Selbstverständlich dürfen die Sazungen des Völkerbundes in Mich bürfen die a Hauptfragen nicht zu ungunsten Deutschland geändert und die Einstimmigkeit des Völkerbundsrats für seine Beschlüsse nicht beseitigt werden. Alles in allem würde der Eintritt in den Völkerbund Deutschland mehr Vorteile als Nachteile verschaffen und seiner aktiven Außenpolitit feineswegs mehr Fesseln angelegt werden, als bei der heutigen Bedrohung Deutschlands durch die Entente, die ihm faum einen freien Schritt möglich macht. Dazu wäre folgendes zu bemerken: Die Forderung, daß Deutschlands Eintritt in den Völkerbund mit einer Anerkennung der moralischen Schuld Deutschlands am Weltfriege, sei es direkt oder indirekt, verbunden sein müßte, hat lediglich in der Phantasie Dr. Stresemanns bestanden, der vor Jahresfrist die Behauptung verbreiten ließ, daß man ein solches Bekenntnis von Deutschland verlangen würde. Ebenso wie damals läßt er heute gegen etwas polemifieren, was gar nicht besteht. Bielleicht will er es nachträglich als einen besonderen Erfolg seiner Außenpolitit hinstellen, daß er diese angeblich beabsichtigte Demütigung abgewehrt habe. Wir wollen ihm das Vergnügen gönnen, wenn er damit den Deutschnationalen den Beitritt zum Böllerbund schmackhafter zu machen vermag, aber im Interesse der historischen Wahr heit müssen wir den Tatbestand hiermit richtigstellen. Wenn ferner in dem Artikel gesagt wird, daß Deutschland innerhalb des Bölferbundes die Interessen der deutschen Minderheiten außerhalb der Reichsgrenzen viel wirf famer vertreten tönnte als außerhalb des Bundes, so fönnen wir diefes Argument nur unterstreichen. Bedauerlich ist es allerdings, daß die leitenden Stellen erst jeßt zu dieser Erkenntnis gelangt find, während gerade dieses Argument, als es schon vor Jahren von der Sozialdemo tratie zugunsten eines Eintritts Deutschlands in den Völkers bund angeführt wurde, feine Beachtung fand. Noch jetzt müssen unsere Boltsgenossen aus dem Saargebiet von einem Völkerbundratmitglied zum andern wandern, um Berständnis für ihre Lage zu wecken, weil in Genf feine offizielle deutsche Bertretung vorhanden ist! Auch die Optanten austreibung wäre unmöglich gewesen, wenn Deutschland im Bölkerbund gesessen hätte.
Im übrigen tommt es uns lediglich darauf an, daß Deutschland , wenn auch reichlich spät, die richtige Außenpolitif mache, die wir bereits seit langer Zeit empfohlen haben. Wir unterstreichen die Erklärung des Hamburger Fremdenblattes" bzw. feines Infpirators, daß zunächst mündliche Verhandlungen notwendig sind". Auch wir erblicken in der geplanten Balttonferenz die logische und notwendige Fortsetzung der Londoner Reparationsfonferenz und fehen, genau wie der Artikelschreiber, in der wirtschaftlichen Verständigung der großen Industrienationen Europas den logischen, übernächsten Schritt. Wir hoffen, daß es Herrn Stresemann gelingen wird, seine Roalitionsfreunde von der Deutsch nationalen Partei zu all diesen vernünftigen Erwägungen zu befehren. Indessen hat die Rechtspresse von dem ertra für sie bestimmten Auffah des„ Hamburger Fremdenblattes" vorfichtshalber gar feine Notiz genommen.
