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Getreideausfuhrverbot aufgehoben, und hat sich mit der Ver-| spätung heftigen Angriffen bei den Agrariern ausgefeßt. Um nun die aufgeregten Gemüter zu beruhigen, ist jetzt in aller Haft die Verordnung über die Einfuhrscheine herausgebracht worden, die selbstverständlich in der jezigen Form die Ausfuhr von Brotgetreide zugunsten der Agrarier auf Kosten des übrigen Bolkes start anspornen und auf die Dauer auch die Getreibepreise um den vollen Ertrag des Bolles zum Steigen bringen wird. Das paẞt trefflich in das Preisabbauprogramm der Reichsregierung.

Der Kriegsschauplatz in der KPD  .

Die rechten Bezirke schwenken ein. Die Rote Fahne  " veröffentlicht jetzt Tag für Tag Resolutionen, die die mittleren KPD.- Bonzen in den einzelnen Bezirks­leitungen angenommen haben. Wir wissen nicht, ob es ein redaktio­neller Zufall ist, daß bisher lediglich Resolutionen solcher Bezirke veröffentlicht sind, in denen die rechten" Tendenzen früher ziem­lich stark waren. Immerhin, der Eifer des Umfalls ist erfreulich und wird sicher belohnt werden. Wie sehr der ganze Zweck der Uebung nur in der Rücksichtnahme auf die Bedürfnisse der russischen Außen­politit zu suchen ist, zeigt namentlich die Resolution der Bezirks­leitung Halle Merseburg, die, wie überall, natürlich ein ftimmig, angenommen wurde. Darin wird ausdrücklich betoni, daß es notwendig fei, eine öftliche Orientierung" in den Maffen der Bevölkerung herbeizuführen. Diese östliche Drientie­

rung" wird mit den naivsten Illusionen über die Möglichkeit einer

Spaltung der Sozialdemokratie verbunden:

..Die wachsenden Lohn- und Wirtschaftskämpfe der Bau­arbeiter und Tertilarbeiter, das Herannahen großer Arbeits­tämpfe im Bergbau und bei der Eisenbahn, die eine neue Belle gesteigerter Klassenkämpfe andeuten, sind nicht frühzeitig genug erkannt worden. Innerhalb der Sozialdemokratie ist eine Radikalisierung der Arbeiterschaft eine absolute Tatsache. Im Bezirksmaßstabe steht eine starke Bersetzung der SPD  . vor allem linken" Revier, des Boltsboten"-Verbreitungsgebietes zweifellos feft. Die Borbedingungen für die Schaffung eines breiten linken Flügels in der deutschen   Arbeiterbewegung sind im Entstehen."

Die sozialdemokratischen Arbeiter sollen also ausgerechnet den tommunistischen Strategen zuliebe eine neue Spaltung über sich ergehen lassen. Man weiß nicht, worüber man mehr staunen fell: über die Frechheit, mit der eine vollständig bankerotte Bartei eine solche Forderung aufstellt, oder über die Dummheit, von der sie zeugt. Wenn die KPD.   jezt nach soviel Jahren zu der Einsicht kommt, die wir immer vertreten haben, daß ihre ganze Tafiit ein hoffnungsloser Wahnsinn gewesen ist, dann fellte sie auch wenigstens so gescheit sein und andere Leute mit ihren Ratschlägen verschonen. In den zwei Monaten, in denen dieser neueste Kurs Gültigkeit haben wird, wird die KPD  . die Spaltung der Sozialdemokratie jedenfalls ganz gewiß nicht schaffen. Bielleicht sieht das selbst Sinomjew allmählich ein.

Manöver- Späße.

Gekler im Erzgebirge  . Hindenburg  - Parade in

Brandenburg  .

In dem Augenblid, in dem die alliierten Minister in Genf   auf Anregung des Sozialisten Bandervelde die Räumung Rolns be­schließen und damit bekunden, daß sie dem guten Willen des neuen Deutschland   mehr vertrauen als ihren eigenen Militärs, die in der letzten Entwaffnungsnote gewiffe Unregelmäßigkeiten und Belang­lefigkeiten aufgebauscht haben, hält es der Reichspräsident für ange­bracht, ein Herbstmanöver größten Stils in Deutschland   abzuhalten. Im Gegensatz zu den letzten Jahren, in welchem mur bei einigen Divifionen furze Marschmanöver stattfanden, halten in diesem Jahr bei dem Ueberfluß an Geld im Staatssäckel des Herrn Dr. Luther jämtliche sieben Infanterie divisionen umfang reiche Feldmanöver ab. Damit aber auch der letzte vom Reichstag bewilligte Groschen restlos für militärische Zwecke ver­pulvert wird, werden sogar die Reiterregimenter auf die Infanterie­

Beklemmung.

