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hat von der Arbeit und noch weniger von den Erfolgen dieser Kommission jemals wieder etwas gehört und es ist Tatsache, daß heute noch für China   dieselbe Zwangsregelung in Zoll­dingen besteht, wie vorher. Das heißt, ebenso wie vorher ist China   außerstand gesetzt, für seine Produkte eine freie Ausfuhr zu erlangen. Durch das sogenannte Binnenzollsystem wird es in die groteske Lage gebracht, die Ausfuhr seiner Fabrikate mit schweren Zollsägen belasten zu müssen, und es ist daher un­fähig, eine eigene Industrie zu entwickeln.

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Von der Zollkonferenz, die am 2. Oktober in Pefing statt­finden soll und zu der die beteiligten Mächte schon ihre Zu­ftimmung gegeben haben, hängt für China   ungeheuer viel ab. Es dürfte diesmal den Mächten nicht wieder wie auf der Washingtoner Konferenz möglich sein, die Chinesen mit einem Schwall verbindlicher Redensarten abzuspeisen. Damals war die Welt noch zu stark durch die Nachkriegsatmosphäre in An­spruch genommen, um den dortigen Vorgängen so aufmerksam folgen zu können, wie die Wichtigkeit dieser asiatischen Frage es perlangt. Heute weiß jeder, daß China   erwacht", und daß so oder so das Problem des chinesischen Selbstbestimmungs­rechtes gelöst werden muß. Vor allen Dingen wird Eng I and einsehen müssen, daß es die Methode seiner bisherigen Kolonialpolitik energisch ändern muß, wenn es nicht jeden Kredit im Osten verlieren will. Amerita scheint, von außen gesehen, zu einer Vermittlerrolle geneigt zu fein. Wer aber den modernen Amerikanismus fennt und weiß, daß seine tole­rante Gefte eben nur eine Geste ist, hinter der der brutalfte Profitwillen lauert, wird sehr daran zweifeln, ob eine Klärung der Lage durch den Schiedsspruch Amerikas   möglich ist. Durch Amerika   könnte im besten Falle ein Kompromiß zustande gebracht werden, das aber nach der ganzen Lage der Dinge, die auf eine Entscheidung drängen, taum noch möglich ist und nicht von Dauer sein könnte. Den Japanern kann man nach dem skrupellosen Unrecht, das sie bisher in Verfolgung eines konsequenten Planes den Chinesen zugefügt haben, nicht zutrauen, daß sie etwas tun könnten, mas für die nationale Selbständigkeit Chinas   wertvoll wäre. Für die Politik der Russen ist unseres Erachtens China   nicht reif. Das Land ist zu groß und die Gegensätze im Lande sind zu start, als daß man glauben tönnte, daß die bolschewistischen Ideen sich in entscheidender Weise in China   geltend machen könnten.

Wie die Dinge auch immer in China   liegen mögen, so kann man doch mit Sicherheit behaupten, daß die Dinge dort zu einer Entscheidung drängen. Der Berlauf der Ent­midlung im Osten kann nur ein rapider sein und in diesem Berlaufe wird die Zollkonferenz vom 2. Oftober eine bedeu­tenden Rolle spielen.

Das Berlin   er Zentrum für Wirth. Einstimmig für die Rückkehr Wirths in die Fraktion.

Der Provinzverband des Zentrums für Groß- Berlin und Brandenburg   hielt gestern Abend im Ber­ liner   Stadthaus die angekündigte Delegiertenversammlung ab, in der Ministerialdirektor Dr. Spieker das einleitende Refe­rat über die Politik der Zentrumspartei   hielt. Selbstverständ­lich stand der Austritt Wirths aus der Reichs tagsfraktion im Mittelpunkt der Erörterungen. In Spiekers Referat wie auch in den Ausführungen der Diskus­fionsredner kam die Abneigung des Berliner   Zentrums gegen eine einseitige Rechtsorientierung un­geschminkt zum Ausdruck. Von politischer Bedeutung ist die nach lebhafter Debatte einstimmig angenommene Resolution, in der es heißt:

Der Provinzverband der Zentrumspartei   Groß- Berlin und der Provinzverband der Provinz Brandenburg  , die Vertretung von 140 000 Zentrumswählern, billigen und unterstreichen die Ausführungen des Referenten.