( Schluß des Berichts von der 1. Seite.) Nölfing- Frankfurt a. M.: Die Frankfurter Richtung marschiert hier so vollzählig auf, nicht aus Unbescheidenheit und Rechthaberei, sondern in notwendiger Abwehr. Man hat uns verhöhnt Wir wissen, daß wir auf verlorenem Bosten stehen. Aber vor der Geschichte werden wir vielleicht Recht behalten. Wir müssen von den Seelen reden und den psychologischen Hintergründen, aus denen die Anträge entstanden. Mit Abreibungen schafft man die Frankfurter Richtung nicht aus der Welt. Der Antrag 209 gegen den Parteivorstand war feine Stänkerei, sondern ein Warnungssignal, der Ausdruck der Sorge, daß in dem großen Parteiförper die Tuchfüllung verlorengehen fönnte. Bir meinen gar nicht die geehrten Genossen des Parteivorstandes, wir meinen nicht diesen Borstand, sondern jeden Vorstand. Wir fürchten überall in der Partei die Abschließungstendenz des Führertums. Wir fürchten
Endlich ein zeitgemäßes Lesebuch
Bon Dr. Willi Blumenthal.
Wer erinnert sich nicht noch aus seiner eigenen Schulzeit des berüchtigten Deutschen Lesebuchs, das, stets etliche Jahrzehnte vorher berüchtigten Deutschen Lesebuchs, das, stets etliche Jahrzehnte vorher herausgegeben, sich wie eine ewige Krankheit durch die Generationen herausgegeben, sich wie eine ewige Krankheit durch die Generationen fortschleppte, mit wunderlichen, teils rührfeligen, teils byzantinischen Gedichten und Leſeſtücken geziert war, und in dem es widerhallte von Krieg und Kriegsgeschrei. Es hat alle Umwälzungen der Gegenwart in siebzigster, unveränderter" Auflage überbauert; Krieg und Revolution fonnten ihm nichts anhaben, und der Deutschlehrer, der sich von dem hundertjährigen Kunterbunt verächtlich abwandte, zog es vor, die Schüler zu den Quellen selbst zu führen und ihnen Broben aus der Literatur im Original darzubieten, ein mühseliger und kostspieliger Weg, der dringend Abhilfe heischte.
Nun ist vor kurzem ein neues, geschmackvolles Lesebuch geschaffen worden, das geeignet erscheint, die empfindliche Lücke auszufüllen. Zehn namhafte Germanisten haben in jahrelanger Arbeit das Werk zustande gebracht, das sie mit schöner Borbedeutung„ Aussaat" genannt haben.( E. G. Grotesche Verlagsbuchhandlung.) Bon dieser Aussaat" versprechen sich die Herausgeber mit Recht reiche Früchte für die Erziehung der deutschen Jugend. Man spürt die beratende Stimme Eduard Sprangers, des Kenners der Jugendseele, die hier über dem Ganzen webt. Hier ist ungezwungen in Auswahl und Anordnung der Entwidlung des jugendlichen Geistes ihr Recht geworden. Knappe Ueberschriften teilen das gesamte Stoffgebiet in ordnende Abschnitte. Es fehlen nicht mehr die Namen der Neuen, Stefan George ist vertreten und Gerhart Hauptmann , und es fehlen auch nicht die Gedichte der Arbeiterdichter Alfons Behold, Heinrich Larsch und Heinicke, ja sogar Freiligraths herrliches Truglied Schwarz- Rot- Gold ist abgedruckt in diesem wirklich Deutschen Lesebuch, das von allen einsichtigen Eltern, Lehrern und Schülern als der Beginn einer neuen Zeit auch im Bildungswesen freudig begrüßt werden wird.
Chemin des Dames. Ein englisches Reisebureau hat der franzöfifchen Regierung den Damenweg" unfeliger Erinnerung abaetauft. Smarte Geschäftsleute, wie sie nun einmal sind, werden die Engländer aus dem„ Damenweg" ein grandioses, einfach fonfurrenzlojes Rriegsmuseum machen, mit einem netten Stachel dreht herum, damit Neugierige nicht das Eintrittsgeld schinden Tönnen, mit Arbeitslosen, die als„ Boilus" verkleidet Portierdienste ichten und mit einem Triumphbogen, auf dem zu lesen steht: Ruhm und Baterland!
Sier liegen 30 000 tote Soldaten, gefallen 1914 bis 1918. hre ihrem Andenken!
