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Ein kalter putfth.
Schiele:»Woher sollen wir in Zukunft unsere Wähler nehme«, wenn üie fugend in Ireiheit erzogen wirä/
Ich bin vorgemerkt. von Karl EtiUager. München . Alljährlich, wen» der Fühling mit seinen Fingerchcn an die schneevLrriegelte Tür der Großmutter Erde anklopft, dann klopft auch oie Stcfi, mein zartfingeriges Gfchpufi, bei mir an, d. h. sie beginnt ullerlei Anspielungen zu machen, daß der Frühling, Sommer, Herbst urid Winter die geeignetste Zeit zum Heiraten sei. Sie sagt das b« ihrer angeborenen Schüchternheit natürlich nicht so geradezu, sie macht das diskret, indem sie zum Beispiel mitten in einem ganz anderen Gespräch nebenbei bemerkt:.Den Onkel Adolf werden wir wohl auch zu unserer Hochzeit einladen müssenl" oder indem sie mir mitteilt:.Du, am Standesamt sollen j' jetzt a eigne Trambahnhalte- stelle errichtet ham!* Man nennt das durch die Blume reden, und zwar nicht durch die Rose, sondern durch die Dornen. Im übrigen bin ich durchaus nicht abgeneigt, mich von der Resi zum Altar sühren zu lassen, Treue, Fleiß und Gehorsam zu loben— wäre nur nicht nie heikle Wohnungsfrage! Nun, Gxtt sei Dank, wir haben ja ein Wohnungs- amt. Dort gibt es allerlei sehr nützliche Dinge, zum Beispiel Bänke, aus denen Man stundenlang sitzen kann, bis man drankommt, Formulare, die man ausfüllen darf, Schalter, die einem vor der Nase ge- schlössen werden, kurz, es gibt dort mancherlei Unterhaltungen für die vergnügungssüchtige Bevölkerung— nur Wohnungen gibt es nicht. Aber einen Trost habe ich immerhin: ich bin vorgemerkt. Auf dem Wohnungsamt da haben sie ein dickes Buch, auf dem Umschlag steht nicht.Till Eulenspiegels lustige Streiche ", sondern.Bor- merkunaen": alle Seiten sind mit Namen vollgekritzelt, und irgendwo in deni Buch steht mein erlauchter Name auch. Bon Zeit zu Zeit gehe ich auf das Amt und erkundige mich, ob vielleicht das Blatt, auf dem ich stehe, aus Versehen zugeklebt worden sei, und dann tröstet man mich:.Nur abwarten, Sie kommen schon dran! Sie sind ja noch ein junger Mann, Sie können gut und gerne neunzig Jahre all werden, Sie kommen schon dran!" Und— Hurra!— eines Tages bekam ich eine Mitteilung, da stand eine Wohnung drauf, die sollte ich besichtigen. Alles, was wahr ist, das Wohnungsamt ist großzügig; eine Dreizimmerwohnung wollte ich, und eine Zehnzimmerwohnung ließen sie mich besichtigen, mit Garage, Dienerschaftseingang, und ich fragte den Hausmeister: .Haben Sie nicht vielleicht auch Tennisplatz im Haufe? Sonst kann ich die Wohnung nicht brauchen!" Und als er mir den Mietspreis nannte, sagte ich:»Das ist ja geschenkt, und geschenkt nehme ich nichts!" Ich bin aufs Wohnungsamt gegangen und habe ihnen dort er- klärt:„Die Wohnung ist herrlich, so herrlich, daß ich sie dem Wohnungsamt nicht rauben möchte. Auch gestatte ich mir, höflichst darauf aufmerksam zu machen, daß ich in meinem künftigen Heim mit der Resi keine Sechstagerennen zu veranstalten beabsichtige und daher keine Arena brauche, sondern eine Dreizimmerwohnung!" Und der Beamte zuckte die Achseln, worin er große Uebung hatte, und meinte: ,3a, wählerisch dürfen Sie nicht sein!" Jetzt oerging wieder ein größerer Abschnitt Weltgeschichte, ohne daß das Wohnungsamt sich meiner bescheidenen Existenz erinnerte, dann aber— juchhe!— durfte ich wieder eine Wohnung besichtigen. 