Von Friedrich Flierl

Je mehr mein Hirn zusammenschrumpft, um so mehr erhöht und verbreitert sich mein Bauch. Das eine habe ich durch ver= gleichende Gedächtnisübungen, das andere durch vergleichende Messungen festgestellt. Alle Wissenschaft ist vergleichend. Ere fenntnis ist Begnadigung.

Nun wäre die Sache nicht schlimm, wenn ich eine folide Ver­mögensgrundlage hätte. Der Rauchklub Harmonie" würde eben um ein Mitglied reicher. Mir fehlt sie aber, diese Vermögens

grundlage.

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Ich massiere mich, ich rudere, turne, halte mich auf der großen Ich massiere mich, ich rudere, turne, halte mich auf der großen Zehe aufrecht nur Rückenbeugung lehne ich grundsäglich ab ich renne durch die Straßen es ist alles vergebens. Was soll aus mir merden, wenn die im Zuge befindliche Ent­micklung immer höhere Ansprüche an die Organisationszentrale meines Rörpers stellt?

An einem der vergangenen Tage träumte mir, ich läge im Wald und mein Bauch wäre groß, breit, rund, erhaben. Ich sah die Wölbung über mir wie einen Berg. Auf halber Höhe ruhten meine ineinandergefalteten Hände. Sperlinge ließen sich nieder und flogen erst auf, als ich mich bewegte. Ein Hund sprang furchtsam vellend davon. Ein Waidhüter hielt mich für ein Fabelwesen und wagte nicht, mir das Rauchen zu verbieten.( Und wiewohl alles ein Traum war, ich weiß genau: ich rauchte im zundertrockenen Sommerwald). Mein Bauch aber wuchs, jede Aussicht nahm er Und dann war es, als ob der Berg ins Rutschen käme, meinem Ropfe entgegen.

meg.

Mit einem Schrei erwachte ich.

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divisionen verteilt und die Uebungen nicht auf den militäreigenen Truppenübungsplätzen abgehalten, von denen wir dreimal soviel haben, als mir brauchen, sondern im freien Gelände". Flur­schaden" darf gemacht werden, soviel als geht. Warum? Damit der Soldat die richtige Fühlungnahme mit der Bevölkerung" befommt und sich an den schwarzweißroten Fähnchen mitbegeistern fann, welche reaktionäre Bauern, Handlungsgehilfen und Kramladenbefizer beim Anrücken unserer herrlichen Reichswehr auszustecken belieben. Eine reaktionäre Propaganda großen Stiles hat bereits ein­gesetzt: Hindenburg   wird angefündigt bei den Schluß­manövern der 2.( Brandenburgischen) Division wird das ein Rummel werden Geßler und Seedt werden in dem vom ,, roten Terror" befreiten Sachsen   bei den Schlußmanövern von Annaberg   erwartet und geruhen der Stadt Freiberg  , in welcher menschen von der Reichswehr   vom Leben zum Tode durch ein dummes Mißverständnis vor zwei Jahren zwanzig befördert worden sind, ihren Besuch abzustatten. hunderttausend Mann notwendig. Die Reichswehr   ist teine Polizei. Selbstverständlich sind Herbstübungen einer Armee von Ihr fallen wichtige Grenzschutzaufgaben zu, und kein Mensch hat etwas dagegen einzuwenden, daß in einer Uebergangszeit zu einem neuen Völkerrecht, in dem bis an die Zähne bewaffnete Bölker unser schwaches Kontingent umgeben, das Minimum an Wehrmacht erst klassig geschult und ausgebildet wird. Die finstere Seite der Geschichte ist lediglich in der gewollten außenpolitischen Provokation zu suchen, die sich zum Beispiel in der Mitführung von Tant- und schmere Artillerieattrapen" äußert ein an und für sich harmloses Ber­- und dadurch den Widerspruch gegen die von der Entente fortgesetzt angefochtene und zur Vorlegung an die IMKK. verlangte Ausbildungsvorschrift" des Generals v. Geedt förmlich aufreizt, bis der politische Standal wieder da ist und die Bölker ausbaden müssen, was ihnen die Militärs eingebrockt haben.

