Die Emlaöung Konferenzbeginn« Genf , 8. September. vrahtb.) Zhr Vertreter erführt aus unbedingt zuverlässiger Quelle, dah die offizielle Einladung zu der Miniskerkonferenz über den Sichcrheilspakl an Deutschland am Dienstag morgen nach Berlin übermittelt wurde. Als Tag für den Sonserenzbeginn wird der 29. September vorgeschlagen, als Ort Lausanne . Die Einladung dürfte nach unseren Informationen nicht nur an den Reichsaußenminister, sondern an die Reichs- regierung die Bitte um Entsendung b e v o l l m ä ch- t i g t e r Persönlichkeiten nach Lausanne richten. Es bleibt der Regierung damit freigestellt, neben dem Vater des Sicher- heitsangebotes vom 9. Februar, dem Reichsaußenminister Stresemann, apdere Persönlichkeiten mit gleichen Vollmachten zu entsenden. Dem Reichsaußenminister scheint es auf diese Formulierung der Einladung wesenllich angekommen zu sein, und es verlautet sogar, daß man von deutscher Seite aus in Genf entsprechendes angeregt hat. In dieser Be- ziehung dürften die Worte Briands über die Anwesenheit Dr. Luthers eine gewisse Bedeutung erlangen. französische �brüsiungsanreguug. Genf . 8. September. (Eigener Drahlberlcht.) von französischer Seite ist angeregt worden, daß der Völkerbund den Entwurf eines Internationalen Abkommens über die Abrüstung ausarbeite. Dieser Entwurf soll nach Abschluß des Garantie- paktes und entsprechender Schiedsgerichtsverträge die Grundlage für eine Abrüstungskonferenz bilden. Benesch gibt fich zufrieden. Genf , 8. September. (Eigener Drahtbericht.) Die Minister. konferenz der Kleinen Entenre am Montag wird viel besprochen. E» bestöligt sich, daß der tschechoslowakische Außenminister B e n e s ch vorläufig seine Absichten, einen Garantiepakt für die O st st a a t e n zum Abschluß'zu bringen, fallengelassen hat, da ihn der Wille Englands, nur das Rheinland zu garantieren, von der Aussichtslosigkeit überzeugt hat, für absehbare Zeit seine Pläne durchzuführen. Wie von führender Seite der tschcchoslo. wakischen Delegation versichert wird, ist Prag entschlossen, die gegen- wärtige französische Ausgleichspolitik loyal zu unterstützen. Dabei wird die besondere Bereitwilligkeit ausgedrückt, ein gutes Verhältnis mit Deutschland anzubahnen, das durch den Ab< schluß des Garantievertrages zu befestigen wäre. Senator C a p p e r aus den Dereinigten Staaten weilt gegen- wärtig ebenfalls in Genf , um über die Tagung des Völkerbundes nach Washington zu berichten. Die Völkerbundsversamnilung setzte am Dienstag Kommissionen für juristische Fragen, technische Abrüstung, Haushalt des Völker- bundes. Finanzfragen, soziale und politische Fragen ein. Chamberlain ficht Deutschland schon im Völkerbund. Gens, 8. September. (Eig. Drahtb.) Auf einem Pressediner erklärte der englische Außenminister Chamberlain am Dienstag, er habe die berechtigte Hoffnung, ein großes, jetzt noch dem Völker» bund fernstehendes Land(Deutschland !) in naher Zeit als Mit- g l i e d begrüßen zu können. Die Verhandlungen in Genf , London , Paris , Brüssel , Rom und Berlin seien günstig verlausen und ü b c r t r ä s e o die k ü h n st e n Erwartungen. Er denke, in kürzester Zeit nicht fern von Genf (Lausanne !) die Verhandlungen fort- führen zu können. Auf dem Presse. Diner gab P a i n l e o 6 der Hoffnung auf eine dauernde Entspannung zwischen den Völkern Ausdruck. Dandervelde erklärte, daß der Sicherheitspakt sich nicht