Mitnahme von Schädeln verboten!"
Die Cook- Karawanen aus aller Welt werden zum„ Damen
die Methoden des Kompagnieegerzierens, bei dem bloß niemand auf fallen soll. Wir erkennen und schäzen die realen Notwendigkeiten der Disziplin, aber wir müssen uns entspannen und ausbalanzieren. Jedes Regieren macht tonservativ und führt zur Ueberschäzung der Organisation und zur Unterschäßung des lebendigen Willens. Wir wollen den Vorstand als lebendige Krönung der Partei und nicht als bloßes Paragrapheninstitut. Wir wollen uns freundschaftlich und natürlich von Mensch zu Mensch aussprechen. Auch in den Worten über die Jugendbewegung habe ich zuviel Selbstbewußtsein und Dünkel des Alters empfunden. Die Jungsozialisten müssen gewiß noch viel Most vergären, ehe der gute Wein tommt. aber fie haben schon heute drei große historische Berdienste: Sie haben den problematisch grübelnden Menschen wieder geschaffen, dessen Sinn und Geist ganz erfüllt ist vom Umdenken der sozialistischen Gedanken, und ich beneide die Satten nicht, denen nicht die Probleme bis über die Ohren gehen. Sie aber haben die öfonomischen Probleme des Sozialismus flar herausgearbeitet, und fie haben ein Stück Sozialismus in die praktische Lebenswirklichkeit überfekt, was wir Alten alle nicht geleistet haben. Wir haben alle in uns noch zuviel vom verdrehten und verlebten Bürgertum. ( Bravo !) Es besteht vielleicht ein innerer Grund, Frankfurter Oppofition und Jugendbewegung in einem Atem zu behandeln. Wir find die heilige Unruhe, die jeder Parteitörper braucht, damit er nicht ett ansett. Opposition und Jugend haben eine historisch wichtige Funktion in jedem Parteitörper, und wehe der Parteiieitung, die nur noch lacht und spottet, menn Jugend und Opposition sich regen. Edel- Dresden : Der Bericht des Parteivorstandes und die Rede Don Wels am Sonntag haben uns enttäuscht. Gäbe es nicht die Frankfurter und fächsischen Genossen, so müßten mir in den Reden des Parteivorstandes nach Gedanken fuchen. Es ist unrichtig, daß man Sachfen nur beispielgebend nennt im Sinne der Abschredung. Wir find beispielgebend bafür, daß mir das alte Vertrauensverhältnis zur Parteileitung, das einigende Band für die Mitgliedschaft und die Führung wieder herstellen wollen. Abschreckend ist Sachsen insofern, als es zeigt, wie ein Parteivorstand nicht handeln darf. Wissen wir doch jetzt, daß der Parteivorstand hinter dem Rüden der Organisation die Politit der großen Roalition, die Politit der Tollheit, empfohlen hat.( Borfihender Maier: Das gehört in die Sachfentommiffion.) Unsere 3011demonstrationen im legten Halbjahr hatten nicht mehr den alten Elan. Notwendig tritt bas Organisationsproblem in den Vordergrund. Wir haben an 150 000 Parteimitglieder weniger als 1913. In Desterreich haben die biele sind vielmehr eine Folge der Bolitit der Nachgiebigkeit Inflationswirren diese organisatorischen Auswirkungen nicht erzeugt, und der Kompromisse, die wir so oft getadelt haben, und die um feinen Breis wieder betrieben werden darf. Die organi fatorische Form ist maßgebend für unsere fünftigen Erfolge. Daß der Parteivorstand alles unangenehme me gläßt und den Hauptwert auf die Regie legt, ist nicht richtig. Die Barmathehe war nicht einfach eine bürgerliche Machination. Jedenfalls ist es bedauerlich, wenn Parteigenossen der bürgerlichen und tomDie Solidarität ist munistischen Agitation Handhaben bieten. Die Solidarität ist war es billig, bem Mann, der unschuldig im Gefängnis faß, der auch im Falle 3eigner menig in die Erscheinung getreten. jedenfalls unschuldiger war als mancher Redakteur in Freiheit, noch nachträglich von Bartet wegen den Prozeß zu machen? Gleiches Recht für alle in der Partei, wie wir gleiches Recht im Staate fordern. So schaffen wir für den nächsten Barteitag 100 000 Mitglieder mehr.