So menig die Provinzverbände zurzeit eine Aenderung in der Reichsregierung für angebracht halten und im Gegenteil auf dem Standpunkt stehen, daß die Deutschnationale Bolfspartei aus der vollen Verantwortung für die Durchführung der von Wirth einge­

Fritzi Massary  - die, Teresina".

( Erstaufführung im Deutschen   Künstlertheater Die Teresina", das ist Frizi Massary. Die kleine Komödiantin der fahrenden Truppe mit umgehängter Bauke, die gefeierte Diva, die Frau, die einen Napoleon bezwingt und ablehnt, die Meisterin der Pointen, die sie auf Parkett und Galerie abschießt. Alles, was sie singt und spricht, scheint Beziehung auf sie selbst zu haben, denn sie ist ja in diesem Stück gefeierte Weltprimadonna. Aber eines ist nicht primadonnenhaft: wie sie nicht ruht und rastet, bis sich alle Mitspieler mit ihr verbinden, wenn der Applaus dröhnt. Allerdings: als Nebenspieler hat sie diesmal teine Erita, sondern nur Männer, von denen Staegemann, der edle, schönfingende Bariton, eine undankbare, Johannes Riemann   als Napoleon eine schneidige, historisch fein pointierte, Harald Paulsen   die ihm so gut stehende Rolle des unwiderstehlich lieben, von Bech verfolgten Jungen hat. Also die Massary  . Der Kritiker geht seit Jahren mit Herz­flopfen zu ihr und kehrt erhoben zurück. Man kennt die Wege des Ruhmes und fürchtet den Absturz. Ist nicht viel Konkurrenz da? Die Sturm, die so füß, temperamentvoll und jung ist, die Hesterberg, deren Keßheit berlinisch zuckt, die Wörner, die Lustigkeit und Derb­heit mischt, die Gorina, die durch Aug' und Kehle fasziniert, die Leur, die in Schönheit strahlt, die Millowitsch   und die Thellmann und die Müller, die sich köstlich wiegen und drehen und Kleider zu tragen wiffen? Ja, ja, die Konkurrenz. Und nun die Maffary? Von der Ermüdung ihrer Stimme abgesehen( die wohl Indisposition zuzuschreiben ist) sie hat alles, sie mischt, sie fasziniert, sie strahlt, fie tangt, wiegt sich und trägt ihre Kleider immer noch, immer wieder, wie feine. Sie adelt das Fach der Soubrette als eine Aus­ertorene unter Erwählten. Ein unerhörtes Temperament, eine Ein­zigkeit. Da sie nicht die Carmen und nicht die Herzogin von Gerol­stein singt, so adelt sie leider auch schwache Mufit von Ostar Straus. Er ist alt geworden und hat in dieser ,, Terefina"-Partitur auch nicht einen einzigen jungen Schlager erfunden. Die großen Maffary- Nummern Besuch mich mal in Korfita", Männerherzen zu gewinnen" und Teresina" sind Ben- Akiba- Nummern, und sie stammen als magerer Abglanz von dem Fett älterer Strausscher

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leiteten und von Marg erfolgreich weitergeleiteten Außenpolitif ,, zu der fie fich selbst gedrängt hat, nicht herausgelaffen wird, stellen fie um so dringender an die Zentrumsfraktion des Reichstages das Verlangen, mit äußerster Wachsamkeit dafür zu sorgen, daß diese Außenpolitik im vaterländischen Sinne und im nationalen Intereffe ehrlich weiter verfolgt wird und der Gedanke der Berständigung und Berföhnung der Völker ihr aufrichtiges Leitmotiv

bleibt.