nach Lausanne . n£9. September. gegen Rußland richten werde. Er hoffe, daß die Russen das einsehen werden, denn Rußland brauche Europa ebenso notwendig, wie Europa Rußland. Mit dieser Einsicht würde die Welt in eine westere wichtige Etappe� des Friedenswerkcs eintreten. Die freundschaftliche Juristenkonferenz. Paris , 8. September. (MTB.) Der Hovas-Sonderbericht- erstatter in Genf hatte eine Unterredung mit dem belgischen Sach- verständigen R o l l i n, in der dieser u. a. erklärte: Die aus London verbreiteten Nachrichten, denen zufolge bei den Sachverständigen- bcratungen Belgien die deutsche These unterstützt hätte, ssnd völlig aus der Luft gegriffen. Tatsache ist, daß die Londoner Be- ratungen sich van Anfang bis zu Ende in einer Atmosphäre der Herzlichkeit abgespielt haben, die man vielleicht noch nie- mals, selbst nicht in Genf , angetroffen hat. Wenn ich mich nicht gegen englische oder französische Vorschläge habe zu wenden brauchen, so hat das darin seinen Grund, daß zwischen diesen und den deutschen Borschlägen die Differenzen bedeutend weniger ausgeprägt waren, als man hätte glauben können. Wir haben in unserem deutschen Kollegen Gaus einen Unterhändler gefunden, der van dem kanziliantesten Geiste beseelt war, und das er- klärt vielleicht, daß wir eine recht gute Arbeit verrichtet haben. Ueber die genauen Ergebnisse unserer Arbeit kann ich Ihnen nichts sagen: ich kann indessen versichern, daß wir glauben, den Boden für die demnächstigen Verhandlungen in nützlicher Weise vor- bereitet zu haben. Es ist vielleicht nicht übertrieben, zu be- haupten, daß die früheren Zusammenkünste zwischen Fromageot und Gaus zu der Annäherung beigetragen haben, die bei den Londoner Besprechungen erreicht worden' ist. Zweifellos bleiben noch große Schwierigkeiten zu überwinden, unser Ein- druck ist indessen günstig, und wir sind glücklich, nach Fühlungnahme mit den Außenministern feststellen zu können, daß sie unsere Gefühle teilen. Die Saaraborönung in Genf . Zu der von uns schon gemeldeten Besprechung zweier saar - ländischer Arbeitervertreter mit dem französischen Außenminister B r i a n d in Genf schreibt die sozialdemokratische„Volksstimme" unter der Ueberschrift„Briand gibt Saacversprechungen* u. o., daß die Genossen Schäfer und Bretter dem Minister auch«ine Denkschrift über die Lohn- und Gehaltsfragen der staat - lichen Arbeiter, Angestellten und Beamten des Saargebietcs über- reicht haben. Die beiden Genassen verlangten das passive Wahlrecht auch für nicht im Saargebiet Geborene, die Gewährung von ge s c tz- gebenden Funktionen an den Landesrat, besonders in Budget- und Finanzsragen, und endlich die Immunität für die Abgeord- neten. Briand erklärte seine„grundsätzliche Bereitwilligkeit zur Nachprüfung der Beschwerden" und bemerkte, daß varläusig da» passive Wahlrecht an alle Saarländer gegeben werden könne, die etwa 5 Jahre im Saargebist wohnen. Unser Parteiblatt führt u. a. aus: Da nur geborene Saarländer wählbar sind, werden wertvolle Kräfte, die schon seit Jahr- z e h n t e n im Saargebiel wohnen, ohne dort geboren zu sein, an der Interessenvertretung der Bevölkerung verhindert. So kann bei- spielsweise der langjährige Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei des Saargebiets, Schäfer, kein Mandat übernehmen, weil er nicht im Saargebiet geboren ist. Hinzu kommt, dah in einen» Industriegebiet wie dem Saargebiet die Zahl der Zugewan- d e r t e n an sich sehr groß ist. Der Landesrat stellt noch immer eine Karikatur von Parla- ment dar, denn er besitzt, da ihm das Mitbestimmungsrecht fehlt. praktisch gar keinen Einfluß auf die Verwaltung des Saargebietes. Seine Gutachten wandern in den großen Papierkorb der Saar- kommisiion.