Scheidemann- Raffel( mit lebhaftem Beifall empfangen): Rlagen und Anträge erscheinen mir berechtigt, sowie fie erhoben werden gegen die Zustände in der Republit, unberechtigt gegenüber dem Barteivorstand. Die Frankfurter Anträge nur dies eine Wort dazu! machen den alten Genossen wenig Ehre und die jungen schredt man damit ab.( Sehr wahr.) Für die Gewinnung meiterer Massen ist das der perfehrteste Weg. Will man Aussprachen haben, so muß man erst wiffen was ift, muß fehen und erlebt haben.( Sehr gut!) Wie sieht es nun in der Republit aus? Die Zustände in der Reichswehr werden von Tag zu Tag unerträglicher. In Häusern, in denen Reichswehr liegt, dürfen Privatpersonen nicht einmal am Berfassungstage die schwarzrotgoldene Fahne hissen. Der Demofrat Geßler billigt das und holt die größtenteils vom allergnädigsten Herrn und Kaiser selbst erfundenen üniformen wieder hervor.
Für die Schulen war es schon eine freudige Ueberraschung, als der Preußische Landtag mit Hilfe des Zentrums den Beschluß annahm, daß die Schüler am Berfassungstage eine schwarzrot- goldene Schleife tragen durften. Für die Rechtspflege braucht man meder Auge noch Dhr, nur die Nase. Sie stinkt zum Himmel. Die Ebert- Brozesse, die Rennbootunter nehmen auf dem Wannsee und die Flugzeugattaden in
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weg" fommen. Es wird fashionable" sein, von Paris aus seinen " Trip" dorthin zu machen, im Auto und einen Dolmetscher zur Seite, der alles sachgemäß erklären wird. Niemand braucht dabei Angst zu haben, daß allzu starke Sensationen erschrecken tönnten. Hier wird er nur den zahmen Krieg zu sehen bekommen, alles gementiert und elektrisch beleuchtet, Kanonenrohre in malerischer hübsch zurechtgemacht, mit schönen Asphaltwegen, die Unterstände Gruppierung, zerbeulte Stahlhelme und verbogene Seitengewehre in Pyramiden und gegen ein hohes Trinkgeld kann jeber einen nochensplitter als Andenken mitnehmen. Die. Touristen werden Doooh" und" Donnerwetter!" sagen, wenn der Führer besonders aufregende Einzelheiten zum Besten gibt, und dann werden sie im Restaurant zum" Toten Mann" warme Würstchen effen und an alle lieben Bekannten in der Heimat Anfichtstarten schreiben: Heute 30 000 Tote Damenweg besucht daß Ihr nicht dabei wart einfach fabelhaft Schade, piele Grüße Bum Schluß wird man einen Shimmy tanzen, und ein patriotischer Herr wird die toten Helden hochleben lassen. Ich aber muß immer daran denken, daß im Stollen 23a mein Freund Harry verschüttet liegt...
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H. M.
