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Auf jeden Fall sollte, nachdem wir uns einmal die Meinung gesagt hatten, nicht in der vergifteten Weise geschrieben werden, wie die Frankfurter  Volksstimmc" es getan hat. Dieser Artikel kann nur zur Verschärfung der Gegensätze beitragen und richtet sich damit selbst.(Sehr gut!) Ich frage die Frankfurter, ob das auch ein loyales Vorgehen war, wenn in Frankfurt   Zettel verteilt wurden, auf denen es heißt:Parteigenossen! Vergeht nicht, Euer Wahlrecht auszuüben! Wählt Genossen, die eine gradlinige und zielbewußte Politik verfolgen. Das find Dißmonn, Loeb, Staatsbankpröfident a. D. und Wilhelm Dressel. Alle übrigen sind auf der Liste zu streichen."(Zuruf: Das ist von der Partei abgelehnt worden!) Aber es wäre selbstoerstänölich von Parteigenossen, die kamcrad- schoftlich arbeiten, daß sie es ablehnen, solche Zettel überhaupt a n- z u f e r t i g e n und zu verteilen. Laßt uns als Sozialdemo- kraten gemeinsam arbeiten, sorgt dafür, daß Euer Zuschußbezirk ein Aezirk wird, der sich selbst erhalten kann. Man hat gesagt, diese Re- publik sei nicht unser Ideal. Gewiß, noch keiner von uns hat diese Republik als das letzte Ziel seiner Wünsche angesehen, wohl aber als einen G r u tf d st e i n für die s 0} i a t c Republik, der unser Sehnen und Hoffen gilt. Diesen Grundpfeiler müssen wir deshalb mit Zähnen und Klauen verteidigen. In der Frage der Reichspräsidentenwahl kann ich die Ausführungen Müllers nur unterstreichen. Gegenüber Parteigenossen, die an einer kommunistischen   Delegation nach Ruh- land teilnehmen und die in öffentlichen Versammlungen, die von kommunistischen   Organisationen einberufen sind, über ihre Eindrücke in Ruhland berichten, mklßte das Organisationsstatut angewandt werden. Denn diese Leute arbeiten damit bewußt für die Interessen einer der Sozialdemokratie feindlich gegenüberstehenden Partei. (Sehr wahr!) Ich bitte, nach dieser Aussprache alles Trennende zurückzustellen und gemeinsam in treuer Kameradschaft den Kampf gegen unsere Widersacher zu führen, den Kampf um den Sieg der roten Fahne des Sozialismus.(Lebhafter Beisall.) Vortel» empfiehlt den Antrag, der wünscht, daß wir uns mehr mit den Zielen und der Arbeit der jungsozialistischen Bewegung bc> fassen, dem Vorstand zu überweisen. Ein weiterer Antrag will Aufnahme einer A l t e r s st a t i st i k. Wir haben nichts dagegen, ivenn solche Statistiken in Bezirken ausgenommen werden. In diesem Sinne bitte ich den Antrag zurückzuziehen. Dem Antrag, der den Parteioorstand ersucht, lausend zusaminengestelltes Material für die Funktionäre herauszugeben, werden wir versuchen Rechnung zu tragen und bitten, ihn dem Vorstand zu überweisen. Zur Ablehnung empfehlen wir den Antrag auf Herausgabe einer neuen sozialistischen  Frauenzeitung, sowie den Antrag auf Neuherausgabe derNeuen Zeit". Die Anträge über die Reichs- und Londeslisten richten sich an eine falsche Adresie. Das war bisher Sache des Parteiausschusses gemeinsam mit dem Borstand. Im übrigen können solche Listen in der Regel erst im letzten Augenblick aufgestellt werden, wenn die Arbeiten in ollen Bezirken erledigt sind. Diese beiden Anträge wären also abzulehnen. Die Anträge aus Abhaltung eines Frauen- t a g es zur Demonstration für die Interessen der werttätigen Frau cnipsehlen wir dem Parteioorstand zu überweisen. Der Antrag, der wünscht, daß unser Organisationsstatut