Nr. 434 42. Jahrgang.
Die kriminelle Hose.
Beilage des Vorwärts Montag, 14. September 1925
Wenn das Wetter so schön ist wie am gestrigen Sonntag, wer will es dann einem bereits seit sechs Stunden strohverwitweten Mann verdenken, wenn er ein ehrbares Belüfte verspürt, einmal einen fleinen Ausflug zu machen? Etwa zum Lunapark. Warun benn auch nicht? Vor dem Lunapark ist angeregter Betrieb. Bis zum Sonnabend strömte der Regen, jetzt strömt das Publikum. An der Kasse erhält man einen Zettel. Ein Programm? Ach wo, irgend so einen Reklamezettel! Weg damit und hinein. Innen ist noch regerer Betrieb. Man ergeht sich, man promeniert, man fíaniert, man poussiert. So ist das Leben. Es ist die unentrinnbare Macht des Milieus. Man kann nichts dafür. Merkwürdig sind die Leute im Lunapart, das muß man schon fagen. Fast ein jeder nimmt einen scharf aufs Korn. Man ist sich doch gar nicht bewußt, hypermodern oder salopp einherzuschreiten. Oder sieht einem das ein jeder sofort an, daß man seit 6 Stunden Witwer auf Bewährungsfrist ist? Unsinn natürlich. Aber mögen doch die Leute glozen. Da ist Musit. Und was für welche. Sehr cute fogar. Ein schneidig gespieltes Carmen- Potpourri. Aber die Menschen sind doch gar zu merkwürdig im Lunapart. Sie gehen um einen so sonderbar herum und schauen und schauen. Also bloß weiter. In einem Restaurant sehen einem plöglich alle Damen erit in die treuen braunen Augen und dann auf die....., also es muß gesagt werden, sie sehen einem auf die Hosen. Oder auf die Stiefel Las eine von beiden ist zwar sicher, aber jedes ist unerträglich. Collte da irgendein Malheur.....? Also schnell mal verschwunden. 2m stillen Ort werden Ueberzieher, Rod, Stiefel und Hose abgetan und besichtigt. Die Stiefelsohlen sind ganz und heil. Die Abfäße gerade. Die Hosennaht tadellos gebügelt. Kein Knopf ist ab. Keine Naht aufgeplakt. Kein Dredspriger. Keine schiefe Krawatte. Feine Fleden auf der Nase oder Wange. Der Hut fauber. Die Brille ist ganz unauffällig, meder schwarz noch grün noch gelb noch Ludendorffblau. Alles ist in Ordnung. Was ist denn los, Leute? Bieder raus.
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Raum ist man zehn Schritte gegangen, tommt ein Herr, mustert einen von unten bis oben und retour, sieht, weiß der Henter, auch auf die Hosen, nitt und steht plötzlich mit finsterem Antlig vor einem. Wollen Sie gefälligst mal lachen, so daß man Ihre Zähne sieht? Berrückt, natürlich! denkt man und jagt entsetzt davon. Echon heften sich zwei tadellos gemodete Gentleman von etwa vierzehn Lenzen an die Fersen:„ Du, höre ich den einen sagen, du, det is er, det is er bestimmt. Riet ma, die Hosen. Fischgräten muster( wahrhaftig, es stimmtc). Un denn die Brille. Un paß uff, jetzt lacht er. Da, er hat rechts oben' ne Joldblombe( wahr Teufel, haftig, es stimmte.) Er is et. Id laß' n verhaften." denke ich, jetzt wird es ernst. Hier wird ein Raubmörder gesucht. Aber wie man so als Strohwitwer eben doch immer Glück hat, kommen da ein paar Herren aus Ia vom Aler. Meine Herren, retten Sie mich. Ich werde beobachtet, verfolgt. Man verwechselt