gnügen

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Die finstere Seite der Geschichte ist die in der Presse der Rechten bewußt unterstrichene innenpolitische Tendenz des ma növerrummels, die Borbeimärsche der versammelten Truppen" ausgerechnet im Elendsgebiet des Erz gebirges vor den ausgehungerten Stidern und Webern, im Braunfohlengebiet der Laufig, im Industriebecken der unteren Weser nur nicht cuf dem Truppenübungsplay!

Das Ausland aber lacht über ein Volf, das an die ganze Welt rerschuldet ist, das seinen Etat nur balancieren fann unter An­spannung der Steuerschraube bis zum alleräußersten, dessen Konzerne und Trusts verkrachen unter dem Druck der Deflation und der Absatz frije bas aber jetzt Feste feiert: die Jahrtausendfeier, den Hermannslauf", Oktoberfest und Vogelwiese und nun noch diesen Manöverrummel als Rtönung der Hindenburg  - Wahl!

Die Postmiliz in Mussolinien. Eine neue faschistische Garde. ( Von unserem Korrespondenten.)

Rom  , Anfang September.

Gott   sei Dant, wir haben sie! Diese neue Post miliz   entspricht einem dringenden Bedürfnis. Wir haben bereits eine freiwillige Miliz für die nationale Sicherheit", in die die dienstfähigen Faschisten obligatorisch eingetragen werden( daher die Bezeichnung freiwillig"!), dann eine Bahnmiliz und weiter eine Hafenmiliz, die besonders durch die Schlacht" berühmt ist, die sie vor längerer Zeit in Neapel   den Carabinieri geliefert hat. Auch bei einem Riesenschmuggel war sie beteiligt, wenn auch nicht gerade als die den Schmuggel aufdeckende Behörde. Jetzt haben wir nun noch die Postmiliz, wie uns das Amts­blatt vom 27. August verkündet.

Wozu dient fie, welche Befugnisse hat sie, wer befehligt sie und mer bezahlt? In dem Artikel 1 des Dekrets heißt es, daß sie ihre Tätigkeit im Bereich des Post- und Telegraphendienstes entfaltet, zum Schutz der Interessen der staatlichen Finanzen und um beim Polizei- und Sicherheitsdienst mitzuwirken". Sie gehört zur be­waffneten Macht des Staates und versieht in ihrem Birkungsbereich den wirklichen Polizeidienst. Die Postmiliz hängt diszipli­narisch vom Generalfommando der Miliz ab; in Bezug auf ihre technische Dienstleistung untersteht sie dem Verkehrsministerium. Wo

Komödie gegen die Spießer.

