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Demokrat!?, gccenü&sr der Arbeiterklasse und gegenüber dem Sozi.,- usmus. Bei der fünfzigjährigen Gründung-feier der Internationale standen wir in London   am Grabe Karl Marx  ', wenige Wochen später in Berlin   an der Bohre Friedrich Eberls. Der Weg vom exilierten Marx   zum ersten Präsidenten Deutschlands   aus den Reihen der fozialdemolratischen Arbeiter ist der t r i u m p h a l e A u s st i e g der qeschichtZlosen Klaise des Proletariats, ist der Sieg der deutschen  . irbeiter und der gesamten Internationale. Auf den deutschen   Partei. tagen hören wir den eisernen Schritt der Weltgeschichte. Es lebe die große deutsche Sozialdemokratie auf ihrem Wege zum Siege der gesamten arbeitenden Menschheit!(Lebhafter Beifall.) Dr. Karl Heller-Teplitz begrüßt den Parteitag namens der drei Millionen deutschen  Arbeiter in der Tschechoslomakei: Wir führen den gleichen Kampf gegen Völkische und Kommunisten und den gleichen Kampf um die Schule: denn man hat uns im letzten Jahrs tau sende dcut- scher Bolksschul klaffen gesperrt. Die Geschichte hat UNS Zwar auf einen anderen Boden gestellt. Aber wir fühlen UNS in Schicksalsgemeinschast mit Euch verbunden. Grenzen können Staaten trennen, aber nicht Herzen. Unsere Herzen schlagen gleich mit den Herzen der deutschen   Arbeiter im Reiche.(Lebhafte Zustimmung.) Alexander Tropper-Budapest  : Wir nehmen mit Freude die seit dem Krieg« unterbrochenen freundschaftlichen Beziehungen zur deutschen   Sozialdemokratie wieder aus, deren Schüler wir sind. Nach dem mißglückten Experiment mit dem Bolschewismus müssen wir erneut von Euch lernen. Trotz aller Greuel des weißen Terrors stnd wir wieder eine treue und kämpf- fähige Truppe des internationalen Proletariats. Der Glaube an den Sieg des Sozialismus ist in uns nie erschüttert worden.(Bravo  !) Dr. Szende-Wien der Flnanznstnister hn Revolutionskabinett Karolyi begrüßt den Parteitag namens der ungarischen Emigranten. Nie gab es in Ungarn   so viele Majeftätsbeleidigungsprozesse wie jetzt, wo wir gar keinen König mehr haben: nie so viel Be- waffnete und so viel Militär als jetzt nach der Entwaffnung durch den Friedensvertrog, und niemals waren die Arbeiter Ungarns  so rechtlos wie jetzt. Aber im Zusammenhang mit der sozialistischen  Bewegung ganz Europas   werden wir auch Ungarn   befreien.(Beifall.) AchmeteN-Georgien: 5m Vergleich zu dem jetzigen Regime in Georgien   waren die deutschen   Zustände unter dem Sozialistengesetz paradiesisch. Aber trotzdem in Georgien   Häscher regieren, hoben wir 18 000 treue Parteimitglieder und kämpfen weiter für den Tag der Freiheit. (Lebhafter Beifall.) Als Letzter der ausländischen Bertreter erhiell Genosse Nielsen-Dänemark: das Wort, vom Parteitag mit stürmischem Beifall empfangen: Es ist sehr schön für einen Dänen, nach Deutschland   zu kommen. In Dänemark   heißen alle Leute Nielsen, Petersen oder Hansen, und niemand kennt einen. Aber in Deutschland   nennt man mich den Kindervater.(Heitere Zustimmung.) Das ist übertrieben, ich bin nicht der Dater aller dieser Kinder. Die Familie wäre etwas zu zahl- reich.(Heiterkeit.) Trotz der Aussperrung in Dänemark  , die erst spät im Sommer endete, haben auch in diesen Ferien 1200 dänische Familien es durchgesetzt, deutsche Kinder in Pflege zu nehmen. So muß sich die proletarische Brüderlichkeit über die ganze Welt verbreiten. Nun muß ich aber endlich an die offizielle Be- grüßungsrede herangehen, also beste Grüße von der dänischen Sozial- vemokratie.