfer der draufgängerischen Art, daß er Gestalten aufbegehrenden Trotzes schüfe, die in Zusammenschluß und hartem Ringen den Mächten der Verelendung zulcibe gingen. Er billigt diesen Kampf. Seine ganze Weltanschauung ersehnt ein menschliches Zusammenleben, wo die Ausbeutung, die Unterdrückung, die Gewalt der Waffen keine Stätte mehr hat. Aber er sieht feine künstlerische Ausgabe nicht in der Gestaltung solcher Klassenkämpfe. Was ihn wieder und wieder reizt, ist die Art, wie sich der einzelne aus leiblicher und seelischer Not zur Kraftquell« seines Ich zurück- findet und von hier aus sein Geschick zwingt. Er ist ein Seelenarzt, der nicht niüde wird, wieder und wieder auf die geistigen Mächte hinzuweisen, die schicksalgcstallend im Menschen ruhen. Das Werk, dos diese Gedanken mit höchster Kunst und Schönheit zum Ausdruck bringt, ist Scharrelmanns»Jesus der Jung- ling". Jesus ist nicht der Uebernatürliche, der Gottgeborene der biblischen Tradition, sondern ein Mensch, der, wie kaum ein anderer, am Menschen leidet, und in der Meisterschaft des Entbehrens und Verzichtens ein echter Proletar. Jesus ist der typische Vertreter de» Individualismus zu einer Zeit, die den klassenkämpfenden Sozialismus noch nicht kannte. Don diesem Gesichtspunkt aus sind die Mittel zu beurteilen, die ihn auf die Höh« seiner Leistung führen: Askese, Versenkung, inner« Schau. Was«in Gesamtverband an organisatorischer Kraft entfaltet, das gelangt in ihm als Einzelwesen zu der reinen, unvergleichlich strahlenden Blüte höchsten Menschentum». Aber die Kraft, die einen Gesamtverband immer mächtiger anwachsen, sich ständig verjüngen läßt, den Einzelkämpfer zehrt si« auf, indem sie nur eine Aureole verklärter Geistigkett bestehen läßt. Und so wächst dieser Jüngling
»Unaufhaltsamer Vormarsch� Das Dementi der„Welt am Abe«d". Die Kommunisten sind sehr unangenehm davon berührt, daß der Verfall ihrer Bewegung offen zutage tritt. So entrüstet sich die „Welt am Abend" darüber, daß der„Vorwärts" von chrem bevorstehenden Eingehen Mitteilung macht«. Di« Entrüstung langt sogar zu Spottversen auf die„Vorwärts'-Redaktion. Run. der Spott wird der„Well am Abend" wahrscheinlich v« r- gehen, wenn sie sich einmal das hier abgedruckte Dokument im Original vorlegen läßt, das uns der bekannte günstig« Wind auf den Redaktionstisch wehte: Die„Welt am Abend". Verlag, Buch- und Zellungs-G. m. b. H., Berlin SW 4L, Verl . Hedemannstr. 9, Fernsprecher: Verlag NoBen- darf 4009, Redaktion. Politik und Wirtschaft 7119, Feuillclon und Lokales 7118. Postscheckkonto: Berlin 95 249. Br. NR. Dikt.: Berlin , den 31. August 192?. Herrn Willi Kühn, Berlin . Mit Rücksicht auf eine«ventuellzu erwartend« Ein- stellung der„Welt am Abend" kündigen wir Ihnen hier- mll zum 30. September d. I. Hochachtungsvoll! Y;".f(Stpl.) Die Well am Abend. Geschästsleitung. " i. V.: Meyer. Das Ableugnen wird jetzt wohl nicht mehr viel Zweck haben. Wir wünschen den Kommunisten weiter von Herzen einen „unaufhallsamen Vormarsch".__ Kommunistischer dauerkrach. Auch i« Oesterreich . Wien , 2 September. (Eigener Drahtbericht.) Die Kommunisten Oesterreichs , so gering an Zahl sie sind und so sehr sich Moskau um die Aufrechterhaltung der Einigkeit bemüht, liegen sich wieder einmal in den Haaren. Die Wiener „Rote Fahne" veröffentlicht am Mitt- woch„Thesen" zur politischen Lage und über die Aufgaben der Par- tei, wie sie am vergangenen Donnerstag einstimmig vom Parteivor- stand beschlossen worden waren. Diese Thesen sind nichts als oll- gemein« Redensarten kommunistischen Gepräges. Interessant wird die Veröffentlichung erst dadurch, daß ihr die Mitteilung angehängt ist, drei Mitglieder des Parteivorstandes hätten wenige Tage später ihre Zustimmung zu diesen Thesen,� die sie mitbeschlossen und an denen sie mitgearbeitet haben, zurückge- zogen. Dazu veröffentlicht der Parteivorstand eine Erklärung, in der er das Verholten dieser drei Parteivorstandsmitglieder als einen Angriff auf die Parteiklärung aufs schärfste zurückweist.