Gemeknsame Zrkeöensfront. Marseille und Paris . Genosse Paul Lobe schreibt im„Soz. Pressedienst": Als wir eines Abends im Schein« der zehntausend Lichter zum Triumphbogen pilgerten, um das Grab des unbekannten Soldaten zu besuchen, erzählte uns ein Freund von dem Schmerzensruse, den ein französischer Schriftsteller diesem Symbol der grausamen Hingeschlachteten in den erstarrten Mund gelegt hat. Während die Hunderte sich ihm mitleidsvoll ehrerbietig nahen, richtet sich der unbekannte Soldat langsam empor, und drohend ruft er seiner Umgebung zu:„Wofür opferte ich mein Leben? Ihr sagtet, mein Tod bedeutet das Ende des Militarismus, aber Europa starr» in Waffen! Ihr sagtet, für den letzten Krieg hast du dein Leben hingegeben, aber die Welt führt neue Kriege! Ihr sagtet, für die Freiheit der Völker bist du hingesunken, aber die Völker sind nicht befreit! Reue Ketten sind für st« geschmiedet!" Diese symbolische Darstellung, die wahrscheinlich im französtschen Original nach viel ergreifender anzuhören ist, gibt die E n t- tauschung der Völker über den Ausgang de» Weltkrieges wieder. Dort Wilsons Ideal vom Frieden der Gerechtigkeit, vom Ende aller Kriege— hier die rauhe Wirklichkeit, die nicht in Sprüngen vorwärts eist, sondern unendlich langsam und mit zahl- reichen Rückschlägen fortschreitet. Immer neue nationalistische Ver- irrung und Verwirrung der Volksmasien in allen Ländern durch eine vom Kapital beeinflußte, oft gekaufte Presse und ihr gegen- über die mühsame Abwehr der Friedensfreunde. Einst lehrte die Sozialdemokratie:„die Kriege sind mit dem kapitalistischen System untrennbar verbunden, also können sie erst aufhören mit der Herrschaft des Kapitals." Seit den furchtbaren Schlägen des Weltkrieges aber ist die Erkenntnis allgemein gc- worden, daß schon vorher, vor dem Ende des Kapitalismus jeder Sozialdemokrat die Pflicht hat, alles zu tun, um die Wieder. kehr solcher Blutbäder zu verhüten. Dies« Erkennt- nks hat schon während des Krieges gerade die radikalen Sozial- demokraten Hugo Haase , Heinrich Ströbel und andere zu den bürgerlichen Friedensfreunden geführt, mit denen sie gemeinsam die baldige Beendigung des Krieges betrieben. Einst hielten die bürgerlichen Friedensfreunde die Abschaffung der Kriege für ein rein ethisches Prablem, aus religiösen, mora- lischen, juristischen Gründen sollte die Menschheit gegen die Roheit des Krieges aufbäumen, und für den Frieden der Völker ein- treten. Wir unterschätzen diese geistigen Kräfte gewiß nicht, sie sind unentbehrlich, um das Gewissen der Menschen zu schärfen und den Abscheu gegen das Kriegsverbrechen zu wecken. Aber auch die bürger- lichen Friedensfreunde haben sich inzwischen überzeugt, welche aus- schlaggebende Rolle wi.HhOstliche Faktoren bei den Ursachen zu Kriegen und bei den gewaltsamen Zusammenstößen der Staaten spielen. Ihre Tagungen berücksichtigen heute die ökonomischen Fak- toren ebenso wie die ethischen. Beide Bewegungen aber haben eingesehen, daß es nicht ge- nügt, für den großen heiligen Frieden einer fernen Zukunft zu wirken, sondern daß uns die Not auf den Nägeln brennt, und daß mit dem politischen Einfluß von heute der Frieden gegen den Krieg geschützt»erden muß. So sind sich die beiden Lager näher gerückt Und während