(Der Redner wird mit Beifall überschüttet, es wird ihm ein Blumenstrauß überreicht.) Herzliche Dankesworte Wels' an die Vertreter der ausländischen Bruderparteien beschlossen die Eröffnungssitzung. d:e heutige Tagung. Heidelberg  . 14. September.  (Eigener Drahtbericht.) Der erste Derhandlunqsmq wird unter zahlreicher Beteiligung um Uhr von dem Genossen Wels eröffnet. Wels verliest zunächst«in Be- grühungstelegramm des Reichsbonners Schwarz-Rot- Gold, das vom Parteitag mit lebhaftem Beifall aufgenommen wird und gedenkt nachträglich des verstorbenen Genossen Helling. der sich als Organisator der Kleinbauernbewcgung ein großes Ver- dienst um die Partei erworben habe. Der Parteitag tritt dann in die Beratung des ersten Punktes der Tagesordnung,Bericht des Pa rt e i v o rst a n d e s", ein. Wels teilt hierzu mit, daß die Aussprache über den S a ch s e n k o n s l i k t mit diesem Punkt der Tagesordnung so erledigt werden soll, daß ein Vertreter der sächsischen Organisation und ein Mitglied der sächsischen Landtags- fraktion das Wort in der Debatte erhalten wird. Die Redezeit wird für sie auf eine Stunde festgesetzt. Dann soll die Angelegenheit einer Kommission überwiesen werden. Der Parteitag billigt diesen Vorschlag einstimmig. Dann erhält das Wort der Berichterstatter Johannes Stelling  . In eine? Epoche der weltpolitischen und wirtschaftlichen Gärung bildet die letzte Periode nur einen kurzen Abschnitt. Dank der Politik der Sozialdemokratie stnd wir auf dem Wege der B e- friedung Europas   ein gutes Stück vorwärtsgekommen. Der Garantiepakt soll die Bahn ebnen für«in freundschaftliches Ver- hältnis zu Frankreich  . Daß hierbei auch die Frage des Eintritts Deutschlands   in den Völkerbund in einer all« befriedigenden Weise gelöst wird, ist auch unser Wunsch. Die Sicherung des Welt- fricdens ist die Boraussetzung dafür, daß wir auch wirtschaftlich wieder vorankommen. Die Wirtschaftskrise in Deutsch- l a n d muH sich um so unheilvoller auswirken, als die herrschende reaktionäre Politik eng verbunden ist mit den Profitinteressen der Kapitalisten und Agrarier. Zollwucher und Steuerpolitik zeigen das nur zu deutlich. Die Konzentration des Großkapitals nimmt ent- sprechend der Prophezeiung Marx  ' immer mehr zu. Dabei zeigt sich auch, daß nicht diejenigen die wahren Klassenkämpfer sind, die das Wort ständig mit leuchtender Schrift in ihrem Schilde führen. Der ist vielmehr der beste Klassenkämpfer, der im entscheidenden Moment in dem Kampf der ArbeiterNasse seinen Mann steht. (Sehr wahr!) Unsere Tokkit ist nur ein Fortschreilen aus der Bahn, die wir seit Jahrzehnten verfolgt haben, die uns groß und stark gemacht hat und die uns den endlichen Sieg verbürgt. Darüber sollten sich auch unsere radikalen Genossen klar sein, daß wir nur vorwärts kommen, wenn wirdieDingesoanseHen.wie l i« s j n d. Daß das leider nicht immer der Fall ist, beweisen einige oem Parteitag vorliegende Anträge, z. B. ein Antrag von F ra n t f u r t a. M, nach dem in den Parteioorstand nur Genossen gewählt w-rden, die noch Fühlung mit den Arbcitermassen haben und deren Vertrauen besitzen.