mich mit einem Raubmörder. Man beschuldigt mich unschuldig. Bitte nehmen Sie mich in Schutzhaft." Die sehen, staunen, erfennen, drehen sich vor Lachen. Ja," sagt der eine, es„ paßt beinahe auf Sie. Sehen Sie, hier ist Ihr Steckbrief. Bridle , dunkler Hut, Anzug in Fischgrätenmuster, brauner Mantel, Goldplombe rechts oben. Aber die Krawatte stimmt nicht. Ihre ist nicht blaugraus Mir wird bleu vor den Augen und im Kopfe drehen sich Erbsen im Siebe. Was ist los, meine Herren? hauche ich zart. Aber wissen Sie denn nicht? Die Berliner Kriminalpolizei hat heute ihr Fest und hat 1000 m. Belohnung zur Erheiterung tes Publikums und zur Förderung seiner friminellen Zwecke für die Ermittelung von drei steckbrieflich genau bezeichneten Personen ausgelobt. Der einen sehen Sie zwar bis aufs Haar, aber nicht tis auf die Krawatte ähnlich. Ihre Fischgrätenhose wirft aller. dings sehr kriminell. Ein Glück, daß ich meine graublaue Krawatte zuhause gelassen hatte. Wie wohltuend und versöhnlich aber wirft das, wenn man mit seinen 47 Jahren, wie es der Steckbrief verlangt, für 35 gehalten wird.
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Das Sommerfeft der Kriminalpolizei, das bereits einmal wegen schlechten Wetters abgesagt werden mußte, fand am gestrigen Sonn tag, und diesmal bei schönstem Wetter, im Lunapark uner stärkstem Andrang des Publikums statt. Ein Beamtenbläserorchester unter Leitung des Kriminalaffiftenten Gustav, Schmidt( hoffentlich macht es den hart um ihr täglich Brot ringenden Brivatmusifern niemals Ronkurrenz)[ pielte ein gutes Programm flott und beschwingt. Ein Streichorchester, das Komponist Josef Snaga leitete, spielte im Terrassensaal. Beide fanden ungeteilten großen Beifall. Das Fest, unter dessen Teilnehmern man Bizepolizeipräsident Dr. Friedens. burg und den Chef der Kriminalpolizei, Regierungsdirektor Dr. Beiß fah, verlief ungetrübt, bis die Polizeifturde ihm ein Ende machte. Mit größter Spannung wurde das Ergebnis des friminalistischen Preiswettbewerbes erwartet, ener Beranstaltung, wie sie wohl noch nirgends dagewesen ist. Erft regen 11 Uhr fonnte das Ergebnis verkündet werden. 735 Besucher haben sich beteiligt, aber nur fünf hatten alle drei Gesuchten richtig bezeichnet. Die fünf Besucher teilten sich nunmehr in die ausgefekte Summe von 1000 Mart. Jeder Preisträger erhielt also 200 Mar?. Nach Aufruf der Nummern erschienen drei auf dem Podium, die Befucher mit den Nummern 18 818, 23 642 und 25 372. Es waren zwei Damen und ein Herr. Nach Abgabe ihrer Eintrittsfarten über. reichte ihnen Regierungsdirektor Dr. Weiß die wohlverdiente BeJohnung. Eine der Damen war besonders erfreut, weil sie zurzeit ftellungslos ist. Sie fragte bescheiden an, ob sie nicht vielleicht bei Per Kriminalpolizei beschäftigt werden könnte. Die beiden anderen Breisträger mit den Nummern 23 368 und 24 063 der Eintrittstarte haben sich noch nicht gemeidet. Für sie liegt die Belohnung von je 200 Marf gegen Ueberreichung der numerierten Eintrittstarten beim Kriminalfommissar vom Dienst im Polizeipräsidium
bereit.
Eröffnung der Reichsgastwirtsmeffe.
