Auswärtiger Ausschuß.
Am 23. September.
WIB. meldet: Am Mittwoch, den 23. September, vormittags 10 Uhr, fagt der Auswärtige Ausschuß des Reichstags
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Es dürfte dem Vorsitzenden des Auswärtigen Ausschusses Sergt nicht leicht gefallen fein, den Termin für die Sigung festzusezen, in der seine Partei zum Sicherheitspakt wird endlich Stellung nehmen müssen. Diese Sigung wird entweder das Ende der deutschnationalen Regierungsherrlichkeit oder das Ende der deutschnationalen Revanche ideologie bringen. Indessen war diese Schicksalsstunde nicht länger hinauszuschieben. Soll ja die Ministertonferenz bereits in den ersten Oktobertagen zu jammentreten; wie die" Boffische Zeitung" zu melden weiß, ist der 6. Oktober der wahrscheinlichste Termin und Luzern als Tagungsort in Aussicht genommen. Es ist also feine Zeit mehr zu verlieren.
Bergebens sucht man in der heutigen deutschnationalen Presse Berlins nach irgendeiner Aeußerung, die darauf schließen lassen fönnte, inwieweit die Reichsregierung auf die Unterstügung der Deutschnationalen wird rechnen können. Die " Deutsche Tageszeitung" überschreibt einen ebenso furzen wie vagen Leitartikel sinnvoll: No ch feine Klä= rung". Damit meint sie, daß die einzelnen Probleme des Sicherheitspatte noch nicht geflärt seien. Ein billiger Vorwand, um die Klärung in den eigenen Reihen hinauszuschieben.
Die Stadien der Entwicklung der Parteidistussion in der KPD. werden täglich in der Roten Fahne" registriert. Wir erfüllen nur unsere publizistische Pflicht, wenn wir das Wichtigste aus den tommus nistischen Krankheitsberichten wiedergeben. Heute stellt die Rote Fahne " selber fest:
" Der Offene Brief der Komintern hat die verschiedenen Strömungen, die in der KPD. unter der Oberfläche keimten, offen hervortreten lassen. Wenn auch noch untlar und nicht vollkommen ausgereift, fann man aber doch bestimmte Gruppierungen feststellen, die bis zum Erscheinen des Offenen Briefes unter der Decke der Einheit um jeben Preis versteckt waren. Offene, breite Aussprache ist Bedingung, wenn an Stelle der durch organisatorischen und mechanischen Druck geschaffenen Schein einheit die wirkliche ideologische bolichemistische Einheit der Partei treten soll.
Soweit man die Parteidiskussion an Hand der bisher vorliegenden Berliner Refolutionen übersehen kann, sind drei oder richtiger vier Gruppierungen zu verzeichnen, bei denen wenig ftens in einer Gruppe gleichfalls teine ideologische Klarheit vor handen ist. Beginnen wir mit den Resultaten bzw. Stimmungen und Strömungen, wie sie auf der sogenannten äußersten Linken vorherrschen.
Darin schließt sich eine vernichtende Kritik der Resolution, die aus den Hochburgen der Weltrevolution", aus dem Webbing, kommt. Besonders haben es der„ Roten Fahne" die folgenden Säße
angetan:
Die Funktionäre verkennen aber feineswegs die Tatsache, daß der Brief der Parteiorganisation Berlin- Brandenburg in un betracht der bevorstehenden Stadtverordnetenwahlen große Hemmnisse und Gefahren mit sich bringt, weil die durch den Brief heraufbeschworene Parteifrife weidlich ausgenutzt werden wird unjeren Gegnern, ganz besonders von der SPD ."
von
39 Die Rote Fahne " meint, es tomme halt bei dem großen Reinemachen auf ein oder zwei Stadtverordnetenmandate nicht an. Noch mehr erbost fie sich über die Angriffe gegen das unfehlbare Effi. Die Weddingrevolutionäre haben nämlich das Erki ( übrigens fachlich mit vollem Recht) mit der Brandler politit in einen Topf geworfen und verkündet:
"
Mit aller Entschiedenheit wehrte sich der Funktionärkörper gegen den Vorwurf des Antikommunismus und Antibolschewismus. Dieser Vorwurf hat das Resultat einer Hehe der bankrotten Führer
Besuch bei Zille.