((Hört, hört!) Warum müßt Ihr Frank. surter. die Ihr doch ganz liebe und gute Genossen seid. Euch auch auf diesem Parteitag wieder blamieren! Aus dem vorigen Parteitag geschah dies mit Eurem Antrag auf Ausschluß des Genossen Eden. Ick hatte gehofft daß die Abreibung, die Ihr damals bekommen habt, helfen würde und daß in Zukunft nur noch vernünftige Anträge aus Frankfurt   kommen würden, die von dem nötigen Verant- worwngsgefühl zeugen Leider habe ich mich getäuscht. Der Antrag geht von einer ganz falschen Voraussetzung aus. Er will die Grundlagen für einen neuen Aufstieg der Partei, aber ist denn die Partei im Abbau und Abstieg begrisfen?(Sehr gut!) Man wird auf den Mitgliederrückgang hinweisen. Aber Parteigenossen, die in der Bewegung stehen, müßten doch wissen, daß wir in einer Periode der Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit standen, daß die Inflation»och nochwirkte, daß die Genossen durch die Wahlen stark jn Anspruch genommen waren. Lei den drei großen wahlkämpsen bei Jahr«, steigerten wir [ nosrre Slinunenzahl von 20 aus ZS und aus 23 proz.
Wäre es nicht besser, die Frankfurter hätten offen und ehrlich gesaat, daß ihnen die ganze Richtung nicht paßt? Vielleicht hätten sie auch hinzufügen können, was man anderswo gelegentlich liebenswürdig bemerkte, die alten Herren im Parteioorstand frid oerkalkt.(Heiter­keit.) Wie wirken solche Anträge für die Partei, der doch auch die Antragsteller dienen wollen! Das kommunistische Organ in Frankfurt   hat an Hand des Antragesmit Genugtuung" festgestellt, daß der Parteivorstand nach den eigenen Llngaben der sozialdemokratischen Arbeiter keine Fühlung mit den Arbeitern und kein Vertrauen bei ihnen hätte: ober durch den Antrag würden die Schädlinge nicht beseitigt uud die Sozialdemokratie nicht gerettet. Genau so hatte die bürgerliche Presse Frankfurts   auch ihre helle Freude an diesem Antrag. Es ist Zeit, daß der Teil der Frankfurter   Arbeiterschaft, der die Organisation in zäher Kleinarbeit aufgebaut, diePorteiretter" auf den rechten Weg zurücksührt. Der rechte Weg ist echte Kameradschastlichkeil und volles Verantwort- lichkeitsgefühl. Daran hat es auch sonst manchmal gefehlt. Ich denke an den Magdeburger   Prozeß und was damit zusammenhängt. Unser Freund Ebert würde heute wieder unter uns weilen, wenn nicht diese Wölfe durch ihre schmähliche und schmutzige Kampfes- weise seine Gesundheit untergraben hätten. Auch die B a r m a t- Hetze war ein Instrument der Reichspräsidentenwahl. Aber gewisse Parteigenossen baben manches liebe Mal vergessen, was eigentlich die Hetze beabsichtigte. Für manchen Parteiredakteur schien das Material, das sich die Gegner unter Mißachtung alles dessen, was anständig ist, beschasst hatten, ein gefundenes Fressen, um es gegen einzelne Parteigenossen auszuschlachten. Ich frage Sie: Hat man dabei wirklich immer das Interesse der Partei in den Vordergrund gestellt oder nicht? Man wußte, daß ein Prüfungsausschuß der Partei«ingesetzt war und nichts verheimlicht werden konnte. Trotzdem diese Ängriffe in der Presse! Diese Genossen sollten sich wenigstens einmal ernstlich die Frage vorlegen, ob ihr Verhalten richtig war und wenn sie ehrlich und objektiv mit sich selbst zu Rote gehen, werden sie ihre Fehler einsehen und in Zukunft das Interesse der Arbeiterbewegung bei ihren Anträgen voranstellen. Der Antrag Nr. 214 des