3ch wollte schon immer gerne mal hören, wie sich die Wölfe und Füchse.Gute Nacht" sagen, und in dieser Gegend lag das Hqus. Ganz neu war es nicht, sondern es hätte mich keineswegs gewundert, daran eine Tafel zu finden:.3n diesem Hause wurdp Adam geboren." Biermal lief ich um das Haus herum, dann hatte ich den Ein- gong gefunden. Das bereute ich aber gleich hinterher, denn nun betrat ich die lebensgefährlichste Treppe, auf der ich jemals aus- gerutscht bin. Früher einmal, als noch das Geländer an' der Treppe war und die Stufen noch vollzählig versammelt waren, mag das ja für Leute, die gern Irrgarten spielen, eine ganz unterhaltsame Stiege gewesen sein, jetzt aber, nachdem die meisten Stufen aus dem Berein ausgetreten waren, gehörte schon der Wagemut eines Harry Piel dazu, diese Treppe hinaufzuakrobatiken. Also ich machte im zweiten Stock halt, oerband mir das Knie, und nachdem sich mein« Erwartung, die Klingel werde kaputt sein, als richtig herausgestellt hatte, trommelte ich mit der Faust den Dessauer-Marsch an die Türe. ohne damit irgendwie eine militaristische Kundgebung zu bcab- sichtigen. Hierauf erschien im Türrahmen ein Mann, der bereits wußte, daß ich vom Wohnungsamt kam, denn er hatte die Aerinel hoch- gekrempelt. Also, er begann die Begrüßung damit, eine Aufforde- rung an das Wohnungsamt zu richten, die ich auch dann nicht aus- geführt haben würde, wenn ich dazu Prokura gehabt hätte. Dann erzählte er mir, er denke gar nicht daran, auszuziehen, sondern er erwarte die gewaltsame Exmittierung, zu welchem Zwecke er sich bereits eine Axt angeschafft habe. Außerdem habe er sich gestern fest vorgenommen, den nächsten, der wegen � der Wohnung käme, die Treppe hinunterzuwerfen, und dieser Nächste sei ich. Er war ein Mann von Wort. Er erleichterte mir den Treppen- abstieg in schwungvollster Weise. Diesmal war ich sogar ganz froh. daß mehrere Stufen fehlten. Ich habe mich dann auch.unter der Hand" um eine Wohnung umgesehen, und ich fand auch zwei ganz nette Zimmer,— bloß a» einer Kleinigkelt ist die Sache gescheitert: der jetzige Inhaber wollte zwanzigtausend Diark Abstandssumme haben, ferner sollte ich ihm eme Villa im Gebirge bauen, seinen Hund in Pflege nehmen, ihm für seine drei Töchter Schwiegersöhne besorgen, bei den künftigen Kindern Flrmpate sein und ihm einen in der Wand steckenden rostigen Nagel yegen eme neue Schreibmaschine umtauschen. Wle gesagt, es. waren zwei nette Zimmer, aber ich habe momentan kerne Dennendung für einen rostigen Nagel, und daran ist die Geschichte gescheitert. Wenn die Resi jetzt wieder Anspielungen macht, daß die Ehe der schmerzloseste Abschluh einer Verlobung sei, dann antworte ich ihr:„Du bist vorgemerkt!" Dieser Satz scheint mir der einzige Gewinn zu sein, den man m der Wohnungsamtlotterie machen kann.
3m slawischen Süden. Reisebriefe von Hermann Wendel . 1. Dalmatien . Da wir neu uns grüßen, Sonnenküstenland, Läuft der Wind auf süßen Wellenkinderfüßen Flink zu meinem Strand. Petar Preradlric d. I. Wie wenige von den Südlandfahrern, deren Augen,„bis die Wimper sinkt", an diesem einzigen Gestade„von dem goldenen l-eberfl»ß der Welt" trinken, ahne» etwas von der tieferen Proble- matik Dalmatiens ! Der Uneingeweihte ist vielleicht noch am ehesten geneigt, an nationale Probleme zu denken, aber dannt hat es nichts a»? sich. Fast die ganze Küste entlang, mit so ziemlich einziger Aus- nähme der Kaufmanns- und Patrizierrepublik Dubrvvnik lRastiga), herrschte bis zu Napoleons Tagen der Flügellöwe Venedigs , und von lateinischer Gesittung kündet jeder Stein au den Bauwerken ver- gangener Menschenalter. Auch als der Wiener Kongreß das Land l81S dem Hause Habsburg zuschob, blieb, bis auf diesen Tag, Italienisch die zweite Sprache, die jeder Gebildete kennt, aber deshalb war während des Weltkrieges und nachher der römische Anspruch aus Dalmatien nicht minder freche Gier eines frechen Imperialismus.