Mit

Bertreter des Deutschtums in Amerita bezeichnete, suchte und fand zuerst in deutschen   Pfarrertreisen Anschluß und Aufnahme. Strohschein ist nach seiner Angabe in New York  Hilfsgeistlicher gewesen und will zuletzt in Chikago das Amt eines Reverend bekleidet haben. Strohschein hielt in den Kreisen der deutschen   Geistlichen Vorträge über Chri­stentum in Amerifa" und wußte sich so gut Eingang in firchliche Kreise zu verschaffen, daß er sogar von zwei deutschen   Super­Die Provinzverbände erwarten und und verlangen von der intendenten Empfehlungsschreiben erhielt. 3entrumsfraktion des Reichstages auch peinlichste Achtsamkeit, damit diesen Zeugnissen ausgerüstet, tam Strohschein zuerst zu der mo er einige die deutsche Republik   ihren demokratischen Charakter unverfälscht Deutschvölkischen Freiheitspartei  , bewahre. Insbesondere müssen die reaktionären Bestrebungen auf Monate als Wanderredner wirfte. Dann aber fuchte er an die sozialem Gebiet, wo immer fie sich zeigen, durch die Zentrums- Deutschjoziale Partei und an Richard Kunze   Anschluß, der frattion des Reichstages in getreuer Wahrung der vorbildlichen Strohschein sen. auch als Redner für die Deutschsoziale Partei be­3entrumstradition klarer als in den letzten Monaten eine entschäftigte. Der angebliche amerikanische   Geistliche bezog von der Partei für seine agitatorische Tätigkeit angemessene Ent­schiedene Ablehnung erfahren. fchädigungen, suchte jedoch, wie von deutschnationaler Seite betont wird, möglichst viel Geld aus dieser Partei und aus feiner Tätigkeit für die Deutschsozialen herauszuholen. Be­fanntlich ist vor furzer Zeit innerhalb der Deutschsozialen Partei eine Spaltung eingetreten, und von gutinformierter Seite wird be­hauptet, daß die Seele dieses Zwistes der offenbar immer noch mit der Deutschvöllischen Freiheitspartei in Verbindung stehende ältere Strohschein gewesen sei. Strohschein habe nämlich versucht, Richard Kunze   seiner Führerstelle zu berauben. Zu diesem Zweck war in der Deutschsozialen Partei von der rechten Opposition eine Gene­ralversammlung einberufen worden; doch mißlang die .großangelegte" Sprengung deshalb, weil im letzten Augenblick Pfarrer Strohschein so betrunken in der Generalversammlung erschien, daß er seine angekündigte Rede nicht zu halten vermochte. Nach diesem Vorgang ist dann

Die Provinzverbände erwarten weiter vom Reichsparteitag, daß er dafür sorgt, daß die Rückkehr des früheren Reichs tanzlers a. D. Birth, der das volle Bertrauen der Wähler der Provinzverbände befißt, in die Reichstagsfraktion fachlich er. möglicht und in Zukunft für die Erhaltung des Ber  trauensverhältnisses zwischen Reichstagsfrat tion und Wählerschaft die erforderliche Borsorge getroffen wird.

Die Provinzverbände sprechen ihre Genugtuung darüber aus, daß die Preußische Landtagsfraktion der Zentrums­ partei   gegenüber der Zermürbungstaftif der Deutschen Volkspartei  eine feste, entschlossene haltung gewahrt hat, und setzen in sie das Vertrauen, daß sie auch weiterhin an dem Gedanken der Beltsgemeinschaft festhält und darum eine Regierung des Bürgerblods entschieden ablehnt."

Angesichts folcher Stimmen kann man sehr gut begreifen, daß die Herrschaften in den Reihen der Rechts parteien in der letzten Zeit sehr fleinlaut geworden sind. Die Hal­tung der Zentrumsorganisation spiegelt legten Endes doch nur die allgemeine Boltsstimmung wieder, die sich ein­deutig gegen die famose Wirtschaftspolitik der deutschnationa­len Rechtsregierung wendet.

Der Ku- Klux- Klan.

Der Reverend" als Freiheitsapostel, Schuldenmacher

und Trunkenbold.

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Die Presse der Rechten hat sich bis jetzt alle Mühe gegeben, die Berliner Ku Klug Klan- Affäre als eine alberne Narretei abzutun und die staatsgefährliche Seite solcher Geheimorganisationen ihren Lefern völlig zu unter schlagen. Es ist richtig: Die Ku Klux Klan Brüder, die unter Tags als harmlose Angestellte hinter dem Ladentisch standen, ihre Viktualien oder Billen mit der ehrlichsten Miene verkauften und dann abends, bis an die Haarwurzeln vermummt in der Walhall  " oder im Asgard" zu Wotan   schwuren, machen eine reichlich lächerliche Figur.