Parteivorstandes, Parteiausschusses und der Kontroll- kommission, der gewählten Körperschaften, Parteigenossen die An- nähme von Aufsichtsratsposten zu untersagen, ist grund- sätzlich in der ersten Sitzung dieser Körperschaften beschlossen worden, die sich mit diesen Fragen besaßt haben. hätte der Geist der Kameradschaftlichkeit auch alle sächsischen Genossen beherrscht, so hätte der Sachsenkonslikt unmöglich die Formen annehmen können, die er heute hat. Der Vorstandsbericht schildert ganz objektiv chronologisch Ent- stehung und Verlaus des Konflikts. Entsprungen ist der Streit aus der Frage unlerer Beteiligung an Koalitionsregie- r u n g e n. Ein Begrüßungsartikel eines sächsischen Parteibluttes fand, daß diese Auffassung die Kernfrage des Parteitages sein müsse. Im Gegenteil werden wir darüber sehr wenig zu reden haben, weil die übergroße Mehrzahl der Partei einig ist, daß wir die Koalitions- frage praktisch von Fall zu Fall entscheiden und grundsälzlich das Zusammengehen mit den uns näherstehenden bürgerlichen Parteien zur Erreichung bestimmter politischer Ziele gestatten. Das haben uns die harten, nackten Tatsachen gelehrt, insbesondere Preußen. Hätten wir noch ein einiges und freies Deutsches Reich  , wenn nicht Braun und Severing und früher Siering mit ihnen von hoher Warte aus darüber gewacht hätten? Ueber den Sachsenkonslikt hat der Parteioorstand ganze Bündel Akten, die mehr Schriftstücke enthalten als der neue Zolltarif Positionen.(Heiterkeit.) Es wäre besser, wenn man sich stets gegen- wärtig gehalten hätte, daß, wer im Rahmen der Grundsätze des Parteiprogramms seiner Aufsassung Raum gibt, damit der Partei dient. Man macht dem Parteioorstand zum Vorwurf, daß er mit rauher Hand in die Entwicklung des Sachsenkonfliktes ein- gegriffen habe, als damals der militärische Einmarsch in Sachsen  erfolgte. Aber der Parteivorstand niußte damals oerhüten, daß auch noch'Sachsen   völlig in die Hände der Reaktion fiel. Dann mußte der Parteivorstand in Sachsen   die Politik stützen, die entsprechend dem Beschlüsse des Rsichsparteitages von Berlin   von den Genossen der Fraktionsmehrheit betrieben wurde. Diese Genossen haben sich in ihrer großen Linie gebunden gefühlt und fühlen können durch den Parteivorstand. Es ist bedauerlich genug, daß es zur Spaltung der Fraktion kommen mußte, daß die E i n i g u n g s o o r s ch l ä g e, die in der Kommission unter Vorsitz von Heilmann gemacht wurden, nicht zum Ziele führten. Wenn der Parteivorstand sich damals hinter die 23 Genossen gestellt hat, so deshalb, weil auch er über- zeugt war, daß das Abkommen, das in den Dresdener   Vsrhand- lungen getroffen war, nicht in allen seinen Teilen durchzuführen war. Aber es trifft nicht zu, daß der Parteivorstand mit den 23 durch Dick und Dünn gegangen sei. Wir müssen es ablehnen und haben es abgelehnt, jede einzelne Handlung der 23 Genossen zu billigen. Unsere Bemühungen gingen immer wieder auf eine Einigung in Sachsen   hinaus. Nachdem unsere Borschläge abgelehnt waren, hoben wir die Orgo- nisationsleitungen ersucht, uns Vorschläge zu machen. Sie haben Vorschläge gemacht, die bei der damaligen Slluation nicht durchsühr- bar waren. Dann haben wir selbst den Vorschlag gemackt, daß durch eine pa r i t ä t i s che Kommission unter völliger Ausschaltung des Parieivorstandes ei» außsrsächsischss