Auch in sein zweites Theater, das Komödienhaus", führte sich Direktor Barnowski vielversprechend ein. Die geftrige Aufführung von Georg Kaisers Margarine" erzielte zwar nicht den rauschenden Beifall seines Shakespeare in der Königgräger gebrachte Bublikum mit herzlichem Beifall dankte. Georg Kaiser Straße, war aber ein hübscher Erfolg, für den das in beste Laune bietet weder im Vorwurf, noch im Sprachstil, noch in der Charakter zeichnung oder in der dramatischen Linienführung das Neue und leberraschende, wie wir es sonst bei diesem beweglichen Dichter gewohnt find." Margarine" ist schon vor fünf Jahren geschrieben id hieß damals Konstantin Strobel". Die Komödie ist eine hinterliftig- biffige Satire auf die verbohrten, herzlosen und berech neten Moralbegriffe fleinbürgerlichen Spießertums. Kaiser hat sich also ein beliebtes Thema gewählt, das schon hundertmal abgehandelt ist, am fanatischsten und umfassendsten von Karl Sternheim  , von dem Kaiser sicher beeinflußt ist. Und doch ist das kein Mangel. Erstens lohnt es sich immer wieder, gegen die Spießer zu Felde zu ziehen, zweitens fliegen dem Dichter groteste Einfälle in Ueberfülle zu." Margarine" schildert die Tragödie eines im Pflichtbewußtsein verknöcherten Lehrers, dem die pedantische Gewissenhaftigkeit zum Verhängnis wird. Da die Erbschaft aus einem überspannten Testa ment ihm und seinen Schwiegereltern nur zugute kommt, wenn aus der projektierten Ehe bis zu einem festgelegten Zeitpunkt ein Kind hervorgeht, er aber seine Eignung zum Ehemann aus Er­fahrung nicht fennt, gerät er in schlimmen, seelischen Konflikt. Als verantwortungsbewußter Mann prüft er daher zuvor seine Fähig­feit an einer loderen Dienjtmago. Der eingetretene Erfolg trägt ihm den Ruf eines Wüstlings ein, er verliert aber bürgerliche Stellung und Braut zugleich. Der Schluß der Komödie, eine reiche Witwe bietet ihm Hand und Vermögen, eben weil er als Don Juan  erscheint vielleicht manchem gesucht. Er paßt sich aber in den Rahmen der gegeißelten Weltanschauung folgerichtig ein. Nur zwei Darsteller führten die Komödie zu dem Erfolg, den fie verdient. Käthe 5 a ad war ein entzückendes frech- verschämtes Bürgermädel und Roberts bot als Lehrer Strobel ein Bild er schütternder Komit. Ein Bücherwurm, ein verängstigter Bebant, aus dessen schäbigem Rock die Rechtschaffenheit sichtbar hervorleuchtet, voller Unbeholfenheit und gesuchter Würde. Claire Waldoff   ift der Sprung vom Kabarett auf die Bühne nicht gelungen. Wüßte man nicht, daß sie gewohnt ist, vor einem Publikum zu sprechen, so hätte man geglaubt, eine blutige Anfängerin zu sehen. Sie ftili­fierte so sehr, daß von einer umriffenen Bühnenfigur nichts mehr übrig blieb. Julius E. Herrmann als jovialer Schwiegervater war nicht der Schwiegervater, sondern eben der Herr Herrmann, den wir noch nie anders gesehen haben. Ernst Degner.

Wenn das nun ein Gleichnis war? Wenn der Traum in Er- gilt füllung geht?

Seitdem bin ich wie verstört.

Selige Zeit, da ich jung, fchlant, springlebendig über die Etraßen tollte. Da ich im Freundeskreise saß, die gesetzten Herren verulfend, die gemächlich davon watschelten, wenn es elf Uhr schlug. Da Hirn und Sinne arbeiteten, Tag und Nacht, ohne Müdigkeit, da ich nichts davon wußte, daß ich überhaupt kinen Bauch habe. Die Betlemmung liegt einen dunklen Ring um mich. Lefer, Volksgenosse: rate, helfe den Bauch bezwingen, der das Sirn verschütten, begraben will!

Aussichtsloser, wirklich aussichtsloser Kampf? Dann, Mitmensch, Nächster: schenke mir ein Haus und eine Renie oder verschaffe mir ein Amt, ein Amt mit Bension! Ist alles vergebens, so hue ich Furchtbares. Ich nehme ein Meffer und schneide den Bauch aus, rücksichtslos, faltblütig, wie man Hühneraugen ausschneidet.

Bauch mit Vermögen und Sicherheit, gut. Bauch mit Sorgen und vielleicht Hunger, nie. Ich hasse alle Stillosigkeit.

Tod eines Radiumforschers. Der bekannte Radiumforicher Becquerel ift in Ausübung seines Berufes in Paris   gestorben. Er war Träger des Nobelpreises.

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eher als den Onkel des Menschen von heute hat der englische Dee Onfel des Menschen. Nicht als einen Vorfahren, sondern Anthropologe Arthur Keith   den neuen Urmenschen erklärt, dessen Raffe man aus dem jüngsten Schädelfund in Palästina erschließen fonn. Die Schädelknochen, die in einer Höhle am See von Baliläa im vergangenen März entdeckt wurden, sind jegt nach London   gebracht und von den führenden Gelehrten unterlude more

sie zur Beihilfe im Sicherheitsdienst herangezogen wird, ist sie der zuständigen Polizeibehörde untergeordnet oder den Carabinierie.