Der Meister öffnet selbst die Tür und führt mich in seine Stube. Gleich neben der Tür steht ein großer Kachelofen, links das Bett, in der rechten Fensterece Staffelei und ein alter Sekretär. Vor der Fensterbank ein paar Käfige mit allerhand Vögeln, die sich aber während meines Besuches still verhalten. Das ist das Heim des populärsten Mannes von Berlin .
Nachdem er mir eine Zigarre angeboten und sich die geliebte und Zeitschriften überladenen, in der Mitte des Zimmers stehenden Bfeife angezündet hat, sehen wir uns an den mit Büchern, Beitungen Tisch . Bald find wir in eine gemütliche Unterhaltung vertieft. Mal hochdeutsch, mal echt berlinerisch erzählt der Meister.
Natürlich dreht sich unser Gespräch zunächst um den Zille- Film. ,, Bat woll'n se machen", fagt 3ille, der Staat hat uns alles genommen, was wir uns erspart und in totficheren Staatspapieren angelegt haben. Vor dem Krieg hatte ich soviel, daß ich meinem Lebensabend ziemlich sorglos entgegensehen konnte. Jezt muß ich wieder arbeiten, denn zur Last fallen will man doch auch niemand. Gott sei Dant, daß man noch arbeiten kann. Und wenn ich auch nicht viel dabei verdiene, der Spaß in der Hand ist mir lieber, wie die Taube auf dem Dache."
Bille zeigt auf einige Stöße von Briefen, die auf dem Tisch liegen. ,, Alles Briefe von Leuten aus Königsberg , Wiesbaden , Frankfurt und wer weiß woher und in allen derselbe Inhalt. Man sollte meinen, die Absender wären alle Schwestern und Brüder; Ich gehe 1000 gern ins Kino;„ Das Kino ist mein Leben"; Wann kommt der Film hierher" das ist so der Inhalt. Ueberhaupt, wenn ich all' die Briefe beantworten sollte, die ich bekomme, müßte ich mir einen besonderen Sekretär halten. Und dat tennte och nicht nügen, denn der weeß ja nich, was er schreiben soll. Mal habe ich jemand von den Bergen von Zeichnungen erzählt, die ich noch liegen habe. Der Mann fragt mich, was denn damit würde. Ich sagte: Ein falter Winter, dann kommen se da in den Ofen. Der Mann hat das wohl weiter erzählt und jetzt bekomme ich dauernd Briefe von Leuten, die Zeichnungen haben wollen, ehe sie in den Ofen kommen. Natürlich umsonst".
Vom Kinopublikum hält der Meister auch nicht viel. Auf Grund der Briefe. Meist schlecht geschrieben und massenhaft orthographische Fehler. Id tann't ja och nich so janz richtig, aber so unfefähr jeht et doch", meint er.
lleberhaupt findet der Film nicht seinen besonderen Beifall. Er ist ihm zu unwahrhaftig; die statt Häusern aufgebauten Pappwände und dergl. Dann Opern, zum Beispiel Lohengrin.„ Das ist ja alles sehr schön, besonders die Musik von Wagner, aber id fann mir nich helfen, wenn der Schwan rankommt, muß id unwillkürlich dran Denken, an wat for'ner Strippe se den ranziehen". Da ist ihm das Theater doch noch lieber, Benn's auch heute meist nicht anders
flique um Brandler und seiner erstaunlicherweise fleinen An-| einer wohltemperierten Diskussion eine wohltemperierte Re=
hängerschaft gegen den Teil der Mitglieder, die man unberechtigter weise ultra linfe Gruppe" nennt und deren einziges Verbrechen darin bestand, daß sie die Taktik an der Präsidentenwahl, sowie die Taktik dem Vollsblock gegenüber nicht billigt. Bedauerlicherweise hat die Mehrheit der Parteileitung diese Hehe unterflützt und trägt diefelbe einzig und allein die Berantwortung für die Parteifrife und die daraus refultierende allgemeine paffive Stimmung."