Die Befürchtung, daß das Stattfinden von zwei Gastwirts. messen hintereinander eine geringere Beschickung der Reichsgastwirtsmesse, die gestern in der Autohalle am Kaiserdamm eröffnet wurde, zur Folge haben würde, hat sich nicht erfüllt. Die Messe bot nach zwei Richtungen hin ein Spiegel bild unserer wirtschaftlichen Not: einmal fehlte eine ganze Reihe von Ausstellern, die sonst auf der Gastwirtsmesse zu finden waren, auf der anderen Seite hatten sich Aussteller einge funden, deren wirtschaftliche Beziehungen zum Gastwirtsgewerbe, nur sehr lose sind. Es hatten z. B. Tieg ausgestellt, es war ein Stand von Rudolf Hertzog zu finden, eineweber war vertreten, Bolle bot in einem wirksam ausgestatteten Stand feine Produkte feil. Daß daneben eine große Anzahl von Firmen ausgestellt hatte, für die das Gastwirtsgewerbe als Abnehmer in Frage tommt, bedarf feines Beweises. Merkwürdigerweise waren z. B. Labatwaren nur sehr spärlich ausgestellt. Die Messe war sehr übersichtlich angeordnet und die Stände zum allergrößten Teil fünstlerisch architektonisch sehr gut aufgebaut. Erwähnenswert ist, daß in den Eröffnungsreden ganz allgemein die Notwendigteit der
Ronzentrierung des Berliner Messewesens und die Beseitigung der Zerspitterung zum Ausdruck fam. Besonders das Nahrungsmittelgewerbe hätte alle Veranlassung, in einer einzigen Messe seine Darbietungen zusammenzufassen. Vor Eröffnung der Messe nahm im Namen der Stadt Berlin der Stadtverordnetenvorsteher Genosse a ß zu einer furzen Begrüßungsansprache das Bort, in der er die hohe Bedeutung des Gastwirtsgewerbes würdigte und der Messe besonders in wirtschaftlicher Hinsicht guten Erfolg wünschte.
Jugendweihe.
Neue Formen bilden sich, steigern sich zur fultischen Handlung, das war der Eindruck, der von der gestrigen Jugendweihe im Großen Schauspielhaus zurückblieb. Die Arbeiterschaft Groß- Berlins öffnet der Jugend symbolisch die Tore, um sie einzureihen in die große Armee der Arbeitenden. Musit, Bort, Sprechchor und Gefang, fie verschwisterten sich, um der Jugend die Bedeutung der Stunde tief einzuprägen. Wundervoll der Junge Chor" Thiessens in seinen Gefängen, ergreifend die Musit. Die Weiherede des Genoffen Kreuziger erfüllt von der Bedeutung der Stunde, melodisch und rhythmisch gegliedert der Florathsche Sprechchor, der Rothenfelders „ Es stehn viel Blumen auf der Au sprach. Es erwedi immer ein tiefes Mitfühlen, wenn die schulentlassene Jugend in die Schar der Kämpfer eingereiht wird. Die Bedeutung dieser Augenblide fann deshalb nicht hoch genug eingeschätzt werden, schon weil sie im ganzen Leben nachflingen sollen. Deshalb muß der Eindruck noch mehr ver. stärft werden, um die jugendlichen Seelen ganz in den Bann zu ziehen. Das Programm litt, so schön jedes im einzelnen war, am manchmal fehlenden starten Zusammenwirken. Eine solche Veranstaltung muß aus einem Guß sein und auch in ihrer Symbolik noch mehr der Jugend entsprechen. Sonst besteht die Gefahr, daß die Kirche mit ihren Bräuchen schablonisiert wird, statt aus eigenen Quellen zu schöpfen. Sowohl die Rede, soweit man beffer nicht eine furze dichterische Ansprache vorzieht, muß furz sein, wie auch das Sprechchorwerf aus den Anschauungen der schulentlassenen Jugend feine Kraft saugen und sie dann organisch weiterbilden muß. Eine bramatische Bewegtheit, die Sprechchor, jungen Chor und die zu meihende Jugend zum Ende zusammenführt, würde eine ungeheure Steigerung bedeuten. Doch dies find Fragen, die, wenn auch nicht segleich, so doch in nicht allzu ferner Zeit eine Lösung finden werden durch eine Fortentwicklung der verheißungsvollen Anfänge.