,, Mag und Morih"- Jubiläum. Seit dem Jahre 1865 haben nunmehr 1% Millionen Exemplare von„ Mar und Morig" die Presse verlassen und dürften damit nächst der Bibel das ver breitetste Buch in deutscher Sprache sein. Diesen Erfolg wird sich vermutlich weder Wilhelm Busch haben träumen laffen, noch der anbot. Richier hatte schon vorher einige fleine Bilderpofsen Buschs Sohn Ludwig Richters, dem Busch das Buch seinerzeit zum Berlag verlegt, bie jedoch nicht gingen, weswegen er sich auch nicht zur Herausgabe des Mar und Morig" entschließen fonnte. Busch hat später ausdrücklich betont, daß der alte Ludwig Richter ihm versichert habe, das Manuskript des Mar und Moriz" habe in Dresdener Künstlerfreifen außerordentlich gefallen, nur feien Künstler leider keine Bücherkäufer, und deshalb würde vermutlich dieses Buch ebenso wie die Bilderpoffen unverkauft im VerlagsBuben an den alten Rafpar Braun, in beffen Fliegenden Blättern " feller verschimmeln. Darauf wandte sich der Vater der beiden bösen Busch bereits mit verschiedenen Beiträgen erschienen war. fandte ihm das Manuskript, das übrigens felbst schon ein hervor Busch ragendes Kunstwerk darstellte. Die Bilder waren in feinster Bleistifttechnik gezeichnet, mit Wasserfarbe hauchfein toloriert und die Berse von Busch mehr gezeichnet als geschrieben. Uebrigens gibt es von diesem reizenden Manuskript einen mit allen Mitteln moderner Reproduktionstechnik hergestellten Fatfimilebrud. Kaspar Braun übernahm ohne weiteres die Herausgabe und prophezeite den böfen Buben sofort die glänzende Zukunft, die sie tatsächlich erlebt haben.
Ein italienischer Tragifer in deutschem Gewande. Der Berlag für Stulturpolitit" in Berlin wird die Berle des italienischen dramatischen Dichters Federico Valerio Natti in deutscher Sprache herausbringen. Noch im laufenden Jahre wird Rattis Brutus"( die Gründung Roms) ericheinen, dem dann fein Suba 3" und Die Gebiert.urche" folgen werden. Ein besonderes Intereffe hat es, daß der Italiener Ratti fich auch an ein national- germanisches Thema herangewagt hat. Er arbeitet gegenwärtig an einem Arminius", in dem der Zusammenstoß der römischen Zivilisation mit der primitiven Urtrait des Germanentums ge schildert wird.
toter
der Barmataffäre waren beispiellos in der ganzen Welt. Die Art, wie man Höfle zu Tode gehezt hat, läßt die offene Brutalität der Erzberger- und Rathenaumörder beinahe milde erscheinen. Selbst vor den Toten macht die Gemeinheit nicht halt. Man hat in einer Bersammlungsrede erklärt, Ebert sei gar nicht gestorben, sondern wegen der bevorstehenden Berhaffung auf Grund Landesverrats und Lebensmittelschiebungen in die Schweiz geflüchtet.( Pfuirufe und Bewegung.) Der Parteivorstand sollte alle diese gleich gemeinen und und niederträchtigen Berleumdungen lebender Parteigenossen sammeln, damit man jeden Tag den Verleumdern mit ihren Niederträchtigkeiten aufs Maul schlagen kann. ( Sehr gut.) Je größer der Haß und die Niederträchtigkeit gegen unsere führenden Barteigenoffen ist, um so größere Liebe sollten die eigenen Parteigenossen ihnen entgegenbringen. Bei den jezigen Taten der Justiz handelt es sich nicht lediglich um die Auswüchse der Klassenjustiz, sondern um persönlich gehäffige, politisch fanatische Richter, die Recht und Unrecht nicht mehr unterscheiden. wollen und fönnen.
Nehmen Sie dazu die schönen Prozesse um das Feurige Kreuz", so haben wir in wenigen Säßen den Horizont abgeleuchtet. Die Politit des Zentrums in dieser Zeit haben wir alle befämpft und beklagt. Aber ist nicht Wirth ausgetreten, weil er die Verantwortung nicht tragen wollte, ist nicht der Reichspressechef Dr. Spieter offen und ehrlich für Klarheit und Fortschritt eingetreten? Da dürfen mir doch nicht fo reden, daß fie die Geschäfte ber Reattionäre im Zentrum besorgen. Dr. Spieler ebenso wie der deutschnationale Professor Dr. Bratt haben offen ausgesprochen, man fönne der Sozialdemokratie danken, daß sie 1918 Deutschland gerettet habe.( Die Redezeit ist abgelaufen. Der übernächste Redner Bronemann verzichtet zugunsten Scheidemanns aufs Wort. ( Beifall.) Ueber Probleme der Taftit fann man natürlich verschiedener Meinung sein, aber Bolifit ohne Kompromiffe gibt es nicht. Was bedeutet ein Rompromiß? Jede Refolution und jede Kommission bedeutet ein Rompromiß, und jeder Barteivorstand muß sie auch schließen. Bei der Reichspräsidenten. wahl hat uns der Parteivorstand nicht einmal eine einheitliche Taftif vorschlagen fönnen. Aber wir waren doch in einer Zwangslage und litten unter den Folgen kaum erst überstandener Spaltungen. Die Klagen über das Abgehen vom Klaffenkampf sind wirklich olle Kamellen.( Zustimmung.)