Mit der Brandmarfung der„ ultralinfen" Gruppe, der einstigen Garde des Wedding- Mar, ist nämlich der Schmerz feineswegs abgetan. Die neue RBD.- Zentrale tut so, als ob im übrigen Einheit in der Partei sei. Diese Einheit bafiert aber nur auf der taftvoll geschickten Haltung der Rechten", die augenblicklich schweigen, weil sie wissen, daß ihre Stunde doch kommt. Die neue Zentrale und das hohe Etti werden bald ganz gezwungen sein, dem ersten Ruck nach rechts den zweiten folgen zu lassen. Und dann dürfte die Rubrik des Krankheitsberichts noch etwas länger werden. Selbst das Studium sämtlicher Werte des heiligen Lenin, das von einem Bezirk als Heilmittel empfohlen wird, bewahrt nicht die stärker find als der KPD. - Kinderglaube. vor dem unangenehmen 3wang, den Tatsachen ins Auge zu sehen,
Ehrhardts Meineid.
Das Verfahren geht weiter, aber Ehrhardt bleibt ,, unauffindbar".
solution beschließen zu lassen, kam es zum Krach.
Der Speftatelmacher aber war fein Deutschnationaler mit langjähriger. nationalistisch- völkischer Tradition, sondern ausgerechnet Herr Müller- Meiningen, der alte liberale Kämpe und einstige Führer der bayerischen Demokraten, der neueste Elefant im Porzellanladen der deutschen Richterschaft. Freudestrahlend berichtet der Sonderforrespondent des„ Lofal- Anzeigers" darüber seinem Blatt:
„ Den Stier bei den Hörnern aber packte erst der alte Müller Meiningen, also ein Jurist und Parlamentarier, der vom linken Flügel unserer politischen Front herkommt. Er erklärte, daß er es sich nicht gefallen lassen fönne, daß ein von ihm vorgelegter Antrag, der als Fanfare gedacht war, durch die ganze Art feiner Behandlung von seiten der Sigungsleitung in eine Chamade verwandelt würde. Mit leidenschaftlicher Entrüstung geißelte dieser alte aber immer noch jugendfrische Kämpe die elende heypropaganda, die von der politischen Oppofition gegen die untabelige deutsche Rechtspflege getriesen wird. Sei es doch einmal ganz offen ausgesprochen worden: Zunächst müsse das Offizierstorps vernichtet werden; dann werbe der Richterstand nachfolgen. Die Herren vom Dr. Müller- MeininRepublikanischen Richterbund
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gen war der einzige Redner, der dieses Kind endlich beim richtigen Namen nannte trieben die Geschäfte ganz anderer Leute. Man solle nur an die Arbeit der Untersuchungsausschüsse denten, die uns, entgegen bem Sinn der Weimarer Berfassung, mit einer parlamentarischen Rabinettsjuftiz beglückt haben. Müller- Meiningen nannte sie einen Skandal erster Ordnung; im Bolt spreche man schon davon, daß jogar gewisse Parteien die Lumpen in ihren eigenen Reihen auf diese Weise in Sicherheit bringen wollten."
Herr Müller- Meiningen als der Tempelhüter der deutschen Just iz und als Matador der deutschen Republik! Ja, es hat sonderbare Gewächse im deutschen Liberalismus gegeben. Müller- Meiningen , der Hindenburg - Kämpe und Sittlichkeitsapostel gegen die Wege zur Kraft und Schönheit", der Anti- Kriegsschuldhistorifer und Allerweltsschwäger avanciert nunmehr zum Protektor der neubeutschen Justiz! Armer deutscher Rechtsstaat, nun geht es zu Ende mit seiner Herrlichkeit!
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Sozialdemokratischer Kämmerer.