Bei den der Milz angewiesenen Funktionen fann man sich herzlich wenig denten. Die Intereffen der Staatsfinanzen soll sie schüßen? Offenbar nicht gegen llebergriffe der Postbeamten, denn es fann niemand in den Sinn tommen, den Beamten durch eine besondere Uniform zu fennzeichnen, der seine Kollegen überwachen foll. Sollen die Milizleute die Briefe nachwiegen, ob sie genügend frankiert sind, die Muster ohne Wert durchschnüffeln, ob sie teine Werte enthalten, ihre Nase in die Drucksachen stecken, ob nichts Ge­schriebenes drin ist? Dafür sind bereits Beamte da, die Stichproben vornehmen. Bleibt also der Polizeidienst. Aber die Polizei hat herz­lich geringe Befugnisse im Bereich des Postdienstes. Ohne eine gerichtliche Verordnung darf sie nicht einmal einen Brief erbrechen. o aber eine gerichtliche Berordnung vorliegt, die das Brief­geheimnis für einen bestimmten Menschen ein indizierter oder überführter Verbrecher muß es sein aufhebt, da genügten auch die bisherigen Machtmittel der Post und der Polizei. Unwiffende Leute behaupten, die Miliz solle die Briefe der nicht- Faschisten durchschnüffeln, besonders in ihrem Berkehr mit dem Ausland. Uns scheint, daß gewisse interna­tionale Abmachungen über den Postdienst dieser Funktion entgegenstehen, wie es uns übrigens im Widerspruch zu derartigen Abmachungen zu stehen scheint, daß faschistische Milizleute auf dem Bauch einen großen Revolver tragen und am Arm die Binde des Roten Kreuzes.

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Wir können uns also bei der neuen Miliz, mit der man uns fegnet, bis jetzt wenig denken. Wir bemitleiden nur den Milizmann. selbst wenn er konsul oder Centurione ist, der dem Verkehrs­ministerium untersteht, wenn er eine Marke aufflebt, dem Kom­mando der Miliz, wenn er einen Dieb packt, dem Ministerium des Innern, sobald ihn ein Polizist auffordert, beim Baden eines Diebes mitzuwirken. Fast wird einem bange, daß vor lauter zu­ständigen Behörden, weder Verkehrsministerium, noch Minister­präsidentschaft, noch Ministerium des Innern zuständig sein werden, wenn der wadere Mann der Postmiliz fich aus lauter Langeweile in den Inhalt unserer Briefe vertieft.

Internationaler Friedenskongreß.

Paris  , 5. September.  ( Eigener Drahtbericht.) Der internationale Friedenstongreß nahm am Freitag abend als Abschluß seiner Aus­sprache über das Genfer   Protokoll eine Entschließung an, gegen die nur 10 Rongreßmitglieder stimmten. Diese Entschließung weist eingangs darauf hin, daß das in Genf   beschlossene Protokoll zur Regelung internationaler Streitigkeiten das am meisten befriedigende von allen bisher durch den Völkerbund angenommenen Systemen darstelle und dazu, bestimmt sei, das Ziel des Bölkerbundes und die allgemeine Abrüstung zu verwirklichen. In Anbetracht der von ge­wissen Staaten gegen das Prinzip der Sanktionen erhobenen Be­denken beschwört der Friedenstongreß den Bölterbund, folgende im Protokoll enthaltene Grundsäge aufrecht zu erhalten: 1. Jeder An­griffstrieg ist ein internationales Verbrechen; 2. Beachtung der Ver­träge durch die Mitglieder des Bölkerbundes und Unterwerfung neu­entstehender Streitigkeiten unter eine friedliche Regelung; 3. eine ge­naue Definition des Begriffs Angreifer und Sanktionen; 4. allge­meine Abrüstung fofort nach Ratifitation des Protokolls. Der Rongreß gibt weiter seiner Meinung dahin Ausdruck, daß die gegen­wärtig in Aussicht genommenen Sonderverträge für bestimmte Ge­biete ais Etappe zur Verwirklichung eines allgemeinen pattes an­gesehen werden müßten. Diese Verträge müßten, soweit sie durch die Umstände vorübergehend erforderlich gemacht würden, ausdrücklich die Grundprinzipien des Genfer   Protofolls wiederholen, sie dürften teine geheimen Bestimmungen enthalten und gegen feinen einzelnen | Staat gerichtet sein. Der Kongreß wendet sich sodann in der Ent­schließung an die Völkerbundsversammlung mit dem Ersuchen, die Frage der Santtionen einer eingehenden juristischen Prüfung zu unterwerfen. Die Entschließung endet mit einem Aufruf an alle Gesellschaften und Bereinigungen, denen an der Wahrung des Friedens gelegen ist, eine intensive Propaganda zugunsten des Genfer  Protokolls, der Entwaffnung und der Vervollkommnung des Völker­bundes zu eröffnen.