Die ernste Seite des nunmehr bloßgelegten Hokus­potus ist jedoch in der Tatsache zu suchen, daß zwei Aben­teurer und Hochstapler übelster Sorte, wie sie Vater und Sohn Strohschein offensichtlich repräsentieren, die deutsche evangelische Geistlichkeit mit ihren nationalistischen Sprüchen ebenso zu bluffen verstanden wie die Auserwählten der Deutsch   völkischen und der Deutschsozialen Bartei. Die beiden Amerikaner wurden am gestrigen Freitag bis in die späten Abendstunden einem eingehenden Berhör unterworfen, wobei zunächst das Vorleben Strohscheins sen. als der wichtigeren und interessanteren Persönlichkeit besonders eingehend erörtert und dann ein ausführliches Verhör über die Ku- Klux- Klan- Tätigkeit der beiden Amerikaner in Deutschland   vorgenommen wurde. Von gut­unterrichteter Seite erfahren wir über das nicht uninteressante Vor­leben und über die politische Tätigkeit des älteren Stroh schein in Deutschland   folgende Einzelheiten:

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Die beiden Strohschein der jüngere Strohschein und der geflüchtete Gray find Studienfreunde famen vor geraumer Zeit nach Deutschland   und Strohschein sen, der sich gern als

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von Bonaparte nach Paris   ins Avancement geführt, vergißt die fleine Teresa, als die große Teresina vor ihm steht, rebelliert gegen Napoleon  , der die Künstlerin für eine Nacht zur Geliebten machen will. Ein im ersten Atte schnell geschriebener Heiratskontrakt findet sich im Hut Napoleons   wieder; er hatte ihn als Einlage benugt. So endet ein Spiel, das unwahrscheinlich begann, recht amüsant und fast historisch. Die Stürme des Beifalls fegten über die Häupter der Massary   und Paulsens, Staegemanns und Riemanns, zuletzt auch Baßmanns und der Schollwer. Und dann die Herren Autoren." K. S.

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Strohschein mit einem Teil der Deutschsozialen zu den Bölkischen abgeſchwenkt, hat aber auch nach dieser Zeit noch für den Orden in

den deutschsozialen Kreisen eifrigft zu merben gesucht.

Bei der Untersuchung gegen Strohschein dürfte auch aufgeflärt werden, woher Strohschein die Mittel ifür die Organisation des Geheimbundes bezogen hat. Bon Personen, die ihn genau kennen, wird behauptet, daß die beiden Strohschein in ewigen Geld­

berlegenheiten waren.

So ultig die ganze Ku- Klux- Klan- Affäre äußerlich aufgezogen mar, so traurig ist ihr Ende für die nationalen Kreise" der völkischen und hundertprozentig evangelischen Elite der deut

schen Nation! Ein verschuldeter, zu Zeiten betrunkener Reve­

rend" reist mit" Empfehlungsschreiben würdiger Super­ intendenten   in Deutschland   herum, unterminiert echt nationale" Parteien, läßt deren Geldgeber zur Ader, gründet Logen" und Geheimverbände" und endet dann unter einem Berg voll Schulden im Suff!

So sehen die Leute aus, die Deutschland   mit der eiser­nen Faust" wieder zur Höhe führen wollen! Nach außen Wortgeklingel und Phrasen- und im Innern angefressen und faul!

Schweizer   Parteitag.

Genf  , 11. September.  ( Eigener Drahtbericht.) Am 12. und 13. September findet in 3 ürich der Parteitag der Schweizer  Sozialdemokratie statt. Im Vordergrund der Debatte stehen Anträge auf Verweigerung der Militär kredite und zur Bekämpfung des Getreidemonopols bzw. hoher 3ölle; andere Anträge ver­langen Mieterschutz und Wohnungsbau. Ein Antrag der Gruppe Romanshor n fordert den Anschluß der Schweizer   Partei an die den Sozialistische Arbeiter Internationale und Eintritt in den Bundesrat. Diese Anträge dürften jedoch ab. gelehnt werden.