Gegen Kapitän Ehrhardt schwebte befanntlich ein Verfahren wegen Hochverrats vor dem Staatsgerichtshof. Auf Antrag des Verteidigers Ehrhardts, Rechtsanwalt Dr. LuetgebruneGöttingen, hatte sich der Staatsgerichthof seinerzeit entschlossen, zugleich mit dem Hochverratsverfahren auch über die Anflage gegen Ehrhardt wegen Meineids und Anstiftung der Prin zessin Hohenlohe zum Meineid zu verhandeln. Ferner sollte mit diesem Verfahren auch der Prozeß gegen den Leutnant Liedig, der der Prinzessin Hohenlohe bei ihrer falschen Aussage vor dem Untersuchungsrichter durch Rat behilflich gewesen sein soll, und gegen den Geh. Hofrat Prof. Dr. Schloesser- München , der Ehrhardt wiederholt durch Beherbergung begünstigt hatte, verbunden werden. Auf Grund der Reichsamnestie vom 17. August 1925 hatte der Staatsgerichtshof die Verfahren gegen Liedig und Schloesser eingestellt, weil ihre Straftaten mit dem Hochverrate Ehrhardts im Busammenhang standen, ferner vor dem 1. Oftober 1925 begangen waren und irgend welche Ausnahmen von der Amnestie zu diesen Bezüglich Ehrhardts hatte der Staatsge Fällen nicht vorlagen. richtshof das Verfahren wegen Hochverrats eingestellt. Wegen des eigenen Meineids Ehrhardts und seiner Anstiftung der Prinzessin zum Meineid hatte der Staatsgerichtshof zwar angenommen, daß diese Taten mit dem Hochperrat im Zusammenhang standen, daß fie ferner vor dem 1. Oftober 1923 begangen waren, also grundsäßlich unter die Amnestie fielen. Trotzdem fonnten diese Berfahren Bombenexplofion bei der Nationalfeier. aber nicht eingestellt werden, da der Meineid bzw. bie AnBielleicht zur selben Zeit, wo gestern die Berliner Rundfuntstiftung dazu nicht aus politischen Gründen erfolgte, sondern um fich der Strafe zu entziehen, also aus Eigennuß von Ehrhardt teilnehmer anläßlich des merikanischen Staatsfeiertags eine An begangen war. Infolgedessen wird sich Ehrhardt vor dem Staatssprache und zwei Nationallieder dieses fernen republikanischen Volkes gerichtshof noch wegen Meineids und Anstiftung zum Meineid zu hörten, ist der in Deutschland wohlbekannten Präsident Calles verantworten haben, vorausgesetzt, daß er nach Deutschland zurüd wieder einem Anschlag entgangen. Als er im Stadion von Meritofehrt und sich dem Gerichte stellt. City erschien, sprang ein unbefannter Mann von der Galerie. Beim Aufsprung auf den Boden erfolgte eine Explosion, wobei der Mann in Stüde gerissen wurde. Der Präsident blieb unverlegt.
Das Spiel geht also weiter. Die Gerichte stellen wieder einmal fest, daß Ehrhardt ein gemeiner Berbrecher ist, der ins 3uchthaus gehört, aber er bleibt weiter unauffindbar.
Krach am Richtertag.
Der wildgewordene Müller- Meiningen . Der 6. deutsche Richtertag in Augsburg scheint nach der ruhigen und gemessenen Einleitung durch den Vortrag des volts. parteilichen Reichstagsabgeordneten Dr. Wunderlich immer mehr ins deutschnational- völkische Fahrwasser abzu gleiten. Trotzdem sich die Leitung der Tagung sehr zum Leidwesen des„ Lokalanzeiger"-Sonderkorrespondenten alle Mühe gab, nach dem wohltemperierten Bortrag und nach
mehr ist, als nackte Beene und womöglich auch sonst noch allerhand Nacktes".
Bille geht gern aus und es ist ihm sehr schlimm, daß er nicht mehr so tann, wie er will. Der jegt 67% jährige( im Januar wird er 68) ist besonders in lezter Beit infolge verschiedener Krankheiten fehr abgemagert und geschwächt. Jd möchte ja jerne ausjehn, aber id tomme nich mehr übern Damm".