Denn in seiner Gegenwart und in seiner gesunden Gesichtsfarbe ist das Land rein südslawisch und kaum mit ein paar italienischen Sommersprossen gesprenkelt: sicher wohnen mehr Italiener in Berlin als in ganz Dalmatien , und so alt wie die uns geläufigen Städte- namen Sebenico , Spalato, Ragufa und Cattaro sind die slawischen Bezeichnungen Sibenik , Split , Dubrovnit und Kotor längst. Desto mehr Aufmerksamkeit heischt das wirtschaftliche Problem. Dalmatien ist ein armes, ein pasfipes Land, desien Bevölkerung sich von Fischfang und Seesahrt und den Bau der Olive und des Wein- ftocks mühsam nährt: Getreide gedeiht nicht, und auf den kahlen flächen des Karstes suchen nur Schafe und Ziegen ihre kärgliche Atzung. Dereinst waren die gewaltig himmelan getürmten Stein- Massen dieses Zuges der dinarischen Alpen mit dichtem Wald de- standen: aber als die Benetianer für ihre Handels- und Kriegs- galeonen der Balken und Bohlen nicht wenig bedurften, holzten sie ilm unbarmherzig ab. Da Wald für solche Länder Voraussetzung jeder Entwicklung und Quelle fast allen Reichtums ist, bleibt die hier und da schon begonnene Aufforstung des Karstes die gebieterischste Forderung der Stunde. Ebenso vernachlässigt war in der k. k. Zeit Dalmatien , auf seine Bahnoerbindung mit dem Hinterland hin ange- sehen. Seine größte und lebendigste Stadt Spilt(Spalato) lag bis gestern, nur zur See erreichbar, wie auf einer Insel, und jetzt erst wurde das letzte Stück der Likabahn eröffnet, die, dank der gegen alles Süd- slawische gerichteten magyarischen Abdrosselungsposttik vor dem Kriege, nicht auf dem kürzesten und bequemsten Wege die Küste mit dem Innern verknüpft. Viele Hoffnungen begleiteten die erste Lokomotive, die von Zagreb (Agram ) nach Split rollte, denn jetzt er- wartet man auch einen industriellen Aufschwung, für den durch mannigfache Rohstofflager von Bauxit, Zement, Kohle und Lignit wichtige Vorbedingungen erfüllt sind. Mit der vollen Entfaltung der wirtschaftlichen Kräfte des Sandes wird auch die soziale Frage einen Teil ihrer Schärfe einbüßen, die in diesem Ocl- und Weinlande in erster Reihe eine Bauernfrage ist. Die Arbeiterbewegung war auch vor 1814 schwach, und als nach 1918 im Bann der allgemeinen Nachkriegspsychose der Kommunismus sein Haupt erhob, knüppelte eine damals auskommende nationalistische Organisation faschistischen Gepräges, die Orjuna, nicht nur ihn nieder, sondern brachte auch alle sozialistischen Bestrebungen der Arbeiter vorderhand zum Schweigen. Der dalmatinische Bauer aber litt durch die Jahrhunderte unter den verschiedenen Spielarten des Kolonats, eines Pachtsystems auf Grundlage einer Naturalabgabe, das wie alle ähnlichen Formen der Besitz- und Arbeitsverfasiung fortschrittsfeind- lich wirkte und dadurch verschärft wurde, daß nicht nur die Vächter, die Kolonen, sich als arme Teufel abrackerten, sondern auch die Be- sitzer, die Gospari, alles andere als große Grundherren waren. Da die Schaffung des südslawischen Staates, auf ihren sozialen Gehalt hin angeschaut, eine Agrarrevolution großen Stils bedeutet, wurde sofort noch dem Umsturz das Kolonot mit den Ueberresten des Feudalismus in den anderen Gauen hinausgefegt, doch die Durch- führung jener Verordnung vom Februar 1919 wirft noch einen ganzen Schwall von Fragen auf. Aber in diesem.Sonnenküstenland" scheinen sich Natur und Gr- schichte oerschwistert zu haben, um die Falten aller Problematik