früher die Sozialdemokratie nur durch wenige führende Persönlichkeiten, z. B. den tapferen bel- gischen Senator Lafontaine, bei den Friedenskongressen vertreten war, fanden wir in Paris wie auch bei den letzten deutschen Frie- denstongressen eine große Anzahl organisierter Sozialdemokraten. Die geistige Annäherung der beiden Strömungen kommt auch in den Beschlüssen immer deutlicher zum Ausdruck, und die Reso- lmion, die, der Sozialistenkonareß-in Marseille über die Frage des Genfer Protokolls und des Sicherheitspaktes annahm, machte sich mit geringen Abweichungen auch der Friedenskongreß in Paris zu eigen, Die Gefahren und die Furchtbarkeiten eines neuen Krieges sind groß genug, daß gegen sie alle Kräfte mobil gemacht werden müssen. Sozialdemokraten und bürgerliche Pazifisten kämpfen hier in einer Linie und keiner braucht sich deshalb an seiner sonstigen politischen Ueberzeugung- etwas zu vergeben. Marseille und Paris werden beide die Front der Kriegsgegner stä.rken und die in den bürgerlichen Regierungen vorhandenen friedlichen Tendenzen gegen die nationalistischen unterstützen. die Konzentration in(dberstbleften. Staatsbeteiligung gegen Schuldenablösung? Die in der aberschlessschen Schwerindustrie angebahnte Konzen » trationspolitik, auf die wir im Leitartikel gestern morgen bereits hinwiesen, wird in folgender Zuschrift näher beleuchtet: Wäre der Bölkerbund schon etwas mehr, als er ist, nämlich zu fünf Sechsteln ein politisches Instrument der beim Friedensschluß von Versailles gegen Deuischland zusammenstehenden Regierungen und zu einem Sechstel eine Hossnung, dann hätte er alle Ursache, sich nicht nur mit dem Mossul -Gebiet und Oesterreich, mit dem Opium- Handel und der Viehscuchenbekämpfung zu befassen, sondern müßte seine Aufmerksamkeit auch auf Oberschlesien und dl« dort zu- tage tretenden Folgen der von ihm festgelegten Grenze zwischen Deutschland und Polen lenken. Nachdem die Ueberzangszeit abgelaufen ist. die in dem Beitrag zwischen Deutschland und Palen zur Abwehr der schlimmsten Schäden festgesetzt worden war, zeigt sich mit erschütternder Deailichkeit. wie unsinnig die Zerreißung eines ganz einheitlich aufgebauten Rohstasf- und Industriegebietes war. Gewiß wird die Lage im Augenblick noch durch den Zallkampf zwischen Deutschland und Polen verschärft: dieser ist aber nicht die Wurzel des Hebels, sondern lediglich eine, hoffentlich bald vorüber- gehend«. Steigerung. Auch abgesehen von dieser Steigerung der Schwierigkeiten sind die Zustände unhaltbar geworden. Das würde auch auf polnischer Seite noch klarer hervortreten, wenn nicht der dauernde Fall der polnischen Währungseinheit, des Zloty, jenen letzten Endes verderblichen Produktions- und Exportanreiz gewährte, den wir zur Genüge während der deutschen Inflatianszeit kennen gelernt haben. Der deutsch gebliebene Teil der o b e r s ch l e si s ch- n Eisen- industrie will jetzt durch einen weitgehenden Zusammenschluß die Gefahr ihrer Lage herabmindern. Diese Versuche bewegen sich ganz im Rahmen eine? oberschlesischen Wiederausbai, Programms, welches unter intensiver Mitwirkung der freien Gewerkschaften in einer kürzlich zu Oppeln unter Vorsitz des Oberpräsidentcn von Oberschlesien Proske aufgestellt wurde und inzwischen den