Unter anderem fommen wir auch auf die Not der Künstler zu sprechen. Bille beflagt sich bitter darüber, daß die Stadt für den Ankauf einer antiken Statue eine halbe Million Mart ausgeben will, für die lebenden Künstler, die doch zum größten Teil Hunger leiden, aber ablaufen soll man ihnen doch etwas". aber nichts übrig hat. Sie wollen ja gar nichts geschenkt haben,
Bon seinen Spatzen erzählt der Meister, die er regelmäßig füttert und die ihn ganz genau tennen. Dat is'ne Blaje. Aufrecht mäßige Art, mit Pferdeäppel und so, können die fich gar nicht mehr ernähren. Und schlau sind die Biefter. Sie haben immer einen Horch posten ausgestellt, der, wenn ich rangehe und mein Signal pfeife, megfliegt und die anderen ranholt. Dann fressen sie soviel von den geweichten Semmeln, daß sie ordentlich dicke Bäuche bekommen und Lächeln, wenn er von seinen Spazen spricht und die ganze Liebe, die gar nicht mehr richtig fliegen können". Sein Geficht überfliegt ein er auch für den fünften Stand" hat, liest man aus seinem gütigen alten Geficht.
Auf die Not der Zeit tommen wir zu sprechen, auf Teuerung, Hunger und Vergnügungssucht. Genau so, wie nach 1870 wäre es, sagt 3ille. Da tonnten die Leute auch nicht genug bekommen von Bergnügungen und dergleichen. Von Gründern und Gründungen erzählt der Meister, denn er hat die Zeiten ja miterlebt als junger
Bursche.
Doch jetzt ist's Zeit für die Spaßen. Der Meister hatte zur Stadt gemußt und da hatten sie erst einmal was gehabt. Ich verabschiede mich von ihm, der mich noch freundlich bis zur Tür geleitet, und mir mit einem„ Auf Wiedersehn" die Hand schüttelt.
Rudolf Böffer.
Das Jubiläum des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg . Nach einem internen Festakt am Vormittag folgte Dienstag abend vor einem freudig gestimmten Publikum der offizielle Jubiläums abend des Deutschen Schauspielhauses . Das Programm eröffnete ein szenischer Prolog Flamme" von Eduard Stucken , in dem drei alte Kämpen des Hauses, Franziska Ellmenreich , Robert Nhil und Karl Wagner, der großen Bergangenheit huldigten. Es folgte eine von Otto Zoff zu diesem Tage geschaffene heitere Stegreiffomödie". Den Abschluß machte eine Heimarbeit der Dichtergilde des Deutschen Schauspielhauses "," Improvisation im September". Unter den Be teiligten befanden sich Geheimrat Mag Grube, der dritte Intendant Brahm und Martha Hachmann Zipser . Der nicht endenwollende der Bühne, und die beiden neuernannten Ehrenmitglieder, Ludwig Beifall war von großer Herzlichkeit. Am fommenden Sonntag er reicht die Jubiläumswoche mit der Uraufführung des neuen Stüds Gerhart Hauptmanns Beland ihr Ende,
Frankfurt a. M., 16. September. ( Mtb.) Zum Kämmerer der Stadt Frantfurt a. M. wurde gestern der Bürgermeister[ ch aus Höchst mit 38 gegen 21 Stimmen gewählt.
Attentat auf Calles.
Es wird allgemein angenommen, daß dieser sonderbare Attentäter eine Bombe bei sich trug, die beim Aufschlag auf den Boden explodierte.
Präsident Calles hat seinerzeit Deutschland besucht und hier recht offen seiner sozialistischen Gesinnung Ausdrud gegeben. Wir beglückwünschen ihn zu seiner Rettung.
belastende Materialien" beschlagnahmt. Diese neuen Verfolgungen In Muffolinien werden jegt täglich Kommunisten verhaftet und hindern Moskau nicht, zwei Torpedoboote der Schwarzmeerflotte nach Italien zu schicken, um den Besuch italienischer Kriegsschiffe in Leningrad zu erwidern.