auf demokratischer Grund- läge aufzubauen ist, ist gegenstandslos, weil das bereits der Fall ist. Abzulehnen bitten wir auch den Antrag, der den Unterbezirken eine gewisse finanzielle Selbständigkeit geben will. Die Unterbczirke sollen in der Hauptsache Agitationsstellen sein, während die finanziellen Geschäfte vom Bezirksvorstand erledigt werden. Zu der weiter beantragten Aenderung des Organisationestatuts, stattOrts- verein", Ortsgruppe zu sagen, liegt im Augenblick kein Anlaß vor. Ebenso bitten wir die Anträge abzulehnen, die den Bezirks- und llnterbezirkssetretären die Möglichkeit parlamentarischer Betätigung erschweren wollen und auch den Antrag, wonach im Parteistatut festgelegt werden soll, daß in Zukunft die Aufstellung des Reichs- uräsidentenkandidaten nur auf einem Parteitag zu erfolgen hat. Das ist unter Umständen nicht durchführbar. Eine Aenderung der Höhe des Eintrittsgeldes holten wir nicht für zwingend notwendig. Darüber kann bei einer späteren Umgestaltung des Organisations- statuts vielleicht geredet werden. Die Herabsetzung des Parteibei- trags auf die Hälfte in Gegenden mit besonders niedrigen Löhnen würde zu unabsehbaren Konsequenzen führen. Wo besondere Not- ltände vorübergehend eine solche Maßnahme rechtfertigen, haben wir nichts dagegen. Abzulehnen bitten wir auch den Antrag, daß«in monatlicher Beitrag von den Bezirken festgesetzt wird, und Anträge die ähnliches wollen, wie z. B. die Feststellung der Beiträge nach dem Einkommen. Den Antrag des Parteioorftandes in bezug auf den Werbebeitrog der Parteiunternehmungen bitten wir anzunehmen. Würde der Antrag Liebmann angenommen, der 26 Proz. vom Reingewinn erheben will, io müßte der Parteibeitrag wesentlich er- höht werden. Vielleicht jind die Ueberschllsse der Parteigeschöfte nur rechnerisch da, und im übrigen denken wir nicht daran, die Partei- cuschäft« vom Parteivorstand abhängig zu machen. Ein weiterer Antrag des Partsioorstondss will lediglich im Statut festlegen, was bisher schon der Fall war, daß 10 Pf. pro Marke und Mitglied von dem internationalen Beitrage an die Parteikasse abzuführen sind Den Antrag, der diesen internationalen Beitrag in die ordentlichen Mitgliederbeiträge einkalkuliert wissen will, bitten wir abzulehnen. Bedenken haben wir dagegen, in das Statut hineinzubringen, daß die Erwerbslosen vom Beitrag befreit sein s äen. Im übrigen entspricht dos einer alten Uebung. Einige Anträge wollen Wahl der Delegierten zum Parteitag oder zu inter  - nationalen Kongressen durch Urwahl. In dem Sinne zu verfahren. steht jedem Bezirk frei, ober wir halten es nicht für am Platze, all- ' gemein ein bestimmtes System hierfür festzulegen. Den Anträgen in bezug auf die Vermehrung der weiblichen Delegierten im Parleiausschuß sind wir bereit, entgegenzukommen, da deren Zahl tatsächlich jetzt sehr gering ist. Wir sind einverstanden damit, daß in Zukunft die Zahl der Mitglieder, die die Voraussetzung für einen Vertreter im Partei- ousfchuß ist, bei den weiblichen Mitgliedern von 10 00(1 auf 7600 herabgesetzt wird. Dadurch würden 10 statt bisher Z weibliche Dele- gierte in oen Porteiausfchuh einziehen. Ein Verbot d e r S o n- d e r k o n f e r e n z e n> wie es Zwickau   beantragt, ist schon auf frühe- ren Parteitagen mehrfach erfolgt. Die Motivierung dieses Antrages aber müssen wir ablehnen. In. Sachsen   dürfte auf beiden Seiten in dieser Beziebung gesündigt worden sein.