Die Rolle fenne ich seit 40 Jahren. Wir führen den Klassenkampf heute in neuen Formen, aber nach meiner Ueberzeugung fräftiger als je. Schablonenmäßig tönnen wir die alten Agitationsgeworden. Es ist die Alternative gestellt worden: Demokratische formen nicht anwenden. Unsere Stellung ist doch ganz anders Staatspolitik oder sozialdemokratische Arbeiterpolitik. Stünde die Demokratie ganz fest, so wäre der erste Weg der schnellere und würde ohne große Erschütterungen zum Ziele führen,
Diese Taftit würde bedeuten: Teilnahme an der Regierung auf Grund eines Minimalprogramms. Das grundsäßlich abzulehnen wäre ein Rüdfall in überwundene Zeiten. Aber es ist überhaupt eine Dummheit, die Taktik festlegen zu wollen, wenn man die Aenderung der Verhältnisse gar nicht voraussehen fann. wir preisen ja nur die Genossen, die tot find( Heiterkeit), also halten wir uns an das Wort des alten Liebknecht, daß man die Taktik aber nicht in der Regierung, dann müffen wir unsere Forderungen im gegebenen Fall in 24 Stunden 24mal ändern muß. Sind wir rücksichtslos verfechten. Entweder Regierungspartet und dann die Vereinbarungen ehrlich gehalten ober rüdsichtslose Opposition. Eine gedämpfte Opposition würde den Einfluß der Partei und das Vertrauen der Arbeitermassen mindern und niemals war schärffte Opposition nötiger als jetzt. Die Regierung ist absolut reatiionär eingestellt. Die Herrschsucht und Raffgier des Großfapitals ist unbeschränkt. Die 50prozentigen Dawes Junter wollen für 3,50 M. 3oll Elsaß Lothringen preisgeben, wie Judas Ischariot Jesus Christus um 30 Silberlinge verraten hat. Die Deutsche Boltspartei ist unter der glorreichen Führung von Scholz zu einer Stinnes Filiale ber Deutschnationalen ge worden und bemüht, die eigene Ueberflüffigteit zu bemeisen. Die Borgänge im 3entrum müffen wir mit großer Aufmerkſamfeit verfolgen und wünschen, daß sich die Linie durchsetzt, die das 3entrum wieder für uns foalitionsfähig macht.
Der Kommunismus geht wie eine Kinderkrankheit der deutscher Urbeiter vorüber.
Unsere Verfassung ist gut. Unser Wahlrecht ist gut, und der Bartei. vorstand tut seine Schuldigkeit. Worunter mir leiden, das ist der inverstand der Massen. Sind nicht Millionen Klein. rentner auf den Aufwertungsschwindel hereingefallen? Wir müssen weiter Vertrauen gewinnen und nicht mit der einen Hand zertrümmern, was die andere aufbaut. Laifen wir die Beh flageret und befinnen wir uns auf uns felber. Bot. märts, an die Arbeit!( Stürmischer Beifall.)