Die Lehrerbilüung. Konfesfionelle oder weltliche Akademie«. Der Hauptausschuh des preußischen Landtage, beriet am Mittwoch wesentlich über die Lehrerbildung. Demokraten und Sozialdemokraten bekämpften«er» glsch die konfessionelle Einstellung der Akademien, die das Ministe- rium plant. Der Minister aber erklärt« mit einer bei ihm sonst seltenen Unentwegtbeit, daß er sich von der konfessionellen Akademie nicht abbringen lassen werde. Schließlich beantragte sogar die Volkspartei für Frankfurt a. M., dessen Volksschulen simullan sind, eine simullane pädagogische Akademie, während unsere Genossen in der Voraussetzung, daß diese grundsätzlichen Anträge über die nicht konfessionelle Akademie abgelehnt würden, unter den vier ersten Hochschulen zwei simultane, eine für Berlin und eine für Frankfurt , forderten. Dagegen erhob sich mit dem ganzen Bewußtsein der Macht der Kirche der Abg. Lauscher vom Zentrum und erklärte es für absolut unmöglich, daß eine weltliche oder eine simultan« Akademie errichtet würde. Alles übrige, was noch verhandelt wurde, stand an Bedeutung hinter diesen Kragen zurück. Doch ver- dient es Beachtung, daß Minister Dr. Becker die schäbigen und inhaltsleeren Angriffe der Deuischnotionalen und eines Teiles der Volkspartei gegen den Ministerialdirektor K e st n e r in einer nicht nur ritterlichen', sondern auch für die Angreifer wirklich beschämenden Weise zurückwies._ Zum Ableben Peter Spahn ». Die Reichskanzlei und der preußische Ministerpräsident haben Beileidskundgebungen an die Hinterbliebenen Peter Spahns gerichtet. Auch der Vorstand der Sozialdemokratischen Partei hat den Hinterbliebenen sein Beileid ausgedrückt.
heran, von Verzicht zu Verzicht fortschreitend. Ellern , Heimat, Iugendgeliebte. Däterglauben und Vaterland hinter sich lassend und zur körperlosen Manifestation seiner völkerumspannenden Liebe», lehre emporstrebend. »Die e r st e G e m« i n d e", der sich anschließende Roman de» Dichters, taucht aufs neue in diese Sphäre christlicher Werdezell, die zu erklären Idealisten und Materialisten mll Glauben und Gclehr- samkell sich gemüht haben. Bausteine einer Weltanschauung, die sich auf dem geistigen Prinzip aufbaut und die Zeitlosigkeit und den ewigen Wandel alle» Geschehens lehrt, trägt der Dichter in dem buntfarbigen, bewegten und spannenden Buche»T r o u m l a n d" zusammen, das bei aller Fremdartigkeit der bewegenden Gedanken doch in das menschen- verbindende und vertraut« Wort Liebe ousklingt. Wilhelm Scharrelmann , dos sei zusammenfassend gesagt, ist ein sozialer Dichter, dessen Kunst sich keineswegs mit der wirklichteits- getreuen Abschilderung beschränkter menschlicher Zustände begnügt. Ein heißer Drang nach Glück und Frieden und ungestörtem Zu- sammenleben beseelt seine Menschen. Für solche Zustände und Stim- mungen der Verklärungen erglüht die Sprache des Dichters immer wieder in ihrer vollen, schwingenden Schönheit. Ein hoher Idealis- mus geht durch alle seine Werke und zeigt, für seine Auffassung des Menschen, der nicht nur ein Stück Masse, sondern ein zu höchster Geistigkeit geläutertes Weltwesen sein soll. Karl Dantz.
Die neuen Herrnfelds. Im Nelfon-Theate? ist ein »Wiener Komiker-Theater" als Gast eingekehrt. Sie haben ein paar Stück« mitgebrocht, die ohne allen literarischen Ehrgeiz komisch« Situationen und Gelegenhellen zu jüdischen Witzen genug bieten. Das jüdische Wcanerisch oder das weanerische Jüdisch gefiel den Ber - linern ungemein, auch wenn es ihnen nicht vertraut war.»Pol- litzers Hochzeitsnacht"— der Name sagt genug wohl schon— und die mit Verwechslungen jonglierende.Waffcnubung" sind«in mll Saftigkeiten paprizierter Salat von grotesker Komik und Jargon- witzen. Offenbar ältere Ware, die die unvergeßliche Klabriaspartie nicht erreicht, aber den Hauptdarstellern— Armin Berg , Armin Springer, Adolf G l i n d e r und der ausgelassenen Paula Wal- den— dankbare Rollen gewährt.— r.
»Co»" Theater in der cahowskraß«-. das Direktor Max Samsi über. nahm, beginnt feine Vorilelluvgen«ereits am Freitag mit dem Volksstück . D i e K o b l a n k» Die Abonnenten unseres Blatte« zahlen die Halden Kassenpreise von 50 Pf. an. Oesterreich bau« feiue Staat»theoter ab. Di« traurige Finanzlage der deullchösterreichischen Revublik hat jetzt zu dem Beichlus, der österreichiichm Bundesverwaltung geführt, die Wiener StaatSoper und das Burglheat-r an privat« Unternehmer unter Gewährung staatlicher Subventionen zu verpackten. Die Verpachtung soll nach Abiaus der jetzt beginnenden Spiel- zeit erfolgen. Die pariser Auafiausstelluag ist m der Zell von ihrer Eröffnung an, l. Juni vis zum 30. August von über 8'/, Millionen Personen besucht worden.