(Widerspruch der fach- fischen Delegierten.) Einen regelmäßigen vierteljährlichen Beitrag für Kulturzwecke zentral bindend einzuführen, hoben wir Bedenken. Wir haiioa aber nichts dagegen, wenn einzelne Bezirke oder Orte einen solchen Beitrag erheben. Der Antrag Lipinsti will«in kleines Ge- iegenheitsgefetz machen. Auch ich weife dieses Mißtrauen gegen den Parteioorstand entschieden zurück und ersuche um Ablehnung dieses Antrages. Daß wir etwa den Mitgliederrückgang leicht nehmen und feinen Ursachen gleichgültig gegenüberstehen, muß ich entschieden zurück- weisen. Aber ich glaube nicht recht an ihn, sondern nehmo an, daß die Angaben über die Mitglicderzahl aus der Inflationszeit nicht ganzge stimmt haben. Jedenfalls wollen wir alle, daran setzen, im nächsten Jahre eine beträchtlicheMitgliederzunahine zu erreichen.(Beifall.) Ludwig(Parteivorstand) wendet sich gegen den Antrag Leipzig  , der den sogenannten Werbebeitrag der Parkeigeschäfte ablehnt und den Parteioorstand mir am Reingewinn beteiligen will. Die Partei- geschäfte haben freiwillig den Werbebeitrog«ingeführt und 690 000 Mark gezahlt und damit in der schlimmsten Inflationszeit den Parteikorper erhalten. Rur Leipzig hat sich geweigert und lediglich den statutenmäßigen Anteil am Reingewinn gelben rund 12000 Mark, während die übrigen sachsischen Parteigeschafte 61000 Mark abgeführt haben. Davon hat der Parteioorstand seinerseits k en Parteigeschäften seit Ende der Inflation 866 000 Mark gegeben. Unsere Parteig-schäfte sollen technisch auf der Höhe sein, aber auch der Partei geben, was sie können.. Ueb«r dl« Barmak-Affäre brauchen wir durchaus nicht zu schweigen. Der Prüfungsausschuß hat ein Rundschreiben an alle Redaktionen und Parteisekretariate erlassen, um Anklagematerial gegen die beschuldigten Genossen zu
sammeln. Nicht eine Müteilung ist eingegangen.(Hört! hört!) Wir habe» die deutschnationalen und völkischen Anwürfe 66 Stunden lang untersucht. Das Urteil ist nirgends angefochten worden. Wir können es auch allerding» heute noch nicht als Ver- brechen ansehen, daß Barmat in der Inflation die Partei unterstützt bat. Die Parteigenossen aber hätten die Pflicht gehabt, solange der Untersuchungsausschuß nirgendwo den Berdacht bestätigt fand, daß ein Genosse sein Mandat zu persönlichen Zwecken mißbraucht hat, sich oar die Parteigenossen zu stellen, die im Interesse der Partei gehandelt haben.(Beifall.) Persönlich bemerkt Loeb-Frankfurt, Stelling habe in seinem Schlußwort mitgeteilt, daß bei den Urwahlen zum Parteitag in Frankfurt   Zettel verteilt worden seien: Wählt Dißmonn»nd Loeb. Aber es feien auch Zettel verteilt worden: Wählt Quarck und Rölting! Sowohl Rölting wie er hätten sich diesen Mißbrauch ihres Namens entschieden verbeten. Der örtliche Vorstand, dem sie die Man- dote zur Verfügung gestellt hätten, habe anerkannt, daß sie sie auf ordnungsmäßigem Weg« erlangt haben. Vorsitzender Wels: Das war kein« persönliche Bemerkung. Stelling hat nur darauf hingewiesen, daß in Frankfurt   die Partei- genossen nach Richtungen beurteilt werden. Wenn mehrere Richtungen Flugzettel verbreitet haben, dann wird die Behauptung Stellings nur bekräftigt. ' Es folgen die Zlbstimmunqen, die durchweg nach dem Antrag der Berichterstatter ausfallen. Teilweise wird, insbesondere von den sächsischen Delegierten, die Abstimmung bezweifelt, doch ergeben die Wiederholungen das gleiche Ergebnis. Schließlich