Das Hochstaplergenie Blumberg .
Eine seltsame Kundgebung war das, zu der am Sonnabend abend ein Kreis von Betrogenen die Presse in den Dortmunder Hof" in der Mittelstraße geladen hatte. Und was an den Ohren der staunenden Journalisten vorüberzog, war ein Kolportageroman phan tastischster Brägung, der für Romödienschreiber trefflichste Motive in großer Fülle bot. Kurz und gut: Es ist der zur Genüge bekannte Industrielle" Hermann Blumberg, dessen raffinierte Geschäftstattik eine ganze Welt in Atem hält. Die Husarenstückchen, die die Kläger ihm im internen Zirkel vorwarfen, muteten wie die gelungensten Episoden aus einem Schauerroman an. Immerhin: in der Empörung neigt man leicht zu lebertreibungen, und eine gewisse Zurückhaltung auch den Antlagen gegenüber ist zunächst wohl am Blaze. Im Februar nächsten Jahres soll der Monftreprozeß gegen Blumberg , der übrigens nach zweimonatiger Untersuchungshaft wieder auf freiem Fuße ist, stattfinden. Er soll übrigens schon wieder frisch, fröhlich neue Geschäfte tätigen. Dies zur Mahnung an allzu Leichtfertige.
Bei lebendigem Leibe verbrannt.
Am Sonntag nachmittag ist ein älteres Fräulein in der Wasser torstraße 70 bei lebendigem Leibe verbrannt. Die Feuerwehr wurde gegen 6½ Uhr von Hausbewohnern nach der Brandstelle alarmiert, wo die Wohnung des 75jährigen Fräuleins Henten im 3. Stod in Flammen stand. Fräulein Henten wurde vollständig vertohlt und taum noch erkennbar in der Küche liegend vor= gefunden. Das Feuer wurde mit einer Schlauchleitung auf die Wohnung des Fräuleins Selma Henten beschränkt. Die Leiche wurde von der Feuerwehr nach den Leichenschauhause gebracht. Man vermutet, daß Fräulein Henten beim Kochen oder Anzünden von Spiritus einen Unfall erlitten hat.
Jugendveranstaltungen.
Abt. Moabit 1 und 2. Seute abend 7%, Uhr Vortrag des Genoffen Ernst Ruben über„ Strafvollstrechung an Jugendlichen in der katholischen Kirche am Stephanplay.
Aus der Partei.
Wir erhalten vom Genossen Chajes folgende Zuschrift: Anläßlich des plöglichen Hinscheidens meiner Frau sind mir und meinem Schwiegervater Eduard Bernstein so viele tröstliche Beweise aufrichtiger Teilnahme gerade aus Parteifreisen zuge gangen, daß es mir vielleicht gestattet ist, auf diesem Wege von Herzen zu danken. Ich möchte nur die Bitte hinzufügen, unfern Eduard Bernstein , der sich auf dem Wege der Besserung befindet, und der von dem schweren Schicksalsschlag noch nichts weiß, durch und der von dem schweren Schicksalsschlag noch nichts weiß, durch feinerlei Mitteilungen darüber zu unterrichten.
Mit innigem Dant und Parteigruß!
Prof. Chajes.
Groß- Berliner Parteinachrichten.
74. Abt. Zehlenderf. Seute abend 8 Uhr Frauenleseabend bei Schnorre.
Sport.