Schiedsgericht eingesetzt werde, um endgültig den Sireit zu schlichten. Die Froktionsmchrhcil hat dein zugestimmt, die Fraktionsminderheit bat den Vorschlag ob- gelehnt. Wir sind überzeugt, daß, wenn dieser Vorschlag ange- nommen worden wäre, wir uns heute mit dem Sachsenkonslikt nicht mehr zu veschaftigen brauchten. Weiterhin haben wir alles getan, um zunächst schnell zur Erledigung der Ausschluß- antrage zu kommen. Als wir von einem Bezirk monatelang die Akten nicht erhielten, griffen wir ein und sagten, die Entscheidung müsse jetzt einem Schiedsgericht überlassen werden. In zwei Fällen haben die Vertreter der Organisation es abgelehnt, sich an einem Schiedsgericht weiter zu beteiligen. Das widerspricht dem klaren Wortlaut des Organisationsstatuts und darf nicht Gewohnheit in der Partei werden. Wir gingen bei unserem Dorschlog, einen Vorsitzenden zu be- stimmen, davon aus, daß es sich bei allen Fällen ziemlich um die gleiche Sache handle. Die Vorwürfe, die gegen Genossen Deist  , der als Vorsitzender fungierte, erhoben worden sind, muh ich aufs Entschiedenste zurückweisen. Er hat nach bestem Wissen und Ge- wissen und auf Grund des Organisationsstatuts gehandelt. Wir haben uns bei unserer Ausschlußpraxis auf das gestützt, was seit Lahrzehnten in der Partei üblich war und sich bewährt hat. Zuletzt haben wir. um die Sache zur Erledigung zu bringen, einmütig im Parteioorstand die Auffassung geteilt, daß der sächsische Land- tag möglichst rasch zur Auflösung gebracht werden müsse, um so den Sachsenkonslikt langsam abzubauen. Vorbedin- gnng dieses Vorschlages war allerdings die Erledigung der Aus- schlußversahren. Leider hat unser Borschlag nicht die Billigung der sächsischen Fraktionsmehrheit gefunden. Es ist bedauerlich, daß man sich bei den Verhandlungen aus beiden Seiten von vornherein fest- gelegt hat. Diese Praxis darf nicht übertragen werden auf die Kommissionsverhandlungen hier, sonst können wir nicht zu einer Lösung des Konfliktes kommen. Wir müssen frei und ungebunden in die Kommission gehen, ohne Bindung durch vor- herige Sonderkonfercnzen. Wie wird die Lösung zu suchen sein? Die einen sind sehr schnell fertig mit dem Urteil: die 23 sind Disziplin- brechet und infolgedessen auszuschließen. So kann man aber einen tiefgreifenden Konflikt nicht lösen. Dadurch würde man das Feuer nicht löschen, sondern wieder ausflackern lassen. Wir müssen uns also auf den Boden des Antrages stellen, den der Parteivorstand in seiner Entscheidung vom 3. Juni eingenommen hat, daß zu- nächst solange an Landlagsauslösung nicht gedacht werden kann, als ein gemeinsames Arbeiten innerhalb der Fraktion nicht möglich ist. Dann aber so rasch al» möglich Auslösung des Landtages und Klar- M darüber* daß im gleiche» Augenblick die AusschUeßunge» zurück?
genommen und ohne Bindung der Organisationen die Ausstellung der Kandidaten unter Berücksichtigung oller Richtungen vor� genommen werden müssen. Es muß alles vermieden werden, um nicht den Anschein zu erwecken, als ob es in diesem Kampf Sieger oder Besiegte gäbe. Nur treuer, kameradschaftlicher Geist kann uns bei den Kommissionsberatungen über den Konsllkt hinwegbringen. Nun zu einer anderen Frage: Man hat die Hallung des Parieivorstandes bei der zweilen Präsidenlonwahl kritisiert. Es handelt sich dabei lediglich darum, der Republik   zu dienen. Wir