wird auf Antrag der sächsischen Delegierten über den Antrag Leipzig   gegen den sogenannten Werbebeitrag der Partei- geschäfte namentlich abgestimmt. Auch hier wird der Antrag des Parteivorstandes mit 272 gegen 74 Stimmen angenommen. Für den Antrag Frankfurt  , daß der Parteivorstand keine Fühlung mehr mit den Arbeitern hätte, werden nur wenige Stimmen ab- gegeben. Schließlich wird gemäß dem Antrag der KantrcFpvmmission dem Parteivorstand einstimmig Entlastung erteilt. Die weiteren Verhandlungen werden um 7 Uhr abends auf Mittwoch vertagt._
Der �Privatmanns auf Reifen. Ein Wortbruch des Exkronpriuzen. Der ehemalige Kronprinz des Deutschen Reiches, der noch vor wenigen Iahren rührende Briefe an seine ihm mehr oder minder nahestehenden Bekannten schrieb, man möchte ihm den Aufenthalt in der Heimat als schlichter deutscher Bürger gestatten, wird im Augenblick zum Gegenstand eines unerhörten nationali st ischcn Rummels in Ostpreußen   mißbraucht. Man schleppt den reiselustigen Schloßherrn aus Oels  von Schlachtfeld zu Schlachtfeld, von Schloß zu Schloß, begrüßt ihn mit demReiterverein" und demKriegerbund" und mit Gir- landenHeil Hohenzollern", hält dem vergnügungslustigen jungen HerrnVorträge" über die Schlacht von Tannenberg, den Ein- satz des xten oder yten Korps bei Neidenburg   oder Hohenstein, die Wilhelm junior zweifellos fürchterlich langweilen, und zwingt ihn, überall, wo er geht und steht, einen Kranz niederzu- legen. Offenbar reist er mit einem solennen Kranzmagnzin! Um den antirepublikanischen Charakter dieser Kund- gebungen aber noch besonders zu unterstreichen, melden die ser- vilen ostpreußischen Provinzblätter, daß der Kronprinz mit seiner Gemahlin und den Prinzen Wilhelm undLouis"(Gott   strafe Frankreich  !) Ferdinand heute beim Grafen Dohna-Finken- stein und morgen beim Kammerherrn v. Oldenburg   auf Ja n u sch a u zu Gast ist. Im übrigen stellt sich jetzt heraus, daß die Reklame, die für die Reise de» früheren Kronprinzen gemacht wird, von ihm selber ausgeht. Wie dasBerliner Tageblatt" mitteilt, hat sich über die Publikationen anläßlich dieserprivaten" Reise eine Polemik zwischen dem volksparteilichen und deutschnationalen Blatt in Königsberg   entsponnen. DieKönigsberg  «! Allgemeine Zeitung  " brachte nämlich besonders ausführliche Mitteilungen über das Programm des kronprinzlichen Besuchs. Wütend vor Konkurrenzneid warf ihr die deutfchnationoleO st p r« u ß i s ch e Zeitung" vor. daß ihre Konkurrentinaus diesem Besuch«ine Sensation mache, eine Takt- und Geschmacksfrag«, deren Be- urteilung wir unseren Lesern überlassen". Daraus rechtfertigte sich das volksparteiliche Blatt mit folgender Feststellung: Am Freitag, 4. September, abends 7 Uhr, ging uns aus nächster Umgebung des Kronprinzen eine Information zu mit der AnHeim- gab«, der Königsberger Bevölkerung das Programm des Auf- entHalts der kronprinzlichen Familie zur Kenntnis zu bringen eine Meldung, die natürlick insofern von besonderer Bedeutung war, weil sie zum ersten Male feststellte, daß der Kronprinz Königsberg   besuchen würde und weil sie die Zeiteinteilung für seinen hiesigen Aufenthall enthielt." Also nicht Takt- und Geschmacklosigkeit, sondern Erfüllung eines Wunsches, der von demprivaten" Reisenden selbst ausgegangen. Der ehemalige Kronprinz hat sich bei seiner Rückkehr nach Deutschland   verpflichtet, jede politische Propa- ganda zu unterlassen. Hier