von der Stirn des fremden Besuchers hinwegzuwischen. Auch wer zum soundsovielten Male von Susak oder Trieft die Fahrt gen Süd an- tritt, steht immer wieder atemlos und überwältigt. Blauer Himmel und blaues Meer einen sich zu zaubervoller Unendlichkeit: an den Fuß nackter, starrer Felsmassen sind mit weißen Häusern und roten Dächern Dörfchen und Städtchen hingeklebt: die Pinie breitet den grünen Sonnenschirm ihres Wipfels aus die schwarze Flamme der Zypresse schießt steil in die Höhe: der Kaktus spreizt seine stachlich- fleischigen Blätter: zwischen Eukalyptus und Agaven drängt sich die prangend rote und weiße Blüte des Oleanders: der Johannisbrot- bäum lädt ein, und reife Feigen wachsen dir vom Strauch in den Mund. Und welche Wunder bergen die größeren Siedlungen der Menschen: Sibeniks Bucht mit dem vorgebauten Fort San Nikolo, die aufrauschende Pracht seiner hochberühmten Kuppelkirche, der donnernde Sang der Krkafälle unweit der Stadt, in Splat der er- habene Kaiserpalast des Diokletanius, das Gewirr der schlauchartig engen Gäßchen. der Berg Marjoh, mit dem berauschenden Blick über Häuser und Hafen, Meer und Eilande: das selige Gestade der Sieben Kastelle, wo mit jedem Atemzug das süße Gift des Vergesiens die Brust cintrinkt: Trogir , erstarrt in der architektonischen Schönheit verklungener Jahrhunderte, im Hermelin seiner Hoheit, und ehe der Kiel weiter nach Süden, nach Erceg-Novl(Castell nuovo) und Kotor (Cattare) trägt, von wo die Serpentinenstraße nach Monte negri hinaufgeschnellt, Dubrovnik (Ragusa ), das ewig Unvergleichliche: ein Märchen, eine Magie, eine Musik! Und den vom Gaffen und Rasten, vom Schauen und Staunen Müden wiegt abends das stete Rollen der Brandung in sanften Schlaf. Noch ist trotz seiner unerschöpflichen Reize Dalmatien keine Hochstraße des Touristenverkehrs, der Fremdennepp steht noch nicht in Blüte, und wenn es auch an den großen, üppigen, internationalen Karawansereien nicht ganz mangelt, ist doch alles der unverfälschten Natur näher, als etwa in Italien , dem klassischen Lande der sächsischen
Hochzeitsreisenden. Herrliche, heimliche Inseln gibt es, wie Korcula oder Hvar oder auch Badeplätze an der Küste von Makarska, wo sich für geringes Geld Unvergeßliches an Lebensfreude eintauschen läßt. Noch hat es niemand bereut, von der Herdenstraße der Erholung?- sucher nach Dalmatien abgewichen zu sein. Näheres über Reise- Möglichkeiten, und Aufenthaltsbedingungen erfährt jeder durch die Verkehrsbureaus.Putnik" in Split und Dubrovnik oder auch(gegen Rückporto) durch die Deutsch -Südslawische Gesellschaft in Frank- furt a. M.(Dr. Otto Roethe, Eschersheimer Landstraße 493). Aber was ein großer Wurf hieße, wäre Urlaubsreisen deutscher Arbeiter nach Dalmatien zu organisieren. Kein Land südlichen Gepräges ist dafür so geeignet, und was deutschen Sozialdemokraten in der Tschechoslowakei möglich war: Italienfahrten für Arbeiter in die Wege zu leiten, müßte mit dem flämischen Gestade der Adtia ge- lingen, zumal die südslawischen Schiffahrtslinien und Verkehr?. einrichtungen ohne Zweifel Entgegenkommen zeigen würden. Je mehr Boden die moderne Arbeiterbewegung gewinnt, desto mehr gilt es, nicht nur das Monopol der Produktionsmittel, das die Kapita» listcnklafse inne hat, sondern auch das Monopol der Genußmittel zu brechen, das sie schier noch eisersüchtiger hütet. Und wirklich und wahrhaftig ist Dalmatien ein Genußmittel!