1. Rennen.
1. Stömigeabler( G. Lautenberger), 2. Blaue Abria, 3. Meister B. Toto: 25:10, Blag 15, 19, 72: 10. Ferner liefen: Fiamette, Delos , Good Beh, Lumpi, pengeier, Ditmart, Harletin, Intereffent. 2 Rennen: 1. Lindenbummler( R. Ringius), 2. Möglich, 3. Stafimir. Toto: 24:10. Blaz: 17, 49, 26:10. Ferner liefen: Friston, Dreimaster, Senner, Halma , Cric S., Duift Duafi, Michael, Constanz.
3. Rennen. 1. Cad. Arworthy ( G. Jauß fr.), 2. Diagonale, 3. Crassus . Toto: 28:10. Play: 19, 60, 46:10. Ferner liefen: Pech fadel, Binnie, Pontresina , Jeffries jr., Klud, Sybill, Della, Matador I, Handfest, Brinzessin, Etawah, Gloria Silt, Fafner J.
4. Rennen: 1. Stechen: 1. Alland ( Ch. Mills), 2. Soubrette, 3. Florentiner. Toto: 14:10. Blat : 13, 15, 15:10. Ferner liefen: Mary H., Col. Bosworth, Zoro, Addie. 2. Stechen: 1. Allanb, 2. Floren tiner, 3. Soubrette. Toto: 11:10. Blag: 10, 11, 11:10. Ferner liefen: Mary H., Zora, Addie. Gesamtrejultat: 1. Allard, 2. Soubrette ,. 3. Florentiner, 4. Mary H., Tot.: 11:10.
5. Hennen. 1.Duera( E. Sablin). 2. Stapellauf, 3. Adler. Toto: 116: 10.
Blag: 26, 27, 43: 10. Ferner liefen: Unheil, Divisionär, Baron Batts jr.,
Aftorie, Lump, Benedict, Linste, Alpenfer, Odessa .
6. Rennen. 1. Abteilung. 1. Tudora( D. Arnclb), 2. Mantua , 3. Venus. Toto: 132: 10. Blat: 20, 30, 16:10. Ferner liefen: Morgensonne, Sletierrose, Kerrigan jr., Sonntagspring, Gladiator I, Helling, Hadubrand. 2. Ub teilung. 1. Rotula( S. Heiland), 2. Sylvia Stout, 3. Etashöferin. Toto: 182: 10. Blas: 34, 19, 17:10. Ferner liefen: Baron Gabler, Kürassier, Langemann, Barilia D., Dr. Vem ir, Siegleidht.
7. ennen. 1. Hetmann( G. Jauß fr.), 2. Starneval, 3. Johannis. fäfer. Toto: 28:10. Blat, 15, 17, 19:10. Ferner liefen: Fürst, Storanna, Simpler, Ludmil I, Stammersänger, Ebonit, Starbella.
8. Rennen. 1. The titty( S. Grube), 2. Altmart, 3. Doling. Zoto: 36: 10. Blak: 14, 12, 14: 10. Serner licjen: Coriolanus, Alarich , Peralta, Broschüre, Statba, Zerrero.
Wirtschaft
Der Waldbesitz der Kommunen.
Eine Dentschrift des Verbandes höherer Kommunal- und Forst beamten über die Kommunalforſtverwaltung in Preußen, die im Verlag der J. Neumannschen Berlagsbuchhandlung in Neudamm erschienen ist, bringt u. a. eine interessante Zusammenstellung über den Umfang der Kommunalforsten. Eine einwandfreie Nachmeisung über die Flächengröße der Kommunalwaldungen liegt zurzeit nicht vor. Die früheren Aufstellungen sind durch die Gebietsverluste beim Friedensschluß wesentlich beeinflußt. Der Flächenabgang an Kommunalwald ist zwar nicht unwesentlich, aber bes deutend geringer als der Verlust an Staatsforsten, so daß heute sich das Verhältnis zugunsten der Kommunalwaldungen entwidelt. Die ganze Kommunalwaldfläche Denkschrift schäßt die Preußens auf 1,3 bis 1,4 millionen hektar, wovon sich im Besiz einzelner Gemeinden mindestens 1,1 Millionen Heftar be finden.