71 neue Dahlien. 25 000 Dahlien sind in der großen Schau, der größten, die jemals in England veranstaltet wurde, versammelt die die englische Dahlien- Gesellschaft jezt in London eröffnet hat. Dem Sachverständigen- Ausschuß wurden 71 neue Dahlienarten vorgelegt, von denen aber mur 40 als wirklich geglückte Neuzüchtungen An Stengel zu schwach für die ungeheuer großen Köpfe, denn es ist ein erkennung fanden. Bei den übrigen waren zum größten Teil die Haupterfordernis für eine gute Dahlie, daß sie fich aufrecht hält und nicht unter der Last der Blüte zusammenbricht. Die Neuheiten umfaffen alle Typen von den großen Kaktusdahlien, von denen manche 25 Bentimeter im Durchmesser und mehr als 60 Zentimeter im Umfang haben, bis zu den päonienartigen Blüten, die nur 5 bis 8 Bentimeter im Durchmesser umfassen. Die Modenfarben dieses Jahres sind Burpur und verschiedene Nuancen von Mauve, Befonders bewundert wurden einige Farben, die eine Mischung von Orange und Apritosenfarbe, von Altrosa und Gold zeigen.
Die Werkstätte von James Watt . Im South- Kensington- Museum in London ist jetzt die Werkstätte von James Watt zu sehen, wie der große Phyfiter fie bei seinem Tode im Jahre 1819 zurüdfieß. Sie enthält die Originaimaschinen sowie sämtliche Apparate und Behelfe, deren James Watt sich zu bedienen pflegte. Das Gonze ist volltemmen naturgetreu hinter durchsichtigen Glasscheiben aufgebaut und bildet cines der schönsten Objekte des Museums. Bon ameri fanischer Seite waren der Familie Watt schon wiederholt sehr große Eummen geboten worden, falls sie sich entschließen fönnte, die inter gegenwärtige Haupt der Familie, hat jedoch alle diese Angebote effanten Reliquien zu vertaufen. Major J. M. Gibson- Batt, bas abgelehnt, um die Hinterlassenschaft von James Batt ungefchmälert im Besiz Englands zu erhalten. Er hat die wertvolle Kollektion dem Museum cöllig kostenlos überlassen.
Spielplanänderungen Die Erstaufführung von Halbes. Strom in ben Rammerspielen muy verschoben werden. Heute: Die Wollust der n- ständigkeit". Die baulichen Veränderungen in der Tribune machen eine neuerliche Berschiebung der Eröffnungsvorstellung auf Sonnabend notwendig.
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Die Berwaltungs- fademie Berlin gibt foeben das neue Borlefnngever. zeichnis für das Bintersemester 1925/26 heraus. Es enthält Borlelungen cus allen Gebieten der Staats- und Wirtschaftswissenschaften, sowie der Rechtswissenschaft. Für Kommunal, Sozial, Reichsbahn, Justiz- und Bantbeamte find besondere Lehrgänge mit Fachborlesungen vorgefeben. Vorträge. Dienstag. 15. September, 7, Uhr, öffentliche Versammlung erstehung" im Werner- Siemens- Realgymnasium, Hohenstaufenstr. 47/48 des Bundes entschiedener Schulreformer" zum Thema Gegual.
Jebermann eingeladen.
Wie Dresden feinen Generalmufifdirektor hallen will. Die Stadt Dresden hat die Absicht, den Generalmufildirektor der Sächsischen Staatsoper, it Busch dauernd an Dresden zu feffeln. Sie will ibm aus diesem Grunde eine Billa zur Verfügung stellen und mit dem fächsischen Staat berbondelr wegen einer Hypothet. Die Dresdener Bresse nimmt gegen diefes Profet ziemlich einmütig Stellung, da sich nach ihrer Anficht eine derartige Ber wendung von Steuergeldern nicht rechtfertigen läßt.
Goldfunde im Fichtelgebirge. In der Nähe von Barmensteinach im Fichtelgebirge ift golbbaltiges Geftein entbedt worden, das nach bisherigen Analyien ziemlichen Boldgehalt befitt. In einem Falle wurden 90 Gramin auf die Sonne Gestein festgestellt, durchschnittlich ergab sich ein Golbgehalt bon 27 Gramm pro Zonne