Der Gemeindeausschuß des Preußischen Landtages   fetzte gestern die Beratung der Städteordnung fort und erledigte den Ab­schnitt über die Stadtverordnetenversammlung. Bei dem Abschnitt Gemeindevorstand" tam die Eingabe des Städtetages auf Einführung der süddeutschen Stadtratŝver­fassung zur Sprache. Es wurde beschlossen, darüber eine General­debatte stattfinden zu lassen und auch den Fraktionen Gelegenheit zur Stellungnahme zu geben.

strickendes, eine Frau ven der Herbheit ihrer Züge und der schneiden­den Schärfe des Organs wirkt nicht verführerisch. René Smn= bra wa stellte eine weinerliche, büßerhafte Marie hin, der man nicht glauben fonnte, daß fie einen Frauenjäger wie Adalbert von Weis­lingen in ihren Bann zwingen könnte. Günther Hadant als Adalbert war eine durchaus durchschnittliche Leistung. Der Abend, der ein Erlebnis sein könnte, enttäuschte. Er war nur leere Defla= mation.

e. d.

Gustav Kadelburg  . Einst ein beliebter Schauspieler( im f. Wallner- Theater und im Deutschen   Theater unter L'Arronge) und ein vielgespielter Luftspieldichter ist Gustav Kadelburg  , schon halb vergessen, im 75. Lebensjahre in Berlin   gestorben. Seine 3. T. in Zusammenarbeit mit Franz v. Schönthan   und Oskar Blumenthal  geschriebene Schwänke und sogenannten Luftspiele wie Goldfische", mronnet) sind vom Repertoire der größeren Bühnen verschwunden, da dies flache, spießbürgerliche Genre heute nicht mehr zieht. Aber einst hat es die deutsche Theaternation entzückt. Persönlich war in Ungarn   geboren Kadelburg ein wiziger Mensch und fröh= licher Gesellschafter, auch als Obmann der Schauspieler hat er ver­dienstvoll gewirkt.

Der deklamierte, Götz von Berlichingen  ". Gestern führte sich Artur Hellmer mit einer großen Bor­stellung des" Göz von Berlichingen", einer Paradevorstellung sozum weißen Rößl", Großstadtluft", Husarenfieber"( mit Sto jagen, als neuer Herr des Lessing Theaters ein. Zunächst ei über das äußere Bild berichtet, das sich bot, als der Vorhang end­gültig gefallen war: die Dame neben mir, die während der letzten Hälfte sanft und hörbar geschlafen hatte, wachte auf, und die Herren zogen ihre Uhren aus der Tasche und wunderten sich, daß die Auf­führung nur vier Stunden gedauert hatte. Nach dem angeschlagenen Spieltempo hätten wir auf sechs bis sieben Stunden gewettet. Und dann jezte ein äußerst dauerhafter Beifall ein, der die Hauptdarsteller sowie den Regiffeur Richard Rosenheim unzählige Male vor die Kampe zerrte.

Nach dem Premierenbeifall wird der Direktor Hellmer vielleicht an einen Erfolg glauben. Das wäre eine gefährliche Illusion. So wie es das Lessing- Theater gestern tat, darf man heutzutage Goethes Göz" nicht aufführen. Das Drama des versinkenden Mittelalters, des sterbenden Raubrittertums, die Tragödie des edlen Ritters, der das Anbrechen einer neuen Zeit nicht versteht und an ihr zerbricht, ist in der Sturm- und Drangperiode entstanden. Was an Göz besticht, die Schrankenlosigkeit der Form, das genialische Hinweg legen über die schulmäßigen Regeln des Dramas, der bunte Wechsel der Szene, der ungestüme Tatendurft wurden im Lessing- Theater zum Hemmnis am Genuß. Die einzelnen Bilder hatten feinen Zusammenhang. Die Zerrissenheit des Ganzen erweckte den Eindruck des Unfertigen, faft Improvisierten. Die müde Trägheit der Dreh­bühne schläferte ein. Bothetik wurde der fade Ersatz für stürmende Kraft.