Die Gesamtwaldfläche Preußens betrug 1903 im ganzen 8 270 000 Heftar, wovon nur 2 558 000 Settar auf die Staatsforsten famen. Der Staatswald umfaßte damals 30,9 Proz. und der Kommunalwald einschließlich der Genossenschaftsforsten 17,4 Proz. der Gesamtwaldfläche des Staates der Gesamtwaldfläche des Staates Heute ist die Kommunalwald fläche in Preußen fast zwei Drittel so groß wie die Staatswaldfläche und damit für die Holzerzeugung des Landes von allergrößter Be deutung. In den übrigen Staaten Deutschlands stellt sich der Anteil der Kommunalwaldungen an der Gesamtfläche des Staates: auf 48,7 Broz. 37,4.
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in Sachien
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33,3
14,2 8,8
der Gesamtfläche, so daß Preußen mit seiner Kommunalwaldfläche an vierter Stelle steht. Diese Zahlenangaben beweisen die außerordent liche und in der Deffentlichkeit bisher start unterschätzte Bedeutung der kommunalen Forstwirtschaft. Der Städtetag beabsichtigt, sich mit den Richtlinien für ein Geseg über die Bewirtschaftung und Verwaltung der im Besiz von Körperschaften des öffentlichen Rechts befindlichen Forsten zu beschäftigen.
Die Begelung der Gefrierfleischverforgung. Zur Besprechung der Richtlinien für die Regelung der Gefrierfleisch einfuhr und verteilung, entsprechend dem Gefeß über Zolländerungen, hatte das Reichsernährungsministerium am Dienstag die Vertreter der in Frage kommenden Organisationen einschließlich der Konsumvereine und des Deutschen Städtetages, am Mittwoch die Vertreter der Länder eingeladen. Der von den beteiligten Ministerien vorgelegte Plan ging dahin, daß die Importeure das zollfrei eingeführte Gefrierfleisch nur an solche Verkaufsstellen weiterleiten dürfen, die von den Gemeinden ausdrücklich. hierfür zugelassen sind. Die Gemeinden sollen dafür sorgen, daß das Gefrierfleisch möglichst billig dem Konsum zugeführt wird. Zur Beratung der Regierung für Kontingentierung der Einfuhr ist die Bildung eines Beirats von Sachverständigen in Aussicht genommen.
Zur Beurteilung der Kauffraft der Landwirtschaft. An der Be megung des Kunstdüngermarfts fonnte man beobachten, daß die Kauftraft der deutschen Landwirtschaft troß der in der letzten Zeit erfolgten Sentung der Getreidepreise im Großhandel außerordentlich günstig ist. Das deutsche Kalisyndikat schneidet mit Refordum fäßen ab, auch der Stickstoffmartt ist nach dem Syndikatsw bericht im Auguft noch größer als im Vormonat gewefen, obwohl die eigentliche Düngerperiode. noch weit vor uns liegt.
Zur Lage des Ruhrbergbaus. Der Absatz im Ruhrbergbau hat sich im Monat August im Vergleich zu den Vormonaten um un gefähr 4 bis 5 Proz. gebessert. Diese Besserung rührt daher, daß in Erwartung des englischen Bergarbeiterstreits vom Ausland größere Aufträge nach Deutschland vergeben wurden, und daß mit Ende August die Sommerpreise des Kohlensyndikats abschließen. 3ulegt hatte sich der Auslandsabsaß, der zeitweise ein Drittel des Inlandsabsages einschließlich der Reparationslieferungen betrug, wieder verschlechtert. Daraufhin hat sich aber die Nachfrage aus dem Inland gebeffert, wobei wesentlich ist, daß gerade solche Kohlenverbraucher größere Bestellungen aufgeben, die direkt oder indirett für die Landwirtschaft tätig sind. Man rechnet in Anbetracht des tommenden Winters damit, daß die Auftragserteilung nicht zurückgehen wird. Die Stillegung im Ruhrbergbau fann im großen und ganzen als beendigt angesehen werden. Zurzeit beträgt die Belegschaftsziffer im Ruhrbergbau etwas mehr als 400 000, damit ist sie ungefähr um 25 000 geringer als vor dem Kriege und ungefähr um 160 000 niedriger als die Höchstziffer im Jahre 1922. Allgemein ist die Ansicht verbreitet, daß der Ruhrbergbau seinen Tiefstand überwunden hat, und die Linie der Entwicklung, wenn auch langsam, nach oben geht.