ist der klare Beweis erbracht, daß er dieses Versprechen nicht innehält. Die Zahl der gebrochenen Hohen- zollernvcrsprechen ist also wieder mal um eins vermehrt worden. Der Mann, der angeblich nur den Wunsch hatte,als Privat- mann auf seinem Besitz zu leben, sich einen Pflichten- kreis zu schaffen und zu arbeiten", geht ganz offen dazu über, einen monarchistischen Propagandarummel zu in- szenieren. Die Regierung wird nicht umhin können, dafür Sorge zu tragen, daß dieser Skandal, der eine neue Gefährdung der Aufwärtsent- Wicklung Deutschlands   mit sich bringt, möglichst rasch unterbunden wird.
Die«Dptantenfrage. Verhandlungen im Ostausschnß. Der Ostausschuß des Landtages, der in dieser Woche«in« Reihe von Ostfragen behandeln wird, trat am Montag erstmalig zu einer Sitzung zusammen. Man einigte sich dahin, von den vorliegen- den Anträgen zunächst diejenigen zu behandeln, die sich mit der O p- lantensragc beschästigen und dann zu den über Oberschlesien  vorliegenden Anträgen überzugehen. Berichterstatter war der volks- parteiliche Abg. Pischkc. Seine längeren Ausführungen ließen er- kennen, daß die uferlosen Angriffe, die die rechtsgerichtete Presse in den ersten Augustwochen gegen den Innenminister Ge- nassen Severing wegen angeblich ungenügender Sorg« um das Schicksal der Optanten gerichtet hatte, völlig in sich zusam- mengebrochen sind. Pischke hat selbst das Schneidemühler Lager vor dem starken Andrang der Optanten, während dieser Zeit und nachher besichtigt und legte die Gründe dar, die zu einer zeitweiligen Ueberfüllung und zu den vorübergehenden, durch das tatkräftige Ein- greifen des Gen. Severing behobenen Mißständen geführt haben. Seine Kritik richtete sich dagegen, daß man geglaubt habe, die Ojitan. ten an einem Ort zusammenziehen zu müssen, gegen falsche Spar- samkell, die man am Anfang gezeigt habe, und vor allem gegen das hemmungslose Verhalten der rechtsgerichteten Presse, die vollkommen innerpolitisch eingestellt gewesen sei. Sodann gab«in Oberregie- rungsrat aus dem Innenministerium«in« Uebersicht über die jetzigen Verhältnisse im Schneidemübler Lager. Er er- wähnte, daß dieses noch von 2600 Optanten belegt fei. Im ganzen seien seit Ende Mai 14 000 Flüchtlinge übernommen worden. In der Dienstagsitzung brandmarkte Genosse wende die Metho- den, deren sich die Deutschnationalen bei der Bekämpfung des preu-
ßischen Innenministers zum Schaden des deutschen Volkes bedient haben. Allen Versuchen einzelner deutjchnationaler».nd deutsch  - völkischer Abgeordneter, die Angriffe zu erneuern, traten die Ge, nassen Decker und Dr. hamborger wirksam entgegen. Sie wiesen ferner daraus hin, daß noch zahlreiche polnische Arbeiter- ca milien in Werkswohnungen sitzen, wodurch die Unter- bringung der Optanten erschwert wird, und warnten vor jedem Mißbrauch der Optanten als Streikbrecher gegenüber streikenden und ausgesperrten Arbeitern. Der Vertreter des Innenministeriums entwickelte das Wohnungsbauprogramm für die Optanten, das bs- reits in Angriff genommen ist und mit dessen Durchführung die Unterbringung der heute noch im Schneidemühler Lager befindlichen 2600 Personen fast restlos ermöglicht. Die Angaben über die bisheri- gen Aufwendungen für Unterbringung und Arbeitsvermittlung ließen erkennen, daß das Reich seinen Verpflichtungen noch nicht in dem Maße nachgekommen ist, wie es das Optantenelend verlangt, und daß bisher eine übermäßig große Last von Preußen getragen werden mußte. Zum Schluß nahm der Ausschuß einstimmig einen Beschluß an, wonach das Staatsminiftcrium von derReichsregierung oerlangen solle, daß zur Beseitigung der Optantennöt und zur Unterbringung und Einführung der Optanten in das Wirtschaftsleben in weitestem Maße Reichsmittel zur Verfügung gestellt werden, da die Ausweisung der Optanten als Folge des verlorenen Krieges und des Versailler Vertrages zu Lasten des Reiches zu gehen habe.