wollten mit unserer Taktik beim zweiten Wahlgang verhindern, daß ein verkappter oder offener Monarchist, wie es jetzt der Fall ist, den Platz Friedrich Eberls einnimmt. Die Taktik war, das zu verhindern, was jetzt geschehen ist. Diese Taktik ist leider nicht überall befolgst worden. Einige Parteiblätter haben so getan, als ob es keine Präsidentenwahl gäbe. Das darf in der Folgezeit unter keinen Umständen mehr geschehen: die Parolen des Partelvorstandes müssen unbedingt befolgt werden. Gegen die Parole der Partei, für Marx   einzutreten, ist auch Sturm gelaufen von dem Nelson- Bund, einer Sekte, die insbesondere in Göttingen   ihren Sitz hat und unier der Jugend arbeitet. Dieser Nelson-Bund hat nicht begriffen, was Demokratie und Sozialismus ist: was er lehrt, ist das Gegenteil von Marxismus  . Der Nelson- Bund hat den Versuch gemacht, eine Organisation innerhalb der Organisation aufzuziehen und besonders in Göttingen   eine Tätig- keit zu entfalten, die durchaus nicht im Interesse der Partei liegt. Wo der Nelson-Bund auftaucht, haben die Parteigenossen diesem entgegenzutreten und darauf hinzuweisen, daß nach dem Organi- sationsstawt eine Organisation dieser Art nicht geduldet werden kann. Auf den kalaslrophalcn Rückgang der kommunistischen   Partei hat Wels bereits in seiner Eröffnungsrede hingewiesen. Die KPD. oersucht jetzt, neue Rußlanddelegationen zustandezu- bringen. Die Parteigenossen müssen dringend gewarnt werden, sich daran zu beteiligen. Wir sind nicht dazu da, uns Poiemkinsche Dörfer vorführen zu lasten und als Staffage für die KPD. zu dienen. Jeder Parteigenosse, der etwas auf sich hält, muß es weit von sich weisen, bei den Rußlanddelcgationen ein v c r- kappter Handlanger der Kommunisten zu werden, die den Sieg desRetters" herbeigeführt haben, die in Preußen Braun und Severing vorübergehend stürzten, überall sozialdemokratische Beamte abgebaut und die Gewerkschaftsorganisationen zu sprengen versucht haben. Vergessen wir nicht, daß nach dem Zeugnis eines bekannten Führers der KommunistenLug und Betrug, Ver- schmitztheit und Verschwiegenheit, Schlauheit und L i st" zu ihren vornehmsten Waffen gehören. In der nächsten Zeit stehen wieder schwer? kämpfe bevor: i« Preußen die Provinstnl- und Kreistagswahlen, jn Berlin   die Stadt- verordnelenwahlen, in Baden die Landtagswsbl. Da müssen wie auf dem Posten i?in und arbeiten und wirken für die Ausbreitung unserer Ideen. Wir müssen uns stets dessen bewußt sein, daß unser« A feeit der heiligen Sacke d�s So-.Ialismuv dien!, der Bek-eiung der leidenden und unterjochten Menschheit. Darum den Blick voraus und die Stirn cmnor!(Leb Halter Beifall.) (Schluß in der Morgenausgabe.)
fius Sylt wkrö gemeldet.. Ministerrat in Berlin   am Tl. September. Der Neichsaußenminister Dr. Stresemann ist am Sonn­abend in Berlin   wieder eingetroffen, während der Reichs» kontier Dr. Luthe r, der sich anscheinend von den Reizen dieses selten schönen Spätsommers nicht trennen kann, seinen Aufenthalt in Kampen   auf Sylt noch um mehrere Tage zu längern gedenkt. Deutschland   wird bis dahin von Sylt aus regiert werden: nach Sylt mußte Ministerialdirektor Saus wandern, um dem Rsichslanzier Bericht zu erstatten, von Sylt   meldet MTB.   die Einberufung eines Ministerrates für Montag, den 21. September der sich mit der Ministerkonfercnz