Der amerikanische Markt ist mit alten Maschinen überschwemmt.
Für die große Umwälzung die gegenwärtig in der amerikanischen
Industrie vor sich geht, wo neue arbeitsparende Maschinen eingeführt werden, ist der Bericht der Zeitschrift der amerikanischen Schwerindustrie Iron Age " über die Ueberschwemmung des Marftes mit alten Maschinen sehr bezeichnend. Eine, wie es dort heißt, un gebeure Anzahl von gebrauchten Maschinen ist auf dem Martt erschienen und steht mit den neuen Typen im Konkurrenzftampf. Das System der Fließarbeit( laufendes Band) wird immer weitergehender eingeführt. Iron Age " berichtet über die Umstellung des Großbetriebes Interstate Founderies" in Cleveland , wo durch Einführung des laufenden Bandes( Convoŋor) ohne Berringerung der Leistungsfähigkeit eine Ersparnis von 50 Broz. an Fabrikraum mit erheblich verminderten Transports und Arbeitstoften erzielt wurde. Was die europäische Industrie anbelangt, so fauft diese, dem erwähnten Bericht zufolge, feine amerikanischen Standardmaschinen, da der Prozeß der Standardisierung durch Verringerung der Typen zahl in Europa noch nicht fortgeschritten ist. Dagegen ist eine leb hafte Nachfrage nach arbeit parenden Maschinen, vor allem von deutscher Seite vorhanden. Hier steht aber der Geldmangel größeren Anschaffungen im Wege. Die Maschinen könnten nur auf Kredit getauft werden, und es wird daher vorgeschlagen, daß sich die Banfen mit der Vermittlung von Krediten für Maschinenfauf bes schäftigen sollen. Die englische Industrie scheint am wenigften ge neigt zu sein, sich die neuen amerikanischen arbeitsparenden Maschinen anzufchaffen.
Der Baumwollverbrauch der Welt. Wie die„ Tertil- Woche" erfährt, berechnet der Internationale Baumwollverband" den Welt verbrauch an Baumwolle in den 6 Monaten bis zum 31. Juli auf 12 Millionen Ballen, von denen 7 022 000 nordamerikanischer Herkunft waren. Der Gesamtverbrauch der Welt für die Saison 1924/25 stellt sich demnach auf 23 168 000 Ballen, verglichen mit 20 430 000 Ballen in der Saison 1923/24. An amerikanischer Baummolle wurden in der Saison 1924/25 13 229 000 Ballen, verglichen mit 11 107 000 Ballen in der Saison 1923/24, verbraucht. Da die Weltproduktion an Baumwolle in der Saison 1924/25 23 611 000 Ballen betragen hat, so hat die Vorratsreserve eine Zunahme von 443 000 Ballen erfahren.. Die Vorräte sämtlicher Spinnereien stellten sich am 31. Juli 1925 auf 3 264 000 Ballen, barunter 1815 000 Ballen nordamerikanischer Herkunft. Deutsch land hat in der Saison 1924/23 1 211 000 Ballen Baumwolle ve braucht, verglichen mit 972 000 Ballen in der Saison 1923/24.