zu- ständigen Regierungsstellen und den Parlamenten überreicht sein dürste. Ins Auge gefaßt ist zunächst eine Bereinigung der Oberschlesischen Eisenindustriegesellschaft und der Oberschlesischen E i s e n b a h n b e d a rf s g e s e l l- i ch a s t gewöhnlich abgekürzt OEI. und Oberbedarf genannt. Beide Gesellschaften haben einen erheblichen Teil ihrer Anlagen durch die neue Grenze verloren und müßten, wenn sie weiterbestehen wollen. die eine ein Walzwerk, die ander« ein Hüttenwerk neu errichten, Das wäre, ganz abgesehen ron der Schwierigkeit oder Unmöglichleit der dazu nötigen Kapitalbeschaffung, ein wirtschaftlicher Unsinn, weil sowohl die vorhandenen Hütten wie das vorhandene großartig
eingerichtete Walzwerk mit Leichtigkeit den Bedarf beider Gesell- schaften an Roheisen und Stahl sowie an Walzgut befriedigen können. Der Zusammenschluß ist also die wirtschaftlich gebotene Läsung der Schwierigkeiten auf der„Linie des geringsten Widerstandes", d. h. auf sparsamste und wirtschaftlich allein zu verant- wartende Weise. Aber mit der technischen Bereinigung ist dennoch den Werken nach den Berichten der bürgerlichen Zeitungen iroch nicht geholfen. Es würde ihnen zum Weiterbestehen auch dann noch an den nötigen Betriebsmitteln fehlen. Diese sind einstweilen nach Abschluß des Genfer Vertrags durch die Preußische Scehandlung in Farm eines je drei Monate laufenden und von den Großbanken garantierten, Kredites van zusammen 4(5 Millionen Mark gegeben worden. Aber dieser Kredit ist natürlich viel zu teuer und viel zu unsicher, als daß die Werke ihn dauernd benutzen könnten. Es kommt also darauf an, ihn zu konsolidieren. In welcher Weise das geschehen soll, ist aus dem bishex vorliegenden Material nicht mit Sicherheit zu erkennen: es scheint aber, als ob man in erster Linie an eine Umwandlung der Bankschulden in ein« Staaisbeteiligung, denk«, wodurch die ganze vberschlesische Eisenindustrie etwa in ähnliche Beziehungen zum Staat treten würde, wie wir das schon bei der westfälischen Kohlengrube H i b e r n i a, in gewissem Sinne auch bei der Preußog kennen gelernt hoben. Diese Seite der Frage wird wohl noch zu schwie- rigen Verhandlungen Anlaß geben, wobei nur zu wünschen wäre. daß die Interessen des Staates und die der Arbeiterschaft in vollem Maße gewahrt würden._
wieüer ein üeutschnationaler Reinfall. Wie pommersche Grohgrundbefitzer die deutschen Belange schützen. Ein deutschnatianaler Landtagsabgeordneter Kickhöffel hatte in einer Kleinen Ansrage an die Regierung gegen einen katho- lichen Geistlichen P o j d a, der in einer fast rein deutschen pam- merschen Gemeinde tätig ist, den Vorwurf polnischer Agitation er- hoben, weil er das Evangelium in polnischer Sprach« lese. Aus einer in der„Germania " verösfentlichten Erklärung des katholischen Kirchenoorstandes in Stolp ergibt sich, daß jene Predigten in pol- nischer Sprache dort bereits vor zwanzig Iahren«ingeführt wurden, weil die Großgrundbesitzer vorwiegend polnische Schnitter beschäftigen. Das tun diese treudeutschen Agrarier auch heute noch, obwohl in der dortigen Gegend unter den deutschen Arbeitern große Arbeitslosigkeit herrscht. Also zuerst ziehen deutschnationale Junker unter Benachteili- gung der Interessen deutscher Arbeiter polnische Schnitter Massen- weise heran, weil diese bekanntlich billiger sind, und dann schicken si« die ihnen nahestehenden Landtagsabgeordneten vor, um darüber Beschwerde zu führen, daß für diese der deutschen Sprache meist nicht mächtigen Polen ein besonderer polnischer Gottesdienst abge- halten wird. Der Vorwurf der„polnischen Wühlereien", der in der Kleinen Anfrage gegen den Psarrer enthalten ist. fällt also in Wirklichkeit auf die pommerschen Landbündler zurück, X