beschäftigen soll, und es heißt sogar, daß, in Ermangelung einer einheitlichen und ge» fügigcn Berliner   Regierungspresse. das Sylter Lokalblättchen zum offiziösen Organ der Reichskanzlei avancieren soll. Im Ernst gesprochen: Deutschland   bietet gegenwärtig durch die Ur l a u b s t a k t i k seiner wichtigsten Minister der Welt ein wenig erbauliches Bild. Während die übrigen Staatsmänner Europas   eine Konferenz nach der anderen ab» halten, um einen von Deutschland   gemachten Vorschlag in die Tat umzusetzen und die Modalitäten einer Konferenz mit den Vertretern des Reiches zu besprechen, hält es die Reichs» rsgierunz für klug und nützlich, nach außen hin ein? gewiss« Gleichgültigkeit zu demonstrieren. Natürlich sind diese taktischen Gründe nur inner politischer 2lrt. Man will bei den Deutschnationolen den Eindruck der Ueberstürzung vermeiden, um ihnen das Einlenken zu erleichtern. Die«Deutsch  « Tageszeitung" ist mit dieser Taktik der Regierung durchaus einverstanden und begrüßt es, daß der' Reichskanzlerkeine Ueberstürzung an den Tag legt. Wir fürchten im Gegenteil, daß, je später der Schwer» pnnkt des Reiches von Sylt nach Terlin zuräckverlegt wird, und je später das Kabinett und der Auswärtige Aussch"ß zusammentreten, um so größer die Ueberstürzung bei den endgültigen Beschlüssen sein wird. Schon jetzt läßt sich durch die erzwungenen Reisen der Herren v. Sckmbert und Gaus nach Norderney   und Sylt der bedauerliche Mangel feststellen, daß die deutsche Presse absolut im unklaren über den Stand der Dinge gelassen wird, ans die Jnsorma» tionen der Londoner  , Pariser und Genfer Telegramme ange» wiesen bleibt, und daß infolgedessen eine wirksame Unter» stützung des deutschen   Standpunktes durch die Organe der eigenen öffentlichen Meinung unmöglich ist. DieTäglich« Rundschau", die als nolkcparteiliches Organ eigentlich als das Blatt gelten muß, das am nächsten dem Außenminister Str«semann steht, unterstellt uns, daß wir durch unser Verlangen nach Klarheit in der Frage der Haltung der Deutschnationalen zum Sicherheitspakt die Regierungs» k o a l i t i o n sprengen und das Ministerium stürzen möchten. Etwas ähnliches hatte bereits dieKreuz-Zsitung" am Sonnabend behauptet. Das bedeutet«in« völlige Verkennung unseres Standpunktes und unserer Ziele: Wir wünschen inbrünstig, daß die Regierungskoalition, so wie sie jetzt ist, den Sicherheitspakt abschließt. Am liebsten würden wir hinter jeden deutschnationolen Minister zwei handfeste Funktionäre unserer Partei.stellen, um sie auf ihre Ministersessel niederzuzwingen, falls sie Miene machten, vorzeitig davon- zulau Aber wir wünschen zugleich imJnteressedes Reiches, daß die Unterhändler Deutschlands   auf der kommen- den Konferenz eine geschlossene Regierungsfront hinter sich haben. Wir wollen verhindern, daß die deutsche  Außenpolitik in den Augen der Welt als unehrlich gilt, weil deutsche   Neichsminister im Namen einer Regierungskoalition eine Politik vertreten, die von der stärksten Koalitionspartei zu gleicher Zeit als unannehmbar und sogar landesverräterlsch bezeichnet wird. Eine bessere Rechtfertigung unserer Besorgnisse und unserer Forderung ist übrigens gar nicht denkbar als die Be- sllrchtung derTäglichen Rundschau", daß ein« Klärung bei den Deutscknationalen die Sprengung und den Sturz der Re- gierung bedeuten könnte.