Methusalems im Reich der Regenschirme. Wie alt wird ein Regenschirm? Das Problem ist nun aufgeworfen und wird von den angelsächsischen Blättern diesseits und jenseits des großen Teiches mit der Gründlichkeit, die die Sache fordert, erörtert. Zunächst tamen. die Amerikaner mit ihrem Reford von 45 Jahren, die Mister Ackerman aus Plainfield , New Jersey , infolge einer Wette aufgestellt hatte. Der Reford wird jetzt glänzend geschlagen von einer Engländerin, die fich in der Londoner Presse meldet und auf ihren Regenschirm hinweist, der ihr 61 Jahre treue Dienste geleistet hat. Sie schreibt aus Knebworth in Hertshire, daß ihr Regenschirm ein Hochzeitsgeschent im Jahre 1864 gewesen ist und daß sie nie einen andern Schirm benugt hat. Er ist zweimal neu bezogen, und ihre Initialen am Griff find faft unleferlich geworden, aber niemals iſt
ihm eine Rippe gebrochen oder hat er sonst einen ernsteren Schaden ftammt, hat er noch immer eine graziöse Form.... Eine andere davongetragen. Obwohl er aus dem Bittorianischen Zeitalter" Engländerin fann zwar mit diesem Regenschirm- Methusalem nicht mit, aber den amerikanischen Reford hat sie doch geschlagen, denn ihr Regenschirm ist 46 Jahre alt, hat noch immer den Originalstot und-rahmen, und ist erst im vorigen Jahre neu bezogen worden. Eine andere Art Reford stellt ein Bürger der Geburtsstadt Shakepeares, Mister Bladon auf, der seinen Schirm feit 55 Jahren befigt, nachdem er ihn fünfmal verloren und fünfmal wiederbe
tommen hat....
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Roald Amundsen hält am Donnerstag im Großen Schauspielhaus um 9 Uhr abends seinen Bortrag mit Lichtbildern über den Bolarflug bom Mai/ Juni.
Gerhart Hauptmann eröffnet am Mittwoch, den 7. Dltober 1925, im Blenarjaal des Herrenhauses bie diesjährigen Dichterabende des Ber. bandes deutscher Eraäbler mit einer Vorlesung aus seinen übernommen: Hermann Stehr für den 9. Dez.. Jakob Schaffner für den Berlen. Der Kartenverkauf hat begonnen. Die folgenden Abende baben
18. Jan. und Jakob Wassermann für den 14. Mara( Reichstag ). Noch nicht festgelegt sind die Termine der Vorträge von Heinrich Mann und Arthur Schnitzler .
Das Philharmonische Orchester veranstaltet unter Leitung von Dite Marienhagen in der Singalademie am Donnerstag, dem 17. September, abends 8 Uhr, ein städtisches Bollsfonzert mit folgendem Programm: Borſpiel zu Die Meistersinger von Nürnberg ", R. Bagner; Konzert D.Dur op. 85 für Bioline mit Begleitung des Drchesters, P. Tschaikoweth; Sinfonie Nr. 4, E- Moll, J. Brahms . Eintritt 40 Bi. Brogramm 10 Pf.
Druckfehler. Das im Morgenblatt in dem Bericht über den Besuch des französischen Kultusministers erwähnte Institut, zu dessen Einweihurg Deutschland eingeladen wird, heißt:„ Institut international de cooperation
intellectuelle".
Der Operettenfomponift Ceo Fall ist nach kurzer, schwerer Rrankheit vergangene Nacht in Wien gestorben.
Eine neue Volfsbücherei in Leipzig . Am 17. September wird in Leipzig eine neue große städtische Bücherhalle eröffnet werden. Bugleich werden der Deutschen Zentralstelle für vollstümlices Büchereiwesen neue ausgedehnte Räume zur Verfügung gestellt. Damit wird die deutsche Bollsbildungsarbeit einen neuen fräftigen Antrieb erfahren. Der Ei öffnungsfeier werden eine Reihe führender Bollsbibliothekare aus dem Reiche und aus Deutschösterreich und Deutschböhmen, ferner Bertreter von Bollsbildungs- und Kulturorganisationen und von Regierungen und Be hörben beiwohnen.