völkerbunü oüer Stahlhelm? Die deutschnationaleKompromistformel". DieVossische Zeitung" meint iranisch, daß die deutsch  - nationalen Führer in der Frage des Sicherheitspaktes bis jetzt dieKompromißformel" gewählt haben:Unter allen Um- ständen in der Regierung bleiben und unter allen Umständen den Pakt sabotieren". Das demokratische Blatt ist der Ansicht, daß die Deutschnationalen, da sie natürlich mit dieser Formel nicht durchkommen werden, es schließlich oorziehen werden, in der Regierung zu bleiben und den Pakt, ebenso wie das Dawes-Abkommen, durch ihre Mitverantwor- tung zu decken. Wir wissen nicht, auf welche Tatsachen dieVossische Zei- tung" diesen Optimismus stützt. Einstweilen kann man von dieser Seite der Regierungskoalition Paktsabotagc wahr­nehmen. Die Berliner   deutschnationalen Blätter halten sich, einer höheren Anweisung offenbar sklavisch gehorchend, auf- fallend zurück. Um so rücksichtsloser läuft die Rechtspresse in der Provinz gegen Stresemann Sturm. Und die deutsch  - nationalen Organisationen draußen im Lande erst recht. Die deutschvölkischeMecklenburger Warte" des Herrn von Graefe macht sich ein teuflisches Vergnügen daraus, jene Protestent- schließungen aufzuzählen, die man bislang in den deutsch  - nationalen Parteiblättern der Reichshauptstadt vergeblich sucht. Allerdings veröffentlicht dieKreuzzeiwng" ein Tele- gramm, das der berüchtigte Scharfmacher, Oberstleutnant a. D. Due st erber g, angeblich im Namen von 500 Stahlhelm­führern aus dem Bezirk Hallc-Merfeburg an denhochgebie- tenden Herrn Generalfeldmarschall" gesandt hat. Diese Kund- gebung, die von maßlosen verleumderischen Angriffen auf die Linsparteien strotzt, verlangt vomRetter", das deutsche Boll gegen den Pakt aufzurütteln. Eigentlich sollte dieses Telegramm aufrüttelnd auf die Regierung wirken, und zwar insofern, als sie die Not- wendigkeit endlich erkennen müßte, Klarheit über die Hal- tung der stärksten Koalitionspartei zwei Wochen vor der Konferenz zu schaffen. Aberwo istüberhauptdieRegierung? Sie wagt anscheinend gar nicht, zusammenzutreten, aus Angst, daß sie über die erste grundsätzliche Beratung auseinanderplatzt. Der Reichskanzler ist heute noch auf Sylt, morgen läßt er sich mit Hindenburg   in Bochum   als Befreier des Ruhrgebietes feiern, worüber die Sachkundigen nur lächeln können und dann? Dann wird allerdings ein« Klarstellung nicht mehr hin- auszuschieben sein. Sogar Herr Schiele wird seine Minister- ferien unterbrechen und Farbe bekennen müssen. Bei diesem Gedanken allein herrscht aber schon jetzt in der Wilhelmstraße eine latenteKrisenstiminung. Mit jedem neuen Tag mjjhren sich die Zweifel, daß es gelingen wird, den Geist des Völkerbundes mit dem Geist des Stahlhelmes zu versöhnen. Herr Luther wird sich aber doch entscheiden müssen, ob er die ganze zivilisierte Welt gegen Deutschland   aufbringen oder den Kampf mit den Duesterberg und Konsorten aufnehmen will.