örenner-Garantie später! Pariser Stimme gegen Mufiolinis Zudringlichkeit. Paris , 8. September. (Eigener Drahtbericht.) Während ur- sprünglich die französische Presse die Teilnahme Italiens an den Paktoerhandlungen als einen Erfolg der französischen Diplomatie hinzustellen suchte, schreibt die„Information" am Dienstag, Italien , das früher kein besonderes Interesse für die Paktverhandlungen ge- v zeigt hat, suche nunmehr aktiven Anteil daran zu nehmen. Es sei jedoch von vornherein vereinbart gewesen, daß die Frage der italienischen Grenze und deren Garantie, die außerhalb des Rahmens des Rheinlandpaktes steht, nicht mit den VerHand- lungen über den Westpakt vermengt werden solle. Bereits die Ver- bindung der Frage der Sicherheit im Westen mit der Sicherheit O st- europas, die notwendig erscheine, erschwere die Lösung de» ganzen Sicherheitsproblems beträchtlich. Ganz anders stehe es aber mit der Brennergrenze und mit dem ganzen ö st e r r e i ch i- I ch e n Prablem. Wenn man alle Fragen vermenge, so laufe man Gefahr, keine einzige zu lösen. Man ist natürlich überall vollkommen klar darüber, datz Deutschland nicht Grenzen zwischen zwei anderen Staaten garantieren kann. Italien und Deutschland grenzen nirgendwo aneinander. Ebenso sicher ist, daß— selbst trotz der i n f a- men Verfolgung des Südtiroler Deutschtums— die Republik Deutschösterreich.selbst nicht in der kühnsten Phantast« als ein Staat erscheinen kann, der einen Angriffskrieg gegen Italien führen könnte. Darum ist es nur selbstverständluh. wenn man sich rechtzeitig die G'schaftlhuberei des Rizinusherzogs der Abbruzzen verbittet. Streit um üie Saloniki-Sahn. Genf , 8. September. (TU.) Die seit längerer Zeit schwebenden Vertragsverhandlungen zwischen Südslawien und Griechen- l a n d haben seit kurzem eine ernste Wendung genommen. Die Frage, um die es sich dabei dreht, ist die etwa 8C Kilometer lange Eisenbahnstrecke, die durch griechisches Gebiet nach 'Saloniki , dem Hafen für Serbien , führt. Die Serben verlangen von Griechenland , daß es ihnen die Verwaltung der Eisenbahn überläßt, wogegen sich Griechenland aber sträubt. Dies könnt« möglicherweise dem Völkerbund Veranlassung geben, zur rechten Zeit schlichtend einzugreifen, um folgenschwere Ereignisse zu ver- hindern. Die Lage in Syrien . Beirut . 8. September.(WTB.)(Havas.) Die französischen Flie- ger haben einige Stellungen in der Nachbarschaft der Zitadelle von Sweida bombardiert, in denen die Drusen Geschütz« aufzustellen versuchten._ Die Condoner Journalisten. Vereinigung hat ihren Bollzug,- ausschuh ersucht, die Möglichkeiten eines gerichtlichen Borgehens gegen Zeitungen zu untersuchen, die unter dem lltamen hervorragender Persönlichkeiten Artikel veröffentlichen, die gar nicht von diesen Personen geschrieben find.