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Die Zunahme der deutschen   Schiffahrt im Panamafanal. Der Wiederaufbau der deutschen   Schiffahrt nach dem Kriege läßt sich be­sonders deutlich an den Zahlen des Durchgangsverkehrs durch den Banamafanal erkennen. Während unmittelbar nach dem Kriege die deutsche Flagge im Banamafanal gar nicht in Erscheinung trat, fezte 1920 ein lebhafterer Verkehr ein, und von der anfänglich 13. Stelle 1921 rückte die deutsche Flagge 1922 an die 6., 1923 an die 5. und 1924 an die 4. Stelle. Sie wird nur noch von der amerikanischen  , englischen und japanischen Flagge überboten, und dürfte bald an 3, Stelle folgen. Die Zahl der Schiffe stieg von 13 1921 auf 165 1924, die Tonnage von 31 000 1921 auf 847 000 Tonnen 1924.

Erftanfführungen der Woche. Dienst. Kammerspiele: Der Strom. Mittw. Th. am Schiffbauerdamm: Lady Fanny und die Dienst. botenfrage". Dounersf. Tribüne: 3urüd zu Methusalem  ". Freit. Städt. Oper: Meistersinger". Sonnab. Städt. Dper: Die fleine Ente. Bollsbühne:, Kaufmann von Benedig.

Urania  - Borträge. Sonntag bis Freitag; Subseeabenteuer Mont. bis Donn.: Insulind e." Freit. u. Sonnab. 5. u. 7.: Gluten am Nordpol  ." Sonnab. 9: Das Gefichtbes roten Ruß­ land  ." Im Hörsaal wird Donn.( 5) 11. Sonnab.( 7) das Rhein  - Mainische Marionetten- Theater den Dr. Faust spielen.

Für Dich auch am Sonntag nachmittag zu ermäßigten Preisen gespielt. Großes Schauspielhaus. Vom 13. September ab wird die Charell- Rebue Beginn 3 Uhr.

Herr Hellmer hat einige Stars in seinem Ensemble. Sie wurden Operetten. Oder ist das Erstgenannte nicht das viel ältere Lied herausgestellt ohne Ueberlegung, ob sie ihre Rollen richtig ausschöpfen fönnen. Und so fam eine Fehlbefegung auf der ganzen Linie heraus. Komm mit mir nach Panama  "? Aehnlich geht's dem Daniel- Baul Wegener als Bög" in der Maste eines alten Matrojen Couplet  . Da all das hervorragend bearbeitet, wigig und parodistisch spielte Theater. Er jezte feinem Geficht etwas beängstigend Mystisch. instrumentiert ist und da es die Massary   und Paulsen singen, so Dämonisches auf, das für den Golem" paßt, aber für einen derben schlägt's dennoch ein. Die Güte des Textes( Schanzer und Wehlisch) offenen, freien Rittersmann vom Uebel ist. Gewiß pacte er zuweilen wächst von dem gar zu hastig arbeitenden, dabei langen ersten Att. mit seinen breiten ausladenden Gesten und dem Donner seiner ( der ein zweiter Operettenatt ist) bis zum dritten( der ein zweiter ift). Stimme, aber der Funte des Geistes lag nicht über ihm. Die Ein musikalischer Schluß fehlt, wohingegen die diplomatisch fingen Darstellung war nicht durchdacht. Lothar Müthel   als Franz gelang es, in einigen Szenen die Besessenheit eines Liebestoffen zu Reden zwischen Napoleon und Teresina jehr pointenreich sind. 3mci zeigen. Durch übertriebenes Bathos tötete er schließlich die Glaub­Afte erträgt man viel Leidenschaft auf Anhieb und viel Wehmutshaftigkeit des Schwurs. Gerda Müller   fehlt die schlangenhafte melgerei. Lavalette liebt in zwei Minuten die kleine Tereja, wird Biegjamkeit des fchönen Weibes, Ihre Adelheid hat nichts Beauteit außerordentlich gefeiert.

Die Covis Corinth- Gedächtnis- Ausstellung der Kunsthandlung Frik Gurlitt, Friedrich- Ebert- Straße 7, bleibt den ganzen September geöffnet. Die Shaw- Uraufführung in der Tribüne. Die Uraufführung von Sbalos 3urüd zu Methusalem  ", womit Victor Barnowsky   die Tribüne eröffnet, iit ani Donnerstag, den 17. September angejezt.

Der Schauspieler Georg Reimer beging in Wien   das 50jährige Rubi aum als Mitglied des Burgtheaters und wurde an der Stätte jeiner Birl