Rheinisthe Fentrumstagung. Eine Warnung für das Zentrum. Düsseldorf  , 16. September.  (Mtb.) Der Provinzialau»- schuh der rheinischen Zentrumspartei hat den heutigen zweiten Tag seiner Tagung zu einer Aussprache über die gestern gehaltenen Referate und über die Lage der deutschen Zentrumspartei   im allge- meinen und der rheinischen Zentrumspartei im besonderen benutzt. Aus den Ausführungen der einzelnen Diskussionsredner ergab sich etwa folgendes Gesamtbild: Die Regierung Luther  , der man an sich ablehnend gegenübersteht, wurde als Folge zwangs­läufigen Geschehens bezeichnet. Es wurde ihr vorgeworfen, daß sie die Linksparteien nicht zur verantwortlichen Mitarbeit herangezogen haben. Die Zentrumsfraktion habe zwar recht daran getan, in die Re- gierung einzutreten: aber vielleicht hätte sie sich etwas mehr suchen lassen sollen, d. h. ihr« Selbständigkeit vielleicht entschlossener wahren können. Die Fraktion des Reichstags habe das Bewußtsein fiaake- politischer Verantwortung ü b e r st« i g e r t. Die Extratouren der Koalitionsgenossen in den außenpolitischen Fragen hätte sich die Zentrumsfraktion energischer verbitten müssen. Di« Partei müss« eine geschlossene Phalanz bilden. Die psychalogische Einstellung der Führung auf das Denken der von ihnen Geführten fei unbedingtes Erfordernis. In diesen Kreisen, nicht nur innerhalb der Zentrums- parte!, herrsche heute die Meinung vor, daß die Regierung Luther   die erste Etappe darstelle zur inneren Aushölung des neuen Volts st aatcs. Die Reichsparteilestung müsse Wege und Mittel suchen und finden, die Angelegenheit Wirth bei- zulegen. Wirth gehöre wieder in die Reichstagsfraktion hinein. Die Tagung schloß mit der Kundgebung des ernsten Willens, die Einheit der Partei zu wahren.
Die Sladk Köln beabsichtigt, zur Förderung de? gemeinnützigen Wohnungsbaues eine Inlandsanleihe über 20 Millio- nen Mark aufzulegen. Die Genehmigung des Ministeriums ist bereits «rteilt. Zu der Dölkerbundsversammluug beantragt« L o u ch e u r- Frankreich mit ausführlicher Begründung die Entschließung auf Ein- berusunz einer internationalen Wirtschaftskonfe- renz zur Untersuchung der wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die sich der Wiederherstellung der allgemeinen wirtschaftlichen Blüte ent- pegenstellen, und um die besten Mittel zurBeseitigung der Schwierigkeiten der Arbeltskonflikte>ed«r Art" zu finden. Der Abbau des Visumzwangs. Die finnische Regierung beabsichtigt, den Visumzwang gegen Lettland   abzuschaffen.