den. Prof. Boyd Dawkins sieht in diesem vorgeschichtlichen Raffen­typ ein neues fehlendes Glied zwischen dem Affen und dem modernen Menschen". Eingehender hat Keith das Aussehen des Urmenschen beschrieben, der zu einem Zweige der Neandertalrasse gehörte. Das Individuum, von dem Teile des Schädels hier vor uns liegen," sagte er, war eine junge Berson von nicht über einen engen hohen Schädel mit flachen Backenknochen, wie man fie 30 Jahren, wahrscheinlich nur 25 Jahre alt. Dieser Mensch hatte heute noch beim Chinesen findet. Aber die bezeichnendste Eigen­tümlichkeit seines Gesichtes waren die ungeheuren Buckel über den Augenbrauen, die ihm den Anschein gegeben haben müssen, als hätte er zwei Hörner auf der Stirn. Obwohl er manche Züge besaß, die ihm mit dem Affen gemein waren, war er doch zweifellos ein menschliches Wesen, freilich kein Vorfahr unserer Rasse, sondern eher ein Bruder unserer Vorväter, also unser Onkel. Jedenfalls_ge= hörte der Schädel dieses Urmenschen zu einer Familie, deren Typ von allen lebenden Menschenrassen vollkommen verschieden war. Die geistigen Fähigkeiten dieses Menschen tönnen wir nur aus den Gehirnwindungen abschätzen. Aber wir tönnen ja auch bei uns nicht mehr tun, zumal niemand von uns seine Gehirnkräfte mehr als zu einem Zehntel ihrer Fähigkeiten ausnügt. Jedenfalls waren die Gehirnwindungen dieses Menschen gut entwickelt, und besonders die­jenigen, die mit den Sprechzentren zusammenhängen, waren aus­gezeichnet entfaltet. Dieser neue Urmensch repräsentiert eine Rasse, die, weit davon entfernt, ganz primitiv zu sein, bereits eine sehr Seine Zähne waren nicht wie starke Spezialisierung aufwies. unsere Zähne, seine Nase war nicht wie unsere Nasen, aber hinter diesen groben Zügen barg sich ein wirklich menschliches Gehirn."

Die Koblants", Graefers Altberliner Boltsstück, wird jetzt in dem neueröffneten Theater in der Lüzomstraße" ge= spielt. Es erringt dort mit seinen Bildern aus dem Berliner   Klein­bürgerleben der 80er Jahre, den Berliner   Wizen und Kalauern, den einprägjamen Melodien von Rich. Hirsch denselben Beifall wie zuvor im Residenztheater. Der genius loci spielt an der neuen Stätte auch mit, denn hier stand die alte Viktoriabrauerei, auf deren Gartenbühne die Stettiner Sänger ihre erste Popularität gewannen. Das alte gemütliche( und spießige) Berlin   ist längst dahin, aber auf der Bühne erfreut es noch immer( natürlich verklärt und fentimentaliſiert). Die Darsteller waren bemüht, den richtigen Berliner   herauszukehren; besonders erfolgreich war Käthe Schmidt­Sam st als Röschen, Franz Revera als Nante und Mar Sa m ft als urberlinischer Bater Zibulte, George Burghardt als Samst unglücklich verliebter Limpe darin.

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Erstaufführungen der Woche. Freif. Leffing- Theater: G5 von Berlichingen". Deutsches Künstler- Theater: Die Terefine. Tribüne: 8urud zu Methusalem  . Soanab. Lustspielhaus: Ritter Blaubarts achte Frau".

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Die Laufabteilung der Preußischen Staatsbibliothet hat eine Unter­abteilung für Theater und rebende stunst eingeführt, um die Stimmen von Schauspielern, Sängern und Sprechern aller Völler in Grammophon aufnahmen zu sammeln. U. a. wurden die alten japanischen No- Opern aufgenommen und weitere pölferfundlich bedeutsame Aufnahmen sollen demnächst folgen