ver hypnotisierte Magen. Der große russische Physiologe Pawlow hat uns durch seine» berühmt gewordenen Versuch an dem Hunde mit der Mageufistel zuerst einen direkten Blick in die Arbeit de» Magens eröffnet. Der Hund erhielt einen Ausgang des Magens durch die Bauchhaut, so daß man das Magenfekret auffangen kennte. Hielt man ihm ein Stück Fleisch vor, ohne ihn zuschnappen zu lasten, so ergoß sich so- fort eine reichliche Menge Magensaft als Zeichen dafür, daß psychische Reize die Tätigkeit der Magendrüsen in Gang bringen. Will man aber die Arbeit des menschlichen Magen« ergründen, so muß man natürlich andere Wege einschlagen, und dies habe» nun die Wiener Aerzte Dr. R. Heilig und Dr. H. Hoff in Versuchen getan, deren bemerkenswerte Ergebnisse Dr. Haslinger in der.Umschau" mit- teilt. Die Wiener Forscher ließen bei jeder genauen Magenunter- suchung ein sogenanntes Probefrühstück verzehren das immer au» den gleichen Speisen und Getränken bestand und nach 39 Minuten wieder mit der Magenpumpe ausgehebert wurde. In dem so ge, wonnenen Speiscbrei wurde der Gesamtsäuregehalt und die Menge der freien Salzsäure bestimmt, wobei man bei derselben Person stets etwa die gleichen Werte fand. Nach einigen Tagen wurde derselben Versuchsperson das Probefrühstück in Hypnose gereicht. wobei ihr die Vorstellung aufgedrängt wurde, es fei Rindfleisch, da» sie mit Widerwillen esse: nach einigen Tagen wurde der Versuch wiederholt, aber unter dem hypnotischen Eindruck, daß die Speis» mit Appetit gegessen werde. Reichte man einer Person in Hypnose das Probefrühstück unter der Vorstellung, sie este mtt Behagen und es sei ihre Lieblingsspeise, so enthielt der Speisebrei sehr viel mehr Säure, als wenn die Nahrung ohne Hypnose genossen wurde. Gab man aber einer Person ein Gericht, das sie nur mit größter Unlust zu genießen pflegte, so fehlte die freie Salzsäure sogar völlig. Eben- solche Unterschiede im Säuregehalt ließen sich beobachten, wen« die Betreffenden glaubten, sehr süße oder sehr fette Speisen gegeste» zu haben, je nachdem sie mit Lustgefühl oder Ekel zugelangt hatten. Desgleichen zeigte sich vor dem Röntgenschirm, wie sehr die Magen- und Darmtätigkeit seelisch beeinflußt werden kann. Gab man der Versucheperson einen Brei ein. der Bariumsulfat enthielt. wodurch die Speise einen.Schatten" gibt, und oersetzte man sie dann in Hypnose, so tonnte man sehen, wie der Magen zunächst in ge- wohnter Weise arbeitete� Wurde ober die Vorstellung einer mit Widerwillen genostene» Speise erweckt, so hörten die gleichmäßigen Bewegungen des Magens sofort auf, und er hing schlaff herunter. Wurde der Ekel durch die Hypnose gesteigert, so fanden ruckweise Zu. sammenziehungen des Magens mit rückläufiger Bewegung des Brei» nach auswärts statt. Erweckte aber die Hypnose eine lustvolle Vor- stellung bei der gleichen Speise, so veränderte sich das Bild in weniger als einer Minute gänzlich, und der Magen arbeitete so schnell, daß oft ein Schub Speisebrei beim Uebertritt in den Zwölssinger- dorm dierekt in den vorhergehenden überging. Aus diesen Versuchen ergibt sich, daß es überaus wichtig ist, ob wir eine Speise mit Genuß oder mit Ekel zu uns nehmen. Was der eine schnell und gut ver- baut, kann dem anderen„wie ein Stein" im Magen liegen, und die Aerzte werden mehr als bisher bei Diätverordnungen auf die persönlichen Neigungen Rücksicht nehmen müssen: man wird auch die Kinder nicht mehr zwingen dürfen, ihnen widerstehende Speisen zu essen._ INonkaigne über die Büchermarder. Montaigne spricht an ein«? Stelle seiner Schriften vom Verleihen von Büchern und meint:„Kein Wunder, daß man ausgeliehene Bücher so selben zurückbekommt. E» ist eben leichter, das Buch zu behalten, als da», was darinnen sUHK"